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Köln, Samstag, 12. September 1942

DIE GROSSE KÖLNER MIORGENZETTUNG

Verlag und Schriftleitung: Köln, Stolkgasse 2531. Sammelruf: Nr. 22030f. Schalre;stunden18 Uhr.

Nr. 252" Verkaufspreis 10 Pfg.

Vichy zu dem neuen Geualtakt gegen Madagaskar

Der britische Weltpirat ändert sich nicht

Eindeutige Stellungnahme des französischen Generalgouverneurs Entrüstung der Presse

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KO Vichy, 12. Sept. Ueber den Stand der )perationen auf Madagaskar liegen bis zur Stunde keine neuen Nachrichten vor. Nach den nier eingetroffenen Telegrammen des Gene­ralgouverneurs von Madagaskar und des Oberkommandierenden der dortigen französi­schen Truppen dürften die Engländer in Stärke von zwei Divisionen angegriffen haben, die sum großen Teil aus Gaullisten und Süd

ifrikanern bestehen, die nach der Einstellung der Operationen im Nordzipfel der Insel aus Afrika herangeholt wurden. Ferner sollen die

inglischen Streitkräfte über 70 bis 80 Flugzeuge erfügen. Außerdem haben sie starke Marine­treitkräfte eingesetzt. Allein im Hafen von Majunga wurden 18 Schiffe festgestellt. die französischen Streitkräfte werden offiziell uuf 1500 Mann beziffert. Hinzu kommt ver­nutlich noch eine Eingeborenen=Miliz, deren Stärke nicht bekannt ist. Die Luf: eitkräfte auf ranzösischer Seite sind keine nennenswerten. Wie man hört, sollen die französischen Ver­

idiger über kaum mehr als ein halbes dutzend Flugzeuge verfügen. Die französische Marine sei ebenfalls völlig unbedeutend, da ei den Operationen von Diego=Suarez im Mai dieses Jayres vier Schiffe verloren zingen. Außerdem verfügen die Verteidiger zur über unzureichende Mengen an Munition. Zei diesem Kampf mit ungleichen Waffen ann natürlich von einem militärischen Wider­tand kaum die Rede sein.

Die Verteidigungsmöglichkeiten Frankreichs ind also moralischer und völkerrechtlicher Art.

eine Stellungnahme der französischen Regie­ung in diesem Sinne wird im Laufe des freitags erwartet. Das englische Kommunique, n dem wieder einmal die alten Lügen auf­jewärmt werden, daß Frankreich den Japanern luft= und Flottenstützpunkte auf Madagaskar ugesagt habe, daß japanische=Boote in nadagaskischen Häfen Brennstoff aufnehmen ind japanische und sogar deutsche Agenten sich uuf der Insel befänden, sowie die Erklärung des amerikanischen Außenministers, daß die iSA die englische Aktion billigen und moralisch mterstützen, weil ein Fußfassen der Achse auf Nadagaskar eine militärische Gefahr für die SA darstellen würde, waren Gegenstand der Beratungen des heutigen Ministerrats, nach essen Sitzung man mit einer Erklärung der ranzösischen Regierung rechnet.

Die französische Regierung hat der Oeffent­chkeit von einem Telegramm des General­souverneurs von Madagaskar, Anet. Kennt­

is gegeben, in dessen Aufführungen sie eine musreichende Antwort auf die an den Haaren erbeigezogenen Argumente= Londons und

Washingtons erblickt. Diese Argumente wür­n in dem Telegramm Anets im einzelnen riderlegt. Insbesondere stelle Anet fest, daß n Gegensatz zu den englisch=amerikanischen Behauptungen keinerlei Kontrolle durch eine emde Macht über die Verwaltung von Mada­askar ausgeübt wird, die im Gegenteil ihre llige Handlungsfreiheit bewahrt hat, daß nie­in Häfen von Madagaskar gefunden, ja nicht iinmal darum nachgesucht haben, daß es in Nadagaskar keine Waffenstillstandskommission übt, keine ausländischen Kontrollagenten weder tzt noch jemals zuvor, daß niemals japanische flugzeuge Maoagaskar überflogen und niemals apanische=Boote in irgendeiner Form um se gebeten haben. Anet versichert, daß diese Erklärung der absoluten Wahrheit intspreche. und daß er für sie sein Ehren­vort verpfände. Darüber hinaus könnten die uuf Madagaskar lebenden Ausländer, und ins­sondere der Generalkonsul der USA diese Er­lärungen bezeugen. Die Behauptung des bri­sch=gaullistischen Rundfunks, daß der englische leberfall auf militärische Gründe zurückzufüh­n sei, entbehrten daher jeder wahrheitsmäßi­zen Grundlege.

