Nr. 224 36. Jahrgang. 1. Beilage zum Bochumer Anzeiger und General Anzeiger, Dienstag, den 24 September 1929

r dreitägigen Aus. lich festgestellt, daß von einer großen de, während andere Opportunität zum itungsausschuß be­n Frage zu stellen die den Charakter seiner Arbeiten ge­chuß lehnte eine beantragte Ein. des auf die ahlungen ab.

ei

23. September. des Leicestershire­ittag mit einen id die Rückkehr in königstein nach der frei von ktober bleibt nur estehendes Abwick­Uebergabe= und n hat. Der Abzug erfolgte programm­

nheidelberg

23. September. g über die bevor­everhandlungen in tschen Abordnung, eingehende Aus­teiligten Behörden ns mit den Ver­aller Wirtschafts­Aussprache etgab ber, das Ziel im Interesse der der deutschen Ab­rde ein kleiner aller in Betracht mfaßt, und der der einer Sachkenntnis lehen soll.

ehle

23. September. chter Landgerichts­Haftbefehle der Bombenleger­imm.=Gruppe t sich hier um die senattentaten.

Rtecklenburg

eluent

relitz), 23. Sept. nete sich am Mon­chwichtenberg. sind bisher den len. Es handelt schaftsgebäude dor­ie sich infolge des lligkeit aus. Fast und riesige Ernte­

Das Vieh soll er war bis 7 Uhr nt noch weiter um Brandkatastrophe iche telephonischen stört sind.

23. September. rdinal Dubois apostolische Nun­ne, befand sich am

half sich hierbei izelnen Atome in Mosaik in un­angeordnet seien, cher Körper, von und daß die nung und Lage schiedenen Modi­Shotographie mit in das Innere Diese Theorie Elementen nicht frei herumfliegen­ßte die Quanten­besagt, daß auch oder Quanten be­über den Fein­kan stellt sich die estehend vor, aus Proton, und er positiven. Elekz Wasserstoff, sind bestimmte Rich­

Atomen:

Mag­len einz an zwei der un­in kann Systeme Helium, doch undurch­Methan,

Modi­

1945

önnen,

en.

Bochum, 24. September

Der Kampf um die Unfallasten im Bergbau

Der Bergarbeiterverband fordert Aufhebung wichtiger

Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung.

In einer Eingabe des Deutschen Bergarbeiterverban­des an den Reichsarbeitsminister wird ersucht, bei der gesetzgebenden Körverschaft dahin zu wirken, daß die §§ 1505 bis 1508 des 5. Buches der Reichsversicherungs­ordnung, die von den Beziehungen der Versicherungs­träger zueinander handeln, in Hinsicht auf die Knapp­schaftskrankenkassen so geändert werden, daß die Unfall­versicherung der Knappschaftskrankenversicherung für Krankheiten, die durch Unfälle bedingt werden, einen böheren Teil der Kosten erstattet, als dies nach den bis­berigen Bestimmungen der angeführten Paragraphen geschieht.

