Anttheises Rreisotalt teil den Klers worck De 2.Schorter Zelung“ ersckeimt gzlich. außer Feiertags. Bezugspreis M. 1.80 b#erteljöhrlich, bei der Post für Besteilgeld 42 P/ mehr. Wöchentl. Gratisbeilage:„Illustrierler Famillentreund" u. tägl. Unterhaltung=5talt. Anzeigenpreis: Die siebengespaltene oder deren Raum 10 Pig., Anzeigen von 2uswarts 15 Pfg. Reklamezeile 40 Pfg Robatt gilt als Kassarabatt u. erlischt bei Konkursen. Zwangsvergleichen gerichtl Klagen u. eibeactungd genacht Jadiungsbeoiozurg. 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Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung un 2 Uhr 20 Minuten mit folgenden Worten: Ich begrüße Sie nach den Osterferien, indem ich hoffe, daß Sie gekräftigt zur Arbeit zurückgekehrt sind. Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, glaube ich, dem Schmerze Ausdruck geben zu sollen, daß ein großes Schiffsunglück(die Abgeordneten erheben sich von den Sitzen) Hunderte von Menschenleben, ja vielleicht mehr als tausend, verschlungen hat. Der Dampfer„Titanic“ der White Star Line ist untergegangen und hat viele Menschenleben bei seinem Schiffbruch hinabgezogen. Wir sprechen unser schmerzliches Bedauern aus über das Unglück, das in erster Linie das englische Volk betroffen hat, dann aber allen den Nationen die Angehörige bei dem Schiffbruch verloren haben, sind wir doch nicht sicher, daß nicht auch unser Volk unter dem Unglück zu leiden hat. Ich danke Ihnen für den Ausdruck ihres Bedauerns und ihres Schmerzes, den Sie dadurch bewiesen, daß Sie sich von den Plätzen erhoben haben. Der im Wahlkreis Münster gewählte Abg. Dr. Gerlach(Ztr.) ist neu in das Haus eingetreten. Der Präsident gibt die Mandatsniederlegung des Abg. Roeren(Ztr.) bekannt. Etat des Reichseisenbahnamts. Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung des Etats des Reichseisenbahnamts. Abg. Ullrich(Soz.): Die im Etat angeforderte Summe zur Unterhaltung des Reichseisenbahnamtes entspricht nicht dem, was dort geleistet wird. Eigentlich ist es ein Amt ohne Amt, eine Behörde, die verteufelt wenig tun kann, weil sie ihre Aufgaben zu eng begrenzt ansieht. Dem Reichseisenbahnamt sollten auch Reichseisenbahnen im weitesten Sinne des Wortes angegliedert werden. Daß der Gedanke, an Stelle der einzelstaatlichen Eisenbahnen Reichseisenbahnen zu schaffen, nicht mehr zeitgemäß ist und daß man sich diese Gelegenheit hat entgehen lassen daran ist ganz allein das Reichseisenbahnamt schuldig. Zum mindesten sollte eine Betriebsgemeinschaft erzielt werden. In Hessen fängt man allmählich an zu begreifen, daß der Vertrag mit dem großen Bruder Preußen für die Kleinstaaten äußerst unglücklich gewesen ist. Wenn es wahr ist, daß der Vertrag mit Hessen für alle Zeit abgeschlossen ist, so muß die Verwaltung aufpassen daß dem Gemeinwesen kein Schaden geschieht. Der Vertrag muß geandert werden, sonst laboriert Hessen ewig an dem chronischen Dalles. Entweder muß da eingegriffen werden oder aber eines schönen Tages muß Preuteu die bessischen Eisenbahnen ganz und gar überzehmen. Es muß zur rechten Zeit darauf geachtet verden, daß Hessen nicht in seinen Schulsen versinkt. Deshalb müssen wir fordern, daß der Reichseisenbahngedanke nicht vom Reichseisenbahnamt selbst tot geschlagen wird. Zum nindesten ist eine Betriebsmittelgemeinschaft zu schaffen, in der alle Staaten gleichberechtigt sind. Durch Preußen ist Hessen in die Schulvenwirtschaft hineingedrängt worden, um den Durchjangsverkehr auf den hessischen Streklen leistungsfähig zu erhalten. Abg. Schwabach(Ntl.): Die Existenzfähigkeit des Reichseisenbahnamts ist in den letzten Jahren wiederholt erörtert worden. Die Machtbefugnisse, die auch wir wünschen, hat das Amt leider nicht; trotz alledem aber hat es sehr erhebliche Aufgaben zu erfüllen. Bei der neuen Zollordnung wünschen wir, daß das Reichseisenbahnamt seinen ganzen Einfluß aufbietet, um einzelne Unstimmigkeiten, die sich für die Beamten daraus ergeben, zu beseitigen. Wir vergissen ferner noch eine Vorlage über die Haftung der Eisenbahnen für ihre Beamten. Wie schon früher, so verlangen wir auch diesmal in Form einer Resolution die reichsgesetzliche Rege. ung der Dienst= und Ruhezeit der Eisenbahn. beamten. Wir hoffen, daß die preußisch=bessische Eisenbahngemeinschaft, die nicht so schlecht ist, wie Herr Ulrich sie darstellte, Schule machen wird. Abg. Schirmer(Ztr.): Die Selbständigkeit der einzelnen Bundesstaaten kommt hier in Frage. Bayern will nicht sein Reservatrecht für die Eisenbahn aufgeben. Eine übermäßige Zentralisierung können wir nicht als von großem Nutzen betrachten. Die Dienst= und Ruhczeit wollten auch wir zur Sprache bringen, aber erst bei dem Etat des Reichstanzlers Auch die Urlau###vorschriften bedürfen einer einheitlichen Regelung. Wir schließen uns der Resolution der Nationalliberalen an. Der frankentransport auf den Eisenbahnen ist reformbedürftig. Es müssen hierfür eigene Abteile zur Verfügung gestellt werden. Abg. Dr. Haas=Baden(Fortschr.): Das Reichseisenbahnamt sollte eine Instanz zur Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnnetzes sein. Wenn auch manches besser geworden sein mag, so besteht doch noch immer ein gewisser Fehdezustand zwischen den einzelnen Staatsbahnbetrieben. Unter den deutschen Eisenbahnverwaltungen dürfte überhaupt ein Konkurrenzkampf nicht geführt werden.(Sehr richtia! Alle Verwaltungen bchen dazin aslünhiat. gabe des Reichseisendahnamtes sonle es sein, gegen einen solchen Zustand Front zu machen. Wir in Baden sind mit der Betriebsmittelgemeinschaft zufrieden. Besonders der Staatsbohnwagenverband hat sich vortrefflich bewährt. Die erste, wie auch die vierte Wagenklasse müssen verschwinden. Alles drängt auf das Zweiklasseniystem hin. Die erste Klasse ist ganz besonders iberflüssig. Da fahren ja fast nur Leute mit Freidillets. Die Betriebsmittelgemeinschaft würde dadurch wesentlich gefördert werden. Schwierigkeiten gegen diese Vereinheitlichung liegen in dem undesstaatlichen Budgetrecht. Kein Bundesstaat wird leicht auf das Seinige verzichten wollen. Im Interesse der Betriebssicherheit muß den Beamten eine genügende Ruhezeit gewährt werden. Dem Lokomotivpersonal gegenüber, das großen Gefahren hinsichtlich seiner Nerven unterworfen ist, ist die Reform der Urlaubsbestimmungen gevadezu eine Frage der Menschenpflicht. Das Beispiel der weiz sollte für uns ausschlaggebend sein. Wagenmangels und eine Ermäßigung der Gütertarife. Schluß gegen 5 Uhr. Mittwoch 11 Uhr: Fortsetzung. bechtlstge ed ue Beheche eseche Seshechce der eans hch i e Tätigkeit mehr nach innen geht. als daß sie nach außen hin sich bemerkbar machte. Wäre das Amt nicht vorhanden, so wäre die jetzt bestehende Einheitlichkeit nicht erzielt worden. Außerdem ist zu bedenken, daß immer noth mehr als 90 PrivatEisenbahnverwaltungen— von den Kleinbahnen ganz abgesehen— in Deutschland bestehen., die ein zroßes Eisenbahnnetz besitzen. Zur Vereinheitlichung des internationalen Personen= und Gepäckverkehrs, owie über die Erleichterung der Zollabfertigung sind Vorbereitungen im Gange. Ein Bedürfnis zur gesetzlichen Regelung der Dienst= und Ruhezeit der Eisenbahnbeamten liegt nicht vor. Dies würde weder im Interesse der Betriebssicherheit liegen, noch im Interesse der beteiligten Personen. Die Angaben der Beamten über die angeblich übermäßige Dienstbelastung sind mit Vorsicht aufzunehmen. Lange Dienstschichten sind stets verbunden mit leichter Dienstverrichtung. Außerdem zeigt die Statistik, daß die Betriebsunfälle durchweg in den ersten Dienststunden gelegen haben, also nicht auf Ueberanstrengung zurückzuführen sind. Die Schweiz bat die Dienst= und Ruhezeit gesetzlich geregelt, dabei sind die dortigen Betriebsunfälle nicht eingeschränkt, sondern sehr erheblich vermehrt worden. Das Reichseisenbahnamt hat sein Augenmerk besonders zu richten auf die Interessen der Landesverteidigung und des allgemeinen Verkehrs. Wer eine volle Vereinheitlichung der Bahnen haben will. muß auf den früheren Plan des Fürsten Bismarck zurückgreifen und die Bahnen auf das Reich übertragen wollen. Weshalb diese Lösung gegenwärtig absolut unmöglich sein sollte, ist nicht einzusehen. (Hört, hört!). Jetzt würde die Uebertragung der Bahnen auf das Reich ebensogut möglich sein, wie in den 70er Jahren. Die Resolutionen über die Dienst= und Ruhezeit bitte ich abzulebnen. Abg. Behrens(Wirtsch. Vag.): Eine Beaufsichtigung des Lokomotivpersonals, wie es bei den Hofzügen der Fall ist, sollte wegfallen. Die Elektrisierung der Staatsbahnen darf nicht weiter geführt werden, als es im Interesse der Landesverteidigung vereinbar ist. Außerdem ist dabei zu erwägen, ob das Verbot des Streikrechts auch auf die Betriebe auszudehnen ist, die Kraft und Licht für die Staatsbetriebe liefern. Ueber diese Frage muß zunächst volle Klarheit geschaffen werden. Darauf wird die Weiterberatung auf Mittwoch 1 Uhr vertagt. Außerdem Justizetat. Schluß 6¼ Uhr. — Preußischer Landtag. Das Abgeordnetenhaus setzte am Dienstag nach fast dreiwöchiger Österpause die Etatsberatung fort. Als der Präsident die Sitzung eröffnete, blickte die warme Frühlingssonne aufmunternd u. freundlich in den Sitzungssaal hinein, in dem sich bald eine lebhafte Debatte über den Eisenbahnetat entspann. Auch die Stimmung der Abgeordneten wurde sonnig und freundlich, als Abg. Graf v. d. Gröben(ks.) mitteilte, daß das Ergebnis der Eisenbahnen sehr günstig sei. Die Unfallstatistik ergebe eine Abnahme der Eisenbahnunfälle. Die Betriebssicherheit beruhe in erster Linie auf dem großen Verantwortungsgefühl der Beamten. Eine Ausdehnung der Eisenbahngemeinschaft sei nicht erwünscht. Eisenbahnminister Breitenbach hob hervor, daß sich die Steigerung der Einnahmen im Jahre 1911 auf 164 Millionen Mark gegenüber dem Voranschlag belief. Der Ausgleichsfonds könne deshalb mit 160 Millionen Mark aufgefüllt werden. Das Personal sei wieder um 18 bis 19000 Köpfe vermehrt worden, um es vor Ueberanstrengung zu schützen, ebenso werde für eine Vermehrung des Wagenparks Sorge getragen. Ein Grund für Tarifermäßigungen liege nicht vor. Abg. Smed ding(Ztr.) sprach sich gegen eine allgemeine deutsche Betriebsgemeinschaft aus. Abg. Dr. Pach nicke(Vz.) wünschte endgiltige Abschaffung der Politische Uebersicht. Die Kaiserin wird bis zum 3. Mai in Bad Nauheim verbleiben und sich alsdann zu einer Nachkur nach Bad Homburg begeben, um nach dreiwöchigem Aufenthalt wieder nach Potsdam überzusiedeln, wohin dann auch der Kaiser zurückkehrt. Eine neue Verlobung im bayerischen Königshause. Prinz Franz von Bayern, Oberstleutnant und Kommandeur des 1. schweren Reiterregiments in München, der dritte Sohn des Thronfolgers Prinzen Ludwig, hat sich mit seiner Cousine, der Prinzessin Isabella von Croi, einer Schwester des Herzogs Karl von Croi. verlobt. Die Verlobung wurde am Montag abend in Wien im Palais des Erherzogs Friedrich von Oesterreich, des Oheims der Brautleute, verkündet. Die Mutter des Bräutigams. Prinzessin Ludwig von Bayern, ist eine Schwester des Erzherzogs Friedrich, dessen Gemahlin eine Schwester des verstorbenen Vaters der Braut ist. Der Bräutigam steht im 37., die Braut im 32. Lebensjahre. Der Reichskanzler in München. Der Umstand, daß der Reichskanzler zwar in Nauheim der Kaiserin seine Aufwartung machte, während seines sechsstündigen Aufenthalts in München auf der Rückreise von Korfu nach Berlin aber weder vom Prinzregenten empfangen wurde noch mit dem Ministerpräsidenten von Hertling eine Besprechung hatte, hat verschiedene Deutungen gefunden. Münchener Blätter behaupten, es sei beabsichtigt, den bayrischen Jesuitenerlaß auf sich beruhen zu lassen oder wenigstens um des lieben Friedens willen so zu behandeln, daß in absehbarer Zeit keine Entscheidung getroffen wird. Bei dieser Sachlage wäre es am ratsamsten erschienen, daß der Reichskanzler in München auf die Berührung mit den dortigen amtlichen Stellen verzichtete. Im bayerischen Landtag, der gleich dem Reichstag, dem preußischen, dem württembergischen Abgeordnetenhause usw. am Dienstag seine Beratungen wieder aufgenommen hat, befürchtet man eine Fortsetzung der Sturmsitzungen, da die Österpause keine Verständigung der gegnerischen Parteien herbeigeführt hat und namentlich auch die parlamentarische und gesellschaftliche Boykotterklärung des Zentrumsabgeordneten Held durch die liberalen Parteien fortbesteht. Ueber die parlamentarische Behandlung der Wehrvorlagen wird der Reichskanzler mit den Führern der bürgerlichen Reichsparteien laut„Tägl. Rundsch.“ noch in dieser Woche Besprechungen haben, an denen auch die Leiter der beteiligten Ressorts teilnehmen werden. Der Zweck der Besprechungen ist vornehmlich, dem Auslande gegenüber eine einheitliche Stellungnahme des deutschen Bürgertums in nationalen Wehrfragen zu bekunden. Immer noch Noeren. Der Provinzialausschuß der rheinischen Zentrumspartei hat zum Fall Noeren eine Entschließung angenommen, in der es nach der„Köln. Volksztg.“ heißt:„Bei aller Anerkennung der großen Verdienste, welche Herr Geheimrat Noeren in vieljähriger Tätigkeit sich im öffentlichen Leben erworben hat, betrachtet der Provinzialausschuß diese Schritte(Austritt aus der Partei und Fraktion und Mandatsniederlegung) als die notwendige Konsequenz aus der gegensätzlichen Stellung Noerens zu den Zentrumsfraktionen in der Frage nach dem Charakter des Zentrums. In dieser Frage steht der Provinzialausschuß nach wie vor völlig auf dem Boden der von dem verstärkten Landesausschuß der preußischen Zentrumspartei am 28. November 1909 gefaßten Entschließung und tritt im einzelnen der Erklärung des Beirats vom 1. April 1912 bei.“ Der Vorstand des Alldeutschen Verbandes bezeichnete in seiner soeben in Hannover abgehalte, nen Sitzung die Wehrvorlagen der Regierung als unzureichend. Es sei daher die vaterländische Pflicht des Verbandes, auf die öffentliche Meinung einzuwirken, damit eine Erweiterung bei der Wehrvorlage aus dem Volke heraus verlangt wird. Finanzielle oder parlamentarische Rücksichten dürsen die Regierung nicht verhindern, solchem Verlangen nachzukommen, denn das deutsche Volk wird, ohne Zweifel bereit sein, bei dem Ernste der Weltlage entsprechende Aufwendungen für die Größe und Sicherheit des Vaterlandes zu machen.