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Nr. 111
Dienstag, den 23. April 1935
Deutscher Protest gegen den Ratsbeschluß
Die an dem Beschluß beteiligten Regierungen haben nicht das Recht, sich zum Richter
über Deutschland aufzuwerfen
Worlin. 20. April. Die Reichsregierung hat den am Beschluß des Völkerbundsrates vom 17. d. Mts. beteiligten Regierungen am Samstag einen Protest gegen diesen Beschluß notisizieren lassen. In der Protestnote wird den Regierungen erklärt, daß sie nicht das Recht haben, sich zum Richter über Deutschland auszuwersen, daß der Beschluß des Völkerbundsrates den Versuch einer erneuten Diskriminierung Deutschlands darstellt, und daß er deshalb auf das entschie denste zurück gewiesen wird. Gleichzeitig hat die Reichsregierung den fremden Regierungen mitgeteilt, daß sie sich vorbehält, ihre Stellungnahme zu den in dem Ratsbeschluß berührten Einzelfragen demnächst bekanntzugeben.
Das Echo im Ausland
Englische Stimmen
DNB London, 22. April. Die Londoner Zeitungen veröffentlichten die deutsche Protestnote in großer Aufmachung und an erster Stelle.
Im liberalen„News Chroniele“ wird der maßvolle Ton des deutschen Protestes hervorgehoben. Das Blatt bemüht sich dann, im Zusammenhang mit dem deutschen Schritt die Völkerbundsentschließung als möglichst harmlos hinstellen. Da Deutschlands Rückkehr nach Genf unentbehrlich für ein wirksames System kollektiver Sicherheit sei, schreibt es, sei es bedauerlich, daß die Völkerbundsentschließung nötig gewesen sei. Aber der Grundsatz habe gewahrt werden müssen. Wenn Deutschlands Beherrscher„klug seien“, würden sie nicht die Tür für die Verhandlungen schließen, die darauf abzielten, Deutschland nach Genf zurück zubringen. Natürlich könne Deutschland nicht mit Schmeicheleien gelockt werden. Es werde Bedingungen stellen, nämlich wirklich Gleichheit und Vorkehrungen für die heikle„Revision", ein Wort, das zum ersten Mal offiziell in Stresa gebraucht worden sei. Es sei die nächste Aufgabe der britischen Staatsmänner, für die Erfüllung dieser Bedingungen zu wirken.
Der Berliner„Times"=Vertreter sagt u..: Die bitterste deutsche Kritik richte sich mehr gegen den Völkerbund als gegen die einzelnen Mächte. Es werde klar gemacht, daß jegliche Neigung, schließlich eine Rückkehr nach Genf ins Auge zu fassen, einen ernsten Rückschlag erlitten habe. Aber trotz des Rückschlages für den Völkerbundsgedanken scheine noch einige Möglichkeit für kollektive Verhandlungen zu bestehen. Deutschland habe seine militärische Souveränität. Es habe aber auch die Tür für Verhandlungen nicht völlig geschlossen. Allerdings werde vielleicht nicht die Genfer Tür offen gelassen. Die deutsche Note habe unzweifelhaft zum Ausdruck bringen sollen, daß nach deutscher Ansicht eine neue Auffassungsweise, die die besonderen Bedingungen der deutschen Entwicklung in gerechter Weise berücksichtige, für Verhandlungen notwendig sei, wenn sie einige Aussicht auf Erfolg bieten sollte.
„Daily Telegraph“, der den französischen Auffassungen ziemlich nahezustehen pflegt, sagt in einem Leitartikel, Deutschlands erste Antwort auf die Genfer Entschließung entspreche den Erwartungen. Sie ändere die internationale Lage nicht. Die Welt könne auf die versprochene ausführliche Darstellung des deutschen Standpunktes warten. Bisher sei nichts gesagt worden, was die Annahme rechtfertige, daß Deutschland die Türe für weitere Verhandlungen mit den Westmächten schließe. Das Blatt meint u.., der lebhafte deutsche Zweifel an den Absichten der Nationen, die es in den Kreis allgemeiner Sicherheit zu bringen
suchten, werde vielleicht merklich geändert werden durch die Moskauer Nachricht, daß die französisch=sowjetrussischen Verhandlungen abgebrochen worden seien. Diese Nachricht bilde den stärksten Beweis für den entschlossenen Willen Frankreichs, innerhalb des Rahmens des Völkerbundes zu arbeiten. Auf die Einstellung der Verhandlungen zwischen Frankreich und Sowjetrußland werde wahrscheinlich die vorläufige Aufgabe der Bemühungen um einen Donaupakt erfolgen, da die Kleine Entente es bereits abgelehnt habe, die Verhandlungen fortzusenen, bevor der französisch=russische Vertrag unterzeichnet sei. Ein so empfindlicher Rückschlag bei der Suche nach Sicherheit durch internationale Verträge und regionale Pakte müßte die Stellung der Leute stärken, die sichere Friedensgarantien durch einen Völkerbund suchten.
