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Amtlicher Anzeiger für den Stadtausschutz Duisburg. Offizielles Blatt der Westdeutschen Binnenschiffahrts-Berutsgenossenschaft.

Nr. 55. Mittwoch, den 31. Jannar.

Täglich 2 mal und Sonntags erscheinend.

Tmisburg am Abein. 1912.

elhte 15 Redaktion 141, 6286.

Cauas ur Kungrn=Knadtue sur de. Aluag=kstgabe Kaurstae I Uhr ebandt, sur de Rtend lictgache selchne 13 Ur mitagt Für Aufatun un Anzeigen un Srtiuat Antgin eir u Kilauen

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Diese Mittagausgabe unfaßt s Seiten.

Neueste Drahtmeldungen.

Reichsländischer Landtag.

aws Straßbura i.., 30. Jan. In der zweiten Kammer des Landtages drachte der Unterstaatsselretär Ködler den Etat für das Jahr 1912 ein, wobei er auf die Rotwendigkeit einer Steuerreform hinwies. Zum Schluß teilte er mit, daß von der letzten Rate von 425 000A, die für den Ausban der Hobkönigsburg bestimmt war, 56 000 Mark unverdraucht an den Staat zurückgelangt sind.

Graf Aehrenthal.

ooff. Wien, 31. Jan. Ueber das Befinden des Gra­ten v. Aehreutdal wurde folgendes Bulletin verössentlicht: Der siederhafte Instand von vorgestern scheint desinitio abgelausen zu sein und die Besserung ist derart, daß von der Ausgabe von Bulletins bis auf weiteres abgesehen werden kann.

Dr. Ebenhoch.

owde Wien, 31. Jan. Der frühere Ackerbauminister Dr. Ebenhoch ist gestern mittag gestorben.

Die Lage in Differdingen.

Disterdingen. 31. Jau. Fast alle Ausstäu­bigen haben die Arbeit wieder ausgenommen. Die Bahn­arbeiter erhalten eine tägliche Lohnerhöhung von 25 J: die Möllereiarbeiter eine monatliche Prämie von 9 MA. Das Militär ist teilweise wieder abgesahren. Die Regie­rung erklärt, daß ein Ausweisungsbesehl an die Italiener ergeben werde.

Aus der Senatskommission.

spo Paris, 31. Jan. Senator de Freyeinet ist zum Vorsitzenden der Senatskommission für das Heer, Cuvinot zum Vorsitzenden der Senatskommission für die Flotte ge­

wählt worden.

Kosten für Marokko.

9. Paris, 81. Jan. Der Ministerrat genehmigte die Vorlage eines Gesetzentwurses, der für das Budget 1911 nachträgliche Bewilligungen für die militärischen Handlungen in Marokko in der Höhe von 58 Mill. Fr. vorsicht.

Zwischenfall in der Deputiertenkammer.

ows Paris, 31. Jan. Als der französische General­resident in Tunis, Alavetite, in Beantwortung einer Iu­lerpellation in der Devutiertenkammer über die Konzeisio­nen in Tunis in der Kammer die Haltung der Regierung rechtfertigte, wurde er plößzlich von Unwohlsein ergrifsen und sank auf der Tribüne zusammen. Die Sitzung wurde ausgehoben. Alavetite konnte einige Zeit darauf, von Aerzten gestützt, den Saal verlassen.

König Nikolaus' Antrittsbesuch.

ows Cetinje. 31. Jan. König Nikolaus ist gestern trüh mit seinem jüngsten Sohne, dem Prinzen Peter, und dem Minister des Aenßern nach Petersburg abgereist, um dem russischen Hose seinen ersten Antrittsbesuch als Kö­nig von Montenegro abzustatten. Der König sandte, als er in Cattaro österreichischen Boden betrat, an Kaiser Franz Joses ein in Worten wärmster Suezpathie abgesaß­ies Begrüßungstelegramm.

Der Zar und Tolstois Witwe.

g. Petersburg, 31. Jan. Der Witwe Leo Tol­tois ist vom Kaiser eine jährliche Peusion von 19900 Rubel ausgesetzt worden.

