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Freitag, 24. Juli 1942
Verlagsort Nachen
deu- Veriäzse ealt Lersontslit≈ So. Vborn. La hiaclscher Keilngstelg.
1—
71. Jahrgang— Nr. 171
von Rostow durchbrochen
Sturirund ven Resteid=Erreicht
Befestigte Brückenkopfstellung durchbrochen
Aus dem Führerhauptquartier, 23. Juli. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Deutsche und slowakische Truppen haben die befestigte Brückenkopfstellung vor Rostow durchbrochen und im weiteren Angriff den Stadtrand erreicht. Eine vom Rückzug auf Rostow abgeschnittene feindliche Kräftegruppe wurde zerschlagen. Bahnanlagen südlich der Donmündung sowie Transportbewegungen des Feindes waren bei Tag und Nacht das Ziel vernichtender Luftangriffe.
Nordwestlich Woronesch wurden stärkere Angriffe des Feindes in harten Kämpfen abgeschlagen. Hierbei vernichtete eine Infanteriedivision 39 Panzer. Im rückwärtigen Frontgebiet des mittleren Abschnitts scheiterte ein Ausbruchsversuch zersprengter feindlicher Gruppen. Unter den zahlreichen Gefallenen befindet sich der Kommandeur der 18. sowjetischen Kavalleriedivision, General Iwanswo.
An der Wolchow=Front und an der Einschließungsfront von Leniugrad griff der Feind wieder vergeblich an. Im Finnischen Meerbusen versenkten Kampfflugzeuge einen sowjetischen Bewacher und beschädigten einen zweiten.
In Aegypten wiesen die deutsch=italienischen Trup
pen in der El Alamein=Stellung, von der Luftwaffe wirk
n unterstützt, vielfach wiederholte Tag= und Nachtangriffe starker britischer Kräfte in erbitterten Nahkämpfen ab. Dabei wurden über 1000 Gefangene eingebracht und 131 britische Panzer vernichtet.
An der Süd= und Ostküste Englands erzielte die Luftwaffe am gestrigen Tage und in der vergangenen Nacht Bombentreffer in kriegswichtigen Anlagen und mehrere Orte.
In der Zeit vom 10. bis 22. Juli verlor die britische Luftwaffe 189 Flugzeuge, davon 114 über dem Mittelmeer und in Nordafrika. Während der gleichen Zeit gingen im Kampf gegen Großbritannien 40 eigene Flugzeuge verloren.
Stenka Rasin genommen
Beim weiteren Vordringen auf Rostow haben deutsche und verbündete Truppen, wie das Oberkommando der Wehrmacht ferner mitteilt, Hervorragendes geleistet. Die Bolschewisten hatten rings um die Stadt einen breiten Befestigungsgürtel mit ausgedehnten Minenfeldern und Panzergräben gelegt. Trotz zähem, feindlichen Widerstand und großer Hitze durchbrachen deutsche und slowakische Truppen das tiefgestaffelte Verteidigungssystem an mehreren Stellen. Durch die Einbruchsstellen hindurch stießen schnelle Truppen an den Stadtrand von Rostow vor. Durch raschen Zugriff wurden außerdem wesentliche Kräfte des Feindes vom Rückzug nach Süden abgeschnitten. Die umjaßten Bolschewisten wurden zum Kampf gestellt und aufgerieben.
An dem überraschenden Vorstoß auf Rostow hatte ein slowakischer schneller Verband besonderen Anteil. Trotz starker Verminung des Geländes und trotz hochsommerlicher Hitze hatte er an einem Tage gegen zeitweilig heftigen Widerstand des Feindes sechzig Kilometer zurückgelegt.
Eine weitere besondere Kampfleistung vollbrachte eine deutsche Vorausabteilung. In einem kühnen Unternehmen nahm sie im Rücken der Bolschewisten den nach dem Freiheitshelden der Don=Kosaken benannten Ort Stenka Rasin und vernichtete eine seindliche Kampfgruppe. Mehrere tausend Gefangene, zwei Regimentsfahnen, mehrere Geschütze und zahlreiche Waffen fielen in die Hand der deutchen Truppen.
