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02
Mittwoch, den 1. Mai 1912.
44. Jahrg.
Deutscher Reic
Berlin, 30. April.(Tel.) Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung un
Etat des Kolonialamts.
Avn, Dr. Waldstein(Fortschr. Vpt.): Ueber diNowendigkeit, den Alkoholverbrauch in der Kolonien möglichst einzuschränken, dürfte be uns Einmütigkeit herrschen. Dieses Ziel wird aber nur auf internationalem Wege zu erreichen sein Wir bedauern deshalb, daß seitens Frank reichs Schwierigkeiten gemacht werden Bei dem Marokko=Abkommen interessier: hauptsächlich die Frage, wie die Verhältnisse mit der deste heuden Konzessionsgesellschaften gerezelt werden. Eine rigorose Auslegung der Abnachungen könnte mancher Gesellschaft den Lebensfoden abschneiden. Wir wünschen, daß bei der Behandlung dieser Frage loyal vorgegangen wird. Wir eswarten eine solche Regelung der Angelegenheit die das von Frankreich erworbene Gebiet wertvoll für Deutschland macht. Die Kolonialbahnen sollten weniger auf schnelle und große Rentabilität zielen, als ihren Zweck erfüllen, das Land zu er
schließen. Unsere Baumwollkultur ist durchaus lebensfähig und entwickelungsfähig. Schmerzlich empfunden wird in den Kolonien der schnell Beamtenwechse! sowohl in der Stelle des Staatssekretärs wie in denen der Gouverneure. In der Frage des Kolenialgerichtshofes besebt Einigkeit darüber, daß er kommen muß. Der Universität Frankfurt sollte der Kolonial= gerichtshof in Hamburg gegenüber gestellt werden Anßerdem müssen Koloniallehrstühle an den einzeinen Universitäten errichtet werden. Mit dem Schlagvort„Imperialismus“ läßt sich unsere KRontalpolitik nicht bekämpfen. Meint Herr Henke, daß sein Landsmann Lüderitz seinerzeit seine Faktoveien aus Imperialismus und Lust zur Machtentsaltuung mit eventuellen kriegerischen Verwicklungen begtündet hat? In den Kolonien wird darüber geklagt, daß viel zu viel für die Eingevorenen und zu wenig für die Unternehmer geschieht. Eine gute Kolonialpolitik ist für die fortSreitende Entwicklung eines Volkes unbedingt notvendig. Würde Herr Henke in Bremen eine Volksabstimmung darüber herbeiführen, ob die Kolonialzolitik beibehalten werden solle oder nicht, so würde er finden daß sich die erdrückende Mehrheit seiner Land=leute dafür entscheidet.(Beifall.)
Abg. v Liebert(Npt.): Ganz anders als der Abseerdnete Henke urteilen die hervorragenderen Vertreter der Sozialdemokratie über die Kolonialsotipk. Der Vorstoß gegen unsere Missionen war sot ungerechtfertigt. Der Islam macht naturzemaß schnellere Fortschritte als das Christentum, da ich der Islam an die niederen Instinkte des Renschen wendet, während das Christentum Enrsagzug verlangt.(Lebhaftes Sehr richtig!) Unerfremch ist es, daß die Kolonien unter dem Zeichen des Gouverneurwechsels stehen. Die Inderfroge verlangt aufmerksamste Beobachnng. Die Behandlung der eingeborenen Arbeiter ist nicht so, wie die Sozialdemokraten sie schildern, um das Volk gegen die Kolonialpolitik zu stimmen. Die Sklaverei muß aufhören, aber langsam und allniäblich, um die Uebergangsschwierigkeiten zu überwinden. Der Straußenzucht muß meyr Interesse zugewandt werden. Südkamerun sollte durch eine Bahn von der Küste bis ins Innere des Landes mehr erschlossen werden. Dem Raubbau beim Kautschuk muß entschieden entzegengetreten werden. Eine größere Unterstützung der Kolonialschulen in Witzenhausen und Weilbach ist nötig im eigensten Interesse der Kolonien. Beifoll.)
