mit Bielefelder General-Anzeiger und Handelsblatt

euesten Nachrichten mit den Be

für Sport, Unter­

Büllter, Radio und Sehach erscheinen nöchentlich ema

Cleicferr

Sonnabend, 30. Dezember 1933

Anzeigenpreis: Der Raum für die Anzeigenspalte(29 mm breit, 1 mm boch) 15 Pfg., für die Reklamezeile(70 mm breit, 1 mm hoch) 60 Pig Rahatt nach besonderem Tarif. Bei verspätetem Eingang der Zahlung oiter bei Zwangs­einziehung des Betrages kommt der gewährte Rabatt in Forttall Beilagen 15 Mark das Tausend, bei Teilauflagen 20 Mark Annahmestellen für Bielefeld die Geschäftsstellen Rohrteichstr 9, Alter Markt 2, Herforder Str. 84 die Filialen Bahnhofstr. 34, Kreuzstr 40. Arndtstr 41. Bleichstr 125: für Brackwele: Adolf-Hitler-Str. 60: Bielefeld-Schildesche: Talbrückenetr 4. Fernruf Gunslach­Zentrale: 49704973, nach 19 Uhr Geschäftastelle 4972. Redaktion 4970 u 4973.

Ein Jahr mit Anetendtereen

Bielefeld, 30. 12.

Zum Jahreswechsel redete und schrieb man auch bisher schon gerne von einer Zeitwende. Man sagte etwa, man fühle, daß sie sich vor­bereite, daß es nicht so weiter gehen könne, daß wir endlich herausmüßten aus der schleichenden Krise, man hoffte auf ein Jahr der Taten und Ereignisse und gegen den Schluß sah das Jahr nicht viel anders aus als seine Vor­gänger, es war im ganzen genommen ein neuer Versager, die großen Fragen waren wieder nicht gelöst, der Kampf der zukunft­tragenden Kräfte war noch nicht am Ziel.

Heute erweckt der nur ein Lächeln, der das Wort mit gewichtiger Betonung gebraucht, so

De ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Oflicht tue. Jriedrich der Große

groß und unverrückbar ist die Tatsache der Zeitwende. Was bedeutet selbst eine Jahr­hundertwende mit ihrem zwar weitgreifenden, aber doch nur kalenderbedingten Rückblick und Ausblick gegen das, was Deutschland im Jahre 1933 erlebt hat, gegen den gewaltigen Ruck, der uns heute vorwärtsträgt in eine neue Zu­kunft, ein neues Reich, ein neues Weltgefühl.

Vor etwas mehr als zehn Jahren lasen wir SpenglersUntergang des Abendlandes". Schon der Titel allein hatte diesem Buch zum guten Teil zu seinem großen Erfolg verholfen. Wer Jugend und Tatendrang in sich fühlte, fragte sich zwar ungläubig: Sind wir denn wirklich Untergangsmenschen? Man wehrte sich wohl gegen dieses Untergangspathos und schrieb seinen Widerhall der Nachkriegs­stimmung zu; aber man mußte doch zugeben, daß die Welt recht mürbe und hinfällig war, daß sie sich hinschleppte in Ordnungen, Systemen und sogar Idealen, die sich selbst immer mehr widerlegten, daß sie in ausge­fahrenen Geleisen hintrieb, die in Auflösung und Zersetzung mündeten, aber aus denen es doch kein Entrinnen zu geben schten.

Der europäischen Kultur waren furchtbare Schläge versetzt worden, und ihrem Kernland Deutschland war es am schlimmsten ergangen: Weltkrieg, Versailles, Reparationen, System von Weimar, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit eine Kette des Verhäng­nisses. Und waren es nicht letzten Endes alles Folgen der Technisierung und Industrialisie= rung, der mit ihr gewachsenen liberalistischen Wirtschaft und Gesellschaft mit Materialismus, sozialer Not und Klassenkampf? Und wer wollte sich vermessen, die Welt umzudrehen, aus oberflächlichem Zivilisationsfirnis boden­ständige Kultur zu machen, aus Klassen= und Parteienkampf Volksgemeinschaft, aus ein­ander entfremdeten Großstädtern und Land­menschen, Fabrikarbeitern und Bauern, Kopf­und Handarbeitern schlicht und gerade: deutsche Menschen?!

