Nr. 21.
(1. Blatt.)
K
Montag, den 27. Januar 1913.
45. Jahrgang.
(General=Anzeiger.)
Anttliches Vtatt aller Behorden
weztell für die Orte Wattenscheid, Gelsenkirchen=Ueckendorf, Leithe, Günntgfeld, Hordel,
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Ges pih pange, Prig, P Säg Iix, Pagiäh. e, als
Kaisers Geburtstag.
Winierliche Stürme jagen Durch die Lande hin und her;
Doch die Herzen höher schlagen Von dem Fels bis zu dem Meer, Schlagen hoch in festerT reue Für den Kaiser, lieb und wert.
Ja, Gott segne ihn aufs neue,
Weil des Segens er begehrt.
In dem Glanz von Gottes Gnade Leuchtet seine Krone schön.
Ueb er Dunst= und Wolkenpfade Steigt sein Aar zu Sonnenhöhn. Laßt uns um sein Bildnis schlingen Eichenlaub und Lorbeerzweig,
Weil er kämpft in heißem Ringen Um die Wohlfahrt für sein Reich!
Seht ihm aus dem Auge sprühen Mut, zum höchsten Ziel gewandt! Seines edlen Herzens Glühen Glüht für Gott und Vaterland.
Von dem, was im Kampf errungen, Tritt er ab nicht einen Stein.
Sing' es drum mit neuen Zungen: „Vaterland, magst ruhig sein!"
Winterliche Stürme jagen Durch die Lande hin und her Doch die Herzen höher schlagen Von dem Fels bis zu dem Meer. Und die Glocken von den Türmen Läuten's feierlich und klar:
Herr, du wollst den Kailer schirmen, Gib ihm ein gesegnet Jahr!
St.
In den Junitagen dieses Jahres wird Kaiser Wilhelm das silberne Herrscherjubiläum feiern. An jenem Tage wird genügend Zeit sein, die Regierungsarbeit Wilhelm II. rückschauend zu betrachten. Aber dieser sommerliche Feststtag, zu dem Deutschland sich schon jetzt zu rüsten beginnt, überglänzt bereits den Tag, an dem der Kaiser sein 54. Lebensjahr vollendet. Er steht vor uns in der reifen Kraft der Mannesfahre, erfüllt von dem heiligen Ernst zu seinem Amt. Er steht vor uns als derjenige europäische Herrscher, der am wirksam
sten die Kunst der Repräsentation übt. Und wir alle wissen, #uß Wilhelm II. eine Popularität besitzt, wie sonst kein Fürst des Kontinents. Als er am 27. Juni 1888 den preußischen Landtag eröffnete, sagte er in seiner Thronrede:„Ich halte mir das Wort des großen Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen der König des Staates erster Diener ist.“ Er hat dieses Wort gehalten mit preußischer Gewissenhaftigkeit und preußischer Treue. Er ist in den 25 Jahren des Staates und des Reiches erster Diener gewesen und hat das Erbe der Hohenzollern mit staatsmännischer Klugheit verwaltet. Die deutsche Seemacht ist Wilhelm II. Schöpfung. Hier hat er die Initiative ergriffen und durch die eifrigste Arbeit den Flottengebanken im deutschen Volke populär gemacht. Am 18. Oktober 1899 sagte er in Hamburg:„Bitter not tut uns eine deutsche Flotte!" Am 18. Juni 1901 sprach er an Bord der„Pringessin Viktoria Luise" die Worte:„Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser!“. Und am 14. Dezember 1902 schrieb er an den Präsidenten des deutschen Flottenvereins, Fürsten Otto zu Salm=Horstmar:„Jeder Tag zeigt uns von neuem, wie eine gedeihliche Entbicklung des Vaterlandes ohne nachhaltige Stärkung seiner Macht zur See nicht denkbar ist. Heute weht die deutsche Flagge auf allen Meeren. Und zu der großen Heeresmacht gesellt sich jetzt die deutsche Marine, die sich in 2 Jahrzehnten aus einigen kleinen Schiffen zu der zweitstärksten Seemacht der Welt entwickelt hat. Deutschland ist heute ein Volk in Waffen, gestählt und geschult im eisernen, strengen
Dienst der Friedensjahre, jeden Augenblick bereit, das
