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Donnerstag, den 25. November 1909
82. Jahrgang
Morgen=Ausgabe
Nr. 599
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Erscheint wochentäglich zweimal, außerdem an Sonntagen einmal. Monatliche Bezugsgebühr 75 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 2,50 Mark. Anzeigengebühren: N 27
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Wissenschaft
J. o Wili
Täglich 2 Ausgaben
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Unabhängiges Organ für nationale Politik, verbunden mit der
die einspaltige Kolonel
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Westfälischen Allgemeinen Zeitung
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Hierzu ein 2. Blatt.
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Es mag hierzu noch bemerkt werden, daß die Eingangs genannten Herausgeber anscheinend bestrebt sind, dem rein statistisch gehaltenen Jahrbuch jede Parteitendenz fern zu halten.
mehr sehr lange tragen, da er sich nach der Ruhe des Privatlebens sehne. Es wurde darauf hingewiesen, daß besonders Frau Fallières mit der großen Repräsentation nicht einverstanden sei, zu der sie durch die Würde ihres Gemahls gezwungen sei. Im Elysee wird gegenüber diesen Gerüchten beharrliches Stillschweigen bewahrt, was man allerdinas auch als eine Antwort ansehen kann. Dieses Schweigen des Elysee, das von vielen Seiten zum mindesten nicht als Dementi ausgefaßt wird, erhellt noch durch mehrere Vorkommnisse, die in den politischen Zirkeln bedeutendes Aufsehen erregen. Diese Ereignisse sind:
Das Hervortreten Louvets. Emil Loubet, der ehemalige Präsident Frankreichs und Amtsvorgänger Fallières', beginnt sich wieder zu rühren und in einer Weise in den Vordergrund zu treten, die an einen baldigen Wechsel der Präsidentschaft der französischen Republik glauben läßt. Solange Clémenceau Ministerpräsident war, hatte Loubet wenig oder garnichts zu hoffen. Clémenceau, der unter der Präsidentschaft Loubets bei jeder Aktion übergangen worden war, trug darum dem früheren Präsidenten heftigen Groll nach. Die Gelegenheit, sich zu rächen, kam, als Clémenceau auf dem Gipfelpunkte seiner Macht stand und Loubet ein einfacher und einflußloser Privatmann war. Damals hatte Loubet auch eines Tages die Absicht, sich wieder dem politischen Leben zuzuwenden, und wollte dazu eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten haben. Clémenceau verwies aber den Mann, um dessen Gunst er sich vor wenigen Jahren noch vergebens bemüht hatte, mit kalten Worten an den Vorsteher seiner Kanzlei. Er ließ sich von ihm nicht einmal persönlich sprechen.
Inzwischen ist durch den Sturz Clémenceaus die Lage für Loubet um vieles günstiger geworden, und es besteht in den maßgebenden Kreisen durchaus kein Zweifel darüber, daß Loubet nach der Abdankung Fallières' vorzeitig oder zu dem plötzlichen Termine erfolgt — nach dem Präsidentenstuhle von Frankreich zielt. Inzwischen versteht er es meisterlich, von sich reden zu machen und besonders die Regierung Clémenceaus in Mißkredit zu bringen. Auf der Versammlung der französischen Mittelstandsparlei hat er mit unleugbarer Geschicklichkeit zur Sammlung der nationalen Kräfte der Republik aufgefordert, ein Kampfruf, der in Frankreich noch niemals ohne tieferen Nachklang geblieben ist. Er nannte das bisherige Verfahren eine Zersetzung der werktätigen Kräfte des Landes, der man nicht weiter ruhig zusehen dürfe. Er hat inzwischen erreicht, daß von ihm wieder im ganzen Lande gesprochen wird, und daß man auf ihn aufs neue aufmerksam wurde. Denn Frankreich vergißt gar schnell!