— Es ist unwahrscheinlich, daß diesem Verlangen des, Verbandes von der Regierung oder vom Reichstage entsprochen werden wird. Ob die andere Erklätung des Vorstandes der Alldeutschen, daß die „leichtfertige und unfähige" auswärtige Politik der deutschen Regierung das Marokkoprotektorat Frankreichs verschuldet habe und daß an der Förderung eines deutschen Westmarokko festgehalten werden müsse, irgendwelche politische Folgen nach sich ziehen wird, ist gleichfalls zweifelhaft. Geht Herr v. Kiderlen=Wächter, so liegt der Grund seines Scheidens nicht in einer unzulänglichen Vertretung der deutschen Interessen bei den Maroktoverhandlungen mit Frankreich. Eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes. Unter dem Vorsitz des Generals der Kavallerie von Bissing bildete sich ein Reichsverband zur Unterstützung bedürftiger Veteranen und deren Angehörigen. Wie wir hören sollen allein aus den Kriegen einschließlich 1870 bis 71, wodurch das deutsche Reich geschaffen wurde, noch 450 000 Veteranen vorhanden sein, wovon zwei Fünftel aus öffentlichen Mitteln vor großer Not bewahrt werden. Der Verband wendet sich in einem besonderen Aufruf an das deutsche. Volk und erstattete dem deutschen Kaiser von der Errichtung des Verbandes Meldung. Die Lehrzeit im Handwerk. Die Handwerkskammer in Cassel hatte empfohlen, die Lehrzeit der Lehrlinge, die bei dem Meister Kost und Logis erhalten, auf drei Jahre sechs Monate, für diejenigen, denen Kost und Logis nicht gewährt wird, auf drei Jahre festzusetzen. Den außer Kost und Logis stehenden Lehrlingen sollen die Meister eine wöchentliche Vergütung von 1 M. im ersten, 2.50 im zweiten und 3.50 M. im driten Lehrjahre gewähren können. Der Handwerksausschuß der Zittauer Gewerbekammer mißbilligte den Vorschlag und erklärte, jedes Bestreben bekämpfen zu müssen, daß die vom erzieherischen Standpunkt wünschenswerte Möglichkeit, daß der Lehrling gleichzeitig in Kost und Wohnung genommen werde, erschwere. Gerade in unserer Zeit der Jugendfürsorge dürfe man keiner Beschränkung der alten guten Praxis Vorschub leisten. Frankreich. Ueber die Marokkoverhandlungen mit Spanien sagte der französische Ministerpräsident bei seiner Abfahrt aus Nizza nach den Enthüllungsfeierlichkeiten: Wir bewahren Spanien gegenüber alle nur notwendige Geduld und haben Zeit, das Ende der Verhandlungen abzuwarten. Wir wollen diese Zeit benutzen, um ganz allein unser Protektorat über Marokko auszubauen. So bestimmt wie hier hat noch kein französischer Regierungsvertreter erklärt, daß Frankreich entschlossen sei, unbekümmert um Spanien, das Protektorat nicht bloß in militärischer Beziehung durchzuführen, sondern auch den Bau der Eisenbahn Tanger—Fez ohne Spaniens Mitwirkung in Angriff zu nehmen.— Die spanischen Blätter schlagen einen drohenden Ton gegen Frankreich an, dessen Marokkovorschläge sie für unannehmbar erklären. Sie beschuldigen die französische Regierung zudem, die im Rifgebiet ausgebrochenen Unruhen angestiftet und die Eingeborenen zur Erhebung gegen Spanien mit Geld bestochen zu haben. Meuterei an Bord eines französischen Schlachtschiffes. Ein grelles Licht auf die Disziplin in der französischen Kriegsmarine wirft wieder einmal folgender Vorfall, der aus Brest, gemeldet wird: Unter der Mannschaft des Panzerschlachtschiffes„Saint=Louis“ brach gestern während der Arbeit eine offene Meuterei aus. Eine Anzahl Mannschaften verweigerte dem Kommandanten den Gehorsam und legte die Arbeit nieder mit der Begründung, daß die ihnen zugemutete Arbeits Seite 2. zeit zu austrengend wäre. Die Revolto richtete sich hauptsächlich gegen den zweiten Offizier des Schiffes, den Fregattenkapitän Wolf, der wegen seiner Strenge bei der Mannschaft verhaßt ist. Am Ausschreitungen der Meuterer zu vermeiden, sah sich der Kommandant des Panzers, Fouet, gezwungen, vorerst nachzugeben und die Einstellung der Arbeit anzuordnen. Fouet erstattete sofort dem Marineminister Delcassee Bericht. Die Schuldigen sehen einer strengen Bestrafung entgegen. England. Die Homerulevill. Die Debatte über die Homerutebill wurde gestern durch Balfour weiter geführt, der über die Bestimmungen der Vorlage für die Suprematie der Reichsregierung spottet. Asquith habe die Bill als den Beginn eines allgemeinen Bundessystems bezeichnet. Jeder Artikel des Gesetzes müsse nicht allein inbezug auf Irland. sondern auch inbezug auf England, Schottland und Wales betrachtet werden. Der Gesetzentwurf sei vom förderativen Standpunkt aus unsymetrisch und der britischen Politik durchaus unwürdig. Balfour tadelte dann die Regelung der finanziellen Frage durch den Entwurf und die Vollmacht, dir der irischen Regierung über die Zölle gegeben werden solle, das würde später zu Zollgrenzen zwischen England und Irland führen. Türkei. Die Thronrede, mit der das Parlament eröffnet wird, wird bereits vorbereitet. Sie soll einen auf den Krieg bezüglichen Passus enthalten. Auch wird von der Regierung in der Kammer eine längere Erklärung über die auswärtige Politik abgegeben. Bis jetzt sind 126 Deputierte definitiv gewählt, von denen 110 der Komiteepartei und 4 der Opposition angehören. Unter den Deputierten des Komitees befinden sich 7 Araber, 4 Griechen, 2 Armenier und je ein Bulgare, Serbe und Israelit. Persien. Salar ed Daulehs Vorgehen in Persien. Salar ed Dauleh besetzte mit 8000 Reitern Sendjan. In Täbris herrscht infolge der Ernennung des Sepehdars zum Generalgouverneur große Erregung. Es finden Versammlungen der Geistlichkeit und der Kaufmannschaft statt, in denen die Wiedereinsetzung Schudscha ed Dauleh verlangt wird. Letzterer ergriff Maßnahmen zur Vorbeugung von Unruhen.— Salar ed Dauleh hat die Vorschläge, die ihm von dem britischen und dem russischen Konsul in Kermanschah gemacht wurden, zurückgewirten. Er nennt sich„Führer der Moslems“ und erhebt Anspruch auf den persischen Thron. Er hat sich nach Harunabad im Bezirk Kahur begeben und hofft, die persischen Stämme für sich zu gewinnen. Die persische Regierung traf augenblicklich energische Gegenmaßregeln. Prinz Firman Firma dringt mit persischen Kosaken und einer Abteilung Kavallerie von Kaswin gegen Hamadan ror, wo tausend Mann zu ihm stoßen sollen. Eine ansehnliche Truppe Bachtiaren hat Ziujan besetzt, eine andere Truppe ist gegen Aragh vorgegangen, so daß im entscheidenden Moment eine Konzentration von drei Punkten aus stattfinden kann.— Der neue britische Gesandte Sir Balter Towley ist vorgestern in Enseli eingetroffen. Vereinigte Staaten. Scharse Drohung an Mexiko. Die Regierung von Nordamerika teilte Mexiko mit, sie mache die mexitanische Regierung und das Volk haftbar für jede böswillige oder rechtswidrige Handlung, wodurch Leben und Eigentum und die Interessen der Ameritaner vernichtet, geschädigt und gefährdet würden. Eine ähnliche Note wurde an den Führer der Aufständischen, General Crocko, geschickt. Die amerikanische Note an die Vereinigten Staaten von Mexiko, die schärfste, die je an Mexiko gerichtet wurde, hebt hervor, daß die Fortdauer gesetzwidriger Handlungen zu Schwierigkeiten führen würde, die alle wahrhaften mexikanischen Patrioten ebenso zu vermeiden wünschen müßten wie Amerika. China. Standrecht in Nanking. Die„Times“ melden aus Nanking: Nanking ist jetzt vollständig ruhig; es herrscht strenges Standrecht. Bei der Nieder= wersung der Meuterer am Donnerstag sind 200 bis 300 Personen getötet worden. Alle Regierungszentralen haben ihre Geschäfte eingestellt. Mehrere Minister lehnten die ihnen angebotenen Portefeuilles ab. Die republikanischen Mitglieder der Regierung zeigen wenig Neigung. sich nach Peking zu begeben. An der Pukaubahn stehen gegenwärtig 20 000 Mann und 30000 Mann in Nanking, abgesehen von den Truppen im Yangtsetal und von 18000 Mann in Shanghai. Die Lage gilt allgemein als außerordentlich unbefriedigend; eine schleunige Lösung ist nicht wahrscheinlich. Eine Hauptschwierigkeit liegt in der Unmöglichkeit, die Truppen des Südens anders als auf der Eisenbahn in Bewegung zu setzen, weil es an Transportmitteln fehlt. Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreioblatt.) Mittwoch, der 17. April 1912. Das Massengrat im Bzean. Nr. 90. Der untergegangene Dampfer„Titanic: Aus Stadt und Umgebung. ** Schwerte, 17. April. **(Die zunehmenden Tage.) Nun kommt bald wieder jene Zeit, in der das Abendbrot noch vor dem Anzünden der Lampe verzehrt werden kann. Denn am 18. dieses Monats geht die Sonne um 5 Uhr auf. aber erst um 7 Uhr unter. Die Tageslänge, die vor vier Wochen noch kaum 12 Stunden betragen hat, hat jetzt schon einen Umfang von nahezu 14 Stunden, da mit jedem Tage knapp 4 Minuten gewonnen werden. Diese rasche Zunahme setzt sich nun freilich nicht mehr lange so fort, obwohl gerade zum Pfingstfest(von dem uns heute noch 39 Tage trennen) die Tageslänge sogar 16 Das bisher größte Schiffsunglück, der mit einer Brandkatastrophe verbundene Untergang des amerikanischen Vergnügungsdampfers„General Slocum", der 1100 Mann das Leben kostete, ist durch die schreckensvolle Katastrophe des Riesendampfers„Titanic“ überholt worden. Von den 2358 Personen, die sich an Bord des schwimmenden Prachthotels befanden, konnten nur 675 von dem Dampfer„Karpathia“ gerettet werden. So folgenschwer hatte man sich das Unglück nicht vorgestellt, da das Meer verhältnismäßig ruhig war, sodaß die Boote in aller Ruhe ausgesetzt werden konnten. Leider sind aber die Rettungsboote zu spät hinabgelassen worden, da man der festen Ueberzeugung war, die„Titanic“ sei ein unsinkbares Schiff. Als dann das Schiff plötzlich und schnell zu sinken begann, verloren die Passagiere den Kopf und wurden mit hinab auf den kühlen Meeresgrund gezogen. Es spielten sich schreckliche und erschütternde Szenen an Bord ab, einen Augenblick nur, dann schwammen nur noch Boote und Trümmer auf der Meeresoberfläche. Die Rettungsdampfer sahen denn auch von dem stolzen Riesenschiff nichts mehr und mußten sich damit begnügen, die Insassen der Rettungsboote an Bord zu nehmen. Im ganzen wurden 675 Gerettete gezählt, die meisten davon waren Frauen und Kinder und Passagiere 1. Klasse. Als die Ueberlebenden an Land gesetzt wurden, spielten sich herzzerreißende Szenen ab. Tausende von Angehörigen waren im Hafen versammelt, um ihre Lieben zu erwarten. Doch für die meisten gab es kein Wiedersehen. Die meisten Ertrunkenen waren Amerikaner; in vielen Städten wurde zum Zeichen der Trauer das Sternenbanner auf Halbmast gesetzt. Die Totenliste weist auch mehrere Millionäre auf. Oberst Astor vertrat 600 Millionen Mark, Isidor Straus 200 Millionen, Georg de Widener 200 Millionen, B. Guggenheim 380 Millionen, Washington Roebling 100 Millionen Mark. Mit dem Riesenschiff, das allein einen Wert von 30 Millionen Mark hatte, sind ungeheure Millionenwerte auf den Meeresgrund gesunken, da sich u. a. 50 000 Sack Kaffee und ebensoviel Kisten Tee an Bord befanden, außerdem Diamanten und Edelsteine im Werte von über 100 Millionen Mark. Eine Amerikanerin hatte ein Geschmeide im Werte von über 3 Millionen Mark bei sich. Ein großer Teil des Schadens wird durch Versicherung gedeckt; eine Reihe Versicherungsgesellschaften und Lebensversicherungen dürften infolge der Massenauszahlungen in Schwierigkeiten geraten. Das tief beklagenswerte Ende der Jungfernreise der„Titanic“ steht im grellen Widerspruch zu der fröhlichen Ausfahrt aus Southampton, bei der an Deck Damen auf Kamelen ritten und auf einer Seite ein Radrennen stattfand, während auf dem Tennisplatz hitzige Wettspiele ausgefochten wurden. Die erste Fahrt der„Titanic“ gestaltete sich dann zu einer Rekordfahrt, die, wenn sie glücklich vollendet worden wäre, alle bisherigen Rekorde gebrochen hätte. Der Kapitän des Unglückschiffes, Smith, hatte seinerzeit das Schwesterschiff„Olympic“ befehligt, als es mit dem Kreuzer„Hawke“ kollidierte, und wollte sich nun rehabilitieren. Deshalb fuhr die„Titanic“ auch in der Gefahrzone der in diesem Jahre ungewöhnlich zahlreichen, schwimenden Eisberge mit allem Aufwand ihrer Kräfte in die dunkle Nacht hinein, bis ein Eisbergungeheuer ihrer Hetzjagd ein niederschmetterndes Ende bereitete. Der Eisberg, mit dem der Zusammenstoß erfolgte, soll eine Länge von 115 Kilometer gehabt haben bei einer Breite von 60 Kilometer. Die große Anzahl der Toten findet weiter darin ihre Erklärung, daß infolge des heftigen Wellenganges und Strudels, den das Versinken des Riesenschiffes im Gefolge hatte, viele Rettungsboote umgeschlagen sind, darunter ein Boot, in dem sich der 600fache Millionär Oberst Astor, der berühmte Friedensschriftsteller William T. Stead und der Adjutant des Präsidenten Taft, Major Butt, befanden. Große Besorgnis herrscht über das Schicksal einer Reihe Aufkäufer von großen deutschen Geschäftshäusern. Der Kapitän Smith ist durch den Tod der Verantwortung entzogen worden. Der Präsident der White Star Linie, der die erste Fahrt der„Titanic mitmachte, befindet sich unter den Geretteten. In allen Parlamenten, die augenblicklich tagen, wurden Beileidskundgebungen aus Anlaß der gewaltigen Katastrophe veranstaltet. Sowohl am englischen Hofe wie im Weißen Hause in Washington sind von allen Seiten herzliche Beileidsdepeschen eingegangen, eine der ersten war die des deutschen Kaisers.