2, den 20. Wel 1914.
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Tonnerstag, 21. Mai.
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eben
Die Austreicher=Ar
die drei Schlachtballen
sigen, hödtischen Sa allen gemaß den im Siad
zimmer Nr. 49 gegen Zah
ormularen und deu dase egenden Beringungen
perden. Angedote sind dase
treichen bis Montag,
Rai, vormitags 11 Uhr.“
Münster, den 18. Mai 1914.
Magistrat.
*
Aus Anlaß der Ann mten deutschen Kriegsflone
Imshaven wird am Sonne
. Mai von Münster über L h=Osnabrück nach Wuldeinist
d zurück ein Sonderzug Klasse mit Fahrpteis=En e folgt gefahren:
er Westsälische Rerkur erscheint läglich zweimal, am Tage nach Sonn= und Jeierlagen einmal.
Zeilagen: Illustrierte Unterhaltungs=Beilage(wöchentlich), verlosungsliste von Wertpapieren(3 mal monatlich). Redaktion: Lütkegasse 1—3. Sprechstunden 10—11 Uhr vorm. uise derid e eistr. 5a. Gestous Suhr vermibge be
neclag u. Notationsdruck der Westfälischen Vereinsdruckerei. provenummern: Achttägiger Probeversand des Westfälischen Merkur gratis und franko. Bestellungen mit deutlicher
Adressenangabe wolle man richten an die Geschäftsstelle.
Telegramm-Adresse: Merkur, Münsterwestf.
Redaktion Nr. 203, Geschäftsstelle Nr. 112. iiseu
1914.— Nr. 257.
Segründet 1822. Illorgen-Husgabe.
93. Jahrgang.
Ede Eistes Blatt. Gan
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5## vorm.
Linfahrt.
Münster(Wests.) Lengerich
Natrup Hagen„ 632"
Osnabrück 709*
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Verkauf aufgelegt.
die Preise für diese Fahrkarten sind Rünster(Westf.) 2. Klasse 12 Ml. 3. Klasse 8.20 Mt. Lengerich 2. Klasse 10
3. Klasse 7.0) Ml.
Katrup=Hagen 2. Klasse 9,80 Mk.,
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ünster(Westf.), im Mai 1914.
tigl. Eisenbahndirektion.
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o Karl Ludwig von Saller.
Von Dr. Ewald Reinhard.
und Für die katholische Kirche in Deutschland ist außer dem 16. gahrhunvert keine Zeit so schwer gewesen als die napoleonische gerg. Mit dem alten römischen Reiche deutscher Nation brach gewissermaßen auch die Kirche des Mittelalters zusammen, und damit schwand eine Ordnung, welche tausend Jahre lang dem architektonischen Aufbau des Deutschtums sein Gepräge gegeben
Was die Kirche Deutschlands das Jahr 1803 noch besonders schmerzlich empfinden ließ, war der ungeheure materielle Verlust, der ihr zugefügt wurde. Der Wert des geraubten Kirchengutes gäßt sich in Zahlen überhaupt nicht einfangen. Neben der rein materiellen Einbuße von Gütern, Gebäuden und sonstigen Schätzen ist aber auch das Sinken des politischen Einflusses, die Verdrängung aus dem kulturellen Leben der Universitäten, der Literatur und der Kunst nicht gering anzuschlagen. Das alles läßt sich in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung und in seinen Folgen dis herab zur Inferioritätsklage unserer Zeit mehr ahnen als degründen. 45)
Und doch muß es dem gläubigen Gemüte als eine ergreifende Fügung Gottes erscheinen, daß in dieser Not ein geistiger Gewinn von unschätzbarem Werte den materiellen Verlust wettmachte; hällt doch gerade in die Wende des 19. Jahrhunderts das Zeitalter der großen Konversionen. Nicht als ob die Kirche darauf auszegangen wäre, Proselyten zu machen, nicht als ob ein genialer Heist ihre Sache mutvoll verteidigt hätte— Görres stand zu dieser Zeit noch teilnahmslos seitab—, es war die werbende Kraft des Gedankens allein, welche diese tiefgreifenden Wirkungen hervorrief. Und es waren nicht rein religiöse Ideen allein, denen man sich hingab, nein, man wollte nun auch gleich die Anwendung der neugewonnenen Grundsätze auf allen Gebieten des Lebens. Namentlich für das Staatswesen verlangten stürmische Dränger christliche, kirchliche Grundlagen. In Frankreich stand an Spitze dieser Männer Graf de Maistre, der fast bis zur Stipusierung des mittelalterlichen Papstsystems, wonach dem Papste auch in weltlichen Dingen die Oberherrschaft zukomme(in seinem Traktat du pape), fort= oder zurückschritt. Und an seiner Seite kämpften für die gleichen Ideale ein Bonald, der junge Lamune.— Huse Lan
Auch in Deutschland erhoben gleichgesinnte Männer ihre Stimme, um in ähnlichem Sinne zu wirken. Allen voran waren
es Adam von Müller und Karl Ludwig von Haller, denen die Verfechtung dieses Staatsgedanken am Herzen lag. Wegen ihrer Beziehungen zur romantischen Bewegung nennt man sie wohl auch die romantischen Staatstheoretiker. Adam von Müller gehört ehnedies in die Romantik; denn mit einer ganzen Reihe von romantischen Dichtern war er befreundet, mit Friedrich von Schlegel, Brentano, Eichendorff.
