Nr. 78 40. Jahrgang

Freitag, 31. März 1933

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Zentralkomitees zur Abwehr jüdischer Greuel= und Boykotthetze

In Englano staut die Hetzbewegung ab

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München, 30. März

Das Zentralkomitee zur Abwehr jüdischer Greuel­und Boykötthetze veröffentlicht folgende Anordnungen:

1. Die Leiter der örtlichen Komitees zur Abwehr der #idischen Het= und Greuelpropaganda werden unverzüg­mich von den zuständigen Dienststellen der PO. ernannt.

Als Leiter des Gaukomitees empfiehlt es #ich, die Gauführer des Kampfbundes des gewerblichen ittelstandes zu ernennen, da diese NS.=Organisation Semäß ihrer Eigenart über die notwendigen Unterlagen Aund Erfahrungen fur den Aufbau der Abwehrbewegung ##verfügt. Die Rücksichtnahme auf die persönliche Eignung des zu Ernennenden wird hierdurch selbstverständlich #icht berührt.

2. Die Aktionskomitees(deren Mitglieder keinerlei Verbindung mit Juden haben dürfen) stellen sofort fest, welche Geschäfte, Warenhäuser, Kanzleien usw. sich in udenhänden befinden.

3. Es handelt sich bei dieser Feststellung selbstver­#ändlich um Geschäfte, die sich in den Händen von An­Sechörigen der jüdischen Rasse befinden. Die Religion ##elt keine Rolle. Katholisch oder protestantisch getaufte Weschäftsleute oder Dissidenten jüdischer Rasse sind im inne dieser Anordnung ebenfalls Juden.

4. Firmen, bei denen Juden nur finanziell beteiligt ###d, fallen unter eine noch zu treffende Regelung.

5. Ist der Ehegatte einer nichtjüdischen Geschäfts­nhaberin Jude, so gilt das Geschäft als jüdisch. Das Eleiche ist der Fall, wenn die Inhaberin Jüdin, der Ehe­Feite dogegen nicht Jude is.

6. Einheitspreisgeschäfte, Warenhäuser Großfilial­###riebe, die sich in deutschen Händen befinden, fallen #icht unter diese Boykottaktion, ebenso fallen nicht ##runter dieWoolworth=Einheitspreisgeschäfte. Diese ##rma ist amerikanisch und außerdem nicht jüdisch. Die ##genanntenWohlwert=Einheitspreisgeschäfte dagegen #nd jüdisch und daher zu boykottieren.

7. Die Aktionskomitees übergeben das Verzeich­his der festgestellten jüdischen Geschäfte der EA. und SS., damit diese am Samstag, dem April 1928, vormttage Punkt 10 UUhr.,

Durchführung der Abwehraktion herausgegeben. Die Anordnung Nr. 3 besagt:

In Durchführung des Abwehrboykotts ist unter allen Umständen die Schließung jüdischer Geschäfte oder Gewaltanwendung gegenüber ihren Kunden zu unterlassen Schließt ein solches Geschäft seine Tore freiwillig, so liegt keine höhere Ge­walt vor, und die Geschäftsinhaber haben keinerlei Vor­wand, fristlose Entlassungen auszusprechen, Lohn= und Gehaltszahlungen zu verweigern oder Kürzungen vor­zunehmen.

* Die Anordnung 4 besagt:Bei dem Zentralkomitee zur Abwehr der jüdischen Greuel= und Boykotthetze lau­

fen zahlreiche Meldungen ein, die berichten, daß jüdische r Geschäftsinhaber ihre Betriebe deutschen Strohmännern übergeben, um sich den Auswirkungen der Boykottpro­paganda zu entziehen. Es wird daher angeordnet: Ge­schäfte, die von ihren jüdischen Inhabern deutschen Strohmännern übergeben worden sind, werden für die Dauer des Abwehrboykotts als jüdische Geschäfte be­handelt.

Deutsche Austialungdarden in Ausiand

die Wachen

Inktliche Weiter:

humer Anzeiger ven stehenden Vordiuc eitig einsenden#e

mitgeben.

abonniert auf

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mit mir

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tellen können.

8. Die Wachen haben die Aufgaben, dem Publikum #bekanntzugeben, daß das von ihnen überwachte Geschäft jüdisch ist. Sie haben vor dem Einkauf in diesem Ge­schäft zu warnen. Tätlich vorzugehen ist ihnen

Averboten. Verboten ist auch, die Geschäfte u schließen, die Fensterscheiben zu zertrümmern ###der sonstigen Sachschaden anzurichten.