Schwert aus der Scheide zu ziehen, wenn man die deutsche Ehre zu rühren wagt. Kaiser, Heer und Marine: das ist für uns bereits ein einziger kompakter Begriff geworden. Der Kaiser an der Spitze seiner Truppen in die Stadt einziehend, oder der Kaiser an Bord eines Schiffes: wie vertraut sind uns diese Bilder. Und ist es nicht Kaiser Wilhelms Regierung vorbehalten geblieben, nach jahrelanger Kolonialverdrossenheit die Freude an unseren Kolonien zu wecken und das Gefühl zu stärken, daß wir draußen diese Plätze haben müssen, nicht als äußere Zeichen deutscher Macht, sondern als zukunftsvolle Hinterländer für unser wachsendes Volk?! Und ist es nicht wieder der deutsche Kaiser gewesen, der die Luftschiffahrt von allem Anfang an mit der lebhaftesten Teilnahme begleitet hat und das Werk Zeppelins mit der Macht seines kaiserlichen Einflusses stützen half? Deutschland ist heute ein reiches Land, Es hat seine Entwicklung hinter sich, die uns alle, die wir Zeugen dieser Aufwärtsbewegung sind, mit Staunen und Bewunderung erfüllt. Wir sind eine Weltmacht geworden, reich an Kräften, kühn in der Benutzung aller Möglichkeiten, stolz im Bewußtsein unseres Könnens. Wir haben uns den„Platz an der Sonne“, von dem der Kaiser einst sprach, erobert. Als Wilhelm II. Die Regierung antrat, sprach er die Worte:„Ich führe Euch herrlichen Zeiten entgegen!“ Kaiser und Volk haben zusammengearbeitet, hoffnungsvoll im gegenseitigen Vertrauen und in der steten Bereitschaft zu jedem Opfer. Und wenn heute der Kaiser seinen Geburtstag feiert, so darf er es tun in der Gewißheit, daß an diesem Tage ein ganzes Volk an seinen Stufen versammelt steht und ihm Glück und Segen wünscht. Es ist der aufrichtigste Gruß eines 60 MillionenVolkes, der ihm heute brausend entgegentönt: Lang lebe der Kaiser!
Die Balkankrisis.
Enver Bei,
der türkische Freiheitsheld, ist im Jahre 1881 in Konstantinopel geboren, steht also erst im 31. Lebensjahre. Im Jahre 1899 wurde er Leutnant bei der Infanterie und kam schon 3 Jahre später als Hauptmann in den Generalstab, wo er
1905 zum Vizemajor aufrückte. In demselben Jahre wurde er mit der Niederwerfung der Aufrührerbanden um Monastir beauftragt und bewirkte dies in 12 siegreichen Gefechten; er trug damals selbst eine Verwundung davon. Im nächsten Jahre
1906 zum Major befördert, wurde er der Generalinspektion der mazedonischen Provinzen zugeteilt. Im März 1909 sandte ihn der Sultan als Militärbevollmächtigten zur türkischen Botschaft nach Berlin. Schon im April desselben Jahres eilte er nach Konstantinopel, und nahm dort in hervorragender Weise an den Kämpfen um die 3 bedeutendsten Kasernen teil. Nach Wiederherstellung der Ruhe kehrte er nach Berlin zurück, von wo er 1911 nach Tripolis berufen wurde, wo er dann die Seele des Widerstandes wurde. Im November v. Irs. kehrte er nach der Türkei zurück. Ueber das erste Erscheinen Enver Beys in den Tschataldschalinien wird von einem Augenzeugen in einem Berliner Blatte folgende Schilderung entworfen: Die Nachricht, daß Enver Bey draußen bei den Truppen sich befindet, durcheilte die Reihen der Soldaten wie ein Lauffeuer. Jeder wollte ihn sehen, womöglich die Hand drücken, und wo er dann sichtbar wurde, erhob sich ein einziger Jubelschrei. Aus dem Getöse hörte man die Zurufe: „Heil dir, Heil dir, Enver! Führe du uns zum Siege Mit dir werden wir siegen! und noch ähnliche Ausrufe der Begeisterung und kriegerischer Zuversicht. Die kommandierenden Generale standen diesem Ausbruch der Begeisterung völlig kopflos gegenüber. Sie eilten nach Konstantinopel und legten dem Kabinett ganz ernsthaft die Frage vor, ob sie Enver verhaften sollten. Man war jedoch klug genug, die Folgen eines solchen Schrittes im Angesicht einer aufs höchste enthusiasmierten Armee zu erkennen.