Begründung: In der Reichsknappschaft wer­den zur Krankenversicherung höhere Beiträge als in der gesamten übrigen Krankenversicherung erhoben. Der durchschnittliche Beitragssatz betrug beispielsweise im Jahre 1928 bei der Reichsknappschaft 7,33% der Lohn­summe, während er bei der übrigen Krankenversicherung nur.19% betrug. Diese Tatsache, die allgemein be­kannt ist, hat in der letzten Zeit zu Angriffen gegen die Knappschaftsversicherung geführt. Die höheren Bei­träge zur knappschaftlichen Krankenversicherung werden neben der gesundheitsschädlichen Berufsarbeit in der Hauptsache durch die Mehrbelastung der Knappschaft durch Unfälle verursacht. Nach einer Statistik betrug die Zahl der Krankheitsfälle 575 368, wovon 163122 Erkrankungsfälle sind, die durch Unfälle hervorgerufen wurden. In Prozentsätzen ausgedrückt, betrugen die Erkrankungsfälle wegen Unfälle von der Gesamtzahl aller Erkrankungsfälle im gesamten Gebiet der Reichs­knappschaft 28.3. Von der Gesamtzahl der Erkrankungs­fälle wegen Unfälle von 163 122 entfielen 150.080 Er­krankungsfälle auf Unfälle, die in den ersten acht Wochen geheilt wurden und für die die Unfallversiche­rung der knappschaftlichen Krankenversicherung keine Ersatzleistung zu gewähren brauchte. Die Gesamt­krankheitskosten pro Mitglied betrugen bei der Reichs­knappschaft nach Abzug der Familienhilfe im Durch­schnitt auf den Krankheitstag im Jahre 1928:.39 RM. DLa auf die Unfälle, deren Folgen in den ersten acht Wochen behoben worden sind, 2882 107 Krankheitstage entfallen, bedeutet es, daß 15 534 556.73 RM. an Aus­gaben der Knappschaftskrankenversicherung von der Un­fallversicherung nicht erstattet werden brauchten.

Würde man die knappschaftliche Krankenversicherung sinngemäß mit dem gleichen Maß messen wie die übrige Krankenversicherung und die Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung dahin ändern, daß auch die Knappschaftskrankenkassen durch Unfälle nicht höher be­lastet werden dürfen als die übrige Krankenversicherung, so würden die Beiträge zur Krankenversicherung der Knappschaft auf die ungefähre Höhe der Beiträge der übrigen Krankenversicherung bald herabgedrückt werden können, da die Mehrbelastung, die durch die Schwere der Berufsarbeit bedingt wird, durch die niedrigeren Verwaltungskosten zum Teil ausgeglichen würde.

Die Trauerfeier der Stadt für ihren Ehrenbürger

Die städtischen Körperschaften ehren das Andenken des Alt=Oberbürgermeisters Graff

Die Gedenkrede des Stadtverordnetenvorstehers

Forderungen der Kinderreichen

Provinzialverbandstagung der westfälischen Kinder­reichen. Staat und Familie.

Aus Anlaß des siebenjährigen Bestehens der Gladbacher Ortsgruppe des Bundes der Kinderreichen hielt der West­sälische Provinzialverband in Gladbeck seinen diesjährigen Verbandstag unter starker Anteilnahme der Nachbarprovin­zialverbände Hannover und Rheinland ab. Auch eine hol­ländische Kinderreichen=Organisation war vertreten. Eine besondere Note erhielt der Westsälische Verbandstag durch die Anwesenheit des Generalsekretärs der Reichsorgani­sation, Schröder=Berlin.

Der Samstag wurde ausgefüllt mit internen Sitzungen des Vorstandes und einer Delegiertensitzung sämtlicher west­sälischen Ortsgruppen. Die öffentliche Kundgebung am Sonntag unter der Leitung des Vorsitzenden des Westfäli­schen Provinzialverbandes Professor Dr. Thomsen=Mün­ster war stark besucht. In kurzen Zügen streifte Professor Dr. Thomsen die Entwicklung des Westfälischen Pro­vinzialverbandes. Seit Gründung des Bundes der Kinder­reichen vor sieben Jahren sei die Zahl der Ortsgruppen in­nerhalb des Provinzialverbandes von 9 auf 158 gestiegen und die Mitgliederzahl der Familien von 5300 auf 11.400. Als Hauptreferent sprach der Präsident des Reichsbundes, Rektor Conrad=Düsseldorf, über das Thema:Fa­nilienpolitik ist notl Der Wille zum Kinde und die Freude an der Familie sei zwar in weiten Kreisen des Volkes sicher noch vorhanden. Die heutigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse ließen gar zu oft den Segen in Fluch verwandeln, die Freude in Last und Sorgen, die das Leben der Eltern zermürben und das Gedeihen der Zamilie unterbinden. Bei unserer gegenwärtigen Woh­kungsnot und unseren derzeitigen Erwerbs= und Lebens­verhältnissen bedarf es keines Beweises, daß es sich ohne Kinder oder mit weniger Kindern bequemer und besser leben lasse als mit einer kinderreichen Familie. Man müsse in erster Linie dem rechnenden und denkenden Menschen seine wirtschaftlichen Argumente durch wirtschaftlich­oziale Gegenmaß nahmen aus der Hand nehmer, So könne man den Nachteil einer kinderreichen Familie in einen Vorteil verwandeln.

