Erscheint wochentäglich zweimal, außerdem an Conntagen einmal. Monatl. Bezugsgebühr 76 Pfennig, durch die Post bezogen vierteljährlich .60 Mark. Anzeigengebühren: 25 Pfennig für die einspaltige Kolonelzeils. Annahmeschluß von Inseraten abends 6 Uhr Hauptgeschäftsstelle. Redaktion and Druckerei: Karlstraßze Nr. 6. Fernsprechen: Nr. 181. 530 u. 816. Auf Anruf einer dieser brei Nr. meldet sich die Betriebs=Zeutrale, welcht die Verbindung mit den einzelnen Geschäftsabteilungen herstellt. Berliner Bureau:"
stellt.
16. Fernipr. Amt 4
edri
E 1
Täglich 2 Nusgaben Anzeiger und Handelsblatt Täglich 2 Ausgaben
Unabhängiges Organ für nationale Politik. verbunden mit der
Westfälischen Allgemeinen Zeitung
„... Amtliches Kreisblatt für den Stadt= und Landkreis Dortmund
Gratisbeilagen:„Die Sonntagspost“(Ilustriertes Unterhaltungsblatt). Mittwochs„Mußestunden“
Verantwortlich: Für Polttik and den übrigen, nicht besonders bezeichneten Teil m Debis. für Feutlleion, Wissenschaft und Kunst: J. a Wildenrodt: für Inserate und Reklamen H. Grävinghoff. sämtlich in Dormand.###h Druck und Verlag: C. 8. Krüger, G. mn b.., Dorimund PTdddn Für Aufbewahrung und Rücksendung unverlangt eingesandter Manuskripte. sowie für die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Glätzen wird keine Verantwortung übernommen Ersüllungsorl Dormund.
Hierzu ein 2. und 3. Blatt,
sowie das illustrierte Unterhaltungsblatt „Die Sonntagspost“. Nr. 48.
Kleine Chronik.
Der Kaiser wird während seines Aufenthaltes in Kiel den Probe= und Versuchsfahrten des Untersee= und Tauchbootes„O. 1" beiwohnen.
*
Ein englisches Geschwader wird dem nächst die holländischen Hafen in Niederländisch Indien besuchen.
Mehrere spanische Blätter deuten an, Raisuli werde von Deutschland in seinem Ver halten heimlich unterstützt.
Das russische Reiter=Regiment„Kaiser Alexander III., das sich wiederholt grober Insubordination schuldig machte, wurde nach Sibirien verbannt.
Nach Meldungen aus Petersburg sind in den letzten drei Monaten ca. 30 Tausend Revolutionäre nach Sibirien verbannt worden. Wöchentlich passieren vier Gefangenentrans vorte die sibirische Grenzstadt Tscheljabinsk.
*
Trotz der wiederholten Versicherungen der Behörden nimmt die Tätigkeit der„Schwarzen Hundert“ in Kischinew, Benderew und anderen Städten einen bedrohlichen Charak= ter an.
Sozialdemokratie und Arbeiterinteressen.
