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Nr. 10
Donnerstag, 12. Januar 1922
55.
Die tellen Slederentwurf?.
Reicheminister dr. hermes über die Finanzreform.
In einer gemeinsamen Sitzung der beiden Steuerausschüsse des Reichstages wies Reichsfinanzminister Dr. Hermes darauf hin, daß alles geschehen müsse, um unseren Verpflichtungen aus dem verlorenen Kriege so weit wie möglich nachzukommen, und daß bei dem vorgelegten Steuerentwurf davon ausgegangen sei, daß die steuerliche Belastung so weit angespannt werden müsse, als es mit der Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens irgend vereinbar sei. Die in den Ausschüssen in einer Reihe von Entwürfen beschlossenen Aenderungen würden das finanzielle Ergebnis nicht unwesentlich beeinflussen. Die Reichsregierung müsse daher dringend bitten, die Beschlüsse der ersten Lesung einer Nachprüfung zu unterziehen. Die Zölle auf Kakao, Kaffee und Tee müssen mindestens auf die vom Reichswirtschaftsrat vorgeschlagene Höhe gebracht werden. Bei der Tabaksteuer wird die Herabsetzung und Ermäßigung der Steuersätze für Zigaretten und für Zeinschnitt=Tabak von 20 auf höchstens 10 Prozent unbedingt notwendig sein. Bei der Biersteuer wird die Steuervergünstigung für Bier mit einem Stammwürzgehalt bis zu 9 Prozent beseitigt werden. Der Gesamtertrag aus der vorgeschlagnen Biersteuer soll dem Reich zufließen können. Den Gemeinden wird daneben die Befugnis zur selbständigen Erhebung eines bestimmten Zuschlages einzuräumen sein. Die Zuckersteuer muß auf den im Entwurf vorgeschlagenen Satz von 100 Mark auf einen Doppelzentner gebracht werden. Bei der Kohlensteuer muß der größte Wert darauf gelegt werden, daß die vorgeschlagene Erhöhung auf 40 Prozent bewilligt wird mit der Maßgabe, daß nach Lage der wirtschaftlichen Verhältnisse eine Ermäßigung der Höhe dieses Satzes eintreten kann. Die Umsatzsteuer bildet das Rückgrat der vorgeschlagenen Finanzreform. Der vorgeschlagene Satz von 2½ Prozent ist unbedingt notwendig. Bezüglich der Luxus=Gaststättensteuer könnte vielleicht ein Rahmen=Gesetz im Sinne des Entwurfs geschaffen werden, innerhalb dessen die Gemeinden für eine selbständige Regelung befugt, erklärt werden. Bezüglich des Vermögenssteuer Gesetzes erkennt der Minister an, daß eine Abänderung des Tarifes aus den angegebenen Gründen notwendig ist. Es werde aber zu prüfen sein, ob diese Aenderung in dem Umfange, wie sie in erster Lesung beschlossen wurde bestehen bleiben könne. Auch bei der Vermögenszuwachssteuer sei die weitgehende Ermäßigung des Tarifes nicht ratsam. Bezüglich der Abgabe von Vermögenszuwachs der Nachkriegszeit bittet der Minister bei den Bewertungs=Vorschriften die Regierungsvorlage wieder hinzuzuziehen. Durch die Abstreichung und Abschwächung, die in erster Lesung an den Regierungsvorlagen gemacht worden sind, entstehen bei den Verbrauchssteuern, Ausfälle von rund 12 Milliarden Mark. Auch die Ausfälle bei den Vermögenssteuern dürften erheblich sein. Die Kritit des Auslandes an der Abänderung des Einkommensteuergesetzes sei vollständig unberechtigt. Sie trägt dem Umstande Rechnung, daß die Aenderung dadurch ein Gebot der Notwendigkeit war, daß die Kaufkraft der Mark seit dem Zeitpunkt, in dem der ursprüngliche Tarif der Einkommensteuer aufgestellt worden ist, eine wesentliche Sentung erfahren hat. Die Ermäßigung der Einkommensteuer auf eine den Wertverhältnissen der Mark entsprechende Höhe wird nach Auffassung der Reichsfinanzverwaltung die günstige Wirkung haben, daß bei der bisher überaus hohen Belastung zutage getretene Bestreben der Steuerpflichtigen, das Einkommen auf legalem oder illegalem Wege der Besteuerung zu entziehen, einzudämmen. Trotz der durch die Geldentwertung gebotenen Senkung des Einkommensteuer=Tarifes ist zu erwarten, daß das im Etat für 1922 vorgesehene Aufkommen an Einkommensteuer einen Betrag von mindestens 23 Milliarden erreichen wird.