Rollende Luftangriffe richteten sich im Raum von Kostow gegen zurückflutende Kolonnen und Widerstandsnester an den Flußläufen. Achtzehn seindliche Batterien mußten nach Volltreffern ihr Feuer einstellen. Zahlreiche Granatwerferbatterien, die zum Schutze der zurückflutenden Bolschewisten eingesetzt waren, wurden vernichtet. Wirksame Tiefangriffe deutscher Zerstörerflugzeuge zersprengten mehrere bolschewistische Regimenter. Der Feind verlor bei diesen Luftangriffen außer einer großen Zahl Gefallener über 300 Fahrzeuge. Zahlreiche, mit Truppen beladene Kähne wurden auf der Flucht zum Südufer des Don durch Volltreffer vernichtet.
Am Unterlauf des Don unterstützten Sturzkampf= und Schlachtflugzeuge die deutschen Truppen bei der Erweiterung der Brückenkämpfe. Durch rollende Luftangriffe wurden feindliche Batterien erfolgreich niedergehalten. Treizehn Geschütze, zahlreiche Traktoren und über hundert Fahrzeuge wurden durch die deutschen Bomben vernichtet.
Am Don südlich Woronesch wurde ein Versuch des Feindes, mit kleineren Gruppen den Don zu überqueren, durch ungarische Truppen vereitelt. Am Brückenkopf Woronesch wurden schwächere Vorstöße der Bolschewisten abgewiesen.
Nordwestlich Woronesch griffen die Bolschewisten am 22. Juli mit massierter Infanterie, zusammengefaßter Artillerie und zahlreichen Panzern die deutschen Stellungen an. Die deutschen Truppen wiesen alle Angriffe unter schwersten Verlusten für den Feind zurück. An diesem Kampftage wurden von einer Infanteriedivision allein 39 seindliche Panzer abgeschossen. Außerdem wurden neunsehn botschewistische Panzerkampfwagen durch Kampf= und Sturzkampfflugzeuge vernichtet. Bei Luftangriffen auf keitstellungen wurden noch zahlreiche weitere Panzer er beschädigt. Trotz starkem Fliegereinsatz gelang es ven Volschewisten nicht, die Angriffe der deutschen Luftwaffe zu behindern. Deutsche Jäger erkämpften sich auch am Mittwoch über dem ganzen Südabschnitt der Östfront die Luftzerrschaft und schossen 42 feindliche Flugzeuge ab.
Das Oberkommando der Wehrmacht teilt mit: In der Nacht zum Mittwoch griffen deutsche Kampfflugzeuge zahlteiche Flugplätze an der englischen Ostküste an. Trotz reger Scheinwerfertätigkeit und Flakabwehr warfen die deutschen sampfflugzeuge aus niedrigen Höhen ihre Bomben in die befohlenen Ziele. Der Flugplatz Orfordneß in der Nahe von Ipswich wurde durch Spreng= und Brandbomben besonders nachhaltig getroffen. Die in Hallen und unterkünften einschlagenden Brandbomben verursachten größere Brände. Auch auf dem Flugplatz Felixtown nordostwärts von London riefen die Brandbomben im nordlichen Teil der Werkhallen starke Brände hervor. Eine in der Nähe des Platzes liegende große Mühle wurde durch mehrere Sprengbomben beschädigt.
Am Mittwoch belegte ein deutsches Kampfflugzeug ge
n 18.30 Uhr kriegswichtige Anlagen der Stadt Hull ver englischen Ostküste mit Bomben schweren Kalibers. Das deutsche Kampfflugzeug wurde beim Abflug von einem britischen Flugzeug des Musters Canfighter über dem Seegebiet vor Hull angegriffen. Hierbei erhielt das britische Flugzeug bei seinem zweiten Anflug durch die Naschinengewehrgarben des Bordschützen so schwere Trefser, daß es brennend in die See stürzte.
Leichte deutsche Kampfflugzeuge hatten am Vormittag einem überraschenden Tiefangriff militärische Anlagen der englischen Südküste in der Nähe von Brighton bom
bardiert. In einem größeren Gebäudekomplex wurden Explosionen beobachtet.
Am Mittwoch richteten sich vom frühen Morgen bis in den späten Abend hinein heftige deutsche Luftangriffe gegen die motorisierten Kräftegruppen der Briten südostwärts von El Alamein. Die in den Wüstenflecken El Mreirzeiher und El Ruweisat mit Panzern und zahlreichen Kraftfahrzeugen aufgefahrenen Briten wurden pausenlos mit Bomben aller Kaliber belegt. Die Stukabomben deronierten inmitten der britischen Ansammlungen und riefen zahlreiche Großbrände hervor. Von den Briten zur Versorgung ihrer Panzerstreitkräfte angelegte Teibstoff= und
Munitionslager flogen nach heftigen Explosionen in die Luft und eine große Anzahl von Panzerkampfwagen und Kraftfahrzeugen wurde vernichtet. Durch die Wirkung dieser ununterbrochen geführten deutschen Luftangriffe wurde die Kampfkraft der Briten in der Mitte der El AlameinFront erheblich geschwächt. Deutsche Jäger sicherten während des ganzen Tages den Luftraum über dieser Kampffront und schossen in heftigen Luftkämpfen sechs britische Flugzeuge ab.