Mit dem ständigen Anwachsen der sozialdemokratischen Gewerkschaften und Parteiorganisationen hat das Talent der Herren Führer, die Interessen dieser Massen nun auch wirklich vertreten zu können, nicht Schritt gehalten. Der gewaltige Erfolg, den ihre systematische Arbeiterverhetzung zeitigte, ist ihnen zu Kopfe gestiegen und erzeugt langsam, aber sicher jene Krankheit, die man mit dem Namen„Größenwahn" bezeichnet. Daß unsere Arbeiter nur ganz selten aus sich selbst heraus zum Streik drängen, ist durch die Entstehung und den Verlauf einer ganzen Anzahl von Streiks unwiderleglich bewiesen. Daß die sozialdemokratischen Agitatoren aber die Arbeiter oft mit den skrupellosesten Mitteln— unbekümmert um die schweren Folgen, die dadurch über Tausende und Abertausende heraufbeschworen werden— in den Streik treiben oder doch wenigstens zu treiben versuchen, das haben grad wir im Ruhrgebiet nur zu oft erlebt. Ein Ausspruch des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Bömelburg, „unseres" Abgeordneten, der zugleich Vorsitzender des Maurerverbandes ist, zeigt deutlich, daß es den Sozialdemokraten gar nicht darum zu tun ist, die Interessen unserer Arbeiter zu vertreten, daß sie im Gegenteil unfähig sind, mit dem Arbeiter zu denken und zu fühlen. Es kann der Arbeiterschaft nicht oft genug gesagt werden, daß sie von diesen Leuten immer nur als Stimmvieh mißbraucht wird, oder bedeutet es
sich noch als Vertreter von Arbeiterinteressen gerieren, wenn er in wegwerfender, verächtlicher Weise von der„Ehre des Arbeiters“ spricht, wie es der Direktor der„Vorwärts“=Druckerei,„Genosse“ Fischer, getan hat?—„Achwas, persönliche Ehre des Arbeirern...!“, so lautete seine Antwort auf eine Beschwerde„seiner“ Setzer über inhumane Behandlung. Muß nicht jeden ehrliebenden Arbeiter ein Gefühl des tiefsten Abscheus überkommen, wenn er seinen Stand besudelt sieht von einem Mann, der früher— freilich „lang, lang ist’s her“— selbst diesem Stande angehört hat?
Vor kurzem empfahl man der Wählerschaft des zweiten Berliner Reichstagswahlkreises den „Schriftsever“ Richard Fischer als den einzig wahren Kandidaten zur Vertretung der Arbeiterinteressen im Reichstage. Die Arbeiter glaubten diesen Versprechungen und übergaben eines der höchsten Ehrenämter, die das deutsche Volk zu vergeben hat, einem Manne, der hinterher die Ehre des ganzen Arbeiterstandes und damit auch die seiner Wähler in der niedrigsten Weise mit Füßen tritt. Wie würde wohl die ganze sozialdemokratische Presse aufheulen, wenn der Abgeordnete einer bürgerlichen Partei sich soweit vergessen könnte! Hier aber herrscht Ruhe über den Wassern; kein sozialdemokratischer Redakteur wagt es, dem allgewaltigen„Direktor“ auch nur ein Wort des Tadels zu sagen und die ganze Gewerkschaftspresse hüllt sich— was sehr bezeichnend ist— ebenfalls in tiefstes Schweigen. Um ein solches Verhalten gebührend zu kennzeichnen, fehlt uns der parlamentarische Ausdruck; wir müssen es jedem unserer Leser überlassen, das passende Wort dafür selbst zu finden Die deutschen Arbeiter aber fragen wir, ob sie noch lange gewillt sind, sich derartige Führer gefallen zu lassen, Führer, die es sehr wohl verstehen, ihre eigenen Interessen wahrzunehmen— suggerieren sie doch den Versammelten auch den ihnen genehmen Beschluß über Gehaltserhöhungen(das müssen wir alle Tage machen, sagt Bömelburg)— die aber hinter verschlossenen Türen über den guten dummen deutschen Arbeiter lachen, der mit seinem sauer verdienten Lohne die Parteikassen füllt, um hinterher noch seine Ehre mit Kot beworfen zu sehen.
Zur Besserstellung
der deutschen Unteroffiziere.
