Anttheises Rreisotalt
teil den Klers worck
De 2.Schorter Zelung“ ersckeimt gzlich. außer Feiertags. Bezugspreis M. 1.80 b#erteljöhrlich, bei der Post für Besteilgeld 42 P/ mehr. Wöchentl. Gratisbeilage:„Illustrierler
Famillentreund" u. tägl. Unterhaltung=5talt. Anzeigenpreis: Die siebengespaltene oder deren Raum 10 Pig., Anzeigen von 2uswarts 15 Pfg. Reklamezeile 40 Pfg Robatt gilt als Kassarabatt u. erlischt bei Kon
kursen. Zwangsvergleichen gerichtl Klagen u.
eibeactungd genacht Jadiungsbeoiozurg.
Westhofener Zeitung Längscheder Zeitung
Verbunden mit
Holzwickeder Zeitung Apierdecker Zentung
Schwerter Volkszeitung
Schwerter Volksbiatt
Schwerter Tageblatt S Schwerter Anzeiger
Grites und ältestes Cagesorgan des Kreiles o General-Anzeiger für den Kreis Hörde o Haupt-Annoncenblatt
Büe dunter und Aohenlentgüichen Nurn nungen für den Kreis Horde erlangen gemdo Betanntmachung dei soniglichen Regierung durch Verössentlichung in der Schwer####
Zeitung rechtsverbindliche Kraft.— Die
Schwerter Zeitung gewahrl ihren Abonnen. len für jeden mit Tod endenden Ugfan ge
biungungen 300 Mk: Unfall.
Druch u Verlago Car! Braus. Schwerse= Rud
Fernsp 62. Telegr.=Adr. Braus Schwerte. Rude
Nr. 90
Mittwoch, den 17. April 1912.
44. Jahrg.
Erstes Platt.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 16. April.(Tel.)
Am Bundesratstisch Präsident des Reichseisenbahnamts Wackerzapp.
Teilnahme für die Opfer der Titanic.
Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung un 2 Uhr 20 Minuten mit folgenden Worten: Ich begrüße Sie nach den Osterferien, indem ich hoffe, daß Sie gekräftigt zur Arbeit zurückgekehrt sind. Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, glaube ich, dem Schmerze Ausdruck geben zu sollen, daß ein großes Schiffsunglück(die Abgeordneten erheben sich von den Sitzen) Hunderte von Menschenleben, ja vielleicht mehr als tausend, verschlungen hat. Der Dampfer„Titanic“ der White Star Line ist untergegangen und hat viele Menschenleben bei seinem Schiffbruch hinabgezogen.
Wir sprechen unser schmerzliches Bedauern aus über das Unglück, das in erster Linie das englische Volk betroffen hat, dann aber allen den Nationen die Angehörige bei dem Schiffbruch verloren haben, sind wir doch nicht sicher, daß nicht auch unser Volk unter dem Unglück zu leiden hat. Ich danke Ihnen für den Ausdruck ihres Bedauerns und ihres Schmerzes, den Sie dadurch bewiesen, daß Sie sich von den Plätzen erhoben haben.
Der im Wahlkreis Münster gewählte Abg. Dr.
Gerlach(Ztr.) ist neu in das Haus eingetreten. Der Präsident gibt die Mandatsniederlegung des Abg. Roeren(Ztr.) bekannt.
Etat des Reichseisenbahnamts.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung des Etats des Reichseisenbahnamts.
Abg. Ullrich(Soz.): Die im Etat angeforderte Summe zur Unterhaltung des Reichseisenbahnamtes entspricht nicht dem, was dort geleistet wird. Eigentlich ist es ein Amt ohne Amt, eine Behörde, die verteufelt wenig tun kann, weil sie ihre Aufgaben zu eng begrenzt ansieht. Dem Reichseisenbahnamt sollten auch Reichseisenbahnen im weitesten Sinne des Wortes angegliedert werden. Daß der Gedanke, an Stelle der einzelstaatlichen Eisenbahnen Reichseisenbahnen zu schaffen, nicht mehr zeitgemäß ist und daß man sich diese Gelegenheit hat entgehen lassen daran ist ganz allein das Reichseisenbahnamt schuldig. Zum mindesten sollte eine Betriebsgemeinschaft erzielt werden. In Hessen fängt man allmählich an zu begreifen, daß der Vertrag mit dem großen Bruder Preußen für die Kleinstaaten äußerst unglücklich gewesen ist. Wenn es wahr ist, daß der Vertrag mit Hessen für alle Zeit abgeschlossen ist, so muß die Verwaltung aufpassen daß dem Gemeinwesen kein Schaden geschieht. Der Vertrag muß geandert werden, sonst laboriert Hessen ewig an dem chronischen Dalles. Entweder muß da eingegriffen werden oder aber eines schönen Tages muß Preuteu die bessischen Eisenbahnen ganz und gar überzehmen. Es muß zur rechten Zeit darauf geachtet verden, daß Hessen nicht in seinen Schulsen versinkt. Deshalb müssen wir fordern, daß der Reichseisenbahngedanke nicht vom Reichseisenbahnamt selbst tot geschlagen wird. Zum nindesten ist eine Betriebsmittelgemeinschaft zu schaffen, in der alle Staaten gleichberechtigt sind. Durch Preußen ist Hessen in die Schulvenwirtschaft hineingedrängt worden, um den Durchjangsverkehr auf den hessischen Streklen leistungsfähig zu erhalten.