Oberleutnant Clausens.
" 101. Luftsieg
Berlin, 24. Juli. Oberleutnant Clausen, Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader, errang am Mittwoch an der Ostfront seinen 96. bis 101. Luftsieg.
Im Subdoschnnt der eratschen Angeissesrent
An der Mündung des Don
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Karte: Dehnen=Dienst.
Die deutschen Operationen in den Räumen des Donez und Don sind in zwei Kriegszonen eingedrungen, deren Unversehrtheit für die Sowjets sowohl in rüstungspotentieller als auch in verkehrsstrategischer Hinsicht von besonderer Wichtigkeit gewesen ist.
Im Westen der nach dem Durchbruch im Südabschnitt verbreiterten deutschen Angriffsfront vollzieht sich in dreifachem Stoß von Westen, Norden und Osten das militärische Schicksal der Sowjetrüstungszentrale am unteren Don, Rostow. Ein Blick auf die Karte läßt Rostows hervorragende verkehrswirtschaftliche Mittlerlage zwischen dem Industrieraum des Donezplateaus und der nordkaukasischen Getreide= und Oelzone erkennen. Nahe der Donmündung in die Taganroger Bucht des Asowschen Meeres gelegen, beherrschte die mit über 510000 Einwohnern zehntgrößte Stadt der Sowjetunion den Verkehrsraum rund um die Asow= und Schwarzmeerküste, nach dem Südosten und der Wolgaindustriestadt Stalingrad. Sie ist Leitpunkkt der kaukasischen Oellinien zum Donezgebiet.
Als drittgrößtem Hafen des Schwarzmeergebietes, dem der mündende Don die natürliche Umschlaglage vor allem für Getreide, Kohle und Holz, aus den umliegenden Erzeugerlandschaften und für die Produkte der verarbeitenden Industrie Rostows gegeben hat, kam dieser autonomen Stadt des Nordkaukasusgebietes auch hinsichtlich ihrer Stromlage besondere Bedeutung zu. Rostows vielseitige industrielle Stärke lag in Friedenszeiten außer in zahlreichen Fabrikationsbetrieben u. a. für Schiffbau, Schuhe, Papier, Baumaterialien, Tabak, chemische Industrie, Textilien und Metalle in der Maschinen= und Mühlenindustrie. Im Krieg hat
Rostow den Sowjets als Rüstungsbasis für die Herstellung von Munition, Sprengstoffen. Minen usw. gedient. Im näheren und unmittelbaren Bereich von Rostow sind die Städte Nowotscherkask, Nachitschewan und Asow.
Zwischen Don und Wolga
Im Osten der deutschen Südfront ist der Don=Abschnitt westlich von Stalingrad in den Blickpunkt des Weltinteresses gerückt, jene markante Zone, die sich im äußersten östlichen Bogen des Don zwischen Ilowlja und Tschir dem tiefen Wolgaknick auf etwa 55 Kilometer nähert. Von Kalatsch am Don nach Stalingrad führt eine von der Hauptlinie abzweigende Eisenbahnverbindung, während die Hauptlinie den Don südlich von Pjati=Isbjanskaja überquert, um nahe der Tschir=Einmündung in den Don über Werchne=Tschirskaja und später über den Tschir in Richtung auf das Donezgebiet zu verlaufen.
Außer dieser Eisenbahnverbindung nach Westen, die bekanntlich von den deutschen Truppen im Zuge der Operationen gegen den unteren Don vor Tagen überschritten wurde, besitzt dieses Gebiet von Stalingrad, dem letzten sowjetischen Bahnknotenpunkt des Südostens, wie unsere Karte zeigt, nur noch zwei Verbindungen in Richtung auf Moskau und auf Krasnodar(mit Abzweigung nach Rostow). Die Wolga erreicht bei Stalingrad bereits eine Breite von etwa 8 Kilometer.