Der Krieg um Tripolis.

este Beughafi, 30. Jan. Eine Abteilung italieni­scher Kavallerie, die sich auf einem Erkundungsritt besand, hatte gestern einen Insammenstoß mit einigen hundert Bedninen. Die Beduinen wurden mit Verlusten in die Flucht geschlagen, die Italiener hatten keine Verluste. Verringerte Flottenvermehrung.

ate Washington, 31. Jan. Gemäß dem Sparsam­keitsprogramm der demokratischen Partei hat sich eine Versammlung der demokratischen Mitglieder des Reprä­sentantenhauses vorgestern abend gegen jede Flottenver­mehrung während der jetzigen Parlamentssession ausge­sprochen. Dadurch wird das Programm von zwei Schlacht­schissen im Jahre, das von den Republikanern seit der Präsident chaft Roosevelts stets eingehalten worden war, durchbrochen.

Revolution in China.

aft: Kuldscha, 30 Jan. Eine nach Dschiuhno ent­sandte Abteilung der Ausständischen hat die Regierungs­truppen geschlagen. Letztere hatten viele Tote und Ver­wundete, während die Ausständischen nur einen Toten und sieben Verwundete verloren.

Die Erneuerung des Dreibundes.

Wenn es mit den eigentlich bindenden Abmachungen über ein neues Dreibundsverhältnis auch noch Zeit bat bis zum nächsten Jahre erst im Jahre 1914 läust die letzte Verlängerung ab, so bedeuten doch offenbar die Wochen einen wichtigen Schritt zur Erneuerung des Bündnisses, soweit Italien Teilhaber daran ist. Und eigentlich handelt es sich ja auch nur um Itallen, denn daß das deutsch=österreichisch=ungarische Bündnis mensch­licher Voraussicht noch das Jahr 1914 überdauern wird, daran zweifelt niemand.

eben Italien! In Deutschland wie in Oester­reich=Ungarn besteht in weiten Kreisen der wohlbegründete Eindruck, daß Italien sich bisher zwar die Vorteile des Bündnisses in vollem Maße zunutze gemacht hat, daß es dagegen die aus dem Geist des Bündnisses entsoringenden Veroflichtungen sehr leicht genommen hat. Deutschland bat in den zehn Jahren, seitdem der jetzige Vertrag läuft, bei keiner irgendwie wichtigen Aktion Italiens Unter­stutung erhalten. Durch seine Mittelmeerinteressen ge­bunden, hat dieses vielmehr steis an der Seite von Deutschlands erklärten Gegnern gestanden. Und gegen seinen anderen Bundesgenossen Oesterreich=Ungarn hat

Die stalsenische, Fern,einen latenten Grenztrieg gefübrt.

.5altenische Bevölkerung erging sich zeitweise in den

bar. Die Re­

stets Korrektbeit, aber

17: nichts, um den Irredentismus und sonstige Aus­wüchse wirksam zu beschneiden. So hat sie jetzt sogar zu­

Des se ohne Zweisel in der Lage war zu ver­

dem im Jahre 1882 wegen eines Mordanschlages auf Kaiser Franz Josepl

unflätigsten Beschimpfungen gegen den Nachba gierung in Rom markierte zwar steis Korre

sie tat

Linssling Hoarsaus Deserteur und Irredenisten­

ein Heu#sr##nk, welch echt lateinischer Rame!

Denkmal errichtet wird.

wicheinagert nen sich weder in Deuschsend noch in Cester­

Zialien arn sie einem Zweifel darüber hingegeben, daß

Fan# dem Bundesverhältnis stets den größeren Ruten haben werde. Doch nahm man Italien se wit,

ißhe ee kut dnurchte dir untelicher danel auch für die beiden anderen Partner erwachsen konnte. Aber auch dieser war höchst fraglich geworden, seitdem Italten, d. b. die italienische Bevölkerung immer offsener mit Frankreich sompatbisierte. Das ging zuletzt soweit, daß fraglich wurde, ob sich die Aufrechterhaltung des Bündnisses mit Italien noch mit dem politischen Ehrgefühl des deutschen Volkes vereinbaren lasse. Das Bünduis war innerlich hobl und zur Lüge geworden. In Frank­reich lachte man darüber, und in England lächelte man. Unter diesen Umständen hätte die Mehrbeit des deutschen Volkes eine Erneuerung des Bündnisses, soweit es auf seine Meinungsäußerung ankommt, kalt von sich gewiesen.

