33. Jahrgang. Nummer 82

Weshausche Nieucste Naachlichten

mit Bielefelder General-Anzeiger und Handelsblatt

Gleivlerd

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Donnerstag, 6. April 1933

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Schachts Sorgen

Hilers Borgen

Bielefeld, 6. 4.

Die starken politischen Spannungen der letzten Wochen haben in der öffentlichen De­batte die wirtschaftlichen Betrachtungen zurück­treten lassen. Der neue, vom Reichsbankpräsi­denten Schacht herausgegebene Jahresbericht der Reichsbank jedoch lenkt den Blick wieder auf die Wirtschaftslage und verdient allerorts wohl beachtet zu werden. Getreu dem Motto der Reichsregierung, volle Klarheit über die Lage Deutschlands zu geben, erklärt jetzt Dr. Schacht, daß der außerordentliche Tiefstand der Bankbestände an Gold und deckungsfähigen Devisenzu ernsten Bedenken Anlaß gibt.

Nicht etwa, daß der deutschen Währung Gefahr drohte. Nein, von dieser Seite ist nichts zu befürchten. Der Devisenverkehr ist inter­national so weitgehend kontrolliert und unter­bunden, daß eine Gefährdung der Währung nicht zu besorgen ist. Dr. Schachts Sorgen sind anderer Art. Bisher hat Deutschland im Rah­men der getroffenen Stillhaltevereinbarungen seinen ausländischen Verpflichtun­gen öffentlicher und privater Natur getreulich nachkommen können. Ja, die deutsche Reichs­bank hat sogar soeben ihren ausländischen Gläubigern die Rückzahlung des 70=Millionen­Dollar=Rediskontkredites angeboten. In ihrem Jahresbericht aber erklärt zugleich die Reichs­bank:Die künftige Entwicklung wird die Reichsbank vor schwere Probleme stellen, wenn es nicht gelingen sollte, den gerade in den beiden ersten Monaten des laufenden Jahres katastrophal gesunkenen Außenhandels­berschuß beträchtlich zu heben.

Der Reichsbankpräsident Schacht, der als Vertrauensmann der neuen Regierung seines Amtes waltet, stellt damit eine Forderung auf, der man heutzutage in der breiteren Oeffent­lichkeit viel zu wenig Bedeutung beizumessen geneigt ist. Die starke Betonung binnenwirt­schaftlicher Momente führt leicht dazu, die Not­wendigkeit und Bedeutsamkeit des Außen­handels herabzusetzen. Und doch befinden wir uns heute noch in einer wirtschaftspolitischen Lage, die uns keineswegs vom Auslande frei und unabhängig macht. Wiederholt hat Reichs­kanzler Hitler selbst betont, daß auch das neue Deutschland bereit sei, seinen Verpflichtungen gegen das Ausland mit allen seinen Kräften nachzukommen. Das ist nicht nur eine wirt­schaftliche, sondern ebenso stark eine politisch bedeutsame Angelegenheit. Schachts Sorgen sind auch Hitlers Sorgen! Denn im Augenblicke wichtigster gesamtpolitischer Entscheidungen, da die deutsche Regierung im Verein mit anderen Nationen die ersten Bausteine zu einer allge­meinen Neuregelung der Nachkriegspolitik unter dem Zeichen der Abrüstung und der Re­vision derFriedensverträge" legen will, können wir keinesfalls das Ausland dadurch vor den Kopf stoßen, daß wir unseren über­nommenen und anerkannten Verpflichtungen nicht weiter nachkommen.

Vor allem aber sei auf eins verwiesen. In früheren Jahren haben wir es oft genug er­lebt, daß in entscheidenden außenpolitischen Momenten das Auslend einen starken Druck auf Deutschland auszuüben vermochte, indem es seine Währung angriff. Heute ist zwar der Angriff auf die Währung ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber der Angriffdes Aus­landes auf die deutsche Ware ist an seine Stelle getreten. Durch den Kampf gegen den deutschen Außenhandel will man Deutsch­land zwingen, im entscheidenden Augenblicke seine Zahlungsunfähigkeit erklären zu müssen, oder, um dies zu vermeiden, nachzugeben.