Abg. Roste(Soz.): So human, wie Herr o Liebert es darstellt, ist die Behandlung der Schwarzen auf den Plantagen nicht. Die Nileferdpeitsche spielt noch immer eine bedenkliche Rolle. Lüderitz wollte bei seinen Gründungen wie andere Kolonialschwärmer nichts als Profit machen. Die Finanzlage des Reiches kann uns nicht ermutigen, großen Aufwendungen für die Erschließung weiterer Ghebiete durch Bahnbauten das Wort zu reden. Auch Herr Ereberger äußerte sich in seinen Artikeln anders als hier im Plenum. Von einer Kritik war nichts zu hören. Gegen eine wirkliche kurelle Erschließung rückständiger Länder haben wir wollen aber keine kapi=lpolitik. Der nationale Kolonialpolitik nicht um einen roten Pfennig gestiegen. Im Gegenteil, viele Mildonen sind hineingesteckt worden und 8000 Inveleen fallen den deutschen Steuerzahlern zur Last. Die Entwicklung der Kolonien wird durch das große Beamtertheer gehindert. Die Beamten freisen die Kosonien auf.(Sehr richtig bei den Soz.) Angesichts der geringen Zahl von Deutschen in unsevon Rolonien ist der Reichszuschuß enorm hoch. Geradezu frivol wäre es, die Kleinsiedelungen von Ostafrika angesichts der gesundheielichon Gefahren und der nicht nennenswerten wirtschaftüchen Resultate zu fördern. In Kamernn hat der englische Handel größere Fortschritte gemacht als der deutsche Handel. Der brauch in den Kolonien ist nicht so harmlos, wie er es binstellte. Bei einem Liter Bier bleibt es must. Viele Exzesse sind darauf zurückzuführen.
Die Summen. die für Bekämpfung der Schlafkrankbeit aufaetnerlbct warhen. Gsth wicht nerfenen. Deie
darelle Erschließung rückstä richts einguwenden, wir we talistische Kolonia Wolltstand ist durch die
voqne für die sarbigen Arbeiter sind geradezu jammervoll, die Behandlung der Arbeiter bei den Bahnbauten in manchen Gegenden mörderisch, da viele Farbige gezwungen werden, in Gegenden zu arbeiten, deren Klima sie nicht vertragen, so daß die dahl der Todesfälle sehr groß ist. Der Kern der Ausführungen des Herrn Henke lag darin, daß das Christentum nicht dem Charakter und dem geistigen Nivcau der Neger sich anpassen läßt, daß dies vielmehr der Islam tut. Wenn sich auch nicht verkennen läßt, daß die Missionen in den Kolonien für die kulturelle Entwicklung viel getan haben, so dar doch das ganze Schulwesen nicht den Missionen auszeliefert werden. Wir wollen, daß in den Kolonien wahre Kultur gepflegt wird.
Staatssetretär des Reichstolonialamts Dr. Solf: Mit dem Wechsel in den leitenden Stellen ist kein Systemwechsel eingetreten. Das festgelegte Programm soll beivehalten werden. Wayrend die übrigen Reichsämter jedes für sich ein besonders umschriebenes Ressort bilden, und alle zusammen eine allgemeine Landesverwaltung, so ist das Kolonial= imt für sich eine allgemeine Landesverwaltung für Länder außerhalb Deutschlands, die mit der Cniwicklung Deutschlands historisch und geographisch nicht im Zusummenhang stehen. Deshalb scheint es nir nicht richtig, daß wir ohne weiteres die Parteiverhältnisse, wie sie hier bestehen, auf die Schutzgebiete übertragen. Wenn die Schutzgeviete soweit wären, daß sie ein Parlament hätten, so würden sich da die Interessen ganz anders gruppieren als hier. Deshalb bedauere ich, daß an der Wiege dieses Amtes die heimische Politik als böse Fee gestanden hat, von der ich es nun befreien möchte. Mit dem allgemein ablehnenden Standpunkt des Abg. Henke konnen wir im 20. Jahrhundert wirtlich nichts anfangen. (Sehr richtig!) Da stimmt die große Majorität des Reichstages und des deutschen Voltes nicht mit ihm überein. Selbst die Sozialdemotraten nicht. Ich gebe seiner Partei fünf Jahre Frist. Ich habe das Gefühl, daß sie schon jetzt anfangt, positiv mitzuarbeiten.