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breit, 2, 2mm hoch, 25 Pf.; bei Anzeigen aus dem R.=Bz. Münster 20 Pf., aus der Stadt Münster 15 Pf.(für Aktiengesellschaften 2e., Vereine und Behörden 25 Pf.: Reklamen: Der Raum für die Reklamespalte, 87mm breit, 2,2mm hoch, 1 Mk.— Für Erfüllung von Platz= vorschriften wird keine Gewähr, sowie für Druckfehler keine Haftung übernommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt u. kann verweigert werden, wenn Zahlung nicht binnen 4 Wochen nach Erhalt der Rechnung erfolgt.— Gebühr für Beilagen nach Gewicht
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„achenschaul) Bünster ins Haus gebracht 2 Mk. 10 Pfg.,— auswärts von der Post abgeholt 2 Mr. 10 Pfg., durch den Briefträger gebracht überall, wo nur einmal im Tage Briefbestellung stattfindet, 2 Mk. 52 Pfa., in Orten mit zwei= und mehrmaliger Bestellung 2 Ml. 28 Pfg.— Ausgabe 8(mit„Wochenschau") vierteljährlich 60 Pfg. mohr.
Fernspr.: Redaktion u. Verlag Nr. 2443, 2440 u. 2450. Geschäftostelle(Michaelisplatz 9) Nr. 76.
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und Wunsterische Triuszeilung.
44771 Abomnenten.
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Zwei Ausgaben täglich.
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66. Jahrgang. Nr. 25.
Freitag, 12. Januar 1917.
Zweite Ausgabe.
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werden, verlangen die Beseitigung eines unseren Feinden dienstbaren Brückenkopfes an der flandrischen Küste.
Die deutsche Note enthält kein Wort, das die Möglichkeiten weiterer Friedensverhandlungen berührt, sie liegen vielmehr in der Vergangenheit. Für die vier verbündeten Regierungen bleibt nichts übrig, als„den Kampf in ruhiger Zuversicht und im Vertrauen auf ihr gutes Recht weiter zu führen.“ Mit diesen Worten beendet die deutsche Regierung eine bochherzige, tatkräftige und große Aktion zur Herbeiführung des Friedens, die gescheitert ist an der Verbissenheit und dem Haß unserer Feinde.
italienische Linienschiff„Reina Marqueritha“ gesunken.
X Das Schicksal Griechenlands.
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Die deutsche Note an die Neutralen.
Reich an dramatischen Effekten rollt sich das Schauspiel in Athen ab. Man könnte auch von einer Tragödie sprechen, wenn man den schließlich zu erwartenden Ausgang vorweg nehmen will. Läßt sich dieser tragische Ausgang überhaupt noch vermeiden? denen jetzt nach dem Zusammenlauf in Rom Italien plötzlich entgegen seinem bis zum letzten Augenblick betonten„Desinteressement" das heißt entgegen seiner bisherigen, durch Zukunftserwägungen und Gegenwartsabneigung gegen den verdächtigen Venizelos bestimmten Zurückhaltung zum Büttel aufgerückt ist, der notifizieren muß, daß die Griechen sich entweder nach Churchillschem Rezept aushungern lassen müssen bis zur Herzlähmung oder nach Englands Pfeise zu tanzen haben, England und seine Verbündeten haben die griechische Regierung in immer größere Enge getrieben, sie zu einem Zugeständnis nach dem andern auf Kosten der Neutralität gedrängt, durch diplomatischen Druck zuerst, dann durch offene Gewalt. Und da kommt nun im kritischsten aller Augenblicke der„Manchester Guardian“ jenes Blatt, dem man nach der Überlieferung die einem Engländer überhaupt mögliche objektivste Behandlung der Tagesfragen zutraut, um zu erklären, England sei über den Verdacht erhaben, daß es Griechenland zwingen möchte, auf der einen oder anderen Seite im Kriege mitzukämpfen.
