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Westfälischer Merkur

Bestandhaltende Institutionen

Stadtarchiv Münster und Institut für Zeitungsforschung Dortmund

Beschreibung verfasst von

Anja Gussek (2020), Stadtarchiv Münster

Geschichte und Entwicklung

Am 8. November 1821 richtete der Buchhändler und -drucker Joseph Coppenrath ein Gesuch an den preußischen Innenminister, die Herausgabe einer Zeitung zu gestatten. Das inhaltliche Konzept sah vor allem politische, literarische und wirtschaftliche Nachrichten vor. Die Zeitung erschien anfangs zweimal pro Woche. Oberpräsident Ludwig Freiherr von Vincke unterstützte das Gesuch Coppenraths, Münster benötige auf Grund seiner herausgehobenen Stellung als Provinzialhauptstadt eine Zeitung.

Die preußische Staatsregierung genehmigte den Antrag, da man sich erhoffte, durch „geschickte Auswahl der Meldungen das dem preußischen Regiment ablehnend gegenüberstehende Honoratiorenbürgertum für sich gewinnen“ zu können. Die erste Ausgabe erschien am 2. April 1822. Die preußische Regierung in Münster bestellte noch vor dem Erscheinen der ersten Ausgabe einen Zensor, damit der Verleger keine kritischen Beiträge einstellen konnte.

Die Coppenrathsche Buchhandlung behielt Verlag und Druck bis zum 1. Februar 1871 bei. In den ersten zwanzig Jahren entwickelte sich das Blatt zu einer der meistgelesenen Zeitungen im katholischen Westfalen und vertrat im gesamten Zeitraum seines Erscheinens katholische Interessen. Während des Kulturkampfes erwuchsen aus dieser Haltung finanzielle Schwierigkeiten und personelle Probleme, da kritische Redakteure mehrmals verhaftet wurden. Gerade in dieser Zeit hatte der Merkur aber auch seine größte Bedeutung und konnte seinen Leserkreis erweitern.

Ab der Ausgabe Nr. 104 bekam die Zeitung mit Kaplan Karl Boeddinghaus einen neuen Besitzer, der zeitweise den Verlag bis Ende 1882 selbst übernahm. Mit dem 1. Januar 1883 ging der Verlag in eine Aktiengesellschaft über, die eigens zu diesem Zwecke gegründet wurde. Vom 4. Quartal 1887 an erschien regelmäßig eine zweite Abendausgabe. Nach 108 Jahrgängen führte eine allgemeine Wirtschaftskrise das Ende des Westfälischen Merkurs im Dezember 1929 herbei.

Literatur

Joseph Massenkeil: Der Westfälische Merkur. Ein Beitrag zur Geschichte des westfälischen Zeitungswesens, Münster 1914

Theodor Warnecke: „Erinnerungen an den Westfälischen Merkur“, unveröff. Schrift, Münster 1934