„Sunday Dispatch“ bringt die große Ueberschrift: „Hitler bestreitet das Recht der Regierungen, sich als Richter aufzuspielen“. Hitlers Antwort, fügt das Blatt hinzu, wurde abgesandt, während das deutsche Volk eine große Vertrauenskundgebung für seinen Führer veranstaltete. Der diplomatische Korrespondent des Blattes meldet, der deutsche Protest sei in diplomatischen Kreisen Londons den Umständen nach als„verhältnismäßig mild, wenn auch absurd in den Aus drücken“ betrachtet worden. Es sei unwahrscheinlich, daß die englische Regierung sofort auf den deutschen Protest antworten werde.
Das linksgerichtete Sonntagsblatt„People“ behaup tet, der Ton der deutschen Antwort auf das Urteil des Völkerbundes sei ebenso entrüstet und beinahe ebenso„höhnisch“ wie die Berliner Pressekommentare nach dem Schritt der dreizehn Nationen.
Im„Observer“ schreibt Garvin u..: Das Genfer Schicksal hat mehr den Anschein einer ironischen Schaustellung als eines empfehlenswerten Vorgehens. Abstrakt gesprochen war das Genfer Urteil des Völkerbundes richtig. Aber das Gewicht und der Ernst des gemeinsamen Protestes am Ende der Stresaer Konferenz waren an sich genügend, und hierbei hätte man es belassen sollen. Die weiteren Anklagen in Genf mußten Ergebnisse zeitigen, die teils nutzlos, teils albern waren. Der abschließende Eindruck mußte der einer gewaltigen Komödie mit einem bitteren Beigschmack sein. Wie konnte ein diplomatisches Verfah ren in Genf unter den gegebenen Umständen den Anschein eines Scheinprozesses vermeiden, der umso absurder war, je feindlicher er gestaltet wurde. Es gibt keinen anerkannten Richter. Das Urteil ist in die Luft gesprochen. Der Angeklagte ist abwesend. Kein Polizist kann ihn vorführen und keine Strafe kann verhängt werden. Der Angeklagte ist ohne Zweifel„schuldig“ nach dem Recht, aber er lehnt dieses Recht und das Gericht ab. Und das schlimmste ist, daß man Hitler selbst nicht vor Gericht stellen kann.
Aber die Komödie habe zwei Seiten, fährt Garvin fort, und kommt dann auf die deutsche Haltung zu sprechen, deren Gründe er, wie seine Ausführungen beweisen, keineswegs begriffen hat. Nach den Österferien, schreibt er dann, mögen die Verhandlungen mit Berlin mit klarer Höflichkeit und ohne Ueberschwenglichkeit wieder ausgenommen werden. Vor allem müssen wir dafür sorgen, daß wir unsere Stellungnahme in allen Hauptfragen genau so klar kennen wie Hitler selbst, wenn die Verhandlungen mit Berlin wieder beginnen.
Verhältnismäßig ruhige Aufnahme des Protestes in Paris
DNB Paris, 22. April. Die deutsche Protestnote wird in der Pariser Presse im allgemeinen verhält nismäßig ruhig ausgenommen. Man behauptet, daß man in französischen diplomatischen Kreisen in gewis sem Sinne befriedigt sei über die Tatsache, daß der Wortlaut der deutschen Protestnote in allen Haupt städten der gleiche sei, daß also Frankreich als Urheber der Genser Meinungsäußerung keine besonders abgesaßte Antwort erhalten habe.
Der Protest der Reichsregierung, so schreibt der „Temps“, wird in internationalen Kreisen keinerlei Aufsehen erregen. Das Sprachrohr des Quai’Orsay versucht dann den Nachweis zu erbringen, daß der Protest der Reichsregierung von falschen Voraussetzungen ausgehe. Nicht einzelne Regierungen hät ten sich als Richter über Deutschland eingesetzt, sondern der Völkerbundsrat. Unbegründet sei die Annahme, daß die Genfer Entschließung einen Versuch einer neuen Diskrimierung Deutschlands darstelle. Dieser Hinweis lasse annehmen, daß Deutschland nicht die Gleichberechtigung, sondern ein erhebliches Vor recht(!?) fordere. Die Zurückweisung der Genfer Entschließung durch Deutschland habe keine praktische Bedeutung, da die Entschließung bestehen bleibe und die Tatsache ihrer Zurückweisung durch das Reich in keiner Weise die Verurteilung seiner Politik andern könne.