— Deutsche Dampfer waren auf die Hilferufe der„Titanic“ an die Unglücksstätte geeilt, konnten allerdings nicht mehr viel ausrichten, da das Sinken des Schiffskolosses zu rasch erfolgt war. Ebenso werden deutsche Versicherungsgesellschaften von dem Unglück mitbetroffen, da sie insgesamt die Summe von 1,5 Millionen Mark zu tragen haben. Die amerikanische Presse hatte ihre Leser von Anfang an über das Unglück ganz unrichtig unterrichtet, sodaß, als sich die Hiobspost nicht länger hinausschieben ließ, in den Straßen von Neuyork eine offene Revolution ausbrach. Außer den 675 Geretteten an Bord der„Karpathia“ haben sich noch etwa 200 Schiffbrüchige eingefunden, so daß immerhin mehr als 1300 Tote auf dem Meeresgrunde ruhen. Für die Ankunft der„Titanic“ in Neuyork waren große Feierlichkeiten vorgesehen. Nun erschallt dort laute Totenklage. Das titanische Wrak der englischen Ingenieurkunst liegt, ein gewaltiges, grausiges Massengrab, mit ungezählten Schätzen auf dem Meeresgrunde, an das die Seeleute, die darüber hinwegfahren, mit Bangen und tiefer Wehmut denken. Deutsche Opser der Katastrophe. Berlin, 16. April. Auf dem untergegangenen Dampfer„Titanic“ befanden sich, soweit das Berliner Bureau der White Star=Linie feststellen konnte, unter anderen folgende Kajütpassagiere mit deutschem Namen: H. J. Baumann, Frau A. Flegenheim, G. Goldschmidt, B. Guggenheim, Gräfin Rothes. Adolf Saalfeld, H. Schubert, Oberst A. Simonius, Dr. Max Stabelin, Baron von Drachstedt, Fräulein Anni Funk, H. Hoffmann und zwei Kinder, Fräulein Lehmann, Dr. Ernst Moraweck, A. Meyer, Leopold Weiß, Mathilde Weiß, Werner, Singer, Wolff. Deutsch, Familie Wiedener, Henry Blanck, Robert Daniel, Karoline Endres, Georg Harder mit Frau, Hermann Klaber, M. Loring,, Edgar I. Meyer mit Frau, Washington Roebling, A. J. Salomon, Max Stehli mit Frau, H. Stengel mit Frau, Georg Wiek mit Frau. London, 16. April. In der hier vorliegenden Passagierliste befinden sich u. a. folgende deutsche Namen: Werner, Deutsch, Singer, Wolf. Unter den Zwischendeckpassagieren sollen sich etwa 20 Deutsche und Oesterreicher befunden haben. In der 1. und 2. Klasse fuhren holländische Diamantenhändler, die Schmucksachen im Werte von über 5 Millionen Franks mit sich führten. Aus der 1. Klasse werden folgende Passagiere mit deutschem Namen als gerettet bezeichnet: E. Brandeis, K. Behr, Herr und Frau Heinrich Frauenthal und noch ein Herr Frauenthal, Fräulein Margarete Fröhlicher, Herr E. L. Oldenburg, Jakob Birnbaum, Gretchen Langley, Fräul. Rosenbaum, Herr und Frau M. Rothschild, Herr und Frau Isidor Strauß, Herr und Frau Taussig und deren Tochter Ruth, die Familie Widener. Die Geretteten. — London, 17. April. Aus Neuyork wird gemeldet, daß der Dampfer„Karpathia“ mit 800 Geretteten an Bord sich auf dem Wege nach Neuyork befindet. Der Dampfer ist noch im Gebiet der Eisberge und kommt nur langsam vorwärts. Stunden betragen wird, um dann noch bis Johanni um eine halbe Stunde anzuwachsen. **(Die Hoffnungen auf eine gute Heidelbeerernte) in den Waldungen des Sauerlandes sind fast ganz zerstört. Die im März herrschende milde Witterung hatte die Heidelbeersträucher frühzeitig zum Blühen gebracht und zwar so zahlreich, daß eine vorzügliche Ernte zu erwarten war. Nunmehr hat die neuerlich eingetretene Schnee= und Frost. gebode ale Hostnungen gestont, de Bülben donte die Fruchtansätze sind erfroren und fallen ab. Es ist dies sehr zu bedauern, da wir auch in den letzten Jahren keine gute Ernte zu verzeichnen hatten. *e(Preisausschreiben für ein westfälisches Bismarcklied. Der westfälische Bismarckbund erläßt ein Preisausschreiben zur Erlangung eines neuen Bismarckliedes, das vornehmlich bei dem alljährlich auf der Hohensyburg stattfindenden Bismarckfeste Verwendung finden soll. Die Bismarckseier auf Hohensyburg hat sich bekanntlich aus der Er innerungsseier an die große Westsalenfahrt zum Altreichskanzler nach Friedrichsruh entwickelt und vereint seitdem alljährlich Tausende westfälischer Manner und Frauen einmal im Jahre auf der sagenumwobenen Wittetindsveste. Das neue Lied soll nach Inhalt und Gedankengang diesem Feste sich anpassen und nach einer dekomnnten Melodie gesungen werden können. Für die beiden besten Lieder sind 200 Mark und 100 Mark ausgesetzt. *(Luftballonfahrten am Freischütz.) Für die Pfingsttage wird Herr Straetmanns dem hiesigen Publikum etwas ganz besonderes bieten, nämlich beide Tage Fesselballonfahrten unter Leitung des Luftschiffers Spiegel aus Chemnitz. Am Tage nach Pfingsten sollen auch Fernfahrten unternommen werden und werden Anmeldungen schon jetzt entgegen genommen. An allen Tagen finden außerdem große Konzerte des Trompeterkorps der 14. Husaren aus Kassel statt. **(Die Militärtanglichkeit) in Stadt und Land wird an folgenden Zahlen klar: Die Zahl der unbedingt Tauglichen nimmt v. Jahr zu Jahr ab. Sie hat betragen: im Jahrgang 1907: 54,9 v. H., 1908: 54,5, 1909: 53,6, 1910: 53,0 v. H. Diese Erscheinung ist begründet in der Zunahme der städtischen, industriellen Bevölkerung in Verbindung mit der Abwanderung vom flachen Lande. Die vor wiegend ländlichen Bezirke stellen ungleich mehr Taugliche als die überwiegend industriellen. So waren 1910 von je 100 endgiltig Abgefertigten tauglich: im Elsaß 66,7, in Ostpreußen 63.0, in Westpreußen 61,0, in Bayern 54,9, in Brandenburg einschließlich Groß=Berlin dagegen nur 42,1. Bezeichnet man, wie dies heute von den„Friedensfreunden" vielfach geschieht, die Dienstpflicht als „Blutsteuer“, so ergibt sich aus den angeführten Zahlen einwandfrei, daß die Blutsteuer in der Hauptsache von der Bevölkerung des flachen Landes und der kleinen Städte getragen wird. Eine andere Berechnungsweise führt zu dem gleichen Ergebnis. Beispielsweise stellten im Jahre 1909 Brandenburg, einschließlich von Berlin, jeden 178. Mann, Ostpreußen, Westpreußen und Pommern schon jeden 70. Mann ins Feld. **(Westfälische Kreditanstalt.) In einer gestern in Dortmund abgehaltenen Generalversammlung wurden Geschäftsbericht und Bilanz per 31. Dezember 1911 genehmigt und dem Liquidater und Aufsichtsrat die Entlastung erteilt. Der Gesamtverlust beträgt 1044300 Mark, darunter befindet sich Verlust auf Immobilien 5988 Mark. Der übrige Verlust ergibt sich in erster Linie aus der Geschäftsverbindung mit dem früheren Prokuristen des Märkischen Bankvereins zu Gevelsberg, von der Heyde jun., in Höhe von wahrscheinlich 450000 Mark, das sind 43 Prozent des Gesamtverlustes, ferner aus der Inanspruchnahme der Bankmittel durch den persönlich haftenden Gesellschafter van Erkelens u. den fehlgeschlagenen Ultimogeschäften in Höhe von ungefähr 160000 Mark, das sind 15 Prozent des Gesamtverlustes, schließlich aus der Einbuße im Kontokorrentgeschäft im Betrage von etwa 200 000 Mark, der durch Geschäftsverbindung des Schwerter Geschäftes und der Kamener Filiale veranlaßt wurde. In der sogenannten Verwertungsbilanz, die mit 303383 Mark abschließt, werden u. a. aufgeführt: Wechsel mit 15530 Mark. Debitoren mit 130 437 Mark, Immobilien mit 20000 Mark und Bankguthaben mit 127680 Mark. Demgegenüber stehen u. a. Kreditoren mit 219 580 Mark. Scheckgläubiger und Depositen mit 61 023 Mark. Die Auszahlung der restlichen 50 Prozent an die Gläubiger erfolgt voraussichtlich im Oktober dieses Jahres. **(Progymnasium.) Vorgestern wurden durch Prüfung 50 neue Schüler in Sexta aufgenommen und zwei in Untertertia. Die Gesamtzahl der Schüler beträgt nunmehr 210, während bisher die höchste Schülerzahl 196 war. In das Lehrerkollegium sind zu Ostern eingetreten die Herren Oberlehrer Blauth vom Realgymnasium in Sulzbach und Kandidat Deppermann vom Realgymnasium zu Dortmund. **(Arends'scher Stenographen=Verein.) Der Verein hielt gestern abend in seinem Vereinslokal„Zum Sängerheim“ eine sehr gut besuchte Generalversammlung ab. Es wurde beschlossen, am 2. Juni einen Tagesausflug zu machen und zwar über Herdecke, Wetter nach Volmarstein. Zum Unterrichtskursus hatten sich eine Anzahl Teilnehmer eingesunden. Der Beginn des Kursus ist für Mittwoch, den 24. April festgesetzt und werden dis da hin noch weitere Anmeldungen im Vereinslokale sowie bei den Mitgliedern entgegen genommen. (Landwirtschaftlicher Kreisverein.) Das diesjährige Herbstfest des landwirtschaftlichen Kreisvereins Hörde findet am 21. und 22. September am Freischütz statt. Mit dem Fest ist bekanntlich auch eine Ausstellung von Tieren, landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Maschinen etc. verbunden. *“(Bürgersteiganlage.) An dem Neubau der Herren Küster und Böhmer, welcher allmählich seiner Vollendung entgegengeht, in einigen Wochen bezogen wird und eine Ziede unserer Stadt bildet, wird augenblicklich durch die Baufirma Stelbrink und Frage am Nordwall und Haselackstraße ein Plattentrottoir verlegt. Letztgenannte Straße wird gleichzeitig durch Entfernung der obensten Schicht der Decke den jetzigen Niveauverhältnissen angepaßt. *(Wasserversorgung.) Der„Freischütz“. der im vorigen Sommer anläßlich der großen Dürre sehr unter Wassernot zu leiden hatte, ist jetzt auch an das Kreiswasserwerk angeschlossen worden. Die Nr. 90. 1. Beilage. Schilert.. D 3• Mittwoch, 17. April 1912. Italienisch=türkischer Krieg. Die Landung der Italiener bei Sidi Said. Der sehr starte Eindruck, den die Landung der Division Garioni in Sidi Said, wenige Kilometer von der tunesisch=tripolitanischen Küste, gemacht hat, nicht nur in Rom, sondern in ganz Italien, ist aus der militärischen Aktion allein ebensowe nig zu erklären, als aus der Ueberraschung dar über, daß es gelungen ist, eine ganze Division unbemerkt zusammenzustellen(unter dem Vorwand des Ersatzes für die heimkehrenden Reservisten) und nach dem westlichsten Punkte der tripolitanischen Küste zu entsenden. Der wahre Grund des großen Eindrucks dieser letzten Aktion ist vielmehr, daß sie als eine Erleichterung für das ganze italienische Nervensystem empfunden wird. Die Italiener darüber kann kein Zweifel bestehen, wünschen, daß dieser Krieg für sie mit einem vollen Ersolge all ihrer Ziele und Absichten ende. Deshalb wollen sie keine Transattionen, keine Pressionen fremder Mächte, keine halben Lösungen. Sie sind heute noch mit derselben Begeisterung bei der Sache wie am 29. September vorigen Jahres, und wer das Gegenteil behauptet, der täuscht entweder sich oder andere. Deshalb ging den Italienern die lange Untätigkeit von Heer und Flotte in ungewöhn lichem Maße auf die Nerven und deshalb wird die Aktion von Sidi Said als eine Befreiung begrüßt Es kommt aber nun für die weitere Folge sehr darauf an, was aus dieser begonnenen Aktion wird, ob sie eine Episode oder einen Wendepunkt darstellt. Als eine Episode wäre sie zu betrachten, wenn sich General Caneva mit der Festsetzung der Division Garioni an diesem Puntte oder etwa mit der Unterbindung des über die Grenze getriebenen tunesischen Schmuggels begnügen sollte. Als ein Wendepunkt hingegen könnte der 10. April gelten, wenn man nun die Kriegsführung energisch wieder aufnehmen wollte und wenn man den Landungs punkt absichtlich so gewählt hat, um damit die ganze Westküste von der tunesischen Grenze bis Tripolis in die Hand der Italiener zu bringen. Es handelt sich dabei um den Besitz von Zuara und Zanzia, den beiden Küstenstädten, die Italien schon im Dezember und Januar von der Seeseite aus einzunehmen suchte, wobei aber die Versuche zurückgewiesen wurden. Jetzt hält man Sidi Said und Bukeme und könnte daher einen konzentrierten Angriff von Westen und Osten her auf Zuara und Zanzia versuchen, den die Schiffsartillerie wirk sam zu unterstützen vermöchte. Man ist sich italie nischerseits durchaus bewußt, daß das Unternehmen kein leichtes ist. Man ist sich aber weit weniger bemußt, daß es auch im Falle des Gelingens kein endgültiges ist, denn eine wirkliche Entscheidung kann in Tripolitanien nur am Fuße des Gharian fallen. Immerhin würde die öffentliche Meinung Italiens die Einnahme von Zuara und Zanzia als einen Wendepunkt ansehen, und für die Regierung wäre das ein großer Erfolg und eine große Erleichterung. ben. Diesem Namen haben auch die späteren 16er in allen Kriegen, an denen sie teilnahmen. Ehre gemacht, und auch heute noch bezeichnet sich jeder zeitige wie gewesene 16er gern als Hacketäuer. Ein enges Band umschlingt die in vielen Städten und Ortschaften entstandenen Vereine und Vereinigungen unter sich, wie auch mit dem Regiment. Wahre Kameradschaft hat dahin geführt, daß in den letz ten Jahren regelmäßig Regimentsappelle abgehal ten werden konnten, und sie hat auch im vergange nen Jahre einen größeren Zusammenschluß in der „Kameradschaftlichen Vereinigung ehemaliger 16er Hacketäuer) für Rheinland und Westfalen“ gefun den. Praktische Bedeutung hat dieser Zusammen schluß schon dadurch erfahren, daß er eine Begtäbnisbeihülfekasse ins Leben rief, aus der den Hinterbliebenen verstorbener Kameraden, bei mäßigen Beiträgen, eine Beihülfe von 100 Mark gewährt wird. Weitere Wohlfahrtseinrichtungen sol len im Laufe der Zeit geschaffen werden. Der Gesamtvereinigung sind bis jetzt 39 Ver eine mit rund 2000 Kameraden beigetreten. Der zeitige Vorsitzende ist der Eisenbahn=Obersekretär und Stadtverordnete Wilhelm Hartmann in EssenRuhr, Die angeschlossenen Vereine haben ihren Sitz in Schwerte Westhofen Annen. Aseln, Barmen, Bochum, Castrop, Köln, Krefeld, Derne, Elberfeld, Essen=Ruhr, Gelsenkirchen, Hasind an die Herren Direktoren der höheren Schul anstalten zu richten. Abgesehen von den Eisenbahnfahrkosten auf Schülerkarte stellen sich die Ko sten für die ganze Fahrt(ausschließlich Getränke) ab Bremen auf rund 36 Mark. Jungst=Beutschlal.. in der Schule. □∆ 75 7636 Dr.phil. J. Friedr Roth, nicht bestätigte Oberbörgermeister ven Zitau gen-Westf., Hamm=Westf., Hemer, Herne, Hoerde, Hombruch, Huckarde, Husen bei Courl, Iserlohn Kamen, Langenberg(Rheinld.), Lüdenscheid. Lü nen, Lütgendortmund, Marten, Methler, Reckling= hausen, Remscheid. Schwelm. Soest, Unna, Velbert, Wanne, Wattenscheid und Werdohl. Die Bildung weiterer Vereine ist bereits in Mülheim=Rhein und Witten erfolgt und sie ist in verschiedenen anderen Orten zu erwarten. Aber viele Kameraden stehen nach abseits, teils aus Unkenntnis, teils aus Lauheit. Zweck dieser Zeilen soll es nun sein, auch sie aufmerksam zu machen und sie in die Vereine u. damit in die Gesamtvereinigung hinein zu brin gen, sei es zu ihrem eigenen Wohle, sei es zum Wohle des Ganzen. Mit besonderem Interesse schauen alle Hacke täuer auf die im nächsten Jahre stattfindende Feier des 100jährigen Bestehens des Regiments. Die Vorbereitungen zu dieser großen Feier, bei der sich so viele Kameraden vielleicht zum letzten Male wiedersehen und so manche ernste und liebe Er innerungen wieder aufgeweckt werden nehmen ihren Anfang. Geplant ist u. a. auch die Ueberreichung eines Geschenks an das Regiment, zu dem die Geldsammlungen bereits begonnen haben. Vor aussichtlich wird das Geschenk in einem Kapital bestehen, aus dessen Zinsen der jeweilige Regi mentskommandeur sowohl aktive Mannschaften wie auch solche, die des Königs Rock bereits ausgezogen haben, in besonderen Fällen unterstützen kann. Zugverspätungen oder aus anderen Gründen ohne Schuld der Versender oder Begleiter verzögert wor den ist, sind mit den für Tiere freigegebenen Zügen, die die Sendungen den Bestimmungsstationen am schnellsten zuführen, ohne Berechnung des Frachtzuschlages weiter zu befördern. Zum Besprengen der Wagen und Tiere sind Wasser und bahneigene Geräte zur Verfügung zu stellen. Für Schweine in Ladungen sind auf Antrag möglichst nur Wagen mit Lattenwänden zu stellen. **(Ablauf der Notstandstarife.) Mit dem 30. April läuft der Notstandstarif für Düngemittel, der am 15. Dezember 1911 in Kraft trat, ab. Der Notstandstarif für Feld= und Gartenfrüchte, der ebenfalls am 15. Dezember 1911 in Kraft trat. läuft mit dem 31. Mai ab. Die Notstandstarife für Futtermittel. Streumittel und frische Kartoffeln gelten bis zum 30. Juni dieses Jahres. (Die diesjährige Studienreise westfälischer Landwirte.) Die Landwirtschaftskammer veran Aus Stadt und Umgebung. 