Adam von Müller war ein Meister des Wortes und hat ähnlich wie Friedrich von Schlegel durch seine Vorlesungen Sußerst anregend gewirkt; ein eigentlich bahnbrechendes Werk
dat er nicht geschrieben, seine Gedanken sind meist in kleinen Schiiften zerstreut. Derjenige, der die romantischen Staatsge
einer gewaltigen, zusammenhängenden Schöpfung systematisch entwickelt hat, ist vielmehr Karl Ludwig von Haller.
lege, stand in der Schweiz; er war geboren am 1.
Aeszieches es
# von berühmt gemacht. Sein Großvater, ein Univerrugrieyrter von Ruf, hatte als Dichter der„Alpen“ in der deutschen Literatur sich Bürgerrecht erworben; sein ältester Sohn Emanuel die„Bibliothek der Schweizergeschichte" geschrieben.
So konnte es nicht fehlen, daß den jugendlichen Ludwig von Haller das Vorbild seiner berühmten Ahnen lockend anzog. Der Sohn rühmt denn auch in späteren Jahren noch die religiöse Toleranz des Vaters,„der wegen seinen historisch litterarischen Arbeiten mit vielen gelehrten Catholiken, Beschöffen, Aebten und KlosterGeistlichen in mannigfaltiger Verbindung stand, und daher oft mit Liebe und Freundschaft von ihnen, ja sogar mit vieler Billigkeit
h ach ohne deßwegen in theologische oder Sch bohe sein engutreten.: Dann sährt er fort:
es an in gutes Herz, seine wahre Unpartenlichkelt von ihm
Von Hause aus erhielt der Knabe eine streng religiöse Erziehung, und zwar in kalvinischem Sinne, aber die eigentliche Soatgu ne n. vielleicht deshalb, weil sein
Haler sethet. starb(1730). Der häuslichen Erziehung stell
„auer feieft das Zeugnis aus, daß sie„gottesfürchtig, bescheiden,
g# Bestauration der Staatswissenschaft. Winterthur 1822. #### X. Auch die andern Zitate sind sämtlich aus diesem
grbeisam und gründlich gewesen sei“. Von sich selbst sagt Luß ihin„angeborener Ernst“ innewohne und eine„gewisse, zu zerstörende Ehrfurcht für alles Religlöse und Gründliche" .— Die Tradtion seines Hauses schien Haller auf das Beamtenirn; neinen Berner Staates hinzuweisen; ex trat denn auch
bier wohl umäche u uu. schöstedienst einz tun, um sch in den staatichen Ge. wann d; g zugrbeizen. Da schreckte den grüblerischen jungen
Mann die Reoolution des Jahres 1789 aus seinem ruhigen Leben. Er jubelte nicht wie Görres, sondern er fragte sich, wie diese erschütternde Bewegung erklärbar sei, auf welche Ursachen sie sich
Hanten, Soiche Verrachtanarephsche Statsge.
selbst mocht z.en sagten seiner Veranlagung zu; er selose macht vazu ein bezeichnendes Geständnis.„Es ist eine meiner ältesten bestimmtesten Erinnerungen,“ sagt er nämlich in der„Restauration der Staatswissenschaft"(I. IV),„daß ich einst
Schage gonz lunger Knabe, beinahe noch auf meiner Mutter Schooß, uh glaus, es war in Millers„Schilderungen“, die damals
Der Ratur getreten
einen Teil ihrer Freihele u u0 hebertragung von Gewalt
besser zu scherne goeic. ugeopfert häten, um den übrigen besto u som# i vieser Gedanke mir schon damals das gusammengepreßt und meinem Kopfe durchaus wollte.“
Wiertesisten.# Bezugppreise:
Vierteisahriich: In Munster bei der Geschäftsstelle M 3.00:
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Das
nicht einleuchten
Selbstbekenntnis darf, seiner etwas schwärmerischen
studierte er.
* Das Paradies der Regina Utermöhlen.
Roman von Anny v. Panhuys.
(9. Fortsetzung.)
Aber wie nur, wie? ihm Bierteden ann Leander Kraut hin und her, es wollte er nochsonga ggen mußte er doch etwas. Wenn hisiggn ause schwleg, dann sah das aus, als wüßte er keinen
unugen Gegengrund, als gäbe er ihr im Innern recht. Und de. fing er an, mit ihr wie mit einem Kinde zu reden, dem „# schöne tröstende Versprechungen macht, um ihm über genv einen Verlust hinwegzuhelfen.