Nachstehende Entschließung wurde von der Ver­sammlung einstimmig angenommen:

Hand in Hand mit der Abnahme volkstüchtiger Fa­Aillen geht der quantitative und qualitative Zerfall des Vol­et, wie er sich auch in dem erschreckenden Geburtenrück­gang, Verfall der Sitten und Zunahme der Minderwertigen Leigt. Der Anerkennung der staatsfördernden kinderreichen kamilien muß der wirksame wirtschaftliche Schutz auf ge­KLlicher, Grundlage folgen. Wir fordern daher als unerläß­liche Stütze der Familie Wohnung und Arbeit. Er­strebenswertes Ziel für die Familie ist das Einzelwohnhaus

t Garten. In der innigen Verbindung mit dem deutschen Joden wird die Familie die Kraft gewinnen. Träger des Staatsgedankens zu sein und mit deutschem Selbstbewußt­ein und deutschem Verantwortungsgefühl, Ale Träger und Erhalter des deutschen Volkes muß der kinderreichen Fa­sllie eine Bevorrechtigung auf allen Gebieten des Erwerbs­lebens zugestanden werden. Nur wenn die wirklichen Vor­eile des Ledigseine und der Kinderlosigkeit zum Teil ge­vommen und den kinderreichen Familien die Nachteile der Lelastung durch Kindererziehung gemildert werden, bleibt die Zukunft unseres deutschen Volkes gesichert. Wir erstre­en daher den Ausgleich der Familienlasten durch Kaat­liche Erziehungsbeihilfe an die kinderreichen Fa­millen aller Stände.

Im Anschluß hieran sprachen noch der Vertreter der hol­ländischen Organisation, der Oberbürgermeister der Stadt Gladbeck und Landesrat Schulte ale Vertreter des Landes­kauptmannes einige Glückwunschworte.

X Tagung der Haus= und Grundbesitzervereine. Die

Vorstände der Haus= und Grundbesitzervereine tagten sum erstenmal unter Teilnahme der neuen Außen­Vezirke am Samstag in Bochum. Man unterhielt sich über Mietsfragen und über die Möglichkeit eines stiammenschlusses. In einer zwanglosen Aussprache burde auch zu den bevorstehenden Kommunal­Sohlen Stellung genommen.

Magistrat und Stadtverordnetenkollegium der Stadt Bochum wie die städtischen Beamten und Angestellten ehrten das Andenken an den heimgegangenen Alt=Ober­bürgermeister Fritz Graff durch eine besondere Feier, die gestern um die Mittagsstunde im kleinen Rathaus­saale, dem interimistischen Stadtverordnetensitzungssaale, stattfand. Der Vorraum zu den Sälen trug Trauer­schmuck. Der Saal selbst war schwarz, drapiert. An der Stirnwand gewahrte man am Mittelpfeiler das grün­umwundene Bild des Verewigten, rechts und links flackerten die Kerzen in den Leuchtern. In der vor­dersten Reile hatten die Angehörigen des Verstorbenen, denen auch der Reichspräsident von Hinden­burg sein Beileid aussprechen ließ, Platz genommen. Ernst und ergriffen lauschten alle, die gekommen waren, um noch einmal den Manen Fritz, Graffs zu huldigen, den Klängen des städtischen Orchesters, das den zweiten Satz aus Beethovens 7 Symphonie klagend und tröstend den stimmungsvollen Raum erfüllen ließ. Dann spra­chen Oberbürgermeister Dx, Nuer für den Magistrat, Stadtverordnetenvorsteher Nientimp für das Stadt­verordnetenkollegium und Verwaltungsinspektor Gum­tau für die städtischen Beamten und Angestellten. Mit dem aufwärts weisenden zweiten Satz aus der Sym­shonie Aye verum von Mozart klang die eindrucksvolle Feier aus.

