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Köln, Freitag, den 8. Juli 1943

DIE GROSSE KÖLNER MORGENZEITUNC

Verlag und Schrifeleitdng: Köln, Stolkgasse 23312 Sammelruf: Nr. 2205.. Schalterstunden19 Uhr­

Nr. 185 Verkaufspreis 10 Pfg.

Von links nach rechts: Kreisleiter Alfons Schaller spricht aus dem Südfriedhof. Mitte: Auf einem Ehrenfriedbof der Gefallenen. Rechts: Gauamtsleiter Oberbürgermeister Dr. Winkelnk

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Die Schlacht im Kursk=Bogen

Ks In den letzten Tagen hat die allgemeine mili­tärische Lage durch die Ereignisse im Kursk=Bogen eine Wendung erfahren, mit der unsere Gegner niemals ge­rechnet hatten und die sie deshalb mit der ganzen Schwere der Ueberraschung traf. Noch bis in den Juni hinein versuchte die Feindpresse in einer unglaublich leichtfertigen Verkennung der deutschen Schlagkraft ihren Lesern Märchen über die militärischen Verhältnisse an der Ostfront vorzuerzählen, die sich angesichts der neuen Entwicklung töricht genug ausnehmen. Bald behauptete man, daß das Unterlassen eines eigenen deutschen An­griffs einemSelbstmord oder zumindest einer deut­schen Bankerotterklärung gleichkomme, bald orakelte man, daß die Stille an der Ostfront auch die englisch­amerikanischen Angriffsabsichten verzögere. Ueber die Stärke der im Osten vorhandenen deutschen Divisionen und über die Verteilung der deutschen Streitkräfte auf andere Fronten wurde ein Zahlenspiel betrieben, das jeglicher sachlichen Unterlage entbehrte. Immer wieder aber versicherte man, daß die Bolschewisten die Pause, die nach den letzten Schlachten eingetreten war, zu einem großen Aufmarsch benutzt hätten, der sich für Deutsch­land tödlich auswirken würde. Man führte auch hier

u jenen sattsam bekanntenNervenkrieg, hinter dem sich im Grunde nur die eigene Unsicherheit verbarg, der aber in der Welt vielfach zu der Meinung führte, daß alle Initiative bei den Engländern, Amerikanern und Bolschewisten läge und Deutschland hier nur abwarten könne, was mit ihm in den nächsten Wochengeschehen würde.

Die Entwicklung seit dem 5. Juli hat diese betrüge­rische Stimmungsmache sehr bald ad absurdum geführt. ! Es wäre verfrüht, die jetzt im Kursk=Bogen mit uner­hörter Heftigkeit tobenden Kämpfe mit ihren gewaltigen Panzer= und Luftschlachten schon militärisch, zu kommentieren, da der Umfang und die Auswirkungen I des unvorstellbar harten Ringens noch keineswegs über­sehen werden können. Aber das eine ist doch schon jetzt erkennbar, daß die bolschewistischen Armeen bei dieser n<space> g i g a n t i s c h e n<space> K r ä f t e m e s s u n g<space> V e r l u s t e<space> h i n n e h m e n<space> m u ß t e n,<space> s die für ihre eigenen Offensivabsichten niederschmetternd sind. Auch der monatelange Ausbau einer tiefgeglie­derten, mit allen modernen Kampfmitteln eingebau­## ten Tank, tiefen Panzergräben, Minenfeldern und Hin­

# dernissen aller Art versehenen Stellung, die den Kursk=Bogen zu einer wahren Festung machte, erwies

1 u ang ue a aun Truppen als vergeblich. Das feindlich Stel­lungssystem ist bereits durchbrochen. Die geplante sowjetische Großoffensive, die unter dem Druck starker örtlicher deutscher Erkundungsvorstöße überhastet = gestartet wurde, ist entgegen dem sowjetischen Willen in eine Abwehrschlacht verwandelt worden. Was dies be­deutet, ist an der Tatsache zu erkennen, daß die Sowjets nach den Meldungen der ersten Tage bereits über 700 Panzer und über 800 Flugzeuge verloren. Diese ! Ziffern dürften sich noch weiter erhöhen. Das besagt I aber, daß bereits ein sehr erheblicher Teil des von dem ! Gegner für die Offensive bereitgestellten Materials im Abgrund der Schlacht verschwunden ist. Die Initia­I tive liegt in deutscher Hand und es ist zu hoffen, daß sich auch bei dem weiteren Verlauf der 1 Kämpfe die Erfolge der ersten Tage nachhaltig zu 1 Gunsten der deutschen Waffen auswirken werden. Daß I die Sowjets sich gerade den Kursk=Bogen zum Ansatz­1 punkt eines Großunternehmens aussuchten, geht darauf I zurück, daß hier die Front südöstlich von Orel eine breite 1 Ausbuchtung nach Westen bis etwa in die Höhe der 1 Orte Rylsk und Sum aufwies, um dann nördlich von Charkow wieder in westöstlicher Richtung bis Bjelgorod zurückzubiegen. Die gegnerische Heeresleitung betrachtete, wie es scheint, diesen Vorsprung als ein Sprungbrett, von dem sich nach ihrer Meinung weitere Großoperatio­nen vortragen ließen. Damit ist es nun aus.