(Ledebour ruft: Wir haben immer positiv mitgearbeitet, ehe Sie da waren!) Es ist notwendig, die Gewinnung von Rohprodukten zu fördern. Gegenüber den pessimistischen Ausführungen der sozialdemokratischen Redner weise ich hin auf die Erfahrungen, die Rußland mit der Baumwollkultur gemacht hat, das erst in den 80er Jahren damit begonnen hat und jetzt drei Fünftel seines eigenen Bedarfs decken kann. Allerdings liegen die Verhältnisse in diesen Ländern günstiger als in unseren tropischen Kolonien, ich glaube aber, daß wir in dieser Frage hoffnungsfreudig in die Zukunft blicken können. In der Budgetkommission habe ich mich dahin geäußert, daß die Kolonialverwaltung eine dritte Instanz im Gerichtsverfahren notwendig gebraucht, und daß einc Verquickung von Verwaltung und Justiz ausgeschieden werden muß. Der neue Entwurf betreffend die koloniale Gesetzgebung ist fast völlig ausgearbeitet und ich hoffe, ihn bald übergeben zu können.(Bravo!) Die Gerichte in den Kolonien muß ich in Schutz nehmen. Dort ist die Laiengerichtsbarkeit viel weiter ausgebildet als bei uns und wenn ein Richter mit vier Beisitzern ein Urteil fällt, dann kann mau doch den Richter allein nicht angreifen. Es geht nicht an, daß ein Weißer mit den Eingeborenen womöglich einen Packt abschließt gegen seine Landsleute. Der Behauptung, daß ein christlicher Missionar einem Eingeborenen Vielweiberei erlaubt habe, muß ich als undenkbar und unrichtig widersprechen. Wenn der Islam dem Christentum gegenübergestellt ist, als ob er eine bessere Einwirkung auf die Eingeborenen habe, so haben wir als christlicher Staat die Pflicht, für das Christentum Propaganda zu machen und ich kann nur erklären, daß der Islam keine kulturbringende Religion ist und in kultureller Beziehung noch nichts geleistet hat. Wir werden den Vorschlägen, die zur Abschaffung der Sklaverei vorliegen, sympathisch gegenübertreten, aber da diese Frage tief in das Leben der Eingeborenen Afrikas einschneidet, möchte ich Sie bitten, jetzt noch keinen Termin für die endgültige Beseitigung der Sklaverei festzusetzen, sondern die Entschließung zunächst dem Gouvernemen: von Ostafrika zu überlassen. Wir werden die Alkoholfrage nicht aus den Augen verlieren, um unsere Absicht zu erreichen.(Bravo!) Das Projekt einer Südbahn für Kamerun ist durchaus gut. Der Landstraßenbau geht rüstig weiter. Auch die Schutztruppen beteiligen sich lebhaft an den Arbeiten. Das orientalische Seminar findet unsere eifrige Unterstützung. Ueber Neukamerun werde ich bei dem Nachtragsetat sprechen. In der Inderfrage hat sich eine Laxheit nicht gezeigt. Die Kolonialschule Witzenhausen wird die gewünschte größere Unterstützung erhalten. (Bravo!) Unsere Beamtenzahl in den Kolonien ist nicht so hoch wie die der Engländer. Auf weitere Einzelheiten werde ich bei den einzelnen Etats eingehen.(Beifall.)
Abg. Schwarz=Lippstadt(Ztr.): Alle Parteien sind sich darin einig, daß wir das Kolonialrecht zu verbessern haben. Die Eisenbahnen zu den großen Seen müssen sich sehr bald rentieren. Die Arbeiter, auch die farbigen, müssen gut behandelt und der Lohn muß ihnen richtig gezahlt werden. Wir gehen in der Kolonialfrage voran, marschieren wir weiter auf der Linie, die wir jetzt eingeschlagen haben.(Beifall im Zentrum.)
Darauf wird die Weiterberatung auf Mittwoch 1 Uhr vertagt, außerdem Wahlprüfungen.
Schluß nach 6 Uhr.———
Preußischer Landtag.