Und es kam das Jahr der deutschen Er­hebung, das Jahr der Volksgemeinschaft, der politischen und sozialen Einigung, der Wieder­

besinnung auf Volkstum und Blutsverbunden­heit und die tieferen Werte unserer Kultur das Jahr Adolf Hitlers.

Was unlösbar und unentwirrbar schien in zwangsläufiger Verkettung, ist schlicht und ein­fach geworden. Und wenn es dennoch voll Fragen und Probleme steckt, so sehen und nehmen wir es doch einfach und packen es an mit einer schier unwiderstehlichen Zuversicht und fühlen uns unsagbar jung dabei. Da wird gar vieles bisher Unantastbare für gründlich erneuerungsbedürftig erklärt und so­fort mit fester Hand zum Umbau und Neubau in Angriff genommen. Denn es gibt keine unüberwindlichen Hindernisse mehr, keine bange Sorge, daß, wer hier oder dort an einem Steinchen rüttelt, das ganze Gebäude ins Wanken bringe. Wir fühlen Kräfte in uns und wissen, daß nichts mehr völlig schief gehen kann, denn wir haben eine Revolution ohne Zusammenbruch und Blut­vergießen hinter uns. Wir spüren die un­widerstehliche Macht eines großen einigenden Willens und treten alle freudig in die Reihen, um diesem Willen zu dienen als eine Armee der aufbauenden Arbeit. 14762 Mensch in

Und der Mensch, der deutsche Mensch, ist kein Sklave mehr kein Sklave schine und des laufenden Bandes, kein Sklave

Klerrtastk enk=Saen Eeschessen.

Der Auftakt zur Militärdiktalur König Carols in Rumänien? Rumänien erhält Kunde erst darch den Beeiner Kundsam

Bukarest, 30. 12. Ministerpräsident Duca fiel Freitag abend 10.20 Uhr oft­europäischer Zeit auf dem Bahnhof Sinaja einem Attentat zum Opfer. Als er von einer längeren Audienz bei König Carol in den Zug steigen wollte, um nach Bukarest zurückzukehren, wurde er von einem Studenten durch vier Schüsse in den Kopf nieder­gestreckt. Er war auf der Stelle tot. Sein Begleiter, der Abgeordnete Dr. Costi­nezeu wurde verletzt. Der Attentäter wurde sofort festgenommen.

Der Tod des Ministerpräsidenten dürfte von weittragenden politischen Folgen sein. Er erfolgte gerade in einem für die innenpolitische Entwicklung Rumäniens sehr bedeutungsvollen Augenblick.

Berlin, 30. 12.

Die Ermordung des rumänischen Minister­präsidenten wird sicherlich weit über den Bal­kan hinaus politische Folgen haben, weil in so politisch unruhigen Bezirken des Balkans die Erschütterungen

niemals vereinzelt bleiben.

Die Attentate auf griechische Staatsmänner sowie die ständigen Anschläge in Südslawien sind Warnungssignale. In dem wirtschaftlich völlig darniederliegenden Rumänien geht der

Kampf um die Beseitigung der Korruption

in der Verwaltung bereits seit Jahrzehnten. Immer wieder haben glänzend begabte poli­tische Führer, von der Jugend unterstützt, den Kampf gegen sie geführt, um dann, an der Macht angelangt, ihre Grundsätze entweder zu vergessen oder vor der Korruption zu resig­nieren.

Der ermordete Duca begann seine Lauf­bahn mit Agrarreformplänen und unterdrückte später als Innenminister im Kabinett Bratiann mit der gleichen brutalen Polizeimethode seine Gegnerschaft wie alle anderen liberalen Politiker. Sein Nachfolger an der Macht, der Bauernführer Maniu, scheiterte trotz besten Willens an der Uneinig­keit seiner Partei, so daß Duca nach fünf Jahren Opposition wieder an die Macht kommen konnte. Da er bei den eben voll­zogenen Wahlen rücksichtslos zur Unter­drückung aller anderen Listen aufforderte, stieß er auf den

Widerstand der neugegründeten Eisernen Garde,

die nach Manius Versagen unter ihrem erst 28jährigen Führer Cotreanu mit Energie und Begeisterung den Kampf gegen die Kor­ruption ausgenommen hatte. Die Eisernen Gardisten, von der Studentenschaft leidenschaft­lich unterstützt, schreckten vor Gewalt gegen­über der korrupten Polizei nicht zurück. Man ließ ihre Wahlvorschläge nicht zu, obwohl ihnen fast 30 Plätze sicher waren.