Diese Unwahrhaftigkeit zeigt das Manchesterer Blatt auf der ganzen Höhe des britischen Pharisäertums. Tagtäglich kann man doch feststellen, wie auf jede Weise versucht wird, die Neutralen in den Krieg mit hineinzuziehen, wie ihnen vorgemacht wird, daß Deutschland die größte Gefahr für sie bedeute: man denke an die dummdreiste jüngste Verdächtigung Deutschlands bei der Schweiz und an die Hetze gegen die Tauchboote und deren Tätigkeit, eine Hetze, die der spanische Ministerpräsident Romanones soeben in auffälliger Weise unterstützt hat, aus persönlicher Profitsucht und aus einer grundsätzlichen Gesinnung heraus, auf die wir seinerzeit bei seinem neuesten Amtsantritt hinwiesen, um zum so und sovielten Male der unheilbaren und unheilvollen Kopfindensandpolitik gewisser deutscher Kreise und Zeitungen entgegenzutreten. Und da sollte England kein Interesse daran haben, auch die Griechen für seine Selbstsucht auf die Schlachtbank zu schicken?
Dieses Interesse ist so stark, wie nur eines der egoistischen englischen Interessen, aber es kann nicht befriedigt werden. weil England es mit den Griechen ein für alle Mal verdorben hat. Denken wir an das verflossene Dardanellenunternehmen zurück. Damals tat Griechenland alles, was England zur Erleichterung dieses Unternehmens von Griechenland forderte: es stellte alle gewünschten Operationsbosen in seinem Inselreich zur Verfügung. Dann später, als statt der Dardanellenfront die Salonikifront ausgesucht wurde, gab sich Griechenland auch in diese Wendung. wobei ganz unverkennbar die aus dem letzten Balkankrieg überkommene Abneigung gegen Bulgarien mitspielte, mochte auch öffentlich und offiziell das gute Verhältnis zu Bulgarien versichert werden. Zwischendurch fielen doch Herzensgeständnisse, die vom„Erbfeind“ sprachen und die wirkliche Stimmung und Lage ehrlicher kennzeichneten, als die diplomatische Sprache das tat.
Unsere Feinde unterließen nun nichts, um Griechenland zu überzeugen, daß es vertraglich gebunden sei, den Serben bei der Wiedereroberung ihres Reiches zu helfen: das war ja die Formel, mit der die Vierverbandsmächte ihren Balkanvorstoß maskierten und mit der die Griechen als Kanonenfutter geködert werden sollten. Diese Politik mißlang: sie scheiterte an der durch die Erfolge des Vierbunds in Griechenlands nächster Nachbarschaft geweckten Vorsicht, nicht etwa an einer griechischen Neigung für den Vierbund, dessen näch ster Vertreter für die Griechen ja Bukgärien war und blieb.
Der Druck der Verbandsmächte, ihre Übergriffe, namentlich die Zerstörung des im Balkankriege blutig erkämpften größeren Griechenlands durch die Abtrennung des auf Hochverrat gegründeten Venizelos=Reiches rief im griechischen Volke eine Stimmung hervor, die noch nicht einmal der Anziehung des Hungerknebels bedurfte, um das Gegenteil der vom Verbande erwarteten Zermürbung zu sein. Wir sprechen vom griechischen Volke, dargestellt durch die vielgenannten Reservisten, nicht von der griechischen Regierung. Es war Reservisten=, nicht Regierungstat, was dann schließlich geschah und geschehen mußte, der Angriff auf die tyrannischen Bedränger und auf ihre Schützlinge, die Hoch= und Landesverräter.
Berlin, 12. Jan.(BB.) Laut Depeschen mehrerer Morgenblätter bestätigt es sich nach einer Meldung des „Baseler Anzeiger", daß das italienische Linienschiff„Reina Margueritha“ vor Valona durch Mine oder Torpedo untergegangen ist. 600 Mann der Besatzung seien umgekommen.
Die Note, die Deutschland als Erwiderung auf die Ablehnung seines Friedensangebots durch die Entente an die neutralen Staaten gerichtet hat, zeichnet sich aus durch die ruhige Würde ihrer Sprache und die Sachlichkeit ihres Inhalts. Sie steht damit in scharfem Gegensatz zu der Note, in der die Entente die Annahme des Angebots Deutschlands verweigerte. Es zeigt sich eben auch hier wieder, daß das Recht die rubige Sicherheit und Bestimmtheit gibt, und daß das Unrecht dazu führt, durch unwahre Beschuldigungen und Beschimpfungen den Gegner zu verunglimpfen.
Nach der entschiedenen Ablehnung des Friedensangebots war der deutschen Regierung die Möglichkeit einer Fortsetzung ihrer Friedensbestrebungen nach dieser Richtung hin genommen worden. Wenn sie auf die Antwort der Entente überhaupt eingehen wollte, dann konnte sie es nur in einer Note an die Adresse der Neutralen, denen von der Entente
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England und seine Verbündeten, unter
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Der bulgarische Tagesbericht.