— Dabei wurde der Presse jede Mittteilung über den Enver bereiteten Empfang auf das strengste untersagt, und man verhaftete einige andere jungtürkische Führer, die aber bald wieder entlassen wurden. Das Kabinett Kiamil wußte ganz genau, was es von jungtürkischer Seite zu erwarten hatte, wenn es Adrianopel preisgibt. Es war ihm stets gesagt worden, daß man sich nur zurückhielte, um Blutvergießen zu vermeiden, daß man sich aber keine Rücksichten mehr auferlegen werde, sobald das Kabinett über diese einzige Bedingung, an Adrianopel festzuhalten, sich hinwegsetzen würde. Es hat sich darüber hinweggesetzt, und so ist der letzte Donnerstag gewiß keinem weniger überraschend gekommen als dem alten Kiamil.
Enver Bei beim deutschen Botschafter.
Konstantinopel, 27. Jan. Nachdem der neue Großwesir sämtlichen Botschaftern hat versichern lassen, daß die Ordnung überall strengstens gesichert werde, und daß das neue Kabinett nicht die Wiederaufnahme des Krieges, sondern vielmehr die Fortsetzung der Friedensverhandlungen auf einer erneuten Basis beabsichtige, hatte Enver Bei nach Mitternacht mit dem deutschen Botschafter eine 2stündige Unterredung. Die Botschafter und Gesandten traten vormittags zusammen. Die Abwesenheit des deutschen Botschafters wurde bemerkt,
Rücktrittsabsichten des Sultans?
Die Gerüchte von Rücktrittsabsichten des Sultans, die in Paris umliefen, kursieren auch in Konstantinopel selbst. Ob der Enver Bey befreundete Thronfolger Jussuf Izzedin wirklich in diesem Augenblick den Thron besteigen wird, steht dahin. Vorläufig liegen keine Meldungen vor, daß diese Ge
rüchte irgendwelchen Glauben verdienen. Trotzdem geht in
Konstantinopel immer unwidersprochener das Gerücht, daß der Sultan in den letzten Stunden wiederholt die Absicht ausgesprochen hat, zugunsten des Thronfolgers abzudanken. Eine andere Version spricht von erregten Szenen im kaiserlichen Palais, wo der Sultan bereits fast wie ein Gefangener gehalten und behandelt würde. Gestern vormittag soll der Sultan eine lange Unterredung mit dem neuen Scheich ül Islam gehabt haben, in der angeblich die Frage seines Rücktritts eingehend erörtert worden ist. Anderseits wird wieder von einer dem neuen Kabinett nahestehenden Seite versichert, daß diesem nichts ferner liege, als die geheiligte Person des Kalifen anzutasten und einen Thronwechsel herbeizuführen. Flottendemonstrationen?
Malta, 26. Jan. Die gesamte englische Mittelmeerflotte liegt abfahrtbereit. Das Kriegsschiff„Yarmouth“ ist bereits von hier nach der Suda=Bai abgegangen. Nach einer in London eingetroffenen Meldung liegt die vollständig mobilisierte russische Flotte des Schwarzen Meeres Tag und Nacht un ter Dampf und erwartet den Befehl, sich an einen noch unbekannten Bestimmungsort zu begeben. In Malta ist der russische Kreuzer„Oleg“ eingetroffen.
Abwartende Haltung des Balkanbundes.
abzuwarten und den Großmächten etwaige weitere Schritte zur Förderung des Friedensschlusses zu überlassen. Erst wenn das neue türkische Kabinett die Abtretung Adrianopels verweigern sollte, würden die Verhandlungen abgebrochen und der Waffenstillstand gekündigt werden.