Wenn nun jetzt wieder über kurz oder lang— vielleicht sogar schon in sehr kurzer Zeit— die Frage der Wahl eines neuen Präsidenten der französischen Republik aktuell werden sollte, dann wird unter den ersten Bewerbern um diesen Posten der alte Loubet zu finden sein. Es ist nicht zu leugnen, daß er zugleich auch einer der aussichtsreichsten Kandidaten ist, da ihm der Ruf schlichter Bürgerlichkeit vorangeht. Zugleich hat er auch die Erfahrung für sich, so daß er auch daraufhin schon allein eine große Anhängerschaft für sich gewinnen dürfte.
Deutsches Reich.
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Im Etat für das Reichskolonialamt
befindet sich unter den ordentlichen Einnahmen von 1067 289(mehr 1038 500 M) eine Summe von 700 000 M zur Rückerstattung des Reichsvorschusses für Kamerun. Ferner werden zum erstenmal für einmalige Beiträge der Schutzgebiete zu den Ausgaben des Reiches 350000 M gefordert. Die fortdauernden Ausgaben betragen 2 878 666 M(mehr 132022), darunter für kartographische Arbeiten 136000 M(66000 A mehr), da außerordentlich viel Kartenmaterial in der Zentralstelle eingegangen ist. Die einmaligen Ausgaben der ordentlichen Etats, die u. a. die Reichszuschüsse für Ostafrika, Kamerun, Südwestafrika und Neuguinea umfassen, belaufen sich auf 22 623 313+(2 556 966 A weniger). Es ist beabsichtigt, die schon lange aus den Mitteln des Afrikafonds geplante größere wissenschaftliche Expedition nach dem Kaiser Wilhelmsland im Jahre 1910 ins Werk zu setzen; die Kosten der Vermessung der niederländisch=deutschen Grenze werden dadurch geringer sein. Der Haushaltsetat der Schutzgebiete schließt in Einnahme und Ausgabe mit 109 351 238 M(mehr 10 358 234 M) ab. Der Reichszuschuß für die Schutzgebiete beläuft sich auf insgesamt 29617542 K(2 868 322 A weniger). Die Summe der außerordentlichen Etats beträgt 33 105 000(mehr 2790000). Dem Etat ist eine Denkschrift über eine anderweitige Regelung der Besoldungsverhältnisse der Beamten in den vom Kolonialamt ressortierenden Schutzgebieten beigegeben. Danach wird der Grundsatz zur Geltung gelangen, die dauernd notwendigen Stellen als etatsmäßig zu den Schutzgebietetats aufzubringen. Die Regelung der Rechtsverhältnisse der Schutzgebietsbeamten durch Reichsgesetz ist in Aussicht genommen. Das bisherige Besoldungssystem soll beibehalten werden, jedoch sollen die neu festzusetzenden Höchstgehälter nicht in 5, sondern in 6 Jahren erreicht und dann dreimal nach je 3 Jahren die Dienstalterszulagen gewährt werden. Die Kolonialzulagen sollen nach den Teuerungsverhältnissen der einzelnen Kolonien verschieden bemessen werden.
Der Etat für Ostafrika schließt mit 14 048820 M(260 217 M weniger), der Zuschuß beträgt 3586800 m zur Bekämpfung epidemischer Krankheiten, 350 000 u sind eingestellt für die Bekämpfung der Schlafkrankbeit und die Errichtung weiterer Konzentrationslager am Viktoria= und Tanganjikasee. Der Etat für Kamerun balanziert mit 8 550 615 M(1 367249 M mehr), der Reichszuschuß mit 2385 866 M. Nach einer beigegebenen Denkschrift soll die Organisation der Lokalbehörden vereinheitlicht werden. Die Militärbehörden sollen nach und nach in zivile Verwaltungsbehörden umgewandelt und die Stationen mit lebhafterem Wirtschaftsleben als selbständige Verwaltungsbezirke den Bezirksämtern angereiht und dem Gouvernement direkt unterstellt werden. Togo erfordert keinen Zuschuß, im Etat sind 100000 M für ein Verwaltungsgebäude in Lome vorgesehen und 35000 A für eine Fortbildungsschule. Für Südwestafrika sind an Reichszuschuß
Ostmärkische Städte im kommunalen Jahrbuch.