9. Zur Kenntlichmachung jüdischer Geschäfte sind Aee beren Eingangstüren Plakale oder Toseln mit gelbem! ###leck auf schwarzem Grunde anzubringen.

10. Entlassungen von nichtjüdischen Angestell­#. 212 Arbeitern dürfen von den bonkottierten jüdischen ##beschäften nicht vorgenommen, Kündigungen richt ausgesprochen werden. Sind solche schon ###olgt, so hat die N S BO. im Zusammenwirken mit der #7. für ihre Rückgängigmachung Sorge zu tragen.

S. 11. Die Aktionskomitees veranstalten am Freitag, ## 31. März 1933, abends, in allen Orten im Einver­##chmen mit den politischen Leitungen

Atroße Massenkundgebungen

und Demonstrationszüge

Nabei sind Transparente zu tragen mit folgender Auf­hrift:

*)Zur Abwehr der jüdischen Greuel= und Boykott­F

Boykottiert ab morgen vormittag 10 Uhr alle schen Geschäfte."

In Großstädten sind die Kundgebungen auf möglichst n öffentlichen Plätzen abzuhalten.

12. Am Samstag vormittag sind bis späte­10 Uhr die Plakate mit dem Boykottaufruf an Anschlagstellev in Städten und Dörsern anzubrin­Zu gleicher Zeit sind auch an Lastautos oder noch an Möbelwagen folgende Transpparente in hier an­ener Reihenfolge durch die Straßen zu fahren:

kur Abwehr der jüdischen Greuel= u. Boykotthetze", boykottiert alle jüdischen Geschäfte, nicht in jüdischen Warenhäusern, beht nicht zu jüdischen Rechtsanwälten. Reidet jüdische Aerzte,

Die Juden sind unser Unglück.

Zur Finanzierung der Abwehrbewegung orga­escheissenten Sammlungen bei den deutschen

##r sss-P, ihrigen gelten für die Komitees zur Abwehr

#d. Reiczen, Sreuel= und Boykotthetze die Anordnungen #e Maverteileitung, der RSDAP.(Aufruf vom im B9*).

Berlin, 30. März.

Gegen die Greuelpropaganda im Auslande wenden sich zahlreiche Verbände und Firmen. So hat die Interessengemeinschaft Berliner Pri­vatbankfirmen an die Vorsitzenden der Börsen­vorstände in London, Paris und Newyork ein aufklären­des Telegramm gerichtet. Der Newyorker Vertreter der Rudolph Karstadt AG. ist von seinem Hause an­gewiesen worden, der Hetze gegen Deutschland entgegen­zutreten. Die mexikanische Handelskammer in Deutschland, Zweigstelle Frankfurt a.., protestiert in einem Telegramm an die Handelskammer der Ver­einigten Staaten in Washington gegen den Boykott deutscher Waren und gegen die Greuelnachrichten. Die israelitischen Gemeinden in Lateinnamerika sind vom Vorstand der deutschen israelitischen Ge­meinden zu Hamburg unterrichtet worden, daß Ruhe und Ordnung in Hamburg ungestört sind. Der Verein der Getreidebändler der Ham­burger Börse erklärt in Telegrammen an die New­horker Produktenbörse und die Londoner Getreidehandels­vereinigung, daß die Berichte über Verfolgungen und Mißhandlungen von Juden unwahr sind. Der Reichs­verband des deutschen Tiefbaugewerbes hat den Bauunternehmerverbänden im Auslande ge­drahtet, daß in Deutschland ein völlig geordneter Rechts­zustand herrscht, und daß von Greueltaten gegen Juden keine Rede sein könne. General Lettow=Vorbeck richtete an die englische Presse ein Telegramm, in dem er bittet, nicht auf die plumpen Tricks der Lügennach­richten hereinzufallen. Die deutschen Pressever­treter in Paris veröffentlichen eine Erklärung, in der die französischen Pressevertreter gebeten werden, nur sorgfältig geprüfte Tatsachen weiterzugeben. Der Präsi­dent des Deutschen Städtetages, Dr. Mulert, hat an den Vorsitzenden des Gesamtverbandes der amerika­nischen Städte ein Schreiben gerichtet, in dem er mit großer Entschiedenheit gegen die Greuelpropaganda Stellung nimmt. Dr. Mulert bittet die amerikanischen Stadtverwaltungen, die Oeffentlichkeit über die wirk­liche Lage in Deutschland wahrheitsgetreu zu unterrichten. Selten sei ein Volk und seine Regierung von böswilligen Persönlichkeiten und Zeitungen soverleumdet worden wie das deutsche. Entsprechende Schreiben hat Dr. Mulert an den Präsidenten des Internationalen Gemeindever­bandes und an die Leiter der nationalen Städteverbände der anderen Kulturstaaten gerichtet.

