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Nr. 293.

Politische Uebersicht.

Deutschland.

Kaiser hörte gestern vormittag die Vorträge des Präses der Artillerie=Prüfungskommission, des Kriegsministers, des Chefs des Generalstabes der Ar­mee und des Stellvertreters des Chefs des Militärka­binetts. Zur Frühstückstafel war der Direktor der Hamburg=Amerika=Linie, Kapitän von Grumme, gela­den. Um Uhr begab sich der Kaiser im Automobil nach Jagdschloß Wusterhausen, wo um 7 Uhr Abend­tafel stattsand.

Der Kronprinz hat, wie verlautet, dem Prinzen Max von Baden die Patenstelle für seinen Sohn, des­sen Taufe bekanntlich am 21. d. Mts. stattfindet, über­tragen.

Der deutsch=englische Zwischenfall im Persischen

Golf. In der Sache des Zwischenfalls auf der im Per­sischen Golf gelegenen Insel Abu Musa, wo Angestellte der Hamburger Firma Wönckhaus u. Co. mit Hilfe ei­nes englischen Kanonenbootes aus einer rechtmäßig erworbenen Konzession auf Betreibung der Oxydminen durch den arabischen Scheil von Schirgah vertrieben worden sind, ist das deutsche Auswärtige Amt nach Ein­treffen amtlicher Berichte in Verhandlungen mit der englischen Regierung eingetreten. Die laut Münche­ner N. N. voraussichtlich zu einer vollen Wahrung der verletzten Rechte der deutschen Firma führen werden. Der LondonerStandard" bestätigt die Meldung von der Absicht der deutschen Regierung, sich für die Rechte der Hamburger Firma ins Zeug zu legen. Die Insel Abn Musa, auf der der genannte Scheik herrscht, gehört nicht Persien, sondern steht unter englischer Oberhoheit.

Ein Reichspetroleummonopol empfiehlt die konser­vativeKreuz=Ztg. und führt zur Begründung ihres Vorschlages u. a. folgendes aus: Heutzutage leidet fast der gesamte deutsche Kleinhandel in Petroleum unter dem Druck des amerikanischen Privatmonopols und empfindet ihn nachgerade als unerträglich. Gegenüber einem Staatsmonopol hat der Kleinhändler dagegen Rechte, insbesondere auf pünktliche Lieferung und be­stimmte Qualität. Auch die Feststellung des Preises ist ihm bekannt und erfolgt auf Grund gesetzlicher Vor­schriften. Gegenüber dem fremden Privatmonopol aber steht er nahezu rechtlos da. Und so ist es nicht zu verwundern, daß gerade aus den Kreisen des Petrole­umhandels das Verlangen nach Einführung eines Reichspetroleummonopols laut wird. Die Verstaatli­chung des Petroleumgeschäfts ist in Deutschland durch die Organisation der Standard Oil Co. wesentlich er­leichtert worden. Die Schaffung eines deutschen Reichs­Petroleummonopols wird für die Reichsregierung eine nicht schwierige und sozialpolitisch eine finanziell dank­bare Aufgabe sein.

Die Ernte in Preußen ist in diesem Jahre reicher ausgefallen als in irgend einem Jahre zuvor. Es wur­den der amtlichen Statistik zufolge an Winterweizen, Winterspelz und Roggen zusammen 8640 000 Tonnen, an Sommerweizen, Sommerroggen, Gerste und Hafer 8872000 Tonnen, im ganzen also an Getreide 17512 Tausend Tonnen gewonnen, gegen 17 294000 in 1906 und 15 712000 Tonnen Durchschnittsertrag der Jahre 18991906. Die Kartoffelernte dieses Jahres über­trifft mit 31 086 000 Tonnen die vorjährige um 0,6 Pro­zent und das Mittel aus den zwei Vorjahren um 5,6 Prozent. Reichlicher war der Ertrag nur 1901 und 1905. Die Erkrankungsziffer ist aber 1907 sehr hoch, und zwar im Staatsdurchschnitt 7,5 Prozent gegen 3,8 Prozent im Vorjahre. Gleichfalls noch besser als im Durchschnitt der 8 Vorjahre ist 1907 die Heuernte aus­gefallen. Zusammen wurden 17913000 Tonnen ge­erntet gegen 17 795000 Tonnen im Mittel aus den Vorsahren.