Abg. Schwabach(Ntl.): Die Existenzfähigkeit des Reichseisenbahnamts ist in den letzten Jahren wiederholt erörtert worden. Die Machtbefugnisse, die auch wir wünschen, hat das Amt leider nicht; trotz alledem aber hat es sehr erhebliche Aufgaben zu erfüllen. Bei der neuen Zollordnung wünschen wir, daß das Reichseisenbahnamt seinen ganzen Einfluß aufbietet, um einzelne Unstimmigkeiten, die sich für die Beamten daraus ergeben, zu beseitigen. Wir vergissen ferner noch eine Vorlage über die Haf
tung der Eisenbahnen für ihre Beamten. Wie schon früher, so verlangen wir auch diesmal in
Form einer Resolution die reichsgesetzliche Rege.
ung der Dienst= und Ruhezeit der Eisenbahn. beamten. Wir hoffen, daß die preußisch=bessische Eisenbahngemeinschaft, die nicht so schlecht ist, wie Herr Ulrich sie darstellte, Schule machen wird.
Abg. Schirmer(Ztr.): Die Selbständigkeit der einzelnen Bundesstaaten kommt hier in Frage. Bayern will nicht sein Reservatrecht für die Eisenbahn aufgeben. Eine übermäßige Zentralisierung können wir nicht als von großem Nutzen betrachten. Die Dienst= und Ruhczeit wollten auch wir zur Sprache bringen, aber erst bei dem Etat des Reichstanzlers Auch die Urlau###vorschriften bedürfen einer einheitlichen Regelung. Wir schließen uns der Resolution der Nationalliberalen an. Der frankentransport auf den Eisenbahnen ist reformbedürftig. Es müssen hierfür eigene Abteile zur Verfügung gestellt werden.
Abg. Dr. Haas=Baden(Fortschr.): Das Reichseisenbahnamt sollte eine Instanz zur Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnnetzes sein. Wenn auch manches besser geworden sein mag, so besteht
doch noch immer ein gewisser Fehdezustand zwischen den einzelnen Staatsbahnbetrieben. Unter den deutschen Eisenbahnverwaltungen dürfte überhaupt ein Konkurrenzkampf nicht geführt werden.(Sehr richtia! Alle Verwaltungen bchen dazin aslünhiat.
gabe des Reichseisendahnamtes sonle es sein, gegen einen solchen Zustand Front zu machen. Wir in Baden sind mit der Betriebsmittelgemeinschaft zufrieden. Besonders der Staatsbohnwagenverband hat sich vortrefflich bewährt. Die erste, wie auch die vierte Wagenklasse müssen verschwinden. Alles drängt auf das Zweiklasseniystem hin. Die erste Klasse ist ganz besonders iberflüssig. Da fahren ja fast nur Leute mit Freidillets. Die Betriebsmittelgemeinschaft würde dadurch wesentlich gefördert werden. Schwierigkeiten gegen diese Vereinheitlichung liegen in dem undesstaatlichen Budgetrecht. Kein Bundesstaat wird leicht auf das Seinige verzichten
wollen. Im Interesse der Betriebssicherheit muß den Beamten eine genügende Ruhezeit gewährt werden. Dem Lokomotivpersonal gegenüber, das großen Gefahren hinsichtlich seiner Nerven unterworfen ist, ist die Reform der Urlaubsbestimmungen gevadezu eine Frage der Menschenpflicht. Das Beispiel der weiz sollte für uns ausschlaggebend sein.
Wagenmangels und eine Ermäßigung der Gütertarife.
