N 244.
Bielefeld, Freitag, den 17. Oktober 1913.
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103. Jahrgang.
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Hierzu 3 Beilagen und Unterhaltungsblatt.
Ein Brief des Kronprinzen.
Der Kronprinz, dessen lebhaftes Naturell mit dem Kommando eines Regiments sich nicht begnügen kann, hat nun auch in der Welfenfrage Stellung genommen. Er hat, wie ein Leipziger Blatt mitteilt, seine Ansicht dahin ausgedrückt, daß eine Thronbesteigung des Prinzen Ernst August ohne vorhergehenden unzweideutigen Verzicht im Widerspruch mit den Bundesratsbeschlüssen von 1885 und 1907 und der Fahneneid des Prinzen ein Akt ohne staatsrechtliche Bedeutung sei. Von der Nordd. Allg. Ztg. wird diese Meldung des Leipziger Blattes vollinhaltlich bestätigt, wie die nachstehende Drahtung besagt:
* Berlin, 17. Okt. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt: Die Leipziger Neuesten Nachrichten bringen Mitteilungen über ein Schreiben des Kronprinzen an den Reichskanzler in der Braunschweigischen Frage.
Wie wir hören, hat in dieser Angelegenheit eine Korrespondenz zwischen dem Kronprinzen und dem Reichskanzler stattgefunden, bei der der Kronprinz seinen Bedenken gegen die Thronbesteigung des Prinzen Ernst August ohne ausdrücklichen Verzicht auf Hannover Ausdruck gegeben hat.
Der Reichskanzler hat in seiner Antwort unter eingehender Schilderung des Sachverhalts die Gründe dargelegt, die für die Haltung der preußischen Regierung maßgebend sind.
Das preußische Staatsministerium hat in seiner gestrigen Sitzung über den in der braunschweigischen Thronfolgefrage beim Bundesrat zu stellenden Antrag Beschluß gefaßt.
Nach dem König von Preußen ist der Kronprinz der am meisten Interessierte, denn es handelt sich bei der Erledigung der Welfenfrage um Umstände, die ihm einst sehr wichtig sein können. Es ist deshalb auch verständlich, daß der Kronprinz in die Angelegenheit eingegriffen hat. Ob es freilich richtig war, den Widerspruch zwischen Kronprinz und Regierung in die Oeffentlichkeit zu bringen, ist eine mehr akademische Frage, die man im Interesse aller Beteitigten mit Nein beantworten muß. So bleibt die Erörterung, ob die Stellungnahme des Kronprinzen die richtige sei, und die wiederum kann nur in bejahendem Sinne geführt werden.
Preßstimmen zum Kronprinzenbriefe.
—„Zu dem Schreiben des Kronprinzen in der Weisenfrage und der Erklärung der„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ äußern sich zunächst nur einige Blätter. Die„Post" weist auf die nahen Beziehungen hin, die zwischen dem Kronprinzen und Dr. Liman, dem Berliner Vertreter der„Leipziger Neuesten Nachrichten", besteben. Die„Post“ schreibt:
„Es ist erfreulich, daß der Thronfolger aus seiner Sympathie für die Stellungnahme der nationalen Kreise kein Hehl macht. Dies i umso lebhafter zu begrüßen, als es nicht das erste Mal ist, daß der künf ige Träger der Kaiserkrone sich mit erfrischendem Freimut zu den Anschauungen bekannt hat, von Volles erfüct stur , ies fei biet nin an die
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Weasall bst zmangsmer“ Sit als Kassenrabart und kommt in e. zungeweiser Eintreibung durch Klage und bei Konkursen.
Marokkokrisis und ihre Erörterung im Landtage erinnert, an jene düsteren Novembertage, als deren einziger Lichtblick das warmherzige Eintreten des Thronfolgers für eine stramme deutsche Auslandspolitik zu verzeichnen war.“
Das„Berliner Tageblatt“ meint aber gerade entgegengesetzt:
„Auch denjenigen, die in der Welfenfrage im Grunde auf dem Standpunkte des Kronprinzen stehen, muß vor allem der Umstand, daß das persönliche Eingreifen des Kronprinzen öffentlich bekanntgegeben werden konnte, sehr unerfreulich erscheinen.“
Die Rhein.=Westf. Ztg. erinnert daran, daß der Kronprinz zum zweiten Male innerhalb weniger Jahre sich in einer wichtigen Angelegenheit des deutschen Volkes zum Fürsprecher der von allen nationalen Parteien getragenen öffentlichen Meinung mache.