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Die Berliner Presse über die Note.
Sofia, 10. Jan. Generalstabsbericht vom 10. Januar. Mazedonische Front: An einzelnen Frontabschnitten spärliches Artilleriefeuer von beiden Seiten. In der Ebene von Serres drangen unsere Patrouillen an zahlreichen Stellen in die feindlichen Stellungen ein, machten nach gelungenen Unternehmungen Gefangene oberten ein Maschinengewehr. wurde ein feindliches Flugzeug zur Landung gezwungen. Wir nahmen die Insassen, zwei Serben, gefangen.
Apparat ist völlig unversehrt.
Berlin, 12. Jan.(WTB.) Die Note, in der die deutsche Regierung den neutralen Mächten noch einmal den Standpunkt darlegt, den sie in der Friedensfrage eingenommen hat und weiter einzunehmen gedenkt, unterscheidet sich, so schreibt das„Tageblatt", nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die Form von dem Schriftstück der Entente. Selbst die Anklagen, die gegen die Ententemächte erhoben werden, seien weniger in einem heftigen als im Tone der Abwehr vorgebracht. Mit ruhiger Festigkeit lege die Note gegen falsche Deutungsversuche Verwahrung ein..(utt g1. Aherschrift
Tatsachen, nicht Phrasen, tauter die überschrift der Besprechung in der„Vossischen Zeitung". Die Sensation, die Komödie, das Melodramatische, sei das Kennzeichen der Kampfmittel der Entente in ihrem Ringen um die Seelen der Neutralen. Wie scharf hebt sich von diesem Virtuosentum der politischen Mache die Denkschrift der deutschen Regierung ab. Ohne Rhetorik, ohne Kniffe, ohne Blender werden hier Tatsachen zusammengefaßt, wird erdrückendes Anklagematerial aufgerollt, die Verantwortung für die Fortsetzung des Mordens denen zugeschoben, die eine, von den Mittelmächten in einem Zeitpunkt vollster militärischer Stärke dargebotene Friedensmöglichkeit schroff zurückgewiesen haben. Die Hinterhältigkeit, die Pose der Völkerbefreier und Völkerbeglücker, wird kurz und nachdrücklich nachgewiesen. Der Verleumdung, die uns als blutgierige Barbaren ausschreit, wird die unmenschliche Behandlung unserer Kriegsgefangenen in Keindesland gegenübergestellt. Wer den Willen hat, Sachlichkeit von Kulissentrick zu unterscheiden, wird ohne Schwierigkeit zu einem sicheren Urteil gelangen.
Im Börsenkurier heißt es: Die Selbstachtung und die Rücksicht auf das nationale Ehrgefühl verbieten der deutschen Regierung, die den Gegnern wieder einmal zuvorkommt, eine direkte schriftliche Antwort auf die Beschimpfung und Beschuldigung in der letzten Note der Entente zu erteilen. Aber die politische Klugheit verbietet solche Beschuldigungen auf sich beruhen zu lassen. Die Gegner arbeiten nach dem berühmten Rezept: Nur frisch verleumden, es bleibt doch immer etwas hängen! Da heißt es, Zug um Zug erwidern.
Unter der Überschrift„Die Arglist der feindlichen Mächte“ sagt die„Post": Deutschlands Kriegsziel wird noch einmal als Verteidigung gekennzeichnet. Im scharfen Gegensatz zu den Wünschen der Gegner, zu erobern und zu vernichten. Aus diesem Willen allein erklärt die Note die schroffe Ablehnung des Friedensangebotes. Die deutsche Regierung schiebt mit vollem Recht zugleich mit der gesamten schweren Verantwortung für die Verleugnung des Friedensgedankens auch den Vorwurf der Unaufrichtigkeit auf die leitenden Männer der Entente zurück.