Die Reichsregierung dagegen steuerte einen anderen Kurs. Sie schien Italien auf alle Falle im Bundes­gebege festhalten zu wollen. Sein Ausscheiden wäre ihr wobl, wenn auch nicht als ein Gewinnentgang, aber doch als ein Verlust erschienen, und zwar als ein Prestige­Verlust. Ob diese Rechnung richtig war oder nicht, hätte sich später zeigen müssen. Mittlerwelle aber ist sehr plöp­lich ein vollständiger Szenenwechsel eingetreten.

Zwischen Rom und Paris sind einige Drähte zerrissen. Die Italiener fanden es nachgerade doch wenig freund­lich von Frankreich, daß dieses den Türken erlaubte, Tunis zu einer Art Operationsbasis gegen die italie­nische Armee in Trivolis zu machen. Ihre bekannten Gegenmaßregeln führten zu bestigen Presseerörterungen und beträchtlicher Erregung hüben und drüben. Man ist eben dabei, sich wieder zu berubigen, und es wäre irr­tumlich anzunehmen, daß dielateinische Freundschaft nun auf ewig gestört wäre. Aber der Fall dat doch be­wirkt, daß den Italienern wieder einmal der große Wert einer Anlehnung an die Kaisermächte zum Bewußtsein ge­kommen ist. So findet sich setzt urplöszlich eine auffallende Uebereinstimmig der namhafteren Politiker Italiens da­hin, daß der Dreibund erhalten werden müsse, und daß eine Aenderung in der Gruppierung der Mächte einen bewaffneten Konflikt hervorrufen müsse.

Die Einsicht ist ja recht schön, aber sie vermag in Deutschland so ohne weiteres keinen Eindruck zu machen. Man hat in Frankreich offenbar Grund zu der Annahme gehabt, daß Italien sich nun auch offen rom Dreibunde lossagen werde, denn sonst würde sich jetzt die Enttau­schung nicht so offerherzig äußern. Den Grund kann nur Italien selbst gegeben haben. So wenig aber solche fran­zösisch=italienischen Zwischensälle sich von Zeit zu Zeit zur Förderung der Dreibundsstimmung in Italien ver­anstalten lassen, so gering ist die Garantie, daß Italien, wenn erst das Bündnis verlängert ist, nicht wieder in seine Dreibundverdrossenheit zurückfällt. Wenn also auch die Regierungen in Berlin und Wien vielleicht geneigt sind, das Eisen zu schmieden, da es gerade beiß ist und damit nicht ein anderer es schmiede, so kann eine Erneue­rung des Bändnißes beim deutschen Volk auf eine gute! Aufnahme nur dann rechnen, wenn Italien irgendwie Garantten dagegen gibt, daß dieser Dreibund durch seine Schuld noch einmal zum Gesoött Eurovas wird Seine der Verwirklichung nahen Tripolis=Hoffnungen werden ihm das bis zu einem gewissen Grad erleichtern.

Stimmungsbild aus dem Landtag.

Herr Hirsch

erhielt dadurch nur die erwünschte Anknüpfung für den Vortrag seines Materials, das die Dopveltaktik der Zentrumspartei entbüllte. Was er über deren Wahlab­machungen mit der Sozialdemokratie und besonders auch über die angebliche Privatmannseigenschaft des Herrn Müller=Fulda aus den soztaldemokratischen Akten zum besten gab, versetzte, obgleich man das ja alles vor­her schon wußte, das Haus in eine bewegte Stimmung. Im übrigen sprach Herr Hirsch zwar außerordentlich lange, aber er ist der Gemäßigten einer, so daß man schon auf Herrn Liebknecht wird warten müssen, bis man den richtigen Genossenton zu genießen bekommt.

