Krreisblat.

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für den Krreis Gorde.

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Druck und Verlag von Carl Braus in Schwerte,

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Nach einer Mitteilung des Amsterdamer Handels­Blattes werden in Belgien künstliche Muskatnüsse in sehr täuschender Weise hergestellt und für echt in den Handel gebracht. Die chemische Untersuchung hat an den nach gemachten Nüssen folgende Erkennzeichen festgestellt: 1. 1. Den künstlichen Nüssen fehlt beim Durchschneiden die pflanzenartige Strucktur der echten Nüsse. 2. Nach drei Minuten langem Behandeln mit kochendem Wasser werden sie weich und können mit den Fingern zu Pulver verrieben werden. 3. Beim Verbrennen lassen sie ungefähr 18 Proz. Asche zurück, während die natürlichen 2 bis 3 Proz. Asche enthalten. 4. Sie sind im allgemeinen viel schwerer als natürliche Rüsse. Publikum und Kaufleute seien hiermit vor Ankauf der Falsifikate gewarnt.

Hörde, den 14. Mai 1900.

Der Königliche Landrat.

J. A.:

v. Alvensleben.

in seiner kürzlich gehaltenen neuestenMauserungsrede zugegeben, daß die Gewerkschaften trotz ihrerNeutralisie­rung mit der politischen Parteiorganisation in stetem innigen Zusammenhang bleiben müßten. Wie Bebel die Neutralität der Gewerkschaften proklamiert, um die nicht­sozialdemokratischen Arbeiter anzulocken, so ist auch die den Eisenbahnarbeitern in Aussicht gestellte Aufbesserung ihrer materiellen Lage in Wirklichkeit nur der Deckmantel für die Ausbreitung der sozialdemokratischen Herrschafts­gelüste. Die Eisenbahnarbeiter aber werden sich die Frage vorzulegen haben, ob ihren Interessen besser durch ein loyales Verhalten ihren Vorgesetzten gegenüber oder durch heimlichen Anschluß an die Sozialdemokratie gedient ist.

Wie es in der Welt steht.

*<space> U e b e r<space> S o z i a l d e m o k r a t i e<space> u n d<space> Eisenbahnarbeiter

schreibt die ministerielleBerliner Korrespondenz": Vorwärts werden die Angestellten der Staatsbahnen wieder einmal zum Anschluß an den sozialdemokratischen Verband der Eisenbahner aufgefordert. Dieser Aufruf wird, wie mit Sicherheit zu erwarten ist, diesmal keinen größeren Erfolg haben als die früheren gleichen Ver­suche der Sozialdemokratie, die Eisenbahnarbeiter an sich heranzuziehen. Letztere wissen zur Genüge, daß ihnen bei einer Anteilnahme an den Bestrebungen des Verbandes der Eisenbahner die Strafe der Entlassung droht. Die Eisenbahnverwaltungen werden zweifellos die wiederholt erlassenen Verbote, dem genannten Verbande beizutreten, in aller Strenge aufrechterhalten. Kennzeichnend für die Agitationsmethode der Sozialdemokratie ist die Art ihres Vorgehens, die genau dem Verfahren entspricht, welches vor nicht langer Zeit angewandt wurde, um die Angestellten der Straßenbahnen an den Zentralverband der Handels=, Transport= und Verkehrsarbeiter unzu­gliedern. Auch damals wurden die sozialdemokratisch zu organisierenden Angestellten aufgefordert, zunächst zur Aufnahme in den Verband sich zu melden, unter der Zu­sicherung, daß ihre Mitgliedschaft streng geheim gehalten werden solle. Zugleich wurde den Straßenbahnangestell­ten zugesichert, daß man späterhinmit den Direktionen ein Wörtchen reden wolle. In welcher Weise dieses Ver­sprechen eingelöst worden ist, lehrt die Ausstandsbewe­gung der Angestellten, die in Berlin ihren Anfang genom­men hat und gegenwärtig in einer Reihe anderer deutscher Städte in Erscheinung getreten ist.