100=Jahrfeier des Hacketauer=Regiments. Im Jahre 1813 wurde das nicht nur in Rheinland und Westfalen, sondern weit darüber hinaus rühmlichst bekannte Infanterie=Regiment Freiherr v. Sparr(3. Westf.) Nr. 16 gebildet. In den Freiheitskriegen waren es die damaligen 16er, die mit dem Rufe„Hacketau, Brauer, et gäiht fügt Vaterland" tapfer mit dem Kolben dreinschlugen und sich die Bezeichnung„Hacketäuer“ erwar(Fürsorge für Viehsendungen im Sommer.) Da der außergewöhnlich heiße Sommer des ver flossenen Jahres wiederholt einen ungünstigen Ein fluß auf das mit der Eisenbahn beförderte Vieh ausgeübt hat, sind die Eisenbahndienststellen zur Abwendung solcher Schäden während der Sommerzeit erneut auf die strengste Innehaltung der einschlägigen Bestimmungen hingewiesen. Vor allem haben sie zu enge Verladungen der Tiere zu verhindern, für pünktliche und schnelle Beförderung zu sorgen, längere Aufenthalte auf den Zugwechselstationen tunlichst zu vermeiden. Solche Viehsendungen, deren fahrplanmäßige Beförderung durch staltet in den Tagen vom 20. bis 25. Mai dieses Jahres eine Studienreise für westfälische Landwirte in Schweinezucht= und Mastbetriebe in den Provinzen Hannover, Sachsen und in dem Ham burger Staate. Die Gesamtkosten für die Reise an der sich bis zu dreißig Landwirte beteiligen können, stellen sich auf etwa 90 bis 100 Mark für jeden Teilnehmer. Anmeldungen zu der Reise, der eine Einschreibegebühr(für Trinkgelder usw.) von 5 Mark beizufügen ist, sind möglichst bald, spätestens aber bis zum 5. Mai, an die Geschäftsstelle der Landwirtschaftskammer für die Provinz Westsalen. Münster i. W., Schorlemerstraße 6, zu richten. Der Reiseplan ist von dort nach Fertigstellung zu beziehen. (Schülerfahrt zur Wasserkante.) In der Woche nach Pfingsten und zwar in den Tagen vom bis 31. Mai dieses Jahres veranstaltet der westfälische Provinz=Verband des Deutschen Flot tenvereins in Dortmund für die Schüler der höhe ren Schulanstalten der Provinz Westfalen eine Schülerfahrt nach Bremen, Bremerhaven=Helgoland=Wilhelmshaven, an welcher nur Schüler und die begleitenden Herren Lehrer teilnehmen können. Durch die Schülerfahrten wird der heranwachsenden Jugend Gelegenheit gegeben, die Einrichtungen unserer Kriegs= und Handelsflotte kennen zu lernen und so auch ihr Wissen zu erweitern. Die Besichtigungen finden unter sachverständiger Füh. rung statt. die Fahrt nach Helgoland erfolgt mit Sonderdampfer. Anmeldungen für die Teilnahme E#K Wonach soll man am Ende trachten? Die Welt erkennen und sie nicht verachten. Verworrene Tege. 15 Roman von H. Sturm. (Nachdruck verboten.) „Runzeln. Sie nur die Stirn nicht' gleich so, Gnädigste. Das steht Ihnen nicht. Außerdem gibts häßliche Falten mit der Zeit. So ein süßes junges sollte immer nur lachen und froh aussehen.“ war wohl am besten seine faden Schmeiche leien ganz zu ignorieren. Ich ging nur auf seine ersten Worte ein: „Es ist sehr häßlich, wie Sie von Gerda sprechen. Ich selbst habe den einzigen Wunsch, die Kleine so bald als möglich wieder hergestellt zu sehen. Ist die Erkältung auch an sich harmloser Natur— man kann doch nie wissen. Außerdem——“ „Ach tetetä!“ Dr. Hiller wirbelte mit seinem Stock in der Luft herum. Die blanken Tropfen fielen von den Zweigen über mich hin. Er merkte es nicht. Er fuhr fort: „Tun Sie nur nicht so. Wir sino ja unter uns. Sie müssen doch froh sein über die seltene Freiheit! Wissen ja auch, was damit anfangen, bummeln mal hübsch solo und warten der Dinge, die da kommen sollen. Gottlob, sämtlichen Drachen, alte wie junge, sind ja außer Schußweite.“ War es möglich, sprach er so von der Familie, an deren Tisch er täglich gegessen, die ihn mit aus gesuchter Liebenswürdigkeit behandelte?— Mein Gewissen regte sich etwas: Gewiß, ich hatte ein Gefühl der Erleichterung gebabt, als Frau von Rathen mit ihren Töchtern abfuhr und ich allein blieb,— aber doch nicht se, bo! „Schweigen Sie, kein Wort weiter: perrschn### meinen Begleiter an.„Ich will das nicht hören. „Ach so!“ Er sah mich von der Seite an.„Immer hübsch korrekt, immer hübsch vorsichtig. Das kann ja nichts schaden. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich mache Ihnen mein Kompliment Fräulein. Ihre Entrüstung klang wirklich echt. Also reden wir von etwas anderem, ganz wie Gnädigste befichlt.“ Mein einziger Wunsch war, er mochte endlich gehen und mich allein lassen. Aber unverdrossen schritt er neben mir witer, schwatzte so obenhin von allem Möglichen. In einer nachlässigen ironischen Art, rein äußerlich, ohne jede tiefere Anteilnahme. Ich ließ ihn reden, mochte er, wenn es ihm Spaß machte. Indes nach einiger Zeit wurde er auch still. ging weiter neben mir her, ganz stumm. Ich fühlte nur, wie er ab und zu so von unten herauf in mein Gesicht sah, mich beobachtete mit einem Ausdruck, der mir das Blut in die Wangen trieb. Oder kam es von der raschen Gangart? Denn von einer inneren Angst getrieben, eilte ich wieder schneller dahin. Der Weg beschrieb jetzt einen größeren Bogen, es konnte nicht lange währen, kam die Chaussee in Sicht. Wäre sie doch erst erreicht! Auf ihr wollte ich zurückgehen. Dort kamen ab und zu Leute vorbei, Fuhrwerke aus den umliegenden Dörfern fuhren dort, die Frachten zur Station brachten oder von da abholten. Hatte Dr. Hiller meine Gedanken erraten? Er lachte mit einemmale laut auf. „Ach, rennen Sie doch nicht so unsinnig. Das sieht ja bald aus, als hätten Sie Angst vor mir. Sehr schmeichelhaft,— aber ich versichere Ihnen, ich tue Ihnen nichts. Ich beiße nicht.“ Er faßte mich am Arm und zwang mich so, langsamer zu gehen: „Sooo..... Na, sehen Sie, immer langsam voran! Die Raserei hat doch gar keinen Zweck. Sie erhitzen sich bloß und verderben sich Ihre samosen Farben.— Wenn Sie wüßten, wie ich Ihnen aufgelauert habe die ganze Zeit über! Das ist doch woh auch eine Belohnung wert, nicht? Seien Sie alfo nicht hartherzig, Kleinel Na, wie ist’s?“ Sachte legte sich sein Arm um meine Taille zog er mich an sich. Willenlos, ganz gelähmt vor Entsetzen ließ ich es einen Augenblick geschehen. Da, — wie ich sein Gesicht dicht an dem meinen fühlte. seine Lippen schon den meinen nahe waren, gaben mir Ekel und Entsetzen Riesenkraft. Ich stieß ihn von mir, daß er taumelnd zur Seite wich und rannte in großen Sätzen den Weg hinab, weiter und weiter. So eng standen die Bäume um mich herum zu beiden Seiten. Wie gefangen kam ich mir vor. Gefangen und einem Entsetzlichen überliefert auf Gnade und Ungnade. Wilde Feinde, finstere Mächte waren die Tannen, die mir den Weg nach der Seite hin verlegten mit ihrem dichten Unterholz, das undurchdring lich war wie eine Mauer. „Mein Atem flog, das Herz klopfte mir zum Zerspringen, schmerzhaft stach und bohrte es in meiner Brust. Schon hörte ich die Schritte wieder deutlich hinter mir, nah und näher kamen sie. ach, was wurde, wenn sie mich erreichten! Schon hörte ich hastige Atemzüge,—— da, endlich!— Wie ein breites, schmutziggraues Band dehnte sich die Straße vor mir aus. Menschenleer?— Nein, da war jemand. Ein Herr kam mir entgegen, nur wenige Schritte trennten mich noch von ihm. Zugleich hörte ich Dr. Hiller ganz nahe bei mir keuchen, fühlte seinen Atem in mein Ohr dringen: „Verfluchtes Pech! Ach so,— na warte— klang es. Ein Rauschen im Gehölz, dann nichts mehr. Kein Schritt, kein Laut. Ich drehte mich um! mein Verfolger war verschwunden, wie verschluckt vom Erdboden. Nichts von ihm zu sehen weit und breit. Der einsame Wanderer war unterdes bis zu mir herangekommen. Mit einem Ruf des Staunens blieb er bei mir stehen: „Fräulein Walden, Sie!“ □ „Herr von Rathen!“— Es war eigen. Zugleich mit dem tiesen Gefühl der Sicherheit, das bei seinem Anblick über mich kam, verließ mich alle Kraft. Ich taumektr zu einem Stein haufen dicht am Wege, lehnte mich an ihn. Ich brauchte Zum erstenmal öffneten sich gestern die Schul pforten für die Kleinen, die in diesem Jahre schu pflichtig geworden sind. Voller Stolz schnallten sie das Ränzlein auf den kleinen Rücken; freudig traten sie den ersten Gang in Begleitung älterer Geschwister oder der Eltern an. Doch je näher sie dem Schulhause kamen, desto lauter pochte das Herz, desto banger wird die Stimmung. Wie wird es in der Schule aussehen? Wird der gestrenge Herr Lehrer dem Papa gleichen? eine Kind machte ein tiefernstes Gesicht, die Tränen sind ihm näher als das Lachen; ein zweites sieht philosophisch ruhig und gefaßt der Zukunft entgegen; ein drittes suchte mit seinem Blick den Stock, von dem ihm— mit großem Unrecht so viel erzählt worden ist, als wäre er die Hauptsache im Schulleben. Welche Früchte werden sich aus den Samenkörnern, die die Schule in jedes der Kleinen streut, entwickeln? Wie schwer es für den Lehrer ist, ein jedes dieser Kinder vom ersten Augenblick an richtig zu leiten, wird wohl mancher Mutter beim Anblich der im Klassenzimmer versammelten Schar mehr oder minder klar werden. Darum ist es außerordentlich wichtig, daß die Eltern, das Haus, mit der Schule Hand in Hand arbeiten, daß dem Lehrer Auskünfte gegeben werden über mit nicht sofort sichtbaren Fehlern oder Eigenarten, sei es des Körpers oder des Gemütes, behafteten Kindern. Mancher Mißgriff des Erziehers, mancher Aerger der Eltern wird dadurch vermieden. Aber leider sehen manche Eltern in dem Lehrer nur einen Feind, und bei den geringsten Meinungsverschiedenheiten oder einer ihrem Kinde widerfah renen Züchtigung stellen sie sich sofort auf die Seite ihres Kindes, das natürlich immer ein Engel ist. Sie bedenken nie, daß der Lehrer wahrhaftig liebei ohne Worte oder gar Züchtigung auskommen möchte und daß er nie ohne pädagogische Gründe handelt. Die natürliche Ungezwungenheit und die köstliche Einfalt der neugebackenen ABC=Schützen schaf fen dem Lehrer in der ersten Zeit auch manches recht Erheiternde.„Wie heißt denn dein Vater?" fragt der Lehrer.„Ich krieg erst een— nächste Woche ertönt es weinerlich.„Wie heißt aber du, du kleiner Lockenkopf?“—„Müller,“ schallt es kleinlaut zurück.—„Auf dieser Liste heißt du aber Schmidt!"—„M'r ham wieder geheirat, entgegnet der Lockenkopf schnell. Wenn das lange und gänzlich ungewohnte Stillsitzen langweilig wird, tritt die Opposition in ihre Rechte, und ein Beherzter unter der Schar macht sich reifefertig.„Ich will heem, spricht er.—„Ei. so bleib doch, entgegnet der Lehrer,„ich erzähle dir auch eine schöne Geschichte.—„J. das alte dumme Zeug!" entgegnet der Schulfeindliche. Nach einer Weile ertönt es abermals im reinsten Dialekt:„Loß mich hem,'s nimmeh scheen, du host ihrer genug do!“ (Kinder nämlich.) Da heißt es denn mit Güte und Klugheit die Revolution im Keime ersticken. Der Geige und stimmt. Eine Saite platzt und eine neue wird aufgezogen. Wieder geht das Stimmen los— ein Bogenstrich, ein Griff nach dem Wirbel, wieder ein Bogenstrich und abermals Saie isessan einen Halt, wollte ich nicht zusammendrechen. Und dann kamen mir die Tränen, unaufhaltsam. Ein Schluchzen schüttelte mich, verzweifeltes, fassungsloses Weinen, wie ich seit meiner Kindheit nicht geweint hatte. „Na, na, nur ruhig! Sie sino ja ganz außer sich! Sind ja ganz außer Atem! Wer wird denn aber auch so laufen!— Es hat Sie wohl was erschreckt; Kind? Ein fallender Zweig, oder gar so ein armer kleiner Vogel? Der hatte aber sicher noch mehr Angst vor dem großen Menschenkind, das unversehens an seinem Neste vorbeikam.. Lange sprach er so, ruhig und beruhigend auf mich ein, ließ mir Zeit, mich zu fassen. Wie dankbar war ich ihm, wie wohltuend berührte sein ruhiges Reden meine aufgeregten Nerven. Schon brachte ich ein Lächeln zustande, konnte einige Worte auf seine Fragen antworten. „Ach ja, es war ganz dumm von mir,— nur * Ich sah mich unwillkürlich änglich um: es mar nichts von Hiller zu sehen, keine Spur. Herr von Rathen mochte die Angst in meinen Augen gelesen haben: „War da jemand? Hat Sie jemand belästigt?“ frug er plötzlich. Seine Stimme klang scharf. „Nein, nein!“ wehrte ich instinktiv ab. Mir war, ich könnte den Vorgang nicht über die Lippen bringen. ich hätte in Scham vergehen müssen. Was sollte auch Herr v. Rathen von mir denken? Mußte er nicht annehmen, ich hätte durch mein Benehmen Dr. Hiller gleichsam Grund zu seinem Vorgehen gegeben. Unmöglich konnte ich erzählen, was vorgegangen war. „Also es war niemand da?