Westfälischer Merkur

Bestandhaltende Institutionen

Stadtarchiv Münster und Institut für Zeitungsforschung Dortmund

Beschreibung verfasst von

Anja Gussek (2020), Stadtarchiv Münster, und Laura Vennmann (2025), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Westfälischer Merkur (1822-1929)

Geschichte und Entwicklung

verfasst von Anja Gussek (2020), Stadtarchiv Münster

Am 8. November 1821 richtete der Buchhändler und -drucker Joseph Coppenrath ein Gesuch an den preußischen Innenminister, die Herausgabe einer Zeitung zu gestatten. Das inhaltliche Konzept sah vor allem politische, literarische und wirtschaftliche Nachrichten vor. Die Zeitung erschien anfangs zweimal pro Woche. Oberpräsident Ludwig Freiherr von Vincke unterstützte das Gesuch Coppenraths, Münster benötige auf Grund seiner herausgehobenen Stellung als Provinzialhauptstadt eine Zeitung.

Die preußische Staatsregierung genehmigte den Antrag, da man sich erhoffte, durch „geschickte Auswahl der Meldungen das dem preußischen Regiment ablehnend gegenüberstehende Honoratiorenbürgertum für sich gewinnen“ zu können. Die erste Ausgabe erschien am 2. April 1822. Die preußische Regierung in Münster bestellte noch vor dem Erscheinen der ersten Ausgabe einen Zensor, damit der Verleger keine kritischen Beiträge einstellen konnte.

Die Coppenrathsche Buchhandlung behielt Verlag und Druck bis zum 1. Februar 1871 bei. In den ersten zwanzig Jahren entwickelte sich das Blatt zu einer der meistgelesenen Zeitungen im katholischen Westfalen und vertrat im gesamten Zeitraum seines Erscheinens katholische Interessen. Während des Kulturkampfes erwuchsen aus dieser Haltung finanzielle Schwierigkeiten und personelle Probleme, da kritische Redakteure mehrmals verhaftet wurden. Gerade in dieser Zeit hatte der Merkur aber auch seine größte Bedeutung und konnte seinen Leserkreis erweitern.

Ab der Ausgabe Nr. 104 bekam die Zeitung mit Kaplan Karl Boeddinghaus einen neuen Besitzer, der zeitweise den Verlag bis Ende 1882 selbst übernahm. Mit dem 1. Januar 1883 ging der Verlag in eine Aktiengesellschaft über, die eigens zu diesem Zwecke gegründet wurde. Vom 4. Quartal 1887 an erschien regelmäßig eine zweite Abendausgabe. Nach 108 Jahrgängen führte eine allgemeine Wirtschaftskrise das Ende des Westfälischen Merkurs im Dezember 1929 herbei.

Beilage

Kreisblatt für das Münsterland (1849-1862)

verfasst von Laura Vennmann (2025), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Vorgänger: Unterhaltungsblatt für Stadt und Land (1824-1849)

Vorgänger des „Kreisblatts für das Münsterland“ war das „Unterhaltungsblatt für Stadt und Land“, welches ab 1824 im „Westfälischen Merkur“ erschien und 1849 in „Kreisblatt für das Münsterland“ umbenannt wurde. Inhalt des Vorgängers waren Legenden, Erzählungen mit exotischem Hintergrund, Originalnovellen, Gedichte von lokalen Autoren, Rätsel sowie Anekdoten. Es erlangte keine literarische Bedeutung, obwohl vereinzelt Beiträge von Persönlichkeiten erschienen waren, die später namhaft waren. Dazu gehörten die westfälische Autorin Luise von Bornstedt, der bekannte Publizist Robert Blum und der Journalist und Feuilletonschriftsteller Levin Schücking. Nach seiner Namensänderung änderte sich der Inhalt insoweit, dass es nun meist gemeinnützige Mitteilungen enthielt und weniger literarischen Inhalt.