Das erste Mal hat er entschieden Stellung genommen gegen die Bethmann=Kiderlensche Marokko=Politik, und wie ihm damals das ganze Volk für sein Eintreten für eine kraftvolle deutsche auswärtige Politik warmen Dank gezollt, so werden ihm auch heute wieder alle deutschen Männer zustimmen, die nicht wie das Zentrum auf preußen= und hohenzollernfeindsichen Partikularismus eingeschworen sind, oder wie die Sozialdemokratie alles herbeisehne, was zur Schwächung der Macht des Kernstaates des Deutschen Reiches beiträgt. Denn die Tatsache ist nicht aus der Welt zu schaffen, daß nur das ganze Konsortium der Reichsfeinde, das Zentrum, die Sozialdemokra# die Polen und die Dänen, die braun
schweigische Politik des Kanzlers gutheißen, während sie alle anderen Parteien, wie wir in unserer Sonntagsausgabe in dem Ergebnis unserer Rundfrage gezeigt haben, zum Teil schärfstens verdammen.
Es sei traurig— so schließt das rheinische Blatt— daß das Deutsche Reich seit 1909 einen Kanzler habe, der eine solche, nur höfi schen Augenblicks=Interessen dienende Politik treibe, daß sich der Thronerbe Preußens und des Deutschen Reiches, der Kronprinz, der für die Zukunft denken müsse, so aussehenerregend gegen ihn zu wenden sich bemüßigt fühle.
den Wald hinein zu blicken. Bei dieser Gele genheit hatten wir mehr als ausgiebige Muße, die äußere Erscheinung des Königs zu betrachten. Scharf geschnittene, harte Züge, farblose Augen, tief hinter buschigen Augenbrauen versteckt, und strähniges, graues Haar, dem man ansieht, daß es einmal blond war.
König Otto trug einen einfachen dunklen Anzug, seine Rechte spielte unaufhörlich mit einem dünnen Spazierstöckchen, und um seinen fest geschlossenen, schmallippigen Mund ging hin und wieder ein blitzartiges Zucken. Das Erstaunliche war aber, daß der König auf uns durchaus nicht den Eindruck eines Geisteskranken machte, sondern vielmehr den Eindruck eines einsamen, müden und verbitterten Mannes, Nachdem er eine Weile lang so in den Wald hineingestarrt hatte, drehte er sich plötzlich mit einem Ruck herum und setzte seinen Weg fort. Seine großen, wuchtigen Schritte entführten ihn bald unseren Blicken.
vom Tage.
Eine Begegnung mit König Otto von Bahern.
In dem Augenblick, wo dem Prinzregenten von Bayern mit Zustimmung aller Parteien die Königswürde übertragen werden soll, ist es in erhöhtem Maße von Interesse, etwas über die gegenwärtige Existenz des geisteskranken Königs Otto zu erfahren. Auf einem Automobilausflug in der Nähe des Schlosses Fürstenried bei München hatte kürzlich ein Mitarbeiter der„Kasseler Neuesten Nachrichten“ durch einen Zufall Gelegenheit, den dort seit fast 30 Jahren lebenden kranken König von Bayern in der Nähe zu sehen. Er berichtet über diese Begegnung unter anderem folgendes:
Es war an einem strahlenden Spatsommermorgen, als eine Panne uns(ein paar Münchener Maler und mich) kurz hinter dem Dorfe Fürstenried zu halten zwang. Während der Chauffeur den Wagen wieder in Ordnung brachte, ging ich mit einem Freunde waldeinwärts. Zufällig wurde gerade in jener Zeit der Schloßpark wieder einmal erweitert, so daß ein Stück der Umfassungsmauern niedergelegt war, und man ungehinderten Einblick in den sonst so streng abgeschiedenen Park hatte. Plötzlich erschienen auf einem der kiesbestreuten Parkwege zwei Herren, die ihren Wag auf uns zu nahmen. Wir standen fast unsichtbar in den Büschen, so daß wir stehen blieben. Es war in der Tat der König, anscheinend mit einem seiner Aerzte. Der König ging geradewegs bis fast in unsere Nähe,
blieb dann steben, um lange
= Bielefeld, 17. Oktober 1913.
