33. Jahrgang. Nummer 275

V

mit Bielefelder General-Anzeiger und Handelsblatt

euesten Nachrichten mit den Bellagen für Sp

Gerofers

Freitag, 24. November 1933

Lestunge lztoratag, Prau und Klod, Gaus, Kof und Garten, Kavenaberger

200 RM., im Postbezug 200 Rlt einschleblich 0. 48 Rul Zeitungsgebühr

Falle böberer Gewalt, oder infolge Stbrung des Betrieh

teigern. ugd. in. nuseren Fllalen und Gechlfastellen der Berugapreisea Hauptgeschüftastelle und Rediaktion Bielefeld, Rohrteichstr. 9.

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50000 urn. Geldhnaug uusgeseye

Die Lügenhetze desPetit Parisien gehtweiterHeraus mit denDokumenten!

Berlin, 23. 11.

DerPetit Parisien, der erst kürzlich durch die Veröffentlichung gefälschter Dokumente von sich reden machte, hat wieder einmal einer üblen Hezerei seine Spalten geöffnet. Was herauskam, ist so niederträchtig, daß es für einen Deutschen schier unbegreiflich ist. Es ge­hört schon die niedrigste Gesinnung, die man sich überhaupt vorstellen kann, dazu, wenn jemand zu diesen Mitteln der Fälschung und der Verleumdung greift, um das sich an­

Wir wollen nicht bloß den Erfolg unserer Arbeit für das Gemeinwohl anerkannt sehen, sondern mehr noch den Aufwand sittlicher Tatkraft, den Fleiß, womit wir jenen Erfolg errangen.

w. 6. Riehl

bahnende gute Verhältnis zwischen Deutsch­land und Frankreich zu stören.

Auch die neuenEnthüllungen sind eine so plumpe Fälschung, daß jeder Eingeweihte sie schon beim ersten Blick als Fälschungen er­konnen muß.

Es soll sich wieder einmal um streng ver­traulicheSonderanweisungen an die deutschen Agenten im Ausland handeln,

die im September und Oktober alsMemo­randum des Berliner Zentralbüros heraus­gegangen sein sollen. Das Blatt scheut sich auch jetzt wieder, diese angeblichen Dokumente im Wortlaut zu bringen, es behauptet, sie seien zu lang.

Nach der Inhaltsangabe der angeblichen Dokumente, die das Blatt gibt, sollen die deut­schen Auslandsvertretungen zunächst die An­weisung erhalten haben,

einegewundene Propaganda zu unter­nehmen, um die wahren Gründe des deut­schen Rückzuges aus Genf zu verschleiern.

Ferner heißt es in der Fälschung, Deutschland warte auf den endgültigen Mißerfolg der Ab­rüstungskonferenz, um der Welt zu erklären, daß es sich nicht an die Klauseln des Versailler Vertrages gebunden fühle. Deutschland sei gegen jede Rüstungskontrolle, solange Frank­reich sein Gegner bleibe.

Schließlich wird noch behauptet, Deutsch­land besitze gewisse Kriegsmittel, die nicht unter die Verbote des Versailler Vertrages fielen und leicht zu verbergen seien. Offenbar spielt der Fälscher da auf das bekannte schwere Geschütz in der Westentasche an oder auf den Tank mit der Tarnkappe(), die, wie ja jedes deutsche Kind weiß, in diesen Tagen in Deutsch­land erfunden worden ist!

Wer aber kann an solchen Brunnenver­giftungen ein Interesse haben? Wer hat den Petit Parisien für die Veröffentlichung die­ser Fälschungen bezahlt? Die deutsche Regie­rung hat schon die ersten Veröffentlichungen desPetit Parisien sofort amtlich als Lügen gebrandmatkt. Der Chefredakteur dieses Blattes soll endlich einmal mit den Dokumen­ten selbst herausrücken. Solange er das nicht tut, ist er in den Augen des deutschen Volkes ein niederträchtiger Lump.

50000 Mark Belohnung

DerBerliner Lokalanzeiger nimmt in seiner Morgenausgabe vom Freitag sehr scharf gegen die Fälschungen und Hetzereien des Petit Parisien Stellung. Er setzt für Auf­klärung der Fälschungen und Herbeischaffung der Beweise für die angeblichen Dokumente eine Belohnung von 50 000 RM. aus.

