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Münsterisches Intelligenzblatt

BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN

Universitäts- und Landesbibliothek Münster

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź, M.A. (2025), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vorläufer

Wilhelm Aschendorff (1696-1768) übernahm 1720 die Buchhandlung mit eigenem Verlag von seinem 1718 verstorbenen Vater Wilhelm Aschendorff, durfte aber als Buchbinder keine eigene Druckerpresse besitzen. Dies hinderte ihn nicht daran, die wöchentlich erscheinende Zeitung „Münsterische Staats-Relation, Derer neuesten Europäischen Nachrichten und Begebenheiten“ 1749 herauszugeben, die nach einem Jahr bereits einging. Sein Sohn Anton Wilhelm Aschendorff (1735-1804) stieg 1758 in das Familienunternehmen ein.

Münsterisches Intelligenzblatt

Geschichte und Entwicklung

Anton Wilhelm Aschendorff hatte bereits ein Jahr nach dem Kauf der Nagelschen Druckerei die Genehmigung zur Herausgabe eines Intelligenzblatts bekommen. Das Münsterische Intelligenzblatt erschien erstmals am 22. April 1763 im Verlag Aschendorff in Münster. In dieser Zeit hatte Münster mit den Auswirkungen des Siebenjährigen Krieges zu kämpfen, der zu wirtschaftlichen und Bevölkerungsverlusten führte. Während der Belagerungen erlitt die Stadt starke Schäden, denn mit der Unterstützung der Kaiserin Maria Theresia stellte sich Münster auf die Seite des von Preußen zum Feind erklärten Österreichs.

Da bereits Aschendorffs Konkurrent, der Druckereibesitzer Josef Koerdinck, die Genehmigung zur Veröffentlichung landesherrlicher Angelegenheiten erhalten hatte, achtete dieser genau auf den Inhalt des Münsterischen Intelligenzblattes. Schon bald legte dieser Beschwerde gegen Aschendorff ein und verwies auf sein Privileg amtliche Verkündungen zu drucken.

1784 wurde dem Intelligenzblatt auf Anweisung der Hofkammer das „Münsterische Gemeinnützliche Wochenblatt“ beigelegt.

1804 ging das Herausgaberecht des „Münsterischen Intelligenzblattes“ an das Oberpostamt, nachdem Westfalen und somit auch Münster Preußen zugesprochen wurden. Im Gegenzug wurde ihm eine Pension zugesichert, stattdessen verlangte er, dass der Druck bei ihm und später bei seinem Enkel verblieb. Fortan prangte der preußische Adler im Zeitungskopf. 1804 starb Anton Wilhelm Aschendorff und seine Witwe führte bis 1809 die Geschäfte. Sein Enkel Johann Hermann Hüffer (1784-1855) übernahm das Unternehmen, in dem er bereits seit 1799 tätig war. Das Intelligenzblatt war zwei Jahre dem Königlichen Generalpostamt in Berlin unterstellt. 1812 bis 1815 fiel die Zeitung wieder in den Besitz der Aschendorffschen Familie und erschien unter französischer Zensur als „Feuille d’affiches, annoncecs et avis divers de Munter. Münsterisches Intelligenzblatt“ zweisprachig in größerem Format. Im Impressum wurde vermerkt: „Munster, de l’imprimerie de Huffer-Aschendorff“ (sinngemäß: gedruckt bei Hüffer-Aschendorff). Die kurze Besatzungszeit durch Russland tangierte das „Münsterische Intelligenzblatt“ augenscheinlich kaum. Als Münster wieder dem Königreich Preußen zugeteilt wurde, wurde auch das Intelligenzblatt wieder vom Königlichen Generalpostamt verwaltet.

Zum 17. März 1848 wurden die Zensur der Presse und der Intelligenzzwang aufgehoben und das „Münsterische Intelligenzblatt“ 1849 eingestellt.

Titel:

  • Münsterisches Intelligenz-Blatt. Mit Ihrer Churfürstl. Gnaden zu Cölln gnädigstem Privilegio (nachfolgend Wappen der jeweils regierenden Fürstbischöfe)
  • 1768 mit abgewandeltem Zeitungskopf, unterzeichnet von „h. strübel“. Der Titel wird in die Grafik integriert
  • 1784: Münsterisches Intelligenzblatt. Mit Kuhrfürstlich gnädigstem Privilegio (Neues Wappen)
  • 1801: Münsterisches Intelligenzblatt. Mit Bewilligung des Regierenden Domkapitels (Neues Wappen)
  • August 1802: Münsterisches Intelligenzblatt. (Mit preußischem Adler)
  • Oktober 1806: Münsterisches Intelligenzblatt (Ohne Grafik oder Wappen)
  • 1812: Feuille d’affiches, annonces et avis divers de Munster. Münsterisches Intelligenzblatt

Inhalte und politische Ausrichtung

Amtliche und gerichtliche Bekanntmachungen, Anzeigen, politische Nachrichten aus der Welt. Später auch Wechselkurse und Fremdenblatt.

Die Machtkämpfe zwischen Frankreich und Preußen 1806 bis 1813 lassen sich im „Münsterischen Intelligenzblatt“ nachverfolgen, so zum Beispiel in der Extra-Beilage vom 6. November 1813, in der die Befreiung Münsters durch die russische Armee verkündet wurde.

katholische Ausrichtung

Periodizität, Format und Auflage

1763 erschien die Zeitung zunächst mit vier zweispaltige Seiten im Quartformat, zwei mal wöchentlich dienstags und freitags.

Mit Übernahme des Intelligenzblattes erschien es nur noch einmal wöchentlich mit bis zu 12 einspaltigen Seiten. 1815 zwei mal Wöchentlich, ab Juli 1830 drei mal wöchentlich, ab Oktober 1842 täglich.

Auflage:

  • 1763 etwas mehr als 1.000 Exemplare
  • 1805 1.400 Exemplare
  • 1808 1.200 Exemplare
  • 1810 850 Exemplare
  • 1813 350 Exemplare
  • 1814 900 Exemplare
  • 1828 1.000 Exemplare
  • 1831 900 Exemplare
  • 1837 600 Exemplare
  • 1845 300 Exemplare

Beilagen

Münsterisches Gemeinnützliches Wochenblatt (1781-1804, nur als „Beylage“ bezeichnet) mit volksaufklärerischem Charakter. Unter den Autoren befanden sich katholische Geistliche. Lehrhafte Erzählungen.
Zuvor wurden bei Bedarf Erweiterungen des redaktionellen Teils beigelegt.

Konkurrenzblätter

Westfälischer Merkur

Nachfolger

1852 Münsterischer Anzeiger, hrsg. v. Eduard Hüffer

Literatur und Quellen