„Sie sollen mal sehen, Fräulein Utermöhlen, wie Sie sich freuen, wenn Sie erst nach Frankfurt verpflichtet sind.“ #u#gacpte eine seiner großartigen Handbewegungen.„Ein ##cm hat meine Hauptstadt, ein Publikum!“. Er küßte
8 a is Kraie en boge Pe gefärdte Ferstad und ich guck da vielleicht durch ne zu schön
„flue, aber ich sage Ihnen, er ward lebhafter,„die schauspieler, die es verstehen, sich bei den Frankfurtern in vermisen setzen, die sind fein kraus. Die werden ordentlich Sais ant und verhätschelt. Gut werden Sie es in der alten
Kalserstadt haben.. Lut werden Sie es in der alten
„Regina Utermöhlen, sehr gut. Ich hoffe Vermnes“ ich auch.“ Er zupfte die neben ihm Gehende am amee„Dabei fällt mir ein, ich vergaß Ihnen vorhin noch ####2 du erzählen, das auch zu meiner Lebensgeschichte ge
Das Mädchen sah ihn mit großen Augen an:
Sie wollen von dem Wie Sie auch einmal
sprechen, Ihr Herz
ummmmmm
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ier=Garten.
19, den 20. Mai und Stag Ch
9), den 21. Mai
de Nouzein
ang 8½ Uhr. 71.54
1 20 91.
„Ah—
was Sie gestern andeuteten?
ggan. einmal Ihr Herz niederzwangen?“
sodter##* Kraut schüttelte lacheind den Kopf:„Nein, #, jede ich Ihnen vielleicht auch einmal davon, wenn Sie bieberigan. Jehzt will ich zur Vervollständigung meiner
nicht feblen. ae s chichte nur noch etwas hinzufügen, was mein Gasts. darf: Denken Sie, Fräulein Utermöhlen, durch erst das(piel in Frankfurt erfuhr meine Mutter überhaupt ich Schauspieler geworden war. Da ich mir als mongnger ein nettes Sümmchen erspart hatte, konnte ich ihr zeugt danan Geld senden, und sie war fest übermeinem Mar..(4 in Stettin, Gloringen und so weiter mit
Sie sich„ ischemusterkoffer tätig gewesen sei. Da können meines“ aurlich ihren Schreck vorstellen, als ich am Tage Geheimnis beichleie. ihr hineinschneite und ihr mein
sprach: lamer Schein flog über sein Gesicht, als er weiterbeschwar mich gu alte Frau herzzerbrechend und pielergin sich bei allem, was mir heilig sei, von der„Puppenbeschwor idu assen. Sogar den toten Vater mit der Elle mir schließsicha; geregter Geist herauf. Aber dann gelang es daß sie der### sie zu beruhigen; aber sie dazu zu bewegen, o sie der Vorstellung beiwohnte, das brachte ich nicht fertig.
schon in zureue west dle
n jangen Jahren für die abstrakte Gedankenwelt Neigung befaß. Haller verurteilte die Revolution von vornherein; sein Fransgschen Jasse, als die Auschreitungen der nehmen Freiheitsmänner die unnatürlichsten Formen an
Feindschafte vurn di. Geinoschaft, venn die Revolution pochte mit ehener Faust auch an
ie. Toxs. der Nachbarstaaten, und da erwies sich nur zu schnell
auet Tiberstand gegen die rastlos vorwärts drängende Revolu
tionsbewegung vergehens. Haller selbst spielte bei den Verhandlungen mit den neuen Machthabern, worunter sich auch Napoleon befand, eine nicht unwichtige Rolle. Er mußte es jedoch mit ansehen, wie die freie Eidgenossenschaft unterlag: im Jahre 1798 usammen uu Schlägen der französischen Eindringlinge
Da hielt Haller die Stunde der Trennung für gekommen; als unversöhnlicher Feind der Revolution wandte er dem Vaterlande ger, Kausen(1798). Eine Zetschrift„Helbetsche Annalen“, die ##e zur Bekämpfung der revolutionären Ideen im Vaterlande seioft noch herausgegeben hatte, wurde unterdrückt.
Aus der Isoliertheit der Schweiz trat Haller nunmehr auf das große Welttheater hinaus: Oesterreich, die Hoffnung aller Patrioten, bot auch ihm eine Zuflucht. Wie später Friedrich von Schlegel wurde der flüchtige Schweizer Sekretär des Erzherzogs Karl, später Sekretär beim Kriegsrate in Wien. In dieser Stellung wurde er mit der Abfassung von Flugschriften beauftragt, wieEriegemansteste welcher 180 die M##e entwarf, Trotz der Beschäftigung mit der großen Polltit und trotz der Anspannung in einem aufreibenden Amte gewann Haller dennoch Zeit, sich mit seinen staatstheoretischen Gedanken weiter zu beschäftigen und sie weiter auszuspinnen. Nach seinen eigenen Angaben legte er im Jahre 1804 zu Wien den Grundstein zu seinem Lebenswerke, der„Restauration der Staatswissenschaft".