Die„Kreuzzeitung" erfährt an zuständiger Stelle zu der von der„Frankfurter Zeitung" verbreiteten Meldung über die Einberufung des preußischen Landtages noch vor Weihnachten, daß sich das Staatsministerium vorläufig noch nicht mit der Einberufung des Landtages befaßt hat und auch nicht einmal die Wahrscheinlichkeit einer Einberufung vor Weihnachten vorliegt.
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Aus Grisolles wird gemeldet: Der Zustand des deutschen Militärattachés Oberstleutnant von Winterfeldt machte einen kleinen chirurgischen Eingriff nötig. Gestern hat sich sein Befinden wieder etwas gebessert.
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Nach einer Meldung aus San Domingo hat die dortige Regierung infolge des Wiederausbruchs der Revolution den Ausländern geraten, Puerto Plata zu verlassen.
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Der unter dem Befehl des Korvettenkapitäns Grashoff stehende deutsche kleine Kreuzer„Geier“ ist in Triest eingetroffen. Er wird längere Zeit in Triest bleiben.
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Das„Nowoje Wremja“ verzeichnet das Gerücht, buß Delcassé demnächst als Nachfolger Etiennes zum französischen Kriegsminister ernannt werden solle. Das Blatt bezeichnet die Nachricht in dem gegenwärtigen, für den Leiter des französischen Kriegsressorts schwierigen Augenblick als durchaus glaubhaft.
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In bezug auf die in Dresden erfolgte Verhaftung eines Berliner Studenten teilt der Sächsiche Landesdienst mit, daß die Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist, jedoch ist die Korrespondenz zu der Erklärung ermächtigt, daß der Verhaftete nicht russischer Staatsangehöriger ist, und daß ein Komplott irgendwelcher Art keineswegs vorliegt.
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Aus Schanghat wird gemeldet: Der Ministerpräsident Hsiunghsiling hat mit dem Kriegsminister vereinbart, die Armee auf eine Stärke von fünfzig Divisionen zu bringen mit insgesamt 500000 Die jährlichen Ausgaben werden bis auf 90 Millionen Dollars beziffert.
Donnerstag, 16. Oktober.
Das Fest auf Solhang.
Schauspiel von Henrik Ibsen.— Regie: Dir. Wilh. Berstl.— Kapellmstr. Alois Lanzer.
auf Solhaug, das uns Ibsen mannie#. einen durchaus im Banne der Rolebenden Dichter erkennen läßt und durch nimmt, dof Empfindung dauernd für sich einmat zespielt im 14. Jahrhundert in der Hei
Dichters. Es behandelt die Liebe zweier Schwestern für einen ritterlichen SänLieser, Ghachdmung und Jungendgespielen. Da Königshof weitt; lange an frendem reicht die ältere Schwester bejahrteren und reichen, aber beschränkten Gutsherrn von Solhaug(Bengt) die u uim jedoch bald zu entdecken, daß sie .. unglücklich ist. Am Tage der dritten Wie
verkehr des Hochzeitsfestes kommt Gudmund zutua, wird jedoch von Margit kalt und abweisend „Sie offenbart aber sofort ihre Zahreg Impfindungen, als sie erfährt, daß der Jeliebte als Geächteter von des Königs Hofe geflüchtet ist. Gudmund aber liebt
nicht mehr Margit, sondern die jungfräuliche Signe, um die zugleich der rohe und wüste königliche Vogt Knut Gäsling wirbt, der indes keine Gegenliebe findet. Er hat insgeheim be
schlossen, mit Rücksicht auf die Familie des
Gutsherrn auf dem Feste keine Mitteilung von der Aechtung Gudmunds zu machen, ihn vielmehr am nächsten Morgen zu fangen und so den Nebenbuhler zu beseitigen. Margit wird nach Schluß des Festes von ihrem betrunkenen
Manne seelisch so mißhandelt, daß sie beschließt, den Verhaßten durch Gift aus dem Wege zu räumen. Doch zu dem Morde kommt es nicht, Bengt fällt vielmehr im Streit mit dem Vogt, der Gudmund ergreifen will und alles löst sich, entgegen Ibsens späteren Dra
menschlüssen, in Friede und Freude auf: Margit geht entsagend ins Kloster, Gudmund gelangt beim König wieder zu Ehren und führt seine geliebte Signe heim.
