-Programm.
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Eintritt 25 Pf. Nachzahlung gültig.
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Nr. 527— 82. Jahrgang
Abend=Ausgabe Sonnabend, den 16. Oktober 1909
Erscheint wochentäglich zweimal, außerdem an Sonntagen einmal. Monatliche Bezugsgebühr 75 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 2,50 Mark. Anzeigengebühren: 25 Pf. für die einspaltige Kolonelzeile. Annahmeschluß von Inseraten abends 6 Uhr Hauptgeschäftsstelle, Redaktion und Druckerei: Karlstraße Nr. 5. Fernsprecher: Nr. 181, 530 und 816. Auf Anruf einer dieser Nummern meldet sich die BetriebsZentrale, welche die Verbindung mit den einzelnen Geschäftsabteilungen herstellt. Berliner Bureau: Friedrichstr. 16. Fernspr. Amt 4, Nr. 1665.
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Unabhängiges Organ für nationale Politik, verbunden mit der
Amtliches Kreisblatt für den Stadt= und Landkreis Dortmund
Gratisbeilagen: Die„Sonntagspost“(illustriertes Unterhaltungsblatt). Mittwochs„Mußestunden
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Wissenschaft u. Kunst Chefredakteur J. v. Wildenradt: für Dolitik H. o. Trützschler: für Lokales, Provinz, Gericht und Handel W. Thiemt; für Inserate u. Reklamen .Grävinghoff. sämtl. in Dortmund. Druck und Verlag: C. L. Krüger, G. m. b.., Dortmund.
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Der Entwurf eines neuen deutschen Strafgesetzbuches
wird Ende Oktober erscheinen. Mit dieser bestimmten Erklärung überrascht uns die Deutsche Jurist. Ztg. Zwar ist bereits früher angenommen worden, daß der Entwurf demnächst veröffentlicht werden würde, aber die Mitteilungen haben sich stets als unzuverlässig erwiesen. Da nun die Jurist. Ztg., das Zentralorgan des deutschen Juristenstandes, ausschließ lich verbürgte Mitteilungen von eingeweihter Seite bringt, so ist nun nicht mehr daran zu zwei feln, daß der langersehnte Entwurf zu einem neuen Strafgesetzbuche dem deutschen Volke nun endlich beschieden werden soll.
Zwar handelt es sich nur, wie das Blatt weiter mitteilt, um einen für die Regierung unverbindlichen Vorentwurf, der aber doch seine Bedeutung dadurch erhält, daß er mit amtlichen Hilfsmitteln unter der Leitung kriminalistischer, in der Praxis erfahrener Autoritäten hergestellt ist. Die zu der Aufgabe berufene Kommission an deren Spitze der Ministerialdirektor im prenßischen Justizministerium Exz. Dr. Lucas stand, hat ihre große Arbeit abgeschlossen, nachdem als maßgebende Grundlage dafür die unter der Führung des Reichsjustizamtes und der Leitung wissenschaftlicher Autoritäten hergestellte Materialiensammlung in der vergleichenden Darstel lung des deutschen und ausländischen Strafrechts in 16 großen Folianten vollständig erschienen ist.
Die Jurist. Ztg. ist auch schon heute in der Lage, Näheres über den Inhalt des Entwurfs mitzuteilen. Danach wird sich der Vorentwurf ungefähr im Umfang des geltenden Strafgesetz buchs halten, nach der Zahl der Paragraphen sogar etwas kleiner sein. Es ergibt sich daraus ohne weiteres, was übrigens auch von vorn herein anzunehmen war, daß nach der Absicht der Verfasser die zahlreichen und zum Teil umfänglichen strafrechtlichen Nebengesetze nicht in das neue Strafgesetzbuch eingearbeitet werden sollen. Auf dem Gebiete der Gesundheitspflege, der Nahrungsmittelfälschung, des unlauteren Wettbe werbs, des Gewerbe= und Arbeiterrechts, des Schiffahrtswesens, des Verkehrs auf öffentlichen Straßen, des Steuer= und Zollwesens usw. werden daher die bestehenden Rechtszustände durch die Grundsätze des neuen Gesetzbuchs nur insoweit berührt werden können, als es sich um allgemeine, für jede strafgesetzliche Vorschrift gültige Normen handelt, wie sie der erste Teil unseres geltenden Strafgesetzbuchs enthält.