Morgen wird an erster Stelle Dr. Friedberg den Standpunkt der Nationalliberalen zum Ausdruck bringen, und es ist zu vermuten, daß die Auseinander­setzung eine schärfere Form als beute annehmen wird. Das schwach besetzte Haus wurde von Herrn=von Erffa in ruhiger Art geleitet und es ist schon jetzt zu ersehen, daß Lonslikte, wie sie sein Vorgänger mit den Sozial­demokraten hatte, möglichst vermieden werden. Schon die Anregung des Präsidenten, den abgeschafften Se­ntorenkonvent, natürlich unter Teilnahme der so­zialdemokratischen Fraktion, wieder ins Leben zu rusen, läßt in dieser Beziehung das beste erwarten.

Des Kaisers Dank.

nachstehenden an Erlaß des

Rescen

* Berlin, 30. Jan.

Die heuug Verhandlung im Abgeordnetenhause gab einen kleinen Vorgeschmack von den Auseinandersetzun­gen, die die Eratsberatung im Reichstag in zwei Wochen dem Lande bereiten wird. Zum erstenmal wurden bei der ersten Lesung des preußischen Erats keine Etats­reden gehalten, sondern es drebte sich die Aussprache le­diglich um die allgemeine, durch die Reichstagswahlen geschaffene innervolitische Lage. Das traf auch selbst auf die Rede des Wortführers der konservativen Partei zu. der die Etatberatung einleitete und in seinem ersten Satze ausdrücklich versicherte, daß er sich lediglich an den Erat halten und mit irgend welchen anderen Dingen nicht beschäftigen wolle. Mit einigen wenigen, knappen Sätzen ging

Herr von Pappenheim er ist seit der Uebernahme des Präsidentenamts durch Freiherrn von Erffa der führende Etatsorecher der Konservativen die Uebersicht des Staatshaushalts­etats in ihren einzelnen Teilen durch, aber nur, um zu einigen grundlegenden Punkten der Finanz= und Ver­waltungspolitik Ausgleichsfonds, Kohlensyndikat, Be­amtenunterstützungsfonds u. a. die Zustimmung seiner politischen Freunde zu erklären, und dann war er plötz­lich am Schlusse dieser Etatskritik, die nur die Einlei­tung hatte geben sollen zu dem eigentlichen Inhalt seiner Rede, der Lobpreisung der Reichsfinanzreform wegen ihrer Wirkungen auf die preußische Finanzwirtschaft und der Aufforderung an die Regierung, die durch die neuesten Vorgänge bedrohte Autorität des monarchischen Staates zu schützen. Diese Schlußfätze brachte Herr von Papvenheim in verstärktem Ton heraus, Satz für Satz vom Beifall der rechten Seite des Hauses begleitet, und gie von ihm mit keinem Worte ausdrücklich erwähnten Sozialdemokraten guittierten bei seinem Abgange von der Rednertribüne nur mit ironischen Gesten. Auch die kleinste Andeutung über das Verhalten der bürgerlichen Parteien im Wahlkampfe vermied der Führer der Kon­servativen.

Aber das Bild änderte sich sofort.

Unten am Podium stand der sozialdemokratische Ab­geordnete Hirsch mit einem dicken Notizenbündel und man hatte schon vor Beginn der Sitzung davon gehört. daß er dem Hause eine Vorlesung über die Wahltaktik des Zentrums bescheren würde. Natürlich konnte da von irgend einem Eingeben auf den Etat nicht die Rede sein. Vor ihm aber stand der Zentrumsmann auf der Rednerliste,

Herr Herold.

Auch von diesem nur wenige Sätze über Landwirtschafts­und andere Fragen aus dem Gesamtbilde des Etats: dann das A und 0 der Zentrumsbestrebungen und der Zentrumsvolltik, die Religion in der Schule, schlus daran ein leiser, schmerzlicher Vorwurf Handelsminister, der den Religionsunterricht Fortbildungsschule ablehnte; die Religion als

Mittel gegen den Umsturz.

