der deutschsprachigen Presse.V.

Dazugsprets vuerteljährlich: Ausgabe à(ohne Wochenschau) in Münster zweimal täglich froi ins Haus gebracht 2 Mk. 10 Pfg., auswärts von der Post abgeholt 2 Mr. 10 Pfg., durch den Driefträger gebracht überall, wo nur einmal im Tage Briefbestellung stattfindet, 2 Mk. 52 Pfg., in Orten mit zwei= und mehrmaliger Bestellung 2 Mk. 39 Pfg. Ausgabe 8(mitWochen­schau) vierteljährlich 60 Pfg. mehr. Fernspr.: Redaktion u. Verlag Nr. 2448, 2440 u. 2450.

Geschäftostelle(Michaelisplatz 9) Nr. 76.

S U

Zwei Ausgaben ugig. und Münsterische Volkszeitung. 45267

Abonnenten.

Anzugen: Der Raum für die Anzeigenspalte, 20 mm breit, 2,2mm hoch, 25Pf; bei Anzeigen aus dem.=Bz. Münster 20 Pf., aus der Stadt Münster 15 Pf.(für Aktiengesellschaften 2c., Vereine und Behörden 25 Pf.: Reklamen: Der Raum für die Reklamespalte, 87mm breit, 2,2mm hoch, 1 Mk. Für Erfüllung von Platz= vorschriften wird keine Gewähr, sowie für Druckfehler keine Haftung übernommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt u. kann verweigert werden, wenn Zah­lung nicht binnen 4 Wochen nach Erhalt der Rechnung erfolgt. Gebühr für Beilagen nach Gewicht

Die Kampflage am Sereth.

Wenn auswärtige Blätter die vorübergehende Kampfes­pause die bei der Heeresgruppe Mackensen am Sereth=Ab­schnitt eingetreten war, frohlockend begrüßten und daraus auf die Erschöpfung der Angriffskraft der Mittelmächte und ihrer Verbündeten schlossen, so haben sie sich in dieser An­nahme wie schon so oft wieder einmale gründlich geirrt. Die jetzt gemeldete Erstürmung des unmittelbar am Mittel­lauf des Sereth gelegenen Ortes von Nanesti wird sowohl unsere Gegner wie das neutrale Ausland erneut davon über­zeugt haben, daß die Operationen auf dem rumänischen Kriegsschauplatz weiterhin in offensivem Sinne geführt wer­den, und daß die Angriffskraft der Heeresgruppe Mackensen noch in voller Stärke und Kraft besteht. Mit der Eroberung von Nanesti haben die Russen einen ihrer wichtigsten Stütz­punkte auf dem Südwestufer verloren und die Heeresgruppe Mackensen konnte an dieser Stelle ihre vordersten Truppen bis dicht an den Sereth selbst vorschieben. Dies war nicht nur wichtig für die Fortsetzung des Angriffes, sondern auch um weitere feindliche Gegenvorstöße zu verhindern. Dieser Erfolg, den die deutschen Truppen wieder erzielt haben, ist zugleich ein deutlicher Beweis dafür, wie ergebnislos die vor­hergegangene feindliche Gegenoffensive gewesen ist, denn die Russen sind nicht nur zurückgeworfen, sondern haben über­dies noch das von ihnen besetzte Gelände verloren. Der Er­folg ist um so höher zu bewerten, als er unter den ungünstig­sten klimatischen Verhältnissen errungen wurde, denn es herrschte ein dichtes Schneegestöber, durch das namentlich die Tätigkeit der Artillerie beschränkt wurde. Trotzdem gelang es der heldenmütig vorgehenden Infanterie auch ohne die sonst gewehnte Unterstützung der Artillerie das ihr gegebene Angriffsziel zu erreichen. Nördlich davon wurden rumänische Angriffe im Susitatale und russische Vorstöße in den Ost­karpathen abgewiesen. Sie haben nur den Gegner weitere schwere Verluste zugefügt.