Bremen, England und der Kongo.
Das kommunale Jahrbuch, das die sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Lindemann und Dr. Südekum seit dem vorigen Jahre im Verlage von G. Fischer in Jena herausgeben, ist sowohl von der wissenschaftlichen Kritik wie selbst von Regierungsorganen als ein überaus nützliches und als ein tendenzfretes Unternehmen gewürdigt worden. Ohne Zweifel wird der soeben erschienene 2. Jahrgang, die Vorgänge und Einrichtungen in allen deutschen Gemeinden von 5000 Einwohnern aufwärts für das Jahr 1908 behandelnd. die gleiche Anerkennung finden.
Die Beurteilung städtischer Einrichtungen jeder Art wird durch den 1. Teil des Jahrbuchs, der umfassende vergleichende Übersichten über alle Zweige der städtischen Verwaltung enthält. wesentlich erleichtert, während der 2. Teil die Verhältnisse des einzelnen städtischen Gemeinwesens erkennen läßt.
Bei einer Durchsicht dieses 2. Teils ist uns die relative Knavpheit der Angaben über ostmärkische Städte aufgefallen. Dies gilt weniger von den kleineren Städten, wie z. B. Fraustadt, Rawitsch, Lissa, als von den größten Städten der Provinz Posen. Der Provinzialhauptstadt Posen mit ihren 150000 Einwohnern ist noch nicht ganz der Raum gewährt, den man dem sächsischen Städtchen Potschappel mit seinen 8885 Einwohnern eingeräumt hat. Die Stadt Brombera mit 55067 Einwohnern wird noch nicht halb so ausführlich behandelt, wie das badische Bruchsal mit 14 952 Einwohnern. Und Hohensalza mit 24 664 Einwohnern erhält 1/ des Raumes zugebilligt, der dem sächsischen Hohenstein= Ernsthal mit 14 687 Einwohnern zur Verfügung stand.
Es muß dahin gestellt bleiben, ob an einer solchen Zurücksetzung jeuer Städte Posens die Herausgeber oder die betreffenden Stadtverwaltungen selbst schuld sind. Die Zusammenstellungen des kommunalen Jahrbuchs beruhen auf Angaben der Gemeinden und haben ihnen vor dem Druck vorgelegen; es ist also möglich, daß jene Gemeindeverwaltungen selbst in der Überlassung stattstischer Angaben sich eine größere Beschränkung auferlegten, als die Gemeindeverwaltungen der genannten sächsischen und badischen Städte.
Mit Rücksicht auf den Nationalitätenkampf in der Ostmark im allgemeinen und wegen der Gefährdung des Deutschtums in den Städten im besonderen muß die größte Vollständigkeit aller Angaben als wünschenswert erscheinen. Beispielsweise fehlen bei Bromberg und Hohensalza Angaben über die Zahl der Schulkinder und über den Umfang des Sparkassenverkehrs, bei Posen fehlen Zahlenangaben über die vorhandene gemeinnützige Fürsorge für Wöchnerinnen, Lungenkranke, Krüvpel, Alkoholiker usw. Je liefer in Deutschland noch die Vorstellung eingewurzelt ist, daß die Städte Posens„in der Kultur zurückgeblieben“ seien, um so nützlicher würde es wirken, wenn die kulturellen Leistungen dieser Städte im kommunalen Jahrbuch erschöpfend behandelt würden.
Die Bremer Handelskammer hat an den Erzbischof von Canterbury folgende Devesche gesandt:„Unsere Handelskammer hat
ihren Widerspruch gegen das verfassungswidrige Verhalten der Regierung des Kongostaates zu wiederholten Malen Ausdruck gegeben. Dieser Widerspruch hat sich einer der Aufgabenkreise unsere Handelskammer entsprechend in erster Linie gegen die Vorenthaltung der durch die Kongoakte gewährleisteten Handelsfreiheit gerichtet. Wir fühlen uns aber dazu nicht wentger eins mit der nach Albertshall einberufenen Versammlung in der Verurteilung der grausamen Behandlung, die den Negern des Kongostaates zuteil geworden ist. Wir sprechen die Hoffnung aus, daß die beabsichtigte Kundgebung dazu beitragen wird, den Gesetzen der Menschlichkeit im Kongostaat zur Anerkennung zu verhelfen.