Auch der Vorentwurf wird einen ersten Teil — allgemeinen Teil— und zweiten Teil— besonderen Teil— umfassen. Während aber jetzt dieser zweite Teil ohne weitere Gruppierung in 29 Abschnitte zerfällt, soll der besondere Teil des Vorentwurfs zunächst in vier Bücher geteilt werden— Delikte gegen den Staat, gegen Einrich tungen des Staates, gegen die Person, gegen das Vermögen—, die insgesamt 28 Abschnitte begreifen. Ihnen folgt ein fünstes Buch mit den Übertretungen, die nicht, wie vielfach angeregt ist, aus dem Strafgesetzbuch ausscheiden, sondern in ähnlichem Umfange wie bisher darin verbleiben sollen. Demgemäß wird auch die bisherige
Dreiteilung der strafbaren Handlungen in Verbrechen, Vergehen, Übertretungen aufrechterhalten.
Auch dem Strafvollzug ist, wenngleich nicht erschöpfend, eine Reihe von Bestimmungen gewidmet. In bemerkenswertem Gegensatz zu den Erklärungen, die im Reichstag wiederholt für das Reichsjustizamt abgegeben worden sind, scheint der Vorentwurf von der Annahme auszugehen, daß es einer weiteren Regelung des Strafvollzugs durch Reichsgesetz nicht bedürfen wird. Ein Gegensatz zu dem bisher von der Regierung eingenommenen Standpunkt tritt ferner darin zutage, daß die bedingte Aussetzung des Straf vollzugs für einige Jahre der Erprobung des Verurteilten nicht mehr durch die Justizverwaltung nach dem gerichtlichen Urteilsspruch verfügt, sondern daß darüber durch das Gericht erkannt werden soll. Bisher hat die Regierung den dahin gerichteten, im Reichstag geäußerten Wünschen stets Einwendungen entgegengesetzt.
Die Jurist. Ztg. verspricht schon am 1. November eine allgemeine Charakterisierung des Inhaltes des Entwurfs von maßgebender Seite zu bringen. Man wird darauf um so mehr gespannt sein dürfen, als dies die erste authentische Berichterstattung über die wesentlichsten neuen Bestimmungen unseres künftigen Strafrechts sein wird— des für alle Staatsbürger wichtigsten aller Gesetzbücher.
Die Reichsversicherungsordnung im
Wie wir hören, schreibt die N. Polit. Korr., wird im Laufe des nächsten Monats im Bundesrate mit der zweiten Lesung der Reichsversicherungsordnung begonnen werden. Wann diese Verhandlungen so weit gefördert sind, daß der Entwurf der Reichsversicherungsordnung dem Reichstage zugehen kann, läßt sich noch nicht übersehen. Die Beratungen im Bundesrate werden schon deswegen längere Zeit beanspruchen, weil sie sich mit den zahlreichen Abänderungsvorschlägen zu beschäftigen haben, die seit der Veröffentlichung des Entwurfs und noch bis in die neueste Zeit vielfach hervorgetreten sind.
Einen wesentlichen Teil bei diesen Verhandlungen wird die Frage der Gestaltung des Versicherungsamtes einnehmen.
Wenn übrigens kürzlich von einer den Berufsgenossenschaften nahestehenden Seite die Einrichtung des Versicherungsamts lediglich als eine Forderung der Theorie hingestellt worden ist, so beruht dies auf einem Irrtum. Seit Jahren haben die sozialpolitischen Führer fast aller Parteien des Reichstags einen solchen gemeinsamen örtlichen Unterbau als erstes Erfordernis für die allseitig dringend gewünschte Reform der Arbeiterversicherung bezeichnet. Der bisherige Entwurf der Reichsversicherungsordnung hat somit, da er an die Schaffung eines Versicherungsamts heranging, eine alte Forderung der berufensten Praktiker zu erfüllen versucht.
Der Parademarsch
im Lande der Freiheit.
