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Nr. 301.(1. Blatt.)

Mittwoch, den 31. Dezember 1913.

45. Jahrgang.

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7# Mn, I Ag S egeum(Pozzefto Nachrichten.)

(General=Anzeiger.)

Amtliches Blatt aller Behörden

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Diese Nummer umfaßt 12 Seiten.

Wetteraussichten.

Wetter für Donnerstag.

Gelinoer Frost, zunehmende Kälte, Rebel.

Ant und Kreia.

Wattenscheid, 31. Dez. 1913.

Allen verehrlichen Lesern und Leserinnen wünschen wir zum Jahreswechsel ein gesegnetes und fröhliches neues Jahr.

Wattenscheid 30 000 Einwohner.

* Wir können heute am Schlusse des Jahres der Bürger­schaft noch die erfreuliche Mitteilung machen, daß gestern abend auf unserem städtischen Meldeamte der 30 000. Ein­wohner gemeldet wurde. Dieses Ereignis ist in der Ge­schichte unserer Stadt deshalb besonders bemerkenswert, weil Wattenscheid durch diese Einwohnerziffer die Möglichkeit er­hält, aus dem Landkreise auszuscheiden, und damit eine grö­here Selbständigkeit zu erwerben. Dies kann jedoch erst nach der im Jahre 1915 stattfindenden amtlichen Volkszäh­lung erfolgen, sodaß Wattenscheid bis dahin im Landkreise Gelsenkirchen verbleibt. Der 30 000. Einwohner wäre nach der durchschnittlichen Zunahme der Bevölkerung erst im März nächsten Jahres zu erwarten gewesen. Der Zuzug war jedoch wider Erwarten so stark, daß die Grenze von 30 000 bereits gestern überschritten wurde. Am 15. Oktober d. I. betrug die Einwohnerzahl erst 29 490, sodaß also in Monaten eine Zunahme von 510 zu verzeichnen ist. Dies ist ein sehr gün­stiges Ergebnis und berechtigt zu den besten Hoffnungen für eine weitere gedeihliche Entwickelung unserer Stadt. In die­sem Sinne ein kräftigesGlück=Auf!

*<space> D u r c h<space> V e r f ü g u n g<space> d e s<space> K g l.<space> O b e r v e r s i c h e r u n g s a m t e s<space> i n<space> Dortmund vom 23. Dezember 1913 sind die Ortstagelohnsätze gemäß§§ 149152 der Reichsversicherungsordnung für das Jahr 1914 für Stadt und Amt Wattenscheid wie folgt fest­gesetzt: für männliche Personen unter 16 Jahren 1,50 M, von 16 bis zu 21 Jahren 2,70 M, über 21 Jahre 3,60 M; für weibliche Personen unter 16 Jahren 1,10 M, von 16 bis zu 21 Jahren 1,80 M, über 21 Jahre 2,40 A. Für Stadt Gelsenkirchen betragen die Sätze 1030 Pfg. mehr.

Verstenerung der Mietoverträge.

* An die Versteuerung der Pacht= und Miet­verträge, auch der mündlichen und derjenigen über möblierte Zimmer wird erinnert. Die Versteuerung hat bis Ende Januar bei den Zollstellen und Stempelverteilern zu erfolgen. Nichtversteuerung zieht Bestrafung nach sich. Spar­kassenrendant Schulte ist hier mit der Abstempelung betraut.

Silbernes Ehejubiläum.

* Die sehr bekannten und geachteten Eheleute Berginva­lide und Händler Friedrich Behle, Vödestr. 59 dahier, feier­ten vorgestern ihre silberne Hochzeit im stillen Kreise ihrer Kinder. Beide Eheleute erfreuen sich noch guter Gesundheit und Rüstigkeit, haben mithin die beste Anwartschaft auf die goldene Jubelfeier.

Zur Rauchschüdenfrage im Industriegebiet.

* Zur Rauchschädenfrage im rheinisch=west­sälischen Industriegebiet wird uns aus indu­striellen Kreisen geschrieben: Zahlreiche Blättet des In­dustriereviers brachten kürzlich ein Referat über einen Vortrag, den Gutsbesitzer Siepmann, Günnig­feld, in der Sitzung des westfäl. Bauernver­eins in Essen über Rauchschäden gehalten hat. Die Darlegungen des Vortragenden zeugen zum Teil von einer sehr einseitigen Beurteilung der Rauchschädenfrage. Gutsbesitzer Siepmann malt die Wirkungen des Rauches der industriellen Betriebe auf die landwirtschaftlichen Kalturpflanzen mit den schwärzesten Farben. Er behaup. tet sogar, daß die Rauchbeschädigungen in kurzer Zeit den Ruin der Landwirtschaft im Industrie­gebiet herbeiführen würden. Das ist natürlich stark übertrieben. Wenn auch selbstverständlich nicht geleugnet werden kann, daß, namentlich in der Nähe industrieller Werke, durch den Rauch Schäden entstehen und Ertragsausfälle veranlaßt werden, so sind dieselben doch keineswegs so groß wie behauptet. Wie überall, kann man auch im hiesigen Revier vielfach beobachten, das einzelne Fruchtbestände gut, andere schlecht waren. Manche Landwirte haben sich nun daran gewöhnt, den schlechten Stand ihrer Feldfrüchte ohne weiteres auf Rauchschäden zu schieben, obgleich vielfach die Bodenbeschaffenheit, nicht ausreichende Düngung, un­zweckmäßige Fruchtfolge oder schlechtes Saatgut die Schuld trägt. So erkläct z. B. auch der Vortragende, daß na­mentlich die Kartoffeln infolge des Rauches stark zur leiden hätten und schon im August abstürben; er hat aber nicht von der allgemein bekannten Tatsache gespro­chen, daß die Kartosseln außerordentlich stark unter ver­