Reichskanzler und Tierschutz. Der Bonner Tier­schutz=Verein dankte dem Reichskanzler für sein Ein

Freitag, den 20 Dezember 1907.

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Neueste.

Die mit einem versehenen Nachrichten sind unten weiter ausgeführt.

* Minister Ruhstrat in Oldenburg tritt wegen Konflittes mit dem Landtage zurück.

* Eine furchtbare Explosion in einem Waffenladen wird aus Palermo gemeldet.

Der Flottenverein beruft zum 19. Januar nach Kassel eine Generalversammlung ein.

* Spiritusmonopol= u. Zigarrenbanderolensteuer­Entwürfe sind dem Bundesrat zugegangen.

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39. Jahrgang.

treten zugunsten des Tierschutzes. Fürst Bülow er­widerte:Die Tiere vor Grausamkeit schützen, heißt nicht nur die Natur lieben, sondern bedeutet auch eine Aufgabe sittlicher Menschenerziehung. Wer gegen

Tiere roh ist, wird es auch gegen Menschen sein. Wie bekannt, ist des Reichskanzlers vierbeiniger Freund ein schwarzer Pudel mit Namen Mohrchen. Des Kaisers Lieblinge sind zwei braune Teckel, rechte kleine Racker.

Aus dem Auslande.

Die Kabinettskrise in Oesterreich. Die österreichi­sche Regierung hat nun selber nach der parlamentari­schen Erledigung des Ausgleichs durch einen Fallstrick der Christlich=Sozialen eine Schlappe erlitten, die leicht ihren Untergang herbeiführen kann. Der Vorgang ist folgender: Im Laufe der Ausgleichsdebatte wurde eine Resolution eingebracht, in der die Regierung aufgefor­dert wird, die nichtmagyarischen Volksstämme in Un­garn gegen d. Drangsalierung der Regierung Kossuth­Weckerle zu schützen. Die Resolution wurde angenom­men, ohne daß die Regierung im Eifer der Geschäfte besonders darauf achtete. Die genannten ungarischen Minister bezeichneten den Wiener Beschluß als bei­spiellos in der Geschichte der beiden Völker, das unga­rische Parlament forderte sofortige energische Genug­tuung. Diese gab der österreichische Ministerpräsident Frhr. von Beck ohne Besinnen. Er erklärte im Reichs­rate, den ihm durch die Resolution erteilten Auftrag micht ausführen zu können. Ein von tschechischer Seite eingebrachter Antrag, über diese Antwort die Debatte zu eröffnen, bedeutete ein Mißvertrauensvotum. Die Ausgleichmajorität ist zerfallen, Tschechen und Christ­lich=Soziale stimmten gegen die Regierung, Polen und Deutschliberale für sie. Mit Baron Beck ist auch der Christlich=Soziale Minister Goßmann in der Minorität geblieben. Es fragt sich nun, gilt der Kampf Luegers seinem Parteigenossen Goßmann, dessen Ministerschaft er nicht billigt, oder will Lueger an Becks Stelle Mini­sterpräsident werden?

Frankreich hat insofern einen Erfolg in Marokko errungen, als ihm die Geldnot des Sultans Abdu Aziz indirekt dazu verholfen hat, eine Kontrolle über die gesamten marokkanischen Staatsfinanzen zu erhal­ten. Die Gewährung dieses Rechtes hatte Frankreich zur Bedingung für weitere finanzielle Beihilfe ge­macht. Der Sultan Abdul Aziz mußte wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Dafür erhält er von Frankreich 150 Millionen Francs geborgt gegen die Verpfändung der restierenden 40 Proz. Zolleinnahmen sowie aller übrigen Staatseinnahmen.

