33. Jahrgang. Nummer 124

mit Bielefelder General-Anzeiger und Handelsblatt

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Vielesers

Dienstag 30. Mai 1933

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Die Eilcgung in SSsterreich tachst

Schließung der Hochschulen Schießereien in Innsbruck

Wien, 29. 5.

Im Verfolg der Unruhen in der Wiener Universität wurden am Montag sämtliche Wiener Hochschulen und auch die Hoch­schulen in Innsbruck und Graz bis Pfingsten geschlossen.

Innsbruck in Aufruhr

Wien, 29. 5.

In Innsbruck ist es an verschiedenen Stellen der Stadt zu heftigen Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Heimwehr­leuten gekommen. In der Museumsstraße und Erlerstraße kam es zu einer wilden Schieße­rei der Heimwehr, die glaubte, daß einige ihrer Kameraden angegriffen und verprügelt würden.

Die Heimwehr behauptet, daß sie mit blin­den Patronen geschossen hätte. Es wurden je­doch sieben Personen verletzt. Unter den Ver­wundeten befindet sich ein Reichsdeutscher, der eben erst in Innsbruck angekommen war. Dieser Mann hat einen schweren Halsschuß erlitten. Die anderen sind an den Beinen oder an den Hüften verletzt. Einer hat einen Rückenstreifschuß erlitten.

Drei Kompagnien Militär sperrten die

innere Stadt von jedem Verkehr ab.

Gegenwärtig herrscht wieder Ruhe. Außer der Schießerei wurden bei den verschiedenen sammenstößen noch insgesamt 26 Personen durch Hiebe verletzt. Der amtliche Bericht sagt, daß es im Anschluß an die Rücksprache einer Studentendelegation mit dem Rektor über die akademische Freiheit zu nationalsozialistischen Kundgebungen gegen die Heimwehr gekommen sei. Dabei sei aus den Reihen der National­sozialisten ein Schuß gegen die Heimwehr ge­fallen, die das Feuer durch einige Schüsse er­widert habe.

In den Nachtstunden wiederholten sich die Zwischenfälle zwischen den politischen Gegnern. Im ganzen sind 3 Schwerverletzte und etwa 25 Leichtverletzte zu beklagen.

dem Burgenland verwiesen

Zwei österreichische Abgeordnete der NSDAP., darunter der Landesleiter Protesch, die sich auf einer Besuchsfahrt durch das Bur­genland befanden, wurden am Montag be­hördlich gezwungen, ihre überall stürmisch be­grüßte Reise abzubrechen.

Eine Angstmaßnahme

In Wiener Regierungskreisen wird die Aufstellung einer besonderen Grenzschutzformation für Oesterreich erwogen, wobei in erster Linie an die Heran­ziehung der staatstreuen Verbände gedacht sei. Außenpolitische Schwierigkeiten seien nicht zu befürchten, da der Grenzschutz sich im Rahmen der Oesterreich bewilligten Truppenkontingente halten würde.

Wer ist schuld an der deutsch­österreichischen Spannung?

Gegenüber Angriffen der österreichischen Regierungs= und der Linkspresse, die dem Nationalsozialismus die Schuld an der Trü­bung des Freundschaftsverhältnisses der beiden deutschen Staaten zuschieben wollen und über die 1000=Mark=Verfügung der Reichsregierung wüten, erklärt dieDeutsch=Oester= reichische Tageszeitung, es ist ein

frivoles Spiel, uns Nationalsozialisten die Schuld an der Entwickelung der Dinge in die Schuhe schieben zu wollen. Wir selbst beklagen sie auf das tiefste, und es war nicht unser Wille, Oesterreich mit dem deutschen Reiche in einen Bruderkrieg verwickelt zu sehen. Es war nicht unser Wille, jetzt Zeuge einer furchtbaren wirtschaftlichen Katastrophe in unseren Alpen­ländern zu werden.

Wir haben die Dinge aber kommen sehen und haben gewarnt vor dem Hirngespinst, in einem so durch und durch deutsch den­kenden Land wie Oesterreich die Fatas­

magorie einesOesterreichischen Menschen gewissermaßen in der Retorte erzeugen zu wollen.

Zu den geforderten Gegenmaßnahmen in han­delswirtschaftlicher Beziehung und zu den Forderungen nach schärfstem Vorgehen gegen die Ns DAP. bis zum Verbot der Partei, sagt das Blatt: Die einzig wirksamen Gegenmaß­nahmen liegen auf politischem Gebiet, und zwar in einer

Aenderung des gegenwärtigen reichischen Rgierungskurses.

öster­

Jeuischer Bördehan in Gen

Gegen die Anrechnung der Schutzpolizei auf die Heeresstärke

Genf, 29. 5. Entrüstung hervor. In die Debatte griffen

Italiens Ost-Politik

Von unserm römischen Mitarbeiter U. Rom, im Mai

In der faschistischen Außenpolitik machen sich gegenwärtig zwei Tendenzen geltend: der Versuch einer Entspannung mit der Kleinen Entente einerseits und die be­ginnende Wiederannäherung an Sow­jetrußland andererseits. Die Verhand­lungen Finanzminister Jungs in Washington entsprachen diesen beiden Strömungen inso­weit, als in ihnen nurmehr von einer grund­sätzlichen Billigung des Revisionsgedankens die Rede war, Italien also auf die praktische Inangriffnahme dieses Problems für die nächste Zeit verzichtete, und der Viererplan in seiner ursprünglichen Gestalt eines autori­tativen Komitees der europäischen Großmächte offenbar überhaupt nicht mehr zur Diskussion stand. Letzteres ist für das Verhältnis Roms zu Moskau von besonderer Wichtigkeit, da die Sowjets gegen den Mussoliniplan ebenso ent­schieden Stellung genommen haben wie Prag, Belgrad und Bukarest.

Der faschistische Entspannungsversuch mit der Kleinen Entente steht in engstem Zu­sammenhang mit der verschärften Anschluß­propaganda der österreichischen National­sozialisten und dem Wiederaufleben der fran­zösischen Donaupläne. Rom ist sich mit Prag darin einig, daß die Dollfuß=Regierung unter allen Umständen gestützt werden müsse. Seit dem Haager Vorstoß Scialojas ist die An

D. A.. auf drei Monate verboten

Berlin, 29. 5.

Wie wir erfahren, ist dieDeutsche Allge­meine Zeitung" wegen des Leitartikels in ihrer Abendausgabe vom Montag auf drei Monate verboten worden.

Die Technische Kommission des Effektiv= insbesondere die Vertreter Frankreichs und schlußfeindlichkeit Italiens noch ausschusses hat jetzt die Beratungen über die atzar nich, i Der deutsche Vertreter ließ sich nicht wieder mit solcher Schärfe zutage getreten

Anrechnung der Polizeistärken mit der Aue ausführlich auf zie dein... se9t. Man fürchtet, daß Dolfuß ohne

nahme eines Berichtes abgeschlossen, der von Deutschlands ein. Je natnisse

allen Polizeiformationen fast einzig und allein Er stellte fest, daß im Verhältnis der und daß die beruhigenden Erklärungen, die

Wehrmacht zur Bevölkerungszahl in Deutsch= von Papen und Goering hinsichtlich der öster­land nur 18 ausgebilbete Soldaten auf zamt rechlichen, Srage uuu ichtlich der 31

Einwohner fallen, bei Polen dagegen 7, Frank­reich s Belgien, Tschechoslowakei Sol­daten.

der deutschen Schutzpolizei militä­rischen Charakter beilegt. 39000 Mann der deutschen Schutzpolizei sollen bei der künftigen Festsetzung der deutschen Effektivstärke ange­rechnet werden. Außer der deutschen Schutz­polizei sind als militärisch verwendungsfähig lediglich noch bezeichnet worden der in ver­schiedenen Ländern bestehende Grenzschutz, so­wie die militärisch ausgerüstete Gendarmerie.

Auch der Arbeitsdienst?

In den Beratungen über die vormili­

reichischen Frage in Rom abgegeben haben, durch eine innenpolitische Entscheidung näm­lich durch die Gleichschaltung der Regime in Berlin und Wien de sacto umgangen werden.

Nachdem Benesch bereits in seiner jüngsten außenpolitischen Kammerrede betont hatte, daß die Voraussetzungen für eine Freundschafts­mit Italien durchaus gegeben seien, befeh­Revision

Der deutsche Vertreter, General Schön=sstärken in Rechnung zn stellen, obn Fle uuguuten Ungarns für absehbare Zeit auf­

heinz, hat gegen diesen Beschluß sofort einen Internationale Arbeitsamt ausdrücklich fest, Iunanahma zwischen den Fisu eir

allgemeinen deutschen Vorbehalt er­

klärt. Bei der Entscheidung hätten nicht rein mili technische, sondern ausgesprochen politische Ge­sichtspunkte gesprochen.

Der deutsche Vorbehalt, der tende Kritik an d mission darstellt,

schus det Arbebiszus beschloß der Aus= und Rom den vor allem von Prag hoiet

Arbeilsoienst in Bulgarien deten Gedanken einer praktischen Revisior gleichfalls der Berechnung der Effektiv= zugunsten Ungarns für absehbare Zeit auf stärken in mechnung zu steuen, oowohl das gegeben hat, wird nunmehr eine direkte Füh stellt hatte, daß diesem Arbeitshetischen Ver­

ich##### geeiem mpensoienst kein tretern der beiden Mächte erwartet, und zwar

litarischer Charakter zukomme. vielleicht schon für die nächsten Tage in Genf,

Man hat den Eindruck, daß für diese Fest= um die Möglichkeiten eines gemeinsamen Vor­be Barbehalt, der eine vernichich zuletzt das Bestreben maßgebend gehens im Donauraum zu beraten. Dabei soll

der ganzen Tätiateit der Jom.1 con setzt eine Platform zu sowohl der Gedanke eines engeren Zusammen­e ies unnächit tie gebencheste schasfen für die Beurteilung des in Deutsch= schluses zwischen Seiterreich und Ungarn, als t, rief zunachst eine geyeuchenesl and in Bildung begriffenen Arbeitsdienstes. auch der Plan einer engeren zollpolitischen

Bindung aller Nachfolgestaaten einschließlich

Gödbels imkreis des jangen Rattens

Herzliche Trinksprüche auf die Zusammenarbeit beider Völker

Rom, 29. 5.