Und dies war das Stichwori zu einer merkwürdigen Rede übe: den Wablkampf. Nicht eine Anklage= und Angriffsrede gegen die Sozial­demokraten, sondern fas ausschließlich eine scharfe, ge­reizte und bestige Polemik gegen die Parteien des bür­gerlichen Liberalismus und vor allem die Nationallibe­ralen, die Schuld selen an der roten Flut und die die Abmachungen mit dem Zentrum nicht gehalten, die Frimborn in Köln dätten fallen lassen. In der Be­kämpfung der Sozialdemokratie sei allein das Zentrum konsequent gewesen, und nun, die nachfolgende Rede des Sozialdemokraten vorausahnend, machte Herr Herold under andauernder beiterer Bewegung der Liberalen den

Versuch, die Taktik des Zentrums in der Wahlbewegung zu rechtsertigen. Das war natärlich eine unlösbare Ausgabe und. war natatlich eine enlösbarg

im An­an den in der einziges

DerReichsanzeiger veröffentlicht den Reichskangler gerichteten Kaisers:

Bei meinem Eintritt in ein neues Lebensjahr und zu dem voraufgegangenen 200jährigen Gedenktage der Ge­burt König Friedrichs des Großen sind mir aus den deutschen Landen und vom Ausland her zahlreiche Glückwunsche und Huldigungsgrüße zugegangen. Diese mannigsachen Kundgebungen treuer Anbänglichkeit haben mich mit aufrichtiger Freude und Dankbarkeit erfüllt. Nationale Gedenktage sind in unserer schnellebigen, von wirtschaftlichen und politischen Interessen und Gegensätzen beherrschten Zeit besonders wohltuend, denn sie nötigen dazu, in dem Hasten des werktägigen Lebens einen Augen­blick innezuhalten und einen Blick auf die Bergangen­heit zu wersen. Welche ungeahnte Entwicklung ist unserem Vaterlande beschieden gewesen, und wieviel Dank schulden wir den großen Männern, die sich in ernster Zeit als wahre Führer des Volkes erwiesen und es zur Erfüllung der ihm von der Vorsebung gestellten großen Aufgaben tüchtig gemacht haben! Was mein großer Ahn dem preußischen Staate durch sein Lebenswerk geleistet und welchen Einfluß sein unerreichtes Vorbild in Selbst­zucht, Arbeitsamkeit, Pflichttreue und Hingabe an das Vaterland auf die Charakterentwicklung und Erziebung unseres Volkes ausgeübt hat, das ist uns in diesen Tagen mit leuchtenden Farben in Wort, Schrift und Bild wie­der lebhaft vor Augen getreten.

Die herzliche Teilnahme und dankbareGesinnung, welche das Gedächtnis des großen Toten bei jung und alt im Lande ausgelöst hat, bürgt trotz mancher unlieb­samen Erscheinungen der Gegenwart dafür, daß Friedrichs Geist immerdar im preußischen Volke fortleben wird und daß, wenn es jemals nötig werden sollte, das von ihm überkommene Erbe an ideellen und materiellen Gütern vor Gefahr zu schützen, die deutschen Stämme sich einmütig um ihre Fürsten scharen und über allen Parteibader hinweg sich nur von dem einen frideri­cianischen Gedanken leiten lassen werden: Alles für das Vaterlandl. Von dem Wunsche erfült, allen, welche meiner in diesen Tagen mit treuem Gelöbnis und herzlicher Fürbitte gedacht haben, meinen wärmsten Dank auszusprechen, ersuche ich Sie, diesen Erlaß zur öffent­lichen Kenntnis zu bringen.

Berlin im Schloß, den 29. Januar 1912.

Gouverneurwechsel in Kamerun.

Der Gouverneur von Kamerun, Dr. Gleim, hat sich, wie aus Berlin gemeldet wird, aus Gesundheitsrücksichten gezwungen gesehen, seinen Abschied zu nehmen. An seiner Stelle ist der Geheime Oberregierungsrat und vor­tragende Rat im Reichskolonialamt Karl Eber­maier zum Gouverneur von Kamerun ernannt worden.