Alle diese Kämpfe zeigen, daß die vielfach in der fran­zösischen und englischen Presse verbreiteten Nachrichten, daß die Russen beabsichtigten, die Serethlinie zu räumen, und sich ohne weiteren Kampf hinter dem Pruth zurückzuziehen, unrichtig sind. Dies wird auch von der russischen Presse be­stätigt. So schreibt der amtlicheRußki Invalide, daß das russische Heer, nachdem es die rumänischen Truppen endgültig hinter seinen Rücken genommen hat, fest entschlossen ist, am Sereth=Abschnitt zu siegen oder sich vernichten zu lassen. Danach muß man also auf den Fortgang der Kämpfe um den Sereth=Abschnitt gefaßt sein. Immerhin rechnen die Russen aber schon mit der Möglichkeit, daß ihr Widerstand auf die Dauer nicht von Erfolg begleitet sein wird, denn sie treffen alle notwendigen Vorbereitungen, um das ganze rückwärts gelegene Gelände zu räumen. In dem Rußki Invalide wird ferner mitgeteilt, daß gegen die Serethmündung die mit allen Mittel vorbereitete Offensive begonnen hat, die als eine Entlastung des schwer bedrohten Galatz bedacht ist. Damit kann nur der Vorstoß gemeint sein, von dem unser Heeresbericht vor einigen Tagen berichtete, und der zu einer Aufgabe einer vorgeschobenen Stellung der osmanischen-Truppen bei dem Orte Vadeni führte. Auf die­sen unbedeutenden örtlichen Erfolg beschränkte sich das ganze Ergebnis des feindlichen Vorstoßes, denn jedes weitere Vor­gehen des Feindes wurde in der Hauptstellung aufgehalten. Wenn das amtliche russische Organ voneiner lang vorberei­tenden Offensive spricht, für die siekein Opfer zu scheuen glaubt, so ist dies ein recht klägliches Ergebnis. Der wei­teren Ausführung, daßder Verlust von Galatz die ernste­steren strategischen Folgen hätte", werden wir uns später erinnern.

Vorfühlene= Ernantungkiangneil auf alten

Fronten.

Der deutsche Tagesbericht.

Graßes Hauptauartier, 22. Jan.[W2V.) Westlicher Kriegsschauplatz,

Bei Leus wurde ein schwächerer englischer Angriff im Handaranatenkampf abgeschlagen. Bei Bezonvaux und östlich Pont==Mousson brachten Erkundungsabteilungen von kur­zen Vorstößen in die feindliche Stellung mehrere Franzosen und 1 Maschinengew ihr zurück.

Ostlaher Kriegsschauplatz,

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold.

von Bayern.

Westlich Friedrichstadt wurden nachts angreifende russische Jagdkommandos abgewiesen.

Front des Generglobersten Erzherzogs Josef.

In den Ostkarpaihen kam es an mehreren Stellen zu Vorseldkämpfen, die st uns günstig verliefen.

Nördlich des Oitos=Tales war die beiderseitige Ar­tillerietätigkeit zeitweise leshaft.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Westlich Panein griff eine feindliche Kompagnie unsere Sicherungen an der Putna an. Sie wurde zurückgeschlagen.

Mazedonische Front.

Außer vereinzelten Erkunder=Zusammenstößen sind keine besonderen Ereignisse zu melden.

Der erste Generalquartiermeister Ludendorff.

Der österreichische Tagesbericht.

Wien, 22. Jan.(WTB.) Amtlich wird verlautbart:

Ostlicher Kriegsschauplatz.

Im Odobesei=Gebirge wurden seindliche Auf­klärungstruppen abgewiesen. Östlich von Nielniea in Wolhynien stießen Abteilungen des Brünner Iusanterie=Regiments Nr. 8 überraschend in die rus'schen Gräben vor und brachten einen gefangenen Offizier, 109 Mann, ein Maschinengewehr und einen Minenwerfer ein. Gut geleitetes Geschützfeuer fügte dem Gegner starke blutige Ver­

. Mtabiznischer Kriegsschauplat

Italientscher Stgsschauplatz.