“ Wieder wartete Herr von Rathen auf Antwork. Ich schüttelte nur stumm den Kopi. Da sagte er, und es klang wie ein Seufzer der Erkeschterung: „Also nur so ein kleiner Vervenchok,— oder so eine Art Nachmittagsgespenst. Eigentlich hätte ich Ihnen das gar nicht zugetraut. Sie sind voch sonst solch ein tapferes Geschöpschen. Ja, aber Fre lich die Nerven!“. Hortzehing soc Srite 6. 58 Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisblatt.) Mittwoch, den 17. April 1912. Nr. 90. faßt die Hand nach dem Wirbel. Da tönt es plötzlich von der hintersten Bank, getreulich im Tonfall der warnenden Mut:r:„Du wirscht nich eher ruhn, als bis de die ooch noch zerplatzt hast!" Der Lehrer verbeißt das Lachen und spielt eine Weile. Dann scheint der geeignete Augenblick gekommen, in der Erziehung Jüngst Deutschlands fortzuschreiten. Aber er stößt auf Widerspruch seitens der Hauptbeteiligten:„Spiel lieber noch a wenig, wenn mer ooch nischt lernen.“ Der gelassene Sprecher dieses großen Wortes darf sicher sein, daß er die Mehrheit der dreikäsehohen Versammlung hinter sich hat. Glücklicherweise wird im Schulzimmer nicht parlamentarisch, sondern absolut monarchisch regiert, und so kommt es, daß dieser Antrag von der Tagesordnung abgesetzt wird. Es hilft nichts. die jungen Füllen müssen sich drein finden, daß die Zeit der Dressur beginnt. Daheim angekommen, werden die kleinen Schulrekruten bestürmt, über die Erlebnisse und Errungenschaften Rechenschaft zu geben.„Nun, hast du schon etwas gelernt?“ fragt freudig stolz die Mutter, als der Sprößling vom ersten Schultage heimkehrt, meist in inniger Verbindung mit einer Tüte. Und mit Wichtigkeit wird auseinandergesetzt, was für einen reichen Schatz von Wissen das kleine Köpfchen schon in sich aufgenommen hat.„Wir können schon„Guten Tag“ und„Sie“ sagen.“ „Wie gefällt dir denn dein Lehrer, Max?“ fragt die Mutter.„Ach“, antwortet der Kleine,„er hört sehr schwer. Er spricht immer zu uns: Lauter, lauter!“ Die ersten Versuche der Kinder im Schreiben und Zeichnen werden selbstverständlich auch daheim einer Besichtigung seitens der älteren Geschwister und der Eltern unterworfen. Die Kinder haben das Wort„Rad“ gehört und gelernt und ein Rad auf die Tafel gezeichnet.„Aber Karl.“ spricht die Mutter,„warum hast du mitten in dein Nad ein so großes Geschmier gemacht?"—„Mutter,“ antwortet der Kleine,„ich habe gleich die Wagenschmiere mitgemalt.“ Wer genau auf die ersten Schreib= und Leseversuche sieht und hört, und ein wenig Menschenkenner ist, unterscheidet deutlich die verschiedenen Häkchen, die sich jetzt zu krümmen beginnen: den kleinen Phlegmatikus, den Naturburschen, den sechsjährigen Streber, das Normalgut, den Weltverbesserer und den Oppositionsmann. ee eiche 9vc OZEANN K ERKLARUNG eider rungfhrmigen Sannenfinett ∆ 90 boe J 1. Eine Sonnenfinsternis tritt heute ein. Die Finsternis ist eine ringförmige und ist für uns nur partiell. Allerdings ist die Größe der Finsternis recht beträchtlich, denn es werden nahezu 95 Proz. der Sonnenscheibe verfinstert. Die Sonnenfinsternis beginnt um 9 Uhr 54 Min. in Brasilien, überstreicht den nordöstlichen Teil von Südamerika. die östliche Hälfte von Nordamerika, die nördliche Hälfte des Arlantischen Ozeans, den nordwestlichen Teil von Afrika und ganz Europa und endet im westlichen Asien 3 Uhr 15 Min. nachmittags. Die Verfinsterung ist wie gesagt, beträchtlich. Es bleibt nur eine ganz schmale Sichel übrig. Hoffentlich ist das Wetter günstig; allerdings ist zu befürchten, daß, selbst wenn es zu Anfang der Verfinsterung klar, gegen Ende Wolken auftreten, denn dadurch, daß durch die Mondscheibe der größte Teil der Sonnenstrahlung abgeblendet wird, wird eine Temperaturerniederung herbeigeführt und diese degünstigt in hohem Maße die Bildung von Wolken. Westfalen und Rheinland. * Dortmund, 16. April.(Zu seiner Sen ation) kam es gestern vormittag vor der hiesigen zweiten Sonderkammer für Streikvergehen. Ein Verteidiger lehnte sämtliche Amts= und Landgerichte im Streikgebiet als befangen ab. Das Geicht mußte die Sache vertagen. Die Entscheidung hat das nächsthöhere Gericht, das Reichsgericht zu sällen, und zwar wird die Entscheidung erst in einigen Wochen fällig sein, weil die sämtlichen in Frage kommenden Richter sich dienstlich zu der Ablehnung äußern müssen. Der Verteidiger bezweckt die Verweisung seiner Sache an ein Gericht außerhalb des Streikgebiets. * Altena, 16. April.(Genickstarre.) In letzter Zeit sind im Kreise Altena fünf Todesfälle an Genickstarre vorgekommen, während der Tod einer sechsten Person, die an der gefährlichen Krankheit noch darniederliegt, zu befürchten steht. Die Todesfälle sind in drei verschiedenen Orten des Kreises zu verzeichnen, wo die Krankheit fast gleichzeitig zum Ausbruch kam. Es sind die umfassendsten Vorkehrungen getroffen worden, um ein weiteres Umsichgreifen der Seuche zu verhindern. Ueber 100 Personen; die mit den Erkrankten in Berührung gekommen sind, wurden untersucht, wobei sieben derselben als Bazillenträger erkannt wurden. Sechs dieser Personen wurden sofort isoliert, während die siebente sich nicht behandeln lassen will; letztere wird polizeilich überwacht und die Angehörigen von Schule und Arbeitsstätte ferngehalten. * Bocholt, 16. April.(Schulstreik). Durch Beschluß der Schuldeputation sollten zu Beginn dieses Schuljahres Schulklassen der Schule an der Münsterstraße wegen Raummangels in der entlegenen Schule auf dem Fildeken untergebracht werden. In einer Protestversammlung von interessierten Familienvätern wurde beschlossen, nachdem eine Eingabe an die Regierung unberücksichtigt geblieben war, die Kinder nicht zum Fildeken zu schicken. Am ersten Schultage mußte daher der Unterricht in diesen Schulklassen ausfallen, da auf Veranlassung der Eltern kein Kind erschienen war. * R e c k l i n g h a u s e n, 1 6. A p r i l.( E i n s c h r e c k l i cher Unglücksfall ereignete sich vor dem Hause Horneburgerstraße 183. Dort wurde das 4 Jahre 5 Monate alte Söhnchen Erich des Bergmanns Emil Teuchert, von einem Wagen überfahren und sofort getötet. Das Kind hatte kurz vorher seine Mutter auf einen vorbeifahrenden Eierhändler aufmerksam gemacht. Die Mutter ging nun mit dem Kleinen nach dem Wagen, kaufte ein und ging wieder ins Haus zurück. Der Junge blieb draußen, um mit anderen Kindern zu spielen, lief dann wötzlich zwischen einen langsam daherfahrenden Straßenbahnwagen, der kurz vorher auf einer Haltestelle gehalten hatte, und den Anhängewagen und wurde von diesem überfahren. Man mußte den Wagen hochheben, um die einzelnen Leichenteile herauszuholen. Den Wagenführer trifft keine Schuld. * Osnabrück, 16. April.(Ein trauriges Kulturbild) wird aus Dröper im Kreise Iburg berichtet. Hier hatte ein Kolon seinen Bruver übe: zehn Jahre lang in einem menschenunwürdigen Gelaß gefangen gehalten, weil er geisteskrank war. Ein junges Mädchen hörte das Stöhnen des Geisteskranken und machte der Polizei Mitteilung. Diese veranlaßte die ärztliche Behandlung des Unglücklichen, der ein Bild des Jammers bot. * H a t t i n g e n, 1 6. A p r i l,( G i n„ B u c h m a cher.) Wegen geschäftsmäßiger Mitteilung von Rennwetten auf in= und ausländische Pferde in Hattingen wurde der Händler Fink aus Dortmund heute vom hiesigen Schöffengericht zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Als Zeugen traten vorwiegend hiesige Handwerksmeister auf, mit denen F. fast täglich Rennwetten abgeschlossen hatte. Essen, 16. April.(Geheimer Kommerzienrat Karl Funke) ist heute morgen in Bad Ems an den Folgen einer Operation wegen Mittelrohrentzündung gestorben. Mit ihm ist eine Persönlichkeit dahingeschieden, deren Name mit der Entwickelung des Rheinisch=Westfälischen Kohlenbergbaues aufs engste verknüpft ist, die sich vor allen Dingen um das Zustandekommen des Kohlensydikats Verdienste erworben hat. Bis in die jüngste Zeit war er, körperlich und geistig noch rüstig. an der Erfüllung der ungemein vielseitigen Aufgaben, die ihm seine Wirksamkeit in der Industrie stellte, tätig. In der besten Schaffenskraft der 50er Jahre hat ihn nun der unerbittliche Tod abberufen. * Wipperfürth, 16. April.(Aus Mangel an Geld.) In der gestrigen StadtverordnetenSitzung wurde das Kollegium durch eine merkwürdige Mitteilung in Erstaunen versetzt. Der Beigeordnete Hamm, der in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters die Verhandlungen leitete, berichtete, ein von der hiesigen Volksbank ausgestellter und von der Stadt Wipperfürth, das heißt von deren Bürgermeister, akzeptierter Wechsel über 22000 Mark habe am Fälligkeitstage aus Mangel an Geld zum zweiten Male nicht eingelöst werden können; die Bank sei zwar mit einer nochmaligen Prolongation einverstanden, habe aber mit Bestimmtheit erklärt, daß sie den Wechsel nicht noch einmal prolongieren werde, sondern es zu einer Wechselklage gegen die Stadt kommen lassen werde. Das Kollegium machte gute Miene zum bösen Spiel und erklärte sich damit einverstanden, daß die durch die Nichteinlösung des Wechsels entstandenen Kosten im Betrage von 387,50 Mark aus dem Fonds für unvorhergesehene Ausgaben gedeckt werden. Zugleich wurde der Finanzausschuß beauftragt, nach Mittel und Wegen zu suchen, wie das Geld zur Deckung des Wechsels baldigst her beigeschafft werden könne. hielt das Bäuerlein die eine Gans und sein Nachbar die andere. Da der Preis dieser„Prozeßgänse“ weit über 100 Mark beträgt, so werden sie wohl noch sehr viel älter werden müssen, ehe sich Abnehmer für sie finden. Am besten wäre es gewesen, wenn der Richter sich nun auch gleich mit den beiden„Prozeßhanseln“ zu einem feucht fröhlichen„Gansgericht" zusammengesetzt und dem Polizeidiener die„Gerichtskoften" aufgebrummt hätte. „— Stadttheater Hagen. Mittwoch, 17. April:„Der wundertätige Magus“. Donnerstag, 18. April:„Erziehung zur Ehe“ von Erich Hartleben. Freitag, 19. April:„Der Marquis von Keith“. Sonnabend, 20. April:„Der Widerspenstigen Zähmung", Lustspiel von Shakespeare. Sonntag, 21. April, nachm. 3½ Uhr:„Der wundertätige Magus“. Abends 8 Uhr:„Polnische Wirtschaft". — Dortmunder Stadttheater Mittwoch, 17. April, abends 7½ Uhr:„Gudrun". Trauerspiel von Ernst Hardt. Donnerstag, 18. April, abends 7½ Uhr:„Der Freischütz". Romantische Oper von Karl Maria von Weber. Freitag, 19. April, abends 7½ Uhr:„Die fünf Frankfurter". Lustspiel von Karl Rößler. Sonnabend, 20. April, abends 7½ Uhr:„Königskinder". Märchenoper von Engelbert Humperdinck. Sonntag, 21. April, nachmittags 3½ Uhr:„Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück". Lustspiel von G. E. Lessing. Abens 7½ Uhr:„Hoffmanns Erzählungen“ Phantastische Oper von Jacques Offenbach. 2. Freitag, den 26. April a) Vormittags 8 Uhr in Sölde, Wirtschaft Möller; b) 10 Uhr in Wellinghofen, Wirtschaft Aßhoff; c) 11 Uhr in Barop, Wirtschaft Grasekamp; d) Nach mittags 2½ Uhr in Annen, Wirtschaft Beckhoff Die anzukörenden Bullen, welche mindestens 12 Monate alt sein müssen, sind zu den angegebenen Terminen an den betreffenden Orten vorzuführen Die Bullen müssen bei der Vorführung mit Nasenring versehen sein, widrigenfalls sie von der Kö rung ausgeschlossen werden. Die Deckbücher von 1911 sind in dem Termin vorstiegen..., berschende MaMit Rücksicht auf die noch herrsch..u4l und Klauenseuche sind die vorgesehenen Dermine in Aplerbeck, Wirtschaft Westermann und Löttring hausen, Wirtschaft Meinberg, vorläufig verlegt worden. Hörde, den 9. Apvil 1912. 2597. Der Landrat. I. V. gez.: v. Heydebrand Zwei teure Gänse. Ein Bäuerlein in Kurhessen wurde von seinem Nachbar vor etwa zwei Jahren beschuldigt, ihm zwei Gänse gestohlen zu haben. Es wurde ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet, das aber mangels ausreichender Beweise mit der Freisprechung des Angeklagten endete. Die beiden Gänse waren inzwischen dem Polizeidiener des Orts in Pflege übergeben worden. Nach seiner Freisprechung verklagte das Bäuerlein seinen Nachbar auf Zahlung der ihm abgenommenen Gänse. Die beiden streitenden Parteien boten einen umfangreichen Zeugenapparat auf, der Prozeß wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, die Gerichtsferien kamen dazwischen und das Bäuerlein vergaß, die nötigen Schritte zur Fortsetzung des Prozesses zu unternehmen. Eines Tages erschien nun der Polizeidiener bei ihm und forderte für Pflege der beiden Gänse während zweier Jahre pro Tier und 10 Pfennig, zusammen die Summe von 73 Mark. Das Bäuerlein weigerte sich, diese kostspielige Pension zu bezahlen und verwies den Polizeidiener an seinen Gegner. Aber auch der wollte nichts vom Bezahlen wissen, und so wandte sich schließlich der Polizeidiener an das Amtsgericht. Nunmehr lud der Richter die drei Beteiligten in seine Wohnung und schlichtete dort den ganzen Streit mit einem salomonischen Urteilsspruch: Das Bäuerlein, sein Nachbar und der Richter trugen je ein Drittel der Futterkosten. Außerdem erWas wird uns die Mode zum Frühjahr und Sommer bescheren? Diese für die Frauenwelt brennende Frage beantwortet das soeben erschienene, reich illustrierte„Favorit=Moden=Album und reichhaltige Schnittmusterbuch“ der Internationalen Schnittmanufaktur, Dresden=N. auf das eingehendste, indem es an der Hand der äußerst zahlreichen, die aktuelle Mode verkörpernden Abbildungen einen genauen Ueberblick über die gültigen Modeformen gibt. Außerdem besitzt es den Vorzug, daß zu jedem der dargestellten Modelle vorzüglich passende Schnittmuster in den verschiedensten Größen zu mäßigem Preise erhältlich sind. Zu beziehen ist das reich illustrierte Album durch das Kaufhaus Hermann Konblum, Hagen i. W. Wetterbericht der deutschen Seewarte. 18. April: Wolkig mit Sonnenschein, kühl, windig. 19. April: Heiter bei Wolkenzug, kühler Wind. 20. April: Veränderlich, kühler Wind. Verantwortlich für die Redaktion: Friedr. Kraas. Druck u. Verlag von Carl Braus, beide in SchwertBekanntmachung. 