Die Heeresverwaltung hat jetzt begonnen, die im letztjährigen Heeresetat für die Besserstellung der Unteroffiziere ausgeworfenen Mittel zu verwenden und die im Etat ausgesprochenen Leitsätze n die Tat umzusetzen. Nach dem Etat sollte vom Oktober 1906 ab die finanzielle Aufbesserung der Unteroffiziere einsetzen. Es war vorgesehen, daß nach neun Dienstjahren alle Unteroffiziere das Diensteinkommen des Vizefeldwebels, nach 5½ Jahren dasjenige eines Sergeanten erhalten, auch wenn zu diesem Zeitpunkte etatsmäßige Stelen nicht frei sind. Diese Zugeständnisse hat man erst nach langen Kämpfen gemacht, als man wahrnahm, daß der Ersatz an Kapitulanten immer geringer ausfiel und tüchtige Unteroffiziere vorzeitig ausschieden, um in anderen Berufen ein an
etwas anderes, wenn Herr Bömelburg sagt:„Wir gemessenes Auskommen zu finden. Diese Aufbesmüßten doch traurige Kerle sein, wenn wir in den serung genügt aber immer noch nicht. um ein Versammlungen nicht den Beschluß herbeiführen dienstfreudiges Unteroffizierkorps zu schaffen
ronnter, den wir, ür,richtig halten; das müssen Der Sergeant, meistens ein Mann vo. 26 bis 28
wir alle Tage machen.“— Oder kann ein Mann Jahren, erhält neben freier Station und Woh
nung(die Stube teilt er mit drei bis vier Kamera. den) monatlich durchschnittlich 35 Mark Löhnung. Essen und Wohnung ist monatlich mit 40 Mark in Anschlag zu bringen, so daß er rund 75 Mark als Entgelt erhält. Mit 34 Mark kann er, wenn er heiraten will, keine Familie erhalten, auch wenn er freie Kasernenwohnung erhält, die meistens nur aus Stube, Kammer und Küche besteht. Will er also heiraten, so muß er entweder eine Frau mit Geld heiraten oder den Dienst quittieren. Erhält er auch nur eine Stellung als Schutzmann so steht er sich mit 120 Mark monatlich doch besser namentlich wenn er berücksichtigt, daß nach zwölfjähriger Dienstzeit er eine bedeutend besser do tierte Stellung auch nicht erhält. Aus diesem Grunde ist die Flucht der Unteroffiziere aus dem Militärberuf zu verstehen. Die Heeresverwaltung sieht diese Mängel auch ein, kann aber aus Mangel an Mitteln nicht helfen. Sie greift jetzt zu dem Auswege, daß sie die Verbesserung der Unterkunftsverhältnisse ins Auge gefaßt hat, aber auch dies dürfte nicht allzu viel helfen, wenn die Gehälter nicht steigen. Es sind in Aussicht genommen die Vermehrng und Vergrößerung der Familienwohnungen, die Unterbringung sämtlicher Unteroffiziere auf besonderen Stuben(nicht mehr in Verschlägen in den Mannschaftsstuben), die Vergrößerung der Unteroffizierspeiseanstalten und die Erhöhung der Gebühr an Feuerungsmaterialien für die Familienwohnungen. Dies alles ist gut, aber nicht genügend. Während man heutzutage für die Arbeiter sich betreffs Besserstellung derselben in finanzieller Hinsicht, betreffs Unfallfürsorgevorschriften überbietet, tut man für das Unterofftzierkorps, auf dem die ganze Stärke des Héeres basiert, nur wenig und fördert damit die Unzufriedenheit in diesem immer mehr. Die Wünsche, die man im deutschen Unteroffizierkorps hegt, sind sehr bescheiden. Man will nicht Einführung achtstündiger Arbeitszeit, die jetzt bis zu 16 Stunden währt, man will nur Entlastung von gewissen Dienstzweigen, denen auch ein Gefreiter obliegen kann, so daß der Unteroffizier für seine Weiterbildung 3 bis 4 Stunden täglich frei ist, dazu gehört das Führen einer Korporalschaft durch ältere Unteroffiziere, die dadurch den ganzen Tag beschäftigt werden. Man wünscht weiter auskömmliche freie Station(nicht nur Kaffee und Mittagessen, sondern auch Frühstück und Abendbrot, die jetzt von der Löhnung bestritten werden müssen und so schon ½ derselben aufzehren), man wünscht schließlich ein monatliches Gehalt von minbestens 30 Mark beim Unteroffizier, bis 100 Mark beim etatsmäßigen Feldwebel, so daß dem jungen Unteroffizier bei vollständiger freier Verpflegung täglich 1 Mark zur Verfügung steht. Schließlich wäre es auch angebracht, statt der Familienwohnungen lieber Wohnungsentschädigungen in ausreichender Weise zu zahlen für verheiratete Unteroffiziere, die dann außerhalb der Kaserne wohnen könnten. Erfüllt man diese Wünsche auch nur zur Hälfte, wird man über abnehmende Dienstfreudigkeit und Mangel an Ersatz nicht mehr klagen hören.