Daß auch dieEisenbahner, sobald erst ihre Be­rufsorganisation genügend erstarkt sein wird, zum Streik aufgeputscht werden würden, kann nach den bisherigen Erfahrungen keinem Zweifel unterliegen. Schon aus diesem Grunde sind die sozialdemokratischen Einflüsse rechtzeitig abzuwehren. Unter den Angestellten der Eisen­bahnen darf ebensowenig wie unter den Postbeamten die Umsturzpartei Boden gewinnen. DerVorwärts wird freilich nach Bebelschem Muster hinter dem wohlfeilen Vorwande sich zu verschanzen suchen, daß die Eisenbahner lediglich zu einer unpolitischen Berufsorganisation zu­sammengeschlossen werden sollen. Aber selbst Bebel hat

Deutsches Reich

* Am deutschen Kaiserhofe ist Pfingsten in üblicher Weise durch Ausflüge in die schöne Umgebung Potsdams gefeiert worden. Namentlich die mitten in der Havel belegene Pfaueninsel war aufgesucht. Auch von den Mitgliedern der kaiserlichen Familie wurden die prächtigen Tage voll ausgekostet.

* Der Vater bedankt sich. In seinem jüngst bestandenen Offiziers=Examen hat der deutsche Kronprinz so hervorragende Kenntnisse bewiesen, daß ihm das Prä­dikatvorzüglich zuerteilt werden konnte. Nach der Potsdamer Parade am Freitag erhielten nun alle Offi­ziere der Kriegsschule, die den Kronprinzen unterrichtet hatten, Ordensauszeichnungen. Bei der darauf folgenden Meldung reichte der Kaiser den Herren die Hand mit den Worten:Der Vater dankt Ihnen.

* Während die Potsdamer Parade von bestem Kaiser­Wetter begünstigt wurde, ist die Berliner am Samstag zum zweitenmale verregnet und abermals abbe­stellt. Sie wird nunmehr ganz ausfallen.

* Die deutschen Einzelstaaten und die Marine. Ein treffender Vorschlag zur engeren Verbin­dung der einzelnen deutschen Bundesstaaten mit unserer Kriegsmarine wird gemacht. Es möchten jüngere Prinzen aus den Binnen= und vor allem aus den süddeutschen Staaten in die Marine eintreten. Auch ihnen wird die Seelaufbahn ihren Nutzen bringen. Mit Ausnahme des Herzogs Friedrich Wilhelm von Meklenburg, der vor einigen Jahren mit seinem Torpedo=Boot in der Nordsee unterging, sind anderer deutscher Staaten Prinzen von Preußen eben abgesehen nicht aktive Mitglieder der Kriegsmarine gewesen.

* Die Eröffnung der vom Kaiser angeordneten neuen preußischen Schulkonferenz findet am 6. Juni, vormittags 10 Uhr im großen Sitzungssaale des Kultusministeriums in Berlin statt, und zwar wird der Monarch selbst die Konferenz eröffnen. Für die Sitzungen sind zwei bis drei Tage in Aussicht genommen. Außer den eigentlichen Schul= und Sachverständigen sind geladen die Abgg. von der Borght, Dr. Krovatscheck, Dr. Lange, Professor Paul Güßfeldt und Geheimrat Hintzpeter in Bielefeld, der Erzieher des Kaisers.

* Volksschullehrer und Universität: Das weimarische Staatsministerium hat folgende Be­kanntmachung erlassen:Volksschullehrer, die in der Ent­lassungs= und Anstellungs=Prüfung die erste Zensur er­halten, werden zwecks Studiums bei der Universität Jena immatrikutiert, so daß ihnen die Möglichkeit offen steht, akademische Examen abzulegen.