Schluß gegen 5 Uhr. Mittwoch 11 Uhr: Fortsetzung.
bechtlstge ed ue Beheche eseche
Seshechce der eans hch i e Tätigkeit mehr nach innen geht. als daß sie nach außen hin sich bemerkbar machte. Wäre das Amt nicht vorhanden, so wäre die jetzt bestehende Einheitlichkeit nicht erzielt worden. Außerdem ist zu bedenken, daß immer noth mehr als 90 PrivatEisenbahnverwaltungen— von den Kleinbahnen ganz abgesehen— in Deutschland bestehen., die ein zroßes Eisenbahnnetz besitzen. Zur Vereinheitlichung des internationalen Personen= und Gepäckverkehrs, owie über die Erleichterung der Zollabfertigung sind Vorbereitungen im Gange. Ein Bedürfnis zur gesetzlichen Regelung der Dienst= und Ruhezeit der Eisenbahnbeamten liegt nicht vor. Dies würde weder im Interesse der Betriebssicherheit liegen, noch im Interesse der beteiligten Personen. Die Angaben der Beamten über die angeblich übermäßige Dienstbelastung sind mit Vorsicht aufzunehmen. Lange Dienstschichten sind stets verbunden mit leichter Dienstverrichtung. Außerdem zeigt die Statistik, daß die Betriebsunfälle durchweg in den ersten Dienststunden gelegen haben, also nicht auf Ueberanstrengung zurückzuführen sind. Die Schweiz bat die Dienst= und Ruhezeit gesetzlich geregelt, dabei sind die dortigen Betriebsunfälle nicht eingeschränkt, sondern sehr erheblich vermehrt worden. Das Reichseisenbahnamt hat sein Augenmerk besonders zu richten auf die Interessen der Landesverteidigung und des allgemeinen Verkehrs. Wer eine volle Vereinheitlichung der Bahnen haben will. muß auf den früheren Plan des Fürsten Bismarck zurückgreifen und die Bahnen auf das Reich übertragen wollen. Weshalb diese Lösung gegenwärtig absolut unmöglich sein sollte, ist nicht einzusehen. (Hört, hört!). Jetzt würde die Uebertragung der Bahnen auf das Reich ebensogut möglich sein, wie in den 70er Jahren. Die Resolutionen über die Dienst= und Ruhezeit bitte ich abzulebnen.
Abg. Behrens(Wirtsch. Vag.): Eine Beaufsichtigung des Lokomotivpersonals, wie es bei den Hof
zügen der Fall ist, sollte wegfallen. Die Elektrisierung der Staatsbahnen darf nicht weiter geführt werden, als es im Interesse der Landesverteidigung vereinbar ist. Außerdem ist dabei zu erwägen, ob das Verbot des Streikrechts auch auf die Betriebe auszudehnen ist, die Kraft und Licht für die Staatsbetriebe liefern. Ueber diese Frage muß zunächst volle Klarheit geschaffen werden.
Darauf wird die Weiterberatung auf Mittwoch 1 Uhr vertagt. Außerdem Justizetat.
Schluß 6¼ Uhr.
—
Preußischer Landtag.
Das Abgeordnetenhaus setzte am Dienstag nach fast dreiwöchiger Österpause die Etatsberatung fort. Als der Präsident die Sitzung eröffnete, blickte die warme Frühlingssonne aufmunternd u. freundlich in den Sitzungssaal hinein, in dem sich bald eine lebhafte Debatte über den Eisenbahnetat entspann. Auch die Stimmung der Abgeordneten wurde sonnig und freundlich, als Abg. Graf v. d. Gröben(ks.) mitteilte, daß das Ergebnis der Eisenbahnen sehr günstig sei. Die Unfallstatistik ergebe eine Abnahme der Eisenbahnunfälle. Die Betriebssicherheit beruhe in erster Linie auf dem großen Verantwortungsgefühl der Beamten. Eine Ausdehnung der Eisenbahngemeinschaft sei nicht erwünscht. Eisenbahnminister Breitenbach hob hervor, daß sich die Steigerung der Einnahmen im Jahre 1911 auf 164 Millionen Mark gegenüber dem Voranschlag belief. Der Ausgleichsfonds könne deshalb mit 160 Millionen Mark aufgefüllt werden. Das Personal sei wieder um 18 bis 19000 Köpfe vermehrt worden, um es vor Ueberanstrengung zu schützen, ebenso werde für eine Vermehrung des Wagenparks Sorge getragen. Ein Grund für Tarifermäßigungen liege nicht vor. Abg. Smed ding(Ztr.) sprach sich gegen eine allgemeine deutsche Betriebsgemeinschaft aus. Abg. Dr. Pach nicke(Vz.) wünschte endgiltige Abschaffung der
Politische Uebersicht.
