Montag, 8. Februar 1932

Lokal=Anzeiger

Nr. 35 Seite 5

Anverhofft

Donnerstag, 28. Januar. Restaurant in Mülheim, Buchheimer Straße. Sagt Gast zum Wirt:Könnte einen Buchhalter ge­brauchen. Wissen Sie keinen tüchtigen Kerl? Wirt:Nein. Gast zahlt und geht. Gespräch hörte ein zweiter Gast an der Schenke. Fragt den Wirt:Wer war der Herr?Fa­brikant X. aus Dingsda. Zu Besuch bei sei­nem Schwager, Lehrer Y...

Freitag, den 29. Januar. Morgens 10 Uhr. Junger Mann fragt bei Frau Lehrer Y. nach Herrn T. Herr X. kommt. Der junge Mann stellt sich als bilanzsicherer Buchhalter vor. Man verhandelt, wird einig. Eintritt Montag, den 1. Februar, auf Fa­brikkontor in Dingsda.

Montag, den 1. Februar. Der neue Buch­halter wird ins Chefbüro bestellt. Fragt Chef:Wollen Sie wirklich jeden Tag nach Hause fahren?Muß ich.Warum?

Weil ich doppelte Lebenshaltung er­sparen möchte.Haben Sie eine Braut?

Ja.Warum heiraten Sie nicht?

Das Geld dazu verschlang die Arbeits­losigkeit.Möchten Sie denn hei­raten?"...Bestellen Sie zu morgen früh Ihre Braut nach hier!

Dienstag, den 2. Februar. Im Chefbüro. Fabrikant., der neue Buchhalter und dessen Braut, Hausangestellte. Chef:Heiraten Sie! Ihre Braut übernimmt mit Ihnen gleichzeitig die Hausmeisterobliegenheiten. Sie erhalten freie Wohnung. Die Frau eine entsprechende Entschädigung. Ich kaufe Ihnen die notwendigen Möbel und Haus­geräte. Dafür halte ich Ihnen monatlich ... Mark am Gehalt ab. Wollen Sie?

?? 2!!!Gehen Sie jetzt mit Ihrer Braut ins Dorf. Ueberlegen Sie. Sagen Sie mir heute abend Bescheid...

Der junge Buchhalter heiratet zum nächst­möglichen Termin. th.

Gute Beschickung

der Westdeutschen Möbelmesse Erweiterung notwendig

Zur Westdeutschen Möbelmesse in Köln(8. bis 10. April) haben sich bis jetzt schon mehr Ausstellerfirmen angemeldet als zur gleichen Zeit bei den früheren Möbelmessen in Köln. Die für die Messe vorgesehenen Ausstellungs­räume sind bereits voll belegt, so daß eine Erweiterung der Messe vorgenommen werden muß. Besonders stark ist wieder die Beteili­gung der westfälischen Möbelindustrie (Herford, Löhne, Gütersloh, Melle. Lippe=Det­mold usw.). Neben führenden rheinischen Firmen haben sich ferner viele Aussteller aus Süd= und Südwestdeutschland. aber auch aus Norddeutschland angemeldet.

Den wirtschaftlichen Verhältnissen und dem Zeitgeschmack entsprechend, werden diesmal auf der Messe Luxusmöbel weniger vertre­ten sein, dafür treten praktische Gebrauchsmöbel für Wohn= und Schlafzimmer und Küchen in den Vordergrund.

Wie schwach

Köln am Rosenmontag 1932

Haben Sie was gemerkt? Ich auch nicht. Die­ser Montag ist genau sogewöhnlich wie seine Kameraden, ja fast möchte man meinen, daß er sich in Anbetracht der veränderten Zeitläufte noch mißmutiger gebärdet.

Heute morgen waren die Straßenbahnen zur gewohnten Stunde genau so gut gefüllt wie immer. Man kennt ja allmählich all die Leute, die da Tag für Tag mit in die Stadt hinein rutschen, um ihren Berufspflichten nachzukom­men, wenn man sich auch nicht alsHerr Schmitz einander vorgestellt hat.

