33. Jahrgang. Nummer 214
Kestauschrrauestr., Ncrechten
mit Bielefelder General-Anzeiger und Handelsblatt
euesten Nachrichten“ mit den Bellagen’r Poort
Fran und Klod., Haus. Hof“. 4. Gar iu Sport, Unter Bltter, Radio und Schach erschelnen vöchentlo
eise Bezteltersd Sie Hagen, baes dluschledleh dch Eu Lelusggrhiskz lien.
Bezugepreisen. Hauotseschss“ oder
Bezugspreises. Hauptgeschäftsstelle und Redaktion Bielefeld, Rohrteichstr. 9.
Bleicfers
Glossen am Rande
Bielefeld, 18. 9.
Jasse Kassee. Der Zufall spielt nicht nur des Botschafters im Leben des einzelnen Men
schen, sondern auch in dem der
Völker eine große Rolle. Bekannt ist das geflügelt gewordene Wort eines Geschichtsprofessors:„Die Weltgeschichte hing an der Nase der Kleopatra“.— Jetzt haben wir bei der kubanischen Revolution wieder einmal ein Beispiel dafür erlebt, wie nebensächliche Kleinigkeiten, ein glücklicher Zufall und ein geistesgegenwärtiger Mensch den Ablauf des Geschehens zu beeinflussen vermögen. In Havanna ging es drunter und drüber. Der Sergeant Battista hatte in schneller„Revolution der Unteroffiziere" den gerade von der Hauptstadt Havanna abwesenden Präsidenten der ersten Revolution, Cespedes, gestürzt. Die Feindschaft der Revolutionäre richtete sich gegen die Offiziere der Armee und Marine, die noch aus der Zeit Machados stammten. Die Offiziere hatten sich im Nationalhotel in Havanna einquartiert, um den Ereignissen in geschlossener Front gegenüberstehen zu können. Vorsichtigerweise hatte man sich auch reichlich mit Waffen und Maschinengewehren eingedeckt, so daß das stolze Nationalhotel in ein kleines Heerlager verwandelt war. Sergeant Battista, der neue Herr Havannas, erschien nachmittags im Nationalhotel, um von den dort versammelten Offizieren ein Vertrauensvotum zu erhalten.— Geschlossen drehte ihm das Offizierskorps den Rücken. Zornentbrannt ließ Battista ein Bataillon Soldaten aufmarschieren, das Hotel umstellen und jeden Augenblick konnte die Schießerei zum Ausbruch kommen. Ohne schwere politische Folgen wäre es dabei kaum abgegangen, denn im gleichen Hotel wohnten die in Kuba ansässigen Amerikaner und vor Havanna ankerten nicht weniger als dreißig Schiffe der USA.=Flotte. Die Dinge standen auf des Messers Schneide. Da erscheint auf der Bildfläche ein freundlicher älterer Herr, der Botschafter Welles der Vereinigten Staaten mit einigen Herren seiner Botschaft. Blitzschnell übersieht der Diplomat, der nicht umsonst die unruhigen mittelamerikanischen Verhältnisse genau studiert hat, das Gefährliche der Situation. Freundlich lächelnd läßt sich der wohlgekleidete Botschafter mit seinen Herren auf der Hotelterrasse nieder, zieht Zigarettenetui und Streichholz und bestellt sich eine Tasse Kaffee bei dem etwas zittrig herbeieilenden Ober. Diese Tasse Kaffee hat im Augenblick höchster kritischer Zuspitzung den Ausbruch eines blutigen Kampfes verhindert, der leicht auch amerikanische Staatsbürger unter seinen Opfern sehen konnte. Ohne die Tasse Kaffee des Botschafters hätten vielleicht am gleichen Nachmittag noch die amerikanischen Schiffsgeschütze über Havanna gedröhnt!