Das Abgeordnetenhaus, das am Tage zuvor einige weitere Kapitel des Etats des Innern er
ledigt hatte, setzte am Dienstag die 2. Lesung dieses Etats fort, wobei zunächst Abg. Eberhard (ks.) die Landräte gegen die übertriebenen Angriffe auf diese Beamten nicht ohne Humor in Schutz nahm. Abg. Ramdohr(fk.) warnte vor den Tricks der sogenannten Wahlkontrolleure, die oft bloß darauf hinausgingen, um einen Wahlprotest zu konstruieren. Abg. Gyßling(Vp.) wünschte einheitliche Vorschriften über die Wahlurnen. Beim Titel„Polizeiverwaltung in Berlin“. forderte Abg. Bell(Z.) durchgreifende Reform und Zentralisierung der Kriminalpolizei. Für ganz Deutschland müsse eine einheitliche Organisation geschaffen und ein allgemeiner Deutscher Polizei=Kongreß ins Leben gerufen werden. Minister v. Dallwitz erwiderte, es werde zurzeitdie Frage des zeitweiligen Austausches von Polizeibeamten zwischen den Bundesstaaten geplant, um eine möglichst vielseitige Ausbildung der Kriminalbeamten herbeizuführen. Abg. Liebknecht (Scz.) besprach die Wohnungspolizei und das Kinderelend in Groß=Berlin. Abg. Witzmann(ntl.) bemängelte die kärgliche Besoldung der Schutzleute, die der Quell des Schutzmannsmangels sei. Die neuen Dienstprämien seien dankenswert, genügten aber nicht, um Wandel zu schaffen. Minister v. Dallwitz verteidigt das neu eingeführte Prämiensystem. Inbezug auf die Bekämpfung der Animierkneipen im Reich seien Verhandlungen wegen Aenderung der Reichsgewerbeordnung eingeleitet worden. Abg. Gaigalat(ks.) verlangte ein Gesetz zur Bekämpfung der Trunksucht. Ein Krebsschaden der Menschheit sei die Prostitution. Abg. Hoffmann(Soz.) forderte, mit der Verwendung von Polizeihunden sehr vorsichtig zu sein.
Der Kriegsminister über das Duell.
In der Budgetkommission des Reichstags gab am Dienstag zu Beginn der Beratung über die Wehrvorlagen Kriegsminister von Heeringen über das Duellwesen wichtige Erklärungen ab. Der preußische Kriegsminister verlas eine Erklärung, in der es hieß, er sei durch die scharfen Angriffe des Abgeordneten Erzberger auch= zu einem scharfen Wort veranlaßt worden. Er habe niemals im Sinne gehabt, einen Herrn als gesellschaftlich unfähig hinzustellen, der aus religiöser Ueberzeugung das Duell verweigere. Er habe auch den Ausdruck, der in den Presseberichten über die Sitzung enthalten sei, daß ein solcher Duellverweigerer für das Offizierkorps gesellschaftsunfähig sei, nicht gebraucht. Das würde auch dem Inhalt der Kabinettsorder widersprechen. Der Minister gab sodann eine Erläuterung der Kabinettsorder. Es sei richtig, daß die Verweigerung eines Duells in scharsem Gegensatz stehe zu allen Traditionen des Offizierkorps, sodaß ein Offizier im gegebenen Falle die gesellschaftlichen Beziehungen zu einem Duellverweigerer abbrechen müsse. Auch er, sagte der Minister, sehe den Zweikampf als ein Uebel an und werde, was in seinen Kräften stehe, zur Vermeidung beitragen, aber mit Gewalt sei hier nichts zu machen. Wegen nichtiger Ursache finden schon heute keine Duelle statt. Eine Besserung werde abei erst eintreten, wenn schärfere gesetzliche Bestimmungen zum Schutze der Ehre getroffen sein werden.— Die Erklärung, die der Minister auffallend schnell verlas, wurde zu Protokoll genommen und entgegen dem Verlangen der Sozialdemokraten nicht sofort besprochen. Die Besprechung findet erst später statt.
Politische Uebersicht
Die Kaiserin und das Reichstheatergesetz. Dem
Reichstage wird laut„Tägl. Rdsch.“ in der nächsten Session ein Theatergesetz zugehen, für das die Vorarbeiten erst unlängst recht in Fluß gekommen sind, seitdem bekannt geworden ist, daß die Kaiserin sich sehr für die Angelegenheit interessiert und ihren Einfluß für die roichsgesetzliche Regelung des Theaterwesens in die Wagschale geworfen hat. Von dieser erwartet man eine gesetzliche Regelung des
Arbeitsverhältnisses der Bühnenangestellten, die
Schaffung einer Theaterinspektion und allgemeine gesetzliche Bestimmungen, die die Beziehungen zwischen Unternehmern und Schauspielern auf eine gesetzliche Grundlage stellen sollen. Die Kinematographen=Theater sollen der Gewerbeordnung unterstellt werden.