finanzämter ist damit zu rechnen, daß die Veranlagung zur Einkommensteuer für das Jahr 1920 bis Ende dieses Monats fast überall vollendet ist. Es ist Anordnung getroffen worden, daß an die Veranlagung für 1920 sich unmittelbar die Veranlagung für das Jahr 1921 schließt, die dann spätestens bis Mitte 1922 zu Ende geführt werden muß. Von neuen steuerlichen Maßnahmen über die Vorschläge der Reichsregierung hinaus müsse mar wegen der Geschäftslage bei den Steuerbehörden absehen. Das Jahr 1922 müsse für die Reichsfinanzverwaltung ein Jahr der inneren Konsolidierung ihres gesamten Betriebes sein, da hierin die erste und wichtigste Voraussetzung für ein starkes und regelmäßiges Fließen der Steuerquellen liege.
*
Um das Steuerkompromis.
: Seit mehreren Tagen tauchen in der Berliner Presse immer wieder Gerüchte auf, daß es in den Steuerfragen zu einem Kompromiß gekommen sei. Die Meinungsverschiedenheiten bestehen bekanntlich darin, daß die Sozialdemokratie eine stärkere Heranziehung des Besitzes fordert. Dieser Forderung steht die Auffassung der bürgerlichen Parteien gegenüber, daß der Besitz bereits genügend stark belastet sei. Die Behauptung, daß es in der Steuerfrage zu einem Kompromiß gekommen sei, ist, wie wir wiederholt festgestellt haben, unrichtig. Richtig ist lediglich, daß eine Besprechung der Parteiführer mit dem Reichskanzler stattgefunden hat. Im Interesse der Sache wäre es allerdings dringend erwünscht, wenn es möglichst bald zu einer Verständigung unter den Parteten käme. Denn schon mit Rücksicht auf die Konferenz in Cannes und auf die Wirtschaftskonferenz in Genua ist es erforderlich, daß der Reichshaushalt in Ordnung gebracht wird. Wir haben einstweilen zu den Parteien noch das Vertrauen, daß sie sich im Interesse des ganzen Volkes leiten lassen von den großen volitischen Gesichtspunkten, die eine Verabschiedung der Steuervorlagen dringend erforderlich machen.
Wie man in rechtsstehenden Kreisen über die Frage denkt, dafür ist eine Auslassung der Täglichenlichen Rundschau sehr bezeichnend, die über die Besprechungen beim Reichskanzler eingehend unterrichtet sein will. Da aber die Besprechungen sehr vertraulich waren, so beruhen die Mitteilungen des Blattes offensichtlich auf Kombinattonen. Wir sehen daher davon ab, sie hier wiederzugeben und beschränken uns nur darauf, lediglich die Stellungnahme des Blattes zu den Steuerfragen überhaupt hier folgen zu lassen. Das Blatt schreibt:
Die Hauptschwierigkeit bildet nach wie vor das Verlangen der Sozialdemokratie nach einer Besitzsteuer. Der Vorschlag der Regierung, das zweite Drittel des Reichsnotopfers schleunigst einzuziehen und dadurch den Besitz noch vorweg zu belasten, ist von der Sozialdemokratie schlankweg als nicht weitgehend genug abgelehnt worden. Was sie aber selbst vorschlägt, darüber hat sich die Sozialdemokratie selbst noch nicht geäußert. Wenn jedoch(in Leipzig) eine engere Annäherung zwischen den Unabhängigen und den Sozialdemokraten erfolgt, dann hat das notwendig zur Folge, daß die sozialdemokratischen Forderungen weiter radikalisiert werden, womit die Möglichkeit eines Kompromisses immer weiter entschwindet und die Gefahr einer Reichstagsauflösung wächst. Denn der Gedanke, mit wechselnden Mehrheiten zu arbeiten, den Herr von Bethmann im alten Regime vergebens durchzuführen suchte, ist heute im Zeichen des Parlamentarismus so abwegig, daß er sich bei dem ersten Versuche der Durchführung selbst wiberlegen muß.