Die ersten Kabinettsbeschlüsse:
oin Werdern der Wirtschaft
Angemessener Getreidepreis-Bürgersteuer 1934— Gegen Tabakpreisschleuderei
Das Dementi Der amerikanische Staats
sekretär Hull hat in der Presse dementiert, daß zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich Verhandlungen über eine Bereinigung der Kriegsschuldenfrage stattfänden. Das Dementi mag im Tatsächlichen richtig sein, es darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die von Frankreich verweigerte Schuldenzahlung an die Vereinigten Staaten gerade heute zu Beginn eines hochpolitischen Herbstes ein gewichtiges Verhandlungs=Objekt der beiden Staaten ist. Amerika hat trotz seines großen Goldreich= tums wie alle anderen Staaten seine Finanzierungssorgen im Etat. Der rechnerische Ausgleich liegt im ordnungsmäßigen Eingang der Schuldenraten. Bleiben die Zahlungen aus, so muß Amerika den Inhabern der sogenannten„Liberty=Bonds“ oder Freiheitsanleihen, in denen ein großer Teil des Vermögens der amerikanischen Rentner und Kleinkapitalisten angelegt ist, aus Steuermitteln Ersatz schaffen. Denn keine amerikanische Regierung kann den Verfall dieser Werte oder ihre Inflationierung hinnehmen. In Paris aber weiß man genau, wie sehr die Amerikaner auf den Zahlungseingang warten. Man wird sich die Wiederaufnahme der Schuldenzahlung teuer bezahlen lassen, und zwar auf politischem Gebiet. Schon haben die Amerikaner durch ihr Entgegenkommen gegenüber den französischen Wünschen hinsichtlich der Rüstungskontrolle Hoffnungen erweckt, und die Wiederbetrauung des Frankreich freundlich gesonnenen Norman Davis mit der Vertretung Amerikas auf der Genfer Abrüstungskonferenz durch den Präsidenten Roosevelt dürfte bei den Franzosen die Erwartung bestärken, daß sie die Amerikaner noch mehr auf ihre Seite zu ziehen vermögen.— Die französische Politik hat in aller Stille unermüdlich gearbeitet, um von den ver
erlin, 12. 9.
Das Reichskabinett beschäftigte sich am Dienstag in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause zunächst mit dem für die Genfer Tagung zu treffenden Vorbereitungen. Ausführliche Beratungen fanden sodann über agrarpolitische Maßnahmen statt, die in der Hauptsache dazu dienen werden, angemessene Preise für die neue Ernte festzustellen.
Das Kabinett ist sich einig darüber, daß der deutschen Landwirtschaft unbedingt ein auskömmlicher Preis für Getreide zugebilligt werden muß. Auf diese Weise wird jede Spekulation in Getreide unterbunden und verhindert, daß wie in früheren Jahren, der Landwirt unter einen Verkaufsdruck gesetzt wird. Im Rahmen des ständischen Aufbaues, wie er jetzt von dem Reichsminister Darre durchgeführt ist, werden die organischen Maßnahmen getroffen, die einen Preisschutz herbeiführen und auf dem Gebiete der Getreidewirtschaft geordnete Verhältnisse schaffen.
Das Reichskabinett verabschiedete alsdann ein Gesetz über Wirtschaftswerbung, wonach beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda ein Werberat der deutschen Wirtschaft gebildet wird, der die Aufsicht über das gesamte öffentliche und private Werbungs=, Anzeigen=, Ausstellungs=, Messe= und Reklamewesen ausübt. Die Wirtschaftswerbung ist an eine Genehmigung des Werberates, die von der Erhebung einer Abgabe abhängig gemacht wird, gebunden.
Weiterhin verabschiedete das Reichskabinett die Vorlage über Gewährung weiterer Zuschüsse zur Unterstützung der Gewerkschaft Mechernicher Werke in der Eifel, sowie ein Gesetz über Bürgersteuer im Jahre 1934 und ein Gesetz über das Verbot des Verkaufs von Tabakerzeugnissen unter Steuerzeichenpreis.
geltend. Das Gesetz wolle dem durch Aufrichtung einer Führung durch das Reich entgegentreten. Es decke sich weitgehend mit den Vorschlägen des Industrie= und Handelstages und sei in enger Fühlung mit den beteiligten Kreisen aufgestellt. Die Wirtschaftswerbung solle zentral geleitet, aber nicht untformiert werden.