Das Attentat scheint der Ausfluß der seit­dem im Lande unter der Jugend gärenden leidenschaftlichen Erregung zu sein, die durch die ungeheuere wirtschaftliche Notlage der Bauernschaft unterstützt wird.

Die Berufung Ducas war das letzte Ex­periment des eigentlichen Diktators König Carol mit den Parteien des Landes. Schon die jetzt sofort erfolgte Berufung des Außen­

ministers Titulesen nach Sinaja beweist, daß Carol aller Wahrscheinlichkeit nach dem Beispiel des Königs Alexander von Süd­slawien folgen wird, um gestützt auf die Armee die Macht auch nach außen hin zu übernehmen. Vielleicht leitet die Ermordung Ducas auch eine Trennung der bisher absoluten Gefolgschaft Frankreichs in der rumänischen Außenpolitik ein. Duca war dank seiner Erziehung in Paris Frankreichs bester Freund.

In Deutschland bedauert man trotz Ducas politischer Gegnerschaft aus dem Weltkriege her aufrichtig das tragische Schicksal des hoch­begabten und persönlich äußerst sympathischen Mannes.

Interessant ist, daß die Nachricht über das Attentat in Bukarest zuerst durch das Berliner Radio bekannt wurde. Der Bukarester Rund­funk meldete das Ereignis erst eine Viertel­stunde später.

Wie die Tat geschah

Ministerpräsident Duca war auf dem Bahnhof Sinaja in Begleitung des Finanz= ministers Constantin Bratiann, des Protokoll­chefs im Ministerpräsidium, Blachide, und des Abgeordneten Costinencu sowie von zwei Ge­

Paris, 29. 12.

Botschafter Francois=Poncet kehrt erst Sonnabend abend auf seinen Berliner Posten zurück. Das Memorandum, das er der Reichsregierung überreichen soll, wird ei aber nach einer Meldung desEcho de Paris" noch nicht mitnehmen, da es möglicherweise seine endgültige Fassung erst erhalte, sobald die französischen Minister erneut mit Sir John Simon Stellung dazu genommen hätten.

Ministerpräsident Chautemps, der Freitag abend Paris verließ, um einige Ur­

heimpolizisten gekommen. Von drei Studen­ten, die ihn erwarteten, näherte sich der eine von rückwärts und schoß den Ministerpräsi­denten in den Hinterkopf. Man hörte gleich­zeitig einen Papierböller explodieren, was die Anwesenden glauben ließ, daß eine Hand­granate geworfen worden war. Die Atten­täter versuchten in der ausbrechenden Panik zu entkommen und begannen an den Gleisen entlangzulaufen. Zwei Polizeiagenten setzten ihnen nach. Die Verfolgten verschossen ihre letzten Patronen und verletzten hierbei noch einen Polizeiagenten. Erst als sie die Muni­tion verschossen hatten, konnten sie von den un­verletzt gebliebenen Polizisten festgenommen werden. Die Menge, die gleichfalls an der Verfolgung teilgenommen hatte, wollte die Attentäter lynchen.

Der Ministerpräsident, der leblos zusam­mengebrochen war, wurde in den Wartesaal gebracht. Der herbeigerufene Bahnarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Auf Wunsch des Königs von Rumänien wurde die Leiche dann in das königliche Schloß in Sinaja gebracht. Sie wird Sonnabend nachmittag nach Bukarest gebracht und dort aufgebahrt werden.

Der Attentäter

Der Attentäter ist ein 26jähriger Student namens Nicolai Constantinescu. Er er­klärte, ohne besonderen Auftrag gehandelt zu haben. Der Wunsch nach Beseitigung des Mi­nisterpräsidenten wäre innerhalb der Studen­tenschaft schon lange laut geworden. Grund dafür sei, daß Duca Freimaurer gewesen sei. Nach Mitteilung der Kanzlei des Minister­präsidenten ist der Täter Mitglied der aufge­lösten Eisernen Garde.

