Kölner

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Lokal-Anzeiger

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Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung

Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln, Rheinische Volkswacht Lokal-Anzeiger für die Erft- Mülhelmer Volkszeitung- Lokal-Auzeiger für den Kreis Vergheim

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Wöchentlich 12 Ausgaben.

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A4 J. wöschierte anzeigen 8 J, S

Nr. 414 Donnerstag, 3. Sept. 1931

Beilagen: Der Sonnta# Frau in Familie und 2 Rundfunk=Nachrichten, Reise Scholle,

1g. Der Sport, Die bunte Welt, Die Volksgemeinschaft, Für unsere Kinder,

Heimat und Welt,

und Wochenend, Musik, Die illustrierte Beilage zur Ausgabe B.

Abend=Ausgabe

Jahrg. 40.

Lächerliche Ausgaben

Amerika spricht mit Nachdruck gegen eine Verschiebung der Abrüstungskonferenz

WTB Washington,.Sept. Zu der Gen­fer inzwischen aus Kreisen der französischen Delegation dementierten Meldung, daß Frankreich den Aufschub der Abrüstungskonfe­renz beantragt habe, wurde von Unterstaats­sekretär Castle erklärt, man halte es hier nach wie vor für äußerst wichtig, daß die Konferenz zum vereinbarten Termin stattfindende und endlich die lächerlichen Ausgaben für Rüstungen eingeschränkt werden.

Castle betonte weiter, das amerikanische Volk würde einen Aufschub nicht verstehen und die psychologische Folge wurde Enttäuschung und das Schwinden jeder Aussicht sein, mit Europa am Friedenswerk zusammenzuarbeiten. Die amerikanische Regierung würde eine offi­zielle Benachrichtigung von einem Aufschub der

Konferenz mit möglichster Betonung des Mißfallens beantworten. Sollte der Ter­min wirklich verschoben werden, so sei gar nicht abzusehen, wann jemals wieder ein Termin ver­einbart werden könnte.

Flottenabrüstung

WTB London,.Sept. Beim Foreign Office ist eine Abschrift der Note eingegangen, die Frankreich an Italien gerichtet hat und in der neue Vorschläge als mögliche Grundlage für die Wiedereröffnung von Verhandlungen über Flottenbeschränkungen gemacht werden.

Reuter berichtet aus Genf, die Tatsache, daß die Initiative von französischer Seite erfolgte, scheine darauf hinzudeuten, daß Frankreich be­reit ist, seine Haltung zu ändern, sei es mit Bezug auf die Art oder den Zeitpunkt der Er­setzung seiner Tonnage.

währung von Umzugskostenbeihilfen, Woh­nungsinstandsetzungsbeihilfen, Wohnungsbe­schaffungsbeihilfen und Amzugsentschädigungen ist die Genehmigung des Ministers erforderlich.

Bei den äußerst geringen Mitteln kann mit der Zustimmung des Ministers zu Anträgen nur in solchen Fällen gerechnet werden, in de­nen ein unabweisbares, nicht aufschiebbares dienstliches Bedürfnis zu befriedigen ist oder in denen durch die Ausgabe an einer Stelle Ersparnisse an anderer Stelle eintreten wer­den. Aus vorsorglichen Gründen müssen daher die Anträge bereits vor der Anordnung von Maßnahmen, z. B. zur Freimachung von Woh­nungen, gestellt werden.

Aus Ersparnisgründen hat sich der Minister des Innern ferner gezwungen, gesehen, eine Anzahl der festgesetzten Lehrgänge beim Poli­zeinstitut für Technik und Verkehr ausfallen zu lassen.

Im Tager Hitlers brennt es

Harte Differenzen in Braunschweig

Der frühere nationalsozialistische braun­schweigische Minister Dr. Franzen und der Führer der nationalsozialistischen Landtags­fraktion Groh haben sich gegen die Hitler­diktatur aufgelehnt und sind aus der NSDAP ausgetreten.

Es ist schon ein richtiges Theaterspiel, was in Braunschweig getrieben wurde. Dr. Fran­zen, ehedem preußischer Amtsrichter, der ein Disziplinarverfahren wegen seiner national­

sozialistischen Betätizung zu erwarten hatte, loh in die Arme Hitlers und nach Braun­chweig. Dort wurde er von Hitler zum braunschweigischen Minister bestimmt. Willig beugte er sich der Hitlerdiktatur um der per­sönlichen Vorteile willen.

Ueber seine Regierungsweise ist nur zu be­richten, daß er es verstanden hat, in Braun­schweig eine nationalsozialistische Diktatur auf­zurichten, Parteibuchbeamte unterzubringen. Dann kam der bekannte Franzen=Prozeß, wel­cher dem Charakterbild des braunschweigischen Ministers die letzte Bemalung gab.