Die Mitglieder des Werberates werden vom Propagandaminister berufen, teilweise aus Sachverständigen der Wirtschaft, teilweise aus Vertretern der beteiligten Behörden. Im einzelnen sieht das Gesetz die Einführung einer Genehmigung für die Ausführung von Wirtschaftswerbung vor. Neben der Entrichtung einer Abgabe können dafür Bedingungen gestellt werden. Durch die Abgabe darf die Wirtschaft nicht belastet und die Werbung nicht verteuert werden. Die Abgabe könne von den Werbeauftragnehmern leicht getragen werden, weil die Vorteile eines ehrlichen und zuverlässigen Reklamehandels und der Fortfall unlauteren Wettbewerbs außer Verhältnis stehe zu dieser Balastung. Die Erträge dieser Abgabe fließen dem Propagandaministerium zu, das sie für die Erfüllung seiner Aufgaben verwendet. Die Höhe der Abgabe wird durch Verordnung des Propagandaministers bestimmt.
Die Bürgersteuer 1934
Das Gesetz über die Bürgersteuer bringt ##, wesentlichen eine Verlängerung der für zvon geltenden Vorschriften für das Kalenderjahr 1934. Aenderungen werden nur insoweit!?
vorgenommen, als die allgemeine Freigrenze um 20 Prozent erhöht wird und ferner die Steuerbefreiung für Nichtwahlberechtigte beseitigt wird. Dadurch werden auch die Angehörigen der Reichswehr bürgersteuerpflichtig. Auch Personen, denen die bürgerlichen Ehrenrechte abgesprochen wurden, sind nicht mehr wie bisher steuerfrei. Ferner ist die Zwischenschaltung des Landessatzes aufgehoben worden, und die Gemeinden berechnen ihre Hundertsätze der Bürgersteuer jetzt nur noch nach den Reichssätzen.
Gegen Tabakpreisschleuderei
Das Gesetz über das Verbot des Tabakverkaufs unter Steuerzeichenpreis hebt klar hervor, daß die Tabakerzeugnisse nur zu den Preisen abzugeben sind, die auf dem Steuerzeichen angegeben sind. Von dem Verbot sind ausgenommen a) der Preisnachlaß, der im Falle der Abgabe von Zigarren in ganzen Kisten gewährt wird, wenn er 3 Prozent nicht übersteigt und bar bezahlt wird; b) die Preisermäßigung bei Konkurs, Geschäftsaufgabe oder Minderung in der Beschaffenheit der Tabakerzeugnisse.
. In der Begründung heißt es, daß sich der Uebelstand der Preisunterbietung neuerdings in verstärktem Maße geltend gemacht habe.
Am stärksten hat sich das Schleuderpreissystem in den Großstädten bemerkbar gemacht, da z.
Prozent des gesamten Absatzes geschleudert wurde. Auf diese Weise sind für die Tabakindustrie große Verluste entstanden. Das Gesetz ist auf zwei Jahre befristet.
Der Werberat
Als Zweck des Gesetzes über die Wirtschaftswerbung wird in der Begründung bezeichnet, auf dem Gebiete der Wirtschaftswerbung die bestehenden Mißstände abzustellen und die Wirksamkeit der Werbung durch organisatorische Zusammenfassung und systematische Gestaltung auf ein Höchstmaß zu steigern. Es wird besonders auf die Mißstände im Anzeigenwesen hingewiesen und die Notwendigkeit betont, daß alle Anpreisungen wahr sind und jede Täuschung des Publikums ausschließen. Es sei dringend erforderlich die Beseitigung des Auflagenschwindels bei Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, die Beseitigung der unlauteren Konkurrenz bei der Anzeigenvermittlung, die Aufrichtung der Anzeigentariftreue, die Regelung der Stellung der Anzeigenexpeditionen zu den Verlegern. Die Anpreisungen deutscher Firmen müßten würdevoll sein und dürften in Sprache und Ausdruck nicht das sittliche Empfinden verletzen. Gleiche Schwächen und Fehler machten sich auch im Ausstellungs= und Messewesen
schiedenen Punkten her das große politische
Netz für die bevorstehenden Genfer Abrüstungs= verhandlungen zu spinnen. Das Dementi des Staatssekretärs Hull deckt einen dieser feingesponnenen Fäden plötzlich auf.
