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Lireisblatt

K den Kreis Cr? und den Landtreir Oretmund.

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Redaktion, Druck und Verlag von Carl Braus in Schwerte.

Ne. 15.

Schwerte, Dienstag, 26. Juni 1888.

21. Jahrgang.

Amtliche Bekanntmachungen.

Kurze Anweisung zur Korbweidenkultur.

Enthält die Quintessenz der in meinem*) Lehrbuche

der Korbweidenkultur ausführlich begründeten Erfahrungssätze.

1) Auswahl des Bodens zu Korbweidenkulturen.

Zu Korbweidenkulturen nimmt man in der Regel den Boden, von welchem man wenig zieht, sei es, daß er schwer erreichbar ist, oder sei es, daß er wegen seiner Beschaffenheit keine wertvolle Ernte gibt.

Ich rate ab, einen sehr magern Boden zu nehmen, es sei denn, daß man für schwache Weiden einen loh­nenden Absatz hat.

Ich empfehle vor allem den schweren, fetten, wenn auch total versauerten Wiesenboden, einen Bo­den, auf welchem die Binsen fußhoch wachsen, der jedoch wegen seiner Versauerung Gras schlechtester Qualität erzeugt.

Ich empfehle ebenso den frischen guten Sand­boden.

Der Moorboden ist auch vorzüglich, besonders zur Gewinnung von Bandstöcken.

Auf Torfboden wachsen nur einzelne Weidensorten mit Erfolg. Wenn Torfboden mit Sand oder Lette überdeckt werden kann, ist er gut.

Wenn man dem schlechten Sandboden sonst keinen Ertrag abgewinnen kann, so pflanze man die kaspische Weide darauf, die Kultur lohnt sich unbedingt.

Man bepflanze die Ufer der Bäche, Teiche und Gräben mit Weiden. Man befestigt dadurch die Ufer und gewinnt eine schöne Einnahme.

Man pflanze niemals in einen Boden, der wäh­rend des Sommers bis zur Oberfläche Sumpfwasser hat. In der Regel kann man in sumpfigen Terrains erhöhte Dämme einrichten und darauf prächtige Weiden ziehen.

Man pflanze nicht in solchen Thälern, in welchen die Blätter der Eichen in jedem Jahre durch Spät­fröste zerstört werden. Die Spitzen der Weidenruten würden auch erfrieren.

2) Bearbeitung des Bodens.

Das zu Korbweiden=Anlagen bestimmte Terrain muß tief gelockert werden, in der Regel 40 bis 50 cm tief, weniger tief, wenn die Humusschicht dünn und der Untergrund schlecht ist, tiefer, wenn man durch das Heraufschaffen der untern Bodenschichten die oberen verbessert, wie dieses z. B. der Fall ist, wenn unter der torfigen Oberschicht Sand oder Lehm lagert.

Die Lockerung des Bodens geschieht durch Um­spaten oder durch Umpflügen. Mit dem Spaten wird der Zweck am besten erreicht. Der Spaten ermöglicht es ganz besonders, die verunkrautete Oberschicht so in die Tiefe zu bringen, daß das Unkraut nicht mehr zum Vorschein kommt.

Es empfiehlt sich, nasse Terrains in sattelförmige Beete von 10 bis 15 cm Breite zu legen. Durch die daran vorbeiführenden 60 cm breiten und tiefen Grä­ben wird das von diesen Beeten rasch ablaufende Wasser weggeführt.

Eine Entwässerung der nassen Terrains bis auf einen halben Meter Tiefe ist unbedingt notwendig.

Kann man die Entwässerung ohne zu große Kosten durch Drainage erreichen, so verbessert man durch die mit der Drainage verbundene Durchlüftung des Bo­dens denselben wesentlich.

Offene Gräben ohne sattelförmige Beete leiten das Wasser nur in leichtem Boden ab. In Torfmoor­boden und in bündigem Thonboden wirken sie nicht genügend.

Es ist nicht anzuraten, aus Geröllboden die Steine fortzuschaffen, wenn dieses mit großen Kosten verbunden ist.

*) J. A. Krahe, Bürgermeister zu Prummern bei Nachen.

Beim Rigolen des Bodens ist darauf zu sehen, daß die Oberschicht in die Tiefe und die Unterschicht nach oben kommt. Auf diese Weise ist die Humus­schicht den Wurzeln am leichtesten erreichbar, während die aus der Tiefe heraufgeholte Unterschicht eine bal­dige Verunkrautung des Bodens verhindert.