Franzen fühlte seine Position wanken und suchte nach einemehrenvollen Abgang. Er wollte, wie er sagte, nicht längerVollzie­hungsbeamter der Brüning=Diktatur sein, legte sein Amt nieder, blieb dennoch im Amte, bis er vor kurzem erst bekannt gab, daß er sich als Rechtsanwalt in Kiel niederlassen wolle.

Nun war für die braunschweigische NSOAP guter Rat teuer. Eigentlich hat ja Franzen mit seiner Erklärung die Tür für jede weitere Regierungsbeteiligung der Nationalsozialisten in Braunschweig zugeschlagen. Jedoch Adolf Hitler wußte genau, was er seinen deutsch­nationalen Bundesgenossen zumuten durfte. Am Montagabend fand in Braunschweig auf Einladung der Nationalsozialisten eine Be­sprechung zwischen diesen und den Regierungs­koalitionsfreunden statt. Die Nationalsozia­listen ließen durch den Gauleiter Rust aus Hannover erklären, daß sie infolge der neuen Ländernotverordnung des Reichspräsidenten sich nicht ausschalten lassen könnten und wünschten, auch weiterhin durch einen Mi­nister in der Regierung vertreten zu sein. Wer als neuer Minister der NSDAP in Frage käme, bestimme Adolf Hitler allein. Es sei aber nicht ausgeschlossen, daß Herr Rust dafür ausersehen werde.

Damit ging der Krach in der NSOAP Braunschweigs los. DieLegalen kamen in Streit mit denIllegalen". Während der Gauleiter Rust in einer Massenkundgebung erklärte, man müsse die Macht in Braunschweig für die Partei ausnutzen, hat der Abgeordnete Groh als Fraktionsführer der RSDAP öffentlich mitteilen lassen, daß die National­sozialisten keine Veranlassung hätten, sich weiter an der braunschweigischen Regie­rung zu beteiligen. Nach wie vor gelte die Erklärung Dr. Franzens vom 7. Juli.

Sofort wurden auf Befehl aus Mün­chen dem Abgeordneten Groh sämtliche Aemter avgenommen. Adolf Hitler desavouierte nicht nur Herrn Franzen, sondern auch Herrn Groh. Damit hat er gleichzeitig

wieder einmal die aktivistische Richtung in der gesamten RSDAP bloßgestellt.

Franzen und Groh haben aus diesem Grunde ihren Austritt aus der Nationalsozialisti­schen Deutschen Arbeiterpartei erklärt. Sie lehnen sich gegen die Hitler=Dik­tatur auf. die ihnen solange gefiel, als sie durch sie zu Macht und Würden gelangten, die ihnen in demselben Augenblick mißfiel, als Hitler jede Rücksicht aufVerdienste und per­sönliche Freundschaft fallen ließ.

Wenn sich nun Franzen von der Partei, also auch von Adolf Hitler, trennt, muß er auch seine Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion aufgeben. Wohin will er sich nun wenden? Man darf annehmen, daß der häusliche Streit im nationalsozialistischen Lager Braunschweigs weitere Kreise ziehen wird.

Die NSOAP=Presse ist ziemlich kleinlaut. Wie soll man es auch denrauhen Kämpfern. Adolf Hitlers begreiflich machen, was sich wieder hinter den Kulissen abspielt.

Auch die polizei soll sparen

Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat der Preußische Minister des In­nern durch mehrere Runderlasse an die Poli­zeibehörden Vorsorge getroffen zu einer beson­ders sparsamen Bewirtschaftung der Mittel bei den Fonds. Sowohl zur Verausgabung höhe­rer Beträge als auch bis auf weiteres zur Ge­

Wo istRautilus?

WTB Oslo,.Sept. Nach einer Zeitungs­meldung aus Longyeartown auf Spitzbergen will die Schiffsleitung des norwegischen Kohlen­dampfersIngertre, der dort gestern eingelaufen ist, am 1. September nachts um 21.50 Uhr Signale aufgefangen haben, die sie nicht zu ent­ziffern vermochte, von denen sie aber annimmt, daß sie von dem UnterseebootNautilus stammen.

Die Oeffentlichkeit in Norwegen ist über das Schicksal derRauliius stark beunruhigt. Die drahtlose Station auf Bergen hat bisher noch keinerlei Nachrichten empfangen. Sechs norwegische Radiostationen, darunter die auf Spitzbergen, Jan Meyen und auf der Bären­insel, haben den Auftrag, mit dem Unterseeboot Verbindung zu suchen.

DieNautilus ist in der Lage, 96 Stun­den unter Wasser zu bleiben.

Der norwegische Gelehrte Helland Hansen, der Professor der Ozeanographie und Sachver­ständiger für Radioübermittlung für Untersee­bootdienste ist, hat sich dahin geäußert, daß bis­her noch kein besonderer Grund zur Beunruhigung über das Schicksal derNautilus vorliege.

Konzession an die Straße?