Schon die drahtlichen Meldungen über die Hudson=Fultonfeier wußten von der Begeisterung zu berichten, mit der die Neuyorker den deutschen Matrosen zugeiubelt hatten, und von dem starken Eindruck, den gerade die Strammheit und die Disziplin unserer blauen Jungen machten. Jetzt liegen auch die ausführlichen Schilderungen der Neuyorker Zeitungen vor. Überall, auch in den deutschfeindlichen Blättern, werden die spontanen und überaus herzlichen Huldigungen, deren sich die deutschen Truppen zu erfreuen hatten, in den lebhaftesten Farven geschildert. Und fast überall wird der„stramme Paradeschritt“ unserer Matrosen als Hauptursache der Begeisterung hervorgehoben; manchmal ausdrücklich in Gegensatz gestellt zu der Regellosigkeit anderer„wilder Horden“. Ist es nicht sonderbar, daß zur selben Zeit, wo im Militärstaat Preußen der Exerzierund Paradedrill von allen Seiten angegriffen und auch in der Heeresausbildung tatsächlich stark zurückgedrängt wird, in Amerika, dem sogenannten Lande der Freiheit, das große Publikum den Parademarsch mit Jubel akklamiert?
Gewiß, wir erkennen die Amerikaner nicht gerade als Sachverständige in militärischen Dingen an. Aber so leichten Kaufs kommt man über diese Erscheinung doch nicht hinweg. Auch die Vermutung, es könnte nur das Packende des militärischen Schauspiels die Neuyorker Bürger fortgerissen haben, wird schwerlich das richtige treffen. Dazu sind die Amerikaner doch wohl zu praktisch veranlagt. Wir meinen, gerade dieser ihr praktischer Blick müsse ihnen die Erkenntnis übermittelt haben, daß eine stramm ausgebildete Truppe doch das bessere Kriegswerkzeug ist, weil es sich leichter vom Führer handhaben läßt. Es ist ja selbstverständlich, daß bei der wachsenden Kompliziertheit des modernen Kriegsbetriebes und bei der gleichzeitigen Verkürzung der Dienstzeit das rein Exerzier= und Parademäßige auf ein geringes Maß beschränkt werden mußte. Aber die amérikanische Begeisterung für den deutschen Parademarsch wird doch vielleicht diesen und jenen daran erinnern, daß auch hier der Moder nisierung Grenzen gesteckt sind. Eine höchst individuell ausgebildete Truppe, die Wundervolles im Schießen und der Geländebenntzung leistet, aber schließlich nicht an den Feind herauzubringen ist oder ohne Befehl Kehrt macht— sie nützt dem Führer verdammt wenig. Es wird wohl beim Urteil des alten Soldatenkaisers bleiben: Drill und Erziehung!
Noch immer Ferrer.
Eine große Protestversammlung der
Berliner Anarchisten
wegen„Ermordung des Genossen Ferrer“ ist für Dienstag abend in einem Arbeiterviertel einberufen worden. Die Sprache des Anarchistenorgans„Freie Arbeiter“ ist geradezu schamlos: „Es ist vollbracht,“ so beginnt es seinen Leitartikel. —„Für jeden freiheitsliebenden Menschen, für jeden Anarchisten gibt es jetzt nur einen Gedanken: Das Blut des Genossen Ferrer ist Märtyrerblut. Ein unvergeßliches Andenken unserem
unvergeßlichen Ferrer. Ein Fluch seinen Mördern! Sein Blut komme über sie!“— und weiter: „Wieder hat die spanische Banditenregierung es gewagt, einen Vorkämpfer für freies Menschentum dem Henker zu überliefern. Schamloser hat sich die Mordgier der spanischen Pfaffen und Militärdiktatoren noch in keinem ihrer doch so zahlreichen Justizverbrechen offenbart.“ Das Anarchistenblatt kündigt an, daß die spanischen Genossen nicht ruhen werden und die nächste Drohnenschlacht reinen Tisch mit allen Drohnen und Schmarotzern machen wird.— Auch die
Berliner Sozialliberalen
(Barthianer) haben gestern eine Protestversammlung abgehalten in der Herr Breitscheidt sprach.— Nach Blättermeldungen aus
Barcelona
hat dort gestern vormittag in der Kaserne Roger de Flor eine Bombenexplosion stattgefunden, durch die mehrere Soldaten schwer verwundet wurden. Das Attentat sei gegen den Generalkapitän gerichtet gewesen, doch explodierte die Bombe schon vor dessen Ankunft. In Barcelona hat die Polizei ein Waffenlager bei einem ehemaligen Veteranen der Freiheit entdeckt.