Sein Ausgangspunkt bildete die philosophische Begründung
der Revolution; darnach sollen die Menschen sich ursprünglich zu einer Geseuschaft konstitutert(contrat social) und den Staat und die Staatsgewalt geschaffen haben. Der König sitzt nur kraft des ihm von seiten der Gemeinschaft übertragenen Rechtes auf dem Throne. Dann aber kann dem Fürsten jederzeit die geliehene Gewalt wieder entzogen werden.
Diesem Grundsatze, welcher der Revolution eine juristische Unterlage gab, mußte ein anderer gegenübergestellt werden, sonst war die Fürstengewalt überhaupt nicht zu verteidigen. Das Prinzip, welches Haller dem ersten gegenüber formulierte, war kein anderes als das Gottesgnadentum des Herrschers. Das Oberhaupt des Staates hat seine Gewalt nicht vom Volke, sondern von Gott; sein Uebergewicht erscheint dadurch gegeben, daß er eine natürliche. Macht besitzt, sei es in Grund und Boden, sei es durch persönliche Eigenschaften, die ihn zum Stärksten machen. Gegen die rohe Formulierung des Rechtes des Stärkeren wehrt sich der Restaurator der Staatswissenschaft.
Die Erkenntnis dieses Kriteriums erfüllte Haller mit einer Freude, deren Schilderung an die Schwärmerei eines Klopstock und seiner Zeitgenossen erinnert;„es wankten meine Kniee", so bekennt er,„ein Strom von freudigen Thränen entquoll meinen Augen, und von demselben Augenblick entstand auch meine lebendige Religiösität, die seither immer zugenommen hat, die meine ganze Sprache, wie meine Seele durchdringt". Die Analysis zu einem grundlegenden Werke über seine Staatsgedanken fällt ins Jahr 1804, er arbeitete dann unermüdlich daran,
Ihr größter Jammer war, was wohl der Schmied, mein einstiger Lehrherr, sagen würde, wenn er erführe, ich sei ein Schauspieler.„Ui, in die Händ' wird er sich spucke, um sie uffenanner reibe vor Vergnüge. Dunner, wird er sage, ich hab's gewußt, daß nix Rechts aus ihm wird!" Ja, Fräulein Utermöhlen, das kriegte ich von meiner Mutter zu hören. Aber ich nahm es ihr nicht übel, denn sie ist ihr lebelang nicht viel aus dem Gäßchen herausgegangen, und ich sagte Ihnen vorhin schon, wies mit dem Horizont darüber bestellt ist.“
Er hatte schon wieder ein frohes Gesicht.
„Seit sie aber weiß, ich stelle mich, wenn ich im kommenden Winter nach Frankfut übersiedele, alles in allem auf sechshundert Mark monatlich, da scheinen sich ihre Begriffe über „Puppenspieler“ ein bißchen geändert zu haben. Ich entnehme das aus ihrem letzten Brief.“
Immer näher waren
müßigen oder sogar beschäftigten Augenblicke, mitten unter den Vorbereitungen zu dem fürchterlichen Kriege von 1805, auf der Flucht vor Feindes Gewalt, in Kroatien, an den äußersten Grenzen der europäischen Kultur.“
Je mehr sein Werk greifbare Gestalt gewann, desto eifriger „ Er arbeitete sich durch den Bodinus, ging dann zu
Hugo Grotius über und wandte sich endlich zu den Engländern und Franzosen. Von den englischen Staatsphilosophen nennt er Hobbes einen„ekelhaften Sophisten", Rousseau ist ihm„ein ungeselliger moroser Sophist“; am schärfsten geht er mit seinem feinsinnigsten Widersacher in Gericht, mit Montesquien.
Haller fand bei allen mehr oder minder denselben Irrtum, die Annahme eines contrat social. Am schmeichelhaftesten ist seine Kritik Böhmers, auch dem Abbé Sieyes läßt er manches lobende Wort zukommen.
Am meisten stieß ihn bei allen seinen Vorgängern die Er
###e, daß sie die notwendige Folgerichtigkeit vermissen negen, Hauers Eigenart war es gerade, nie auf halbem Wege
ucch bleiben, sondern bis zum Ende unerschütterlich durch
In diesen Arbeiten überraschte ihn die Kunde von der Neueinrichtung der Schweiz. Dort hatte Napoleon die Kantonalverwaltung wieder hergestellt, und da vollzog sich auch in Hallers Leben ein Wechsel: im Frühjahre des Jahres 1806 wurde er als Professor der Staatenkunde und des allgemeinen Staatsrechtes an die neuerrichtete Akademie zu Bern berufen.
