**

.ren

Hölner

FTIT

Bezugspreis:

Bei Botenzustellung: Ausgabe A monatlich 1,70 RM zuzügl. 30 3 Beitrag z. Zustellgeld; Ausg. B(mit d. Samstags erscheinend. illustr.

jede Au gebjähr

abe einschl. 56 4 zuzügl. 42 J Zustellgeld

:

anzeigen 1 5, Siellengesuche 8 5, Verlamen

60 4, auswärts 70 J, Platzvorschriften 10% Zuschlag. Kleine rubrizierte Anzeigen erscheinen nach Auswahl auch in Neben­ausgaben. Postscheckkonto Köln 1065. Erfüllungsort und Gerichtsstand Köln.

Nr. 194 I Samstag, 16. Juli 1932

Beslagen: Der Sonntag. Der Sport, Die dunte Welt, Die Frau in Familie und Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder, Rundfunk=Nachrichten, Reise und Wochenend. Die Scholle. Heimat und Welt illustrierte Beilage zur Ausgabe B

Einzelpreis 10 pfennig Jahrg. 47

Herr Reichspräsident, das Volk ruft!!

fordert die echte nationale Konzentration

□0 Köln, am 16. Juli 1932. Spannung und Erregung im deutschen Volke nehmen zu. Manches von der Erregung ist un­natürlich, ist künstlich geschürt, weil der Wahl­kampf seinen Höhepunkten zustrebt. Es sieht aus, als ob die Höhepunkte zu einer

Explosion von Gift und Galle werden wollten. Schon das, was jetzt sich zeigt, sollte man unter Gliedern eines Volkes, das den Anspruch erhebt, Kulturvolk zu sein, nicht für möglich halten. Vieles davon ist bedenklich ver­wandt mit der Art, in der sich halbzivilisierte Völker aufführen. Von anderem sagt man, daß selbst die Wilden besser wären als bestimmte Kulturträger" in Deutschland.

Schon mancher Wahlkampf wurde in diesem Jahre durchgefochten. Bei jedem sind Späne ge­fallen, weil zum Teil recht grob gehobelt wurde. Aber was jetzt zu werden droht, übertrifft doch alles, was an Beklagenswertem bisher zu ver­zeichnen war.

*

Das neue Schlechte und es sollte doch neues Gutes werden ist in Deutschland an die Oberfläche geromen, seitdem man es für gut befunden hat, den Reichskanzler Dr. Brü­ning in die Wüste zu schicken. Nicht des­halb, weil seine Politik nicht getaugt hätte. Dr. Brüning hat nur drei Fehler: erstens ist er Zentrumsmann, zweitens ist er Katholik und drittens steht er geistig zu hoch und weiß politisch und wirtschaftlich zuviel, als daß es möglich wäre, ihn zum willigen Werkzeuge des Herrenklubs zu degradieren.

Der Herr Reichspräsident hat auf Brüning, Stegerwald und andere als seine Be­rater verzichtet. Er hat dafür die Herren von Papen, von Schleicher, von Gayl und andere zu solchen Beratern erkoren.

Ob Herr von Hindenburg bis jetzt sich durch­ringen konnte zu der Ueberzeugung, daß dieser Wechsel für Volk und Reich notwendig und nütz­lich war? Ob Herr von Hindenburg noch daran glaubt, die neuen Männer trügen das Zeug in sich, das Volk in seiner Gesamtheit so zusammen zu führen, daß eine echte nationale Konzen­tration daraus wird?

Es ist schwer, zu gkauben, daß der Herr Reichs­präsident mit dem, was seit Brünings Abgang geworden ist und sich ereignet hat, zufrieden sein kann. Es fehlt innenpolitisch und außenpoli­tisch jeder Anlaß dazu.

dazu übergegangen, sich mit dem Reichs­präsidenten, den es unmittelbar gewählt hat, jetzt auch unmittel­bar in Verbindung zu setzen.

Es ist, wenn man nicht ganz bittere Ent­täuschung erleben sollte, schlechthin unvorstell­bar, daß der Herr Reichspräsident den Ruf aus dem Volke noch lange ungehört verhallen las­sen könnte.

Aus dem Kleinbürgerkrieg der Politik der Straße kristallisiert sich immer schärfer eine vielgestaltige Frontbildung heraus. Es handelt sich dabei nicht um Armeekorps, die mit der ParoleHoch Deutschland getrennt marschieren und vereint schlagen wollen. Es handelt sich leider um organisierte Zwietracht unter Volksgenossen.