Oberbürgermeister Dr. Auer

führte aus:

Hochansehnliche Trauerversammlung!

Um Fritz Graff, den wir gestern zu Grabe getragen haben, trauern die städtischen Körperschaften. Ueber ein Menschenalter hindurch hat er die Geschicke unserer Stadt geleitet, die ihm eine zweite Heimat geworden ist, der er treu geblieben ist auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amte. Viereinhalb Jahre sind vergangen, daß er sich von der Leitung der Stadt zurückgezogen hat. Nur eine kurze Zeit der Muße hat ihm der unerbittliche Tod gelassen, eine Zeit, in der er an dem Schicksal unserer Stadt weiterhin den lebhaftesten Anteil nahm. Aus An­laß seines 70. Geburtstages im April vorigen Jahres habe ich ihm die Glückwünsche der städtischen Körverschaf­ten übermitteln dürfen. Niemand ahnte damals, daß dieser kerngesunde, aufrechte Mann so bald von dieser Welt abberufen werden sollte.

Fritz Graff war unser. An seiner Bahre trauert mit der Familie die Bürgerschaft der Stadt, trauern die Repräsentanten der Bürgerschaft, die Mit­glieder der städtischen Körperschaften. Sie, die zum Teil jahrzehntelang mit dem Verstorbenen zusammen gear­beitet haben und ihm auch mit vielen anderen als Mensch nähergetreten sind, können bezeugen, daß er stets das Wohl Aller erstrebt hat. Die Lauterkeit seiner Gesinnung, die Hilfsbereitschaft und die ungezwungene Freundlichkeit gegenüber jedermann verschafften ihm die Achtung und das Ansehen aller Bevölkerungskreise. Ein Vorbild an Pflichttreue war er seiner Beamten­schaft, der er in ihren persönlichen Dingen Freund und bäterlicher Berater gewesen ist.