Was soll ich Ihnen sagen? Heute morgen war alles versammelt. Das läßt zwei zuverlässige Schlüsse zu: an den Rosenmontag denkt sozusagen niemand und am Karnevals sonntag war man auch sehr solide. Nicht ein­mal von den Ereignissen des gestrigen Tages war sonderlich die Rede, im Gegenteil, das Gespräch ergoß sich über Nanking und die Man­dschurei, über Sülz 07 und die Gruppenmeister­schaft. Eine größere Bankerotterklärung kann man dem Rosenmontag schon nicht mehr aus­stellen: er ist offenbar schon gar nicht mehr da.

Am Nachmittag mag ja ein wenig mehr zum Vorschein kommen: die Altstädter und die Luftflotte wollen ja auch, wie man hört, dem guten Beispiel der Roten Funken folgen und ein wenigauf Raub ausgehen, zugun­sten der Nothilfe, versteht sich. Vielleicht wird man auch hie und da einen(reklamemäßig be­dinaten) Rosenmontagszug erblicken; die Jugend endlich ihr kann man's am aller­wenigsten verdenken! wird sich unbedingt ihr Recht verschaffen. Und am Abend versam­melt man sich in notverordnungsmäßig redu, zierter Zahl zu irgendwelchen Festivitäten, aber derrichtige Zug fehlt so und so.

Unsere Bilder

der Schiffsverkehr auf dem Rhein in letzter Zeit ist, ersieht man daraus, daß die Zahl der die Koblenzer Schiffbrücke passieren­den Schiffe in der letzten Januarwoche um 300 hinter der Vorwoche zurücksteht. Auch in der vergangenen Woche ging der Rheinverkehr wei­ter zurück. Die Nachfrage nach Kahnleerraum war so gering, daß an verschiedenen Tagen überhaupt keine Frachtnotierungen und Neu­abschlüsse getätigt wurden. Unter diesem schwa­chen Verkehr leidet auch die Schlepp­sschiffahrt sehr. Es ist keine Seltenheit, daß die Schiffe oft tagelang warten müssen, bis ein Schleppzug komplettiert ist.

Der Kohlenverkehr war ebenfalls nur sehr schwach. Dieses ist, abgesehen von dem ge­ringeren Absatz, in erster Linie auf den Um­stand zurückzuführen, daß die Reichsbahn den Ausnahmetarif, der für die Kohlenverladungen von den Zechen nach den Häfen gilt. nicht ermäßigt hat, im Gegensatz zu der sonstigen Frachtherabsetzung der Eisenbahn. Dadurch hat sich der Frachtvorteil, den früher die Schiffahrt hatte, zugunsten der Eisenbahn verschoben. Die Folge davon ist, daß ein großer Teil der Kohlen, der früher auf der Wasserstraße befördert wurde, auf die Eisenbahn abgewandert ist. In Schiffahrtskreisen macht man alle An­strengungen, die Reichsbahn zu veranlassen, auch den Ausnahmetarif(6u) zu ermäßigen und damit das alte Verhältnis wiederherzu­stellen.

Kindesleiche gefunden

Gestern morgen wurde im Römerpark ein Karton gefunden, in dem eine schon stark in Verwesung übergegangene Kindesleiche verpackt war. Es handelt sich anscheinend um die Leiche eines ausgetragenen Kindes, das gleich nach der Geburt getötet wurde.

zeigen nochmal einen Ausschnitt aus dem dies­jährigen kölschen Karneval. Zunächst sieht man 2 Präsidenten, den Chef der Kölner Regierung, Herrn Elfgen, wie er ordengeschmückt und mit all der Liebenswürdigkeit, die ihm eigen ist, die Ehrung der Funken entgegen­nimmt und den Funkenfürsten, Professor Dr. Schneider=Clauß.

Darunter wird das gute Einvernehmen zwi­schen der Schutzpolizei und den Karne­valssoldaten verdeutlicht: die biederen Tschako­träger staunen ob des netten Tones, der sich da zwischen den beiden Funkenoffizieren kundtut.

Die unteren Bilder schließlich, na, da braucht man eigentlich nichtszu sagen, oder doch nur das eine: Kölns Jugend ist auf dem Posten.

18.