In der akademischen Tätigkeit reiften Hallers Gedanken mehr und mehr aus, und schon in dem 1808 erschienenen„Handbuche der allgemeinen Staatenkunde“ kündeten die einleitenden Worte die Bekämpfung und Widerlegung der bisher geltenden Grundgesetze des Staatsrechtes an. Auch als Vorstufe der religiösen Entwicklung Hallers hat das Werk seine Bedeutung; es war nämlich unverkennbar, daß der Verfasser im Grunde sein Staatsideal auf die katholische Kirche exemplifizierte, und er selbst gesteht späterhin, daß er schon im Jahre 1808„in der Seele“ Katholik gewesen sei. Sein religiöser Sinn und unbewußte Ahnung trieben ihn dann dazu, daß er die Bibel vornahm und auf ihre zu seinen staatstheoretischen Gedanken sich äußernde Urteile hin durchsah; dieses Studium bestärkte ihn in seiner Stellungnahme und zeitigte ein kleines Werk:„Politische Religion oder die biblischen Lehren von den Worten“.
Unterdessen entlud sich die europäische Spannung in dem grausigen Gewitter der Befreiungskriege; der Sturz Napoleons brachte den ersehnten Völkerfrieden. Auch Haller jubelte; denn Napoleon war ihm nur der Usurpator, das Kind der Revolution, die„Zuchtrute“ in der Hand Gottes. Die folgende Zeit hatte nichts Eiligeres zu tun, als den Kehricht der revolutionären Wirtschaft wegzufegen, zum Alten zurückzukehren und die unmittelbare Vergangenheit zu ignorieren. Haller begrüßte mit wahrer Begeisterung die Restauration und hoffte auf eine neue Blüte des Kulturlebens. Es schien auch, als ob der Staat einen Mann von solcher Denkart zu Außergewöhnlichem berufen wollte. Haller wurde Mitglied des Souveränen und des Geheimen Rates der Republik Bern. An der Neuordnung der Verhältnisse in der Schweiz nahm er sofort lebhaften Anteil; nicht nur die neue Gesetzgebung vollzog sich zum großen Telle unter seiner geistigen Mitwirkung, er wurde auch zu den weit schwierigeren Verwaltungsmaßnahmen herangezogen, welche durch die Angliederung des vormaligen Bistums Basel an den Berner Kanton notwendig waren. Haller betonte in späteren Jahren, daß er bei dem Vereinigungsakte ausvezeichnete Männer kennen gelernt habe, die ihm durch ihren wichtige Anregungen zu seinem Buche über die geistlichen Gesellschaften gegeben; aus dem ganzen Zusammenhange ergibt sich, daß er Katholiken meint.
Durch das entgegenkommende Verständnis Hallers wurde der Anschluß wider alles Erwarten erleichtert, und man gab ziemlich allgemein zu, daß man in ihm den rechten Mann gefunden habe. Zu den weiteren Zeitereignissen äußerte er sich durch Herausgabe von Flugschriften, welche seinen Namen weithin bekannt machten.
Trotzdem verlor er sein Hauptziel, die Staatswissenschaft zu restaurieren, nicht aus den Augen. Er studierte mit großem Ernste die zeitgenössischen Schriftsteller, namentlich die Franzosen Chateaubriand, de Bonald und Joseph de Maistre, den Engländer ix, dann aber auch die Deutschen Friedrich von Schlegel, Adam von Müller, sowie auch Stolberg, Zacharias Werner und Schlosser. Von ihnen hat namentlich Stolberg mit seiner„Geschichte der Religion Jesu Christi“ einen tiefgehenden Einfluß auf ihn ausgeübt, wie denn auch Friedrich von Schlegel durch die Lektüre dieses Werkes wundersam geleitet wurde. Die religiösen Wandlungen dieser Männer regten Haller wohl ebenfalls an. Nach seinem eigenen Geständnisse war es aber die Erkenntnis, daß die Reformation eine andere Revolution gewesen sei, die ihn viel beschäftigte, und er weist weiter daraufhin, daß auch seine Gespräche von diesen Gedanken durchsetzt gewesen seien.
Den unmittelbaren Anstoß zur Konversion empfing Haller auf einer Reise nach Neapel. In der Reisegesellschaft befand sich
„ei wuren die beiden inzwischen der Stadt
gekommen und gingen nun durch das krumme Gewinkel der Bergstraßen.
.„Mit welcher Energie Sie Ihren Knabenwunsch verwirkucht haben, bewundere ich,“ sagte Regina Utermöhlen nach langem Schweigen.
„Strebernatur,“ gab Leander Kraut kurz zurück.„Ich habe wenigstens zufällig gehört, daß mich ein paar brave selbstzufriedene Durchschnittskollegen so betitelten.“ Und nachdenklich setzte er hinzu:„Es klingt nicht hübsch, das Wort, aber wo hört, der Streber auf und wo fängt der Ehrgeizige an? Ich meine, es ist beides im Grunde genau dasselbe.“
6.