Der Vorstand der jüdischen Gemeinden in Berlin hat an das Präsidium der jüdischen Kultus­gemeinde Warschau. American Jewist Committee, in Newyork, Jewish Board of Deputies, London, und an Rabbi Dr. Hertz, London, Telegramme gerichtet, in dem gegen die Greuelhetze entschieden Verwahrung eingelegt und dringend ersucht wird, dafür zu wirken, daß jeg­liche Greuel= und Boykottpropaganda unterbleibt.

Vom Präsidenten der amerikanischenJewish Agency ist in Berlin ein Telegramm des Inhalts ein­gelaufen, daß keine verantwortlichen Körperschaften Amerikas einen Boykott angeregt haben, und daß sein Verband auch weiter alles tun werde, der Agitation entgegenzutreten.

Schreiben der deutschen Juden an Hindenburg

Berlin, 30. März.

Die Reichsvertretung der deutschen Juden und der Vorstand der jüdischen Gemeinde zu Berlin haben ein Schreiben an den Reichspräsidenten den Reichskanzler, die Reichsminister und an den Polizeipräsidenten von Berlin gerichtet, in dem es u. a. heißt:Die deutschen Juden sind tief erschüttert von dem Boykottaufruf der Nationalsozialistischen Deut­schen Arbeiterpartei. Im großen Kriege haben von 500 000 deutschen Juden 12000 ihr Leben hingegeben. Auf den Gebieten friedlicher Arbeit haben wir mit allen unseren Kräften unsere Pflicht getan. Den Greuel­und Boykottfeldzug im Ausland haben die jüdischen Organisationen Deutschlands mit äußerster Anstrengung und erfolgreich bekämpft. Sie haben hierfür alles getan, was in ihrer Kraft stand und wer­den es weiter tun. Trotzdem sollen jetzt die deutschen Juden als die angeblich Schuldigen zugrunde gerichtet werden. Wir rufen dem deutschen Volk, dem Gerechtig­keit stets höchste Tugend war, zu: Der Vorwurf, unser Volk geschädigt zu haben, berührt aufs tiefste unsere Ehre. Um der Wahrheit willen und um unserer Ehre willen erheben wir feierliche Verwahrung gegen diese Anklage. Wir vertrauen auf den Herrn Reichs­präsidenten und auf die Reichsregierung, daß sie uns Recht und Lebensmöglichkeit in unserm deutschen Vater­lande nicht nehmen lassen werden. Wir wieder­holen in dieser Stunde das Bekenntnis un­serer Zugehörigkeit zum deutschen Volke, an dessen Erneuerung und Aufstieg mitzu­arbeiten unsere heiligste Pflicht, unser Recht und unser sehnlichster Wunsch ist.

Wiggin und Sackett wissen nichts von Greueln

imVB.).

Weitere Anordnungen.

#nd Bapszegt-alkomitee zur Abwehr jüdischer Greuel­

Rotthetze hat weitere Anordnungen über die

Newyork, 30. März.

Der heute mit dem DampferBremen aus Europa hier eingetroffene Bankier Wiggin teilte Pressever­tretern mit, daß er von angeblichen Juden­verfolgungen in Deutschland nichts be­merkt habe.

Times bringt eine Unterredung des bisherigen amerikanischen Botschafters in Berlin, Sackett, in dem dieser nachdrücklichst die Notwendigkeit betont, daß man mit einem Urteil über die Ereignisse in Deutsch­land zurückhalten müsse. Als er in der letzten Woche Deutschland verlassen habe, habe er den Eindruck gehabt, daß die Demonstrationen vorüber seien. Soweit sich die Kundgebungen gegen politisch Unbeteiligte gerichtet hätten, seien sie ohnedies nur sporadischer Natur ge­wesen. Die wenigen Fälle, die zur Aufmerksamkeit des Botschafters gebracht worden und in denen Amerikaner die Opfer gewesen seien, seien alle durch besondere Umstände veranlaßt gewesen, und die deutsche Regierung habe sich beeilt, Abhilfe zu schaffen. Es wäre bedauerlich, wenn diese Fälle zum An­laß einer allgemeinen Verurteilung der deutschen Re­gierung genommen würden und wenn infolge einer sol­chen Verurteilung eine wirklich antisemitische Bewegung in Deutschland entstehen sollte.

Die englische Regierung hält Vorstellungen in Berlin für ungerechtfertigt

London, 30. März.