Augenblick vermag man noch nicht ganz klar zu sehen. Doch scheint es nicht ausge­schlossen, daß die drückende Forderung einer Dollar=Goldklausel für den internationalen Rediskontkredit, die jetzt zum Angebot der Rückzahlung durch die Reichsbank geführt hat, auch ein Vorstoß in dieser Richtung ist. Denn diese namhafte Devisenentziehung muß Deutsch­lands Rückzahlungsmöglichkeiten gegenüber den sonstigen Gläubigern erschweren. Trotzdem hat Schacht die Rückzahlung vorgezogen, um weiteren dauernden Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen.

Seien wir uns daher klar, was gespielt wird. Der deutsche Außenhandelsüberschuß ist für uns eine Wafse, die wir im gesamt­politischen Befreiungskampfe führen müssen. Wir müssen den Arm frei behalten, um unsere Revisions= und Abrüstungsverhandlungen er­folgreich durchführen zu können. Bei aller Be­tonung des Binnenmarktes dürfen wir den Außenhandel nicht außer ocht lassen, wenn wir

Fiiler speicht za den Gäueen

Die Bedeulung des Bauernstandes für die Erhallung des Volkslums Das Aufbau-Wert der Reichsregierung

Berlin, ö. 4.

Der Deutsche Landwirtschaftsrat veran­staltete am Mittwoch im ehemaligen Herren­haus in Berlin anläßlich seiner 63. Vollver­sammlung eine große Kundgebung. Von der Reichsregierung waren Reichskanzler Hitler, Vizekanzler von Papen und Reichsernährungsminister Hugenberg er­schienen. Nach einer Begrüßungsansprache des Präsidenten des Deutschen Landwirtschafts­rats, Brandes, nahm Reichskanzler Hitler das Wort zu einer Ansprache, in der er u. a. sagte:

Wenn wir heute wirklich wieder unter unserer alten schwarz=weiß=roten Flagge und unter dem Symbol der neuen deutschen Er­hebung in Deutschland tagen können, dann hat an dieser geschichtlichen Wendung unseres

Schicksals der deutsche Bauer viel­leicht den größten Anteil.

Wir bezeichnen uns heute als Regierung der nationalen Revolution, der nationalen deutschen Erhebung. Wir wollen damit sagen, daß diese Regierung sich ganz be­wußt als eine Vertretung der deutschen Volks­interessen ansieht und fühlt, und zwar nur der deutschen Volksinteressen.

Damit aber muß diese Regierung auch eine Vertretung des deutschen Bauern­tums sein.

Denn ich kann nicht für die Interessen eines Volkes eintreten, wenn ich am Ende nicht in dem Stand die wichtigste Stütze sehe, der nun tatsächlich die Zukunft der Nation an sich bedeutet. Denn daß unser Volk ohne Städter bestehen konnte, das wissen wir aus der Geschichte, daß es ohne Bauern bestehen kann, ist unmöglich. Alle Schwankungen

Die Nonlers in Badaz aberfalten

Versuchte Entführung Abenteuerliche Flucht Alfred Rotter und Frau tot

Bern, 6. 4.

Am Mittwochnachmittag wurden der ledige Fritz Rotter, sein Bruder Alfred Rotter, die beiden früheren Theaterdirektoren aus Berlin, die Ehefrau des letzteren und eine Frau Wolf bei ihrer Rückkehr von einem Spaziergang unterhalb des Kurhotels Gaflei bei Badnz von sieben jungen Männern mit vorgehaltenen Revolvern überfallen und sollten entführt werden.

In dem sich entspinnenden Handgemenge wurden sowohl die Gebrüder Rotter als auch die beiden Damen erheblich verletzt. Darauf versuchten die Angreifer die vier Per­sonen in ein Auto zu ziehen. Fritz Rotter wurde am Handgelenk gefesselt in das Auto gebracht, während die drei anderen Personen den Abhang hinuntersprangen, wo­bei Frau Wolf stürzte und sich schwere Ver­letzungen zuzog. Sie mußte in ärztliche Be­handlung nach Vaduz gebracht werden.

Alfred Rotter und seine Ehefrau stürzten ebenfalls auf der Flucht über den Hang ab. Sie wurden von einer nachsorschenden Kolonne unterhalb Masescha tot ausgefunden. Fritz Rotter sprang während der Fahrt aus dem Auto und zog sich einen Schädelbruch zu.