Auf die englische Heuchelei, die sich über die Kongogreuel entrüstet und über die englischen Greuel in Indien und in den südufrikanischen Konzentrationslagern den Mantel christlicher Liebe deckt, haben wir erst kürzlich hingewiesen.
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Wahlagitation durch Zentrums
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„Der Lothringer“, das dem Zentrum feindliche katholische Blatt in Metz, veröffentlicht wieder ein von katholischen Priestern ausgehendes Rundschreiben an die Geistlichkeit in Wahlangelegenheiten, diesmal für die Wahl zum Landesausschuß in Elsaß=Lothringen. Dieses merkwürdige Dokument ist vom Zentrumsabgeordneten Hoen und fünf Priestern unterzeichnet; es fordert Eintreten im Kreise Forbach für den Zentrumskandidaten Schaul und ersucht die Pfarrer. postwendend die Liste der(wählenden) Gemeinderatsmitglieder an Herrn Schaul zu senden und gleichzeitig bei den Namen zu bezeichnen, ob sie Zeutrumsmänner, indifferent sind oder zur Lothringer Gruppe gehören.
Das Rundschreiben bedeutet eine krasse Aufforderung zum Mißbrauch des seelsorgerischen Einflusses, und nur dieser geistlichen Wahlbeeinflussung, die man anscheinend für ganz selbstverständlich hält, würde es der Zentrumskandidat zu danken haben, wenn er gewählt wird. Wie lange noch wird das Zentrum sein Privilegium genießen, daß es mit einem System des unerhörtesten Gewissensdrucks seine Wahlen machen kann und doch die Partei ist, die selten oder überhaupt nicht mit Kassation seiner Mandate zu rechnen hat?
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Fallières Amtsmüdigkeit.
Aus Paris wird einer uns nahestehenden Seite geschrieben: Vor einigen Tagen wurde in deutschen Blättern die Meldung gebracht, Präsident Fallières werde die Bürde seines Amtes nicht
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Merkspruch.
Weisheit und Wissenschaft sind Waffen gegen das Laster:
Du, ein gewaffneter Mensch, willst sein Gefangener sein?
Irrt der Blinde, so zeigt mitleidig jeder den Weg ihm:
Stürzet der Seher hinab, wird er von allen verlacht.
leuchtern erhellte, zeugte weniger von Atelier= luxus als von fleißiger Arbeit. Einige antike Bronzen von seltener Schönheit ließen auf den Kunstgeschmack des Besitzers schließen. Sonst gab es Kovien abgelieferter Porträts, flott hingeworfene Skizzen, angefangene und halb vollendete Studienköpfe, von denen die meisten Ahnlichkeit mit der Vermißten zeigten. Das Prunkstück des Ateliers aber war das lebensgroße Porträt Phöbe Taylors, das von der Staffelei herab den Doktor mit erschreckender Deutlichkeit an den Vorgang des gestrigen Abends erinnerte.
Das schöne junge Mädchen stand in lässiger Grazie vor einem verschwimmenden Hintergrund und blickte ihn wieder mit dem düster sinnenden Ausdruck ihrer dunklen Augen an, der ihm vom ersten Anblick des Originals bekannt war. Die feinen Linien des schlanken Leibes, der von einem schwarzen anliegenden Kleid umhüllt war, verdämmerten im dunklen Kolorit des Gemäldes. Es war wirklich ein echtes Kunstwerk. Mit ehrlicher Bewunderung drückte Hunter dem Künstler die Hand.„Sie werden sich mit diesem Bilde einen Ehrenplatz im Reiche der Kunst erringen, sagte er.„Seien Sie guten Mutes! Soviel Schönheit kann nicht spurlos verloren gehen; durch Ihre Kunst wird sie ein dauerndes Leben behalten.— Hoffen wir nur, daß Sie sich ihres irdischen Daseins noch recht lange erfreuen können!