* Ein Gesetzentwurf betr. das Ruhegehalt der Organisten, Kantoren und Küster, sowie betr. die Fürsorge für ihre Hinterbliebenen in der evan­gelischen Landeskirche der älteren Provinzen ist dem preußischen Abgeordnetenhause zugegangen. Das Ruhe­gehalt besteht in einer unter Berücksichtigung des Dienst­alters und der 60. Skala bemessenen Quote des Dienstein­kommens und beträgt höchstens 1500 Mark, mindestens 400 Mark. Das Witwengeld ist auf 13 des verdienten Ruhegehalts bestimmt und beträgt mindestens 150, höch­stens 500 Mark. Das Waisengeld ist auf 100 Mark für jedes Kind festgesetzt, doch darf der Gesamtbetrag des mehreren Waisen zu zahlenden Waisengeldes 400 Mark nicht übersteigen, es dürfen weder die Waisengelder, wie Witwen= und Waisengeld zusammen den Betrag des verdienten Ruhegehalts übersteigen. Die Zahlungen erfolgt aus einem neuerrichteten landeskirchlichen Fonds. Dieser Fonds hat im Beharrungszustande einen Gesamt­bedarf an Pensionen, Witwen= und Waisengeld im Be­trage von 121 800 Mk. Die zur Deckung des Bedarfs be­stimmten Einnahmen des Fonds sollen bestehen 1. aus den Beiträgen der beteiligten Beamten, 2. aus den Zinsen und Ueberschußabgaben des Vermögens der Kirchenkassen, aus Beitragen der beteiligten Kirchengemeinden. Die Bei­träge der Beamten sind auf 1,5, 2 bezw. 2,5 Proz. ihres Diensteinkommens festgesetzt und auf 19000 jähr­lich veranschlagt.

Ausland.

Aus Paris. Nachdem nun auch der Senat die Amnestievorlage angenommen und dabei dem Ministerium Waldeck=Rousseau ein Vertrauensvotum erteilt hat, wird für einige Wochen in den Kammern Ruhe herrschen. Allzulange wird es freilich nicht dauern, denn die ersten Schritte der neuen nationalistischen Stadt=Ver­waltung von Paris beweisen schon, daß sie kein heißeres Sehnen kennt, als dasMinisterium zu argern. Und jede Ordre der Regierung gegen die Stadtverwaltung wird in den Kammern neuen Lärm verursachen. Wie groß die Erbitterung unter den Angehörigen der einzelnen politi­schen Parteien in Paris ist, beweist die Thatsache, daß es u den letzten Tagen mehrfach zwischen Nationalisten und Republikanern auf offener Straße zu Schlägereien kam. Die Ausstellung hat zu Pfingsten an den verschiedenen Tagen wohl über Millionen Besu­cher gehabt. Der englische Thronfolger, der Prinz von Wales, wird noch diesen Monat die Ausstellung besuchen.

Präsident Loubet wohnte am Pfingst­sonntag dem Wettrennen in Auteuil bei, bei dem vor einem Jahre ein vornehmer Rowky ein Stock=Attentat ge­gen den Präsidenten versuchte. In diesem Jahre waren die erforderlichen Maßnahmen getroffen, es ist keinerlei Zwischenfall vorgekommen. Der Präsident und seine Ge­mahlin wurden mehrfach begrüßt. In Chalon fur Saone kam es aus Anlaß eines Streites der Hüttenarbei­ter zu blutigen Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der bewaffneten Macht. Auf beiden Seiten gab es eine Anzahl schwer und leicht Verwundeter, zwei Personen sind ihren Verletzungen erlegen. Auch viel Eigentums=Be­schädigungen sind vorgekommen. Jetzt ist die Ruhe wie­der hergestellt.

§ In Spanien sah es ganz so aus, als sollte jeden Augenblick eine Ministerkrise ausbrechen. Zahlreiche Vereine von Kaufleuten, Handeltreibenden und Industriellen hatten an die Königin=Regentin Eingaben gerichtet, in denen sie über den neuen Steuerdruck Klage führten und die Königin baten, eine Deputation in

Eine Erzählung aus dem südafrikanischen Kriege.

Von Emil Zimmermann.

(Nachdruck verboten.)

1. Kapitel.

In gestrecktem Galopp kam das Regiment auf den Hügel zugebraust. Schreie durchzitterten die Luft; die Waffen funkelten im Sonnenlicht; die Pferde schnauften, und die Männer auf den Pferden streckten den Ober­körper nach vorn und sahen stier nach dem Hügel hinüber, auf welchem der Feind stehen sollte.Es lebe die Köni­gin! hieß es in den stürmenden Reihen,es lebe Eng­land! und ide Männer zitterten vor Begier, die ver­haßten Rebellen niederzuschlagen, zu vernichten, in den Boden zu stampfen, von welchen sie gelesen hatten und ihnen gesagt worden war, daß sie elende Verräter seien, Empörer gegen die greise Königin, Verschwörer, die sich in den Kopf gesetzt hätten, England, die Königin der Meere, zu stürzen. 9 m