Hasenstadt Majunga

auf Madagaskar in englischer Hand Vichy, 11. Sept.(dub) Von zuständiger seite wird mitgeteilt, daß die Hafenstadt Najunga, gegen die sich der Hauptstoß des heuen englischen Angriffs gegen Madagaskar sichtete, gefallen ist.

Churchills saule Vorwände

OST Stockholm, 12. Sept. Churchill per­önlich hielt es für richtig, am Freitag im Interhaus eine Erklärung über den Ueberfali er Engländer auf den früheren Freund und rbündeten Frankreich abzugeben. Er frishte

Deutsche Wehrkampftage 1942

Berlin, 11. Sept.(dnb) Die Stärke der Lehrgemeinschaft und Wehrbereitschaft des anzen deutschen Volkes im vierten Kriegs­ihr wird am besten dadurch bewiesen, daß em Aufruf der SA zu den Wehrkampftagen 42 immer mehr Gliederungen und ange­lossene Verbände der NSDAP Folge leisten. lußer der DAF und dem NSRL treten auch e Männer der Nationalsozialistischen Kriegs­pferversorgung zu den Wehrkampftagen an. die Teilnahme gerade dieser im letzten Krieg erwundeten Männer zeigt, wie stark der Lehrgedanke im deutschen Volke lebendig ist.

die alten Phrasen über die Fünfte Kolonne, über deutsch=japanische Gefahren, die angeb­lich Madagaskar bedrohten, auf, und teille dann dem Unterhaus mit, daß die Operatio­nen günstig verliefen, da wenig Widerstand geleistet werde, und nun die drei wichtigen Stützpunkte der Westküste Madagaskars, Majunga, Ambaja und Morondava besetzt seien. Niemand schien im Unterhaus ir#end­wie darüber beschämt zu sein, daß mit uver­wältigender Uebermacht der frühere Kampt­genosse überfallen und wiederum eines Ge­bietes beraubt worden ist.

Dabei ist man in London ganz offen ge­worden. Hatte Washington schon wenige Stunden nach Beginn der Operationen von dermilitärischen Notwendigkeit eines solchen alliierten Schrittes gesprochen, so erklärt jetzt

London wie aus einer United Preß­Meldung hervorgeht, daß die Besetzung der gesamten Insel Madagaskar eine unbe­dingte strategische Notwendigkeit für die Alliierten sei, denn sölange diese Stützpunkte nicht in alliierter Hand seien, könnten die Seewege um das Kap der Guten Hoffnung durchs Rote Meer nicht als sicher betrachtet werden. Inwieweit beabsichtigt ist, die ge­samte Insel Madagaskar zu besetzen, geht noch nicht klar aus den vorliegenden britischen Meldungen hervor. In London wurde am Freitag betont, daß eine derartig umfassende Operation, wie die Besetzung der gesamten. Insel Madagaskar, nicht so sehr infolge des zu erwartenden französischen Widerstandes, wohl aber wegen der großen verkehrstech­nischen Schwierigkeiten höchst problematisch sei.

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Roosevelt schickt Harriman vor

Der Mostauer Druck wegen der Errichtung der zweiten Front

lieferungen zukommen zu lassen, denn die Schlachten an der Ostfront seien von größtem Einfluß auch auf das Schicksal der USA. Im weiteren Verlauf seiner Erklärung stellte Harri­man zwar fest, daß die Sowjets entschlossen seien, auch allein zu kämpfen. Mit dieser Ver­sicherung, die im übrigen aber wohl kaum der Wahrheit entsprechen dürfte, verfolgte Harri­man natürlich den Zweck, der wiederbeginnen­den Kampagne in der USA bezüglich der Er­richtung einer zweiten Front sofort die Spitze ab zubrechen.