2. Wiederholungskursus für ältere geprüfte schmiede. Der 2. Wiederholungskursus für ältere geprüpftHufschmiede findet in den Tagen vom 17., 18., 22 23., 24. Mai dieses Jahres an der Lehrschmied# zu Dortmund, Hohensyburgstraße 48, statt. Interessenten erhalten nähere Mitteilungen durch den Leiter der Wiederholungskurse, Heren Dr. Müller=Dortmund, Sonnenstraße 100. Zur regen Beteiligung an dem 2. Wiederhlungskursus wird eingeladen. Der Vorsitzende der Hufbeschlag=Lehrschmiede Dortmund: von Kynsch, Königlicher Landrat. Bekanntmachung. Mit Rücksicht darauf, daß durch das Abbrennen des dürren Grases an den Hecken usw. leicht größere Brände insbesondere auch Waldbrände entstehen können, machen wir darauf aufmerksam daß das Anlegen von Feuer im freien Felde ins besondere an Hecken, Feldrainen usw. ohne vorbe rige polizeiliche Erlaubnis verboten ist und bestraft wird. Eltern und Vormünder sind für die serhalb über ihre Kinder und Mündel verhängt Strafen haftbar. Schwerte, den 9. April 1912. 2568. Die Polizei=Verwaltung. Bekanntmachung. 4. Westsälischer Zuchtviehmarkt für Bullen am 26. April 1912 zu Münster i. W. im Tattersal, Hasenstraße Nr. 40. Beginn am 26. April 1912, vormittags 9 Uhr. Die auszustellenden Tiere sind bis zum 9. April dieses Jahres bei der Geschäftsstelle der Landwirtschafskammer in Münster i. W., Schorlemerstraße Nr. 6, auf dem von dort kostenfrei zu beziehenden Anmeldebogen anzumelden. Landwirtschaftskammer für die Prov. Westsalen. Bekanntmachung. Auf Grund des§ 4 der Polizei=Verordnung betreffend die Bullenkörung für die Provinz falen vom 30. Juli 1901 sind die diesjährigen Vermine der Bullenhauptkörung wie folgt festgesetzt 1. Donnerstag, den 25. April 1912: a) Vormittags 9 Uhr in Hengsen, Wirtschaft Bekker: b) 10½ Uhr in Geifeche, Wirtschaft Bährensmann; c) Nachmirtags 2½ Uhr in Westhofen, Gasthof Wittekindshof; d) 4 Uhr in Holzen, Wirtschaft van Ackern. Bekanntmachung. Die Eigentümer, Nutznießer und Pächter ven Grundstücken, auf denen sich Aepfelbäume befinden sowie auch die Besitzer von Baumschulen werden hiermit aufgefordert, binnen 14 Tagen für die Beseitigung der etwa auf den Bäumen befindlichen Blutläuse Sorge zu tragen. Zuwiderhandlungen werden auf Grund der Kr. Pol.=Verord. vom 18. August 1887 mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit entsprechender Haft be straft. Schwerte, den 1. 4. 1912. 2390. Die Polizei=Verwaltung. Bekanntmachung. Es wird hierdurch darauf aufmerksam gemanh daß das Anlegen von Feuer in freiem Felde ins besondere an Hecken, Feldrainen usw. ohne vorhe# rige polizeiliche Genehmigung untersagt ist und strengstens bestraft wird. Ebenso verfällt in Strafen, wer an gefährlichen Stellen in Wäldern oder Haiden, oder in gefähr licher Nähe von Gebäuden oder feuerfangenden Sachen Feuer anzündet; wer aus Pfeisen ohne Deckel in Waldungen raucht. Wer 1) mit unverwahrtem Feuer oder Licht den Wald betritt oder sich demselben in gefahrbringender Weise nähert. 2) im Walde brennende oder glimmende Segen stände fallen läßt, fortwirft oder unvorsichtig handhabt. Jede Uebertretung wird unnachsichtlich bestraft Westhofen, den 9. April 1912. 2640. Die Polizei=Verwaltung. 90 ** S 3 K S 3 * 2 8 * 2* F 3 9 8 25 * 9 # 2 S553 S5 S.##T Scas 2* 9: S 9 2·2 2 8 90 # 8 9 5 S S 35 ∆ 25 S S 8 8 S 8 S E.SgS: 7 S 8 # 2 S. xs ####e Ssn * S 8 25 e — 2: 8 9*" S 2—. 8 9 5 5 SSS S SüS 2— S 5•g T#SSRS S 2 S 5 erschienen, und sie atmete auf, als er gegangen. Er war ein anderer geworden, er glich nicht dem Idea#, das sie sich von ihm erträumt.. 6 Als sie am nächsten Morgen etwas spur mir blassen Wangen zum Frühstück herunterkam, da duftete ihr ein großer Strauß von dunkelroten Rosen entgegen, und als sie sich über ihn beugte, da sah sie ein kleines Billet in demselben. Sie entfaltete es mit traurigem Lächeln. Es war die Visitenkarte des Professors Erhard; unter einem Namen stund:„Denk dran!“.. zen Eräusein Und um Mittag machte er dem gnädigen Fraurein seine Aufwartung. Man hatte ihm viel von der reichen Erbin erzählt. Er war in die Residenz gekommen, um alte Beziehungen wieder anzuknüpfen und in Archiven zu arbeiten. Maria gefiel ihm. Warum sollte sie nicht die Lorbeeren vergolden, die er sich mühsam erworben auf dem steilen, rauhen Pfad, den die Wissenschaft nur selten ihren Lieblingen ebnet. Und nun besann er sich, er hatte nicht einmal seine Schuld des verlorenen„Denk' dran“ ihr gegenüber getilgt mit einem Strauß, mit einer duftigen Gabe. Nun wollte er es noch— nach Jahren! Ob sie's wohl vergessen hatte?.., g 96.4, Er begrüßte sie herzlich. Er sagte ihr viele Arrigkeiten, und endlich ergriff er ihre Hände und fragte sie, ob. die Blumen nicht zu ihr gesprochen hätten von dem, was er ihr heute sagen wollte. Sie blickte ihn scharf und durchdringend lange an, es schien, als wollte sie in seiner Seele lesen. Wenige Sekunden ernsten Schweigens folgten, dann lachte sie auf — es war ein hartes, kaltes Lachen. Er zuckte bei dem Klange desselben zusammen. „Hätten Sie einst, im Frühling, gesprochen,“ sagte Maria,„da hätte ich Sie wohl verstanden, doch nun ist's Winter geworden! Die Frühlingserinnerung ist Sie trennten sich, um sich nie wieder zu sehen. Der Adler von Savoyen. Am 1. August 1900, zwei Tage nach der Ermordung des Königs Humbert, hatte sich die Nachricht von dem Drama von Monza bis in die entlegensten Winkel der italienischen Alpen verbreitet. Eine Militärabteilung, die über den Pian Paladino zerstreut war, sah gegen Mittag auf dem klaren Himmelsgrund einen riesigen Adler herannahen. Schon hatten einige Soldaten das Gewehr erhoben, um den Vogel niederzustrecken, als eine alte Bäuerin mit einer Stimme, die von religiöser Erregung zu zittern schien, ihnen zurief:„Schießt nicht! Das ist der Adler, der unseren toten Königen den Weg nach Savoyen zeigt, damit sie ihre Vorfahren wiederfinden können!“ Die Soldaten ließen erstaunt von ihrem Vorhaben ab, und der Adler entfernte sich mit majestätischem Fluge in der Richtung nach Frankreich. Nicht ein einziger Offizier, nicht ein einziger Soldat lachte bei den Worten der Alten, die nun erzählte, daß der Adler— in diesen Alpengebieten Aizla genannt— immer nur beim Tode der Souveräne des Hauses Savoyen erschien. Man beobachtete ihn im Jahre 1849, als aus Portugal die Nachricht kam, daß Karl Albert soeben seine Seele ausgehaucht hätte. Der Adler hatte damals einen müden Flug, man hätte gemeint, er sei verwundet, und er ließ klagendes Stöhnen vernehmen. Der edle König war auf fremdem Boden gestorben; ohne Zweifel war der Adler von der langen Reise müde. Im Jahre 1878 beim Tode Viktor Emanuels kam er mit lautem Ungestüm und heftigem Flügelschlag daher. Er wies dem Geist eines Jägerkönigs den Weg, der das Leben liebte und seine Zeit nicht verlor. Dieses Mal, beim Tode König Humberts, entfaltete der Adler, den Blick zur Sonne gewandt, im strahlenden Licht seine mächtigen Schwingen, als wüßte er, daß er der Seelsz, girer ehr tyrers vorausgeschickt sei, die von den unsterolichen erwartet werde. So erzählte die Alte. Sie kehrte in ihre Hütte zurück, als der Adler am Horizont verschwunden war. Der Hauptmann Basletta, der diese Geschichte in der„Fieramoska" erzählt, bestätigt ihre Richtigkeit. Er sei an jenem Tage in den Alpen gewesen und habe den Vorfall mit eigenen Augen miterlebt. In der spiritistischen Sitzung. „Sehen Sie,“ flüsterte das Medium,„jetzt erscheint der Geist Ihrer verstorbenen Frau.“ Der Angeredete blieb ruhig sitzen und erwiderte nichts. „Haben Sie mich nicht verstanden?“ fuhr das Medium fort,„es ist Ihre verstorbene Frau. Warum sprechen Sie nicht mit ihr?“ „Oh,“ meinte der Mann,„das ist nicht nötig, wenn sie es wirklich ist, dann wird sie schon sprechen.“ F. Rebus. (Auflösung folgt in nächster Nummer.) Humor. Anders aufgefaßt.„Ja,“ sagte die Mutter der jungen Frau,„ich habe längst eingesehen, daß es ein großer Fehler war, daß meine Tochter Sie geheiratet hat. Sie ist in jeder Hinsicht so verschieden von Ihnen—“ „Oh, verehrte Frau Schwiegermama,“ versetzte der junge Ehemann,„wie außerordentlich schmeichelhaft für mich!“ * Ein Beweis.„Wie hat sich denn der kleine Kurt bei der Kindergesellschaft amüsiert?“ „Oh, ausgezeichnet. Er hatte erst den nächsten Nachmittag um vier wieder Hunger.“ 3 00 7* 0 S R Fg * 9. S # 8 E 2 S.# SeTW-Ss SEgSagm SSN TSS*. WGE 8 2. STtgs SFPEERET SSSSSS a S 8 3"„ 9 S 2 2 2 2 S S. S :„(0 S X S= g2 2 S 3 e Amtliches Kreisblatt für den Kreis borde 48. Jahrgang O Grites und Süelles Cagesorgan des Kreilen.# Unterhaltungs=Beilage zu Nr. 90. Mittwoch. 17. April 1912. Geder Windende Liede. interf un wurde er ihr Better, Ediths Gatte! Wichtigkeit, mit der man Haus, Zimmereinrichtungen u#g Sie schalt sich selber töricht, daß sie behandelte, hatte er keine Ahnung 9###-#1, Jinge ihren Gefühlen erlaubt hatte, so weit die alte Gräfin und auch für Edity gatten viese Di zu spinnen. War er nicht nur ein als Hauptsache in dieser Zeit. Und Hezggihpoeng gutherziger Mensch, dem eben die seufzend meinte:„Ach, das ist sa s9 9rgezm zusammen arme Waise leid getan, hatte? Es wir beide nur erst gemütlich in unserm.#### war höchste Zeit, daß sie ihren sind!“ und dabei seine Braut liebevon un juh zog, Empfindungen nicht nachgab! Nein, sie mußte und dann entgegnete diese lachend:„Ach, du träumst immer wollte stark und pflichtreu sein, und niemand durste noch von dem Raum in der kleinsten Ihtg,# sie, zu der offziellen Verlobungseier nach Verlin liebe Mutter und keine Schwester Schatz, und geschrieben. Freudenfestnichtfehlen!, Mang und mich nur alles machen, nacher wird en Und so nahm sie denn an all der frohen, dir schon auch gefallen!“ Und als sie sein ernstes, Geglänzenden Unruhe teil, die diese Verlobung mit sich sicht sah, streichelte sie mit ihren weißen Händen brachte, und sie zwang sich, zu lächeln und zwang sich, Wange, und war Hiche, geschäftiger und tätiger denn be AedAun un eug,. Ge Aurcde iuer Pariasceh äicher Besterchungsenl beidec machte einen zufriedenen Eindruck, hicht zu Bedenten und zu unf Sie lebte in all der Art. Er sagte sich selber, er sei glücklich, nun bald äußeren Unruhe ihr stilles Innenleben im ein liebendes Weib, eine treue Gefährtin in seinem innern bisher einsamen Leben und öden Heim zu haben. Weit und breit lobte man seine Wahl, als überaus passend und wünschenswert, desgleichen pries man das gräflich Eichensche Paar glücklich, einen solchen Schwiegersohn gefunden zu haben.„ H. Man kam wenig zur Ruhe. Gesellige Verpflichtungen, die sich gerade jetzt häuften, die Besorgung der Aussteuer, die Veränderungen in dem Schloß zu Heidburg nahmen Zeit und Gedanken in Anspruch. Alles geschah, um Edith zu verwöhnen, um ihr künftiges Worte und Rätschläge, ihr reiches Vermachtnis von ihm. Sie war im Herzen still geworden und begegnete dem Brautpaar mit liebevoller Freundlichkeit; sie wünschte ihren Verwandten, denen sie sich zu warmem Dank verpflichtet fühlte, neidlos ein reiches Lebensglück, und sie sagte sich, daß sie ja dankbar sein müsse, daß das Schicksal die arme Waise an einen Platz gestellt, an dem sie so viel Gutes schaffen und anderen nützen durfte. Wie wenigen in ihrer Lage würde das zuteil! Es wäre ja bitterer Undank, wenn sie noch mehr Pbe, und Segee.., und ig brachte sie ihr Herz nach und nach Leben als junge Schloßfrau möglichst angenegm, be begehrte: 1..—.—, zuillen Entiagen. Sie zwang quem und herrlich zu gestalten. Sie selber nahm dies zum Schweigen und zum furn Entsagen. Sie zwang als ziemlich selbstverständlich hin. Fast noch schöner sich, ihr Glück immer mehr, nur 1g. g##g#g zur weigheg erschien sie jetzt mit dem frohen Lächeln auf dem stolzen zu suchg, Ind.so kam es deng., aen ote Gesicht. Sie liebte ihren Verlobten wirklich, so weit blasses Gesuhl mit der Zeit wieder . nachsener Mensch liehen kann. ein in Selbstsucht aufgewachsener Mensch lieben kann, und er war ja der Mann ihrer Wahl, den sie sich nicht ohne Mühe gewonnen. Die Hochzeit sollte bald sein, denn Heideck ersehnte das Ende seiner Einsamkeit. Zuweilen, wenn er in seltenen stillen Augenblicken zur Besinnung kam, dann dachte er wohl, daß er sich früher die Brautzeit anders geträumt; da hatte ihm ein unermeßliches Glück allein durch die Liebe und das tiefe Verständnis des einen für des andern vorgeschwebt. Von allen den zahllosen äußeren Vorbereitungen, Anforderungen, von der heiteren Ausdruck gewann, den es früher getragen, wenn auch ihr Wesen immer ein stilles Zurücktreten blieb, wie es stets ihre Art gewesen. Man bemerkte kaum ihre Anwesenheit, aber man vermißte sie, wenn sie fort war, sogleich fühlbar und schmerzlich. Als die ersten Nachtigallen in den Blütenbüschen des Eichenroder Parks ihre Frühlingslieder sangen, und weiße und blaue und gelbe Anemonen bunte Muster über den Waldboden webten, da wurde im Herrenhause zu Eichenrode die Hochzeit gefeiert. Alles war schön und sehr prächtig hergerichtet. Die Braut K. 90 JIESUEE K 2 FSDSZZER SSSSESE □ sah berückend schön aus. Der Pastor hielt eine herzbewegende Traurede, in der das Glück des jungen Gatten gepriesen wurde, ein solches Kleinod heimführen zu dürfen. Unter den Brautjungfern befand sich auch Hilde, die überaus zart und lieblich in ihrem duftigen, weißen Kleide mit blaßrosa Rosen aussah. Der Oberförster von Horst war für längere Zeit verreist. Zur Verlobung hatte er kurz und höflich schriftlich seine Glückwünsche gesandt. Im stillen hatte sich Heideck hierüber gewundert, doch er sagte sich:„Horst wird Hildes Trauerjahr erst abwarten, bis er sich dem Grafen erklärt, und dann wird die Verlobung ja veröffentlicht werden.