Die Rigolarbeiten müssen im Herbste oder zeitig im Winter vorgenommen werden. Der Winterfrost wird dann den Boden zerbröckeln, selbst, wenn er sehr naß und bündig ist.

Eine ganz besonders zu empfehlende Bodenbear­beitung ist das Brachen. Der während des Winters oder im Frühjahre umgemachte Boden wird während des Sommers als Brache behandelt und im Herbste mit Stecklingen bepflanzt.(Forts. folgt.)

Bekanntmachung.

Auf grund der Ferien=Ordnung vom 8. Januar 1884 werden für die Volksschulen des Kreises Hörde, mit Ausschluß der gehobenen Schulen, der Volksschulen der Stadt Hörde und der israelitischen Privatschule zu Schwerte, die Ferien für den Sommer und Herbst 1888, wie folgt, festgesetzt: 1. Sommerferien, 3 Wochen, beginnend am 23. Juli und endigend am 12. August; II. Herbstferien, 2 Wochen, beginnend am 1. Oktober und endigend am 14. Oktober.

An den gehobenen Schulen, den Volksschulen der Stadt Hörde und an der israelitischen Privatschule zu Schwerte fallen die fünfwöchigen Hauptferien mit den für die höheren Schulen der Provinz festgesetzten Ferien zusammen.

Hörde, den 22. Juni 1888.

Der königliche Landrat: Spring.

Bekanntmachung.

Auf grund der Ferien=Ordnung für die Volks­schulen des Regierungsbezirks Arnsberg vom 8. Jan. 1884 werden hiermit die diesjährigen Ferien für die Volksschulen im Landkreise Dortmund, wie folgt, fest­gesetzt.

Die Sommerferien dauern 3 Wochen, beginnend mit dem 23. Juli, die Herbstferien dauern 2 Wochen und beginnen mit dem 1. Oktober.

Diese Bestimmung der Ferien findet auch An­wendung auf die im Kreise bestehenden sog. gehobenen Schulen, welche zum Ressort der königlichen Regierung gehören.

Dortmund, den 12. Juni 1888.

Der Landrat: von Rynsch.

Bekanntmachung.

Das Verzeichnis der in der 15. Verlosung gezo­genen, durch Bekanntmachung der königlichen Haupt­verwaltung der Staatsschulden vom 1. Juni 1888 zur baren Einlösung am 1. Januar 1889 gekündigten Schuldverschreibungen der Staatsanleihe vom Jahre 1868 A. liegt während 4 Wochen auf dem Kreis­Büreau und den Büreaus der Ortsbehörden des Kreises sowie in den Lokalen der königlichen Steuerkassen des Landkreises Dortmund zu jedermanns Einsicht offen. Dortmund, den 20. Juni 1888.

Der Landrat: von Rynsch.

Karl von Württemberg erscheint der Thronfolger Prinz Wilhelm. Die deutschen Fürsten wollen damit der Welt das unzweideutige Zeugnis geben, daß, wie auch Deutschlands Geschicke sich wenden,

Deutschlands Fürsten und das deutsche Volk in guter, wie in trauriger Stunde einig und fest zusammenstehen. Da die Thronrede selbstver­ständlich einen ausgesprochen friedlichen und fried­liebenden Charakter haben wird, so liegt auf der Hand, daß die Anwesenheit aller deutschen Fürsten dieser Friedenskundgebung einen ganz besonderen Nachdruck geben wird. Kaiser Wilhelm I. hat zweimal Eröffnungsfeiern des Parlamentes mit großem Zeremoniell angeordnet, nämlich bei der Eröffnung des Zollparlamentes und nach der Rückkehr aus Frankreich im Jahre 1871. Um den Kaiser waren die Mitglieder des Königs­hauses und viele Angehörige anderer regierender Häuser versammelt, sowie die Vertreter aller Bundesstaaten, aber die Fürsten selbst erschienen nicht. Wenn sie sich jetzt um Kaiser Wilhelm II. versammeln, so ist dies ein deutliches Zeichen, namentlich nach außen, daß die deutschen Fürsten einig zusammenstehen, daß sie im Reiche ihren Schutz und Hort sehen.