schiedenen Kartoffelkrankheiten zu leiden haben, die ein frühzeitiges Absterben und somit einen geringen Kartof­felertrag herbeiführen. Diese Krankheitserscheinungen, be­sonders die Blattrollkrankheit und die Stengelfäule sind erblich, sie werden durch krankes Saatgut erzeugt und kommen in demselben Umfange auch in rauchfreien Ge­bieten vor, sodaß infolge des starken Auftretens dieser Krankheiten schon von einem drohenden Ruindes deut­schen Kartoffelbaues gesprochen worden ist. In den letzten Jahren sind zur Beurteilung des Umfanges von Rauchschäden von vielen Gutachtern Ertragsermitte­lungen in landwirtschaftlichen Betrieben des Industrie­gebietes vorgenommen worden. Es hat sich gezeigt, daß bei guter Düngung, sorgfältiger Pflege und rich­tiger Auswahl gesunden Saatgutes auch unter dem Einfluß der Industrie noch befriedigende Er­träge geerntet werden können. So wurden festgestellt pro Morgen 450 Zentner Runkelrüben, 100 bis 130 Zentner Kortoffeln, 16 bis 18 Zentner Roggen und 300 bis 400 Zh#tner Weißkohl. Wo solche Erträge geerntet werden, kann doch nicht von einem Ruin der Landwirt­schaft gesprochen werden! Da wo Krankheitserscheinun­gen auftreten, wo ungünstige Bodenbeschaffenheit und un­zureichende Ernährung vorliegen, können solche Erträge natürlich nicht erwartet werden. Die häusig zu beob­achtenden Ertragsausfälle bei den Kartoffeln in unserer Gegend haben vielfach noch eine ganz besondere Ursache, die nicht verschwiegen werden darf. Viele Landwirte verpachten größere Ackerflächen an kleine Leute, die alljährlich oft 8 bis 10 Jahre hindurch ohne nenne Zwerte Düngung Kartoffeln anbauen. Es ist klar, daß unter solchen Umständen der Boden kartoffelmüde wird, daß die an sich zu Krankheiten neigenden Kartof­feln degenerieren und Ertragsausfälle entstehen. Die oben genannten Zahlen über Ertragsermittelungen las­sen aber erkennen, daß auch im Industriegebiet noch recht befriedigende Ernten erzielt werden können, wenn für eine sachgemäße Düngung und Pflege der angebauten Kulturpflanzen gesorgt wird. Daran fehlt es jedoch lei­der vielfach, wenn es auch eine allbekannte Tatsache ist, daß in unseren modernen Landwirtschaftsbetrieben eine stärkere Düngung als früher gegeben werden muß; denn die neuen hochgezüchteten Sorten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen bringen wohl höhere Erträge, erfordern aber auch eine reichlichere Ernährung, wofür Stalldün­

ger allein nicht ausreicht. Die tierischen pflanzlichen Schädlinge, deren Auftreten der Vortragende, wie es scheint, fast ausschließlich der Industrie zur Last legen will, finden sich in gleicher Menge auch in industrie freien Gegenden. So ist z. B. im Jahre 1911 fast die gesamte Rüben= und Pferdebohnenernte in der Provinz Sachsen durch Blattläuse zerstört worden. Der Rück­gang der Baumvegetation im Industriegebiet, von dem der Vortragende spricht, ist eine nicht zu leug­nende Tatsache, aber diese Erscheinung findet sich in der Nähe aller großen Städte, besonders dort, wo viele Stadtkomplexe dicht beieinander liegen, wo die Bäume also von allen Richtungen von Rauchgasen getroffen werden. Nun bildet aber das ganze Industriegebiet ei­nen gewaltigen Stadtkomplex, in dem nicht nur die Berg­werke, Hütten und andere industrielle Unternehmungen, sondern mehr noch die unzähligen Hausfeuerungen und Feuerungen der Kleingewerbetreibenden Rauchgase in die Luft senden. Für den Rückgang der Baumvegetation im Industriegebiet kann daher nicht die Industrie allein oder gar einzelne Werke verantwortlich gemacht werden, sondern diese bedauerliche Erscheinung ist als eine samtwirkung aller Rauchquellen aufzufassen. Und es ist eine bekannte Tatsache, daß die Hausseuerungen, infolge ihrer weniger guten Verbrennung, eine erheblich größere Rauchmenge verursachen als die industriellen Anlagen.

Renten=Auszahlung.

* Die Renten für Januar werden nicht am Neu­jahrstage, sondern am 2. Januar im Kaisersaal(Koch), Oststraße 38, zu den üblichen Stunden gezahlt werden.

Die Wintersportzüge fahren. 9g Mimtenkung er

* Heute ist der Wintersportzug Imm. ge­fahren und morgen, am 1. Januar, fahren die Win­tersportzüge nach Winterberg und Schmallenberg, Meinerzhagen und Lüdenscheid und zurück. Es sei be­sonders darauf hingewiesen.

St. Antonius=Knappenverein.

* Nachdem der Verein am vergangenen Sonntag für die Mitglieder und deren erwachsene Angehörige eine Weihnachtsfeier veranstaltet hatte, sand gestern in der Kronenburg(Sonnenschein) die Bescherung der

statt. Eröffnet und geleitet wurde die Feier von Vikar Bertrams, der auch eine schöne Ansprache an die