Diese Erklärungen, die sichtlich von Roosevelt inspiriert sind, stellen natürlich nichts anderes als die Bestätigung dessen dar, daß die neuein­setzenden Moskauer Hilferufe an die USA und Großbritannien wiederum ungehört verhallen werden. Diese Tatsache wird durch einen Arti­kel von Roosevelts LeibblattWashington Post mit aller wünschenswerten Deutlichkeit noch ein­mal unterstrichen. Das Washingtoner Blatt schreibt, daß die Kraft der Vereinigten Staaten zwar zunehme, aber jetzt noch nicht so groß und auch noch nicht so konzentriert sei, um irgend­einen Einfluß auf den Verlauf der Schlachten im Osten ausüben zu können.

Der schnellste Jäger der Welt

Im Tiefflug braust nach dem Luftkampf der schnellste Jäger der Welt Focke-Wulf Fw 190 über die kurz vorher im Luftkampf an der Kanalküste vernichtete Spitfire

Presse-Hoffmann

TT Genf, 11. Sept. Der seit zwei Tagen von Moskau auf die Westmächte erneut ausge­übte Druck bezüglich einer sofortigen militäri­schen Entlastungsoffensive steht im Mittelpunkt der Diskussionen in Washington und in der ganzen USA=Oeffentlichkeit. Letztere ist sichtlich tief enttäuscht über die Enthüllung, daß die Moskauer Konferenz, wie es sich nun zeigt, ge­rade in dieser vitalsten Frage offenbar ein aus­gesprochenes Fiasko gewesen ist. Die Tatsache, daß in der öffentlichen Meinung der USA sich das Problem einer militärischen Hilfe an die Sowjets wieder in den Vordergrund drängt, wird in Regierungskreisen von Washington mit sichtlichem Unbehagen verfolgt. Bezeichnend ist, daß Roosevelt sich heute veranlaßt sah, seinen bei der Moskauer Konferenz anwesenden Son­vergesandten Harriman schleunigst vorzu­schicken, um den Standpunkt der USA, wenig­stens inoffiziell, zu dieser Frage neu zu um­schreiben, und zwar in einer Weise, die weit entfernt ist von Roosevelts prahlerischen Phra­sen, die dieser bei seiner letzten Kaminrede in den Mund nahm.

Harriman erklärte, daß die Vereinigten Staa­ten das größte Interesse daran hätten, der Sowjetunion rasche und vermehrte Material=

Ueber 100000 Tonnen!

Vierteljahresergebnis der Altstoffsammlung Berlin, 11. Sept.(dub) Die Altstofferfassung der deutschen Jugend hat auch im zweiten Vierteljahr 1942 einen gewaltigen Aufstieg genommen.

Der Reichskommissar für Altmaterialver­waltung teilt hierzu mit, daß in diesem Zeit­raum über 100000 Tonnen Altstoffe verschie­denster Art durch die deutschen Schulen ge­sammelt wurden, im einzelnen Knochen 7213 Tonnen, Lumpen 12032 Tonnen, Papier 30 193 Tonnen, Buntmetall 1000 Tonnen, Schrott 47 659 Tonnen, Sonstiges 2020 Tonnen, insgesamt 100122 Tonnen. Die in diesen Zahlen zum Ausdruck gebrachten Leistungen verdienen insbesondere auch des­halb große Anerkennung, weil diese so wert­vollen Rohstoffe in oft kleinen und kleinsten Mengen zusammengetragen werden mußten.