Die Konferenz von Cannes.
720 Millionen Goldmark.
Die Verhandlungen in Cannes scheinen zu dem Ergebnis geführt zu haben, daß Deutschland im Jahre 1922 720 Millionen Goldmark zahlen soll, von denen Belgien 580 und Frankreich 540 erhalten werden. England werde auf seinen Anteil verzichten. Außerdem soll Frankreich Sachleistungen für die Summe erhalten, die durch Gewährung des Moratoriums in Fortfall kommt. Die zwischen Frankreich und Belgien bestehenden Meinungsverschiedenheiten über die Höhe der Frankreich zu zahlenden Summe und die Gutschriften für Frankreich auf dreihundert Millionen Goldmark wurden durch Vermittelung Loucheurs beigelegt. Nach einer Unterredung Loucheurs mit Briand wurde Millerand telephonisch um Rat gefragt und dieser erklärte sich mit der Zahlung von 140 Millionen Goldmark einverstanden, falls die Saargruben nicht in Anrechnung gebracht würden. Es wird angenommen, daß Belgien diesem Kompromiß auch zustimmen wird. Italien soll die auf der Banca d'Italia liegenden 170 Millionen Lire, die als deutsches Eigentum seinerzeit der Entente gutgeschrieben wurden, erhalten.
Der Schrei nach neuen Sanktionen.
Die französischen Nationalisten sind gegen die Zurücknahme der Besatzungstruppen im Rheinlande. Schon aus den Zeitungsstimmen war zu erkennen, daß die französische Presse mit Unruhe den Besprechungen in Cannes folgte. Es ist bemerkenswert, daß diese Unruhe weit mehr den Bestimmungen des Sicherheitsvertrages gilt, der zwischen England und Frankreich abgeschlossen werden soll, als der im Prinzip bereits abgeschlossenen Verminderung der deutschen Zahlungen. Die Zeitungen berichten, daß England die Zurückziehung der Besatzungstruppen am Rhein verlangen werde. Der Korrespondent des„Petit Journal“ widerspricht dieser Auffassung und erklärt, daß ein derartiger Wunsch nicht geäußert worden sei. Allerdings war die Frage aufgeworfen worden, ob nicht bald die neuen Bestimmungen über die Wiedergutmachung in Kraft treten, wonach Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort von der ihnen im Mai auferlegten Besatzung befreit würden. Diese Forderung erscheint eigentlich als selbstverständlich, aber die öffentliche Meinung klammert sich an Briands Erklärung, nicht eine der Garantien aufzugeben, noch an irgend einem Zugeständnis zu rütteln.
Lloyd George gegen ein Diktat.
Briand hatte eine stundenlange Unterredung mit Lloyd George, an der nur die Privatsekretäre teilnahmen. Lloyd George ist bemüht, die Form eines Diktats unter allen Umständen zu vermeiden und den Deutschen Gelegenheit zu einer Erklärung zu geben, die den guten Willen Deutschlands unterstreicht und die wahrscheinliche Unmöglichkeit der Erfüllung prophezeit.
Deutsche Gegenvorschläge?
In Cannes ist die Ansicht verbreitet, daß die Deutschen Gegenvorschläge mitbringen u. a. einen eigenen Plan für die wirtschaftliche Reparation Europas. Sie sollen auch angeblich neue Sicherheiten für Frankreich anbieten. Lloyd George. scheint der Meinung zu sein, daß die Frage der Wiedergutmachung ebenso wie die des Sicherheitsvertrages zwischen Frankreich und England innerhalb der nächsten 48 Stunden geregelt sein werde, denn er hat die Absicht ausgesprochen, am Donnerstag nach London zurückzureisen.