Das Blatt schreibt dazu:Der Scherlverlag setzt die Summe von 50000 RM.(in Buch­

staben: Fünfzigtausend Reichsmark) für den­jenigen aus, der den einwandfreien Nachweis bringt, daß die von demPetit Parisien ver­öffentlichten angeblichen Instruktionen über die deutschen außenpolitischen Ziele, die an­geblich an alle Auslandsvertretungen von einer Berliner Propagandastelle gegangen sein sollen, wirklich in der veröffentlichten Form und mit dem veröffentlichten Inhalt von einer

verantwortlichen Stelle des Deutschen Reiches herausgegeben worden sind.

Der Nachweis muß durch Vorlage des Originaldokuments und des dazu gehörigen Materials erfolgen. Die Nachprüfung des an­geblichen Dokuments, des Materials und der Angaben von angeblichen Quellen soll durch eine neutrale Kommission erfolgen, deren Entscheidung rechtsverbindlich ist.

Diese Kommission soll gebildet werden aus drei politischen Historikern, von denen einer von demSyndicat national des Journalistes Francais, der zweite von demReichsverband der Deutschen Presse, der dritte, welcher den Vorsitz führt, vom Scherlverlag ernannt wer­den. Die Verhandlungen der Kommission kön­nen unter Vorlage der Dokumente und des übrigen angeblichen Beweismaterials an einem neutralen Orte außerhalb Deutschlands stattfinden, über den die Entscheidung von den Mitgliedern der Kom­mission und dem Bewerber um die ausgesetzte Summe getroffen wird.

Die schamlose Dokumentenfälschung des Petit Parisien findet auch in der übrigen deutschen Presse die verdiente Charakterisie= rung. So schreibt dieDeutsche Allgemeine Zeitung": DerPettt Parisien nimmt die zweifelhafte Ehre in Anspruch, unter den Hetzern gegen Deutschland, die mit gefälschten Dokumenten, den niedrigsten Werkzeugen der politischen Giftmischerei arbeiten, der erste zu sein. Warum wagt derPetit Parisien seine angeblichenRichtlinien der deutschen Propa­ganda im Ausland nicht zu veröffentlichen? Um die kümmerliche Ausrede wettzumachen der Zeitgewinn soll wohl dazu dienen, die Richtlinien erst einmal anzufertigen wird flugs ein neuesDokument veröffentlicht. Man bereitet den Leser vorsichtshalber auf ein neues Dementi aus Berlin vor, mutet ihm aber gleichwohl zu, ein Schriftstück für echt hinzunehmen, dessen Stil allein seine Herkunft aus fließendem Französisch verrät. Das fran­zösische Volk sollte sich gegen die Infamie die­ses Hetzfeldzuges mit Abscheu zur Wehr setzen.

An dem gleichen Tage, so schreibt die Kreuzzeitung", an dem der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler durch sein auf­sehenerregendes Interview mit dem fran­

zösischen Journalisten Brinon erneut seinen und des ganzen deutschen Volkes guten Willen in der eindringlichsten und überzeugendsten Weise erneut vor aller Welt bekundet hat, sind imPetit Parisien neue Veröffentlichungen aus einer angeblichen weiteren Geheiminstruk­tion des Reichspropagandaministeriums er­folgt. Nachdem jetzt Einzelheiten aus dieser neuen Publikation vorliegen, steht man nur noch vor der Frage, ob man die maßlose Un­verschämtheit des Revolverjournalisten, der die politische Haltung desPetit Parisien zu bestimmen scheint, oder aber seine politische Dummheit und Instinktlosigkeit höher ein­schätzen soll. Kriegshetze und etwas anderes bedeuten die Fälschungen desPetit Parisien im Grunde nicht in dem Augenblick, der vielleicht das Ende eines 1000jährigen Gegen­satzes zweier großer und tapferer Völker brin­gen kann, dazu gehört eine Erbärmlichkeit und Niedrigkeit der Gesinnung, die für die un­

geheure Größe der geschichtlichen Stunde voll­kommen unempfindlich ist. Will das französische Volk, will seine Regierung dulden, daß ein solcher Mann Weltgeschichte machen darf?

DieVossische Zeitung" schreibt: Das Pariser Blatt muß selbst davon überzeugt sein, daß es sich um Fälschungen handelt. Die Spekulation ist wirklich ganz und gar auf Un­kenntnis abgestellt. Indessen, dieser Apell an die politisch Unmündigen ist nicht ohne Ge­fahr. Es wäre die eigenste Sache des franzö­sischen Volkes selber, sich gegen solche Brunnenvergiftung zu schützen. DerPetit Parisien hat bisher weder irgendwelche Be­weisunterlagen für seine Veröffentlichungen zu liefern versucht, noch Fotografien oder Dokumente zur Verfügung gestellt. Weshalb geht man allen Beweismöglichkeiten aus dem Wege, wenn es sich, wie die Redaktion es unterstellt, um Dinge von so großer Bedeu­tung handelt? Zwischen Deutschland und Frankreich mögen viele Differenzen bestehen, aber in einem werden alle Wohlgesinnten beider Länder einig sein: In der Abwehr gegen diejenigen, die die beiden Völker auf­einander zu hetzen versuchen.