Die Thronrede wird sich mit folgenden authentischen Darlegungen des Reichskanzlers im Bundesrat wesentlich decken: Se. Majestät der Kaiser übernimmt die Kaiserwürde in dem Pflicht­gefühl des von Gott berufenen Nachfolgers seines hochseligen Großvaters und Vaters und im Ver­trauen auf den Beistand, den er in der Erfüllung seiner kaiserlichen Pflichten bei seinen hohen Bun­desgenossen zu finden sicher ist. Se. Majestät rechnet bei der Erfüllung der ihm durch die Reichsverfassung gestellten Aufgaben mit Zuver­sicht auf die stets bewährte bundesfreundliche Gesinnung der verbündeten Fürsten und freien Städte. Als die oberste dieser Aufgaben be­trachtet der Kaiser die Aufrechterhaltung der Reichsverfassung und Schutz des Reichsgebiets wie eines jeden innerhalb desselben geltenden Rechtes. Dieser verfassungsmäßige Schutz deckt

Weißen Saale, wo die Mitglieder des Reichsta­ges und Bundesrates seiner harren, unter großem Vortritt. Der letztere erscheint in nachstehender Ordnung: Schloßgarde=Kompanie, Hoffuriere,

königliche Pagen, Oberzeremonienmeister, Oberhof­chargen paarweise, Oberstmarschall mit großem Stabe. An der Spitze der obersten Hofchargen General von Hüllesem mit aufrecht getragenem, entblößtem Reichsschwert, General von Strubberg mit dem Reichsapfel auf einem Kissen von Silber­stoff, General von Stiehle mit dem Zepter auf einem Kissen von Goldstoff, Oberstkämmerer Graf Stolberg mit der Krone, Generalfeldmarschall Graf Blumenthal mit dem Reichspanier, begleitet von den Generalen von Schlichting und von Al­ten. Sämtliche Insignien werden zu beiden

Zeiten von Garrde du Korps=Offizieren begleitet. sodann der Kaiser, umgeben von den anwesenden regierenden deutschen Fürsten, gefolgt von den Prinzen des königlichen Hauses, den Mitgliedern der regierenden deutschen Fürstenhäuser. Der Kaiser nimmt auf dem Throne Platz, die

regierenden Fürsten treten auf das erhöhte Podium zur Rechten, die Prinzen auf das Podium zur Linken des Thrones. Der Kaiser und die Kaiserin werden vorher dem Gottesdienste in der Schloß­kapelle beiwohnen, letztere nimmt später auf einer rechts vom Throue errichteten Tribüne Platz.

die vertragsmäßigen Rechte der einzelnen Bundes= definitive Fassung der Reichstagsthronrede fest­staaten mit der gleichen Wirkung, wie die der gestellt marden

Die Reichstagseröffnung,

welche heute Montag 1 Uhr im Weißen Saale des königlichen Schlosses stattfindet, wird eine ganz besondere Bedeutung erhalten. Auf Ein­ladung des Großherzogs von Baden kommen sämtliche regierende deutsche Fürsten, voran der Prinz=Regent Luitpold von Bayern und der König Albert von Sachsen, sowie die regierenden Bürgermeister der Hansestädte nach Berlin, um der Eröffnungsfeier an der Seite Kaiser Wilhelms II. beizuwohnen. An Stelle des kranken Königs

wie die der

Gesamtheit. Das bundesfeste Vertrauen der deutschen Fürsten und freien Städte zu einander und ihre Einigkeit haben das Reich gefestigt und stark, die gemeinsamen Bestrebungen für die Wohlfahrt Deutschlands fruchtbar gemacht. Der Kaiser wird dies Vertrauen und diese Einigkeit mit der gleichen Sorgfalt pflegen, wie seine Vorgänger. In der inneren, wie in der aus­wärtigen Politik wird der Kaiser die Wege ein­schlagen, durch welche seine Vorgänger die Liebe der Reichsgenossen und das Vertrauen der aus­wärtigen Mächte derart gewonnen haben, daß in der Stärke des Deutschen Reiches eine Bürg­schaft des Friedens erblickt wird.

Das Zeremoniell bei der Reichstagseröffnung ist folgendes: Der Kaiser begibt sich nach dem

Die drei Kaiser.

Als uns sein treues Heer hinübertrug Den müden Heldengreis zum ewigen Frieden,

Da kündete kein Klagelied genug:

Der Vater ist vom Vaterland geschieden.

Die Thräne nur, der Zukunft aufgespart,

Vom Sarge seiner Herrlichkeit beschattet,

Sie wird verkünden einst, was fromm bewahrt,

Wenn auch wir heute Trauernden bestattet.

Nach sank dem Greis der schlachtgeprüfte Sohn,

Der männlich rang mit dem lebendigen Sterben,

Und auf dem alten Hohenzollernthron Begrüßt das gleiche Jahr den jungen Erben.

Die wir zu frühe mußten welken sehn Des zweiten Kaisers hochgesinnte Milde,

O möge sie dem Volke auferstehn In uns'res dritten Kaisers Herrscherbilde!