Keine besonderen Ereignisse.

Südöstlicher Kriegsschauplatz,

Südlich des Ochrida=Sees vereitelten unsere Trup­ven vorgestern einen feindlichen Vorstoß.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Höfer, Feldmarschallentnant.

Der bulgarische Tagesbericht.

Sofia, 22. Jan.(WTB.) Generalstabsbericht vom 21.

Mazedonische Front: Nordwestlich von Mona­stir vereinzeltes Feuer der Artillerie, sowie der Infanterie, Maschinengewehre und der Minenwerfer. Im Cernabogen schwache Artillerietätigkeit. Eine deutsche Patrouille drang in die italienischen Gräben ein und fügte dem Geaner Verluste zu. Ostlich von Cerna und in der Gegend der Moglenitza nur an gewissen Stellen vereinzeltes Feuer der Artillerie, der In­fanterie, sowie der Maschinengewehre und Minenwerfer. Im Wardar=Tale schwache Artillerietätigkeit. An der Struma Patrouillengefechte und einzelne Kanonenschüsse.

Rumänische Front: An der unteren Donau öst­lich von Galatz nichts Bemerkenswertes.

Die Forts von Galatz zerstört. Nach Berichten österrei­chischer Flieger sind die südlichen Forts von Galatz, sowie die Befestigungen im Westen der Stadt vollkommen zerstört. Überall bezeichneten riesige Trümmerhaufen, wie verschiedenen Blättern gemeldet wird, die Stellen. wo die bul­garische schwere Artillerie ihre Arbeit getan hat. Besonders sind auch die für die Verteidigung wichtigen Hafenanla­gen furchtbar zugerichtet.

Plünderungen und Raub der rumänischen Truppen.

Budavest, 22. Jan. Aus Sofia wird über die Zurück­ziehung der rumänischen Truppen von der russischen Front berichtet, daß die Rumänen in allen Dörfern. durch die sie zogen, raubten und plünderten. Sie zogen den bürgerlichen Einwohnern die Kleider aus. tauschten sie dann gegen ihre Soldatenkleider aus und desertierten zu Hunderten in bürgerlicher Kleidung. Deshalb werden jetzt die rumäni­schen Soldaten hinter der Front in die russische Armee ein­gereiht.

Russischer Trost. Petersburg, 22. Jan.(TU.] Wie Nowoie Wremja mitteilt, ist der Großfürst Georg Michai­lowitsch in besonderer Mission des Zaren in das rumä­nische Hauptquartier abgereist und hat dort dem König von Rumänien einen Bericht des Zaren überreicht. Der Inhalt dieses Berichtes ist natürlich nicht bekannt. Man vermutet aber, daß der Zar dem König von Rumä­nien mitgeteilt hat, daß er ihn nicht im Stiche las­sen wird.

Der See= und Handelskrieg.

London, 20. Jan.(WTB.) DerTimes wird aus Pernambuco vom 18. Januar gemeldet: Der DampferDra­matist kam am 18. Dezember in einer Entfernung von 7 Meilen. in Sicht des deutschen Handelskreu zers. Das deutsche Schiff kam längsseits, hißte die deutsche Kriegsflagge und signalisierteSofort stoppen. Gleichzeitig wurde ein Teil der Verschanzung am Vorderdeck niedergelas­sen, hinter der zwei Geschütze von Zoll sichtbar wurden, die auf den Dramatist gerichtet waren. Dieser stoppte und ergab sich. Hierauf kamen bewaffnete Mannschaften an Bord des Dramatist. Die Offiziere und ein Teil der Besatzung des letzteren wurden nach dem Handelskreuzer gebracht, der Rest der Besatzung blieb bis Abend, als das Schiff mit Spreng­stoffen zum Sinken gebracht wurde, an Bord. Später wurde die ganze Besatzung mit Ausnahme von 27 indischen Heizern mit 237 Mann von anderen versenkten Schiffen auf denHud­son Maru gebracht. Wenn ein Schiff in Sicht kam, mußten alle, die sich an Bord befanden, in den Schiffsraum gehen, und es wurden die wasserdichten Schotten über ihnen geschlossen. Vor den Türen der Schotten wurde eine bewaffnete Wache aufgestellt.