Mit den großen Bühnenschöpfungen aus den späteren Schaffensperioden des Dichters kann sich freilich die Seelentragödie der armen Margit noch nicht messen, dafür entschädigt uns aber die echt poetische Gestaltung des Ganzen, der Reichtum an herrlichen lyrischen Partien, die besonders bei den Liedern auf die Mithilfe der Musik kaum verzichten können. Zu den Tondichtern, die sich bisher dieser Aufgabe unterzogen haben, gehört auch Hans Pfitzner, der
Dem Gedächtnis der Völkerschlacht.
#. In Leipzig erfolgte gestern in Anwesenheit des Gloßfursten Khrill in der russischen Kirche die feierliche Beisetzung der sterblichen Ueberreste dreier in der Schlacht bei Leipzig gefallener russischer Offiziere sowie mehrerer unbekannter russischer Krieger. Die Feier begann mit einer Seelenmesse in der Halle des Johannesfriedhofs, auf dem die Leichen 1813 beigesetzt waren und bis jeßzt ruhten.
des Schauspiels in ein Musikdrama bekannt ist, lobenswerter Zurückhaltung befleißigte. Pfitzners Musik besteht aus geschlossenen Orchestervorspielen zu jedem der drei Akte, einem Finale zum ersten Akt, einigen Melodramen, Liedern und einem Chor. Das erste Vorspiel singt von dem vergeblichen Freiheits= und Liebessehnen, dem ohnmächtigen Kämpfen eines in Banden geschlagenen jungen Herzens. Das zweite Vorspiel schildert in wechselvollen Tanzweisen ein nordisches Fest und im dritten endlich malt der damals eben zwanzig Jahre alte Komponist(er schuf die Musik um 1890) die Fieberträume der Heldin des Schauspiels. In allem zeigt sich, daß der Komponist seine Aufgabe sehr ernst, manchmal vielleicht zu ernst genommen hat. Sympathisch berührt der einfache, nahezu volkstümliche Ton, der fast durchgehends festgehalten wird. Unser städtisches Orchester unter Alois Lanzer war der Pfitznerschen Musik ein trefflicher Interpret. Auch sonst war die Aufführung durchaus löblich zu nennen. Direktor W. Berstl zeichnete für die Regie verantwortlich; er hatte Bühnenbilder zu schaffen gewußt, die echte nordische Stimmung verbreiteten. Hier und da hätten wir eine kleine Beschleunigung des Tempos lieber gesehen.
wurden die Särge auf Lafetten von Feldgeschützen in feierlichem Zuge unter dem Geleit Kompagnien Insanterie und zwei Eskagrüllerseregimenig Peldnach der russischen Kirche übergeführt. Die Lafetten mit den Särgen wurden bis an den Eingang des Grabraums gefahren und sowurden die Särge von Offizieren der russischen Armee nach dem Grabraum getragen. Es folgte die Trauerfeier. Nach Beendigung derselben betrat der Großfürst mit Gefolge den Grabraum
und wohnte der Beisetzung der Särge in der Gruft bei. Er legte an den Särgen einen Kranz des Zaren und einen von ihm selbst gestifteten Kranz nieder. Ferner hat die Stadt Leipzig einen Kranz niederlegen lassen. Während der Feier gaben Infanterie und Artillerie drei Ehrensalven ab.
Die Gedenkfeier in Wien.