Im englischen Oberhaus gab Kriegsminister Lord Hailsham in Erwiderung auf Ausführungen von Viscount Cecil eine Erklärung der Regierung über die Behandlung der Juden in Deutschland ab. Kein bri­tischer Untertan jüdischer Herkunft, so führte er aus, habe Ursache gehabt, sich üüber Mitz­handlung in Deutschland zu beklagen. Die Regierung glaube nicht, daß es gerechtser­

tigt wäre, bei der deutschen Regierung über die Behandlung nicht britischer Staatsangehöriger jüdi­scher Herkunft Vorstellungen zu erheben.

Einlenken in England

London, 30. März.

Die deutschen Gegenmaßnahmen gegen die auslän­dische Lügenpropaganda haben ihre Wirkung in Eng­

land insofern nicht verfehlt, als die hiesigen jüdischen Kreise wohl auch unter dem Einfluß amtlicher Stellen ihre Anhänger erneut vor einer Ver­schärfung der Lage warnen. Der Präsident des jüdischen Parlaments, Laski, erklärte, er habe von vornherein gesagt, daß der Boykott eine zweischneidige Waffe sei. Er habe den Juden geraten, sich nicht in einen Boykott einzulassen. Er habe die freundlichsten *<space> G e f ü h l e<space> g e g e n ü b e r<space> D e u t s c h l a n d<space> u n d<space> g e b e<space> z u,<space> d a ß<space> d i e<space> * Deutschen regieren könnten wie sie wollten. Auch in der Londoner Presse ist zweifellos ein Ab­flauen der Hetze gegen Deutschland zu bemerken. Sie weist die Londoner Juden auf die Gefahren hin, die den Juden in Deutschland drohen, und ermahnt sie, diesen Umständen durch Einlenken Rechnung zu tragen, da mit einem Nachgeben der Nationalsozialisten nicht gerechnet werden könne. Ein Rundgang durch die jü­dischen Teile Londons zeigt, daß die jüdische Boykott­bewegung auch äußerlich abgeflaut ist. Boy­kottplakate sind nur noch vereinzelt zu sehen, und zwar meistens an Barbierlöden, Schuhmacherwerkstätten und Kleidergeschäften.

Wie derBerliner Lokalanzeiger hört, wird ab

1. April der Deutschlandsender am Schluß seiner Abendprogramme regelmäßig vor dem Deutschlandlied

das Horst=Wessel=Lied spielen lassen. Möglicherweise werden auch andere Sender diesem Beispiel folgen.

Jagesglossen

Der selige Lord Northeliffe wird Die Greuelpropaganda sich vor Neid im Grabe herum­und ihre Abwehr drehen. Alle die Lügen von den

abgehackten Händen, den ausge­stochenen Augen, den öffentlichen Hinrichtungen und Massenauspeitschungen sind wieder ausgegraben worden und vergiften die Weltmeinung. Gewissenlose Elemente haben alle Giftkanäle gegen die deutsche Revolution ge­öffnet und versuchen, das deutsche Ansehen in der Welt herabzumindern. In zwei Kolonnen hat sich diese Front zum Angriff auf Deutschland formiert, in der Kolonne des internationalen Marxismus und in der Kolonne des entwurzelten Weltjudentums. Der seiner Rasse und seines Volkstums bewußte Jude weist, wie die Erklä­rungen der großen jüdischen Verbände in Deutschland es beweisen, mit allem Nachdruck diese Greuelhetze zu­rück. Es sind jedoch land= und volksfremde Literaten jüdischer Abstammung und es ist das proletarisierte Ostjudentum in den Elendsvierteln von Newyork und London, das immer noch die Lügenhetze weiter betreibt. Der geplante Boykott aller jüdischen Geschäfte, den die Nationalsozialistische Partei ab Samstag vormittag 10 Uhr durchführen will, wird dem Ausland darüber die Augen öffnen, daß die von bestimmten Kreisen des Judentums betriebene Greuelhetze das Judentum selbst am härtesten treffen wird. Man hat durch die Boy­kottandrohung ab Samstag dem Auslande nochmals eine Bewährungsfrist gegeben. Besitzt man dort nicht soviel Einsicht, mit sofortiger Wirkung die Greuelhetze abzustoppen, dann wird der disziplinierte Abwehrkampf in der Form des Boykotts aller jüdischen Geschäfte lückenlos durchgeführt. Aber nicht nur im Innern soll der Abwehrkampf geführt werden, er muß auch ins Ausland selbst getragen werden. Um dazu sein Teil beizutragen, hat derB.. gestern die gesamte Bo­chumer Bürgerschaft aufgesordert, ihm Adressen von Auslandsdeutschen mitzuteilen, denen aratis und franko derB.. mit den Artikeln und Tatsachenberichten zugeschickt wird, die über die wahre Lage in Deutsch­land auslären. Der=Appell an die Bochumer, Bürger­schaft haf schon am ersten Tage einen erfreulichen Erfolg gehabt. Nicht weniger als 839 Adres­sen wurden uns mitgeteilt. Ein Beweis mehr dafür, daß der Abwehrkampf Volkslache ist. Wir lassen uns nicht ein zweites Mal versemen! Das sollte satz Ausland jetzt erkennen!