DasBerliner Tageblatt" erklärt: Daß die vomPetit Parisien angeblichen Instruk­tionen deutscher Amtsstellen Fälschungen sind, ist von seiten der deutschen Regierung sowohl gegenüber der Oeffentlichkeit wie im beson­deren gegenüber der französischen Regierung

Radinen=Tarraut gestarht

An der Beamtengehaltskürzung gescheitert

Paris, 24. 11.

Nach einer lebhaften Kammersitzung, die sich mit der Finanzvorlage der Regierung Sarrant beschäftigte und den ganzen Donners­tag und die Nacht zum Freitag hindurch dauerte, ist das Kabinett Sarrant am frühen Dienstag morgen zwischen 3 und 4 Uhr ge­stürzt worden. Die Minister verließen sofort das Parlament, um das Rücktrittsschreiben aufzusetzen, das bald darauf dem Präsidenten der Republik überreicht wurde. Präsident Lebrun hat die Demission der Regierung an­genommen.

Die entscheidende Kammersitzung begann am Donnerstagvormittag. Am Schluß der

Die selerliche Pariaments=Eröffnung in London

Vormittagssitzung wurde ein sozialistischer Gegenantrag zur Finanzsanierung mit 410 gegen 138 Stimmen abgelehnt. Die Nach­mittagssitzung versackte dann völlig in Zusatz­und Einzelanträgen, so daß es bis zum Abend noch zu keiner Entscheidung kam.

In der anschließenden Nachtsitzung der Kammer ist dann schließlich die Regierung Sarrant über einen Antrag des neusozialisti­schen Abgeordneten Gounin gestürzt wor­den. Gonnin hatte in der Gehaltskürzungs­debatte einen Zusatzantrag eingebracht, auch die Gehälter von über 10000 Franken bis 12 000 Franken jährlich von der Beamten­gehaltskürzung auszunehmen, während der Regierungsentwurf als äußerste Freigrenze 10 000 Franken vorsah.

In der Debatte erklärte sich Minister­präsident Sarrant bereit, die Freigrenze auf 11 000 Franken heraufzusetzen. Aber Gounin bestand darauf, daß sämtliche Gehälter bis 12000 Franken von der Kürzung verschont bleiben sollten. Der Antrag Gounin, gegen den die Regierung die Vertrauensfrage gestellt hatte, wurde mit 321 gegen 247 Stim­men angenommen, womit die Regierung ge­stürzt war.

Gegen die Hetzpropaganda

Der Abgeordnete Fougère von der Frak­tion Marin richtete an den Ministerpräsi­denten die Frage, welche Maßnahme er zu er­greifen gedenke, um die Tätigkeit gewisser jüdischer Kreise oder Verbände, die zum großen Teile aus ausländischen Elementen beständen, zu unterbinden. Diese Kreise be­mühten sich, so heißt es in der Anfrage, ent­gegen den Interessen des Landes und des Friedens die Leitung der französischen Außen­politik zu beeinflussen, und die Oeffentlichkeit durch ihre Propaganda und Pressefeldzüge zu beunruhigen. Die Beantwortung der Anfrage ich bedauerlicherweise durch den Sturz der Re­gierung verhindert worden.

Die Prunkkarosse des Königs auf der Fahrt vom Buckingham=Palast zum Parlamentsgebäude

Mit den fahrhundertealten Zeremonien hat König Georg V. von England die neue Tagung des Parlaments eröffnet. Im Mittelpunkt der ersten Sitzung stand die Thronrede, in der vor allem die außenpolitischen Fragen erörtert wurden.

Der Reichskanzler stattete am Donners­tag nachmittag Ministerpräsident Hermann Göring, der an einer Kiefernentzündung er­krankt ist, am Krankenlager einen Besuch ab. Die Genesung des Ministerpräsidenten macht langsam weitere Fortschritte.

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Die Mitglieder des englischen Kabinetts, die dem Kabinettsausschuß für Abrüstungs­angelegenheiten angehören, waren am Don­nerstag vormittag zu einer längeren Be­

ratung versammelt.