Einen ungewöhnlich glücklichen Auftakt für den römischen Aufenthalt des Reichsministers Göbbels bot das Frühstück, das der Präsident des Faschistischen Verbandes der Freien Be­rufe und Vizepräsident der Kammer, Bod­rero, am Montagmittag zu Ehren des Reichs­ministers veranstaltete. Durch diese glückliche Initiative kam Reichsminister Göbbels wenige Stunden nach seiner Ankunft in Rom in einen großen und für das Geistesleben Italiens sehr bedeutsamen Kreis, zu dem auch die deutschen Journalisten geladen waren.

In seinem Trinkspruch gab der Gastgeber Bodrero seiner ganz besonderen Freude dar­über Ausdruck, daß

der deutsche Minister und Vertreter des erwachten Deutschlands zuerst mit Künst­lern und Dichtern des neuen Italiens zu­sammenkommen sollte, die ohnehin die enge Verbindung der beiden Völker sehr stark empfänden.

Diese erste Fühlungnahme sei um so bemer­kenswerter, als in Italien die Tatsache dieser innigen Verbindung im Geistesleben der bei­den Völker weit in die Jahrhunderte zurück auch heute lebendig empfunden werde. Wenn heute deutsche Gäste nach Italien kommen, so mögen sie bedenken, daß die Gesetzgebung Ita­liens einem Martyrium der eigenen Erfah­rung entspringe, die nicht nur das Heil Ita­liens sondern das Heil der ganzen Menschheit suche.

Reichsminister Göbbels erwiderte mit

guch der Plan einer engeren zollpolitischen

Bindung auer Nachfolgestaaten einschließlich Rumäniens erörtert werden. Prag ist unter demDruck der Anschlußgefahr einer öster­reichisch=ungarischen Kombination heute zweifel­los weniger abgeneigt als früher, andererseits dürfte Rom aus dem gleichen Grunde aber (auch einer alle Donaustaaten umfassenden herzlschen Marter u.... wirtichastopoltichen Lölung nicht mehr ie

heiglichen Worten des Dankes für die freund= ganz feindlich gesinnt sein, wenn es nur den

liche Aufnahme somie für dig ihm gabatan, kanknrrieranden Aßsichton Draufreich

liche Aufnahme, sowie für die ihm gebotene Gelegenheit, schon wenige Stunden nach seiner Ankunft mit dem geistigen Italien in Kontakt zu kommen. Das Bild des geistigen Deutsch­lands in den letzten Jahren sei nicht immer erfreulich gewesen und vielleicht hätten auch die Beziehungen Italiens und Deutschlands darunter gelitten. Italien dagegen könne für sich den Anspruch erheben, als erstes Land den Bolschewismus und Marxismus in die Knie gezwungen zu haben. Bei dem Kampf gegen das Novembersystem sei der Faschismus und sein Endsieg immer ein vorbildliches und an­spornendes Beispiel für den Nationalsozialis= mus gewesen.

Er glaube, daß in Zukunft Italien und Deutschland nicht nur durch die alten geisti­gen Beziehungen, sondern auch durch geisti­ges Zusammenleben des jungen Deutsch­land mit dem jungen Italien in ihren Be­ziehungen gefördert werden.

Europa wäre, so betonte Reichsminister Göb­bels mit Nachdruck, verloren, wenn der natio­nale Gedanke nicht so oder so in Europa zum Durchbruch käme.

Beim König und bei Mussolini

auch vom König in Audienz empfangen. Im Anschluß daran fand ein Empfang bei Musso­lini statt. Die Unterredung der beiden Staats­männer war überaus herzlich.

konkurrierenden Absichten Frankreichs damit zuvorkommen und sich selbst die Füh­rung eines solchen Blockes sichern kann.

Daß Italien über seiner Annäherungs­politik gegenüber der Kleinen Entente die Pflege seiner Beziehungen zu Sowjetruß­land keineswegs vergißt, das beweisen die beiden Wirtschaftsabkommen, die soeben zwischen Rom und Moskau unterzeichnet wor­den sind. Durch eine neue Zollkonvention wird die Meistbegünstigungsklausel, die in dem alten Abkommen aus dem Jahre 1924 nur be­schränkte Anwendung gefunden hatte, auf alle zwischen den beiden Ländern zum Austausch

Viermächtepaft var der Unter­zeichnung

London, 29. 5.

Londoner amtliche Kreise bestätigen die Berichte aus Paris, daß eine Vereinbarung zwischen Großbritannien und Frankreich über den Viermächtepakt so gut wie zustandegekom­men ist. Ueber die Aenderungen im Wortlaut des Paktes sind keine Mitteilungen gemacht Reichsminister Göbbels wurde am Montag worden. Italien und Deutschland, so wird er­

klärt, hätten bereits zugestimmt, und die Pa­rafierung des Paktes werde, wie man hoffe, sast unverzüglich erfolgen.