Fritz Rotter wurde von Waldi aus nach dem Gasthaus Samina bei Triesenberg ge­bracht, wo er verblieb, da er hoffte, dort mit seinem Bruder und dessen Begleitern zu­sammenzutreffen. Das Auto überfuhr sodann die Grenze bei Schaanwald, konnte aber bei Götzis(Vorarlberg) angehalten werden. Die Insassen wurden verhaftet und in das Gefängnis nach Feldkirch eingeliefert. Ueber die Täter ist Bestimmtes noch nicht bekannt.

DieVossische Zeitung" berichtet aus Va­

duz weitere Einzelheiten über den Anschlag auf die Gebrüder Rotter. Dem Blatt zufolge soll der Besitzer des Kurhauses Gaflei bei Triesenberg, Schädler, die Brüder Rotter und ihre Begleitung zu einer Besich­tigung des Kurhotels eingeladen und mit dem Auto in Vaduz abgeholt haben. Als sie dort angekommen seien, hätten sich sieben junge Leute auf die Rotters gestürzt. In dem sich entspinnenden Handgemenge sei es Fritz Rotter gelungen, zu entfliehen. Der Kur­hausbesitzer Schädler habe ihn jedoch eingeholt nud aufgefordert, nach Vaduz zurückzukehren. Die anderen seien ebenfalls in Sicherheit. Fritz Rotter habe dann ein Auto bestiegen, das in raschestem Tempo talwärts gefahren sei. Als er den Fahrer aufforderte zu halten, da­mit er die Polizei benachrichtigen könne, sei das Tempo noch verschärft worden. Darauf sei Fritz Rotter aus dem Auto gesprun­gen und habe sich dabei einen Achselbruch zu­gezogen. Alfred Rotter und seine Frau sollen abends tot in einem ausgetrockneten Wildbach bei Triesenberg aufgefunden worden sein. Frau Wolf, die blutüberströmt mit zerrissenen Klei­dern nach Vaduz transportiert worden sei, mußte sofort in ärztliche Behandlung gehen. Es soll sich bei dem Wagen um einen deur­schen Wagen mit badischer Polizeinummer handeln. Unter den Festgenommenen soll sich auch der 22jährige Sohn des Besitzers des Schlosses Gutenberg in Liechtenstein, Peter Reinberger, befinden. Der Kurhausbesitzer Schädler wurde von der Liechtensteiner Polizei ebenfalls verhaftet.

Der Allgemeine Deutsche Beamtenbund hat, wie erst jetzt bekannt gegeben wird, am 3. April die Auflösung des Bundes beschlossen. *

In Anhalt hat die NSDAP. die Deutsch­nationalen gebeten, ihren Minister Knorr zu­rückzuziehen, damit eine Ein=Minister=Regie­rung gebildet werden kann.

Sonnabend Preußenlandtag

Zum 8. April einberufen

Berlin, 5. 4.

Wie der Preußische Pressedienst der RS2AP. mitteilt, ist der Preußische Land­tag zu seiner zweiten Sitzung zum 8. April um 13 Uhr nach Berlin einberufen worden. Die Einladungen an die Abgeordneten sind bereits zum Versand gebracht. Die Tages­ordnung der Sitzung folgt nach. Es steht also noch nicht fest, ob bereits am Sonn­abend die Wahl des preußischen Minister­präsidenten erfolgen soll.

sind am Ende zu ertragen, alle Schicksals­schläge sind zu überwinden dann, wenn ein gesundes Bauerntum vorhanden ist.

Wenn ein Volk und solange sich ein Volk auf ein gesundes Bauerntum zurückziehen kann, wird es immer und immer wieder aus diesem Bauerntum heraus neue Kraft schöpfen.

Und glauben Sie mir, diese Erhebung, die hinter uns liegt, wäre überhaupt nicht möglich gewesen, wenn wir nicht immer einen be­stimmten Prozentsatz unseres Volkes auf dem Lande gehabt hätten. Denn wenn wir heute ganz nüchtern diese Erhepung übersehen, müssen wir feststellen, daß son den Städten aus diese Erhebung nicht möglich### wesen wäre. Den Bauetzn verdankt im Grunde genommen das deutsche Volk die Er­neuerung, seine neue Erhehung und damit einen Umschwung, der zur allgemeinen Ge­sundung der deutschen Verhältnisse führen soll.