Die Schauspieler, die im„Lämmchen“ zu Mittag aßen, beschäftigen sich schon eifrig mit dem Löffeln der Suppe, als die beiden eintraten.
„Nu, Ihr Nachzügler, wo habt Ihr denn gesteckt?“ rief Fehrmann, der alte Regisseur und Vaterspieler.
Stettenberg, der jugendliche Liebhaber, lächelte:„Einen Spaziergang ins Feld haben sie gemacht, ich sah unseren Mephistopheles hinter einem schwarzen Krimmermantel hersagen.
## Lore, Wilden prustete:„Da fangen die zwei ganz am
Sunuß der Nachsaison noch'ne Saisonliebe an.“
Leander Kraut sah die kleine blonde Person so durchdringend an, daß sie ganz verlegen weiter aß.„Mein liebes fräulein,“ freundlich und beherrscht sagte es Kraut,„schließen sie bitte in Ihrem Denken nicht immer von sich auf andere. Uebrigens alle Achtung, wie schnell Sie sich bereits in Ihrem ersten Theaterjahr über die Bedeutung der sogenannten Saisonliebe unterrichtet haben.“
„Jesses, Kraut, seien Sie doch nicht gleich so ungemütlich, wenn unsere Naive einen harmlosen Witz macht,“ mischte sich der Jugendliche ein.
Kraut erwiderte nichts und nahm neben dem alten Fehrmann Platz.
Schräggegenüber saß Regina Utermöhlen. Sie aß nur wenig und achtete auch kaum auf das Gespräch, das Fehrmann
und Kraut miteinander führten, bis Fehrmann allmählich erregter wurde und unwillkürlich aufhorchen mußte.
„Deubel noch mal!“, rief er eben und nickte dabei ein paarmal sehr energisch mit dem Kopf, daß seine mächtige Glatze aussah wie ein sich hebender und senkender Porzellanspiegel,„dies blöde Geschreibsel über die Zustände beim Theater kann den friedfertigsten Menschen in Rage bringen. Ueberall kann man's lesen, was die Direktoren und Regisseure für Halsabschneider sind. Und woher holen sich die Zeitungen das?“ Er sah sich im Kreise um, als erwarte er Antwort. Dann fuhr er heftig fort:„Sogenannte Schauspielerinnen erheben ihre Stimmchen und schmeißen Bücher auf den Markt, in denen sie Zeter und Mordio über das Leben hinter den Kulissen in die Welt posaunen. Als ob nicht sowieso schon Mist genug zusammengeschrieben würde!"
Ganz rot war Fehrmann im Gesicht und grollend endete er:„Die sollen ihre manikürten Pfoten lieber für was anderes in Tätigkeit setzen als für solche übertriebenen Beschuldigungen.“ Er schob seinen geleerten Suppenteller energisch
von sich:„Weiß der Deubel, ich hab' mich geärgert. Der
Direktor hat mir da ein Buch geliehen:„Memoiren einer
ennistigen Buynenkünstlerin“, heißt der Schmarrn, und ich muß lagen, selten hat mich was so empört. Das Theater ist darin vie reinste Hölle und die Oberdeubels sind die Direktoren und Regisseure, die alle die hübschen Weiberchen, die auf die Bühne hopsen, mit Haut und Haar fressen.“
„Das Buch kaufe ich mir, das muß ich lesen,“ riefen der geschniegelte Stettenberg und Lore Wilden wie aus einem
„Untersteht Euch!“. Der alte Fehrmann drohte mit dem Finger,„So'n Buch sollte, eigentlich kein Schauspieler, der seinen Stand achtet, kaufen.
ele Erau„Niedermaler erschien und sammelte die SuppenSchüslech hinter ihr tauchte ihre Tochter auf mit einer großen Stat von Fleisch. Ein Mädchen brachte Kartoffeln und
„Mir noch ein Bier," bestellte Fehrmann, und zu Kraut gewandt, erklärte er:„Wenn ich mich ärgere, trink' ich gern ein Schöppchen mehr als gewöhnlich.“
Man aß ziemlich schweigend weiter, und erst als die Süßspeise auf dem Tische stand, nahm Fehrmann das Thema wieder auf.„Sehen Sie, meine Herrschaften, ich bin fünfundsechzig Jahre, davon gab ich dem Theater siebenundvierzig. Nicht wahr, da wird mir doch jeder zugeben müssen, daß ich mir erlauben darf, ein Wörtchen mitzureden, wenn das Theater in Frage kommt.“
„Das will ich meinen,“ stimmte Leander Kraut zu.
„.„ Fehrmann stützte seinen Arm leicht auf den Tisch und strich sich üver das sauber rasierte Kinn, eine Bewegung, die vielen Schauspielern eigen ist.