Zur politischen Hetze in ElsaßLothringen.
Im Reichstag wurde dieser Tage die Wahl
rer über den Gegenkandidaten Prinz Alexander von Hohenlohe anführte. Der Zentrumsabgeordnete Gröber versuchte in seiner Rede, die angeführten Behauptungen als unglaublich und lächerlich darzustellen. Er sagte u. a. nach dem stenographischen Bericht:„Es ist in dem Wahlprotest die Rede von einer angeblichen Einwirkung auf Frauen und Kinder. Ein Geistlicher soll die schauderhafte Behauptung aufgestellt haben, wenn Hohenlohe gewählt werde, gebe es Krieg, alle Katholiken müßten protestantisch werden und wenn sie das nicht täten, würde ihnen der Kopf abgehackt.(Heiterkeit.) Ich glaube, Herr v. Oertzen hat uns allen aus der Seele gesprochen, wenn er gesagt hat:„Das sind so unsinnige Behauptungen, daß man sich wirklich genieren muß, darüber Beweis zu erheben(Zustimmung.)" Nun, wenn die Abgeordneten Gröber und v. Oertzen solche Behauptungen ohne weiteres als„unsinnig“ abweisen, dann kennen sie eben nicht die Art priesterlicher Agitation im Reichsland. Wir wollen zum Beweis drei Sätzchen anführen, um zu zeigen, wie die Lothringer Zentrumspresse(es ist die von Bischof Benzler einst kirchlich geweihte „Lothringer Volksstimme“) agitiert: Gelegentlich des Kampfes um den Friedhof in Fameck schrieb das Blatt(am 8. Februar 1905):
„Das Volk merkt es, heute will man ihnen die Kirchhöfe nehmen, morgen die Schulen, übermorgen die Kirche, bis man uns aus dem Lande jagen wird.“
Am 18. Februar 1905:
„Katholiken Lothringens, merktihr bald, was unsere Gegner wollen?! Nach Euren Kirchhöfen will man Euch Eure Prozessionen nehmen, nach den Prozessionen Eure Schulen, nach den Schulen Eure Kirchen, nach den Kirchen Euren Glauben!“
Am Ende des 2. Quartals 1906 schrieb sie in einem Artikel, der vor dem Abonnement auf nichtklerikale Blätter warnen sollte:
(Wer das tut),„der unterstützt Leute, die, wer weiß woher, gekommen sind, damit sie ihr das ihnen die französischen Klosterstürmer gezeigt haben. Wenn die „ inder des Landes eines Tages mit dem Bündel in der Hand die Heimat der Väter verlassen müssen, dann haben wir mit dem Hohn auch noch den Dank unseres Hausfreundes von heute: der kirchenfeindlichen Presse.“
Ist von diesen gewiß„unsinnigen“, um nicht zu sa gen verleumderischen Behauptungen wirklich der Weg so weit zu den oben angeführten Bemerkungen eines Pfarrers vor seinen Schulkindern, denen er solche Gedanken à la„Lothrin
(ksst m, ett. o drastischer zurecht legte? Was sagen die Abgeordneten Gröber und v. Oertzen dazu??
Deutsches Reich.
Des Kaisers„Cave adsum!“
„Zukunft“ ist jüngst berichtet worden, daß seinerzeit der 25jährige Prinz Wilhelm(der
65. Jrigen Fürsten Bismarck sein Bild mit der Widmung:„Cave, adsum!“
schenkte.„Nimm dich in acht, ich bin dir nah!“
Anzahl seltsamer Neußerungen katholischer Pfar, befindet. In Wirklichkeit stammt das Bild erst
Merkspruch.
Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm.
Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen!
Was er erkennt, läßt sich ergreifen.
Goethe.
*
Gedenktage.