Der neue Gouverneur von Kamerun, Geh. Ob.=Reg.= Rat Karl Ebermater, stebt im 48. Lebensjahre. Er ist geboren in Elberfeld als Sohn eines höheren Justiz­verwaltungsbeamten, studierte in Marburg, Tübingen, Berlin und Bonn die Rechte und Staatswissenschaften, erhielt seine Ausbildung als Referendar im Bezirke des Oberlandesgerichts Köln und war als Richter vornehm­lich bei den Landgerichten Bonn. Elberfeld und kisen beschäftigt. 1897 trat Ebermaier zur Kolonial= verwaltung über, um zunächst etwa 8 Jahre lang als Oberrichter und Rechtsrat des Gouvernements von Deutsch=Ostafrika Verwendung zu finden. Ende 1902 ging er als Erster Referent und stellvertretender Gouverneur nach Kamerun. Von dort Ende 1904 zu­rückgekehrt, übernahm er zunächst für den ihn in Kame­run ablösenden späteren Gouverneur Dr. Gleim die Ge­schäfte des Dezernats für Kamerun und trat dann zur Finanzverwaltung der Kolonialabzeilung über. Dort sielen ihm das Referat für allgemeine Verkehrspolitik, für das er weltreichende wirtschaftspolitische Kenntnisse und Ersahrungen mitbrachte, sowie für grundsätzliche Ftats= und Finanzangelegenheiten zu. 1906 zum Wirk­lichen Legationsrat. 1909 zum Geheimen Oberregierungs= rat ernannt, hat Ebermaier seit dem Tode des Unter­staatsfekretärs Dr. Böhmer der Finanzabteilung des Reichskoloniglamtes, die er schon seit mehr als Jahres­frist vertretungsweise geleitet hatte, als Dirigent vor­gestanden.

Als Dezernent für Verkehrspolitik war Ebermaier auch Reichskemmissar für die Deutsche Kolonial=Eisen­babn=Bau= und Betriebs=Gesellschaft und wurde 1908 von Staatssekretär Dernburg u. a. in den Verwaltungs­rat der ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft delegiert In der gleichen Eigenschaft begleitete er 1908 bis 1909 den damaligen Unterstaatssekretär Dr. v. Lindequist auf seiner oktafrikanischen Reise, bei der die dortigen Hoch­länder auf ihre Besiedelungsfäbigkeit geprüft und die wirtschaftlichen Unterlagen für die Fortführung der Usam­barabahn ins Innere gesammelt wurden. Als erste Frucht dieser Reise dark die Kiltmandscharo­Eisenbahn in diesen Tagen ihrer offiziellen Eröff­nung entgegenseben.

Stadtverordnetensitzung zu Mülheim

Rubr.)

* Mülheim(Ruhr), 30. Jan.

Der heute nachmittag Uhr anberaumten Stadt­verordnetensitzung wohnten unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeister Dr. Lembke die Beigeordneten von Wedelstädt, Linnemann, Dietrich, Schacht, Dr. Walli, Helmich und Roßkothen, sowie die Stadtverordneten Herren Allekotte, Auberg. Barte, Dr. Ball, Herm. Becker

gen. Ulan. Jos. Bernhard, Karl Berns, W. Bischoff, Emil Böllert, Herm. Briem Ernst Coupsenne, Bilb Funke, Hermann Hausmann. Wilbelm Heelweg, Dr. W. Heinz, Heinr. Hoffmann. Franz Hagen. Karl Herm. Jötten, Geb. Kom.=Rat Kannengießer, H. Kapvenberg, Gustav Kaufmann, Aug. Kirchberg, Professor Dr. Kirchrath, W. Kolkmann, W. Korte, V. Langerbein, Herm. Leimann, Friedr. Lindermann, Gerbereibesitzer Heinr. Lindermann, H. Lohbeck, Kaufm. Herm. Mellinghoff. C. Nedelmann. H. Nicolal, C. Niederhoff, Fr. Pfeiffer H. Pieper Karl Roesch, Herm. Sander, Wilh. Schaaphaus, Friedr Schmitz, Dr. L. Schmitz, Herm. Thielen, J. Verpoort, Dr. Wage­ner, Wahn, Wienecke, Wilke, Georgi, Fritz Thyssen, Kornfeld.