Bern, 22. Jan.Petit Parisien meldet, daß der eng­lische DampferTeviot am 19. Januar bei Havre mit einem unbekannten englischen Dampfer zusammenge stoßen und dann auf Strand gesetzt worden sei.

Reiche Beute eines Unterseebootes. Berlin, 22. Jan. Eines unserer Unterseeboote, das in den letzten Tagen zurück­gekehrt ist, hat in den Tagen vom 2. bis 6. Januar sechs­Dampfer mit einer Gesamttonnage von 14°728 Reg.=Ton. versenkt. Zwei von diesen Dampfern hatten Kohlenladungen an Bord, je einer Erz und Eichenholz, während die anderen beiden Bannware verschiedener Art führten.2

Englischer Truppen=Transportdampfer auf eine Mine ge­lausen. Haag, 22. Jan.(TU.] Von Rotterdamer Schiff­fahrtskreisen verlautet, daß in der Nacht zum 19. Januar

drahtlose Hilfesianale im Kanal aufgefangen wurden. Es han­delte sich um einen enalischen Transportdampfer mit 1800 Soldaten, der auf eine Mine gelaufen und im sinkenden Zustande war.

Griechenland.

Athen, 21. Jan.(WTB.) Die militärischen Vertreter der Entente setzten den ariechischen Generalstab davon in Kenntnis, daß für den Transport aller Personen und Maschinengewehre des griechischen Heeres nach dem Peloponnes ein vierzehntägiger Aufschub bewilligt sei, der am 20: Jan. beginnen soll.

Der Vierverband.

Berlin, 22. Jan.(WTB.] Wie dieNieuwe Rotterdamsche Courant aus Le Havre meldet, hätte Deutfchland, dem italie­nischen BlattUnita Cattolica zufolge, Belgien beson­dere Friedensbedingungen vorgelegt. Der bel­gische Minister des Außern erklärt diese Nachricht für gänz­lich falsch.

Aus der Schweiz, 22. Jan.(KV.) Ein Großindustriel­ler der ententefreundlichen Westschweiz äußerte sich kürzlich in einer Unterredung mit einem Vertreter der Presse dahin, es werde eine Zeit kommen, in der keine überseeischen Waren für die Schweiz mehr vorhanden seien. Italien werde mit seinem Getreidevorrat nur noch bis zum April auskommen. Dies würde eine Hungersnot bedeuten auch für die Schweiz, welche in der Lebensmittelversorgung wesentlich von Italien abhängig sei. England könne jetzt schon seinen Verbündeten weder Kohlen noch Getreide in aus­reichender Menge verschaffen, um so weniger, wenn eine wei­tere Erschwerung der Schiffahrt und ein noch größerer Be­darf für Munition die wichtigsten Rohstoffe für den eigenen Verbrauch festhalte.

4 Eine italienische Gefahrenzone an der Schweizer Grenze Basel, 22. Jan.(KG.) DieNachrichten mel­den: Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß längs der Schwei­zer Grenze eine italienische Gefahrzone geschaf­fen wird. In der Gegend von Domodossola ist die militärische Postzensur eingeführt wrden. Im Grenzverkehr sind ein­zelne Straßen gänzlich gesperrt worden. Italienische Ar­beiter, die in Brissalo beschäftigt sind, erhielten keine Erlaub­nis zum Passieren der Grenze.

