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linl den kreis Norat.
Amrrrren
e ds Druck und Verlag von Carl Braus(., geg.
Anschluv Praus, Schwertechluhr.
Ne. 86
Die Ehe ist geschieden!
Alle Kreis= und Lokalpolizeilichen Verordnungen für den Kreis Hörde erlangen gemäß Bekanntmachung der Königl.
durch Veröffentlichung in der„Schwerter Zeitung" rechts
verbindliche Kraft.
Dresden, 11. Febr. Das Urteil im Eheprozeß, das 4¼ Uhr verkündet wurde, lautet: Die Ehe der Parteien wird wegen Ehebruchs der Beklagten mit dem Sprachlehrer Giron vom Bande geschieden. Die Beklagte die Schuld an der Scheidung. Die Kosten des Verfahrens werden der Beklagten auferlegt.—(Einem Teil unserer Leser bereits gestern abend durch Extrablatt mit
geteilt.) 946
Im letzten Augenblicke war erwartet worden, da die Aufnahme der Kronprinzessin in eine Nervenheilanstalt die Entscheidung in dem unseligen Ehebruchsdrama aufhalten würde. Es hieß, die Anwälte der Prinzessin woll
ten ihr Unzurechnungsfähigkeit behaupten. Der Welt is 08 Schauspiel bes unendlitz gehlichen. Ein solcher Anlichen Skandalaffäre erspart g...„ezung# trag scheint nicht erfolgt zu sein, die Scheirung der Kro prinzessin von ihrem Gatten und damit von ihren Kindern ist erfolgt und alle Schuld ist ihr zur Last ge
Die Welt wird diesen harten Spruch als den einzig nöglichen und gerechten anerkennen. Ipsenfigze eihe sich pflicht= und ehrvergessen des gen#####nlichsten Ehebruchs schuldig gemacht und ihn ungeachtet der Schmach, die sie damit auf sichaihren Gatten und ihrg igder, auf das sächsische und österreichische Haus und auf rur fuch sische Volk häufte, öffentlich vor der Welt bekannt un
trot aller Zugeständnisse, Bitten und Ermazugzngerzähg Eltern und des Kaisers Franz Josef, der sich. für sie verbürgen wollte, aufrecht erhalten. Die jetzt einlaufende Nachricht, sie wolle sich keineswegs dauernd von dem eitlen Giron trennen, nur unter dem Eindruck der
schließt es aus, daß wirkliche Reue der Prinzessin über einen wahnsinnig übereilten Schritt eingetreten ist, die die Ehescheidung zwar nicht hätte hindern, wohl aber das
teil der Welt hätte mildern können. Daß diese Reue, der nervöse Zusammenbruch einmal eintreten, schlimmer eintreten wird, als es jetzt anläßlich der Krankheit ihres Kindes geschehen ist, steht bei der immerhin feineren Regungen zugänglichen Natur der mißleiteten Frau fest. Daß er nicht schon jetzt eingetreten ist, beweist die Größe der Verblendung, mit der diese Frau in ihr Verderben rennt, eine Verblendung, die durch kein Zureden und Entgegenkommen, sondern nur durch die grausame Wucht der Tatsachen geheilt werden kann. Ausgestoßen aus ihrem väterlichen Hause, für alle Zeit als schmanchbedeckte Ehbrecherin von ihren fünf lieblichen Kindern getrennt, vielleicht ohne genügende Existenzmittel, hat sie nichts mehr
Sinnsprüche, Denksprüche, Sprichwörter 2c.
Nächstenliebe.
Wenn sich ein edler, reicher Mann Nimmt liebevoll der Armen an,
Wenn er mit immer offnen Händen Das Elend sucht, um es zu enden Und jede Bitte gern gewährt:
So ist das wohl des Lobes wert.
Doch wenn ein armer, edler Mann,
Der kaum sich selbst ernähren kann,
Ein Waisenkind auf seine Bitte
Nimmt auf in seine enge Hütte,
Es hegt und pflegt und liebt und nährt:
So ist das höheren Lobes wert.
Denn jener gab mit voller Hand,
Wobei er keine Not empfand,
Indes der andre voll Erbarmen Das letzte teilte mit den Armen!
Welch weiter Weg, welch weite Spanne Vom armen bis zum reichen Manne!
Schwerte, Donnerstag 12. Februar
auf der Welt als den. frivolen Burschen, der sie zum Ehebruch verleitet und in all das Unheil gehetzt hat, und der nach seiner Natur, solange ihn der Vorteil nicht mehr an seine Verführte kettet, sie so schmählich im Stich lassen und betrügen wird, wie er mit ihr ihren Gatten und ihre Kinder betrogen hat. Wahrlich das erschütternde Bild eines nur durch eigenste Schuld aus den höchsten Höhen in die tiefsten Abgründe hinabgestoßenen Menschenschicksals!