Nun schlugen die ersten Kugeln aus den Mauser­gewehren der Boeren in die Reihen der Anstürmenden. Pferde bäumten sich auf, überschlugen und begruben ihre Reiter unter ihren Körpern im Fallen. Dort fuhr ein Reiter im Sattel in die Höhe, griff sich an die Brust und brach dann zusammen wie vom Blitz getroffen; andere fielen hinten über und wurden von ihren Pferden fort­geschleift; unter den Hufen der Pferde zuckende Körper: dann begann es den Reitern um die Köpfe zu pfeifen in merkwürdigen, die Nerven erschütternden Tönen, daß sich die Männer unwillkürlich niederduckten; wild gewordene

Pferde brachen aus und flohen rechts und links davon aber die Masse jagte vorwärts, schreiend, keuchend, wie eine Maschine, getrieben von einem rasend gewordenen Dämon.

Endlich! Endlich! Dort sahen die Vorwärtsstürmen­den Männer vor sich mit Flinten in den Händen; die Spannung löst sich:Hurrah, die Königin, Hurrah! und dann schlägt die Reitermasse hinein in den Feind wie Hagelwetter in ein Aehrenfeld.

Gnade, Gnade! manche der Feinde rufen es aus; aber die Reiter kennen keine Gnade; sie hauen und stechen in den Haufen hinein ohne Erbarmen und verschonen nie­mand, weder Knaben noch Greisen.

das war ein böser Anfang für die Sache der Frei­heit in Südafrika; sie fallen, die wackeren Boerenstreiter unter den Streichen der englischen Lancers, und viele werfen die Waffen fort und begeben sich auf die Flucht. Ein junger Feldkornet sucht vergebens, die Flüchtlinge zum Stehen zu bringen.

Bürger, ruft er,denkt an Majuba! aber sie hören ihn nicht und rennen davon.

Ein junges Mädchen kämpft tapfer an seiner Seite, eine ungemein fesselnde Erscheinung; plötzlich stößt sie einen Wehlaut aus und fällt zu Boden, und gleich darauf fällt auch der junge Mann, von einer Kugel in die Brust getroffen, und fort braust über die beiden die Reiter­schar hinter den flüchtigen Boeren her, schießend und alles niederstechend, was sich ihr in den Weg stellt.

Das war der böse Tag von Elandslaagte, jener 21. Oktober, der manches boerenfreundliche Herz erzittern läßt, denn er war eine böse Vorbedeutung für die Sache

der südafrikanischen Republiken, und der viele Fami­ien im Boerenlande in große Trauer versetzte.

Nachdem der Reitersturm über die Kopje hinwegge­braust war und Tote und Verwundete zurückgelassen hatte näherte sich eine andere Schar dem Schreckenshügel, ernste Leute mit dem roten Kreuz von Genf auf dem Arme, ge­folgt von langen Reihen von schwarzen Krankenträgern. In den Reihen dieser Engländer fiel gleichfalls eine Frau auf. Sie trug ein kurzes, blaues Kleid und ebensolche aille, solide, aber elegante gelbe Lederschuhe und einen Tropenhelm, der sie ausgezeichnet kleidete.Auf dem linken Arm sah man das rote Kreuz von Genf. Vervoll­ständigt wurde das einfache und doch malerische Kostüm durch eine Degenkoppel, in der ein Revolver steckte, und eine rote Maroquintasche, welche sie wie die Militärärzte auf der rechten Seite trug. Sie war noch jung und sehr hübsch, dabei hatte ihr Gesicht obwohl einen sanften so doch entschlossenen Ausdruck und zählte zu jenen, welche man nicht vergißt, nachdem man sie einmal gesehen hat.

Der jungen Dame folgten einige zwanzig Schwarze mit Tragbahren, und bald hier bald da beugt sie sich zu einem der Gefallenen nieder und befahl den Trägern, ihn aufzupacken.

Erstaunt blieb das junge Mädchen auf einmal stehen. Dort... war denn das möglich?... Aber da, wirklich, ... da erhob sich ein weibliches Wesen und kam wankend auf die Aerztin zu.

Herrgott, rief diese auf englisch aus,wie kommt die Frau auf dies Feld des Schreckens!"

Dann eilte sie auf die Wankende zu: