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Köln, Samstag, den 10. Juli 1943
DIE GROSSE KÖLNER MORGENZEITUNC
Neuer Terrorangriff auf
Der Dom durch Brandbomben wieder beschädigt
Gewaltige Panzerschlacht hinter den sowjetischen Linien
dnb Aus dem Führerhauptquartier, 9. Juli. Das Oberkommando des Heeres gibt bekannt:
Das große Ringen im Raum Bjelgorod—Orél hält mit gesteigerter Heftigkeit an. Seit vorgestern hat sich hinter dem durchstoßenen sowjetischen Stellungssystem eine gewaltige Panzerschlacht entwickelt, in der die Sowjets die größten Anstrengungen unternehmen, unsere stetig vordringenden Panzerkeile aufzufangen. Hierbei verlor der Feind neben hohen Verlusten an Menschen abermals 420 Panzer sowie eine große Anzahl von Geschützen und Salvengeschützen. Kampf-, Sturzkampf- und Schlachtgeschwader der Luftwaffe griffen in die Erdkämpfe ein und bekämpften vor allem neu herangeführte Reserven des Feindes. In Luftkämpfen und durch Flakabwehr verloren die Sowjets am gestrigen Tage 117 Flugzeuge.
Im Mittelmeer wurden bei Einflügen britisch-nordamerikanischer Fliegerverbände 26 Flugzeuge abgeschossen.
Britische Bomber führten in der vergangenen Nacht wieder einen Terrorangriff gegen Köln und Umgebung. Es enstanden Verluste unter der Bevölkerung sowie Verwüstungen in den Wohnbezirken. Der Kölner Dom wurde erneut angegriffen und getroffen. Nach bisher vorliegenden Meldungen wurden neun feindliche Bomber abgeschossen. Drei weitere Flugzeuge wurden am Tage am Kanal und über dem Atlantik vernichtet.
Sicherungsfahrzeuge der Kriegsmarine und Marineflak schossen drei feindliche Flugzeuge ab. Die Gesamtverluste des Feindes im Westen und im Mittelmeerraum betragen somit 41 Flugzeuge.
Wieder neue Wohnbezirke der schwergeprüften Stadt Köln sind in der Nacht zum Freitag dem Bombenhagel britischer Terrorflieger ausgesetzt gewesen. Den Schäden, die sie in den hunderten Angriffen vorher erlitten hatte, sind neue schwere hinzugefügt worden. Diese Kriegsführung, ferne jedem menschlichen Gefühl, hat der Bevölkerung zu den bisherigen neue Leiden, neue Verluste gebracht. Das erschütternde Bild menschlichen Leides, das wir bei den vergangenen Terrorangriffen gesehen haben, Frauen, Kinder, alte Leute als Opfer dieser Anschläge, zerstörte Wohnstraßen, aus denen die Flammen schlagen und in denen die Bevölkerung ihre Habe birgt, kennzeichnen auch jetzt das Ergebnis des Luftangriffes. Steht das harte Opfer der Zivilbevölkerung im Vordergrund, so ist dazu zu verzeichnen, daß auch der Dom wieder Ziel britischer Brandbomben gewesen ist. Auch nach diesem neuen Unheil, das die Kölner Zivilbevölkerung getroffen hat, kann man nur noch klarer die Linie dieser sinnlos wütenden Luftkriegsführung erkennen. Dieser Terror wird die deutsche Moral und den deutschen Widerstandswillen nicht brechen, aber es ist eine Saat, deren Früchte den Urheber einmal schrecklich treffen werden.
Der italienische Wehrmachtbericht
Rom, 9. Juli. Das Hauptquartier der italienischen Wehrmacht gibt bekannt:
Längs der nordafrikanischen Küste unternahmen unsere Torpedoflugzeugverbände erneut von glänzendem Erfolg gekrönte Angriffe auf in Fahrt befindliche oder vor Anker liegende feindliche Handelsdampfer. Es wurden drei große Handelsdampfer mit zusammen 40000 BRT versenkt und ein werterer von 3000 BRT schwer beschädigt.
Feindliche Flugzeugverbände bombardierten gestern und in der vergangenen Nacht wiederholt Catania und Umgebung. Es werden Gebäudeschäden und Brände im Zentrum der Stadt gemeldet. In den Kämpfen des Tages wurden zwei Flugzeuge von italienischen, zwölf, darunter mehrere Bomber, von deutschen Jägern abgeschossen. Die Bodenabwehr vernichtete zwei Flugzeuge über Catania, vier über Sciacca, drei über Castelvetrano, zwei über Marsala und eines über Cela(Provinz Calransetta).
Weitere Erfolge südlich Orel
Uniformierte Frauen in der bolschewistischen Front
Berlin, 9. Juli.(dub) Auch am zweiten Tag der Kämpfe südlich Orel, die sich aus der Abwehr der bolschewistischen Großoffensive entwickelten, am 7. Juli, hatten die deutschen Truppen bei ihren Vorstößen gegen feindliche Stellungen dauernde Angriffe der Bolschewisten abzuwehren. In dem waldreichen Gelände brachen die Bolschewisten wiederholt, unterstützt durch zahlreiche schwere Panzer, überraschend zu Gegenangriffen vor. stießen jedoch immer wieder auf das vernichtende Feuer der deutschen Waffen. Außerdem mußten in Waldschneisen als Widerstandsnester eingegrabene Panzer Wagen für Wagen niedergekämpft werden. Mit aller Verbissenheit setzten sich die Bolschewisten zur Wehr, selbst wenn sie bereits umgangen waren und jeder Widerstand zwecklos wurde. Nach hartem, erbittertem Ringen gelangen den Grenadieren dann trotz heftigen Abwehrfeuers der feindlichen Artillerie und schweren Infanteriewaffen an mehreren Abschnitten weitere tiefe Einbrüche in das feindliche Stellungssystem. Die
Luftwaffe brachte den deutschen Truppen durch ihre pausenlosen Angriffe auf die Reservestellungen und die Bereitstellungsräume der feindlichen Panzerverbände fühlbare Entlastung.
Unter den Gefangenen, die sich in immer größerer Zahl sammelten, befanden sich auch uniformierte Frauen, die in den sowjetischen Einheiten als requläre Soldaten dienten. Beim Verhör dieser Frauen und Mädchen ergab sich, daß sie durch Gestellungsbefehl zur bolschewistischen Armee einberufen und an den verschiedensten Waffen ausgebildet worden waren, um nicht nur bei Nachschubverbänden, sondern auch in der Fronttruppe zum Gefechtseinsatz zu kommen.
Im nördlichen Abschnitt der Ostfront verstärkte sich die feindliche Stoßtrupptätigkeit. Die deutschen Stellungen lagen außerdem unter zunehmendem Beschuß durch sowjetische Artillerie. Die Kirow-Werke in Leningrad sowie die Bahnanlagen im Raum von Schlüsselburg wurden von Artillerie des deutschen Heeres wirksam bekämpft.
Um eine beherrschende Höhe südwestlich Welikije Luki haben in den vergangenen zwölf Tagen heftige Kämpfe stattgefunden. Die Bolschewisten griffen dort nach starker Artillerievotbereitung mit Unterstützung mehrerer Panzer an. Unsere Grenadiere, Pioniere und Panzerjäger zeigten sich aber allen Absichten des Feindes, entscheidende Erfolge zu erzielen, gewachsen und vernichteten oder beschädigten acht von zehn der eingesetzten Kampfwagen. Nachdem der durch starke Verluste sehr ge
schwächte Feind seine Angriffe eingestellt hatte, ist in diesem Abschnitt eine gewisse Ruhe eingetreten, die nur zeitweilig von einer beiderseitigen lebhaften Erkundungstätigkeit unterbrochen wird.
Wissenschaft und tapfere Herzen
Dr. Goebbels über die Universitäten
Heidelberg, 9. Juli.
Auf einer von der Reichsstudentenführung veranstalteten Kundgebung in der Heidelberger Stadthalle sprachen am Donnerstagnachmittag der Reichsstudentenführer Dr. Scheel und Reichsminister Dr. Goebbels. Die Reden galten der Aufgabenstellung der deutschen Wissenschaft und Forschung im Zeichen des totalen Krieges.
In diesem entscheidungsvollen Jahr ist es dem deutschen Volk klarer denn je geworden, welch gewichtige Stellung die Wissenschaft im Schicksalskampf unserer Nation einnimmt, ja daß dieses gigantische Ringen ohne die deutschen Universitäten und Hochschulen und ihre Forschungsinstitute im voraus gehandikapt gewesen wäre. Deutschland ging von jeher der Ruf voraus, die besten Hochschulen mit den besten Bildungsmöglichkeiten zu besitzen, und diesen Ruf hat Reichsminister Dr. Goebbels in seiner großen Heidelberger Rede erneut dahingehend fixiert, daß er den Universitäten und ihren Forschungsinstituten deh„Ehrenplatz im Leben der Nation“ einräumte, einen Ehrenplatz, der, wohlverstanden, durch rastlose grundlegende Arbeit erworben werden konnte und in Zukunft erhalten werden kann. Hierfür zeugen die großen Fortsetzung auf der 2. Seite.
WIR GEDENKEN UNSERER GEFALLENEN!
Viele unserer Volksgenossen und Volksgenossinnen, darunter überwiegend Frauen und Kinder, sind durch völkerrechtswidrige und niederträchtige Bambenangriffe der Feinde unseres Reiches ums Leben gekommen. Sie starben für unser gemeinsames Vaterland und sollen deshalb auch aller Ehren teilhaftig werden, die ein Volk seinen Helden zollen kann.
In Anwesenheit der überlebenden Angehörigen unserer gefallenen Männer, Frauen und Kinder versammelt sich die Kölner Bevölkerung deshalb
heute, Samstag, 10. Juli 1943, nachmittags 17 Uhr, auf dem Heumarkt,
um inmitten der Ruinen unserer geschändeten Stadt die Verbundenheit der Lebenden mit den Toten zu bekunden.
Ehrenformationen der Wehrmacht, der Partei, der Polizel und aller Im aktiven Abwehr- und Wiederherstellungsdienst stehenden Organisationen werden angetreten sein.
Im Laufe der Veranstaltung, etwa um 17.26 Uhr, wird durch Kommando sowie' durch Läuten der noch vorhandenen Kirchenglocken und durch Salutschüsse der Flakartillerie
EINE MINUTE STILLEN GEDENKENS
eingeleitet, bei der alle Teilnehmer auf dem Heumarkt(ausgenommen Uniformträger) ihr Haupt entblößen, und bei der im gesamten Stadtgebiet der Fahrzeug- sowohl als auch der Fußgängerverkehr auf der Stelle ruhen wird, bis das Aufhören des Glockengeläuts und der Salutschüsse das Ende der Gedenk-Minute anzeigt.
Hierauf wird der Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Staatsrat Grohé auf dem Heumarkt zu den Angehörigen der Toten und der anwesenden Kölner Bevölkerung sprechen und
im Auftrage und Namen des Führers
den tapferen Einsatz und das vorbildliche Verhalten der Kölner Bevölkerung durch Verleihung von Auszeichnungen würdigen.
Volksgenossen und Volksgenossinnen! Wir standen zusammen In schweren Nächten und Tagen! Wir werden nun gemeinsam des Opfertodes unserer Gefallenen gedenken, aber nach der dadurch gebotenen kurzen Unterbrechung unserer Arbeit wieder ans Werk gehen, um durch Einsatz und Tat die Kameradschaft fortzusetzen, die uns in diesen schweren Tagen zusammenhält und die die Gewähr dafür bietet, daß alle gebrachten Opfer an Gut und Blut den kommenden Generationen und unserem geliebten Vaterland zum Segen gereichen. Im Auftrag:
Alfons Schaller
Kreisleiter der NSDAP
Verlag and Schriftleitang: Köln, Stolkgasse 23—31. Sammelruf: Nr. 22030l. Schalterstunden—19 Uhr,
Nr. 186- Verkaufspreis 10 Pfg.
Wandlungen in der Sowjet-Armee
Neue Führungsgrundsätze— Der Einsatz der motorisierten Truppen
Von Major Dr. J. Schäfer
II.
An der Ostfront, im Juni.