Genf, 11. Febr. Giron ist heute früh hier eingetroffen und hat sich in Begleitung des Erzherzogs Leopold Ferdinand heute nachmittag nach Nyon begeben.
Deutscher
256. Sitzung vom 11. Februar. Die Mittwochsitzung begann mit einer mehrstündigen Rede des Abg. Hoch(Soz.) zu dem Etat des Reichsamts des Innern. Staatssekretär Graf Posadowsky erwiderte auf früher geäußerte Wünsche, Uebersichten über die Gesetzgebungs= und Verwaltungsmaßregeln auf dem Gebiete des Wohnungswesens würden im nachsten Jahre veröffentlicht werden. Durchaus zu empfehlen sei es, wenn die Gemeinden Versuche mit dem Erbbaurecht machen wollten. Abg. Paasche(ntl.) wies die Annahme zurück, als seien Regierung und Reichstag lediglich durch die Angst vor der Sozialdemokratie auf die sozialpolitische Bahn gedrängt worden. Nach Bemerkungen der Abg. v. Waldow(kons.) und Schrader(fr. Verg.) wurde die Weiterberatung auf Donnerstag vertagt.
Preußisches Abgeoronekenhaus.
18. Sitzung vom 11. Februar.
Am Mittwoch stand der Rest des Etats des Ministeriums des Innern auf der Tagesordnung. Redner aller Parteien mit Ausnahme der Polen wünschten Besserstellung der Gendarmen. Minister v. Hammerstein sagte wohlwollende Prüfung der Wünsche zu. Sodann wurde die Fürsorgeerziehung besprochen und von den verschiedensten Seiten verlangt, daß das Fürsorgegesetz seinem wahren Sinne nach ausgeführt werde. Das Kammergericht habe leider anders entschieden. Man hoffte aber auf Aenderung. Der Minister erklärte, das Gesetz habe außerordentlich segensreich gewirkt. Allein im ersten Jahre seien 7787 Kinder, der Fürsorgeerziehung überwiesen worden. Es sei allerdings nicht zu leugnen, daß sich infolge der Rechtsprechung des Kammergerichts der Ausführung des Gesetzes gewisse Schwierigkeiten en gegenstellen. Aber er sei der Ansicht, daß der höchste preußische Gerichtshof seine Ansicht über den Sinn des Gesetzes
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ändern werde, und er bitte daher, einstveilen verzureten gen auf Abänderung des Gesetzes nicht hervorzut##. Der Rest des Etats wird genehmigt. Donnerstag: Anfrage wegen der Gerichtsferien, dann Justizetat.
Uebersicht.
Deutschland.
— Vom Kaiserhofe. Der Kaiser hatte am Mittwoch nach seinem Spaziergang eine Unterredung mit de Reichskanzler Ins Schloß zurückgekehrt, empfing er den Kardinal=Fürstbischof Kopp aus Breslau, der der Tafel teilnahm. Nachmittags spielte der Monarch
Das Allgemeinbefinden des an Unterleibstyphus erkrankten 9jährigen Prinzen Friedrich Christian von Sachsen ist befriedigend. Neuerdings leidet der kleine Patient an ununterbrochener Schlafsucht. Er hat die ten 24 Stunden fast ohne Unterbrechung schlafend zugebracht und das Schlafbedürfnis dauert noch fort.
— Die„Kreuz=Zeitung" veröffentlicht ein Schreiben
des Reichstagsabgeordneten Grafen Roon, in welchem derselbe seinen Austritt aus dem Bunde der Landwirte wegen der von dem engeren Vorstande des Bundes der konservativen Reichstagsfraktion zugefügten politischen
erchutug erichrt, angebliche Ausstattung unserer Ar
tillerie mit Rohrrücklaufgeschützen wird der„Tägl. Rdsch.“ mitgeteilt, an maßgebender Stelle sei davon nichts bekannt. Lediglich eine Aenderung der Lafette
werde erwogen. Unser Geschützrohr und die Munition seien nach wie vor so ausgezeichnet, daß sie das französische unter allen Umständen übertreffen. Die Sa, schilde erschweren unter allen Umständen die Beweglichkeit des Geschützes und haben überdies den Nachteil, daß die Bedienungsmannschaften nicht aufsitzen können.
— Sie kommt doch, d. h. die Kanalvorlage! In der Budgetkommission teilte, wie der Natl. Korresp. berichtet wird, Eisenbahnminister Budde mit, daß die Arbeiten fü eine neue Vorlage im vollen Gange seien, aber infolge einer durch die Verhältnisse gebotenen Veränderung der Kanal=Trace eine Verzögerung hätten erfahren müssen.
— Dr. Karl Peters veröffentlicht in den„Braun
schweiger N. N.“ eine Erklärung, in der er seine ursprünglich in diesem Blatte erhobene Beschuldigung, Leutnant a. D. Bronsart v. Schellendorf sei der Fälscher und Urheber des Tuckerbriefes, zurücknimmt. Peters gibt an, daß sein Vertrauensmann sich in einem Irrtum befunden
beb Oesterreich.