„Also siebenundvierzig Jahre bin ich schon dabei. Ein achrzehnjähriger Bengel war ich, da riß ich von daheim aus und lief mit einer Wanderschmiere mit, die durch Nordböhmen zog. Ich sage Ihnen, meine Herrschaften, unsere
ein französischer Priester, der mit ihm in ein Gespräch geriet. Der Schweizer hielt mit seinen katholisierenden Tendenzen nicht hinter dem Berge;„da er solche Gesinnungen in mir entdeckte,“ schreibt Haller in seiner Konversionsschrift,„drang er in mich, daß ich in den Schoß der Kirche zurücktreten sollte, welche ich als wahre und echte anerkenne. Allein ich konnte mich dazu nicht entschließen, sei es aus menschlicher Furcht, oder um mein Familie nicht zu betrüben, sei es, daß ich diesen Entschluß auf die letzten Tage meines Lebens verschieben wollte, oder weil ich hoffte, daß der vierte Band meines Werkes eine vielleicht größere Wirkung erzielen möchte, wenn er anscheinend aus der Feder eines Protestanten stamme. Auf dieses sagte er nichts mehr, sondern schrieb mir von Rom aus nochmals und erinnerte mich an einige wichtige Stellen der heiligen Schrift, worunter auch diese war:„Heut', wenn ihr seine Stimme hört, so verhärtet eure Herzen nicht". (Plalm 99).
Eine heftige Gemütsaufwallung brachte dann den Entschluß zu konvertieren der Ausführung näher.„An einein SonntagsMorgen,“ so erzählt Haller selbst weiter,„vor Weihnachten 1819 war ich in meinem Zimmer und weinte in religiöser Rührung, indem ich über jene Stelle der heiligen Schrift nachdachte, an die mich der französische Geistliche erinnert hatte. Beunruhigt betreffs der Erziehung meiner Kinder flehte ich Gott für sie an, als meine Frau elntrat und mir vorschlug, in die Predigt zu gehen, weil ein gelehrter Professor predigen würde. Ich ging. Wie war ich erstaunt, da ich hörte, daß er zum Text die Worte nahm:„Heut“, wenn ihr seine Stimme hört, so verhärtet eure Herzen nicht.“ Es schien mir, als ob die Vorsehung selbst diese Predigt gerade für meine Lage eingegeben habe. Der Redner behandelte diesen Text nicht auf die gewöhnliche Weise. Er sprach über die Einführung des Christentums, die christliche Kirche, die Bekehrung von 5000 Ungläubigen an einem Tage durch den heiligen Petrus, über das Senfkörnlein, das zum großen Baume heranwachsen soll, über die Notwendigkeit, einzugehen in das Reich Gottes, über die Gefahr, wenn wir diesen Entschluß bis zum Ende unseres Lebens verschieben etc. Am nämlichen Abend unterhielt ich mich lange mit dem Redner über die Predigt.“
Diese Unterredung, deren Inhalt Haller ebenfalls skizziert, hatte eine schlaflose Nacht zur Folge, in der„süße Tränen“ seinen Augen entströmten; am Morgen war sein Entschluß gefaßt: er schrieb an einen vertrauten Freund und bat ihn, den Bischof von Freiburg in die Sache einzuweihen. Dieser schrieb einen sehr herzlichen Brief, der Haller„zu Tränen rührte“. Der Kirchenfürst war einsichtig genug, die Schwierigkeiten einer öffentlichen Konversion voll zu würdigen, und gab dem Suchenden den Rat, das Glaubensbekenntnis abzulegen und für unbestimmte Zeit dem äußeren Gottesdienste fernzubleiben. Daß diese außergewöhnlichen Milderungen durchaus berechtigt waren, sollte die Folgezeit beweisen.
Haller wartete indessen noch mit der Konversion und vollendete zunächst seine kleine Schrift über die spanische Verfassung und den vierten Band seiner Restauration über die„unabhängigen geistlichen Herren oder die Priester=Staaten". Der Verfasser bezeichnet dieses Buch selbst als ein„vor der ganzen Welt abgelegtes Glaubensbekenntnis“, und wirklich war hier alles nach den Maximen der katholischen Kirche angelegt und durchgeführt.
Nun hielt Haller seine Stunde für gekommen; auf den 17. Oktober 1820 wurde er im Landhause des Herrn von Boccard zu Jetschwyl vom Bischofe erwartet„Dort legte ich,“ so schildert Haller den bedeutungsvollen Vorgang,„mein Glaubensbekenntnis und meine Generalbeichte ab, und auf Zeichen einer aufrichtigen Reue erhlelt ich die Lossprechung: den zweiten Tag darauf erhielt ich um 6 Uhr morgens in der Hauskapelle des Bischofs die heillgen Sakramente der Firmung und der Kommunion, wodurch eine solche Ruhe und Freude in mein Herz eindrang, die ich nicht beschreiben und wovon sich ein Protestant gar keinen Begriff machen kann.“
Haller eröffnete sich zunächst seiner Gemahlin, verschwieg aber den formellen Uebertritt und suchte auch sonst eine unmittelbare Erklärung zu vermelden; doch war dem geraden Schweizer die Geheimnistuerei durchaus nicht angenehm, und als er bei einer Reise nach Paris dortselbst die durch Indiskretion zweier„Blättleinschreiber“ geschehene Veröffentlichung seiner Konversion erfuhr, zögerte er keinen Augenblick, sein Geheimnis preiszugeben. In einem langen, an seine Familie gerichteten Schreiben legte er freimütig den ganzen Entwicklungsgang seiner religiösen Wandlung dar. Der Brief erschien dann im Jahre 1821 zu Paris im Druck und fand solches Interesse, daß er in fast alle Kultursprachen übersetzt wurde.