Robert Coleridge seufzte.„Ich danke Ihnen, Herr Doktor, für Ihre freundlichen Worte! Ginge Ihr Wunsch nicht in Erfüllung, ich würde gern auf den Ehrenplatz verzichten, denn nach diesem Werk würde ich kein anderes mehr schaffen können. Was sollte ich ihm an die Seite stellen?!
Nochmals schüttelte der Doktor dem Künstler mit warmer Teilnahme die Hand
„So— und nun lassen Sie uns daran denken, der Spur Ihrer Verlobten zu folgen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.
„Ja, ja, aber wo sollen wir anfangen? Ist der Anfang gefunden, dann kann man ja dem Wege folgen. Aber wo beginnt er?
Hunter lachte.„O. ihr weltfremden Künstler! Wo?!— Vor Ihrer Haustüre! Also kommen Sie!
Hunter einen Augenblick zu warten, und läutete bei seinen Wirtsleuten an.
Frau Raven öffnete. Sie erkannte den Doktor wieder und begrüßte ihn respektvoll. Ihre erste Frage an Coleridge war die nach Fräulein Phöbe. Der Maler schüttelte traurig den Kopf, und seine Stimme zitterte, als er nach eingelaufenen Briefen fragte. Die Frau brachte ihm einige Postsachen, die er in fieberhafter Eile durchsah. Mit schmerzlicher Enttäuschung wandte er sich zu Hunter.
„Nichts!“ sagte er gepreßt.
dem Wagenlenker umsah. Er goß schnell seinen Schnaps hinunter, warf ein Geldstück auf die Bar und ging zu seinem Fuhrwerk hinüber. Nun bat Hunter den Maler, ruhig abzuwarten und nicht ungeduldig zu werden. Er wollte zunächst einmal allein da unten sondieren.
Weisung trat Coleridge aus dem breiten Lichtstreifen, den die offene Kellertür auf das Trottoir warf. Der Doktor aber knöpfte seinen Überzieher fest zu, schlug den Kragen hoch, und nachdem er den Hut noch tief über die Ohren gezogen hatte, stieg er die Kellerstufen hinunter.
Der Wirt blickte gleichaültig auf, als Hunter mit kräftigem„Guten Abend“ das Lokal betrat, tand aver beim Anblick des gut gekleideten Herrn auf und legte militärisch grüßend die Hand an die kahle Stirn.
„Verflucht frisch heute abend!
Doktor, sich schüttelnd. Unbehaglich die Schultern hochziehend, setzte er sich auf einen Stuhl vor dem Schanktisch.
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1901 F Prof. von Rheinberger, bek. Komponist. 1870 Konvention mit Baden, dessen Kontingent ein unmittelbarer Bestandteil des deutschen Heeres wird. 1865* Heinrich Barth zu Berlin. Hervorr. Afrikaforscher, Entdecker des Binue. 1562* Lope de Vega zu Madrid. Bek. dram. Dichter. 1500 Columbus trifft in Ketten in Cadiz
Die Herren verabschiedeten sich von Frau Raven und gingen schweigend die Treppe hinab.
Vor der Haustür blieb Doktor Hunter stehen und sah sich nach allen Seiten um. Dann sagte er plötzlich:
„Ich vergaß, Sie oben um eine Photographie des Fräuleins zu bitten. Sie kann uns bei unserm Vorhaben wesentlich unterstützen.
Coleridge zog seine Brieftasche hervor:
„Hier ist die letzte Aufnahme; ich trage sie stets bei mir.