Mit großer Feierlichkeit und unter Entfaltung eines großartigen militärischen Gepränges, sowie unter Teilnahme der gesamten Bevölkerung Wiens wurde gestern vormittag die Gedenkfeier der Völkerschlacht bei Leipzig begangen. Auf dem Schwarzenbergplatz bei dem Denkmal des Fürsten und Heerführers Schwarzenberg versammelten sich der Hof, wie Minister, die Generalität, der Bürgermeister mit der Stadtvertretung und die Mitglieder der Familien Schwarzenberg und Radetzki sowie Deputationen der Regimenter, die einst bei Leipzig mitgefochten haben, mit den alten Feldzeichen. Kurz vor 10 Uhr traf der Kaiser im offenen Leibwagen auf dem Festplatz ein und begab sick zum Denkmal. An dessen Fuß legte er einen prächtigen Lorbeerkranz nieder, dessen Schleife die Inschrift trug: Dem glorreichen Feldmarschall Karl Fürsten Schwarzenberg— Franz Joseph I. In diesem Augenblick gab die Salutbatterie 20 Schüsse ab, während die Kapelle die Volkshymne spielte. Darauf begrüßte der Kaiser die Mitglieder der Schwarzenbergschen und der Radetztischen Familien, deren jeden einzelnen er ins Gespräch zog. Sodann nahm der Kaiser den Vorbeimarsch der Truppen entgegen und schritt nach dem Vorbeimarsch die Front der Regimentsdeputationen mit den historischen mit Lorbeer geschmückten Feldzeichen ab, die vor dem obersten Kriegsherrn gesenkt wurden. Unter erneuten begeisterten Zurufen bestieg der Kaiser sodann den Wagen zur Rückfahrt nach der Hofburg.
Erzherzog Franz Ferdinand hat sich abends nach Neneschau begeben. Von dort wird er über Prag, wo sich das große Gefolge anschließt, nach Leipzig fahren.— Die gestrige Jahrhundertfeier der Völkerschlacht fand mit einem militärischen Empfang in Schönbrunn einen glänzenden Abschluß.
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Das deutsch=akademische Olympia wurde gestern in der Leipziger Turnhalle am Frankfurter Tor eröffnet. Nach einer kurzen Ansprache des Universitätsrektors trat man sofort in den Zwölfkampf ein, der in der Zeit von 8 bis 11 Uhr vormittags von etwa 80 Mann ausgekämpft wurde.
Deutsches Reich.
Der Kaiser
hat dem Prinzen Adolph zu Schaumburg=Lippe, der am 2. September d. J. auf Norderney Gabriele Freifrau von Speth=Schülzburg aus Stuttgart rettete, die Rettungsmedaille am Bande verliehen und diese Auszeichnung dem Prinzen persönlich überreicht. Gestern machte der Kaiser mit dem Prinzen und der Prinzessin zu Schaumburg=Lippe einen Spaziergang am Rheinufer entlang und empfing später den Abt von Maria=Laach. Nach der Frühstückstafel machte der Kaiser eine größere Automobilfahrt auf dem rechten Rheinufer über Siegburg, Engelskirchen, Wipperfürth, Waldbröl und zurück durch das Siegtal.
Entsendung eines deutschen Kriegsschiffes nach Meriko.
Der Kreuzer„Hertha“, der in den nordamerikanischen Gewässern weilt, hat den Befehl erhalten, zum Schutze der deutschen Interessen in Mextko nach Veracruz zu gehen. Sie wird später durch den
Den Darstellern erwachsen durch den reichen Wechsel zwischen Poesie und Prosa und durch die Notwendigkeit des Hand=in=Handgehens mit der Musik erhebliche Schwierigkeiten, die aber von unserm Ensemble im allgemeinen glücklich überwunden wurden. Lediglich im zweiten Akt litt die Sprachdeutlichkeit, hier trübte auch etwas der Chor die gut vorbereitete Stimmung Eine Darbietung aus einem Guß schuf Melly
Stollberg, die die Seelenqualen der Margit und ihr Glücksgefühl prächtig herauszuarbeiten wußte. Eine anmutige Signe war Frida de Bruyn. Willi Werth stellte einen wahrhaft trottelhaften Bengt auf die Bühne; allein schon die Maske erklärte die Abneigung der jugendfrischen Margit gegen diesen„Bergkönig". Unsere Direktion kann sich zu dieser Kraft nur gratulieren. Mit edlem Anstand und Hingebung spielte Comelius Lenzen den Gudmund; was uns der Künstler bieten kann, das verrät diese Partie nicht. Wir werden also weiteres abzuwarten haben. Lebenswahr gab Rudolf Zeisel den robusten Vogt Knut; dessen Freund sand in Artur Malkowsky einen ansprechenden Vertreter.
Das Publikum nahm die Aufführung mit Wärme entgegen; es brach zwar kein spontaner Beifall an den Aktschlüssen hervor, der Applaus kam aber aus stimmungsvollem Herzen. K.