Ueber die Aufgabe der deutschen Abordnung will der„Petit Parisien" aus Berlin erfahren haben, daß der Staatssekretär die Aufgabe habe. sich darauf zu beschränken, dem Obersten Rat die Auskünfte zu erteilen, die von ihm verlangt werden. Die Abordnung habe nicht die Aufgabe, sich in Verhandlungen einzulassen. Es scheint allerdings, daß Rathenau persönlich genügend Vollmachten habe, um an etwaigen Verhandlungen teilzunehmen. Was die Bedingungen für einen teilweisen Zahlungsaufschub anbetreffen, so wird jetzt bereits erwähnt, daß die deutschen Delegier
ten erklären werden, es sei unmöglich, Zoll=, Eisenbahn= und Posttarife, sowie die Kohlenpreise zu erhöhen, ohne gleichzeitig die Kosten der Lebenshaltung in die Höhe zu treiben.
Alles in Frage gestellt!
Cannes, 12. Januar. Die letzten Stunden haben die ganzen bisher erzielten Einigungen wieder in Frage gestellt. Es ist alles wieder schwankend geworden. Neuerdings sollen von Deutschland mindestens 800 Millionen Goldmark bar und Sachlieferungen in weit höherem Maße verlangt werden, und zwar für 1250 Millionen Goldmark allein an Frankreich, für 480 Millionen an England, für 240 Millionen an Italien, für 425 Millionen an Belgien, für 7 Millionen an Japan und für 28 Millionen an die anderen Alliierten.
Der Kampf um das Versailler Machwerk.
Ein französischer Delegierter erklärte: Es handelt sich in Cannes und Genua um nichts Geringeres als um einen Verzweiflungskampf um den Versailler Vertrag. Das amerikanische Kapital zeigt sich jeder Kreditaktion unwohlfährig. Der amerikanische Botschafter in London soll in einem Privatgespräch erklärt haben, er sei persönlich der Meinung, daß das amerikanische Großkapital nur dann einer internationalen Kreditaktion zustimmen würde, wenn der Versailler Vertrag revidiert werde. Ein Moratorium bedeute gar nichts. Man möge Deutschlands Schuld auf ein erträgliches Maß reduzieren. Der Botschafter erklärte, er habe diese persönliche Meinung aus Gesprächen mit amerikanischen Finanzleuten geschöpft.
Das neue Bündnis.
Englische Forderungen.
Der Sonderberichterstatter des„Echo de Paris“ in Cannes meldet zu den Verhandlungen über den englisch=französischen Garantievertrag; Das britische Angebot sei von drei Fragen abhängig:
1. Frankreich müsse sich nicht nur an die internationale Konferenz von Genua für gebunden erklären, sondern müsse auch die von Lloyd George vorgeschlagene Resolution annehmen.
2. Frankreich müsse eine befriedigende Regelung der Tangerfrage gemäß dem Friedensvertrage herbeiführen, d. h. die Forderungen, die seit dem Waffenstillstand gestellt worden sind, aufgeben.
3. Frankreich müsse sich mit England hinsichtlich des Vertrages von Angora einigen. In einem besonderen Memorandum fordert die britische Regierung noch die gemeinsame Regelung der Frage der Unterseebootsflotte. Der Pakt selbst enthält die Verpflichtung, im Falle eines nicht provozierten Angriffes seitens Deutschlands, Frankreich mie allen seinen Streitkräften zu unterstützen und die Erfüllung der Artikel 42, 43 und 44 des Friedensvertrages von Versailles.
Italien beteiligt sich am Garantievertrag.
Der Sonderberichterstatter des„Secolo" meldet aus Cannes, daß Italien sich an dem englisch=französischen Garantievertrag beteiligen würde Lloyd George habe sich in einer Unterredung mit Bonomi Italiens Teilnahme gesichert. Der italignische Ministerpräsident nahm den Vorschlag günstig auf. der ein Friedenswerkzeug der europäischen Politik werden könnte.
O. H. T. und Bethmann.
Ludendorffs angeblicher Gegensatz zum Kaiser.
General Ludendorff hat im„Militärwochenblatt“ eine Auseinandersetzung mit den Erinnerungen des früheren Kanzlers von Bethmann Hollweg begonnen. Ueber seine Stellung zur Frage der Reform des preußischen Wahlrechts bemerkt General Ludendorff, daß über den Segen oder Unsegen eines erweiterten Parlamentarismus in Deutschland jetzt wohl in breiten deut