Nachdem man in London und Washington am 5. und 6. Juli, wie üblich, in einem ersten verlogenen Sieges­geschrei schwelgte, ist man plötzlich stiller geworden. Man verschanzt sich bereits hinter der Formel, daß sich der amerikanische und englische Generalstabin seinen Plänen nicht stören lassen werde". In Moskau aber hat man die Tonart noch stärker herabgesetzt. Man be­stürmt wieder die Briten und Amerikaner, nun ihrer­seits für Entlastung zu sorgen. Von der Behauptung jedenfalls, daß Deutschlandzu schwach sei, um etwas Wesentliches zu unternehmen, ist man abgekommen. Das Herzklopfen im Lager der Feinde regt sich wieder, das seit jeher deutsche Operationen begleitet hat und sicher begreift man auch, daß die Kampfkraft und die Kühn­heit der deutschen Armeen auch im Sommer 1943 nicht um einen Deut geringer geworden sind.

Kölns Abschied von seinen Gefallenen

Die Beisetzungsfeierlichkeiten für die Opfer des brilischen Terrorangriffs auf den Friedhöfen der Hansestadt

M Köln, 8. Juli. Hell liegt über dem Land am Rhein die Sonne. Hier am Strom läßt sie Gegensätze zwischen der Vollendung in der natürlichen Ordnung und den Elementen der Zerstörung scharf zur Gelkung kommen. Köln gedenkt seiner Toten, die bei den britischen Ter­rorangriffen fielen. In den zweitausend Jahren ihrer Geschichte hat die Stadt manches wechselvolle Schicksal erlebt, politische und wirtschaftliche Blütezeiten erfahren, dann Niedergänge ihres weitreichenden Einflusses, Be­satzungen und Brandschatzungen erduldet. Aber niemals hat ein Gegner mit einer solchen Brutalität und Grau­samkeit in die Geschicke ihrer Bewohner eingegriffen wie die britischen Bomberverbände, die im Zeitalter der Kultur und Zivilisation, allen Menschenrechten Hohn sprechend, eine wehrlose Bevölkerung, Frauen und Kin­der, Kranke und Alte, den Schrecken des organisierten Mordes aus der Luft aussetzen. Niemals in aller Zu­kunft wird die Kulturwelt diese heimtückischen Bombar­dierungen vergessen können, niemals auch wird man die Haltung der Bevölkerung am Rhein vergessen, die den nächtlichen Anschlägen nichts als ihre Herzen und ihre innere Kraft entgegenzusetzen hat.

So haben auch Frauen und Kinder Kölns Tapferkeit vor dem Feinde erwiesen, so schwer auch die Wunden sind, die der Feind geschlagen. Es sind nicht wenige Familien, die ausnahmslos ihr Leben gaben, Groß­eltern und Eltern, Kinder und Enkelkinder, in zahl­reichen Familien schlug der Tod Breschen, wahllos und unbarmherzig, viele Schwerverletzte und Verstümmelte sind: Zeugen dieser britischen Kriegsführung. Unend­liches Leid ist in die Stadt getragen worden, tiefer