Von Stalingrad, damals noch Zarizyn geheißen, nahm 1918 die rote Revolte ihren Anfang. Seitdem haben die Sowjets diesen größten Holzmarkt des Wolgagebietzs zu einer erstrangigen Rüstungszentrale gemacht. Stalingrad erreichte 1939 eine Bewohnerdichte von über 445000 Menschen, die größtenteils in Waffen= und Munitionsfabriken, dem bedeutenden Panzerwagenwerk und dem Traktorenwerk„Dserschinski“ sowie in der Eisenhütten= und chemischen Industrie, für den Schiffsbau und in Sägewerken eingesetzt sind.
eunünge
Schlagzeilen
Berlin, 22. Juli.
Von unserem eigenen Mitarbeiter
In der englischen Presse hat die Schlagzeile eine viel größere Bedeutung als in der deutschen. Das erkennt man schon daraus, daß die englischen Zeitungen trotz ihrer unvorstellbaren Papierknappheit zwar ihre Texte, aber nicht ihre Schlagzeilen gekürzt haben. Die Mehrzahl der englischen Blätter, die ja immer nur in einer Ausgabe täglich entweder morgens oder abends erscheinen, umfaßt heute nur noch vier Seiten gegen 24 bis 30 Seiten vor dem Kriege. Aber die Schlagzeilen sind, wie gesagt, nicht verändert worden. Geben wir zunächst ein paar Beispiele! Sie sind einigen Londoner Blättern der letzten Tage entnommen.
Da lautet die Ueberschrift der„Daily Mail“ wie folgt:„Timoschenko geht noch zurück“. Darunter steht: „von Bock stößt mit ungeheurer Kraft nach Süden" und wieder darunter:„Die Deutschen strömen über den Don“. Der„Daily Expreß“ knallt folgende Zeilen über seine erste Seite:„Deutsche beginnen neues Treiben, besetzen 50 Meilen lebenswichtiger Eisenbahn.“ Ganz fett gedruckt steht darunter:„Die Schlacht: Sowjets verteidigen 600=MeilenFront". Die Lage wird noch weiter erläutert:„Große Panzerkräfte strömen über den Don. Woronesch hält sich noch.“ Das„News Chronicle“ dramatisiert die sowjetische Not ebenfalls nach Kräften, begnügt sich aber mit einer Doppelschlagzeile:„von Bock bombardiert, schmettert neue Männer und Tanks über den Don". Der„Daily Telegraph“ erläutert die Lage nicht nur mit vier Schlagzeilen, sondern er ergänzt sie durch einen Vorspruch. Aehnlich verfährt die„Times“, sie widmet den Ereignissen des Tages außer einem Vorspruch gleich acht Schlagzeilen und Ueberschriften. Die wichtigsten davon lauten:„200 Meilen des Don in Gefahr“ und„Ueberlegenheit der Panzerkräfte“.
Das Bemerkenswerte an diesem Schlagzeilenbild der Kriegslage liegt in der sich darin offenbarenden geradezu gewaltsamen Umstellung der öffentlichen Meinung. Dem englischen Publikum wird die ihren Sowjetfreunden drohende Gefahr mit Keulenschlägen eingehämmert. Damit wird nicht nur eine große Hoffnung für England erstklassig begraben, es wird gleichzeitig auf diese Weise ein Appell an die englische Oeffentlichkeit gerichtet. Darin steckt ein Notschrei aus höchster Gefahr. Das englische Volk soll an den Gedanken gewöhnt werden, es müsse selber schwere Blutopfer bringen, wenn es diesen Krieg gewinnen will.
Ganz echl ist diese Aufmachung aber nicht. Neben den Hauptschlagzeilen gibt es kleinere. In diesen aber wiederholt die englische Presse immer wieder die stille Hoffnung, es könnten sich auf dem europäischen Festlande doch noch Menschen finden, die bereit sind, für England in den Tod zu gehen. Liest man gar zwischen den Schlagzeilen, dann erkennt man, daß die großspurige Aufmachung der englischen Nöte und Sorgen und die nicht minder dick aufgetragene Forderung, es müsse eine zweite Front errichtet werden, hauptsächlich für den Export bestimmt sind. Immer noch rechnet man in London mit Leuten, die Englands Kastanien aus dem Feuer holen könnten. Das System der englischen Schlagzeile beruht also auf der Ueberzeugung, daß die Dummen weder in England noch draußen jemals alle werden.
Dr. Wilhelm von Kries
Karte: Dehnen=Dienst.