Im„Vorwärts“ wird gesagt: Die deutsche Rote zeigt ein nachdrückliches Beharren im Friedenswillen, der durch den Willen der Gegner wohl auf seinem Wege aufgehalten, aber von seinem Ziele nicht abgehalten werden kann.
und erIn der Gegend von Drama
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aufs neue Unwahrheiten aufgetischt worden waren. tritt die deutsche Regierung entgegen in einer Weise, die unsere Zustimmung finden muß. Sie lehnt es ab und kann es mit Recht ablehnen, auf den Ursprung des Weltkrieges einzugehen. Sie stellt aber erfreulicherweise fest, wie sich die Kriegslage gestaltet hat, d. h., wie Deutschland seine Kriegsziele zu verwirklichen wußte, während sich die Entente ständig weiter von ihrem Ziele entfernt, und sagt dann mit der milden Sprache der Diplomatie, daß angesichts dieser Lage das Verlangen nach Sühne, Wiedergutmachung und Bürgschaft im Munde der Gegner überraschen mußte. Diese entschiedene Zurückweisung der gegnerischen Ansprüche, so selbstverständlich ihre Nichterfüllung ist, ist nicht gleichgültig, weil sie die Entschlossenheit der deutschen Regierung uns zu bekunden scheint, das sich täglich wiederholende gegnerische Gerede für die Friedensverhandlungen selber außer acht zu lassen und die Grundlage zu wahren, die sich aus der Kriegslage ergibt. Die Grundlage ist der Sieg Deutschlands, der uns zu Ansprüchen berechtigt und nicht die Gegner.
Auch die Antwort auf die Unterstellung der Feinde, daß das deutsche Friedensangebot nicht ernst gemeint, daß es nur eine Kriegslist gewesen sei, ist glücklich abgefaßt. Die Bereitschaft, Friedensvorschläge sofort nach Beginn der Verhandlungen zu machen, bildet den handgreiflichsten Beweis für den Ernst des Angebots, ebenso wie der Umstand, daß die Entente das Angebot überhaupt nicht auf seinen Inhalt prüfte und zum Gegenstand irgendwelcher Verhandlungen machen wollte, den klaren Beweis liefert, daß die Entente in der gegenwärtigen Situation den Frieden nicht will. Sie will ihn nicht, weil sie mit der Hoffnung des Ertrinkenden auf einen glücklichen Zufall, auf eine Wendung des Krieges hofft: und so wenig wir diese Hoffnung für begründet halten können, so sicher wir sind, daß sie auf das bitterste enttäuscht werden wird, so können wir doch verstehen, daß es nach den bochgespannten Erwartungen der Entente schwer wird, sich der Kriegslage zu fügen und auf Gewinne zu verzichten, die sie als sichere Frucht dieses Krieges erwartete.
Die Entente ist so unvorsichtig gewesen, in ihrer Antwortnote von Völkerrechtsverletzungen der Mittelmächte zu sprechen Sie hat dadurch der deutschen Regierung Veranlassung und Gelegenheit gegeben, auch hierauf eine Antwort zu geben. Mit der kurzen Aufzählung der schweren Verstöße gegen Recht und Menschlichkeit, die England sich hat zuschulden kommen lassen, ebenso wie seine Verbündeten, hat die deutsche Regierung als Antwort eine Anklage gegen die Entente erhoben, die darin gipfelt, daß England und seine Verbündeten einen Zustand der Rechtlosigkeit herbeigeführt haben. Ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, faßt die deutsche Note die Gebiete zusammen, auf denen sich die Verstöße gegen alle Regeln des Völkerrechts und die Gebote der Menschlichkeit täglich wiederholen.
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Griechenland.
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Straßendemonstrationen wegen des Ultimatums. Bern,
12. Jan.(WTB.]„Corriere della Sera“ meldet aus Athen: In der Nacht zum Donnerstag durchzog ein Domonstrations zug die Hauptstraßen und protestierte gegen die Annahme des Ultimatums. Bereits um die Mittagstunde hatte sich, trotz des Polizeiverbots der Zug unter Hochrufen auf den König und Schmährufen auf die Note zum Sitze des
Die größere Mehrheit zeigte Vor dem Ministerium 3000 PersoPlatz zu verlassen,
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Ministerpräsidenten begeben. sich der Note gegenüber resigniert. wurden die Demonstranten, etwa nen aufgefordert, den ohne Zwischenfall geschah. Die Bevölkerung schickt sich angeblich in die Haftentlassung der Venezilisten und in die wiederhergestellte Kontrolle der Alliierten.
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Deutsches Reich.
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Repressalien gegen die Mißhandlung deutscher Kriegsgefangener in Frankreich.