Schmerz erfüllt alle Herzen. Dazu die Verwüstungen der Stadt selbst, die dem Kölner Inbegriff seines Lebens war! In einer Stunde haben die britischen Bomber­verbände historische Wohnviertel, in Jahrhunderten ge­wordene Stadtteile zerstört. Köln war immer, im Mittel­alter und in der Neuzeit, ein Kleinod unter den deut­schen Städten. Neben vielen anderen Stadtvierteln ist auch das stimmungsvolle und malerische Rheinviertel verwüstet, der Zauber der engen Altstadtgassen ist ge­schwunden. Gürzenich und Rathaus als die Sinnbilder stolzen Bürgertums liegen am Boden, der Dom, dieses herrliche Bauwerk der Gotik, erlitt schwere Schäden. Der Feind kannte keine Rücksicht, das Prinzip der Vernich­tung bis zum Letzten trieb ihn. Die Ruinen von Kirchen und Krankenhäusern, von Schulen und Museen kenn­zeichnen diesen Weg. Das Kölner Herz blutet, die Ver­luste an Menschenleben, Kulturschöpfungen und Wohn­vierteln drücken unendlich schwer. Zahlreiche obdachlos gewordene Einwohner verließen die Stadt und wurden in den Aufnahmegauen bestens untergebracht. Eine Or­ganisation der Hilfe, wie sie, großzügiger nicht gedacht werden kann, sucht zu lindern und zu helfen. Partei und Wehrmacht haben eingegriffen und helfen, soweit hier überhaupt nur etwas zu tun ist. So groß die Not und Sorge auch sind, der Wille zum Leben und zur Selbstbehauptung macht sich überall bemerkbar. Die Moral konnte der Feind nicht brechen. Bitter sind die Tage und Stunden, die Kölns Einwohnerschaft erlebt, aber die Herzen sind tapfer und standhaft. Die Wunden werden nicht leicht vernarben. Ihren Schmerz trägt die Bevölkerung mit Würde und in dem Wissen einer neuen und glücklicheren Zukunft.

Der Tag der Beisetzung

Der 8. Juli ist der Tag der Beisetzung der Gefallenen auf den verschiedenen Friedhöfen der alten Hansestadt am Rhein. Immer wieder kommen die Gefühle des Schmerzes angesichts der langen Reihe von Särgen auf; zugleich aber findet sich die Domstadt in der Besinnung. alle Kraft zum Kampf um Leben und Existenz zu sam­meln. Kann angesichts der Toten und der schwer geprüf­ten Hinterbliebenen das Gewissen der Welt schweigen? Kann ein Volk, das die Moral und Ritterlichkeit für sich in Anspruch nimmt, angesichts der offenen Gräber die Menschlichkeit der Kriegführung predigen? Mit Köln trauert das Land an Rhein und Ruhr, trauert das ganze Reich um die Opfer. Mit der Heimat gedenkt heute auch die Front dieser Toten. Mancher Soldat in den weiten Steppen des Ostens oder auf der Wacht an der Küste des Kanals hat seine Braut oder Frau, sein Kind oder seine Eltern bei den heimtückischen An­griffen auf Köln verloren. Zeigt dies nicht, daß dieser

Krieg um die Existenz aller geht, um Sein oder Nicht­sein jedes Einzelnen? Die draußen fassen die Waffen entschlossener und auch die Heimat bindet den Helm fester, um diesen Kampf zu bestehen, der ohne Opfer nicht zu gewinnen ist.

Auf dem Südfriedhof, dem Westfriedhof, den Fried­höfen in Mülheim, Deutz, Kalk und Melaten gab die Bevölkerung Kölns ihren teuren Toten das Geleit. Aus den Trauerfeierlichkeiten geben wir nachfolgend einen Ausschnitt, der für alle Veranstaltungen gelten möge.

Auf dem Südfriedhof

Auf dem Südfriedhof hatten sich mit den Ange­hörigen der Gefallenen weite Kreise der Bevölkerung eingefunden. Ehrenabordnungen der Partei und ihre Gliederungen, der Wehrmacht und der Polizei waren aufmarschiert. Hohe Offiziere und führende Beamte der staatlichen und kommunalen Behörden erwiesen mit den