Das Eichenlaub mit Schwertern

für Hauptmann Müncheberg Aus dem Führerhauptquartier, 11. Sept. Der Führer verlieh das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Hauptmann Müncheberg, Stellvertretender Kommodore eines Jagdge­schwaders, und übermittelte ihm folgendes Schreiben:Im Ansehen Ihres immer be­währten Heldentums verleihe ich Ihnen als 19. Soldaten der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. gez.: Adolf Hitler. Hauptmann Joachim Müncheberg ist als Sohn eines Landwirtes, der als Major der Reserve im Heeresdienst steht, am 31. Dezember 1918 zu Friedrichshof Kr. Dramburg Pom. geboren. Auf dem Realgymnasium zu Dramburg erhielt er 1936 das Reifezeugnis und trat am 1. Dezember 1936 als Fahnenjunker bei der Luftkriegsschule Dresden ein. Im November 1938 zum Leutnant befördert, zeichnete er sich im Kriege schon bald als kühner und schneidiger Jagdflieger aus der nach 20 Ab­schüssen am 13. September 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt, nachdem er bereits am 19. Juli 1940 außer der Reihe zum Ober­leutnant befördert worden war. Als er über Malta seinen 39. und 40. Luftsieg errungen hatte, ver­lieh ihm der Führer am 7. Mai 1941 das Eichen­laub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Hauptmann Müncheberg. ein Verwandter unseres berühmtesten=Boot=Kommandanten Korvettenkapi­tan Günther Prien, ist ein eifriger Sportsmann.

Wie er der erste Pommer war, dem das Eichen­laub verliehen wurde, so war er der erste deutsche Soldat, der die italienische goldene Tapferkeits­medaille erhielt.

Reichsmarschall Göring richtete an Haupt­mann Müncheberg folgendes Glückwunsch­schreiben:

Lieber Müncheberg! In heldenhaften Kämpfen haben Sie sich stets, vor allem im Kampf mit dem britischen Gegner, in den Reihen meiner erfolgreichsten Jagdflieger be­währt. Mit meinem herzlichen Glückwunsch zu der Ihnen vom Führer verliehenen hohen Tapferkeitsauszeichnung verbinde ich meinen Dank und meine besondere Anerkennung für ihre hervorragenden Erfolge. Männer wie Sie sind die Garanten des Endsieges unserer Waffen.

Das Eichenlaub verliehen

Berlin. 11. Sept.(dnb) Der Führer ver­lieh das Eichenlaub zum Eisernen Kreuz an Hauptmann Wilcke, Kommodore, eines Jagdgeschwaders, und übermittelte ihm folgen­des Schreiben:In dankbarer Würdigung Ihres heldenhaften Einsatzes im Kampf um die Zukunft unseres Volkes verleihe ich Ihnen als 122. Soldaten der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. gez.: Adolf Hitler.

Hauptmann Wolf=Dietrich Wilcke, am 11. März 1913 als Sohn eines Hauptmanns zu Schrimm in

der Provinz Posen geboren, trat nach Erhalt des

Reifezeugnisses auf dem Gymnasium zu Hannover am 1. April 1934 als Kanonier in das Artillerie­Regiment 6 ein, wurde als Oberfähnrich 1935 zur

Luftwaffe versetzt und war als Leutnant Flug­zeugführer im Jagdgeschwader Richthofen. Als An­

gehöriger der Legion Condor erwarb er sich im spanischen Freiheitskampf das Spanienkreuz in Bronze mit Schwertern. Als Staffelkapitän und Oberleutnant ging er in den Krieg, wurde am 19. Juli 1940 außer der Reihe zum Hauptmann befördert und im folgenden Monat zum Gruppen­kommandeur in einem Jagdgeschwader ernannt.

Nachdem er im Westen 13, im Osten 12 feindliche Flugzeuge abgeschossen hatte, wurde ihm am

6. August 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Der Reichsmarschall beglückwünschte Hauptmann Wilcke zu der Verleihung des Eichenlaubes zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und sandte ihm folgendes Schreiben:

Lieber Wilcke! Als junger Offizier schon frühzeitig auf verantwortungsvollen Posten ge­stellt, haben Sie sich als kühner Jagdslieger und pflichtbewußter Gruppenführer hervor­ragend bewährt. Der Führer hat Ihre bei­spielhaften Leistungen durch die Verleihung des Eichenlaubes zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes gewürdigt. Ich beglückwünsche Sie zu der hohen Tapferkeitsauszeichnung. Möge Sie Ihr immerwährendes Soldatenglück bei Ihren weiteren Erfolgen begleiten.

Ritterschaft des Finnischen Löwen.