25. November.
1901 F Prof. con Rheinberger, bek. Komponist. 1870 Konvention von Baden, dessen Kontingent ein unmittelbarer Bestandteil des deutschen Heeres wird. 1865 f Heinrich Barth zu Berlin. He###rr Afrikaforscher, Entdecker des Binue. 1562* Lope de Vega zu Madrid. Bek. dram. Dichter. 1500 Columbus trifft in Ketten in Cadiz ein.
Der verlorene Sohn.
Roman von Th. H. Hall Caine.
90)(Nachdruck verboten.)
„Sie sind kürzlich nicht daheim gewesen, Herr Christiansson?“ fragte der Kapitän, der, während das Schiff auf offener See dahinschaukelte, seine lange Pfeife nach beendetem Mittagsmahl rauchte.
„Nicht ganz kürzlich, Kapitän.“
„Dann werden Sie vieles verändert finden,“ sagte der Kaufmann.
„Ohne Zweifel, ohne Zweifel.“
„Die neue Verfassung hat Wunder in Island bewirkt.“
„So, hat sie das?“
„Das Tauschhandelgeschäft ist ganz eingegan
en und die Barzahlung überall eingeführt, und Sie haben müssen, mein Herr! Oskar Stephenson! ann hat sich durch den Fischfang ein neuer Ge=[Er pflegte sich einzubilden, ein wenig auf Ihrem erotfnet.* 1 Gebiet zu leisten, er war aber heute hier und
morgen dort und hat während seines ganzen Lebens nur das eine Vernünftige getan, demselben ein Ende zu machen. Sie werden gehört haben, was sich zutrug— die Zeitungen machten alles bekannt.“
„Starb im Ausland, nicht wahr?“
„Erschoß sich in einer Spielhölle, mein Herr.“ „Der junge Taugenichts!“ sagte der Kavitän und nahm, um zu lachen, die Pfeise aus dem Mund.„Ich habe es ihm aber gegeben. Im Schiffsraum habe ich ihn auf seiner letzten Ueberfahrt von Island schlafen lassen.“
derziehend.„Alle haben durch die Veränderung gewonnen, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn Sie Ihre Angehörigen in viel besseren Verhältnissen wiederfänden, als Sie sie verließen — das heißt, wenn sie noch am Leben sind.“
#### enn sie nog al., Leben sind,“ sagte Christian Christiansson mit gesenkter Stimme und gesenkten Auges.
„Der alte Gouverneur versuchte der Veränderung entgegenzuwirken und verbrachte das Ende seiner Tage mit einem Schwert über seinem Haupte, armer Teufel.“
„Er war aber trotz alledem ein weiser, alter Mann, nicht wahr?“ fragte Christian Christiansson— sich kaum zu sprechen getrauend.
„Weise?“ sagte der Kaufmann mit verächtlichem Lippenkräuseln.„Kein Mensch ist weise, der nicht Rat annehmen will, und an Rat hat es ihm nicht gefehlt. Es waren aber seine eigenen Söhne, die ihm den Rest gaben.“
Christian Christiansson blickte zusammenfahrend auf.„O ja, gewiß seine Söhne, er hatte deren zwei, soviel ich mich erinnere. Was ist aus ihnen geworden?“
„Der eine lebt noch in Thingvellir.“
„Lebt noch, wirklich?“
„Ja, wenn Sie es leben nennen— bis über die Ohren in Schulden.“
In Schulden sagen Sie?“ .„Ist es immer gewesen und wird es immer bleiben. Was den anderen betrifft— Olaf, Eric — wie hieß er doch gleich?“
„War es Oskar?“ sagte Christian Christiansson mit stockender Stimme.
„Ja, Oskar war es— welch ein Gedächtnis
der Hau. ue swah ihm recht, dem Schurken,“ logte ausgeghungenen Pzeise saugenz. seiner
Es war unmöglich! Die Schuld, die an dem Namen Oskar Stephensons haftete, machte es Christian Christansson unmöglich, seine Identität
zu
schäftszweig eröffnet.