Es fehlten mit Entschuldigung die Herren: Heckmann, Kom.=Rat Küchen. Dr. jur. Schmitz, K. Schmitz=Scholl, Kom.=Rat Gust Stinnes, Hugo Stinnes und Stens. Ohne Entschuldigung feblten die Herren: Buschhoff, Kliever und Joh. Wilb. Mellinahoff.

Beschlußfassung über die Gülti keit der im November und Dezember vor Jahres getstigten Wahlen zur Stadt­verordnetenversammlung. Der Herr Vorsitzende bemerkte, daß 16 Herren wieder= und 14 Herren neugewählt seien. einschließlich der Sturumer Stadtverordneten, deren Wabl ja im vorigen Jahre ungültig erklärt worden war Ein­spruch gegen die Wahl sei nicht erboben worden, so daß er vorschlage, die Wahlen für gältig zu erklären, womit das Kollegium sich einverstanden erklärte

Einführung der wieder= und nengewählten Stadt­verordneten. Die neu= und wiedergewählten Herren wurden vom Vorsitzenden, nachdem ihnen je ein Eremplar der Geschäftsordnung übermittelt wor, durch Handschlag an Eidesstatt für ihr Amt verpflichtet.

Wabl eines unbesoldeten Beigeordneten. Der Herr Oberbürgermeister teilte mit daß die Amtedaner des erstmalig am 22 Mai 1894 zum unbesoldeten Bei­geordneten gewählten und am 13. Februar 1900 sowie am 10. April 1906 wiedergewählten Herrn Bergwerksdirektor Helmich am 31 Juli d. J. ablaufe. Er beantragte, schon jetzt die Nerzwahl, die auf 6 Jahre zu erfolgen habe, vor­zunehmen, damit die allerhöchste Bestätigung rechtzeitig nachgesucht werden könne.

Herr Helmich wurde einstimmig wiedergewählt und wird er in derselben Reibenfolge wie bisber den Herrn Oberbürgermeister vertreten. d. 5. gleich nach den besol­deten Beigeordneten

Vornahme von Wahlen. Es wurden gewählt an Stelle des Herrn Fabrikanten Ernst Coupienne, weil dieser zum Stadtverordneten gewählt ist. Herr C. H. Denkhaus in den Stadtausschuß. In die Rechnungsrevi­sionskommission wurden die Herren H Barte, C. Berns und Gustav Kaufmann wiebergewählt. Die aus der Barkang gission ausscheidenden Herren Job Auberg, Herm. Sechker=Styrum. Herm Knüfermann u. W. Schaap­haus wurden wiedergewählt. In die Kommission für die sädtischen Gas=, Wasser= und Elek­trizitätswerke wurden wiedergewählt die Herren: Fabrikdirektor Giller Geb. Kom=Rat Kannengießer, Fabrikbes. E Roesch Dr. jur. Schmits, Huae Stinnes, in die Schlachthofkommission an Stelle des Herrn Och. der sein Amt wegen Krankbeit niedergelegt hat. Metz­germeister Möhlenbeck. In das Kuratorium der gewerblichen Fortbildungsschule Hermann Sander und Oberingenleur Bruhn. In den Ausschus zur Veranlagung der Gemeinde=Einkom­mensteuer wurde Rentner Georgi=Dümpten und als dessen Stellvertreter Steiger a. D Bruckmann=Heißen gewählt. Herr Kaufmann Heinr. Feldmann wurde an Stelle seines verstorbenen Vaters als Sachverständiger für die Abschätzung von Kriegsleikungen ge­wählt. Als Sochverstöndiger zur Abschätzung der auf polizelliche Anordnung verrichteten oder bei einer voli­zeilich angeo: dneten Desinfektion beschädig­ten Gegenstände wurden gewählt H Bever, E. Bierwirth, Heinr. Feldmann. Franz Hagen, Herm Nicolat, Heinr. Steinhaus und J. Stommel, in den Verwaltungs­rat der Gustav=Hanau=Stiftung die Herren Heinr. Hanau, Herm. Helmich Herm. Wilhelmi Here Fr. Müschenborn wurde als Schiedsmann für den 3. Bezirk Alt=Mülheim wiedergewählt, Herr Heistr. Heck­mann als Kellv. Schiedsmann für den 1. Bezirk in .=Styrum und Gustav Heckmann als Schiedsmann für Speldorf und Herm. Müller und Herm. Schäfer­dick als stellv. Schiedsmänner, in die Armen­kommission wurde Herr Bernhard wiedergewählt. Als Armenbezirksvorsteher, stellv. Armenbezirksvorsteher oder Armenpfleger wurden gewöhlt bezw. wiedergewählt die Herren: Armenbezirk 1 Alt=Mülheim: Herm. Schnel­der, stellv. Armenbezirksvorsteher Karl Kirschsink und H. Schneider als Armenpfleger: Armenbezirk 2 in Alt. Mal­heim: A. Portmann als stellv. Armenbezirksvorsteher,