Mit dem Namen Fritz Graff ist die Entwicklung der Stadt Bochum zum großstädtischen Gemeinwesen ver­bunden. Bei seinem Dienstantritt in Bochum betrug die Einwohnerzahl knapp 50.000, sie stieg bis zu seinem Scheiden aus dem Amte auf mehr als das Dreifache. Dankbar erinnern wir uns der sich über mehr als drei Jahrzehnte erstreckenden Arbeit, die er in unserem Gemeinwesen als Stadtrat, Bürgermeister und über mehr als zwei Wahlperioden als Oberbürgermeister ge­leistet hat. Um den wirtschaftlichen und städtebaulichen Erfordernissen gerecht werden zu können, erfolgte auf seine Initiative im Jahre 1904 die Eingemeindung der damaligen Landgemeinden Grumme, Hamme, Hofstede und Wiemelhausen sowie ihre Erschließung als Wohn­und Industriegelände. Vorbildlich sind die während sei­ner Amtszeit im Ehrenfeld und am Stadtpark entstan­denen Wohnviertel. Die Grünanlagen, wie der Stadt­park, wurden ausgedehnt, oder, wie der heutige Süd­park, neu geschaffen. Als Schmuckstück des Stadtparks erstand das Parkhaus. In weiser Voraussicht ist an der Ruhr mit Rücksicht auf ihre Bedeutung als Erholungs­gebiet und Trinkwasserspender ein ausgedehnter Grund­besitz mit der Wasserburg Kemnade und der Burg Blan­kenstein angekauft worden. Die kommunalen Betriebe erhielten im Interesse größter Wirtschaftlichkeit eine neuzeitliche Ausgestaltung, die auch den Bedürfnissen eines erweiterten Stadtgebietes genügen. Auf dem Ge­biete der Bildungspflege sind das Volksschulwesen und die höheren Schulsysteme ausgebaut worden. Eine Reihe neuer Volksschulen, insbesondere die vorbildliche Drusen­bergschule und Neubauten für verschiedene höhere Schu­len, wie die Goethe=Oberrealschule, das Lyzeum I und in ihrer herrlichen Lage am Südvark das Reformreal­gymnasium verdanken seiner Amtszeit ihre Entstehung. Die Kunstpflege hat eine bedeutsame Förderung durch die Errichtung des Stadttheaters, das sich zu einer füh­xenden Bühne Westdeutschlands entwickelt hat, erfahren. Ihm würdig zur Seite stehen das in der Nachkriegszeit gebildete stödtische Orchester sowie die neu eröffneten kulturellen Einrichtungen wie die Gemäldegalerie und das Heimatmuseum. Durch seine umsichtige Betätigung auf allen Gebieten der kommunalen Verwaltung hat er das Fundament für die Aufwärtsentwicklung unserer Vaterstadt geschaffen. Einen Stillstand in der Entwick­lung hatten die Kriegsjahre zur Folge, während derer die Ausführung gereifter Pläne und Projekte ruhen mußte. An ihre Stelle traten Aufgaben auf dem Ge­biete der Kriegswirtschaft und der Kriegswohlfahrts­pflege, die die städtischen Verwaltungen mit ungeheurer Verantwortung belasteten. Gerade in dieser Zeit hat Oberbürgermeister Graff durch seine vermittelnde und freundliche Art Gegensätze und Härten auszugleichen gewußt und damit der Bevölkerung die Ueberwindung dieser schweren Jahre erleichtert. Die Einrichtungen der Kriegswirtschaft und der Kriegswohlfahrtspflege, unter seiner Leitung geschaffen, waren in Bochum vor­hildliche Wenn die Staatsumwälzung und die Zeiten der Inflation sowie der Fremdberrschaft in unserer Stadt nicht noch schlimmere Auswirkungen gehabt haben, so ist das der Versöhnlichkeit und der ausgleichenden Art des Verstorbenen zu danken. Selbst schwer getroffen durch den Verlust seines einzigen, im Kriege gebliebenen Sohnes, hat er seine ganze Person eingesetzt, um Ruhe und Ordnung in schweren Krisenzeiten aufrecht zu er­halten.

Die Verdienste des Verstorbenen während all dieser Jahre haben die städtischen Körperschaften vor nunmehr mehr als vier Jahren bei seinem Uebertritt in den Rubestand in feierlicher Form anerkannt und gewürdigt. Einmütig ist die Verleihung des Ehrenbürgerrechts be­schlossen worden, die höchste Ehrung, die eine Stadt zu vergeben hat. Als Zeichen bleibender Dankbarkeit und zum Gedenken für alle Zeiten ist ferner anläßlich des 10. Geburtstages des Verstorbenen eine der schönsten Straßen Bochums nach seinem Namen benannt worden.

Ein aufrechter, schlichter und ernster Mensch voll Herzensgüte ist dahingegangen. Wir aber, die wir be­rufen sind, sein begonnenes Werk weiterzubauen, wol­len in dieser weihevollen Stunde geloben, im Geiste des Rerstorbenen in steter Pflichttreue und Hingabe dem Wokle unserer Stadt und damit dem gemeinen Besten zu dienen.

Trauernde Anwesende!