Demission des montenegrinischen Kabinetts. Paris, 20. Jan.(WTB.] Meldung der Agence Havas. Das mon­tenegrinische Ministerium des Außern teilt mit: Das Ka­binett Radowitz hat dem König seine Demission eingereicht, der sie angenommen hat. Das neue Ministerium ist gebildet: Vorsitz, Kriegs= und interimistisch, auch Inneres, General Milo Matanewitsch, bisheriger Kriegsminister, äußere Angelegenheiten und interimistisch, öffentliche, Unter­richt und Kultus Major Milutin Tamanowitsch, Justiz und interimistisch, Finanzen und öffentliche Arbeiten Dr. Stanieke Illitsch, früher Mitglied des Berufungs­Gerichtshofes. Die neuen Minister haben ihre Amter über­nommen.

Rußlands Schuld am Kriege. Stockholm, 20. Jan. Stockholms Dagblad veröffentlicht interessante Beobachtun­gen eines schwedischen Kaufmanns, der Finland eine Woche vor dem Ausbruch des Krieges bereiste. Er fand die Mobil­machung in vollem Gange. Vorbereitungen zur Auslegung von Minenfeldern wurden getroffen. Überall sprach man vom Krieg. Am 28. Juli 1914 wurde im Hafen von Helsing­fors der Hamburger DampferWandram von der russischen Marine besetzt, eine deutsche Fahne durch die russische ersetzt, Kapitän und Mannschaft wurden verhaftet und eingesperrt. Ein anderer deutscher Dampfer wurde schon am 25. Juli seines drahtlosen Telegraphen beraubt. All dies beweist, so erklärt der Kaufmann, daß man russischerseits nicht nur den Krieg wünschte, sondern ihn auch als angefangen betrachtete, lange bevor die deutsche Kriegserklärung abgegeben war; letztere kann somit nur als Formsache angesehen weredn.

Frankreich.

Bern, 21. Jan.[WTB.) Nach Pariser Nachrichten hat der Kriegsminister bestimmt, daß alle den Klassen 8889 angehörigen Ackerbauer und Landwirte zu landwirt­schaftlichen Arbeiten herangezogen werden sollen.

Bern, 20. Jan.(WTB.) Die von dem parlamentarischen Heeresausschuß in Paris ernannten Armeekommissare

sind nach den hier vorliegenden Listen meist scharfe Geg­ner des Kabinetts Briand.

Zuchkerkarten in Frankreich. Paris, 20. Jan.(W2B.) Meldung der Agence Havas. Der Minister für Lebens­

mittelversorgung forderte die Präsekten auf, die Zuckerkarte unverzüglich in Kraft zu setzen und ergriff ebenso Maßnah­men, um den Zuckerverbrauch auf ein strenges Mindestmaß zu beschränken. Er ordnete an, daß die Feinbäckereien am Dienstag und Mittwoch jeder Woche zu schließen seien, und daß an diesen Tagen kein Feingebäck in den dem Publikum geöffneten Lokalen verzehrt werden darf.

Heftige Auftritte in der französischen Kammer. Bern, 21. Jan.(WTB.]Dépeche de Lyon meldet: Nach Auf­hebung der Sitzung der französischen Kammer trat am Freitag die sozialistische Kammergruppe zu einer Beratung zusammen. Bei Besprechung der gegen den Willen der Sozialisten erfolgten Interepellation Pressemane, über die Antwort an Wilson kam es zu so heftigen Auftritten, daß Renaudel, der zur Mehrheit gehört, mit 50 Anhängern die Versammlung verließ und in einem anderen Saale weiter beriet, während Pressemane mit 37 Freunden zurückblieb.

Poincaré fordert Elsaß=Lothringen zurück.