Wenn man schon schwindeln will, so muß Zu plump man es so anstellen, daß das Schwindeln gelogen nicht auf den ersten Anblick entlarvt erscheint.

So darf man es nicht machen, wie das Mos­kauer Abendblatt, dieWetschernaja Moskwa, die irgendwo in Moskau selbst eine Aufnahme gestellt hat, um die angeblichen Greueltaten der SA gegen Juden im Bilde zu illustrieren. Da steht ein Jude barfuß mit bis über die Knie abgeschnittenen Hosen und trägt ein Schild auf der Brust:Ich bin ein Jude und pro­testiere gegen die Verleumdung der braven SA! Die Photographie soll aus München stammen. Aber man hat vergessen, die russischen Inschriften der Geschäfte zu radieren. Die SA=Leute, die den Juden durch die Straßen schubsen, tragen russi­sche Stulpenstiefel und Gewehre des Mo­dells, wie es in der Roten Armee verwandt wird. Die Nazis, die auf dem Fahrrad den Zug begleiten, fah­ren nicht, wie das in Deutschland Vorschrift ist, auf der rechten, sondern auf der linken Straßenseite, zu­dem noch auf dem Bürgersteig. Der Schwindel dieser Photographie mußte natürlich von den dümmsten Bolschewiken in Moskau auf den ersten Blick durchschaut werden. Es ist nicht anzunehmen, daß der allzu plumpe Trick des Blattes die Beweiskraft der blutrünstigen Greuelmärchen verstärkt hat, die das Blatt sonst noch seinen Lesern vorsetzt.

Der deutsche Reichstag unter seinem Tempo! Tempo! Präsidenten Göring hat der Welt ge­

zeigt, mit welchem Schwung und in welchem Tempo die bedeutungsvollsten politischen Ent­scheidungen in kürzester Frist getroffen werden können. Etwas von diesem Schwung und Tempo könnte auch den internationalen Verhandlungen nichts schaden. Be­sonders den Herrschaften vom Völkerbund hätte es durch­aus nicht schlecht bekommen können, wenn sie sich ein­mal im Krollhause Auschauungsunterricht darüber ge­holt hätten, wie gearbeitet werden kann, wenn der ernste Wille vorhanden ist. In Genf kann man sicher gehen, daß ein Projekt begraben wird, wenn es einer Aus­schußberatung zugeführt wird. Das darf, wenn nicht die ernstesten Folgen eintreten sollen, mit dem Ab­rüstungsvorschlgg Macdonalds auf keinen Fall geschehen. Die Engländer wissen, daß wir von ihrem Plan nicht restlos begeistert sind. Aber wir ha­ben anerkannt, daß ein mutiger Vorstoß unternommen, wurde, um die Dinge endlich, endlich in der Richtung auf qualitative und quantitative Gleichberechtigung in Bewegung zu bringen. Aber es muß wirklich eine Be­wegung sein. Was soll man zu der Berechnung der Times sagen, daß die Behandlung des Macdonald­schen Planes bei ganz glattem Verlauf zwei Jahre erfordern werde, wenn man für jeden der 96 Artikeln etwa acht Verhandlungstage in Anspruch nehmen müsse. Das heißt also, daß im Jahre 1935 günstigstenfalls eine erste Abrüstungskonvention vorliegen würde, die dann noch durch die Parlamente ratifiziert werden müßte. In Genf hat man reichlich Erfahrungen gesammelt, wie internationale Verträge durch immer wieder hinaus­gezögerte Ratifizierung abgewürgt werden können. Dann wird es vielleicht 1936 werden, bis ein fünfjäh­rigesUebergangsstadium" beginnen könnte. In die­sem Uebergangsstadium soll bekanntlich die Gleichberech­tigung noch nicht praktisch durchgeführt werden. Wir würden also weitere acht Jahre in der gleichen Unsicherheit leben müssen, wie bi sher, ohne Militärflugzeuge, ohne Flottenausgleich,