Verhaftungen in Spanien

WTB Paris,.Sept. Havas berichtet aus Madrid, daß heute nachmittag drei weitere ehemalige Mitarbeiter Primo de Riveras ver­haftet worden seien und zwar die Generäle Navarro, Celada und Cavalcanti. Die ge­nannten Offiziere werden nach Madrid über­geführt. Der Untersuchungsausschuß hat be­schlossen, sämtliche Minister und Unterstaats­sekretäre der Diktaturzeit verhaften zu lassen also alle Persönlichkeiten, die wähernd dieser Periode Dekrete unterzeichnet haben.

PONCET

ir deutsch=österreichische Zollunionverschoben"..

Francois=Poncet:Messieurs Curtius und Schober, warten Sie. bis der Schneckenexpreß Europa=Union kommt.

Kreditpolitik

Die Erklärung des Reichsbankpräsidenten Dr. Luther in der letzten Zentralausschußsitzung be­züglich der neuen Reichsbankpolitik bedeutet im Grunde eine neue Kreditpolitik.

Danach sollen die bisherigen Bank=, Buc­oder Bankkontokorrentkredite in Diskontkredite umgewandelt werden. Voraussetzung ist aller­dings dabei, daß diese Kredite sich auf tatsäch­liche Handelsgeschäfte gründen. Die Umwand­lung hat also den Zweck, an die Stelle von Finanzwechseln jetzt Warenwechsel zu setzen.

Durch diese Maßnahmen wird zweierlei er­zielt: Einmal wird der Lombardkredit, der insbesondere auf die Abwicklung des Geld­verkehrs zum Monatsende drückt, zurückge­drängt, und dann wird der Kredit selbst ver­billigt.

Von diesen Wirkungen erwartet man in wei­terer Folge eine Entlastung der Reichsbank von Buchwechseln gegen echte Handelswechsel, und eine Erleichterung der Wirtschaft in allen ihren Teilen zwecks Erlangung von Kredit, und zwar nicht zu dem hohen Lombardsatz, sondern zu dem niedrigeren Dis­kont.

So hat man denn auch aus den Erklärungen des Reichsbankpräsidenten vernommen, daß sei­tens der Reichshauptbank an die Reichsbank­stellen im Lande die Anweisung ergangen sei, jeden guten Handelswechsel, der als reichs­bankfähig anzuerkennen sei, zu verwerten.

Die Bestimmungen bezüglich der Reichs­bankfähigkeit sind so streng, daß man nicht zu befürchten braucht, daß aus dieser Maß­nahme, die eine vollige Umkehr von der bis­herigen kreditpolitischen Linie darstellt, wirt­schafts= oder gar währungspolitische Schwierig­keiten erwachsen könnten.

Reichsbankfähig ist sein Wechsel nur dann, wenn er ein echter, also auf Grund eines Güteraustausches entstandener Handelswechsel ist, der drei erstklassige Unter­schriften tragen muß. Außerdem muß die Kre­ditfähigkeit und Kreditwürdigkeit des durch den Wechsel Verpflichteten entweder notorisch sein oder vollkommen einwandfrei nachgewiesen werden.

Richtig ist, daß die neuen Maßnahmen den deflationistischen Tendenzen zuwiderlaufen, weil eine völlige Abkehr von der bisherigen Kre­ditrationalisierung erfolgt; aber das Entschei­dende ist, daß diese neue Kreditpolitik all den­jenigen Bestrebungen ein Ende macht: die gerade in letzter Zeit mehr und mehr auch in der Oeffentlichkeit hervortretend auf die Propagierung einer neuen Binnenwährung, einer Inlandsmark oder ähnliches hinausliefen.

Was der Wirtschaft jetzt, und zwar schon in Vorsorge für die Ueberwinterung der kommenden Wintermonate not tut, ist zweierlei; einmal billigeres Geld, und zum zweiten eine Verbesserung der Liquidität. Für die Erreichung dieser Ziele sind durch die jüng­sten Maßnahmen der Reichsbank wertvolle, und, wie man hoffen darf, auch erfolgverspre­chende Voraussetzungen geschaffen wor­den.

Die Zahnärzte

WTB Budapest,.Sept. Heute nachmittag begannen die ersten wissenschaftlichen Veranstal­tungen des Zahnärztekongresses. Eine Englän­derin und ein Italiener sprachen über die Be­deutung der Zahnfäulnis und die Vorbeugungs­möglichkeiten. Es wurde ferner eine wissen­schaftliche und eine dentistische Fachausstellung eröffnet, an der von deutscher Seite die Pro­fessoren Bruhn und Lindemann aus Düsseldorf und Professor Simons aus Berlin mit kiefer­chirurgischen Präparaten bzw. Zahnregulie­rungsarbeiten beteiligt sind. Morgen vormit­tag werden die wissenschaftlichen Vorträge fort­gesetzt. Die Beratungen des ersten internatio­nalen stomatologischen Kongresses dauern bis zum 7. September. Dann werden verschiedene Ausflüge in die Provinz unternommen.