Während nun die Familienmitglieder Hallers Schritt in Liebe zu verstehen suchten, erregten die Katholikenfeinde einen förmlichen Aufruhr: der Große Rat trat zu einer Sitzung zusammen und stellte das unerhörte Ereignis zur Diskussion(13. Juni 1821). Ein Antrag auf Ausschließung Hallers aus dieser Körperschaft fand nur wenig Gegner; Hallers Bruder gab den Sprecher der Minorität ab. Mit echter Brüderlichkeit nahm er sich des Verfehmten an; an der Hand eines Gesetzbuches erhob er Einspruch
Meerschweinchen, die die deutschen Lande unsicher machen, sind Hoftheater dagegen. Jammer und Elend, weiß Gott, sah ich da genug. Aber es sind arme Luder, denen der Hunger die Magenwände zusammenzieht und Elend und Sorge sind noch lange nicht identisch mit Gemeinheit. Tapfer ringende, ehrliche Armut gab's bei jener Schmiere. Auf kleineren und größeren Bühnen mimte ich in der Folge, aber nirgends fand ich die als typisch und feststehend geschilderten Zustände, die man jetzt all denen in die Ohren brüllt, die dem Theaterfernstehen. Räudige Schafe gibt's in jeder Herde. Man mag dagegen sagen, was man will, ich habe immer ge funden, daß eine Schauspielerin, die als Dame behandelt werden will, im allgemeinen damit durchdringt. Ich wenigstens, der ich schon seit zwanzig Jahren Regie führe, bin noch nie einen Schritt näher an so'n weibliches Wesen herangegangen, als sie selbst gewünscht hat. Nee,“ er drückte seinen Kneifer fester auf die Nase,„die tugendhaften Schreierinnen sollen sich mal zunächst an ihre mehr oder minder gepuderten Näschen fassen und sich dann, wenn sie dann noch den Mut dazu haben, an die Brust schlagen und wie der biblische Pharisäer ausdanke Dir, Gott, daß ich nicht bin wie andere
Leute!"
7.
... Am Nachmittag saß Regina in ihrem Zimmer und stichelte an einer Hutform herum.— Heute abend war sie frei, da Mittwochs in Babensberg keine Vorstellung stattfand. Auf dem Sofa hatte sich's Fräulein Eberle bequem gemacht. Sie sah der Nähenden ein wenig zu und warf dabei in ihrer kurzen Art ab und zu einen Satz hin.„Die Schleife, Fräulein, würd' ich höher richten, so flach kleidet das nicht.“
Regina zupfte mehr aus Gefälligkeit wie aus Ueberzeugung an dem Band herum.
„So ist's recht,“ sagte Fräulein Eberle anerkennend. „Ja, auf meinen Geschmack können Sie sich verlassen,“ meinte sie lächelnd,„da gibt's sei nix.“
„Das glaube ich, Fräulein Eberle,“ mechanisch und gedankenlos klang's, aber die dicke kleine Dame war ganz zufrieden damit und ließ ihrer Beredsamkeit freien Lauf.
„Heute,“ sie blickte prüfend an sich herunter,„nun sa, da kleide ich mich einfach, man wird älter, und was der Jugend erlaubt ist, paßt nicht für unsereinen.“ Regina wollte einen Einwurf machen, aber sie winkte mit der Hand ab: „Lassen Sie nur, Fräulein, ich weiß, was Sie sagen wollen, ich sei noch nicht so alt und Aehnliches. Ist ja richtig, gewiß, ich bin sozusagen im besten Alter. Aber vor Jahren, so vor fünfzehn oder zwanzig Jahren, da überlegte ich mir tagelang, was für eine Farbe mir am besten stünde und wie ich mir mein weißes Kleid für die Bälle am geschmackvollsten machen lassen würde Da kommen noch so ein paar alte Kunden in meinen Laden, mit denen ich in jener Zeit im„Bürgerkasino“ und in der„Ressource" tanzte. Die reden mir noch manchmal davon, daß ich immer die Ballkönigin gewesen sei, denn so reizend wie ich hätte es keine verstanden, sich anzuziehen.“
(Fortsetzung folgt.)„