Der Kampfwille steigert sich von Tag zu Tag. Der Gedanke der Volksgemeinschaft kommt immer mehr unter die Räder. Wenn es noch 14 Tage so weiter geht, dann wird der Wahlkampf nicht die Spur eines geistigen Rin­gens um das Beste und Nützlichste für Volk und Reich tragen. Dann wird er ein Kampf aller gegen alle!

Will und wird der Herr Reichspräsident sol­cher Entwicklung von Neudeck aus mit ver­schränkten Armen zusehen? Die Frage stellen heißt, sie verneinen. Denn noch lebt im deutschen Volke zu Herrn von Hinden­burg das Vertrauen. das ihm vor kur­zem 19millionenfach Recht und Verantwortung

gab, des deutschen Volkes Führer als die Ver­körperung der Einigkeit dieses Volkes zu sein!

Außenpolitisch

ist die Verabschiedung Brünings ebenso ein Mißgriff gewesen wie innenpolitisch. Auch dar­über kann der Herr Reichspräsident im Ernste nicht mehr im Zweifel sein. Er hat der deut­schen Delegation den Dank für ihre Arbeit in Lausanne ausgesprochen. Man kann jeman­dem auch für seinen guten Willen danken.

Man konnte im ersten Urteil über das, was in Lausanne erreicht worden ist, noch des Glaubens sein, daß es angesichts der offensicht­lich vielen Fehler, die dort gemacht worden sind, immerhin noch ein Ergebnis sei, von dem man im Volksmunde sagen würde:Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Heute aber weiß man, daß der Lausanner Vertrag ein diplomatischer Sieg Frankreichs auf der ganzen Linie

ist.

Alles, was Brüning in zwei Jahren außenpolitischer Arbeit mit innenpolitischer Fundierung, was er mit klugem diploma­tischem Geschick errungen und erzwungen hatte ist verloren. Es ist umsonst ge­wesen. Wenn der Lausanner Vertrag nicht ratifiziert wird jeder Zweifel daran, daß er ratifiziert wird, ist leider allzu be­

rechtigt, dann ist Deutschland zu­ruckgeworsen auf den Stand der Dinge vor dem 1. Juli 1931.

Wenn etwas gerettet werden soll von dem, was Brüning vorbereitete, dann gäbe es dazu nur eine Möglichkeit:

eine wirkliche deutsche, nationale Konzentration!

Sie zu erreichen, sind innenpolitische Voraus­setzungen zu erfüllen. Die Erfüllung dieser Voraussetzungen liegt verantwortlich in der Hand des Herrn Reichspräsidenten.

Das deutsche Volk wartet darauf, daß diese Hand sich öffnet und daß noch vor dem 31. Juli innen= und außenpolitisch eine Hindenburgfront sichtbar wird, in der mit geringen Ausnahmen das ganze deut­sche Volk von rechts bis links steht.

Die neue Regierung ist ins Leben getreten mit dem Anspruch darauf, Regierung der natio­nalen Konzentration zu sein. Es wird höchste Zeit, daß auch sie diesen Anspruch rechtfertigt, wenn sie nicht hinweggesegt werden will.

Es wird in diesen Wochen gewür­selt um Deutschlands Bestand und Glück, oder um seinen Unter­gang und sein tiefstes Unglück. Nichts wäre schmerzlicher, als die Entwick­lung zum letzten mit dem Namen Hinden­burg in der deutschen Geschichte verknüpft zu sehen!

. 40

Künstliche Maßnahmen gegen die Krisis sind gefährlich so erklärte Reichsbankpräsident Dr. Luther

Innenpolitisch

hat der Herr Reichspräsident sein Wort für Ruhe und Ordnung im Briese vom 16. Juni an Herrn von Gayl verpfändet. Mit dem Be­griffeHindenburg verbindet sich im deutschen Volke für jeden die Ueberzeugung: Ein

Mann, ein Wort. Darum kann es keinem Zweifel unterliegen, daß der Herr Reichs­präsident sein Wort einlösen wird.

Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und weiten Kreisen des deutschen Volkes besteht nur insofern, als eine Volksmehrheit den Zeitpunkt bereits für gekommen erachtet, Ruhe und Ordnung mit jedem brauchbaren Mittel wiederherzustellen, während die Re­gierung, die den Herrn Reichspräsidenten ver­antwortlich berät, gewillt scheint, den Zeit­punkt bis nach dem 31. Juli hinauszuschleben.

Immerhin darf man annehmen, daß die Re­gierung gezwungen sein wird, diesen Termin vorzuverlegen. Das Volk in seinen verschiedenen Gruppen, soweit es Ruhe und Ordnung verlangt, ist

CNB Berlin, 15.Juli. Im Währungsinstitut der Handelshochschule Berlin hielt heute abend Dr. W. Prion einen längeren Vortrag über: das deutsche Währungsproblem.

