33. Jahrgang. Nummer 165
• B. WNeeckee chiell
mit Bielefelder General-Anzeiger und Handelsblatt
Bleicfeis
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Dienstag, 18. Juli 1933
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Gheergerume in den Pröomzen
Provinzialrat neu gebildet— Nur noch beratende Funktionen Die alten Provinziallandtage aufgelöst
Berlin, 17. 7.
Das Preußische Staatsministerium hat ein Gesetz über den Provinzialrat beschlossen, das auch für die staatliche Provinzialverwaltung den Führergedanken verwirklicht und für den künftigen weiteren Aufbau der preußischen Verwaltung richtunggebend ist. Ebenso wie der nach dem Staatsratsgesetz neu gebildete Staatsrat berufen ist, das Staatsministerium bei der Führung der Staatsgeschäfte zu beraten, soll künftig in jeder Provinz ein Provinzialrat gebildet werden, der den Oberpräsidenten und die Regierungspräsidenten berät. Seine Mitglieder führen die Amtsbezeichnung Preußischer Provinzialrat. Der Oberpräsident beruft und leitet den Provinzialrat. Der Provinzialrat stimmt nicht ab. Die einzelnen Provinzialräte äußern sich zu den Vorlagen, die der Oberpräsident dem Provinzialrat macht. Der Oberpräsident ist Präsident des Provinzialrates. Den Provinzialrat bilden neben dem Oberpräsidenten die in der Provinz wohnhaften Staatsräte der zweiten und dritten Grappe des Staatsratsgesetzes, die Regierungspräsidenten und der Landeshauptmann. Ferner kann der Ministerpräsident Personen nach beliebiger Auswahl für die einzelnen Provinzialräte ernennen. Diese weiteren Mitglieder werden zu zwei Dritteln aus den politischen Leitern der NSDAP. und den höheren Führern der SA und ES und zu einem Drittel aus anderen um Staat und Volk verdienten Männern der Provinz entnommen.
Die bisherigen Provinzialräte werden aufgelöst. Entscheidungen, die nach der Gesetzeslage von diesen Staatsorganen zu treffen waren, werden in Zukunft vom Oberpräsidenten getroffen. Ebenso entfällt die bisher in irgendwelchen Gesetzen oder Verordnungen vorgesehene Zustimmung des Provinzialrates
zu Maßnahmen der Verwaltungsbehörde. In diesem Gesetz ist auch der Art. 86 der Preußischen Verfassung aufgehoben worden, der für die Ernennung von Oberpräsidenten und Reaierungspräsidenten das Einvernehmen des Provinzialausschusses vorsieht, so daß diese Staatsbeamten künftighin allein von dem Ministerpräsidenten ernannt werden.
Gleichzeitig mit diesem Gesetz ist ein weiteres Gesetz verabschiedet worden, das die Zuständigkeiten der Provinziallandtage, der Verbandsversammlung des Siedlungsverbandes Ruhrkoblenbeztrt, und der Kreistage auf die Provinzialausschüsse, den Verbandsausschuß und die Kreisausschüsse überträgt. Diese Vertretungsorgane der Provinzen, der Kreise und
des Siedlungsverbandes sind zwar noch nicht aufgehoben, sie haben aber in Zukunft nach der Uebertragung ihrer Zuständigkeiten auf die Ausschüsse keinen Betätigungsraum mehr. Es bedeutet eine bloße Uebergangsmaßnahme, wenn diese demokratischen Einrichtungen zunächst noch stehengeblieben sind.
In Westfalen hat der neue Provinzialrat insgesamt 21 Mitglieder. Davon werden 14 aus den Reihen der Kreisleiter der NSDAP. und den höheren Führen der SA und SS, 7 aus den Reihen der um Staat und Volk verdienten Männer der Provinz ausgewählt werden.
„Von an der Arden
Göbbels über Hitlers Werk— Eine Halbjahresbilanz
Berlin, 17. 7.
Reichsminister Göbbels hielt Montag abend über alle deutschen Sender eine Rede im Rundsunk. Der Minister sagte u..:
Adolf Hitler ist nun fast ein halbes Jahr an der Macht. Das von ihm geführte Reichskabinett hat am vergangenen Freitag in einer Dauersitzung von morgens 11 bis nachts 12 Uhr die letzten dringlichsten Gesetzentwürfe durchberaten und angenommen und damit den ersten Abschnitt der inneren Aufbauarbeit zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Man braucht nicht zu übertreiben, wenn man behauptet, daß das Kabinett Hitler im vergangenen halben Jahr mehr an staatspolitischen Taten verwirklicht hat als alle anderen ihm vorangegangenen Regierungen im Verlauf der verflossenen 14 Jahre deutschen Niederbruchs und deutscher Schande.
Der Parteienstaat gehört endgültig der Vergangenheit an und wird nie wieder von den Toten auferstehen. Die nationalsozialistische Bewegung hat sich, allein und auf ihr eigenes Recht zur Macht gestützt, siegreich durchgesetzt.
Hendersonberhanden in Beenn
Besprechungen mit Neurath, Blomberg und Nadolny
Berlin, 17.7.