Es ist eine ernste, unvergeßliche Weihestunde, die uns hier heute zum schlichten feierlichen Gedenken des Mannes zusammengeführt hat, dem die Geschichte der Stadt Bochum ein ehrenvolles Erinnerungsblatt widmen wird. Noch stehen wir unter dem tiefen Eindruck, den Fritz Graffs gestrige letzte Fahrt hinterlassen hat. Die überaus zahlreiche Beteiligung der prominenten Ver­treter der Behörden und Körperschaften, der Industrie, des Gewerbes, der Arbeiterschaft, der Beamtenschaft, der Vereine und der großen Zahl derer, die ihm nahe­standen, an dem endlos erscheinenden Trauerzuge ist ein Beweis für die Sympathien, die sich der Verstorbene in allen Kreisen erworben bat. Daß er aber ganz besonders auch ein Freund des einfachen Volksmannes. der schlich­ten Bürgerfrau und der Jugend war, zeigt die unüber­sehbare Menschenmenge, die nicht aus reiner Schaulust, sondern sichtbar ehrfurchtsvoll ergriffen die Straßen säumte, durch die sich der Zug bewegte.,

Wohl selten hat sich ein Mann in Führerstellung so

graeßer Veliebtheit und Achtung in allen Kreisen der ölkerung erfreut, wie Oberbürgermeister Graff. Fast 35 Jahre lang hat er die Geschicke unserer Stadt geleitet. Ihrem Wohle und ihrer Entwicklung galt sein ganzes Sinnen und Trachten. Der Herr Oberbürger­meister hat bereits soeben den Werdegang und die Ver­dienste des Verstorbenen im einzelnen gewürdigt. Wir, die wir ihn kennen, und insbesondere diejenigen unter uns, die ihm bei seinem ganzen Lebenswerk Weg­genossen gewesen sind, wissen, daß er mit vorbildlicher Pflichttreue und seltener Hingabe seines Amtes ge­waltet hat. Während die Zusammensetzung des Stadt­parlaments durch die politischen Zeitverhältnisse einer Wandlung unterworfen war. blieb Oberbürgermeister Graff auf seinem Posten und stellte seine ganze Kraft, seine reichen Erfahrungen in den Dienst der neuen politischen Ordnung. Auf Grund seiner vornehmen Ge­sinnung, der Lauterkeit seines Charakters, der Rein­heit seines Wollens war ihm jeder, gleich welcher Par­tei und gleich welchen Standes willkommen, der den ernsten Willen mitbrachte, wie er, das öffentliche Wohl über alles zu stellen. Bei der Fülle und der Vielseitig­keit der kommunalen Aufgaben eines Gemeinwesens mit der komplizierten politischen und wirtschaftlichen Struk­tur der Stadt Bochum kann es nicht ausbleiben, daß zeitweilig die Meinungen scharf aufeinander platzen. Der Verstorbene hat es aber verstanden, durch seine ge­winnende, feinsinnige Klugheit, durch die Besonnenheit seines Wesens, die Brücken zu schlagen, die uns stets wieder vereinten, wenn es galt, die Belange unserer Vaterstadt tatkräftig zu wahren. Es braucht daher eigentlich nicht weiter betont zu werden, daß das Ver­bältnis zwischen dem Verstorbenen und den städtischen Körverschaften stets das denkbar beste gewesen ist. Die­ses gegenseitige Vertrauensverhältnis fand seinen Widerhall in allen Kreisen der Bürgerschaft, die ihm bereits gelegentlich seines 25jährigen Dienstjubiläums in schwerster Kriegszeit, die laute Feierlichkeiten verbot. doch durch vielerlei Ehrungen ihre Anerkennung nicht versagte. Als berufene Vertretung der Bürgerschaft haben wir daher auch durch einstimmigen Beschluß ihm die höchsten Ehrungen einer Stadtgemeinde zuteil wer­den lassen.