Die erfolgreiche deutsche Strategie und Taktik, die zusammen mit den überragenden Leistungen der Truppen aller Waffengattungen dem Gegner in den ersten Mionaten des Krieges Niederlage auf Niederlage beibrachten, zwangen den Moskauer Generalstab auch zur Uberprüfung seiner militärischen Führungsgrundsätze. Die sowjetischen Armeen und Reserven wurden vor allem durch die gewaltigen Kesselschlachten derart zermürbt und angeschlagen, daß der feinglichen Führung fast nur die Verteidigung übrigblieb. Wo sie aber Gegen- und Flankenstöße mit operativer Zielsetzung versuchte, wie z. B. im OnjeprBeresina-Dreieck bei Rogatschew während des Monats Juli 1941, scheiterte sie an der Uberlegenheit der deutschen Führung, der Truppe und der Waffenwirkung. In der Winteroffensive 1941/42 kamen der sowjetischen Führung u. a. die außerordentliche Kälte und die gewaltigen Schneemassen zu Hilfe, mit denen die feindlichen Soldaten infolge ihrer Anspruchslosigkeit, Abhärtung, Gewöhnung und ihrer besseren Winterausrüstung leichter fertig wurden als wir. Aber trotz aller Anstrengungen und Verluste konnte die sowjetische Armee die deutsche Front nicht zertrümmern und nicht über den Haufen werfen. Die feindliche Offensive erreichte ihren Kulminationspunkt weit vor dem gesteckten Ziel.
Der Angriff, den Marschall Timoschenko am 12. Mai vorigen Jahres im Raum von Charkow begann, ließ schon in der Anlage gewisse Anderungen in den Führungsgrunnsätzen erkennen. Zur Durchführung dieser„entscheidenden Offensive“, wie Timoschenko sie in seinem Tagesbefehl nannte, waren starke Schwerpunkte der Luftwaffe, der Artillerie, der Panzer- und Infanteriekräfte gebildet worden. Durch schonungslosen Einsatz von Menschen und Material sollte ein tiefer Stoßkeil die deutsche Front auseinanderreißen, aufrollen und so den nach strömenden Kräften aller Waffen die Möglichkeit verschaffen, im offenen Gelände zu operieren. Der Versuch mißlang vollständig. Der am 17. Mai begonnene deutsche Gegenangriff traf den schmalen Stoßkeil in seinen tiefen, unzureichend abgedeckten Flanken vernichtend. Die Umklammerung beträchtlicher feindlicher Kräfte südlich von Charkow unterschied sich von den Einkesselungsschlachten des vorhergehenden Jahres insofern, als diesmal die Einkreisung aus der Abwehr einer gegnerischen Großoffensive entwickelt werden mußte. Die taktische und strategische Idee, die den feindlichen Vorstoß bei Charkow ebenso wie den Entlastungsangriff nördlich Orel Anfang Juli 1942 und den vielen Durchbruchsversuchen an anderen Teilen der Ostfront in der Mitte und im Norden zugrunde lag, ist damals von einem gefangenen Olfizier ungefähr mit folgenden Worten gekennzeichnet worden: Es sei darauf angekommen, auf schmalem Raum mit geballter„Panzerfeust" unter einem Masseneinsatz von Flugzeugen durchzuschlagen, eine Kesselbildung vorzunehmen, um dann in den„leeren Raum“ vorzustoßen. Man versuchte also, deutsche Vorbilder nachzuahmen, aber der Erfolg blieb aus. Die gegnerische Führung konnte solche Ideen zwar kopieren, aber die Nurchführung stieß bei ihr selbst, vor allem aber bei der mittleren und unteren Führung und bei der Truppe auf Schwierigkeiten, die nicht überwunden werden konnten.
Während der Gegner bei seinen Angriffen durch massierte Schwerpunktbildungen Durchbrüche und Einkreisungen erzielen wollte, war er anderseits bestrebt, sich selbst während unserer am 28. Juni begonnenen Offensive im Süden der Ostfront jeder Einschließung zu entziehen. Zwar kämpfte er an vielen Stellen lang und hartnäckig, wich aber aus, wenn er der Wucht der deutschen Angriffe nicht mehr widerstehen konnte oder wenn die Gefahr einer Umzingelung entstand. Er wandte also mehr eine Art Kutusow-Strategie an und ging, hinhaltend kämpfend, bis an den Kaukasus und an die Wolga zurück.(Mit dieser veränderten Strategie stand wohl auch in einem gewissen Zusammenhang, daß gerade in jenen Monaten, wie in dem ersten Bericht erwähnt, der KutusowOrden gestiftet wurde.) So schwer der Gegner auch den Verlust wertvoller Gebiete verschmerzte, versuchte er durch die Ausweichbewegungen Menschen und Material zu schonen, wozu ihm nach den bisherigen Einbußen die Ersatzlage nötigte. Zugleich wollte er sich Kräfte für die von ihm beabsichtigte neue Winteroffensive aufsparen. Denn die während der
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