3 Fallenschmidt, H Oebler, A. Portmann als Armen­pfleger: Bezirk 8 Alt=Mülheim: F. Schöller als Bezirks­vorsteher, Gust Klingenberger als dessen Stellvertreter, G. Hennig, G. Klingenberger ale Armenofleger: Bezirk4 Alt=Mülheim: W. Portmann als stellv. Bezirksvorsteher, H. Bernstein. W. Hilterbaus, I. Users als Armenoflegerz Bezirk: Wilh. Schauenburg als Bezirksvorsteber J. Behmerburg als stello Bezirksorsteher, W. Hollenberg, H. Hesselmann und Former Herm. Helmich als Armen­pfleger: 6. Bezirk: K. Junker als Bezirksvorsteber, E. Bergseld als dessen Stellvertreter, C. Pevomüller, E. Berafeld, C. Schröder als Armenpfleger:.Styrume A Andrae als Armenvfleger im 1. Bezirk, B. Kruff. W. Bischoff u. H. Brinkmann als Armenpfleger im 2. Bezirk; in Dümpten Hugo Feldmann als stellv. Vorsteber: in Heißen H. Stränger als kellv. Vorsteher und in Fulerum G. Lessau als Armenpfleger

Zu dieser Vorlage bemerkte der Vorsitzende noch, daß der Schiedsmann des Schiedsmannsbezirks,.=Broich be­antragt habe, den Bezirk zu teilen da er für einen Schiedsmann zu groß sei. Diesem Antrage dürste statt­zugeben und der Stadtbezirk.=Broich in zwei Schieds­mannsbezirke einzuteilen sein, und zwar so. daß der ös­aich der Luisen= und Grenzstraße gelegene den 1. und der westlich gelegene Teil=Broichs den 2. Bezirk bildet. 9 Für den neuzubildenden, also den 1. Bezirk, werde vorgeschlagen Lehrer Köhne als Schiedsmann und als dessen Stellvertreter Lokomotioführer a. D. Meyer. Beide haben sich zur Annahme bereit erklärt und da sie auch für das Amt geeignet sind, beantragte der Vorsitzende, unter Zustimmung zu der vorgesebenen Teilung des Be­zirks die Wahl vorzunehmen, welchem Antrage sattge­geben wurde.

Bei der Wabl eines Mitgliedes in den Stadtausschut stellte Herr Bischoff den Antrag, den Ausschus durch einen Herrn aus Styrum zu ergänzen, da Styrum doch ein großer Stadtteil sei, und dieses dem Volkswillen besser entsoräche.

Der Herr Vorsitzenbe bemerkte, daß die Wahlen doch nicht für einzelne Stadttelle vorgenommen würden.

Der von Herrn Bischoff gestellte Antrag auf Verte­gung dieser Angelegenbeit wurde mit großer Mehrheit abgelehnt und dann die Wahl nach Vorschlag der Verwal­tung getätigt.

Bei der Wahl der Bankommission schlug Herr Hoff­mann vor, jetzt endlich mai Bansachverständige in die

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