Der Präsident der Abrüstungskonferenz und ehemalige englische Außenminister Arthur Henderson traf am Montag früh aus Rom kommend in Berlin ein.
Henderson hat sich nach seiner Ankunft in Berlin nur wenig Zeit zur Erholung gelassen, vielmehr bereits im Laufe des Vormittags dem deutschen Außenminister Freiherr von Neurath einen offiziellen Besuch im Auswärtigen Amt abgestattet. Am Nachmittag fanden hochbedeutsame politische Besprechungen zwischen den beiden Staatsmännern statt, die einer Klärung der Lage gewidmet waren. An diesen Besprechungen nahmen auch Reichswehrminister von Blomberg und der deutsche Abrüstungsdelegierte Botschafter Nadolny teil.
Der Besuch Hendersons hängt bekanntlich bamit zusammen, daß es Ende Juni in Genf nicht gelang, die Abrüstungskonferenz zum glücklichen Ende zu führen. Wenn der englische Politiker in diesen Tagen eine Rundreise durch die europäischen Hauptstädte unternommen hat, so löst er damit das Versprechen ein, welches er im Juni in Genf gab. Wir haben keinen Anlaß, daran zu zweifeln, daß es ihm außerordentlich ernst mit seiner Mission ist. Es kann daran erinnert werden, daß Henderson es war, der an der Räumung des besetzten Gebietes im Jahre 1929/30 erhebliche Verdienste gehabt hat. Er ist damals britischer
Außenminister gewesen und hat die Zurückziehung der englischen Truppen Ende 1929 durchgesetzt und dadurch die Räumung als solche ins Rollen gebracht.
Henderson hat sich stets eifrig für eine wirkliche Abrüstung eingesetzt, bisher aber mit seinen Bemühungen infolge der französischen Abrüstungssabotage keinen Erfolg erzielen können. Es scheint ihm auch bei seinem letzten Pariser Aufenthalt zu Beginn seiner Europareise nicht gelungen zu sein, eine Sinnesänderung der französischen Regierung in der grundlegenden Frage der Materialabrüstung herbeizuführen; im Gegenteil, es wurde in Paris erklärt, daß Henderson für den französischen Standpunkt Verständnis gezeigt habe, was darauf schließen läßt, daß Frankreich von ihm eine Einwirkung auf die anderen Großmächte im Sinne der französischen Sicherheitstheorie, die die Kontrolle in den Vordergrund stellt, erwartet. In Paris legt man augenblicklich großen Wert darauf, die Annäherung an Italien auch in der Abrüstungsfrage zu betonen. Das am Sonnabend veröffentlichte Havas=Communiqué spricht wieder einmal von erfolgversprechenden Verhandlungen zwischen Paris und Rom und man könnte nur wünschen, daß durch eine französisch=italienische Einigung in der Flottenfrage die Hindernisse beseitigt werden, an denen bisher jedes allgemeine Abrüstungsabkommen gescheitert wäre, selbst wenn eine Verständigung über die Landabrüstungen möglich gewesen wäre. Der deutsche Standpunkt zu den schwebenden Fragen ist in der Rede des Reichskanzlers vom 17. Mai in unmißverständlicher Weise ausgesprochen worden.
Eine Regierung ohne solides, pflichtfreudiges Beamtentum wird auf die Dauer keinen Bestand haben können. Darum mußte das Kabinett Gesetze erlassen, in deren Vollzug es möglich war, die Beamtenschaft von jenen Elementen zu reinigen, die in den vergangenen 14 Jahren auf Grund ihres Parteibuches, aber unter Mangel jeglicher Fähigkeit und sittlichen Reise für ihr hohes Amt hineinkamen.
Revolutionen sind nicht Selbstzwecke, sondern nur Mittel zum Zweck.
Selbstzweck ist die Erhaltung des Lebens unseres Volkes und des Fortbestandes unserer nationalen Rasse. Die Regierung hält ein wachsames Auge über jene getarnten bolschewistischen Elemente, die von einer zweiten Revolution sprechen in einem Zeitpunkt, in dem das Volk und die Nation sich eben anschicken, die Ergebnisse unserer Revolution für das nächste Jahrhundert zu sichern und auszubauen.
Etwas beseitigen darf nur der, der augenblicklich den besseren Ersatz zur Hand hat und wer nicht zu arbeiten versteht, sondern nur Phrasen zu dreschen und laut in der Gesinnung anderer zu machen, der schweige besser in der Gemeinde.
Hitler hat unsere Revolution genau im richtigen Augenblick aufgefangen.
Nachdem wir den Staat mit seiner ganzen Machtfülle besitzen, haben wir es nicht mehr nötig, Positionen mit Gewalt zu erobern, die gesetzmäßig unser eigen sind.
Kurz bevor wir zur Macht kamen, schrien noch unsere Gegner:„Ein halbes Jahr an der Regierung und Ihr seid verloren!“ Die ganz Schlauen unter ihnen meinten sogar, man solle es einmal mit uns probieren, um uns damit ein für allemal unschädlich zu machen. Wir wissen nicht, ob sie heute auch noch dieser Meinung sind. Das deutsche Volk hat es mit uns probiert und unschädlich gemacht wurden unsere Feinde.