Das serbische Königspaar traf am Mittwoch auf ungarischen Boden ein, um im Kloster Kruschedol.
Brieftragers Hannchen.
Von Georg Paulsen.
(87. Fortsetzung.)
Hatte sie die Augen geschlossen gehalten gegen die Außenwelt, die Außenwelt hatte sie um so mehr für Hannchen geöffnet. Ja, was dachte das Hölder=Hannchen eigentlich? So, wie sie auftrat in ihrem ruhigen, bestimmten, höflichen Wesen, das so ganz selbstverständlich war, in dem sie niemand nach irgend etwas fragte, alles am besten selbst zu wissen schien, war sie den alten Sonnenfelder Bekannten anfänglich seltsam, dann kaum faßbar vorgekommen. Glaubte sie etwa etwas ganz Besonderes geworden zu sein? Selbst wenn zu dem Singen noch
das„Bischen Teaterspielen“ hinzukam, Hölder's Hannchen blieb das Briefträger=Hannchen.
Als ein paar Wochen vorüber waren, dachten ein paar ehemalige gute Freundinnen, nun könne man wohl über die Sache sprechen. Aber bei dem Versuch war geblieben. Auf Hannchens freundliche Antworten hatte man nichts zu erwidern gewußt; man wußte nicht, was man aus ihr machen sollte, sie war eben ganz anders geworden, und meinte, die Zeit würde schon dafür sorgen, sie zum Früheren zurückzuführen.
„Hannchen Hölder ist eine Dame geworden, die zu
gescheidt ist, um auf all' die neidischen Blicke zu achten, die
hinter ihr in Sonnenfeld herwandern“, meinte der Doktor. Und der alte Posthalter Grau sagte:„Gäb' was drum, wenn das Hannchen meine Tochter wäre!" Natürlich, solche Männer ließen sich von dem hübschen Gesicht bestechen, das ja niemand Lebrecht Hölder's Einziger abstritt. Aber in der Stadt gab es ja auch allerlei Toilettenkünste, von denen man in Sonnenfeld, Gott sei Dank, noch keine Ahnung hatte.
Am allermeisten merkte es aber die Mutter, das Hannchen eine ganz andere geworden war, daß sich zwischen ihnen Beiden das bisherige Leben nicht wieder in der früheren schlichten Form einrichten lassen würde. Sie hat es ja immer gesagt, eine Torheit war's gewesen, daß's Hannchen fort in die Ferne gekommen war, aber nun ließ sich nimmer etwas dran ändern, und am Ende würde ein vernünftiger Mann dem Mädele schon den
Kopf zurechtsetzen. 518 Tumerich
Heiraten sollte das Hannchen, wenn das Trauerjahr
um war; die Jahre hatte sie und—. Aber dann schlug Frau Hölder auf den vollen Mund und schaute sich um, ob etwa niemand in der Nähe sei, der ihre allgeheimsten und während des Trauerjahres so arg sündhaften Gedanken hätte erraten können.
„Will bei Dir bleiben, Mutterle,“ hatte Hannchen erst
gesaat,„daß Du nicht so allein bist. Wirge r
„Nix da. Du gehst. Blos, daß ich mein, wil## lemn reaterspielen vor all' den Mannsbildern wieder fertig
„Nein, Mutterle. Aber ich blieb lieber hier!“
„Hier? Was willst denn? Und das teure Geld ist
doch bezahlt für die Stunden?"„.
Was ich hier will, Mutterle: Arbeiten und schaffen im Haus, wie früher immer, als der Vater noch
Im komischen Entsetzen schlug Frau Hölder die
Hände über den Kopf zusammen.
„Hannchen, Mädele, schau Deine Händ an, Deine Finger, wie weiß und zart die sind. Was willst hier im
. Finger, Mutterles? Hast recht, das is vom Klavierspielen und all den Sachen. Aber die haben's andere nimmer verlernt.“
Hannchen kam langsam näher zur Mutter, die vor ihrem Spinnrad mit aufgestütztem Kopfe saß und mit gedankenvoller Miene zur Gasse hinausschaute.
„Mutterle!“
„Was denn?“ 4 8t.
„Mutterle, geh mal a weng von dem Stahl fort!
„Warum denn?"
„Wirst gleich sehen! Bitte, sei so gut!".„
Und sie ging, vielleicht mehr, weil sie auf der Straße etwas zu sehen hatte, als der Tochter wegen.
Gleich darauf saß Hannchen auf dem Stuhl, und das Spinnrad drehte sich und schnurrte unter ihren Fingern, als hätte sie den Platz nimmer verlassen gehabt.
„Aber Hannchen!". Da war auch die Mutter wie
der da.