Abbruch der Verhandlungen.
London, 27. Jan. Die Delegierten der Balkanstaaten haben beschlossen, die Verhandlungen abzubrechen.
Die deutsche Auffassung der neuen Lage.
Berlin, 27. Jan. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ schreibt: Soweit die neuen Ereignisse in Konstantinopel von der europäischen Presse mit Ernst und Einsicht gewürdigt werden, tritt überall der Gedanke hervor, das Wichtigste für die weitere Behandlung der Orientwirren sei die Bewahrung der Einigkeit unter den Großmächten und die Fortsetzung ihrer gemeinsamen Arbeit zur Wiederherstellung des Friedens. Dazu gehört vor allem das Festhalten an der bisher beobachteten Neutralität. Tatsächlich besteht kein Grund zur Annahme, daß einzelne Mächte das Konzert verlassen wollen, um in die Entwicklung der Dinge im Orient nach eigenem Ermessen einzugreifen. Für ein gemeinsames Auftreten Europas kommen Zwangsmaßregeln gegen die Türkei nicht in Frage. Sie würden mit den Grundsätzen der Neutralität nicht in Einklang stehen und könnten bedenkliche Folgen haben. Es bleibt im Interesse der Einigkeit unter den Großmächten nur das Weitergehen auf dem Wege gemeinsamer diplomatischer Einwirkung, um neue Feindseligkeiten zu verhüten oder, falls unmöglich, sie örtlich und zeitlich einzuschränken.
Deutschland.
Der Kaiser in der Militärischen Gesellschaft.
Berlin, 27. Jan. Der Kaiser begab sich Freitag abend 7 Uhr in Begleitung des Prinzen Heinrich nach dem Landwehroffizier=Kasino, um dort an dem„Friedrichstag“ der Militärischen Gesellschaft teilzunehmen. Major Schwertfeger vom Königl. Sächs. Generalstab sprach über„Die Strategie Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Kriege."
Der Entwurf eines preußischen Wohnungsgesetzes.
Berlin, 26. Jan. Der Reichsanzeiger veröffentlicht den Entwurf eines preußischen Wohnungsgesetzes nebst Begründung, zu dessen Einbringung die allerhöchste Ermächtigung erteilt ist. Der Entwurf enthält Bestimmungen über Baugelände, Bauordnung, Wohnungsordnung und Wohnungsaufsicht. Seine Einbringung beim Landtag wird erst nach den Neuwahlen erfolgen, da in der jetzigen Legislaturperiode keine Zeit mehr für die Durchberatung des wichtigen Gesetzes ist.
Zum Geburtstag des Kaisers.
München, 27. Jan. Des Geburtstagsfestes des Kaisers gedenkt die„Bayerische Staatszeitung“ in einem Leitartikel, in dem sie betont, daß Kaiser Wilhelm 2. im Herzen des deutschen Volkes lebe als Führer im Kampf des Lebens, der mit jedem Jahrzehnt rauher und kräfteheischender an uns herantrete, und als Vorbild in jener Hochhaltung des Familien= lebens, wie sie vor fast zwei Jahrtausenden Tacitus als des Germanen Eigenart erkannt und seinem entnervten Volke gepriesen hat. Eine Stunde der Gefahr: sie findet ein Volk und einen Kaiser. Ueber dem Hader des Wirtschaftslebens, über dem Gezänk konfessioneller Leidenschaften steht unantastbar das hehre, männliche Bild des Kaisers. Unvergessen ist den Bayern insbesondere die persönliche Teilnahme, die der Kaiser dem Schmerze des bayerischen Volkes gezeigt habe, als man Bayerns unvergeßlichen Prinzregenten in seiner Residenzstadt zu Grabe getragen habe.
Aus Westdeutschland.
Bochum, 27. Jan. Ein Opfer seines Berufes ist der Weichensteller Hermann Lipinski geworden. Der auf dem Bahnhof Bochum=Süd diensttuende Mann war im Begriff, die für das Hinaufdrücken des Personenzuges Bochum=Langendreer benötigte Lokomotive zu benachrich