Vier Schwerverletzte

Vom Samstag und Sonntag sind neun Ver­kehrsunfälle gemeldet, bei denen zwei Motor­radfahrer beteiligt waren. Vier Personen wur­den schwer und drei leicht verletzt. In den übri­gen Fällen entstand Sachschaden.

Einbrecherkarneval

Bei einem Einbruch an der Bottmühle er­beuteten Einbrecher Tapeten und Stoffe.

In der Nacht zum Sonntag wurde in einem Büro auf dem Hansaring ein Einbruch verübt. Der leere Geldschrank wurde aufgeschweißt, Schränke und Pulte erbrochen. Was gestohlen wurde, steht nicht fest.

Für etwa 100 M. Werkzeuge wurden bei einem Einbruch in eine Schreinerwerkstätte an der Krefelder Straße gestohlen.

Bei einem Wohnungseinbruch auf dem Holz­markt wurden Kleider und Wäsche im Werte von500 M. gestohlen.

Auf der Deutzer Freiheit wurde aus einem Lagerraum eine Handtasche mit 118 M. ent­wendet.

Aus dem unverschlossenen Hausflur einer Möbelhandlung in der Sternengasse wurde eine Küche im Werte von 350 M. gestohlen.

In der Nußbaumer Straße, auf der Hohen Pforte und in der Brüsseler Straße wurden Schaufenstereinbrüche ausgeführt. Was gestoh­len ist, steht noch nicht fest.

Wäsche, Wein und Eingemachtes erbeuteten Einbrecher bei Kellereinbrüchen in der Mainzer Straße und in Köln=Dellbrück.

Am Sonntag wurden wieder mehrere unbe­aussichtigt auf der Straße stehende Autos er­brochen und bestohlen.

Schüsse im Wirtshaus

In der vergangenen Nacht entstand in einer Gastwirtschaft auf dem Blaubach eine Schlä­gerei, in deren Verlauf mehrere Schüsse abge­geben wurden. Ein 28jähriger Arbeiter aus der Färbergasse erhielt einen Schuß in die rechte Brustseite. Seine Verletzung soll nicht lebens­gefährlich sein. Nach Angaben von Zeugen soll der Wirt den Schuß abgegeben haben.

Verkehrsunfall

Samstag mittag wollte in der engen Foller­straße ein Lastkraftwagen einem anderen Fahr­zeug ausweichen. Ein alter Mann, der gleich­zeitig des Weges kam und einem Kind aus­weichen wollte, wurde dabei auf dem Bürger­steig vom Kotflügel des Lastkraftwagens er­faßt und so unglücklich zu Boden ge­schleudert, daß er mit dem Hinterkopf auf den Bordstein fiel. Dabei gingen ihm das Vorder= und Hinterrad des Autos über Beine und Hüfte hinweg. Der Herr erlitt schwere Ver­letzungen am Kopf und innere Quetschungen. Nur dem glücklichen Umstande, daß der Last­wagen unbeladen war, ist es zu verdanken, daß er mit dem Leben davonkam.

aus Köln=Ostheim gelandet. Ob Selbstmord oder Unglücksfall vorliegt, steht noch nicht fest. Die Leiche hatte Papiere, Uhr und Geldbörse noch bei sich. Sie hatte etwa vier Wochen im Wasser gelegen.

Das ist die viert= Leiche, die in diesem Jahre im Kölner Hafengebiet gelandet wurde.

* Schauspielhaus. In der Erstaufführung der Ko­modieDas Kamel geht durch das Nadel­öhr von Frantisek Langer wirken mit: Phoebe

Monnard Anna Nolewska, Friedl Münzer, Elvira Erdmann, Friedrich Krahmer, Alfred Wehle, Paul Senden, Heinrich Goetz, Walter Korth, Willi Um­minger.

Wetter bis morgen

Trauriger Rekord

Heute morgen wurde im Kölner Rheinau­Hafen die Leiche eines 40jährigen Arbeiters

Es willsprühen

Meist bewölkt bei Winden aus West bis Nordwest, z. T. trüb, neblig mit Neigung zu Sprühregen, mild. In der südlichen Rheinpro­vinz vorerst noch trocken und meist heiter. Köln Flughafen Maximum plus 6,0 Grad, Minimum minus 4,0 Grad Celsius.