Von den beiden beteiligten Personen, die auch verhaftet wurden, ist der eine ein Kaffee­hausbesitzer namens Johann Calinati aus der Kleinstadt Purtuciaga, der zweite heißt Doru­benin aja. Seine Beschäftigung ist bis jetzt nicht bekannt. Er wohnte zuletzt im Hotel Excelsior in Bukarest.

laubstage in einem Winterkurort zu verbrin­gen, empfing kurz vor Mittag Botschafter [Fraucois=Poncet, mit dem er über das der Reichsregierung zu überrreichende Memo­randum sprach. Wie man an zuständiger Stelle versichert, wird dieses Memorandum, an dessen Fertigstellung Außenminister Paul= Boncour gegenwärtig arbeitet, gleichzeitig auch den Regierungen von London und Rom sowie den übrigen an dem Abrüstungsproblem inter­essierten Kabinetten zur Kenntnis gebracht werden.

DemParis-Soir" zufolge steht noch nicht

Neue Haeiser Kauspeache inn Anon!

Kehrt Francois=Poncei ohne Denkschrift nach Berlin zurück? Der Hauptton liegt auf den mündlichen Verhandlungen

pitalistischer Wirtschaft, kein Knecht der Par­en und Klassen, kein Opfer haßerfüllter egner seines Landes. Denn der Mensch ber ist es, um den es heute geht. Er gilt ehr als die Maschine, mehr als die Partei. ehr als die Klasse, mehr als das Geld.

Heute wird nicht zuerst gefragt: Wie wer­diese oder jene vielleicht überlebten In­tutionen am Leben erhalten, wie wird diesen er jenen Interessen gedient? Heute wird erst gefragt: Wie ergeht es dabei dem Men­en, dem deutschen Volksgenossen?! Ihm unter allen Umständen geholfen werden aus seiner seelischen und wirtschaftlichen ot. Ihm muß Arbeit geschafft werden und bensinhalt. Und wenn es nicht gleich ge­igen konnte, die stockende Wirtschaft aus sich ber zu beleben, so mußten die großen Be­affungspläne dran: die Reichsautobahnen, Kanalbauten, die Urbarmachungen, die

Instandsetzungen und so prächtige Dinge wie die Ehestandsbeihilfe. Und wenn trotz allem in diesem ersten Jahr der Tat noch ein be­drohlicher Winter heranrückte, so hieß die Losung: Alle helfen allen! Und die Winterhilfe entstand und wuchs zur gewaltigen volksverbindenden Leistung. Wie schlicht und einfach und wie groß!

Denn der Mensch ist unser kostbarstes Gut, der deutsche Mensch mit seinem Blut und seiner Seele, seiner angestammten Art von Jahr­hunderten und Jahrtausenden her. Was ist in diesem einen Jahre schon geschehen, um ihm zu helfen, ihn zu erwecken und zu stählen zum neuen schöpferischen Werk! Und was geschieht weiter, um ihn hinfort sauber zu erhalten in seiner Rasse ihn von schädlichen Säften und Erbanlagen zu befreien! Was geschieht, um auch sein Erbaut an Werten der Kunst und Geisteskultur zu erhalten und neu fruchtbar

zu machen! Ein mächtigesErwirb es, um es zu besitzen! ist uns allen in Herz und Ge­wissen gedrungen.

Denn wir werden heute nicht geführt von Männern, die nur Politiker sind. Sie sind zuerst und vor allem Männer des Volks, allem, was edles Volksgut und deutsche Hoff­nung und Zukunft ist, aufs tiefste verpflichtet. Und unser Volkskanzler selber ist ein Künstler. Er, der für ganz Deutschland das neue Haus baut, baut uns auch einHaus der deutschen Kunst.

Wir alle aber sind seine Bau­arbeiter.

Mit dem Gefühl einer großen Dankbarkeit und einer großen Zuversicht treten wir über die Schwelle des neuen Jahres. Hav.

2