Die ganze Nation schenkt Hitler ihr Vertrauen. Niemals hat sich in Deutschland eine Regierung so mit Recht auf das Volk berufen können, wie die von ihm geführte.
Sie greift mit Härte durch, wo es vonnöten erscheint, um den Gegner aus Prinzip, auch wenn er sich tarnt, zu fassen. Sie läßt Milde und Großherzigkeit walten, wenn es gilt, den Verführten oder noch Zweifelnden wieder in die große deutsche Volksgemeinschaft zurückzuführen. Diese Regierung weiß, daß sie des Volkes bedarf, wenn sie zum Ziele kommen will. Sie hat um des Volkes willen nach einem großangelegten Plan
den Krieg gegen die Zeitkrankheit der Arbeitslosigkeit eröffnet.
Sie hat dabei Mut und Kühnheit bewiesen, und es ist ihr in einer Kraftanspannung ohnegleichen gelungen, die schwindelnde Ziffer der Erwerbslosigkeit in einem halben Jahr schon um zwei Millionen zu senken. Hier liegt das Zentralproblem unserer Arbeit.
Kirchenpolitische
Entspannung
Bielefeld, 18. 7.
In einer atembeklemmenden Geschwindigkeit hat sich in den letzten Wochen das Bild der kirchlichen Lage fast von Tag zu Tag verschoben. Dank dem Eingreifen des obersten Regierungsgewalten, durch den entscheidenden Brief des Reichspräsidenten an den Reichskanzler, der dann seinerseits den Reichsinnenminister Dr. Frick mit der Entspannung und Bereinigung des evangelischen Kirchenkonfliktes betraute, hat die ursprünglich dunkle Lage eine hoffnungsvolle Erhellung gefunden. Von besonderer Bedeutung dabei war die ungemein rasche Verabschiedung und Annahme der neuen Kirchenverfassung. Durch sie wurde der durch die Einsetzung der Reichskommissare und ihrer Unterorgane über die preußische Landeskirche verhängte Ausnahmezustand beendet. Die Kommissare und Bevollmächtigten gaben ihre Vollmachten zurück. Die Selbstbestimmung der kirchlichen Organe ist wieder gewährleistet.
Die rasche Erledigung der kirchlichen Verfassung ist darum zu begrüßen, weil durch ein Fortbestehen des Ausnahmezustandes beiden Partnern, sowohl dem Staat wie der Kirche, ernste Gefahren drohten. In einem Augenblick, wo Sammlung aller im deutschen Volk vorhandenen Kräfte ernstes Gebot der Stunde war, drohte ein Kulturkampf heraufzuziehen, von dessen Auswirkungen sich die wenigsten Menschen eine Vorstellung machen konnten. Diese Gefahr ist noch einmal abgewendet, und mit gespanntester Erwartung sieht man den für den kommenden Sonntag, den 23. Juli, angesetzten Kirchenwahlen entgegen.
Die Wahl ist auf einen so kurzfristigen Termin anberaumt, um einen Wahlkampf mit seinen verbitternden und zerreißenden Auswirkungen unmöglich zu machen. Besonders freudig zu begrüßen ist die Absicht der Reichsregierung, die Wahl in Freiheit und Unparteilichkeit stattfinden zu lassen. Dazu ist ein besonderer Bevollmächtigter des Reichsministers des Innern bestellt worden mit der besonderen Aufgabe, durch rechtzeitiges Eingreifen alle Hindernisse zu beseitigen, die sich einem ungestörten und unparteilichen Verlauf der Wahl entgegenstellen könnten. Wie wir hören sollen die unmittelbar bevorstehenden Kirchenwahlen auch dadurch entpolitisiert werden, daß sich der umfassende und schlagkräftige Wahlapparat der NSDAP. nicht in die Kirchenwahlen einschaltet. Auch das gewaltige Propagandamittel des Rundfunks wird sicherem Vernehmen nach einer irgendwie gearteten kirchenpolitischen Wahlpropaganda nicht zur Verfügung stehen. Bei wirklicher Wahrung dieser Grundsätze wird die bevorstehende Wahl den tatsächlichen Willen der Gemeindeglieder ohne Hemmung und Druck zum Ausdruck bringen Aller Wahrscheinlichkeit nach werden in den Gemeinden weithin Einheitswahlen stattfinden, d. h. die Vertreter der Glaubensbewegung Deutscher Christen werden sich mit den anderen aufbauwilligen Elementen in den Gemeinden zusammenfinden. In welcher Verhältniszahl das geschieht, läßt sich nicht mit Bestimmtheit vor
Der Bevollmächtigte für die Kirchenwahlen
Fortsetzung auf Seite 2
Staatssekretär Pfundtner
wurde vom Reichsminister Frick zum Bevollmächtigten für die am kommenden Sonntag stattfindenden Urwahlen in den evangelischen Landeskirchen ernannt.