In der anschließenden Diskussion betonte Reichsbankpräsident Dr. Luther, daß die Menschheit bisher noch aus jeder Wirtschafts­krise herausgekommen sei. Es handele sich für Deutschland nur darum, ob dies Herauskommen aus der Krise auf natürlichem Wege oder unter Zwischenschaltung der mehrfach propagier­ten Kreditausweitung vor sich gehen solle.

Die Reichsbank lehne in dieser Hinsicht nach wie vor jede künstliche Maßnahme ab. Zum Unterschiede gegen die Vereinigten Staaten

habe Deutschland kein Gold, um eine Kredit­ausweitung ohne Gefahr durchführen zu kön­nen und zweitens habe man hier die Erfah­rungen der Inflation hinter sich.

Was die Deutschland vorgeworfene Kapitalfehl­investition betreffe, so sei daran zu erinnern, daß der Eisenbahnbau im vorigen Jahrhundert gleichfalls eine Kapitalfehlinvestition riesigen Ausmaßes gewesen ist, die sich später nur als produktiv erwiesen habe.

Den natürlichen Ausweg aus der derzeitigen Krise dürfe man nicht hemmen. Die Reichsbank könne kein Programm anerkennen, durch dessen Verteidigung man den Glauben an die Sicher­heit der Währung im Volke erschüttern würde.

Hitler ruft seine Freunde in preußen zur Ordnung!

rz Berlin, 16.Juli.

Der bekannte Urantrag der National­sozialisten im Preußischen Landtag, der sich mit angeblichenVorfällen um die Frau des Ber­liner Polizeivizepräsidenten Dr. Weiß beschäftigt, und der überall größte Ent­rüstung hervorgerufen hat, ist offenbar auch dem Braunen Hause in München empfindlich auf die Nerven gegangen.

Wie der Politische Pressedienst aus gut­informierter Quelle erfährt, hat im Laufe dieser Woche der politische Beauftragte Adolf Hitlers, Hauptmann Göring, im Auftrage des Partei­

chefs bei der nationalsozialistischen Landtags­fraktion interveniert und ausdrücklich erklärt, daß der Vorstoß gegen Frau Dr. Weiß in Widerspruch mit der Parteidisziplin stehe.

Außerdem hat sich Adolf Hitler mit dem Führer seiner preußischen Landtagsfraktion, dem Abgeordneten Kube, telephonisch in Ver­bindung gesetzt und in einer heftigen Ausein­andersetzung verlangt, daß die Fraktion unter Wahrung ihres Ansehens den bewußten Antrag möglichst sogleich zurück­ziehe.

Die schroffe Ablehnung, die Adolf Hitler dem Verhalten seiner preußischen Landtagsfraktion zuteil werden läßt, ist offenbar darauf zurück­zuführen, daß Hitler der Meinung ist, dieses

Wühlen in den Privatgeschichten einer wehrlosen Frau nicht mehr decken zu können.

Nachdem der nationalsozialistische Vorstoß gegen Frau Dr. Weiß in der breitesten politischen Oeffentlichkeit auf entrüstete Ablehnung ge­stoßen ist, richtet sich das Verhalten der national­sozialistischen Landtagsfraktion in Preußen nach dem jetzt erfolgten Abrücken selbst des Par­teichefs von selber.

Anklageerhebung

CNB Berlin, 16. Juli. Die im national­sozialistischen Landtagsantrag aufgestellten Be­hauptungen über die Gattin des Polizeivize­präsidenten Dr. Weiß und Generaldirektor Kro­janker werden demnächst das Gericht beschäf­tigen. Die Staatsanwaltschaft hat auf Grund eines Strafantrages von Frau Dr. Weiß und Krojanker Anklage gegen den Privatchauffeur Johann Grook erhoben. Die Anklage gegen ihn ist wegen übler Nachrede erhoben, und zwar wird die Verhandlung vor dem Schöffengericht Mitte stattfinden. Als Zeugen sind bisher geladen: Frau Dr. Weiß, Generaldirektor

Trojanker sowie die nationalsozialistischen Land­tagsabgeordneten Kube und Dr. Freisler.

Schwere Wolkenbrüche haben in der vergan­genen Nacht Mittel= und Unterfranken heim­gesucht. In mehreren Ortschaften wurden Häuser und Stallungen unter Wasser gesetzt. An der Rothenburger Brücke wurde die ganze Einfas­sungsmauer mit dem Geländer in einer Länge von 15 Meter fortgerissen.