“ Sein Verhalten der neuen, jungen Cousine gegenüber war ein eigenartiges. Der frühere ungezwungene, vertrauensvolle Verkehr hatte aufgehört. Es fand sich niemals mehr eine Gelegenheit zu Aussprachen, wie früher. Anfangs wurde es Hilde unsagbar schwer, sich an diese Veränderung zu gewöhnen; aber nach und nach lernte sie es, einfach und freundlich gegen ihn zu sein, wie gegen ihre übrige Umgebung, so, als hätte er niemals mehr von ihrem Innenleben besessen. In dieser Zeit gewährte es ihr einen Trost, wenn man ihr von allen Seiten versicherte, welch ein Glück es sei, sie in Eichenrode zu haben, als Ersatz für die einzige nun aus dem Elternhause scheidende Tochter. Dann umarmte die Gräfin sie unter Tränen und sagte: „Hildchen, du darfst uns aber nie verlassen, versprich uns das!" Bei solchen Gelegenheiten sah Heideck dann fragend zu Edith hinüber, und im Herzen dachte er:„Wie mag es noch werden, wenn sie bald in die Oberförsterei zieht? Dann wird man sich doch ohne den sonnigen Hausgeist behelsen müssen!" Endlich war das Hochzeitsfest vorüber. Unter Tränen und Lächeln hatte man Abschied genommen, und als der Wagen mit dem jungen Paar den Blicken entschwunden war, meinte Hilde, daß für sie nun ein neuer Lebensabschnitt beginne. Wie vieles mußte sie von nun ab den alternden Verwandten ersetzen, die ihr einziges Kind sehr vermissen würden, selbst wenn sie es später in ihrer nahen Nachbarschaft behielten. Sie bat Gott um Kraft, ihre Aufgabe treu und dankbar erfüllen zu können. In Heidburg war alles auf das sschönste hergerichtet; die geschmackvollen, reich ausgestatteten Salons, das reizende Boudoir, der helle Gartensaal, von dem eine Freitreppe hinunter an den See führte, den die uralten Bäume des weiten Parkes umrahmten, alles erschien Hilde märchenhaft und entzückend, als sie mit ihrer Tante am Tage vor der erwarteten Ankunft des jungen Paares dort war, um noch bei den letzten Empfangsvorbereitungen zu helfen. Edith erschien ihr zuweilen wie die Prinzessin im Märchen, über die eine gute Fee alle Glücksgüter der Erde ausgeschüttet. Während der letzten vier Wochen waren einige Male Postkarten, von Heidecks Hand geschrieben, eingetrossen. Sie zeigten immer wundervolle Ansichten von Gebirgen und Städten, Orten und Gegenden, die sie durchreist. Edith schrieb gar nicht, bestellte nur Grüße, die ihr Gatte auf den Karten ausrichtete. Hilde dachte bei sich: wie ist das möglich! Sie müßte doch glückatmende Briefe voll seliger Dankbarkeit an ihre Eltern schreiben, die sich bisher noch nie von ihrem Kinde getrennt hatten! Die kurzen Ansichtskarten waren im Grunde auch nichts anderes, als gerade nur Lebenszeichen. Aus Heidecks wenigen Worten entnahm man so gar keine besondere Glückseligkeit. Hilde war enttäuscht. Sie hatte sich immer gedacht, Leute auf der Hochzeitsreise könnten gar nicht anders, als ihr unermeßliches Glück auch gegen die nächststehenden Menschen auszusprechen, und sei es mit noch so wenigen Worten. An einem sonnenhellen Junitage hielt der Wagen vor dem altersgrauen Portal von Heidburg. Ehrenpforten überall hatten den Weg vom Bahnhof ab festlich geschmückt. Die Dienerschaft stand erwartungsvoll mit frohen Gesichtern versammelt im Vorplatz. Ediths Eltern waren mit Hilde gekommen, um ihre Tochter im neuen Heim zu bewillkommnen. Heideck hob seine junge Frau aus dem eleganten Landauer. In ihrer gewohnten etwas lässigen Art, begrüßte sie die Eltern und Hilde und nickte der Diener= schaft leicht zu. „Willst du ihnen nicht die Hand geben; ein paar freundliche Worte zu ihnen sprechen?" flüsterte ihr Mann bittend. „O Rolf, quäle mich nicht, du weißt, ich habe für so etwas kein Talent! Dazu bin ich auch müde von der Reise. Komm' lieber und zeige mir meine Zimmer.“ Sie hatte dies leise gesprochen, dennoch verstand Hilde die Worte. Es tat ihr leid, daß ihre Cousine ihrem Mann die erste Bitte beim Betreten ihres neuen Heims abschlug. Sie sah eine Falte auf Heidecks Stirn, die sie dort früher nicht gesehen hatte. Als überhöre er Ediths Antwort, trat er zu den Leuten, begrüßte jeden einzelnen herzlich, richtete an viele freundliche Fragen und nahm ihre Glückwünsche lächelnd entgegen. Die Gesichter der Versammelten wurden hell, und man sah es ihnen an, daß ihr junger Herr ihre Herzen schon ganz gewonnen hatte, obwohl er erst so kurz ihr Herr war. Edith stand etwas zurück, von ihren Eltern mit Liebkosungen und Fragen bestürmt. Eine leise Ungeduld malte sich anf ihren Zügen, als nun der Dorflehrer hervortrat und sie als neue Gutsherrin mit einer Ansprache begrüßte. Endlich war auch dies vorüber, und ihr Gatte führte sie in die für sie bestimmten Gewächer. Hilde hatte gemeint, die junge Frau mußle, strahlend vor Glück, ihrem Entzücken über das neue Heim laut Ausdruck geben. Aber Edith sah müde und etwas ärgerlich um sich und rief nach= ihrer Jungfer, die ihr beim Umziehen helfen sollte. „Ist es nicht wunderhübsch hier?“ rief Hilde. „Ja, es ist hier recht nett geworden! Aber nun laß mich mit Lisette allein, kleine Hilde, damit ich mich umkleide und den Reisestaub abschüttle," erwiderte die funge Frau.. Mr... s. im C6. Als sie dann, frisch wie ein Blutenblatt, im buftigen, hellblauen Sommerkleid das Gartenzimmer betrat, in dem schon alle versammelt waren, umarmte ihre Mutter sie mit Tränen der Rührung, und der alte Graf sah sie mit glücklichem Lächeln an. Sie sah berückend schön aus. Beim Gabelfrühstück erzählte man von der Reise. Heideck schilderte die herrlichen Gebirgstouren, die sie von Berchtesgaden aus gemacht, und man fühlte es ihm an, wie sehr er den Alpenzauber genossen. Hilde hörte mit Interesse zu. Wie sehr hatte sie sich immer gewünscht, einmal die Alpen zu sehen, die sie nur aus Bildern und Büchern kannte. Sie verstand ihre Cousine gar nicht, die so stumm und gleichgültig bei dem Thema blieb. Freilich, sie hatte früher schon so viele, schöne Reisen mit ihren Eltern gemacht, daß sie wohl übersättigt war. Aber konnte einen denn das Schöne jemals übersättigen? Hilde überlegte im stillen, wie sich Ediths Frauenleben nun wohl gestalten würde. Ein wirkliches Interesse hatte sie ja im Grunde so wenig für irgendeine Seite des Lebens, höchstens für die Pflege ihrer Schönheit. Hatte Rolf sie wirklich um dieser ihrer Schönheit willen geheiratet? fragte sich Hilde zweifelnd. Wie wenig Menschenkenntnis sie doch besaß! Sie hatte ihn früher so ganz anders beurteilt. (Fortsetzung folgt.) E — # 3 C INsenius. Skizze von T. Oppen. (Nachdruck verboten.) Hübsch war sie in ihrem duftig weißen, zarten Gazekleidchen, mit den taufrischen Rosen in dem breiten Gürtel, das mußte er selbst sagen, als er sich vorschriftsmäßig vor ihr verbeugte, um sie zum Souper zu führen. Voller Unmut und Aerger hatte er die Nachricht von dem liebenswürdigen Wirt empfangen, daß er nicht, wie erwartet, die gefeierte Frau Melanie Z., den Stern der Gesellschaft, zu Tisch führen durfte, sondern, wie er sich im stillen sagte, dieses Gänschen, das dem Geheimrat für einen Winter aus irgendeinem entlegenen Winkel Westpreußens nach der Residenz gesandt worden. Er seufzte und sah seine kleine Nachbarin so recht trostlos an. Sie bog das blonde, von Flechten umrahmte Köpfchen ein wenig zurück und blickte lächelnd zu ihm auf. Aus ihren dunklen Augen zuckten funkelnde Blitze des Uebermuts, und um ihre Mundwinkel spielten tausend neckische kleine Spottgeister. „Seien Sie nicht so verzweifelt, Doktor, und versuchen wir's miteinander," lachte sie,„wenn Sie brav sind und sich tapfer als Kavalier ohne Furcht und Tadel die schauerlich langweilige Souperzeit durchschlagen, dann enthülle ich Ihnen das Geheimnis, weshalb Sie den vielfach begehrten Stern der Gesellschaft heute nur von weitem bewundern dürfen und mich Gänschen aus der Provinz zur Nachbarin haben.“ Sie hob ihr Glas, das er inzwischen gefüllt hatte, und hielt es ihm lachend entgegen.„Auf einen vergnügten Abend!“ rief sie heiter, und die Gläser klangen hell zusammen. Erhard hatte ihr erstannt zugehört. Unerhört war's doch, daß dieses junge, unerfahrene Kind ihn durchschaut hatte. 9 45. „Mein gnadiges Fräulein, ich bitte um Verzeihung,“ sagte er und versuchte zu lächeln. Die Kleine begann die Unterhaltung. Sie führte sie aus, wie ein gewiegter Feldherr seinen Schlachtplan. Der ihr zuerst gleichgültig Zuhörende folgte aufmerksamer. Er wurde lebhaft und suchte immer mehr und mehr die kleine Kecke in die Enge zu treiben und ihr in allem seine Ueberlegenheit zu zeigen. Ja, er ging jetzt sogar auf ihre Scherze und ihren Mutwillen ein; sie lachten wie zwei ausgelassene, lustige Kinder. Er fühlte sich mit ihr so jung und fand es nicht mehr sonderbar, daß er mit diesem Gänschen ein paar Stunden zusammen fröhlich sein sollte. Die Zeit schwand, der Sekt perlte in den Gläsern, der Nachtisch war bereits serviert. Plötzlich griff sie in die vor ihr stehende Fruchtschale und sagte lachend: „Nun greife ich eine doppelkernige Mandel, und dann spielen wir jy pense— Denk' dran!“ Sie brach die Mandel entzwei. In ihrem Innern fanden sich wirklich zufällig zwei kleine Kerne. „So,“ sagte sie und reichte ihm den einen,„nun essen wir ein Vielliebchen.“ Sie hatte kaum den Satz beendet, als die Stühle geräuschvoll zurückgerückt wurden, die Wirtin die Tafel aufhob und die Gäste einander„Gesegnete Mahlzeit“ wünschten. Er stand vor ihr und sah in ihre übermütig blitzenden Augen. Lächelnd küßte er die kleine Hand und führte die Tischnachbarin in den nächstliegenden Tanzsaal.„Kennen Sie das hübsche Gedichtchen von den zwei Kernen, die sich so lange nacheinander sehnen, wie zwei Herzen, bis sie wieder zusammenkommen,“ fragte er. Sie nickte, und eine heiße Glutwelle stieg in dem zarten Gesichtchen auf.„Denk' dran," flüsterte sie leise, und ein glückliches Lächeln verklärte ihre kindlich anmutigen Züge. Der erste Walzer begann. Das junge Mädchen gab sich ganz dem Vergnügen hin und schwebte bald von einem Arm in den andern, getragen von den prickelnden, lustigen Tanzweisen, den Saal auf und ab. Erhard hatte sie nicht mehr gesehen. Er war zu Frau Melanie Z. gegangen, die im kleinen, matt erleuchteten Boudoir der Hausfrau Cercle hielt und sich von ihren Verehrern bewundern ließ. Ganz zum Schluß erinnerte er sich seiner Pflichten, die er als Tischherr gegen seine kleine Nachbarin hatte. Er tanzte mit ihr eine Extratour im Kotillon. Sie heftete einen Orden an seine Brust, und er überreichte ihr ein Veilchensträußchen, das sie mit glücklichem Gesicht zu den vielen anderen legte, die ihren Platz schon füllten. Der Morgen dämmerte, als man die teppichbelegten Stufen des gastlichen Hauses hinunterging. Er war eben im Begriff, aus der Haustür zu treten, als eine weiche Hand sich auf seinen Arm legte.„Denk' dran!“ kicherte es von den lieblichsten roten Lippen, und ehe er sich umwenden konnte und antworten, war der kleine Uebermut verschwunden. Tage und Wochen war vorübergegangen, ohne daß Erhard sich an seine kleine Tischnachbarin erinnert hätte. Kurz nach dem Balle folgte er einem Ruf an eine ferne Universität; ein paar flüchtige Abschiedszeilen an Geheimrats waren das letzte gewesen, was sie von ihm erfahren, und dennoch verfolgte sein Bild Maria im Wachen und im Traum. Die Veischen waren längst verwelkt, aber in Marias Seele lebte die Erinnerung an den ersten Ball fort, und ein heimliches Sehnen nach den kurzen Stunden des Zusammenseins mit jenem Manne bemächtigte sich ihrer. Sie hatte selten und nur durch andere Nachricht von seinem Ergehen gehabt. Er hatte ihr Herz damals mit einem Schlage gewonnen. Erhard hatte einen bedeutenden Ruf in der Gelehrtenwelt erhalten. Seine Wissenschaft schien ihn vollständig auszufüllen. Er war einsam geblieben. Wieder gaben Geheimrats den ersten Winterball, und heute war Maria, das„Gäuschen“ von ehemals, der Stern der Gesellschaft. Ihr Benehmen zeigte eine tadellose Eleganz und Sicherheit. Sie war sich vollbewußt ihrer Schönheit und Grazie, ihres Geistes, ihrer mannigfaltigen geselligen Talente. Man umschwärmte sie, und sie dankte allen mit einem freundlichen Lächeln. In dichten Scharen hatte sich die junge Welt um sie gedrängt, als plötzlich der Geheimrat, einen Herrn am Arm, sich langsam durch die Menge zu seiner Nichte Bahn brach, und ihr leicht auf die Schulter klopfend, sie anredete: „Maria, ich bringe dir einen alten Bekannten. Professor Erhard wünscht dir„Guten Abend“ zu sagen.“ Einen Moment lang zuckt es in ihrem Herzen, wie in heißem Schmerz, ihre Augen schauten den Ankommenden scharf und durchdringend an. Er murmelte ein paar Begrüßungsworte, die sie erwidern wollte, aber schon meldete der Diener, daß angerichtet sei, und die Türen zum Speisesaal öffneten sich. „Darf ich um den Vorzug bitten, Sie heute zu Tisch zu führen?“ fragte Erhard. Sie nickte und legte ihren Arm in den seinen. Erhard bemühte sich, seine schweigsame Nachbarin diesmal mit all seiner Rednergabe zu unterhalten. Er ließ die Funken seines Geistes und Witzes sprühen. Maria hörte zerstreut zu. Immer wieder und wieder ruhten ihre Blicke auf dem Mann, der jahrelang das Ideal ihrer Träume gewesen, den sie mit jeder Fiber ihres Herzens geliebt und dessen damalige Gleichgültigkeit sie so bitter gekränkt. Und jetzt, da sie ihn wieder sah, war ihr Herz so kalt und still, und keine warme Empfindung wollte darin Endlich war die Tafel zu Ende, die ihr endlos lang V Seite 3. Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisbkatt.) Mittwoch, den 17. Apr: 1912. Nr. 90. Rohrleitung ist vom Höchsten aus durch den Schwer ter Wald gelegt worden. *(Kein Diebstahl.) Ein überschlauer Berichterstatter hatte einer Dortmunder Zeitung eine Nachricht von einem Diebstahl bei dem Konditor Stracke am Markt übermittelt. Der ganze Laden sei ausgeräumt worden. An der Sache ist jedoch kein wahres Wort. St. hatte vielmehr seinen Laden selbst ausgeräumt, um ihn renovieren zu lassen und die Waren in einem anderen Zimmer untergebracht. ** Hennen, 17. April.