Paris, 20. Jan. Präsident Poincaré empfing einen amerikanischen Journalisten und erklärte ihm zu der Antwort der Alliierten an Wilson, daß Frankreich mit dem Schritt Wilsons nicht unzufrieden sei, weil sein Vorschlag der tradi­tionellen Freundschaft zwischen beiden Völkern entsprossen sei. Da jedoch Frankreich sich bewußt sei, daß es für die ganze Menschheit kämpfe, könne es die Waffen nicht niederlegen, be­vor ein wahrhaft menschenwürdiger Friede erreicht sei, wo­durch die Welt in Zukunft vor so furchtbaren Katastrophen geschützt werde. Aber leider sei das sogenannte siegreiche Deutschland für einen solchen Frieden noch nicht reif. Man müsse deshalb den Krieg fortsetzen, bis die Alliierten die Wie­derherstellungen erzielen und die nötigen Bürgschaften durch­setzen. Frankreich werde gern an internationalen Abmachungen nach dem Kriege mitwirken. Aber wenn diese wirksam sein sollten, so müsse erst das verletzte Recht und die Sicherheit Europas wiederhergestellt werden, anstatt eines Friedens, der nur die Keime für neue Überfälle in sich tragen würde. So groß auch die Bürde, so groß auch die Trauer gewesen sei, die Frankreich über den Verlust von Elsaß=Lothringen empfand, so habe es doch nie einen Revanchekrieg gewollt, trotzdem es immer von neuem herausgefordert worden. Aber jetzt, wo Frankreichs Blut durch Verschulden der Feinde fließe, könne Frankreich nicht aufhören, die Forderung der Zurückgabe von Elsaß=Lothringen zu stellen, eine Forderung, die auf Recht und Gerechtigkeit sich gründe. Präsident Wilson und das amerikanische Volk würden ohne Zweifel die hohe sittliche Bedeutung der Antwort der Alliierten verstehen.

Japan.

Eine japanische Anleihe an die westindischen Republiken.

Bern, 20. Jan. Der japanische Bankier Ichikawa, Vertre­ter einer japanischen Finanz=Gesellschaft, verhandelt, einer Meldung der Agenzia Americana zufolge, in San Domingo über den Abschluß einer Anleihe, die Japan einen überwie­genden wirtschaftlichen Einfluß in Haiti und San Domingo sichern soll: die den Vereinigten Staaten von Amerika feind­liche Gesinnung der Bevölkerung werde das Gelingen des Planes erleichtern.

Artilleriekämpfe und Patrouillentätig­keit an der Westfront.

Großes Hauptquartier. 21. Jan. Als ob sie es nicht wahr haben wollten, daß die Sommedurchbruchsschlacht am siegreichen Widerstand der deutschen Waffen endgültig ge­scheitert ist. trotzdem das britische Weltreich für diesen einen Kampf mehr Machtmittel aufgeboten hatte, als je in einem anderen Kriege seiner Geschichte, setzen die Engländer ihre ziel= und zusammenhanglosen Angriff.versuche längs der Front der halbjährigen Schlacht noch öfters sort. Einzelne dieser Angriffe sind unter Umständen befohlen worden, für welche ich die siegreichen deutschen Verteidiger habe Worte sprechen hören, die beinahe nach Mitleid klangen. Sicherlich ist sich die englische Heeresleitung wohl bewußt, daß sie mit diesen An­griffsversuchen, die höchstens zur Einnahme eines vorsprin­genden Grabenteiles führen können, keiner irgendwie belang­reichen Entscheidung näher kommt. Da sie regelmäßig gegen­über den verstärkten deutschen Stellungen schwere Blutopfer kosten, so kann auch eine moralische Auffrischung der eng­lischen Truppen nicht der Zweck dieser Unternehmungen sein, es hat vielmehr den Anschein, als ob diese englische Klein­betriebsamkeit mehr einem politischen, als einem militärischen Zweck entspreche. Solange man noch von Kampfhandlungen im geographischen Gebiete der Somme berichten kann, braucht man nicht zuzugeben, daß die Sommeschlacht gestheitert ist, denn davon, daß das Ziel nicht die Einnahme eines Schleier­grabens bei Serre und die Zertrümmerung französischer Kunstschätze bei Peronne, sondern der Durbruch durch ganz Frankreich und Belaien bis zum Rhein sein soll, redet ja schon lange niemand mehr. Vielleicht müssen die Engländer auch durch gesteigerte Tätigkeit die über ihre hohen Verluste an der Somme schwer bedrückten französischen Bun­desgenossen trösten, nachdem sie sich endlich entschließen muß­ten, diesen wieder einen größeren Frontabschnitt abzunehmen.