Hunter prüfte das recht ähnliche Bild, das Phöbe in dem ihm bekannten Straßenkostüm darstellte. Er nickte zufrieden. Nun sah er an den Häusern entlang. Gegenüber waren gleich düster aussehende Wohnhäuser. An der Seite. wo Coleridges Quartier war, befand sich, drei Häuser entfernt, ein Kellerlokal. in dem Spirituosen verkauft wurden, aber es verkehrten nur Straßenkehrer und Kutscher darin. Doktor Hunter blieb mit Coleridge vor der offenen Türe des Lokals stehen. Die abgetretenen Steinstufen führten in einen niedrigen, von Petroleumhängelampen schwarz angeräucherten Raum, dessen Inventar aus einem Regal mit Schnapsflaschen, einem schmutzigen Schanktisch und einigen defekten Strohstühlen bestand. Hinter dem Tisch saß der Barkeeper in wenig sauberen Hemdärmeln und las. An der Bar stand ein Kutscher, dessen Droschke auf der anderen Seite der Straße hielt, und trank ein großes Glas Gin.
Der Doktor hatte sich überzeugt, daß sonst keine offenen Geschäfte oder Lokalitäten in dieser Straße waren. Er bedeutete Coleridge, zu warten, bis der Kutscher seinen Schnaps getrunken und das Lokal verlassen hätte. In diesem Augenblick bemerkte der Mann, daß sein Fahrgast aus einem Hause gegenüber kam und sich ungeduldig nach
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und ein bißchen früh in diesem pflichtete der Mann höflich bei.„Was
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darf ich dem Herrn einschenken?"
„Einen Whisky, bitte, vom besten!"
„Sehr wohl, mein Herr!
Er mischte eine billige Sorte und setzte das Getränk dem Doktor vor.
„Zur Gesundheit, mein Herr!“
„Danke, Herr Wirt!
„Jawohl, mein Herr. zwölf Jahre SimlaLucknorkampagne mitgemacht!
„Ah, brav, mein Lieber. Trinken Sie einen Whisky mit?“
„Aber gern! nichts zurück.
Er füllte sein Glas. seine hoch.
„Auf die Gesundheit der Kriegsleute!“
„Oh. danke! Das ist gut, auf die Gesundhett der Tapferen!
Der Inhalt des Glases verschwand in unergründlicher Tiefe. Hunter nippte lachend an dem mäßigen Getränk.
Kriminalroman von Franz Kreidemann.
(Nachdruck verboten.)
Die sonst schwer zugängliche Miß Saunders schien Gefallen an dem sympathischen Benehmen des jungen Malers zu finden, denn sie bediente ihn mit Freundlichkeit und richtete einige teilnahmsvolle Worte an ihn.
Sofort nach dem Diner verabschiedeten sich die Herren und traten den Weg nach Pont Street an.
An Ort und Stelle zeigte der Doktor dem jungen Mann genau die Richtung des Weges, den die Unglückliche am letzten Abend genommen hatte. Coleridge hörte ihm staunend zu. Dann bat er den Doktor Hunter ihm in sein Atelier zu folgen, wo er sich durch das nun vollendete Olbild von der Identität der jungen Dame. die er am Abend vorher gesehen, überzeugen sollte. Gern ging der Doktor auf diesen Vorschlag ein.
Das Atelier lag eine Treppe höher als Coleridges Quartier bei dem Fabrikanten Raven. Der Maler hatte einen Teil des Daches ausbrechen lassen, um Licht zu gewinnen. Durch die Glasbedachung, die er an dieser Stelle anbringen ließ, hatte er eine breite Oberlichtquelle gewonnen. Der Inhalt des Raumes, den Coleridge nun durch dicke brennende Kerzen in bronzenen Wand
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„Bravo! Das Kunststück machen Sie nochmal!“ Der alte Soldat wischte sich den stachligen Bart mit der unsauberen, gichtknotigen Hand und lachte und hustete zugleich.
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Coleridge verhängte das Bild seiner Braut mit einem roten Plüschvorhang und öffnete dem Doktor die Tür. Er verlbschte die Lichter und schloß das Atelier.
(Fortsetzung folgt.)
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