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Aachener Anzeiger

Bestandhaltende Institution

Stadtbibliothek Aachen

Beschreibung verfasst von

Jürgen Hülsmann (2018), Stadtbibliothek Aachen

Geschichte

Am 28. Juni 1871 gründete der Aachener Kaufmann und Druckereibesitzer Joseph La Ruelle (1823 – 1900) den „Aachener Anzeiger“, damals der erste Vertreter der in den nächsten 30 Jahren in zahlreichen Städten herausgegebenen Generalanzeiger.

Politische Ausrichtung, Inhalte, Leserkreise und Entwicklung

Der „Aachener Anzeiger“ verstand sich als unparteiisches, politisch und konfessionell unabhängiges, täglich erscheinendes Blatt, neben den beiden Aachener politischen Zeitungen mit eindeutiger Ausrichtung: „Echo der Gegenwart“ (Zentrum) und „Aachener Zeitung“ (liberal). 1878 gründete La Ruelle das zweimal täglich erscheinende „Politisches Tageblatt – Aachener Anzeiger“, das einen ausgedehnteren Textteil aufwies. Die Zeitung fasste nach Eigenaussage bald in den besseren Aachener Beamten-, Kaufmanns- und Industriellen-Kreisen festen Fuß. Das „Politische Tageblatt“ rühmte sich später seiner schnellen Berichterstattung und bot Informationen auf den Gebieten Börse, Kunst, Wissenschaft, Technik und Sport.
Nach dem Tod des Gründers wurde die Zeitung von seiner Witwe, den Töchtern und seiner Schwester, Catharina Müller im „La Ruelle’schen Zeitungsverlag GmbH“ weitergeführt. 1922 ging das „Politische Tageblatt“ an einen neuen Verlag über, anfangs unter gleichem Namen, später als „Verlagsanstalt Cerfontaine & Co.“. Einer der fünf Gesellschafter war der gelernte Buchdrucker Jean Cerfontaine, der die Zeitung mit kaufmännischem Geschick durch die Inflation brachte und bis zum Ende weiterführte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten trat er in die NSDAP ein. So konnte das „Politische Tageblatt“ bis zum 12. September 1944 weiter erscheinen.

Nachfolger

Die erste deutsche Nachkriegszeitung, die „Aachener Nachrichten“, die ab dem 24. Januar 1945 im unversehrten Gebäude des Politischen Tageblatts in der Verlagsanstalt Cerfontaine erschien, betrachtet sich als Nachfolger des Politischen Tageblatts, und führte noch lange Jahre den Untertitel „Politisches Tageblatt“ weiter.

Literatur

  • Aachener Anzeiger – Politisches Tageblatt. In: Huyskens, Albert: Aachen. 2. Aufl.. Berlin-Halensee : Dari, 1925. (Deutschlands Städtebau), S. 306f.
  • Poll, Bernhard [Hrsg.] ; Internationales Zeitungsmuseum Aachen: Festgabe zur Eröffnung von Ausstellungsräumen im Internationalen Zeitungsmuseum der Stadt Aachen am 19. Oktober 1962, dem Tag der Enthüllung einer Tafel zur Erinnerung an Julius Reuter, den Begründer des Reuterschen Telegraphenbüros in Aachen 1850. Aachen : Metz, 1962. S. 26f.
  • Hautermans, Heiner: Joseph La Ruelle war der Urahn der Aachener Nachrichten. Online-Ressource http://www.aachener-nachrichten.de , datiert 23. Dez. 2015 (abgerufen am 14.3.2018)
  • Joseph La Ruelle. Online-Ressource https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_La_Ruelle (abgerufen am 14.3.2018)
  • Hofelich, Rudolf: Aachener Nachrichten In: Boll, Bernhard [Hrsg.]: Zeitungsland Nordrhein-Westfalen. Bonn : ZV, 1993. S. 65ff.
In der Wikipedia genannte zusätzliche Quellen
  • Leonhard, Joachim-Felix [Hrsg.]: Medienwissenschaft : ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. Berlin : de Gruyter, 1999. Bd. 1, S. 935ff (82: 22:AP 12750 0002-1)
  • Wilke, Jürgen: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte. 2. Aufl. Köln : Böhlau, 2008, S. 267. (82: 22:AP 13300 0001+2)