Der„Intransigeant“ meint, das Österei aus Berlin enthalte nicht sehr viel. Man habe nach der Haltung der deutschen Presse heftige Forderungen er wartet. Hitler habe sich aber entschlossen, nur zu pro testieren und eine spätere Zurückweisung anzukündigen.
„Figaro“ meint,„die maßvollen Wendungen der Hitler-Note“ und die Ankündigung einer weiteren Erklärung des deutschen Standpunktes seien Anzeichen dafür, daß man die Brücken nicht abbrechen wolle. Ferner könne man erneut lesen, daß Deutschland an künftige Verhandlungen denke. Deutschland habe die Hoffnung nicht aufgegeben, den französisch englischitalienischen Block auseinander zu bringen. Wahr
Die Verhandlungen zwischen Laval und Litwinow unterbrochen
Für eilige leser
Auf der Strub im Berchtesgadener Land fand am Samstag die Grundsteinlegung für die Adolfditter=Jugendherberge statt, wobei Reichsjugendführer Baldur von Schirach eine Ansprache hielt.
Die Staatsschauspielerin Frau Emmy Sonnemann und Gemahlin des Ministerpräsidenten Göring verabschiedete sich am Samstag von der Bühne in einer Festvorstellung des Staatlichen Schauspielhauses in der Rolle der Minna in Lessings „Minna von Barnhelm“.
Der König von England hat dem Führer und Reichskanzler zu seinem Geburtstage in einem Telegramm seine herzlichsten Glückwünsche übermittelt. Der Führer hat ihm telegraphisch seinen aufrichtigen Dank ausgesprochen.
Der vom König von Bulgarien beauftragte ehemalige Gesandte Toscheff hat am Sonntagnachmittag ein Kabinett gebildet, das als eine Regierung des besonderen Vertrauens des Königs bezeichnet wird.
Moskau schlecht gelaunt
DNB Moskan, 22. April. Die„Taß“ veröffentlicht folgende Verlautbarung: Die Verhandlungen zwischen Litwinow und Laval sind zeitweilig unterbrochen worden. Litwinow werde zur Berichterstattung im Rat der Volkskommissare nach Moskau berufen.
DRB Paris, 22. April. Der Moskauer Bericht erstatter des„Temps“ meldet, daß die lakonische und in gewisser Hinsicht brutale Form der in Moskau ausgegebenen Mitteilung über die zeit weise Unterbrechung der französisch=sowjetrussischen
Verhandlungen die ausländischen Kreise über rascht habe. Die Veröffentlichung der russischen Mitteilung sei ein Zeichen für die schlechte Laune der, sowjetrussischen Kreise über die Schwierigkeiten der Verhandlungen.
Die Agentur Radio deutet in einer Meldung aus Moskau an, daß die Unterbrechung der fran zösisch=sowjetrussischen Verhandlungen darauf zu rückzuführen sei, daß Frankreich nicht bereit gewesen sei, einer bestimmten Anregung Sowjetrußlands stattzugeben. Die Somjetregierung habe Frankreich nämlich gebeten, die gegenwärtigen Grenzen der baltischen Staaten gleichzeitig mit dem Abschluß des französisch=russi schen Pattes zu garantieren.
Hefliges Erdbeben auf der japanischen
Insel Formosa
Ausbruch eines Vulkans.— Bisher 3000 Tote
DRB. Tokio, 22. April. Am Samstagfrüh gegen 7 Uhr wurde die Insel Formosa von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Besonders stark litten die Provinzen Taitschu und Schintschiku, also der Westen und Nordwesten der Insel.
Etwa gleichzeitig mit dem Erdbeben auf Formosa trat der Vulkan Asama bei Karuisawa, einem Gebirgsort 140 Kilometer nordwestlich von Tokio, in Tätigkeit. Der Ausbruch, der der schwerste seit 40 Jahren ist, dauerte eine Stunde. Die Lavamassen verursachten viele Waldbrände.
Der letzte Ausbruch dieses Vulkans erfolgte im Jahre 1932. Die Rauchwolken erreichten eine Höhe bis zu 4000 Meter.
Meldungen von der Insel Formosa zufolge hat das Erdbeben bisher 3000 Tote und 9500 Verletzte gefordert. 10 000 Häuser sind zerstört und 11000 beschädigt worden. Viele Bewohner wurden vom ersten Erdstoß im Schlafe überrascht und getötet. Militärabteilungen mit Proviant und Betten sind unterwege
Einzel=Preis 15
Acht Todesopfer einer Brandkata trophe
DNB Quebec. 22. April. In St. Emile de Loretteville geriet das Wochenendhaus einer Quebecer Familie infolge der Explosion einer Petroleumlamve in Brand. Der Familienvater und seine sieben Kinder fanden den Tod in den Flammen.
Einem Verbrechen zum Opfer gefallen?