Außer Kleinangriffen und Patrouillentätigkeit ist in den letzten Tagen nur eine zeitweilige und abschnittweise bemerk­bare Zunahme der Artilleriekämpfe zu berichten. Die ganze Westfront liegt unter einer Schneedecke, scharf einsetzender Frost hat dann eine die Artilleriebeobachtung begünstigende Fernsicht geschaffen. Gestern herrschte im Sommegebiet ziem­lich starkes Artilleriefeuer bei Ransart, von Hebuterne bis zur Ancre, bei Grancourt, Varlancourt und im Pierre=Vaast­Walde, südlich von Peronne, bei Soissons, an der Combreshöhe und bei St. Mihiel, schließlich in den Südvogesen, beim Su­delkopf und am Rhein=Rhone=Kanal war überall eine Stei­gerung der Artillerietätigkeit zu verzeichnen. Feindliche Pa­trouillenvorstöße von größerer oder geringerer Stärke wurden unternommen im Artois, bei Fromelles, bei Andesei im Som­

I megebiet und bei Ribecourt und Morsin an der Aisne. Sie wurden alle glatt abgewiesen.

W. Scheuermann, Kriegsberichterstatter.

Die amtlichen Berichte der Feinde.

Französischer Bericht vom 20. Jan. nachmittags: Kurze und heftige Artillerietätigkeit in der Gegend von Plessie de Roye, südlich von Lassigny. In den Argonnen lie­ßen wir im Abschnikt von Volants eine Gegenmine springen. Sonst war die Nacht überall ruhig. Abends: In der Gegend südlich von Lassigny dauert der Artilleriekampf am Morgen mit einer gewissen Heftigkeit fort. Ein feindlicher Handstreich auf einen unserer Gräben scheiterte. Nordwest­lich von Soissons gestattete uns ein Einbruch in die gea­nerische Linie im Abschnitt von Vingre Gefangene einzubrin­gen. Im Elsaß Patrouillengefechte im Abschnitt von Burn­haupt. Eine starke deutsche Erkundungsabteilung, die sich un­serer Linie in der Gegend südwestlich von Altkirch zu nähern versuchte, wurde zurückgeschlagen. Zeitweise unterbrochenes Artillerieseuer auf der übrigen Front.

Französischer Heeresbericht vom 21. Januar nachmit­

taas: In der Gegend von Lasigny wurde ein deutscher An­griffsversuch gegen einen unserer Gräben bei Canny=sur=Matz leicht abgewiesen. Der Feind ließ Gefangene in unserer Hand. Auf dem rechten Maasufer zeitweise Tätigkeit der beiden Artillerien und Patrouillentätigkeit im Caurrières=Walde. An der übrigen Front ruhige Nacht.

Belgischer Bericht. Beiderseits Artilleriefeuer im Ab­schnitt von Ramscapelle. Belgische Geschütze bekämpfte deutsche Patrouillen in der Gegend von Dirmuiden, wo im Laufe des Tages heftige Artilleriekämpfe stattfanden. Sehr lebhafte Kämpfe der Feld- und Schützengrabenartillerie in der Richtung von Steenstraete und Het=Sas.

Englischer Heeresbericht vom 21. Januar. Wir unternah­men morgens eine ersolgreiche Streife gegen die feindlichen Gräben südöstlich von Loos. Voll mit Deutschen besetzte Un­terstände wurden zerstört und zahlreiche Feinde getötet. Wir

Österreich=Ungarn.