Hantfur mag erseh werden
Telegramm unseres eigenen Korrespondenten
Die unbeliebten Schulschlipse
kb Lissabon, 24. Juli.
Die Reise des Botschafters Lord Halifax nach England steht nach der Zeitung„News Reviews“ mit den vielen Klagen über die Unzulänglichkeit mit der britischen Botschaft in Washington in Verbindung. Kein einziger Engländer käme aus den USA. nach Hause zurück, ohne aufs tiefste über das Versagen seiner Botschaft beunruhigt zu sein. Nur der kleinste Teil der Beamten besäße die für ihre Aufgabe notwendigen Fähigkeiten, die meisten hätten als einzige Empfehlung den— Schulschlips von Eton oder Harrow. Viele verständen weder etwas von Amerika noch von den Amerikanern. Wer die Zustände hinter den Kulissen kenne, wundere sich nicht über die geringen Erfolge der britischen Botschaft in den USA. Man fühlt, daß Halifax als Lückenbüßer nach Washington geschickt worden sei, er müsse durch jemanden ersetzt werden, der demokratisch denken und einen elastischeren Geist habe. Sein Personal behandele ihn, als ob er noch der Vizekönig von Indien wäre. Die ganze Atmosphäre gleiche der des Kaiserpalastes in Delhi. In der USA.=Oeffentlichkeit sei Halifax ein „Mann von München“ und deshalb unerwünscht. Er wäre aber auch kein guter Verwaltungsbeamter und hätte kaum Berührung mit der täglichen Arbeit. Es sei zwar wahr, daß er mit einigen seiner Untergebenen Tennis spiele und zu Weihnachten einen guten', i mache, indem er durch
die Büros gehe und ein froh st wünsche. Aver in der
restlichen Zeit verstecke er sich in seiner Wohnung. Bei Gesellschaften könne er seine innere Reserve nicht überwinden, die bei den Amerikanern als der bekannte englische Hochmut gelte. Es sei vielleicht Halifax' Schuld, daß er so wenig über den gewöhnlichen Sterblichen wisse, aber es stehe fest, daß er ihn nicht kenne. Diese Beschreibung des englischen Botschafters in den USA. und des Zustandes in der britischen Botschaft in Washington macht die vielen Klagen über das völlige Versagen der englischen Agitation in den USA. verständlich und erklärt auch, warum Churchill selbst so oft nach Washington reisen muß.
Skandälchen— am Rande vermerkt
dy Stockholm, 24. Juli. Drahtbericht unseres eigenen Vertreters Ein Sohn Winston Churchills, der auch Unterhausmitglied ist, und sich in letzter Zeit im britischen Hauptquartier in Kairo als Herausgeber verfrühter optimistischer Kriegsberichte bekannt gemacht hat, wurde überraschend in der New Yorker Nachtbar„El Marocco“ angetroffen. Churchill
jun. befand sich in der Gesellschaft einer bekannten Schauspielerin. Der Korrespondent des Londoner Skandalblattes „Daily Sketch“ hat die Meldung sofort nach London gekabelt, wo die Gattin des jungen Churchill, die von dem Blatt interviewt wurde, erklärte, sie habe nicht gewußt, daß ihr Mann in Amerika weile.