Geschichte und Entwicklung

Das erste Mal namentlich erwähnt wird das „Kreisblatt für das Münsterland“ am 2. Januar 1849 im Kopf des „Westfälischen Merkur“ als wiederkehrende Gratisbeilage, die mittwochs und sonntags beigefügt sein soll. Die letzte Ausgabe erschien am 28. September 1862. Das Blatt erschien in Münster. Für Druck und Verlag verantwortlich war die Coppenrathsche Buch- und Kunsthandlung. Herausgeber war F. Coppenrath.

Der „Westfälische Merkur“ selbst war eine der meistgelesenen Zeitungen in Westfalen und vertrat während des gesamten Erscheinens rein katholische Interessen. Sie war von Anfang an einem von der preußischen Regierung engagierten Zensor unterlegen, der das Veröffentlichen kritischer Beiträge regulierte. Sie fiel einer allgemeinen Wirtschaftskrise 1929 zum Opfer.

Am 1. Oktober 1862 veränderte der „Westfälische Merkur“ sein Erscheinungsbild und strich mit diesem Tag auch das Kreisblatt als Beilage. Im Oktober 1862 erschien im „Westfälischen Merkur“ außerdem wieder ein Feuilleton-Teil, welcher zuvor aus dem Inhalt der Zeitung gestrichen worden war. Dieser enthielt Memoiren, Erzählungen, aus beliebten Sammlungen entnommene Kriminalnovellen, Übersetzungen ausländischer Literaturerzeugnisse, Berichte über musikalische Darbietungen in Münster oder Mitteilungen aus dem literarischen Leben. Daher lässt sich vermuten, dass das Kreisblatt aufgrund der Wiedereinführung des Feuilletons gestrichen wurde.

Inhalte und politische Ausrichtung

Das Blatt war in verschiedene Rubriken eingeteilt. Es gab unter der Rubrik „Unterhaltendes“ verschiedene Erzählungen, Kurzgeschichten oder Romanauszüge, auch von internationalen Schauplätzen. Unter „Miscellen“ waren kurze Texte unterschiedlichen Inhalts zu finden, zum Beispiel Auszüge aus internationaler Literatur, Charaden, Rätsel, Gedichte oder Liedtexte. Unter „Gemeinnütziges“ waren landwirtschaftliche oder wirtschaftliche Kurznachrichten verortet. Die Rubrik „Gewerbliches“ enthielt Handelsnachrichten und ökonomische Nachrichten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie den Börsenkurs der Staatspapiere und Aktien. Der Inhalt variierte leicht in den Ausgaben, so gab es nicht immer die Miszellen, sondern manchmal auch „Lokales und Provinzielles“ oder den „Lückenbüßer“.

Periodizität, Auflage und Format

Das „Kreisblatt für das Münsterland“ erschien in der Regel zwei Mal wöchentlich, mit wenigen Ausnahmen anfangs mittwochs und sonntags, später donnerstags und sonntags. Es bestand aus vier Seiten und wurde im Zweispaltendruck gedruckt.

Direkte Auflagenzahlen zum „Kreisblatt für das Münsterland“ gibt es nicht, doch lässt sich vermuten, dass sich diese in Relation zum „Westfälischen Merkur“ bewegten. Die Auflagen des „Westfälischen Merkurs“ lagen 1850 bei etwa 2.000, 1853 bei etwa 800 und 1862 wieder bei etwa 2.000.

Weitere Beilagen

Weitere Beilagen des Westfälischen Merkur (und Vorgänger) waren das „Unterhaltungsblatt“ sowie das „Unterhaltungsblatt für Stadt und Land“.

Literatur

  • Massenkeil, Joseph. (1914). Der Westfälische Merkur. Ein Beitrag zur Geschichte des westfälischen Zeitungswesens.
  • Warnecke, Theodor. (1934). „Erinnerungen an den Westfälischen Merkur“, unveröff. Schrift.
  • Wuttig. (1850, 1853, 1862). Deutscher Zeitungs-Katalog : Verzeichnis d. in d. dt. Sprache ersch. periodischen Schriften m. Einschluß d. politischen Zeitungen, der Tage-, Wochen- u. Intelligenzblätter. Leipzig.