Der Gouverneur von Deutsch=Ostafrika Frhr. v. Rechenberg ist, einer Meldung der„Köln. Zta.“ zufolge, auf seinen Antrag unter Verleihung der Roten Adlerordens zweiter Klasse zur Disposition gestellt worden.— Zum Gouverneur ist bekanntlich der Direktor im Reichskolonialamt Dr. Schwee, der längere Zeit in der Südsee tätig war, ausersehen.
Die Abgeordneten der Reichspartei brachten inn Reichstage mit Unterstützung mehrerer Konservativen und Wilder den Antrag ein, daß fortan eine Gruppe, die nicht 15 Mitglieder stark ist, auch dann als Fraktion anzuerkennen sei, wenn sie mit Hilfeder ihr als Hospitanten Zugezählten zu der Ziffer von 15 gelangt. Die Reichspartei zählt bekanntlich nur 13 Mitglieder und wurde daher vom Seniorenkonvent des Hauses nicht als Fraktion anerkannt. 1404
Payers Abschied aus dem württembergischen Landtag. In der soeben abgehaltenen Landesversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei in Württemberg gab Friedrich v. Payer, der 17 Jahre lang der Präsident der Württembergischen Kammer der Abgeordneten ist, trotz einer stürmischen Vertrauenskundgebung seinen endgültigen Entschluß kund, bei den bevorstehenden Landtagswahlen kein Mandat mehr anzunehmen, da er sich jetzt ausschließlich nur noch der parlamentarischen Tätigkeit im Reichstage zu widmen gedenke.
Zur Deckungsfrage bezüglich der Wehrvorlagen schreibt die Kreuzzeitung: Wie die„Germania" (Nr. 92) bemerkt, wird die Zentrumspartei dafür sorgen, daß die Deckung unter allen Umständen von denselben Parteien beschlossen wird, wie die Ausgaben für Heer und Flotte. Aber das ist ja auch gar nicht anders möglich. Wenn jedoch die Fortschrittler, wie sie es ja meist zu tun pflegen, sich zu drücken suchen, sobald es zur Bezahlung von Ausgaben kommt, die sie mitbeschlossen haben, dann kann man nichts dagegen tun, als sie dem Urteile der Nation überliefern. Die Fortschrittsblätter sprechen sich über die Lösung der Decungsfrage zwar skeptisch, aber zurückhaltend aus. Man wird also in Ruhe das weitere abwarten müssen.
Ein Wechsel auf dem Posten des deutschen Botschafters in London? Der deutsche Botschafter in London, Graf Wolff=Metternich, ist in Berlin eingetroffen. Wie die„Tägl. Rdsch.“ wissen will. soll der Besuch des Botschafters in Berlin mit der Frage eines Wechsels auf dem Londoner Botschafterposten in Zusammenhang stehen. Graf WolffMetternich habe selbst den Wunsch, von seinem Posten in absehbarer Zeit zurücktreten, und daher beschäftigte man sich an maßgebender Stelle schon seit einiger Zeit mit der Frage, wer an seiner Stelle den vielbegehrten Londoner Posten erhakten soll.
Wermuth u. der Frankfurter Bürgermeisterposten.
Die Angabe, daß der frühere Reichsschatzsekretär Wermuth bereits die Uebernahme des Obenbürgermeisterpostens in Frankfurt a. M. zugesagt hätte, eilt den Tatsachen voraus. Wie der„Hann. Cour.“ mitteilen kann, haben mit Herrn Wermuth noch keinerlei Verhandlungen über die Nachfolgerschaft des Herrn Adickes stattgefunden.
Oesterreich= Ungarn.
Gemeinderatswahlen in Wien. Gestern fanden die Gemeinderatswahlen im zweiten Wahlkörper, der sogenannten Intelligenzklasse, statt. Es handelte sich um 48 Mandate, die bis dahin sämtlich im Besitz der Chyistlichsozialen waren. Es bewarben sich um diese 48 Mandate nicht weniger als 161 Kandidaten. Die Wahl geschah bezirksweise durch Listenwahl. Die Christlichsozialen haben in 15 Bezirken ihre Majorität behauptet, in 5 Bezirken kommt es zur Stichwahl.
Ruhland.
Die Truppenkonzentration im Kaukasus. Wie verlautet, hat der russische Minister des Aeußeren. Ssasanow, auf das Ersuchen des türkischen Bot
schafters um Aufklärung wegen neuer Truppenkou