Aus Paris
gehen uns weiter nachstehende Drahtmitteilungen zu: In einem Theatersaal des Montmartre fand gestern eine von 3000 Personen besuchte Protestversammlung gegen die Hinrichtung Ferrers statt, bei der mehrere Devutierte und Gemeinderäte heftige Reden gegen die spanische Regierung und die Pariser Polizei hielten. Es wurde eine heftige Resolution gegen König Alfons und dessen geistliche und militärische Ratgeber gefaßt. Nach Schluß der Versammlung kam es zwischen den Manifestanten, die vor der Kirche Sacre=Cveur eine antiklerikale Kundgebung veranstalten wollten, und Polizisten zu einem Zusammenstoß, wobei die Menge durch flache Säbelhiebe auseinandergetrieben wurde.
Der Sozialverband des Seinedepartements richtete an die Pariser Bevölkerung die Aufforderung, heute, Sonnabend, nachmittag in einer großen Protestversammlung gegen die Vorgänge in Spanien Einspruch zu erheben. Doch wird in dem Aufruf ausdrücklich erklärt, es solle durch die Manifestanten kein spanisches Gebiet verletzt werden, als welches diplomatisch die spanische Botschaft gelte.
Deutsches Reich.
Herzog Karl Theodor in Bayern.
Die Morgenblätter melden aus München: Nach wechselndem Allgemeinbefinden trat gestern beim Herzog Karl Theodor in Bayern eine Verschlechterung ein: das Fieber steigerte sich abends.
Das Berliner Truppenaufmarschgelände.
Die Berliner Morgenblätter melden im Zusammenhang mit dem Verkauf eines Streifens des Tempelhofer Feldes an die Schultheißbrauerei, es scheine sich zu bestätigen, daß die Verhandlungen wegen Ankaufs des Aufmarschgeländes durch die Stadt Berlin, die eine Zeitlang ruhten, wieder ausgenommen seien.
Roman von Fritz Skowronnek.
6)(Nachdruck verboten.)
„Glaubt man das wirklich? Dann ermächtige ich Sie, sobald der Kauf perfekt ist, überall zu verbreiten, daß ich mich hier einkapseln will, daß ich eher das Amt als das Gut aufgeben werde. Nur eine Einschränkung muß ich machen: es könnren Umstände persönlicher Art eintreten, die mir das Verbleiben in dieser Gegend unmöglich machen. Dann würde ich das Einkapseln aufgeben und Karriere zu machen suchen.“
Erich glaubte ihn verstanden zu haben. Er faßte im Dunkeln nach der Hand seines Gefährten und umschloß sie mit kräftigem Drucke. Die Bedeutung dieses Händedruckes wurde ebenso richtig verstanden. Wortlos knüpfte sich zwischen beiden ein festes Band der Freundschaft.
Burmeister verfolgte sein Ziel, zum Landrat gewählt zu werden, mit regem Eifer.
Noch vor der ersten Kreisausschußsitzung fuhr er unermüdlich auf dem Lande umher. Zunächst hatte er den Bekanntenkreis der Familie Braun „abgeklappert“, wie sich Dora bei dem offiziellen Besuch in Trempen ausdrückte. Sie hatte es ihm auch„gestochen“, daß eine Partei entschlossen war, einen älteren Gutsbesitzer, der in seinen Verhältnissen stark zurückgegangen war und deshalb das Gehalt des Amtes sehr gut brauchen konnte, der Regierung vorzuschlagen.
Von der Partei dieses Herrn wurde er natürlich sehr höflich, aber auch sehr reserviert empfangen. Ja, hier und dort kam man ihm mit einer Fräge entgegen, aus der er heraushörte, daß man seinen Aufenthalt nur als vorübergehend betrachtete oder sich wenigstens den Anschein gab.
Auch die Kunde von seinem Mangel an weidmännischen Qualitäten war schon wie ein Lauffeuer durch den Kreis gegangen. Und wo man ihm sagte:„Schade, daß Sie nicht Jäger sind, ich hätte einen guten Rehbock für Sie“, da konnte er in dem Gutsherrn einen Gegner vermuten.