In Belgrad tut der serbische Kronprinz sein Mög­

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beleidigten Arbeitern Genugtuung zu geben gedenke. Es wird dem Ministerpräsidenten nicht leicht fallen, auf diese heikle Frage die treffende Antwort zu geben. Das erbische Volk legt einstweilen die jüngste Heldentat seines Kronprinzen zu den übrigen und erteilt dann einmal auf alle eine Generalantwort, indem es den Kronprinzen samt seinem nachsichtigen Vater, dem Kö­nig Peter I. zum Lande hinaus jagt. Die Vorbereitun­gen für die Vertreibung der Dynastie werden schon in vollster Oeffentlichkeit fortgesetzt, und der Tag ist viel­eicht garnicht mehr fern, an dem die Karageorgewitsche ihre Koffer packen.

Aus Stadt und Umgebung.

Schwerte, den 20. Dezember.

*r(Weihnachtsfeiern evang. Vereine und Anstal­ten.) Am Freitag, den 20. d. Mts., nachmittags um 4 Uhr, feiert die Kleinkinderschule im Saale von Schulze­Selmig. Eltern und Freunde sind freundlichst einge­laden. Am Freitag, den 20. d. Mts, abends 8 Uhr, feiert der Jungfrauen=Verein, ebenfalls bei Schulze­Selmig, mit gemeinsamem Kaffeetrinken, Gesängen, Deblamationen usw.; Freunde und Gönner etc. sind herzlichst willkommen. Am Sonntag, den 22. d. Mts., nachm. 3 Uhr, feiert in der Kirche der Kindergottes­dienst. Teilnahme der Gemeinde ist sehr erwünscht. Am Montag, den 23. d. Mts., nachm. 6 Uhr, feiern Flick= und Strickschule; Eltern und Angehörige sind gerne gesehen. Am Dienstag, den 24. d. Mts., nach­mittags 4 Uhr, feiert das Krankenhaus; die Feier ist nicht öffentlich. Am zweiten Weihnachtstag, vorm. 8 Uhr, feiert der Blankrenzverein. Am gleichen Ta­ge, nachmittags um Uhr, feiert die Sonntagsschule der Stadtmission, auch dazu sind Gäste freundlichst ein­geladen. Am Sonntag nach Weihnachten endlich, nachm. Uhr, feiert der Jünglings= und Männer­verein in der Kuhstraße. Zu dieser Feier wird auch herzlichst um Teilnahme gebeten. Der evang. Ar­beiterverein kann in diesem Jahre seine Weihnachts­feier nicht abhalten, weil der Schulze=Selmigsche Saal anderweit benutzt wird.

*-(Eisenbahnunfall.) Auf dem hiesigen Bahnhof: entgleiste heute morgen früh in den Rangiergeleisen dem Stationsgebäude gegenüber ein Güterwagen und fiel um. Die übrigen Waggons konnten rechtzeitig zum Stehen gebracht werden. Der umgestürzte Wag­gon wurde stark beschädigt. Mit den Aufräumungs­arbeiten wurde sofort begonnen.

**(Die diesjährigen Weihnachtsferien) des städti­schen Progymnasiums, der höheren Mädchenschule und der Volksschulen der Stadt Schwerte beginnen am morgigen Samstag und dauern bis zum 6. Januar für die evangelischen, bis zum 7. Januar für die katho­lischen Volksschulen und bis zum 8. Januar für die höheren Schulen. Ji den Schulen des Amtes West­hofen beginnen die Ferien erst am künftigen Dienstag und dauern bis zum 2. Januar einschließlich.

*r(Am Freischütz) konzertiert an den beiden Weihnachtstagen die Solinger Waffenschmiedekapelle. In recht schmeichelhafter Weise spricht sich dieMülh. Volksztg. über das Konzert aus, indem sie schreibt: Im Magdeburg'schen Saale veranstaltete gestern die Solinger Waffenschmiedekapelle in Nationaltracht ein Konzert. Man kann wohl sagen, daß man etwas der­artiges hier noch nie gesehen hat. Das Programm war ein äußerst reichhaltiges und die Stücke erregten jedes­shaftesten Beifall. Die schönen Melodien, it gebietender Stimme der Amboß ein­n dem zarten Vogelgesang und dem Zwit­besdurstigen Nachtigall. Der Gesang der as Klappern der Mühle und das Echo in zeichnete sich durch große Naturtreue aus. rächtig dekorierte Bühne zeugte für den den Sinn der Kapelle, die unter Leitung des muke wahre Triumphe feierte. Auf vielseiti­