Als ein Palladium dem Kreuzesheer Zog einst vorauf des Barbarossa Leiche,

So vor des Deutschen Reiches Waffenwehr Hinschwebe immerdar derSiegereiche"! Aus Heiligengräbern quoll ein Rosenduft,

Den Gläubigen zum irdischen Vermächtnis,

So dufte fort durch unsrer Herzen Gruft Der Herrschertugend ewiges Gedächtnis!

Dem Sohn und Enkel strahlt der Stern der Pflicht, Er weiht den jungen Aar zum Heldentume,

Jsa, der erloschenen Sonnen Ahnenlicht Entzünde sich in Ihm zu neuem Ruhme!

Die Geheimnisse eines Ierenhauses.

(Fortsetzung.)

Ein entsetzlicher Rat.

Dortar..4 konnte nicht umhin, zuweilen an Sansoms Worte zu denken:Wenn Sie ver­nünftig sind, werden Sie wie die übrige Welt glauben,

daß Konstanze tot ist. Er wagte es nicht, Alice seinen Argwohn mitzuteilen, doch er fühlte, daß Konstanze noch lebe in einer der Zellen des Irrenhauses der Samaritaner eingeschlossen und lebendig be­graben, und daß er von dem intriguanten Vorsteher betrogen worden war.

Sollte er der Sache kühn ins Gesicht sehen, Kon­stanze freilassen und Doktor Sansom ins Zuchthaus schicken, wohin er gehörte? Das wäre eine edle und mutige That. Seine bessere Natur riet ihm dazu, allein sein Gewissen erhob sich, um ihn anzuklagen und machte ihn feige, denn es flüsterte ihm zu, daß im Anfange sein Verhalten noch strafbarer gewesen war, als selbst das des Doktor Sansom, da er sie im vollen Besitze ihrer geistigen Fähigkeiten in das Irren­haus geschickt.

Wenn er es unternahm, Sansom zu bestrafen, so würde dieser würdige Mann die Sachlage vor der Welt enthüllen, und wie konnte Robert Asch, welcher gerade in den Direktionsrat einer großen Eisenbahn gewählt worden war, sich einer solchen Bloßstellung aussetzen?

Er kämpfte schwer, um seinen Kummer vor Alices Blicken zu verbergen, doch die Qual, die an seinem Herzen nagte, stand deutlich auf seinem Gesicht ge­schrieben, und oft fragte seine Frau ihn um die Ursache seiner Traurigkeit.

Was Du für Traurigkeit hältst, ist einfach Ge­schäftsübermüdung. Meine Wahl zum Mitdirektor der Erie=Eisenbahn legt mir große Verantwortlichkeiten auf, diese haben ohne Zweifel sichtbare Wirkungen.

Dann blickte sie ihn wohl manchmal durchdringend an, doch von keiner Seite wurde ein Wort über Kon­stanze gesprochen. Es war wie ein stillschweigendes Einverständnis, daß ihr Name nie mehr zwischen ihnen genannt wurde.

Alice glaubte, wenn sie ihres Gatten bleiche Wangen und sein tiefsinniges Wesen gewahrte, daß er dem früheren Kummer nachhänge.

Deutsches Reich.

Kaiser Wilhelm II. arbeitet im Marmor­palais sehr angestrengt, und die Räte rühmen die peinliche Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit des jungen Monarchen bei der Erledigung der Regierungsgeschäfte. Nur den frühen Morgen, wo er spazieren reitet, und den Abend, wo er sich seiner Familie widmet, behält der Kaiser für sich. Am Samstag empfing der Kaiser die Generale, welche den fremden Höfen seinen Re­gierungsantritt anzeigen werden, erteilte dem Generalquartiermeister Grafen Waldersee eine Audienz und arbeitete längere Zeit mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck. Es dürfte die

gestellt worden sein. Am Sonntag war die kaiserliche Familie und die zur Parlaments­eröffnung eingetroffenen fürstlichen Gäste, darunter der Prinz=Regent Luitpold von Bayern, an der Familientafel vereinigt. Am Sonntag abend gegen ½9 Uhr hielten Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin mit Gefolge, nachdem sie von Potsdam aus bis Charlottenburg einen Dampfer, denselben, in welchem Kaiser Friedrich nach Potsdam gefahren war, benutzt hatten, ihren Einzug in Berlin, umgeben von einer Eskorte Garde du Korps. Die Linden entlang ging es zum Schloß, wo zahlreiche Fürstlichkeiten schon abgestiegen sind. Dem Kaiserpaare wurden von der dichten Menschenmenge lebhafte Ovationen dargebracht.