In dieser Zeit war ihm Erich eine wertvolle Stütze. Er war schon seit Jahr und Tag im Land ratsamt als Hilfsarbeiter tätig, kannte den Kreis wie seine Tasche und erledigte in der Hauptsache die lausenden Geschäfte. Er riet dem Freunde
dringend, bei der nächsten Gelegenheit eine Einladung zur Jagd, die wohl nicht ausbleiben würde, anzunehmen und mit dem Jagdherrn über die Felder zu strampeln. Wieviel Löcher er in die Luft schösse, wäre gleichgültig; er müsse nur etwas Passion markieren.
„Nehmen Sie das nicht auf die leichte Achsel, lieber Kollege. Sie mögen es für eine große Nebensache halten; aber in unseren Kreisen, mit denen Sie ein langes Leben zubringen wollen, werden nun einmal weidmännische Qualitäten als etwas Unerläßliches betrachtet. Andernfalls befürchtet mon, wie mein Vater Ihnen schon gesagt hat, daß Sie der Wildpflege kein Interesse entgegenbringen. Und, offen gesagt, ich denke auch so. Wir pflegen und begen unsere Wildbahn und sind dabei immer von den Schießern bedroht, die jede Bauernjagd mit schwerem Gelde pachten, um mit leichter Mühe zu ernten, was wir mit Mühe und großen Kosten herangezogen haben. Mein Programm für Sie wäre: sofortiger Beitritt
zum Jagdschutzverein und alle acht Tage mindestens ein Jagdtag.“
Lächelnd hatte der Assessor die Achseln gezuckt: „Dieser eindringlichen Vermahnung kann ich mich nicht verschließen. Ich will soviel Löcher in die Luft schießen, als Sie für nötig halten.“
„Nehmen Sie sich nur in acht, lieber Kollege, daß Sie dabei nicht die Passion befällt.“
„Das halte ich für ausgeschlossen.“
„Abwarten! Zur Vorbereitung will ich Ihnen einige Privatstunden im Schießen geben. Ich habe noch eine alte Wurfmaschine stehen, da können wir fleißig Tontauben schießen
An einem der nächsten Tage erschien ein alter Förster auf dem Landratsamt. Erich brachte ihn selbst herein:„Hier stelle ich Ihnen unsern alten Freund Lerche vor. In ganz Ostpreußen unter dem Namen„der alte Adam“ als vorzüglicher Schütze mit Flinte und Büchse bekannt. Er hat mir eben erzählt, daß auf den Neuendörfer Wiesen noch Pfuhlschnepfen zu finden sind. Das ist ein leichter Schuß.“
„Ja, darauf habe ich scheu manchen Anfänger abgeführ!“, meinte der Förster treuherzig.„Ich bitte, Herr Assessor, versorgen Sie sich mit ganz seinem Schrot, am besten Vogeldunst. Für die neuen Hinterlader genügt es. Also, wenn ich bitten darf, morgen früh um sechs Uhr bei mir!“
Mit der Zusage pünktlichen Erscheinens entfernte sich der Förster. Kaum hatte sich hinter
ihm die Tür geschlossen, als sich auf dem Korridor ein fürchterlicher Lärm erhob. Man hörte jemand ganz erregt rufen:„Adam, du verrückter Kerl du! Was hast du mir für Geschichten eingebrockt!“
Der Vorwurf schien den alten Förster ganz kalt zu lassen. Man hörte ihn ruhig erwidern: „Alter Klotz, sei doch nicht so grob! Komm, laß uns lieber bei einem Schoppen Frieden schließen.“
Man vernahm noch ein paar heftige Worte, dann wurde es still. Die Gegner schienen sich geeignet zu haben. Aus der Nebentür kam Erich laut lachend herein
„Das ist ja kbstlich! Wieder ein Stückchen vom „alten Adam“, das alle anderen übertrifft. Hören Sie zu! Wir sitzen neulich bei Kelterborn auf der Veranda, als der Förster vorübergehr. Wir rufen ihm zu; er kommt heran und läßt sich ein Glas Bier geben. In demselben Augenblicke sehen wir Klotzkowski auf der Straße. Sie wissen doch, wen ich meine: den Sekretär mit der furchtbaren Nase. Der arme Kerl kann wirklich nichts für dieses Monstrum. Er trinkt nicht mehr, als hierzulande üblich ist. Als Klotzkowski vorübergeht, fragt jemand von der Tafelrunde— ich glaube, es war der Major— was mit dem Manne vorgegangen sei; seine Nase habe ja ein beinahe menschliches Aussehen erhalten. Sie hätten ihn vor sechs Wochen sehen müssen, um diese Frage würdigen zu können: die Nase war nämlich damals doppelt so groß und mit einem Dutzend Auswüchsen behaftet.