Bresche in die Sowjetfront bei Bjelgorod

Panzergraben von-Grenadieren gestürmt Deutsche Flieger beherrschen den Luftraum

Berlin, 9. Juli.(dub) Die harten Abwehrkämpfe im Raum von Bjelgorod gingen im Laufe des 6. Juli in sich ständig steigernde Angriffsbewegungen der Truppen des Heeres und der Waffen= über. Die Verbände der Infanterie=Divisionen, der Panzergrenadiere sowie die =Panzer=Grenadier=Divisionen standen vor einem Stel­lungssystem des Feindes, das in den letzten Monaten von den Bolschewisten durch die Anlage zahlloser Hin­dernisse, Kampfstände und Bunker, durch unzählige in die Erde eingegrabene Panzer, durch breite Panzergrä­ben und tiefe Minenfelder außerordentlich verstärkt worden war. Nachdem der Angriffsbefehl die deutschen Grenadiere erreicht hatte, überschüttete ein Trommel= feuer aller schweren Waffen die Stellungen des Fein­des, das sich bei gleichzeitigem Einsatz zahlreicher Nebel­werfer zu einem wahren Orkan von Feuer und Eisen steigerte. Die dichten Rauchwolken über den sowjetischen Gräben und Reservestellungen wiesen den in Wellen zu 100 und mehr anfliegenden Sturzkampf= und Schlacht­fliegerverbänden den Weg zu ihren Zielen. Pausenlos sausten Bomben auf die Bolschewisten nieder. Dann brach die deutsche Infanterie in breiter Front zum An­

griff vor, unterstützt von unzähligen Sturmgeschützen und Panzern. Ein Kampf von unvorstellbarer Härte entbrannte. Die Bolschewisten mögen wohl geahnt haben, was auf dem Spiele stand. Sie warfen alles in die Schlacht, was dem Eisenhagel des deutschen Trom­melfeuers entgangen war.

Als die Hunderte der Sturmgeschütze, Panzer und Schützenpanzer, ihnen voran Abteilungen der mächtigen Tiger"=Panzer, gegen den inneren Befestigungsgürtel der Sowjets heranrollten, schlug den Kolossen ein wütendes Abwehrfeuer entgegen, das sie aber nicht auf­halten konnte. Unaufhaltsam mahlten sich die Stahl­kolosse ihren Weg und brachten mit ihren schweren Ka­nonen die Widerstandsnester zum Schweigen. Im Schutze des beweglichen Walles arbeiteten sich die Gre­nadiere und Panzergrenadiere vor. Noch ehe die Masse der Angreifer den im Verteidigungssystem des Fein­des liegenden mächtigen Panzergraben erreichte, waren zwei Bataillone der Waffen= mit Unterstützung einiger Tiger und Sturmgeschütze nach Ueberrumpelung der sowjetischen Vorposten bis zu dem Graben vorgedrungen. Fortsetzung auf Seite 2

Spitzen der Partei den Toten die letzte Ehre.

zwei Säulen mit flammenden Opferschalen befand sich das Rednerpult, im Halbkreis flankiert von den Fahnen der Bewegung. In langen Reihen schlossen sich zu beiden Seiten die Gräber der Gefallenen an. Der Weg zu den Grabstellen führte vorbei an Resten und Einschlag­

Letzte Blumengrüße

Aufn: Rudermacher 2, Felten 1

stellen britischer Brandbomben. Von der Stadt herüber erdröhnten dumpfe Schläge detonierender Blindgänger. Frontgebiet der Heimat!

Zu Beginn der Trauerfeier sprachen Geistliche der evangelischen und der katholischen Kirche Worte der Trö­stung und Stärkung an die Hinterbliebenen. Nach den getragenen Klängen eines Musikkorps der Luftwaffe ergriff Kreisleiter Alfons Schaller das Wort. Er führte u. a. aus:

Die ganze Härte des Krieges, die sadistische Verschla­genheit der Briten haben aus unserer Heimat ein Trümmerfeld gemacht. Unter dem Schutz der Dunkelheit

Dr. Goebbels in Köln

Köln. 9. Juli.(dub) Reichsminister Dr. Goebbels weilte am Donnerstag in Köln, wo er in Begleitung von Gauleiter Staatsrat Grohé und Oberbürgermeister Dr. Winkelnkemper eine Reihe von Schadensstellen in der Stadt besuchte. Besonders eingehend besichtigte der Reichsminister die durch britischen Terrorangriff am Kölner Dom und an anderen ehrwürdigen Kulturdenk­mälern der Stadt angerichteten Zerstörungen. In seiner Eigenschaft als Leiter des interministeriellen Luftkriegs­schäden=Ausschusses überzeugte sich Dr. Goebbels von der Wirksamkeit der rasch und planvoll durchgeführten Fürsorgemaßnahmen und konnte deren an Ort und Stelle weitere für die noch einzuleitende Hilfe treffen. Wäh­rend seines Besuches hatte Dr. Goebbels wiederholt Ge­legenheit, an zahlreichen Beispielen festzustellen, wie auch die Bevölkerung von Köln in unbeugsamer Haltung und in entschlossener Härte jedem feindlichen Terror Widerstand leistet.