Jede Regierung die die Bedeutung eines solchen tragenden Fundaments nicht erkennt, kann nur eine Regierung sein für den Augenblick Sie kann einige Jahre hausen, aber sie wird nicht, unter gar keinen Umständen, dauernde oder sogar ewige Er­folge erzielen können. Diese Erkenntnis wird, ich möchte sagen, als Leitgedanke dienen, unserem ganzen Handeln und allen Entschlüssen immer wieder vorangehen. Ich glaube daß, indem diese nationale Regierung ihre Mission in der Erhaltung des deutschen Volkstums sieht und dieses deutsche Volkstum in seiner Erhaltung angewiesen ist auf die Erhaltung des deutschen Bauerntums, daß indem diese Regierung sich dann verpflichtet zur Erhaltung des deutschen Bauerntums, daß sie dann niemals grundsätzlich fal­sche Entschlüsse fassen kann.

Sie kann vielleicht das eine oder das andere Mal im Mittel irren, im Grund­sätzlichen wird sie sich nicht irren.

Etwas ist unmöglich; daß am Ende ein Regi­ment gegen alle Richtungen fechten kann. Wenn dieses Regiment schon für die Erhal­tung des deutschen Volkstums und damit für die Erhaltung des deutschen Bauerntums ein­tritt, dann muß auch gerade dieses deutsche

nicht auf weite Sicht eine gesamtpolitische Niederlage erleiden wollen.

Dr. Schacht hat Recht, wenn er von der Schwere der Probleme spricht, vor die sich die Reichsbank gestellt sieht, falls es nicht gelingt, den deutschen Außenhandel wieder zu stärken. Er hat die Leitung der Reichsbank unter der ausdrücklichen Erklärung übernommen, in ver­trauensvoller Zusammenarbeit mit der Reichs­regierung am wirtschaftlichen Wiederaufbau mitzuarbeiten. Es ist daher anzunehmen, daß seine Erkenntnis ebenso die Erkenntnis der Reichsregierung und des Reichskanzlers Hitler ist, wie seine Sorgen auch Hitlers Sor­gen sind. Wir wissen, welche Fülle auch wirt­schaftspolitischer Arbeit man heute von der Re­

gierung heischt. Wir betrachten die Außen­handelsentwicklung mit der gleichen Sorge wie der Reichsbankpräsident, und wir hoffen, daß die Regierung nichts unversucht läßt, den lebenswichtigen Außenhandel neu zu beleben und ihn vor allen Dingen von allen Erschwe­rungen zu befreien, die ihn heute noch vielfach, auch häufig ohne unbedingte Notwendigkeit, an der freien Entfaltung hindern.

Die Fragestellung Binnenmarkt oder Außenhandel ist in dieser Zuspitzung hier un­angebracht. Denn beides gehört zusammen. Ohne die tatkräftige Beihilfe des Außenhandels müssen uns innerwirtschaftlich und gesamt­politisch in aller Kürze ernste Schwierigkeiten entstehen. el.

Macdonald fährt nach Amerika

Eine Ostereinladung Roosevelts Washington, 5. 4. Präsident Roosevelt hat den englischen Mi­nisterpräsidenten MacDonald über Ostern nach Amerika eingeladen. MacDonald wird wäh­rend der englischen Parlamentsferien vom 13. 4. bis 25. 4. nach Washington fahren. Es sollen Wirtschafts= und Abrüstungsfragen be­sprochen werden, jedoch sind nach amerikanischer Mitteilung zurzeit Einladungen an die frau­zösische oder andere dritte Regierungen nicht beabsichtigt. Man wird vielmehr, wie vom Weißen Haus mitgeteilt wurde, nacheinander mit den verschiedenen Missionschefs die schwe­benden Fragen besprechen. Der Zeitpunkt, zu dem man den deutschen oder einen anderen Botschafter zum Staatsdepartement bitten werde, hänge von dem Tempo ab, mit dem man den Aufbau eines Gerüsts für die Wirt­schaftskonferenz fertigstellen könnte.