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Berlin, 11. Jan.(WTB.) Amtlich. In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten über unmenschliche, jedem Völkerrecht hohnsprechender Behandlung. die den deutschen Kriegsgefangenen in französischer Gefangenschaft zuteil wird. Nicht genug damit, daß die Gefangenen im Wirkungsbereich des deutschen Feuers zu schwersten Arbeiten, darunter Ausheben von Schützengräben und Transport von Munition, gezwungen werden, wird in unmenschlicher Weise alles getan, ihnen ihr ohnehin bitteres Los zu verschärfen und ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Schon unmittelbar nach der Gefangennahme werden die Gefangenen ihrer Wertgegenstände planmäßig beraubt. Auf dem Transport zur Sammelstelle werden sie von den Wachmannschaften und der Bevölkerung angespien und in der gemeinsten Weise beschimpft und durch Schläge und Fußtritte Wiederholt sind Hunde auf die Gefange
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gehetzt worden. Französische Offiziere haben derartigen Brutalitäten nicht nur nicht gewehrt. sondern sich selbst daran beteiligt. Die erste Unterbringung findet in offenen, mit Stacheldraht umzäunten Pferchen statt, wo der bloße Erdboden, ohne Rücksicht auf Wind und Wetter als Lagerstätte dient. Das Essen ist unzureichend und oft ungenießbar, Krankheiten und Epidemien sind die Folge. Disziplinarstrafen von beispielloser Härte werden verhängt. So hat man wieder ergriffene Flüchtlinge in einen Drahtkäfig gesperrt, der zum Niederlegen zu kurz und zum Stehen zu niedrig war. Die Verhältnisse in den Gefangenenlagern, wohin die Gefangenen nach wochenlangem Aufenthalt in den Drahtpferchen übergeführt werden, sind unwürdig und trostlos. Die Mannschaften liegen in Zelten. die Regen durchlassen und der Winterkälte freien Zutritt lassen. Nur selten werden Decken geliefert und es dienen Stroh und Flechtwerk als notdürftiges Lager. Arztliche Fürsorge fehlt fast gänzlich. Kranke werden ohne Rücksicht auf ihren leidenden Zustand zur Arbeit angetrieben. Postsachen der Gefangenen werden nicht oder nur nach längerer Liegefrist befördert. Ihnen aus der Heimat geschickte Pakete und Geld werden nur in einzelnen Fällen ausgehändigt. Die Pakete sind fast durchweg beraubt.
Selbstverständlich hat die deutsche Reichsriegierung sofort Masnahmen ergriffen, um in diesen emvörenden Zuständen Wandel zu schaffen. Den unglücklichen gefangenen Deutschen, die in der französischen Armeezone im deutschen Feuer unter so elenden Bedingungen ihr Leben fristen, muß und wird, und zwar schnellstens geholfen werden, dessen kann das deutsche Volk versichert sein.
Näheres wird in kurzem mitgeteilt werden.
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Die österreichische Note an die Neutralen.
Wien, 12. Jan.(WTB.) Der Minister des Außern Graf Czernin hat gestern an die hiesigen Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika, der neutralen Mächte Europas und des Heiligen Stuhles eine Note gerichtet, in der die k. u. k. Regierung ihre Auffassung über die durch die Ablehdes Friedensangebotes seitens der Gegner geschaffene
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Die Entente hatte in ihrer Antwort auch das Paradepferd wieder vorgeführt, das seit Beginn des Krieges Stimmung machen muß: Belgien! Die Beurteilung unseres Vorgehens gegen Belgien in der neutralen Welt ist für Deutschland ganz gewiß eine ungünstige gewesen. Es haben da die von unseren Feinden bis aufs äußerste ausgenutzten bedauerlichen Ausführungen des Reichskanzlers in seiner bekannten Reichstagsrede für uns eine sehr nachteilige Rolle gespielt. Während des ganzen Krieges ist es nicht möglich gewesen, den Eindruck jener Worte zu verwischen, obwohl die nachträglich bekannt gewordenen Ereignisse, die aufgefundene Dokumente zur Evidenz erwiesen haben, daß wir nicht einem neutralen Staate Unrecht getan haben, sondern einem feindlichen Staate durch schnellen Stoß zurvorgekommen sind. Das konstatiert auch heute die deutsche Note, und sie steht damit in erfreulichem Gegensatz zu jenen Worten von dem„Unrecht gegen Belgien“. Auf Belgien selbst und auf die Mächte, die es verführt haben, wird mit vollem Rechte die Verantwortung für das. Schicksal geschoben, das Belgien getroffen hat, und wir möchten hinzufügen, das Belgien treffen wird. Dasein und Entwickelungsfreiheit, die auch in dieser Note als das Kriegsziel bezeichnet
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Sachlage kennzeichnet. Sie stimmt im wesentlichen mit der deutschen Note überein.