Ehe ich sagen konnte, daß der Mann vor einigen Wochen in Königsberg gewesen sei und sich die Nase habe operieren lassen, fragte der Förster ganz harmlos:„Das wissen Sie nicht, Herr Major? Vor vierzehn Tagen, nach dem Forstgerichtstag, sitzen wir drei, Klotzkowski, ich und der Förster Neureiter, bei Grinda am Markte vor der Tür und spielen unsern Merino. Nun müssen Sie wissen, meine Herren, daß der Klotztowski nicht nur stark raucht, sondern noch stärker schnupft. Plötzlich ist ihm der Tabak ausgegangen. Er schickt den Stift in den Kaufmannsladen nebenan, um die Dose frisch füllen zu lassen. Die jungen Leute dort mögen sich wohl vergriffen oder einen schlechten Scherz gemacht haben; denn Klotzkowski schimpfte über den merkwürdigen Schniefke. Dabei raucht er immerfort weiter. Mit einem Male gibt's einen Knall— Klotzkowsti fällt vom Stuhl, wir heben ihn auf, die Nase ist in mehrere Teile zerrissen. Er hatte Schießpulver geschnunft,
und dieses hatte sich an der tief herabgebrannten Zigarre entzündet. Zum Glück ging eben der Kreisphysikus über den Markt.“—„Ich merkte wohl,“ fuhr Erich fort,„wie der alte Spaßvogel dem Arzt, der zwischen uns saß, einen schnellen Blick zuwarf. Und nun begann dieser, der auch kein Spaßverderber ist, zu berichten, daß er sofort sein Besteck aus der nahen Wohnung geholt und Klotzkowski, der noch in Ohnmacht lag, die Nase operiert und genäht habe.
Das Eingreifen des Arztes zerstreute wohl den Argwohn, der bei einigen gegen die Geschichte des alten Försters aufgestiegen war, und die Sache wurde tatsächlich geglaubt. Nun ist Klotzkowski wohl schon reichlich mit der Explosion seiner Nase geneckt worden und hat sich weidlich darüber geärgert. Es scheint aber, als ob die alten Freunde sich bereits versöhnt haben; denn dort steuern sie einträchtig über den Platz zur nächsten Kneipe.“
Der Assessor hatte sich vor Lachen geschüttelt. „Und diesen Spaßvogel haben Sie mir als Lehrmeister ausgesucht? Der wird mir morgen einen gewaltigen Bären aufbinden.“
„Ich wüßte einen Lehrmeister für Sie oder vielmehr eine Lehrmeisterin“, hätte Erich gern gesagt, aber er biß sich auf die Zunge und schwieg. Das hätte ja so ausgesehen. als ob er für die Schwester auf den Freund Jagd machte.
(Fortsetzung folgt.)
Kunst, Wissenschaft und Leben.
Der Christusglaube, seine Entstehung. Geschichte und Bedentung für die Gegenwart I.
Im Festsaale des alten Rathauses versammelten sich gestern abend zahlreiche freigerichtete Leute, um den interessanten Ausführungen einer kompetenten Größe auf dem Gebiete der fortgeschrittenen und fortschreitenden Theologie, dem bekannten Lehrer und Lizentiaten der Göttinger Hochschule, Professor Dr. Bousset, zu lauschen. Das Thema, das sich der Redner gestellt hat und das er in drei Vorträgen zu erschöpfen gedenkt, lautet:„Der Christusglaube, seine Entstehung,
Geschichte und Bedeutung für die Gegenwart.“ Gestern abend behandelte er den ersten Teil: Die Entstehung des Christusglaubens. Er sprach fesselnd und überzeugend, und wir wollen nicht