Alter Mann spurlos verschwunden
Trier, 20. April. Ein 65 Jahre alter Landwirt aus Castellaun(Hunsrück) hatte sich vor einigen Tagen zum Bahnhof begeben, um zu seiner Tochter nach Bonn zu reisen. Seit dieser Zeit ist der alte Mann spurlos verschwunden. Er führte einen größeren Geldbetrag mit sich, und man vermutet, daß er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.
Junge Frau ermordet
W. Saarbrücken, 20. April. Am Donnerstag in den frühen Morgenstunden wurde in Bietze(Landkreis Merzig) die 27jährige Ehefrau Maria Steil in ihrer Wohnung ermordet aufgesunden. Ver letzungen an der Leiche und Tatortspuren deuteten auf Kampf mit dem Täter, der wahrscheinlich Verletzungen an den Händen und vermutlich auch im Gesicht davongetragen hat. Die Frau hatte einen Knebel im Munde und ist wahrscheinlich erstickt. Gestohlen wurde nichts. Ein in der Wohnung eben falls anwesender 12jähriger Junge will Hilferufe gehört haben. Von dem Täter fehlt noch jede Spur.
Einbrecher im Siegerländer Museum
Wertvolle Gegenstände gestohlen
Siegen, 22. April. Im Siegerländer Museum in Siegen sind vom 16. bis 18. April mehrere Vitrinen beraubt worden. Entwendet wurden u. a. 15 goldene Tran- und Siegelringe aus dem vorigen Jahrhundert, ein Paar altgoldene Ohrringe, ein eisernes Halskettchen mit eisernem Kreuz als An hänger, auf den Ecken silberne Plättchen mit den Daten der Schlacht bei Leipzig, ferner ein Revolver aus dem 18. Jahrhundert, ein Paar mit Perlen besetzte Ohrringe, ein goldenes Armband, ein eisernes Kollier mit aus Stahlplatten aufgelegten gußeisernen Gemmen sowie 20 Broschen aus Blattgold mit Emailleeinlage aus den Jahren 1820 bis 1860.
20 jähriges Mädchen überfahren und getötel
Duisburg, 22. April. Am Samstagvormittag wurde auf der Landsermannstraße ein etwa 20 Jahre altes Mädchen, dessen Personalien noch nicht feststehen, von einem schweren Lastfernzug überfahren. Mit schweren Schädelverletzungen wurde die Verunglückte dem Krankenhaus zugeführt, wo sie jedoch kurz nach der Einlieferung starb.
Wieder Staatstheater Kassel
DNB. Berlin, 22. April. Der preußische Ministerpräsident hat das bisher von der Stadt Kassel betriebene Staatstheater in Kassel wieder zum unmittelbaren Staatstheater unter staatlicher Führung gemacht und es dem Generalintendanten der preußischen Staatstheater unterstellt. Als Intendant hat der preußische Ministerpräsident den Intendanten Dr. Ulbrich berufen und den bisherigen Kasseler Intendanten von wolthoff zur besonderen Verwendung vorgesehen.
scheinlich werde es seine Anstrengungen nunmehr verdoppeln.
„Republique“, das den deutschen Protest als „Verlegenheitsgeste“, hinzustellen versucht, behauptet, durch den seinerzeitigen Eintritt in den Völkerbund habe Deutschland dem Völkerbundsrat das Recht zuerkannt, über Deutschlands Handlungen ein Urteil zu fällen. Der„Petit Parisien“ führt aus, aus dem protokollarischen Text in weniger protokollarische Worte übersetzt bedeute die deutsche Note, daß Deutschland, auf die Gemeinschaft der Völker vseise(), ihr Urteil nicht zulasse und den Genfer Beschluß als ein neues Attentat gegen die berühmte Gleichberechtigung ansehe. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“ schreibt, die deutsche Note beweise, daß Hitler durch die„moralische Verurteilung", deren schwache Punkte er genau kenne, nicht übermäßig eingeschüchtert worden sei. Der Außenpolitiker des Blattes empfiehlt unter diesen Umständen als einzig wirksame französische Politik, gegen Deutschland alle die Völker zu sammeln, die das„Alldeutschtum“ bedrohe. Insofern empfiehlt er auch das Zusammenachen Frankreichs mit Sowjetrußland, denn das Zusammengehen Deutschlands mit Rußlands nach Art des Rapallo=Vertrages könne fatale Folgen haben.
„Ere Nouvelle“ sagt, wenn Deutschland durch seine Note den Eindruck erwecken wolle, seine Verurteilung in Genf sei die Folge eines in Stresa geschmiedeten Komplotts, so wolle es nicht nur Mitleid für das angriffslustige Germanien wecken, sondern vor allem neue Rüstungen und vielleicht neue Vertragsverletzungen zu rechtfertigen versuchen; die„unverschämte deutsche Note“ müsse Frankreich zur Tat bestimmen.