Innsbruck, 20. Jan. Das Kaiserpaar nahm gestern in Innsbruck die Huldigung der Bevölkerung ent­gegen. Nach der Ankunft des Kaisers aus Südtirol war feier­licher Einzug des Kaisers und der seit Donnerstag hier wei­lenden Kaiserin zur Hofburg. Dort fand die Huldigung der Würdenträger statt. Nach einem Besuche des Iselberges er­folgte unter stürmischem Jubel der Bevölkerung nach herzlichen Kundgebungen die Abreise des Kaiserpaares nach Wien.

Deutsches Reich.

Berlin, 21. Jan. Dr. Kraetke, Staatssekretär des Reichspostamts, erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

(2 Weitere Verkehrseinschränkungen. Berlin, 22. Jan.(Eig. Meldung.) Der gegen das Vorjahr stark an­gewachsene Güterverkehr nötigt die Eisenbahn=Verwaltung, vom 23. Jan. ab noch einige Schnell- und Personen­züge ausfallen zu lassen. Es wird ferner erforderlich sein, eine Reibe Güter von der Eisenbahnbeför­derung für eine kurze Frist zurückzustellen. Daher wird amtlich empfohlen, bei der beabsichtigten Aufgabe von Gütern sich vorher bei der Annahmestelle zu erkundi­gen, ob die betreffenden. Güter zur Beförderung angenommen werden.

Mitteilungen des städtischen Kriegsausschusses.

Dienstag Mager= und Buttermilchverkauf für das 2. Drittel der Kundenliste.

Dienstag Heringsverkauf von12 und von Uhr:

In der Verkaufsstelle Servatiiplatz für die Nrn.: 48016700.

In der Stadthalle Neubrückenstraße für die Nru.: 36015100.

In der Verkaufsstelle Göbenstraße für die Nru.: 27013800.

In der Verkaufsstelle Kreuzstraße für die Nru.: 21013000.

In der Verkaufsstelle Warendorfer Straße für die Nummern: 15012100.

In der Verkaufsstelle Servatiiplatz werden in der vorer­wähnten Reibenfolge auch Eier verkauft. Kopfmenge 1 Ei: Preis 32 Pfa. für 1 Stück. Brotkarte und Eierkarte vor­legen. Die übrigen Verkaufsstellen werden je nach Zufuhr mit Eiern beliefert. Kleingeld mitbringen.

Der dieswöchige Butterverkauf erfolgt von Mitt­woch ab in der Zeit von12 und Uhr in nachstehen­der Reihenfolge:

In der Turnhalle des städtischen Gymnasiums, am Syu­dikatplatz sam Servatiiplatz kann die Ausgabe wegen des herr­schenden Frostes nicht erfolgen):

Nr.1500 am Mittwoch. 15013300 am Donnerstag, 3301. 5000 am Freitag. 50016700 am Samstag.

der Stadtballe Neubrücken straße für die Nru.:

1200 am Mittwoch. 12012500 am Donnerstag. 25013800 am Freitag, 38015100 am Samstag.

In der Verkaufsstelle Goebenstraße für die Nru.: 900 am Mittwoch. 901-1900 am Donnerstag. 19012900 am Freitag. 29013800 am Samstag.

In der Verkaufsstelle Kreuzstraße für die Nru.:

700 am Mittwoch, 7011500 am Donnerstag, 15012300 am Freitag. 23013000 am Samstag.

In der Verkaufsstelle Warendor ferstr. s. d. Nrn.: 500 am Mittwoch, 5011100 am Donnerstag. 11011600 am Freitag. 16012100 am Samstag.

In der Verkaufsstelle Reckfort, Kinderhaus: für die Haushaltungen, die sich dort in die Butterkundenliste haben eintragen lassen, und zwar von Donnerstag ab.

Btotkarte, Warenkarte und Fettkarte mitbringen. Kopf­menge 40 Gramm. Preis in der Verkaufsstelle Warendorfer­straße.30 Mark(Landbutter), in den übrigen Verkaufsstellen .50 Mark(Molkereibutter) für das Pfund.

Zur glatteren Abwickelung des Verkehrs ist es aubedingt erforderlich, daß abgezähltes Geld oder wenigstens viel Klein­geld mitgebracht wird