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Der See- und Handelskrieg.
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Zur Versenkung des englischen Schlachtschiffes„Cornwallis“ sagt der„Lokalanzeiger“: Unsere Unterseeboote sind augenblicklich in einer Erfolgperiode sondergleichen. Die Linienschiffe„Suffren",„Gaulois".„Cornwallis“, dazu eine stattliche Reihe großer Transportdampfer. Das ist, von den Ergebnissen des Kreuzerkrieges ganz zu schweigen,
Höchstleistung, auf die unsere Tauchboote wahrlich mit gutem Recht stolz sein dürfen. Die Verluste der feindlichen Flotte belaufen sich jetzt auf insgesamt 189 Schiffe mit 776 600 Tonnen, davon entfallen auf England 127 Fahrzeuge mit 582 000 Tonnen. Das neue Jahr fängt also ebenso bös für die Marine der Entente an, wie mit dem Untergang des„Gaulois“ das alte Jahr schloß.
„Dann werde ich also auch das Vergnügen haben, Sie, Komtesse, bei mir begrüßen zu können,“ sprach Lorenz Hammerschlag gesellschaftlich sehr höflich und ruhig, aber Anne vernahm den sehnsüchtigen Unterton, der da bat: Oh, komm, komm, ich erwarte dich!
Sie lächelte ihn an.„Wie gern komme ich.“
Gisbert von Hoff saß steif und unfreundlich. Immer unsympathischer wurde ihm der Mann, der ihm da am Tische gegenübersaß und den er selbst hier ins Schloß gebracht.
„Ich liebe die Gegenstände, die aus der Vergangenheit stammen, sie bringen so viel Erleben mit,“ sagte Komtesse Anne mit verträumtem Blick,„und ich würde, wenn ich viel Geld besäße, so viel liebe, schöne, alte Dinge aufkaufen, daß ich eigens dafür ein großes Gebäude errichten lassen müßte.“
„Aber Mädel, wir können uns doch nicht beklagen, unser Schloß ist doch das reinste Altertumsmuseum, lachte der Graf.
„Als ich die Komtesse in Begleitung der Frau von Brinken in Frankfurt kennen lernte," erzählte Lorenz Hammerschlag, „gingen wir mitsammen bis zum Römerberg, und damals blieb die Komtesse vor dem Schaufenster des Antiquars stehen, in dem der Becher, der Glücksbecher wie Sie ihn hier nennen, ausgestellt war. Sie äußerte dabei, so einen Becher besäße man bei ihr daheim, ohne damals zu ahnen, daß es sich gerade um diesen Becher handelte. Der Becher gefiel mir ausnehmend, und als die Damen, die sich einen Wagen nahmen, fortgefahren waren, kaufte ich den Becher.“
Eisersucht schoß dem blonden Gisbert Hoff ins Blut, denn ihn hatte Komtesse Anne niemals so angesehen wie jetzt diesen großen Mann, in dessen Augen ein Leuchten war, seit dem Moment, da Komtesse Anne erschienen. Oh, wie bereute er es, Lorenz Hammerschlag hierher geführt zu haben! Aber vielleicht war er ein Narr, der Dinge sah, die es gar nicht gab. Er mußte versuchen, die Komtesse allein zu sprechen, denn schließlich kam der bürgerliche Lorenz Hammerschlag kaum in Betracht.
Nach Tisch trank man im Nebenraume Kaffee und Seine Erlaucht bat Frau von Brinken in sein Zimmer, damit sie vordringe, was sie bedrücke.