Am Freitag wurde in Helsinki die Ritterschaft des Finnischen Löwen gegründet. Nach den Satzun gen wird der Orden der Ritterschaft als Aner kennung für besondere militärische und zivile Ver­dienste verliehen.

Morgenthaus Steuererhöhungen finden keinen Anklang

Eine Niederlage Roosevelts im Senat Warum der Kongreß sich willig zeigt

ER Lissavon, 11. Sept. Nach Meldungen aus Washington wurde Roosevelt heute von demo­kratischen Führern versichert, sie würden darauf dringen, daß das Gesetzeswerk so rasch wie möglich entworfen und durchgesehen werde, das ihm die notwendigen Kompetenzen gebe, um die Inflation zu bekämpfen. Es wurde dabei darauf hingewiesen, daß in diesem noch zu entwerfenden Programm die Lohnkurve eine wichtige Rolle spielen werde, obwohl Roosevelt dies nicht verlangt habe. Sowohl der Sprecher Raiburn und der Führer der Majorität, McCormack, erklärten, daß sie eine einfache Resolution in Vorschlag bringen würden, um den Präsidenten zu ermächtigen, überall zu handeln, wo sich dies gegen die Inflations­drohung als notwendig erweisen werde.

Soweit scheint sich ja ein bemerkenswerter Eifer des Kongresses zu zeigen, die Sünden Roosevelts im letzten Augenblick wieder in das richtige Gleise zu bringen. Allerdings ist auch ein sehr herber Tropfen in den süßen Wein gefallen, denn die Forderung Roosevelts, ihm bis zum 1. Oktober diktatorische Vollmachten für die Einführung eines allgemeinen Preis­und Lohnstops zu geben, fand ihren ersten

Niederschlag in einer Abstimmung des Steuer­ausschusses des Senats. Hier wurde eine Vor­lage auf Erhöhung der direkten und indirekten Steuern um nicht weniger als 6,5 Milliarden Dollar mit 12 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Bemerkenswert ist, daß sowohl Republikaner wie auch Demokraten gegen die Vorlage stimm­ten, die einen Teil des Planes des Finanz= ministers Morgenthau bildet, die nicht durch Steuern gedeckten Milliarden für die Kriegs­ausgaben durch die Erhöhung der Steuer­schraube hereinzubekommen. Morgenthau glaubt, daß er ungefähr 75 Milliarden jährlich brauchen wird, von denen etwa ein Drittel durch laufende Einnahmen gedeckt werden sollen. Diese Einnahmen ergaben bisher 18,5 Milliarden Dollar und sollten durch die neue Vorlage auf rund 25 Milliarden erhöht werden. Morgenthau glaubte dadurch die überschüssige Kaufkraft erfassen zu können, was durch die Ablehnung im Steuerausschuß vorläufig erst einmal gescheitert ist.

Die Ablehnung ist für Roosevelt eine bittere Pille, um so mehr, als die freiwilligen Zeich­nungen zur Kriegsanleihe in keiner Weise den Beträgen entsprochen haben, die man erwartete.

Wenn sich übrigens der Kongreß so willig zeigt, die von Roosevelt geforderten Pro gramme auszuarbeiten, dann liegt darin ein gewisses Maß von Furcht vor den diktatorischen Gelüsten des Präsidenten. So gab der Abge­ordnete von Pennsylvanien, Rich, der Meinung Ausdruck, daß, wenn der Kongreß es unter lasse, seine Pflicht zu tun, das Land eine Dik tatur im Weißen Hause habe. Der Abgeord­nete von Newyork, Fish, betonte, daß Roosevelt seinen Einsluß in anderer Weise hätte ge­brauchen können als durch die Drohung Kriegsvollmachten in Anspruch zu nehmen, die über seine verfassungsmäßige Autorität hin­ausgingen. Auch er fügte hinzu, daß es Pflicht des demokratischen Kongresses sei, das ameri­kanische Volk vor den tragischen Wirkungen der Inflation zu schützen. Genau genommen sieht also jetzt der Kongreß seine demokratische Pflicht darin, das Volk vor dem angeblich demokratischsten Präsidenten der Welt in Schutz zu nehmen, wobei er selbst die Furcht hegt, daß Roosevelt noch schlimmeres Unheil an­richten könne, wenn der Kongreß nicht handeln würde. Eine schöne Demokratie!