Bei seinem Uebertritt in den Ruhestand konnte der Verstorbene voll innerer Befriedigung auf sein Lebens­werk zurückblicken. Er durfte in der Vorkriegszeit unter seiner Leitung den gewaltigen Aufschwung unserer guten Stadt Bochum erleben. Es sollten ihm aber nicht im letzten Jahrzehnt seines Wirkens die Leiden und Sorgen erspart bleiben, die die Kriegszeit, die In­flation und die Fremdherrschaft mit sich brachten, die das volle Einsetzen seiner ganzen Persönlichkeit ver­langten. Es war ihm nicht vergönnt, sich des wohl­verdienten otium cum dignitats lange zu erfreuen. Er hat nach den Zeiten ernster Sorge nicht die Verwirk­lichung aller früheren Pläne bezüglich der weiteren Aufwärtsentwicklung der ihm lieb und teuer gewordenen Heimatstadt Bochum, in deren westfälischer Erde er seine letzte Heimstätte fand, erleben dürfen. Alt=Oberbürger­meister Graff wurde abberufen, sein Werk aber lebt! Das Andenken des für Bochum Unvergeßlichen wird stets in hohen Ehren bleiben.

müden Schaffenskraft leuchtendes Beispiel treuen Pflichterfüllung im Dienste der Allgemeinheit und in seiner großen Herzensgüte ein wahrhaft väterlicher Freund und Berater. Er hat uns in Deutschlands schwerster Zeit, als ihn selbst harte Schicksalsschläge trafen, gelehrt, wie man die Kraft gewinnt, für das Gemeinwohl zu wirken unter Hintansetzung eigener In­teressen. An seinem großen Herzen haben wir uns auf­gerichtet in Zeiten schwerster Bedrängnis.

Ein wahrhaft großer Mann ist von uns geschieden. dessen Leben reich und schön war. Alles was er uns aus dem Reichtum seines Geistes und Herzens und in den langen Jahren seiner Amtstätigkeit gespendet hat, bleibt ihm unvergessen.

Wir werden seiner in nie verlöschender Liebe, Dank­barkeit und Verehrung immerdar gedenken.

a Die Steuerkraft des Finanzamtsbezirkes Bochum.

Der Finanzamtsbezirk Bochum umfaßt die Siadt Bochum einschließlich der früheren Gemeinden Gerthe­Harpen, Werne. Laer und Querenburg. Für den Finanzamtsbezirk Bochum wird für 1925 eine Steuer­kraftziffer von 64,1 Mark, eine Pflichtigenziffer von 412,8 von Tausend errechnet. Von 100 Pflichtigen ent­fallen im Finanzamtsbezirk Bochum auf die Lohn­steuer 92.9 und auf die Einkommensteuer 7/1. Bochum gegenüber hat Herne eine Steuerkraftziffen von 62.3 Mark, Hagen 69,6 Mark, Dortmund=Stadt 86,3 Mark. Gelsenkirchen 58,3 Mark, Witten 49,4 Mark, Recklinghausen 40,1 Mark und Hattingen 39,1 Mark. Der Kopfbetrag an Lohnsteuer erreichte in den Städten Hagen und Bochum etwa 36 Mark, in Dort­mund und Münster 40 Mark. Der Kopfbetrag an Körperschaftssteuer erreichte in Herne, Gelsen­kirchen und Dortmund=Stadt rund 12 Mark und liegt in Münster=Stadt, Bochum, Bielefeld und Altena bei 7 Mark. Der Kopfbetrag an Vermögens­steuer geht in den Städten Dortmund und Münster über 8 Mark hinaus, in Bielefeld, Altena, Bochum und Herne liegt er zwischen 7 und 8 Mark. In den Industriebezirken Witten, Hörde Wanne=Eickel, Hattingen liegt der Anteil der Vermögenssteuer weit unter einem Zehntel. Im Finanzamtsbezirk Bochum zählte man im Jahre 1925 bei einer Bevölkerung von 260 145 in der Lohnsteuer 99759 Steuerpflichtige, in der veranlagten Einkommensteuer 7640. insgesamt auf 1000 der Bevölkerung 412,8. Im Durchschnitt kommen auf einen Bezieher von Einkünften in Land= und Forst­wirtschaft 1816.7 Mark. Gewerbe 3666,2 Mark, sonstiger selbständiger Berufsarbeit 8761,6 Mark, aus nicht selb­ständiger Arbeit 13.804,8 Mark, Kapitalvermögen 1411.8 Mark, aus Vermietung und Verpachtung 958,2 Mark, aus anderen wiederkehrenden Bezügen 1394.1 Mark, aus sonstigen Leistungsgewinnen 3081,6 Mark.