Der Suezkanal Im November 1869 wurde verkehrt, der von Ferdinand von
Lesseps erbaute Suezkanal eröffnet. Damals jubelte der europäische Handel auf. Die Exportmöglichkeiten nach Asten stiegen durch die außerordentliche Verkehrsbeschleunigung. Auf hundert Jahre war das
Der rote Frühjahrsputsch
Die vereitelte KPd-Revolution
Amfangreiches Material über die kommunistischen Amsturzpläne vom Frühjahr 1933
Berlin, 12. 9.
Der Gesamtverband Deutscher antikommnnistischer Vereinigungen hat, wie bereits kurz gemeldet, das gesamte Material über den kommunistischen Putschplan vom Februar 1933 mit allen Unterlagen zu einem Buch zusammengestellt, das am Dienstag in einer Pressekonferenz der Oeffentlichkeit unterbreitet wurde.
führt den Titel:„Bewaffneter Aufstand— Enthüllungen über den kommunistischen Umsturzversuch am Vorabend der nationalen Revolution“. Es ist bearbeitet von Dr. Adolf Ehrt und beim Eckart=Verlag, Berlin=Leipzig, herausgekommen.
Dieses Buch bringt außerordentlich aufsehenerregendes, der Oeffentlichkeit bisher noch nicht bekanntes Material über die kommunistischen Zersetzungsversuche in Reichswehr und Polizei, über die rote Mobilmachung, den roten Massenselbstschutz; es enthält ferner Anweisun
Kanalgebiet von der ägyptischen Regierung an
die Suezkanal=Gesellschaft abgetreten worden. Man rechnet in langen Zeiträumen. Man hat aber damals nicht vorausgesehen, daß die nutzbringende Wirkung des Suezkanals schon 65 Jahre später in ihr Gegenteil verkehrt sein würde. Was damals den europäischen Handelsinteressen Ausdehnungsmöglichkeiten gab, dient heute dazu, den asiatischen Warenstrom gegen Europa anfluten zu lassen. Der Suezkanal, für Eurova gebaut, ist heute die große Verkehrslinie, auf der insbesondere die japanische Konkurrenz gegen die europäischen Staaten
egen für Sprengstoffdiebstähle, Terrorgruppen, Beraubungen, Giftmorde, Straßenkämpfe usw.
Die rote Armee stand bereit
Nach den Ermittlungen verfügte die 3PD. Ende 1932 über etwa eine Million Menschen, die zu allem bereit waren und die restlos dafür eingesetzt werden sollten, noch vor Ablauf des Winters 1932/33 die Macht in Deutschland für den Kommunismus zu erobern. Zur Erreichung dieses Zieles wurde als einziger Weg das Mittel des bewasineten Aufstandes beschlossen.
„Probealarm“
Durch Probealarm in den verschiedenen Landesteilen wurde die Schlagkraft der Organisation geprüft und geschult. So wurde z. B. in Berlin im November 1932(und zwar am 23.)
vorstößt. Denn die hohen Gebühren, die für die Durchfahrt durch den Suezkanal erhoben werden, drücken zwar Europas Handel schwer, belasten aber die viel billiger hergestellten Erzeugnisse des asiatischen Kontinents verhältnismäßig weniger. Der Weg nach Asien ist viel schwerer geworden, als der von Asien auf den europäischen Markt. Die segensreiche Tat des Franzosen Lesseps ist zu einem Unsegen für die europäischen Nationen geworden, denen sie vor 65 Jahren dienen wollte. Der Suezkanal ist in sein Gegenteil verkehrt worden!
61.
5