(Kriegerverein.) Die vorgestern im Lokale des Wirts Wilh. Kirchhoff am Lehmufer stattgehabte Generalversammlung des Krieger= und Landwehrvereins Hennen hatte sich eines sehr guten Besuches zu erfreuen. Nachdem die ersten beiden Punkte„Zahlung der Beiträge und Aufnahme neuer Mitglieder", erledigt waren, wurden als Abgeordnete zu dem Provinzialkriegerverbandstage in Detmold der erste Vorsitzende Gutsbesitzer Wilhelm Bimberg zu Eichelberg und der stellvertretende Vorsitzende Gutsbesitzer Heinrich Westhoff gent. Romberg zu Rheinen und als Abgeordnete zu dem Kreiskriegerverbandstage in Döingsen die Kameraden Kettenschmied Wilhelm Kordt zu Rheinermark, Schreiner Fritz Kohlmann jun. zu Hennen, Kettenschmied Karl Klüting zu Hennen und Schäfer Wilhelm Vonnahme zu Rheinermark gewählt. Es wurde von dem Vereine beschlossen, auch die Jugendpflege zu fördern und an dem diesjährigen Kriegerfeste des Nachbarkriegervereins Leckingsen teilzunehmen. ** Höchsten, 17. April.(Personalie.) Zum 1. Mai ist Kaplan Siepmann von Arnsberg als Vikar nach hier versetzt worden. ** Höchsten, 17. April.(Fund und Dieb stahl.) Aus den leerstehenden Kantinen hier wurden vor einiger Zeit Bretter gestohlen. Die Täter wurden ermittelt. Bei dieser Gelegenheit wurden in den Kantinen unter dem Fußboden in einem Loch mehrere Dynamitpatronen gefunden. Anzeige ist erstattet. Die Patronen entstammen dem Lager der Firma Dyckerhoff und Widemann, welche hier den Hochbehälter und den Tunnel für das Kreiswasserwerk Hörde ausgeführt hat. ** Westhofen, 17. April.(Einen schweren Unfall) erlitt im Steinbruch Kühling der Steinhauer Angelo Sorrer. S., welcher beim Durchstoßen eines Steines einen Fehlschlag getan hatte, trat zurück, wobei er zirka 6 bis 8 Meter tief in den Steinbruch abstürzte. S. hat schwere Kopfverletzungen, sowie eine Rückgratverstauchung erlitten. Sanitätsrat Dr. Klug, welcher ihm den ersten Notverband anlegte, ordnete die Ueberführung ins katholische Krankenhaus zu Schwerte an. *e Hohensyburg, 17. April.(Bautätigkeit.) An der Kreisstraße, welche vom Gemeindevorsteher an der Buchholzer Schule vorbei nach Holzen führt, werden augenblicklich zwei Neubauten aufgeführt. Und zwar läßt Herr Rentner Heinrich Lang aus Dortmund auf dem von ihm erworbenen Terrain in Größe von etwa sieben Morgen durch die Baufirma Luck in Schwerte ein Wohnhaus im Stil ländlicher Villen und ein Stallgebäude errichten; die Bauten gehen ihrer Fertigstellung entgegen. In unmittelbarer Nähe errichtet der Bergarbeiter Degener durch das Baugeschäft Karl Dittrich=Schwerte ein Wohngebäude, dessen Fundamente zurzeit sertiggestellt sind. Die Gefahren der Eisberge 8 Wt 84 7 5 Lusammenstoß eines Riesendampfers mit einem tisberge. Die Schiffahrtslinien von Europa nach Nordamerika durch den nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans sind immer mehr oder weniger von Eis bedroht. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß der Ozean dort nach Norden offen ist und nur eine einzige Landgruppe— Grönland— enthält. Aus dem Innern des total vereisten Grönlands dringen die Eismassen viele hundert Meter breit und hoch in ununterbrochenem Strome als Gletscher der Küste zu. Sobald die Eismasse ein gewisses Stück über den steilen Aferrand hinausgelangt ist, bricht sie infolge des eigenen Gewichtes ab und stürzt in das Meer. Man sagt dann,„der Gletscher kalbt“. Die abgebrochenen Eismassen sind nun, wie dem„Tag“ geschrieben wird, zu Eisbergen geworden; sie sind häufig mehrere hundert Meter lang, breit und hoch. Da das Eis nur ein Neuntel leichter als Wasser ist, so ragen diese schwimmenden Eisberge nur mit dem neunten Teil ihrer Masse aus dem Wasser heraus. Wenn ein Eisberg also 100 Meter hoch ist, kann man annehmen, daß er sich etwa 8= bis 900 Meter unter das Wasser erstreckt. Durch die Meeresströmungen werden diese strömenden Eisberge nun nach dem Süden vertrieben und beginnen dabei langsam abzuschmelzen. Es ist begreiflich, daß bei der Schmelze derartiger gewaltiger Eismassen eine beträchtliche Temperaturerniedrigung stattfindet. Solche Eisberge zeigen sich daher im allgemeinen durch Nebelbildung und durch eine starke Erniedrigung der Luft= und Wassertemperatur an. Man hat daher als besten Schutz gegen Eisbergkollisionen eine fortwährende sorgfältige Beobachtung des Thermometers im Wasser und in der Luft vorgeschlagen. Nun kommt aber als besonders gefürchteter Umstand hinzu, daß über den sogenannten Neufundlandbänken im Atlantischen Ozean infolge der Mischung kalter und warmer Meeresströmungen beinahe das ganze Jahr hindurch Nebel herrscht. Die Kollision mit einem Eisberg ist nun selbstverständlich schon an sich recht gefährlich. Dazu kommt noch weiter, daß die meisten Eisberge infolge des fortwährenden Abschmelzens starke Schwerpunktsveränderungen erfahren und geneigt sind, beim leichtesten Anstoß zu kippen und umzuschlagen. Ein Schiff, das gegen solchen Eisberg rennt, hat daher nicht nur die Aussicht, sich durch den Zusammenprall ein gehöriges Leck zu holen, sondern es besteht weiter auch noch die Gefahr, daß der Berg sofort über dem Schiff um schlägt und es vollkommen zerschmettert. Im allgemeinen pflegen die Schiffe der Eisbergsgefahr nach Möglichkeit aus dem Wege zu gehen. Es werden daher im Winter, wenn die Eisberge bis zum Grad herunterkommen können, südliche Fahrlinien gewählt, und nur im Sommer wird die kürzere nördliche Route gewählt. Es wird vielsach die Vermutung ausgesprochen, daß die„Titanic“ jetzt bereits, um Zeit zu gewinnen, die Sommerroute genommen hat. Westsalen und * Iserlohn, 17. April.(Das schwere Verbrechen) in der Läger, das sich am 29. Mai vorigen Jahres daselbst ereignete, kam gestern vor der Hagener Strafkammer zur Aburteilung. Wie seinerzeit berichtet, ist am genannten Tage der 9jäheige Sohn des Stadtförsters Marmann, kaum 100 Meter von der elterlichen Wohnung entfernt, von einem Manne überfallen worden. Wahrscheinlich wäre der Knabe, auf den der Mensch mit offenem Messer losging, nicht mit dem Leben davongekommen, wenn er nicht infolge der schweren Verletzungen im Gesicht und am Körper die Besinnung verloren hätte und wenn nicht ein glücklicher Zufall den Verbrecher verscheucht hätte. Der Verbrecher, ein wegen Diebstahls und Betruges mit mehreren Jahren Gefängnis und Zuchthaus vorbestrafter Mensch, wurde zu einer Gesamtzuchthausstrafe von 4 Jahren 6 Monaten verurteilt. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. * Bochum, 17. April.(Ausstellung.) Auf der 4. Provinzial=Kochkunst= und fachgewerbl. Ausstellung der Westfälischen Zone des Deutschen Gastwirteverbandes, die hierselbst am 11. Mai eröffnet wird, dürften besonderes Interesse erwecken die städtischen und Kollektivausstellungen. Es wird in ganz hervorragender Weise vertreten sein die Stadt Bochum, resp. die Gasfabrik; die städtische Kochschule wird praktische Vorführungen der Schülerinnen bieten. Ferner sind die Ausstellungen des Bochumer Brauereiverbandes, die der Bäckerund Konditoren=Innungen, sowie der Metzer=Innungen zu nennen, die alle mancherlei Neuheiten des Betriebes aufweisen, welche die im Laufe der Jahre gemachten Fortschritte veranschaulichen. Die Ausstellungsleitung hat für reichlichen Raum Sorge getragen, sodaß das besuchende Publikum ohne belästigendes Gedränge die verschiedenen Hallen besichtigen kann. Bemerkenswert ist, daß zur bestimmten Zeit Vorführungen in Verbindung mit populären Vorträgen ins Auge gefaßt sind, so über die Vorteile der Gasverwendung. Die für die Ausstellung zur Verwendung gelangenden Bauwerke gründung des Bistums Aachen on den Vatikan gewendet. Wie die„wissenden" Kreise versichern, interessiert sich der Papst außerordentlich für die Aachener Bist nsfrage, da er„die Erzdiözese Köln zu gro“ hält, als daß sie von einem Bischof verwaltet wirden könne“ Letzte Drahtmeldungen Selbstmordepidemie in Köln. Köln, 17. April. Hier haben gestern nicht weniger als 8 Personen versucht, ihrem Leben ein Ende zu machen. Ein 18 Jahre alter Konditor hat sich erschossen. Vier weitere Personen sind in den Rhein gesprungen, von den übrigen haben zwei Lysol genommen, während eine sich zu erschießen versuchte. Die 7 Personen sind nicht tot, doch befinden sich einige in Lebensgefahr. Liebestragödie im D= Zug. Karlsruhe, 17. April. In einem Abteil 2. Klasse des D=Zuges Stuttgärt—Amsterdam hat sich gestern eine Liebestragödie abgespielt. In dem Zug erschoß ein russischer Student aus Karlsruhe eine Kassiererin aus Stuttgart. Dann tötete er sich selbst durch einen Schuß in die Schläfe. Das Motiv der Tat ist Eisersucht. Demission des ungarischen Ministeriums. Wien, 17. April. Das ungarische Ministerium hat beschlossen, seine Demission einzureichen. Ministerpräsident Khuen=Hedervary begab sich gestern nachmittag nach Wien, um dem Kaiser das Demissionsgesuch zu unterbreiten. Die Demission wird damit begründet, daß die Regierung unter den angegebenen Verhältnissen nicht mehr das nötige Prestige besitze, um einen Kampf im Abgeordnetenhause durchzuführen und auch nicht einen glatten Verlauf der für die nächsten Woche anberaumten Session der Delegationen zu gewährleisten vermag. Als Nachfolger Khuen=Hedervarys gilt der Finanzminister Dr. Lucacz. Gasvergiftung. Graz, 17. April. Hier erkrankten während einer Feier in der Aula 13 Gymnasiasten, meist Sextaner und Quintaner, an Gasvergiftung infolge Ausströmen von Kohlengasen aus einem undicht gewordenen Heizkörper. Die Erkrankungen sind jedoch nicht lebensgefährlich. Furchtbares Verbrechen in einer Kirche. Rom, 17. April. In Capaccio bei Salerno wurde in der Kirche Santa Maria in der vergangenen Nacht ein schweres Verbrechen verübt. Diebe brachen in die Kirche ein, raubten alle Kleinodien und ermordeten den Eremiten, der die Aufsicht über die Schätze hatte, sowie zwei Verwandte, die bei ihm weilten. Die Homerulebill angenommen. London, 17. April. Nach erregter Debatte wurde die erste Lesung der Homerulebill unter großem Beifall der Nationalisten und Liberalen mit 360 gegen 266 Stimmen angenommen. Die Kundgebungen erneuerten sich, als Premierminister Asmith die Bil formel einbrachte. Handel. Neuß, 15. April. Rüböl 62,00. faßweise 64,00, gereinigtes 65,00 M für 100 Kilo ohne Faß. Rüdkuchen große 112, kleine 116,00 e für 1000 Kilo waggonweise.— Raps prima 30,00, zweile Sorte 29,00, Aveel 29,00 Weizen 1. Sorte 21,00, zweite Sorte 20,00 M, Roggen prima 19,00, zweite Sorte 18,00 A. Hafer prima 19.70, zweite Sorte 18,70 M, Wintergerste 19,00 M für 100 Kilo. Kartoffeln 3,50—4,00 M. Heu 4,00—4,50 M, Luzerner Heu 5,00—5,50 AA für 50 Kilo. Krummstroh 17,00, Breitdruschstroh 19,00 Mk. für 500 Klg. Kleie 7,50 dA für 50 Klg. Köln, 15. April. Luzerner Heu 9.60 bis 10,00 kl. Wiesenheu 7,00 bis 8,00 M. Roggen Breitdrusch= stroh 4,60 bis 5,00 MK, Krumm= und Preßstroh bis 4,20 M. werden sich durch eine günstige Ventilation auszeichnen, die ebensosehr der tunlichst langen Erhaltung der kulinarischen Ausstellungsobjekte, wie den Besuchern der Ausstellung zugute kommen dürfte. * Gelsenkirchen, 17. April.(Gefährliche Spielerei.) Gestern vormittag wurde infolge einer Spielerei mit einem Tesching der 14 Jahre alte Knabe August Schafe von einem gleichaltrigen Knaben in den Kopf geschossen. Der Knabe starb nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus. * Duisburg, 17. April.(Eifersucht.) Das Schwurgericht verurteilte den 33 Jahre alten Bergmann Theodor Opitz aus Oberhausen, der in einer Eifersuchtsaufwallung seine Geliebte, die 56 alte Frau Wehring, durch einen Messerstich tötete, wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todeserfolg zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren 6 Monaten. * Rinterode, 17. April.(Opfer seiner Gutmütigkeit.) Der 19jährige Klempner= gehilfe kam mit seinem Bruder zu einem hiesigen Gutspächter und sie baten diesen, einige Zeit dort verweilen zu können. Die Brüder entwendeten ihm zwei Sparkassenbücher. Sie holten sich hierauf bei der Sparkasse in Münster 2300 Mark und traten damit große Reisen an. Der Pächter bemerkte jedoch bald darauf den Diebstahl und erstattete Anzeige. Während einer der beiden Täter festgenommen werden konnte, ist von dem anderen keine Spur zu finden. Die Strafkammer erkannte wegen schwerer Urkundenfälschung auf 8 Monate Gefängnis. * Remscheid, 17. April.(Drei Personen verbrannt.) In der vergangenen Nacht entstand im Hause des Schlachthofshallenwärters Garthoff Feuer, bei dem die beiden alten Eltern des Genannten, sowie sein 14jähriger Sohn, nachdem er schon vier seiner Geschwister gerettet hatte, verbrannten. * Minden, 17. April.(Das Infanterie Regiment Nr. 15) begeht im nächsten Jahre das Fest seines hundertjährigen Bestehens und dieses wird voraussichtlich am 1. und 3. Juli 1913 in Minden stattfinden. Am dritten Tage findet eine Gedenkfeier am Kaiser Wilhelm=Denkmal an der Porta statt. Den genauen Termin bestimmt noch das Kriegsministerium. * Minden, 17. April.(Einen unerhör ten Streich) vollführten zwei noch unbekannte Arbeiter hier, indem sie, wie das Kreisblatt meldet, einem 13 Jahre alten Schüler so viel Schnaps zu trinken gaben, daß er völlig betrunken wurde. In vollständig bewußtlosem Zustande wurde der Knabe aufgefunden und in seine elterliche Wohnung geschafft, wo er sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Es wurde eine starke Alkoholvergiftung festgestellt, wodurch die Herztätigkeit so stark herabgemindert war, daß der behandelnde Arzt Einspritzungen zur Anregung der Herztätigkeit bei dem Kranken vornehmen mußte. Jetzt befindet sich der Knabe wieder auf dem Wege der Besserung. * Nachen, 17. April.(Bistum Aachen.) Stadtrat und Oberbürgermeister von Aachen haben sich in einer Denkschrift mit der Bitte um NeuSchweinemarkt. Der heutige Schweinemarkt war mit zirka 180 Tieren beschickt. Die Preise sind die bisherigen geblieben. Es wurden bezahlt für 6 Wochen=Ferkel 22 bis 24 Mark, für 8 bis 10 Wochen alte Tiere 28 bis 30 Mark. Aeltere Tiere erzielten je nach Qualität ziemlich hohe Preise. Der Handel war tccht flott. Verantwortlich für die Redaktion: Friedr. Kraas. Druck u. Verlag von Carl Braus, beide in Schwerte. Die blauen Bücher. Jeder Band 1,80 Mark. Carlyle, Arbeiten und nicht verzweifeln. Ruskin, Menschen unter einander. Volkslieder, von rosen ein krentzeleien. 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