r Neue Apotheke. Die neue, für den Stadtteil Wie­melhausen bestimmte Apotheke, die den Namen Indu­strie=Apotheke angenommen hat, ist sowelt einge­richtet, daß die Abnahme durch die Regierung in diesen Tagen erfolgen wird. Anfangs war die Konzession für ein Haus an der Steinstraße, das vomBund der Kin­derreichen" erbaut ist, vergeben. Infolge Reklamation wurde dann von der Regierung die Konzession weiter nach Süden verlegt. Von den vielen Bewerbern erhielt der Apotheker Lehmann als Kriegsbeschädigter die Konzession in dem Hause Oskar zur Nedden, dem Fried­hof gegenüber.

th Leuchtkruzifixe. Wie wir erfahren, werden durch Kolporteure Kruzifixe verkauft, welche im Dunkel leuch­ten. Die Kolporteure berufen sich meistens auf die ka­tholische Geistlichkeit, in deren Auftrag sie handelten. Die Pfarrgeistlichkeit gibt überhaupt keinem Empfehlung heraus, gleichviel ob es sich um Andachtsgegenstände oder um religiöse Zeitschriften handelt. In Bochum sind zahlreiche Geschäfte, in denen alles Wünschenswerte zu haben ist, und wahrscheinlich viel billiger als durch Kolporteure.

Für die Beamten und Angestellten

fand Verwaltungsinspektor Gumtau folgende Worte: Hohe Trauerversammlung!

Die Beamtenschaft der Stadtverwaltung hat am gestrigen Tage ihren allverehrten Altoberbürgermeister Graff zu Grabe geleitet. Sie will ihm an dieser Stelle ihren Dank abstatten für alles das, was er in den langen Jahren seines Wirkens gewesen ist. Unser ver­ehrter Altoberbürgermeister war uns ein allzeit gerech­ter, wohlwollender Vorgesetzter, ein in seiner nimmer­

Verbrechen oder Vergifstung?

Dem 19jährigen Musikschüler Obermann aus Bochum=Werne wurde bei einer Fahrt von Langen­dreer nach Dortmund von einem unbekannten Mit­reisenden, mit dem er in ein Gespräch kam. Schokolade zum Essen angeboten. O. nahm das Auerbieten an und verzehrte die Schokolade. Im Laufe desselben Tages verspürte er heftige Magenschmerzen und brach nach der Rückkehr in die elterliche Wohnung bewußtlos zu­sammen. Ein sofort hinzugerufener Arzt pumpte den am Magen aus und veranlaßte die sofortige Ueberführung zum Krankenhaus. Hier ist der junge Mann an schweren Vergiftungserscheinungen ge­storben. Man nimmt an, daß es sich um ein Ver­brechen handelt. Da aber Zeugen fehlen, wird der Vor­fall wohl ein Geheimnis bleiben..

Die neue Schachtanlage Hannibal I

Auf der Kruppschen Zeche Hannibal in Bochum=Provitze ist ein neuartiger Förderturm angelegt worden. Die

Fördermaschine steht nicht wie sonst bei den Zechen in einem Maschinenhaus zu ebener Erde. sondern auf dem Förderturm. Eine devartige Neuerung geigt nur noch der Kirdorf=Schacht der Vereinigten Siahlwerka.