Die Kaiserin wird bis zum 3. Mai in Bad Nauheim verbleiben und sich alsdann zu einer Nachkur nach Bad Homburg begeben, um nach dreiwöchigem Aufenthalt wieder nach Potsdam überzusiedeln, wohin dann auch der Kaiser zurückkehrt. Eine neue Verlobung im bayerischen Königshause. Prinz Franz von Bayern, Oberstleutnant und Kommandeur des 1. schweren Reiterregiments in München, der dritte Sohn des Thronfolgers Prinzen Ludwig, hat sich mit seiner Cousine, der Prinzessin Isabella von Croi, einer Schwester des Herzogs Karl von Croi. verlobt. Die Verlobung wurde am Montag abend in Wien im Palais des Erherzogs Friedrich von Oesterreich, des Oheims der Brautleute, verkündet. Die Mutter des Bräutigams. Prinzessin Ludwig von Bayern, ist eine Schwester des Erzherzogs Friedrich, dessen Gemahlin eine Schwester des verstorbenen Vaters der Braut ist. Der Bräutigam steht im 37., die Braut im 32. Lebensjahre.
Der Reichskanzler in München. Der Umstand,
daß der Reichskanzler zwar in Nauheim der Kaiserin seine Aufwartung machte, während seines sechsstündigen Aufenthalts in München auf der Rückreise von Korfu nach Berlin aber weder vom Prinzregenten empfangen wurde noch mit dem Ministerpräsidenten von Hertling eine Besprechung hatte, hat verschiedene Deutungen gefunden. Münchener Blätter behaupten, es sei beabsichtigt, den bayrischen Jesuitenerlaß auf sich beruhen zu lassen oder wenigstens um des lieben Friedens willen so zu behandeln, daß in absehbarer Zeit keine Entscheidung getroffen wird. Bei dieser Sachlage wäre es am ratsamsten erschienen, daß der Reichskanzler in München auf die Berührung mit den dortigen amtlichen Stellen verzichtete.
Im bayerischen Landtag, der gleich dem Reichstag, dem preußischen, dem württembergischen Abgeordnetenhause usw. am Dienstag seine Beratungen wieder aufgenommen hat, befürchtet man eine Fortsetzung der Sturmsitzungen, da die Österpause keine Verständigung der gegnerischen Parteien herbeigeführt hat und namentlich auch die parlamentarische und gesellschaftliche Boykotterklärung des Zentrumsabgeordneten Held durch die liberalen Parteien fortbesteht.
Ueber die parlamentarische Behandlung der Wehrvorlagen wird der Reichskanzler mit den Führern der bürgerlichen Reichsparteien laut„Tägl. Rundsch.“ noch in dieser Woche Besprechungen haben, an denen auch die Leiter der beteiligten Ressorts teilnehmen werden. Der Zweck der Besprechungen ist vornehmlich, dem Auslande gegenüber eine einheitliche Stellungnahme des deutschen Bürgertums in nationalen Wehrfragen zu bekunden.
Immer noch Noeren. Der Provinzialausschuß der rheinischen Zentrumspartei hat zum Fall Noeren eine Entschließung angenommen, in der es nach der„Köln. Volksztg.“ heißt:„Bei aller Anerkennung der großen Verdienste, welche Herr Geheimrat Noeren in vieljähriger Tätigkeit sich im öffentlichen Leben erworben hat, betrachtet der Provinzialausschuß diese Schritte(Austritt aus der Partei und Fraktion und Mandatsniederlegung) als die notwendige Konsequenz aus der gegensätzlichen Stellung Noerens zu den Zentrumsfraktionen in der Frage nach dem Charakter des Zentrums. In dieser Frage steht der Provinzialausschuß nach wie vor völlig auf dem Boden der von dem verstärkten Landesausschuß der preußischen Zentrumspartei am 28. November 1909 gefaßten Entschließung und tritt im einzelnen der Erklärung des Beirats vom 1. April 1912 bei.“
Der Vorstand des Alldeutschen Verbandes bezeichnete in seiner soeben in Hannover abgehalte, nen Sitzung die Wehrvorlagen der Regierung als unzureichend. Es sei daher die vaterländische Pflicht des Verbandes, auf die öffentliche Meinung
einzuwirken, damit eine Erweiterung bei der Wehrvorlage aus dem Volke heraus verlangt wird. Finanzielle oder parlamentarische Rücksichten dürsen die Regierung nicht verhindern, solchem Verlangen nachzukommen, denn das deutsche Volk wird, ohne Zweifel bereit sein, bei dem Ernste der Weltlage entsprechende Aufwendungen für die Größe und Sicherheit des Vaterlandes zu machen.— Es ist unwahrscheinlich, daß diesem Verlangen des, Verbandes von der Regierung oder vom Reichstage entsprochen werden wird. Ob die andere Erklätung des Vorstandes der Alldeutschen, daß die „leichtfertige und unfähige" auswärtige Politik der deutschen Regierung das Marokkoprotektorat Frankreichs verschuldet habe und daß an der Förderung eines deutschen Westmarokko festgehalten werden müsse, irgendwelche politische Folgen nach sich ziehen wird, ist gleichfalls zweifelhaft. Geht Herr v. Kiderlen=Wächter, so liegt der Grund seines Scheidens nicht in einer unzulänglichen Vertretung der deutschen Interessen bei den Maroktoverhandlungen mit Frankreich.
Eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes. Unter dem Vorsitz des Generals der Kavallerie von Bissing bildete sich ein Reichsverband zur Unterstützung bedürftiger Veteranen und deren Angehörigen. Wie wir hören sollen allein aus den Kriegen einschließlich 1870 bis 71, wodurch das deutsche Reich geschaffen wurde, noch 450 000 Veteranen vorhanden sein, wovon zwei Fünftel aus öffentlichen Mitteln vor großer Not bewahrt werden. Der Verband wendet sich in einem besonderen Aufruf an das deutsche. Volk und erstattete dem deutschen Kaiser von der Errichtung des Verbandes Meldung.
Die Lehrzeit im Handwerk. Die Handwerkskammer in Cassel hatte empfohlen, die Lehrzeit der Lehrlinge, die bei dem Meister Kost und Logis erhalten, auf drei Jahre sechs Monate, für diejenigen, denen Kost und Logis nicht gewährt wird, auf drei Jahre festzusetzen. Den außer Kost und Logis stehenden Lehrlingen sollen die Meister eine wöchentliche Vergütung von 1 M. im ersten, 2.50 im zweiten und 3.50 M. im driten Lehrjahre gewähren können. Der Handwerksausschuß der Zittauer Gewerbekammer mißbilligte den Vorschlag und erklärte, jedes Bestreben bekämpfen zu müssen, daß die vom erzieherischen Standpunkt wünschenswerte Möglichkeit, daß der Lehrling gleichzeitig in Kost und Wohnung genommen werde, erschwere. Gerade in unserer Zeit der Jugendfürsorge dürfe man keiner Beschränkung der alten guten Praxis Vorschub leisten.
Frankreich.
Ueber die Marokkoverhandlungen mit Spanien
sagte der französische Ministerpräsident bei seiner Abfahrt aus Nizza nach den Enthüllungsfeierlichkeiten: Wir bewahren Spanien gegenüber alle nur notwendige Geduld und haben Zeit, das Ende der Verhandlungen abzuwarten. Wir wollen diese Zeit benutzen, um ganz allein unser Protektorat über Marokko auszubauen. So bestimmt wie hier hat noch kein französischer Regierungsvertreter erklärt, daß Frankreich entschlossen sei, unbekümmert um Spanien, das Protektorat nicht bloß in militärischer Beziehung durchzuführen, sondern auch den Bau der Eisenbahn Tanger—Fez ohne Spaniens Mitwirkung in Angriff zu nehmen.— Die spanischen Blätter schlagen einen drohenden Ton gegen Frankreich an, dessen Marokkovorschläge sie für unannehmbar erklären. Sie beschuldigen die französische Regierung zudem, die im Rifgebiet ausgebrochenen Unruhen angestiftet und die Eingeborenen zur Erhebung gegen Spanien mit Geld bestochen zu haben.
Meuterei an Bord eines französischen Schlachtschiffes. Ein grelles Licht auf die Disziplin in der französischen Kriegsmarine wirft wieder einmal folgender Vorfall, der aus Brest, gemeldet wird: Unter der Mannschaft des Panzerschlachtschiffes„Saint=Louis“ brach gestern während der Arbeit eine offene Meuterei aus. Eine Anzahl Mannschaften verweigerte dem Kommandanten den Gehorsam und legte die Arbeit nieder mit der Begründung, daß die ihnen zugemutete Arbeits