Malvine von Brinken saß wie aus Holz geschnitzt auf dem Stuhle, den ihr der Graf angeboten, und es dauerte geraume Zeit, bis sie halblaut hervorbrachte:
„Verzeihen Sie mir, Erlaucht, daß ich Komtesse Anne vor einigen Wochen nicht besser behütete. Aber Sie wissen, Erlaucht, die Komtesse ist eigenwillig, und ich konnte nichts dagegen tun,
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Kein Wunder, wenn jetzt der Brite heuchelt, es komme ihm nicht darauf an, die Griechen zum Kampfe an seiner Seite zu veranlassen. Aber es ist Heuchelei. Er weiß nur zu gut, daß es ihm und seinen Trabanten gelungen ist, im griechischen Volke eine Sympathie für Deutschland zu wecken, die aus der Sehnsucht nach einem Retter entspringt und den Verzicht auf die oben erwähnten Gefühle in den Kauf nimmt. Das muß man freilich dem„Manchester Guardian" zugestehen. England über den Verdacht erhaben sei, als liege ihm
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aufzuweisen hatte, um damit ein Dutzend neugeadelter Familien reichlich zu versehen!
„Erlaucht, ich bitte, mir zu gestatten, mich zurückzuziehen, meine Migräne meldet sich.“
Mit fahlen Wangen hatte sich Malvine von Brinken in ihr Zimmer begeben und Anne war froh, daß sie sich nicht wieder einfand, um mit mißtrauischem Späherblick jede ihrer Mienen zu beargwöhnen.
Der Graf war durch die Reden der Gesellschaftsdame doch etwas stutzig geworden und ab und zu flog sein Blick zwischen Lorenz Hammerschlag und Anne hin und her.
Sie unterhielten sich über allerlei Altertümer, und dabei machte Seine Erlaucht die Entdeckung, daß zwei Augenpaare zu weilen viel wärmer ineinandertauchten, als es unbedingt not wendig war. Frau von Brinken hatte, wenn er sich nicht sehr irrte, scheinbar recht. Da spannen sich Fäden zwischen zwei Herzen an.
Ach, lächerlich, wehrte er gleich darauf seinen eigenen Gedanken, sein Nesthäfchen war weit von dergleichen entfernt, die törichte Schwatzerei der Brinken hallte nur noch in ihm nach und beeinflußte ihn. Dummes Zeug, die Anne gab sich zu Lorenz Hammerschlag wie zu jedem andern Herrn auch.
Gisbert von Hoff plauderte krampfhaft mit der älteren Komtesse und die Eifersucht auf den reichen Lorenz Hammerschlag wucherte in seinem Innern empor gleich einer Giftblume. Kom tesse Anne widmete sich ja diesem Manne, als existiere niemand mehr weiter. Förmlich verblüffend war das.
Der Graf meinte lächelnd:„Und nun äußern Sie sich, bitte, meine Herren, wie die Rückgabe des Bechers vor sich gehen soll. Ich halte es für das einfachste, ich kaufe Herrn Hammerschlag den Becher für die Summe, die er dafür gezahlt hat, ab.“
Gisbert von Hoff nickte.„So denke ich ebenfalls.“
Lorenz Hammerschlag saß nachdenklich.„Könnten wir die Sache nicht anders ordnen, Erlaucht?— Sehen Sie, das Wort „Glücksbecher“ hat mich elektrisiert und kleine abergläubische Regungen, die irgendwo auf dem Grunde meines Herzens schliefen, aufgerüttelt. Ich trage nun auch Verlangen nach so einem Glücksbecher und deshalb unterbreite ich Ihnen den Vorschlag, Erlaucht, mir den neu angefertigten Becher für den andern einzutauschen. Selbswerständlich trage ich die Mehrkosten, die
auf dem neuen Becher ruhen.“
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als sie darauf beharrte, dieser Herr, den wir beim Betrachten des Stolze=Denkmals kennen lernten, solle uns durch die alten Gassen führen.“
„Aber Frau von Brinten, wenn Sie weiter reine Sorgen haben, die Sünde vergebe ich Ihnen auf der Stelle," lachte der Graf.
Der Glücksbecher von Willerstein.
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Kriminalroman von A. v. Panhuys. Coppriabt 1916 by Karl Duncker, Berlin.
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„Komtesse Anne fand sichtlich Gefallen an diesem Herrn Lorenz Hammerschlag,“ preßte Malvine von Brinken heraus.
„Sie scheinen eine etwas sehr lebhafte Phantasie zu besitzen, Frau von Brinken.“
Sehr kurz und scharf kam es aus dem Munde Seiner Erlaucht.
Malvine von Brinken knickte zwar um ein weniges zusammen, aber trotzdem wagte sie weiterzusprechen.