„So, ein neuer Geschäftszweig also?“
„Urteilen Sie selbst, mein Herr. Anstatt der alten offenen Boote haben wir sechzig Küstenfahrer, jeder mit zwanzig Mann Bemannung, die sechs Tage Entfernung hin und zurück auf die See hinausgehen.“
„Dann hatten die Leute, die zu sagen pflegten, daß der alte Geschäftsgang sich überlebt habe und der Reichtum Islands auf dem Meere zu suchen sei, schließlich doch recht?“
„Das hatten sie, mein Herr,“ sagte der Kaufmann, die Brust aufblähend und seine Weste nie
„Ein Schurke, war er das?“
„Er pflegte seine Frau braun und blau schlagen, Herr.“
„Seine Frau zu schlagen, sagen Sie?“
„Jedenfalls starb sie an seinen Mißhandlungen. Seinen Vater hat er ebenfalls getötet, und die Nacht, als er sich aus dem Staube machte, erbrach er des Gouverneurs Geldschrank und nahm alles mit sich.“
„Erbrach des Gouverneurs Geldschrank?“
„ So war es— der alte Mann starb als Bettler.“
„Als Bettler?“
„Hinterließ wenigstens keinen Pfennig, also läuft es auf dasselbe hinaus. Jedes Stück im Hause mußte an den neuen Minister verkauft werden.“
„Aver ist dies wahr?“
„Wahr genug, mein Herr. Alles kam bei der allgemeinen Wahl zutage. Der Gouverneur und der alte Faktor waren feindliche Kandidaten und plauderten ihre gegenseitige Familiengeheimnisse aus.“
„Und ist dies alles, was man sich in der Heimat über Oskar Stephenson erzählt?“
„ues? Nicht der zehnte Teil.“
„Dann muß ja sein bloßer Name in Island
schon verhaßt sein.“
„Verhaßt? Verflucht, Herr. Nicht, daß es irgend jemand um den alten Gouverneur leid getan hätte; er ist tot und dahin mitsamt dem veralteten System, das er aufrecht zu erhalten suchle, was aber seinen Sohn anbetrifff, so kann niemand schlecht genug von ihm sprechen.“
„So daß er, sollte er am Leben geblieben und zurückgekommen sein—“
„Mit Hunden aus dem Lande gehetzt worden wäre, Herr.“
rech., gunz recht“, sagte Christian
Christiansson und taumelte, sich mit einer auffälligen Bewegung erhebend, in seine Staatskajüte zurück.
Der Kaufmann sagte, ihm benuruhigt nachblickend:
„Wer zum Kuckuck kann er sein, möchte ich
je zu enthüllen. Er hatte geglaubt, der Staub des Todes möchte seine Sünden bedeckt haben, das Gerücht und die Nachrede jedoch hatten sie lebendig erhalten und vervielfältigt. Sogar das Bestreben der Seinen, seine wirklichen Fehler zu verheimlichen, hatte nur Lügen erzeugt und Verleumdung genährt.
##ie Leige#fl.##und durften nie erfahren, daß
Christian Christiansson Oskar Stephenson sei. Wenn sie Verdacht schöpften, mußte er mit allen nur möglichen Mitteln seine Verstellung verstärken; wenn sie ihn fragen sollten, mußte er leugnen.
—. Tus sonst hattt er erwartet? Welch heimlicher Stolz und welch heimliche Eitelkeit hatten unbewußt den Gedanken in ihm genährt, sich je unter seinem wahren Namen und seiner eignen Persönlichkeit zu erkennen zu geben? Seine Aufgabe in Island war eine Aufgabe der Reue und Buße — im Innersten seines Herzens hatte er sie als den Gipfelpunkt seiner Laufbahn, als die Krone und Blüte seines Erfolges, als die Stunde seines Triumphes angesehen, in der er die Freunde, die iyn geliebt, rechtfertigen und die Feinde, die ihn gehaßt hatten, in die Flucht schlagen und als erster mit fliegenden Fahnen das Feld gewinnen würde. Wenn dies der Fall gewesen, war seine Strafe gerecht. Oskar Stephenson war tot, und nichts und niemand konnte ihn wieder zum Leben erwecken.
(Fortsetzung folgt.]
Ludwig Clemens.
Damen=Gäsche eigener Anfertigung von der Scru einfachsten dis eleganteiten Nusführung außergewöhnlich villig