„egendente undere Artien
Drahtbericht unseres außenpolitischen Mitarbeiters
Litwinows neue Vorstellungen bei Roosevelt
E. W. Berlin, 24. Juli.
Die Rede, die der USA=Staatssekretär Cordel Hull am gestrigen Donnerstag abend über den Rundfunk hielt, sollte, wie es in einer amerikanischen Formulierung hieß, sich mit der„ernsten Lage des Krieges" befassen. Damit ist auch amtlich zugegeben worden, daß man die Entwicklung der Dinge an der Ostfront(im Gegensatz zu den Zeitungen, die nach wie vor den Honig eines leichtfertigen Optimismus aus den be wistischen Kommuniques saugen möchten) mit unverlennvarer Sorge verfolgt. Der Ernst der Stunde, von dem jetzt in Washington gesprochen wird, ist auch durch den Besuch des Sowjet=Botschafters
Lit
winow bei Roosevelt und durch den anschließenden Empfang des Chefs der Luftwaffe der ersten USu=Armee, General Follet=Brady, beim Präsidenten unter
Es gehört keine ungewöhnliche Phantasie dazu sich vor
zustellen, daß Litwinow erneut die dringende Forderung nach Errichtung der„zweiten Front“ erhobeggggt,# überrascht auch nicht, das New Yorker Herald“ in einem Artikel, der sich auf Quellen beruft, die dem Sowjet=Botschafter nahestehen, versichern zu sehen, daß sich die alliierten Nationen„der größten Krise seit Dünkirchen“ gegenüberstehen und„daß, wenn die Sowjet=Armee ausgezählt wird, es unmögl sein wird, den Krieg noch zu gewinnen.“ Die„New Yor. Times“ benutzt ihrerseits die
Gelegenheit, nochmals und nachdrücklichst festzustellen, daß es niemals für England und die USA so wichtig gewesen
sei, wie jetzt,„ein Ablenkungsmanöver durch irgendeine andere Aktion zu unternehmen, um die Geschwindigkeit des deutschen Angriffs herabzusetzen". Diese Stimme ist um so interessanter, als hier von einer der maßgebendsten Zeitungen der USA in aller Form Zweifel an dem Versuch eines großen Landungsunternehmens auf dem europäischen Kontinent zum Ausdruck gebracht werden und insofern, als das Blatt deshalb„andere Aktionen“ für ratsam hält.“ In diesem Zusammenhang verdient auch eine andere Mitteilung von„Stockholms Tidningen“ Beachtung, wonach Litwinow seine Forderung nach einer Aktion der Alliierten dadurch verstärkt haben soll, daß er erklärt, der einzige Widerstand, den die Sowiets dem Feind im Süden der Ostfront jetzt noch leisten könnten, könne nur ein GuerillaKrieg sein, und dieser eben wäre nicht ausreichend, um zu verhindern, daß das deutsche Oberkommando auch Truppen im großen Umfang nach dem Westen zurückschicken könne. Es soll nicht übersehen werden, daß es sich bei allen diesen Erwägungen um Kombinationen handelt, aber sie zeigen doch sehr deutlich den Griff der Ratlosigkeit, die in diesem Augenblick auf der anderen Seite besteht.
Um so bezeichnender ist die Assistenz, die gewisse norwegische Kreise in London den alliierten Oberkommandos dadurch glauben leisten zu dürfen, daß sie zu ihrer Ueber¬zeugung versichern, es sei„besser, Norwegen als Brückenkopf für eine Invasion in Europa zu wählen, als Holland und Belgien!" Der„Washingtoner Star“ bezweifelt nicht, daß man die Truppen für ein größeres Unternehmen schon bereit stellen könne, aber das„sprichwörtliche Haar in der Suppe“, scheine die Schiffsraumfrage zu sein und der Mangel an Tonnage für die Strategie der alliierten Nationen der„Kopfschmerz Nummer eins."
Der Londoner Korrespondent von„Stockholms Tidningen“ meldet, man habe in London immer mehr die Ueberzeugung, daß es sich bei der zweiten Front jetzt nicht mehr um Monate, sondern um Wochen oder vielleicht nur um Tage handele. Den alten Standpunkt, daß eine zweite Front nur versucht werden dürfe, wenn alle praktischen Garantien für den Erfolg gegeben seien, scheine man jetzt auf beiden Seiten des Atlantik aufgegeben zu
Tschung ng drei Stunden von der japanischen Luftwaffe angegriften
Funkkericht
Tokio, 24. Juli. Wie: Jomiuri Schimbun“ aus Schanghai erfährt, haben einer Tschungkinger Meldung zufolge Verbände japanischer Heeresbomber nach längerer Pause wieder einmal einen Luftangriff auf Tschungking unternommen. Bei diesem Augriff, der drei Stunden währte, warfen die japanischen Flieger Spreng= und Brandbomben auf drei Flugzeugwerke des Tschungkinger Kriegsministeriums und auf andere militärisch wichtige Gebäude ab, denen beträchtliche Schäden zugefügt wurden.
Die rumänischen Verluste bei
ol Bukarest, 24. Juli.
Nach den im feindlichen Ausland verbreiteten Lügenmeldungen über die angeblich völlige Vernichtung mehrerer rumänischer Divisionen in dem Kampf um Sewastopol wird in einer amtlichen Erklärung der Regierung festgestellt, daß sich die Gesamtverluste der rumänischen Armee in diesen Kämpfen an Toten und Vermißten auf 1856 Mann, darunter 55 Offiziere, belaufen. Die Zahl der Verwundeten ließ sich nicht mehr ziffernmäßig genau feststellen, da viele bereits von ihnen wieder zu ihren Einheiten zurückgekehrt seien.