„Erlaucht, ich möchte das, was ich soeben behauptet habe, doch aufrechterhalten und mir außerdem noch gestatten. Sie darauf aufmerksam zu machen, Erlaucht, daß Herr Hammerschlag, wie er uns in Frankfurt selbst mitteilte, aus einer der bescheidensten Gassen des ältesten Frankfurter Stadtviertels stammt, in dem nur ganz kleine Leute hausen.“
So, nun hatte sie ihren Trumpf ausgespielt, und mit nach oben himmelnden Augen wartete sie ab, wie sich Seine Erlaucht zu dem, was sie ihm verraten, stellen würde.
Der Graf erhob sich, schwer und breitschulterig pflanzte er sich vor der Dame auf und dann schleuderte er ihr seine Auffassung gleich einem scharfen Pfeil zu.
„Sehr verehrte Frau von Brinken, man könnte fast meinen, Sie seien aus demselben Jahrhundert übriggeblieben, wie der Glücksbecher, denn in unserer klardenkenden Zeit hat man doch mit solchen albernen Vorurteilen längst gebrochen. Man kann Traditionen und Kronen achten, aber man muß sie ebensohoch, wenn nicht höher einschätzen, die Menschen, die sich durch eigenes Verdienst in der Welt emporarbeiten. Und wenn Herr Hammer= schlag wirklich aus niedrigen Verhältnissen kommt, so muß man ihn bewundern, denn sein Name ist bekannt im Deutschen Reich und noch weithin in andere Länder gedrungen. Wer Loren; Hammerschlag ist, wissen viele, wer Graf Zettingen=Willerstein ist, wissen nur wenige.
Malvine von Brinken war zumute, als überriesele sie ein Hagelschauer. Also so dachte Seine Erlaucht, Graf Ferdinand von Zettingen=Willerstein! Das,— das hätte sie einfach nicht für mbolich schalten. So dachte ein Mann, der genügend Uhnen
Man ging zu Tisch und den zwei Gästen zu Ehren hatte die Köchin einen Gang eingeschoben. Man aß wie immer von altem wertvollen Porzellan und das Silber der Bestecke war gediegen und auf keinem Stück fehlte das Wappen. Aber dennoch, an verschiedenen Kleinigkeiten, merkten die scharfen Augen Lorenz Hammerschlags, es war kein solider gediegener Reichtum vorhanden, der imstande war, die Familie auf einem Fuße leben lassen, wie es sich für die Bewohner dieses alten feudalen Schlosses gehörte. Die Zettingen=Willersteins waren eines jener uralten hochadeligen Geschlechter, die von ihrem Landbesitz, auf dem sie früher wie die Fürsten gesessen, ein Stück nach dem andern verkaufen mußten, um sich nach außen hin nichts zu vergeven..6 inhem 6 Gret.
Seine Erlaucht trank iym zu, und indem der Graf sein Besitzen Sie viele Altertümer,
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Glas niedersetzte, fragte er:
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„O ja, eine ganze Menge habe ich so im Laufe der letten Jahre zusammengetragen, und wenn Sie Ihr Weg mal in die Nähe von Koblenz führt, würde ich mich freuen, Ihnen meine Schätze zeigen zu können, Erlaucht. Lorenz Hammerschlag verbeugte sich leicht gegen Seine Erlaucht.
„Das ist ja wohl als Einladung aufzufassen," dröhnte das gräfliche Organ auf,„das Vergnügen können Sie haben, und zwar bald. Wenn ich meine Alteste erst glücklich durch die Vermittlung unseres Dorfpfarrers an ihren geliebten Burggrafen abgetreten habe, will ich nämlich mit meiner Anne einen kleinen Reisebummel machen, den Rhein runter bis zu den Mynheeren im Land der Holzschuhe, Windmühlen und guten Butter!
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„Davon wissen wir ja noch gar nichts,“ Komtesse Anne atmete schneller in freudiger Erregung.
„Ja, Kiekindiewelt, das habe ich mir auch erst ausgeknobelt, als ich vom Amtsstädtchen heimwärts gondelte.“ Er sprach nun zu allen.„Habe zwei große Acker an unsern reichsten Dorfbewohner abgetreten und die Schose ist heute notariell in Ordnung gebracht worden. Ein Morgen von dem Ackerland kann für so'n kleinen Ausflug in die Welt draufgehen.
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(Voxtsetzung folgt.)
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