Der Kaiser soll bei dem jüngsten Empfange

Ich hoffe nur, lieber Robert, daß Dich nichts Tieferes und Ernsteres drückt, als bloße Geschäfts­schwierigkeiten, bemerkte sie eines Abends, als sie seine Zerstreuung gewahrte und schon einige Zeit be­obachtet hatte. Aans nichts Ghar ich bah­

Nichts, Alice, durchaus nichts. Aber ich habe ernsthaft daran gedacht, Ashby zu verlassen. Meine Stellung bei der Eisenbahn wird meine Abwesenheit in Newyork jetzt sehr oft nötig machen, und da Du den Wunsch ausgedrückt hast, daß Du ganz dort wohnen möchtest, scheint mir, als ob jetzt die richtige Zeit wäre, die Veränderung vorzunehmen.

Alice war entzückt. In Newyork zu leben, war, so dachte sie, das geeigneteste Mittel, ihren Gatten früheren Erinnerungen zu entfremden, und sie malte sich es herrlich aus, in der Stadt zu wohnen.

Doch glaubst Du, diese Besitzung verkaufen zu können?" fragte sie.

Vielleicht kann ich sie nicht gleich verkaufen, aber ich kann warten, und wir müssen sie ja auch durchaus nicht verkaufen, um fortzuziehen, erwiderte er.

Bei Robert Asch war Denken und Handeln eins. Er mietete ohne Zeitverlust eine schöne Wohnung in einer der feinsten Gegenden Newyorks und die Bewohner Asyby's, die ihn für einen vom Glücke begünstigten, nicht gerade sehr gewissenhaften Menschen hielten, erfuhren nicht früher etwas davon, bis das imposante Gebäude geschlossen wurde.

Ihre neue Wohnung war, als sie in der Stadt ankamen, schon vollkommen zu ihrem Empfange vorbe­reitet und Alice von allem entzückt, was ihr versorg­licher Gatte angeordnet hatte.

Die kleine Edith war ganz betäubt von dem An­blick und dem Geräusch der großen Stadt und die arme Mrs. Selwin, welche so an die Stille des ruhigen, alten Ashby gewöhnt war, fühlte sich in der Riesenmenge, welche durch die Straßen wogte, sehr vereinsamt. James, der in seiner Jugend in der Stadt gelebt hatte, freute sich sehr über die Verände­

rung; kurz, die Familie war schnell gewöhnt und Robert Asch vergaß vollständig das Geheimnis, das er in Ashby begraben hatte.

Man las seinen Namen oft in Verbindung mit den großen Eisenbahngeschäften in den Zeitungen und er wurde im Allgemeinen als ein sehr tüchtiger Ge­schäftsmann betrachtet. Deshalb war es nicht zu ver­wundern, daß, als der Präsident der neuen Eisenbahn starb und unter großen Ehrenbezeugungen zu Grabe getragen worden war, Robert Asch zum Präsidenten dieses bedeutenden Unternehmens gewählt wurde.

Das war ein glücklicher Tag für ihn. Er liebte Macht und Stellung, und jetzt stand er an der Spitze einer der größten Unternehmungen des Landes. Als er abends nach Hause zurückkehrte, ohnehin in freu­diger Stimmung über die Ereignisse des Tages, be­gegnete ihm Mrs. Selwin mit frohem Gesicht an der Thür und sagt:

Mr. Asch, erlauben Sie mir, Ihnen zu dem glücklichen Ereignis meine besten Wünsche durzubringen. Mr. Asch glaubte, daß die gute Frau ihm zu seiner Erwählung gratuliere und wunderte sich, woher sie das erfahren. Doch er befand sich in bester Laune und entgegnete:

Ich danke Ihnen, Mrs. Selwin. Das Beste ist, daß es so plötzlich kam.

Nun, das gerade nicht. Es war nicht so plötzlich, als zu wünschen gewesen wäre," bemerkte Mrs. Selwin, und fügte zu dem größten Erstaunen Mr. Aschs hinzu: Sie hat viel gelitten, und einmal waren wir schon auf dem Punkte, Sie holen zu lassen. Aber sie ist so mutig und geduldig, und jetzt, wo es vorüber ist, lächelt sie wie ein Maimorgen und wünscht nichts sehnlicher, als Sie zu sehen. Sie hat schon mehrere Male gefragt, ob Sie noch nicht zurückgekehrt seien. Was in aller Welt meinen Sie denn eigentlich? fragte Mr. Asch in größter Verwunderung.

Nun daß Sie Vater eines prächtigen Knaben sind.