Wekran Morgen

Washington und Madagaskar

Der neue Angriff der Engländer auf die französische Insel Madagaskar ist ein aber­maliger infamer Angriff auf das Territorium des ehemaligen Bundesgenossen Großbritan­niens. Der Vorwand für den bereits Ende Mai unternommenen Vorstoß nach Mada­gaskar und besonders nach dem an der Nordspitze dieser Insel gelegenen ausge­zeichneten Hafen Diego Suarez war die Behauptung, daß man einer japanischen Landung zuvorkommen müsse. In Wirklich­keit wollte man lediglich den erwähnten Hafen und die an Bodenschätzen und agra­rischen Produkten sehr reiche und große Insel in eigenen Besitz bringen, besonders, da von hier aus die Schiffahrtswege von Südafrika nach Indien und Aegypten kon­trolliert bzw. angegriffen oder verteidigt werden können. Die Operationen Ende Mai endeten für die Franzosen, die zahlenmäßig beträchtlich in der Minderheit waren, mit erheblichen Verlusten. Sie zogen sich daher auf eine Linie zurück, die etwa 80 Kilo­meter südlich von Diego-Suarez an den Nordabhängen des madagaskanischen Mit­telgebirges liegt. Da ein weiteres Vor­dringen der Engländer und ihrer südafrika­nischen Hilfsvölker nicht ohne schwere Verluste möglich gewesen wäre, beschloß das britische Oberkommando offenbar, die Operationen einstweilen nicht weiterzu­treiben, jedoch wurde ein neuer Hand­streich am 2. Juli d. J. versucht, und zwar gegen die zur Komoren-Gruppe gehörende Insel Mayot, deren Besetzung keinerlei Schwierigkeiten bereitete, weil sich auf dieser Insel lediglich eine Polizeiabteilung in Stärke von 40 Mann und eine sehr schwache Eingeborenenmiliz befand. Aber dieses Unternehmen deutete schon auf die weiteren Pläne des britischen Ober­kommandierenden hin, die nunmehr durch den neuen Landungsversuch in dem an der Straße von Mozambique liegenden Hafen Majunga und in den südlich gelegenen Häfen ihre Verwirklichung gefunden haben. An sich ist es erstaunlich, daß die Eng­länder die Besetzung von Madagaskar vom Westen her versuchen da die wichtigsten Hläfen Tanatave und Manajara, von denen Eisenbahn und Straßen nach dem wirt­schaftlich organisierten Teil des Landes führen, an der Ostküste liegen. Anderseits sind die Häfen an der Westküste nur kurze Zeit des Jahres benutzbar, da sie sehr stark der Versandung ausgesetzt sind. Ob es den Engländern gelingen wird. von Majunga aus die Insel in zwei Hälften zu schneiden, hängt von dem Widerstand der französischen Hafengarnisonen und davon ab, ob die Engländer über genügend mili­tärische Mittel verfügen, die bis zu 2000 Meter hohen Gebirge der Insel zu über­schreiten.

Die Franzosen haben Im Laufe dieses Krieges schon viele derartige heimtückische Angriffe ihres früheren englischen Freundes erleben müssen. Diesmal haben sich die Engländer noch eine Art moralische Rückendeckung zu verschaffen versucht, indem sie sich ausdrücklich das Einver­ständnis Washingtons mit dem neuen Angriff auf französisches Gebiet geben ließen. Die entsprechende amerika­nische Erklärung ist für die Haltung der USA um so belastender. als zwischen der französischen Regierung in Vichv und der amerikanischen Regierung in Washington keineswegs Kriegszustand besteht, sondern die diplomatischen Beziehungen aufrecht­erhalten worden sind. Trotzdem erklärt Washington sich mit dem unerhörten Ge­waltakt der Engländer gegen eine franzö­sische Kolonie genau wie im Mai auch dies­mal wieder einverstanden. Man hegt übri­gens in Vichy keinen Zweifel, daß dieser neue Handstreich gegen Madagaskar vor