Geur. 1818.
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Nr. 55. Mittwoch, den 31. Jannar.
Täglich 2 mal und Sonntags erscheinend.
Tmisburg am Abein. 1912.
elhte 15 Redaktion 141, 6286.
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Diese Mittagausgabe unfaßt s Seiten.
Neueste Drahtmeldungen.
Reichsländischer Landtag.
aws Straßbura i.., 30. Jan. In der zweiten Kammer des Landtages drachte der Unterstaatsselretär Ködler den Etat für das Jahr 1912 ein, wobei er auf die Rotwendigkeit einer Steuerreform hinwies. Zum Schluß teilte er mit, daß von der letzten Rate von 425 000„A, die für den Ausban der Hobkönigsburg bestimmt war, 56 000 Mark unverdraucht an den Staat zurückgelangt sind.
Graf Aehrenthal.
ooff. Wien, 31. Jan. Ueber das Befinden des Graten v. Aehreutdal wurde folgendes Bulletin verössentlicht: Der siederhafte Instand von vorgestern scheint desinitio abgelausen zu sein und die Besserung ist derart, daß von der Ausgabe von Bulletins bis auf weiteres abgesehen werden kann.
Dr. Ebenhoch.
owde Wien, 31. Jan. Der frühere Ackerbauminister Dr. Ebenhoch ist gestern mittag gestorben.
Die Lage in Differdingen.
Disterdingen. 31. Jau. Fast alle Ausstäubigen haben die Arbeit wieder ausgenommen. Die Bahnarbeiter erhalten eine tägliche Lohnerhöhung von 25 J: die Möllereiarbeiter eine monatliche Prämie von 9 MA. Das Militär ist teilweise wieder abgesahren. Die Regierung erklärt, daß ein Ausweisungsbesehl an die Italiener ergeben werde.
Aus der Senatskommission.
spo Paris, 31. Jan. Senator de Freyeinet ist zum Vorsitzenden der Senatskommission für das Heer, Cuvinot zum Vorsitzenden der Senatskommission für die Flotte ge
wählt worden.
Kosten für Marokko.
9. Paris, 81. Jan. Der Ministerrat genehmigte die Vorlage eines Gesetzentwurses, der für das Budget 1911 nachträgliche Bewilligungen für die militärischen Handlungen in Marokko in der Höhe von 58 Mill. Fr. vorsicht.
Zwischenfall in der Deputiertenkammer.
ows Paris, 31. Jan. Als der französische Generalresident in Tunis, Alavetite, in Beantwortung einer Iulerpellation in der Devutiertenkammer über die Konzeisionen in Tunis in der Kammer die Haltung der Regierung rechtfertigte, wurde er plößzlich von Unwohlsein ergrifsen und sank auf der Tribüne zusammen. Die Sitzung wurde ausgehoben. Alavetite konnte einige Zeit darauf, von Aerzten gestützt, den Saal verlassen.
König Nikolaus' Antrittsbesuch.
ows Cetinje. 31. Jan. König Nikolaus ist gestern trüh mit seinem jüngsten Sohne, dem Prinzen Peter, und dem Minister des Aenßern nach Petersburg abgereist, um dem russischen Hose seinen ersten Antrittsbesuch als König von Montenegro abzustatten. Der König sandte, als er in Cattaro österreichischen Boden betrat, an Kaiser Franz Joses ein in Worten wärmster Suezpathie abgesaßies Begrüßungstelegramm.
Der Zar und Tolstois Witwe.
g. Petersburg, 31. Jan. Der Witwe Leo Toltois ist vom Kaiser eine jährliche Peusion von 19900 Rubel ausgesetzt worden.
Der Krieg um Tripolis.
este Beughafi, 30. Jan. Eine Abteilung italienischer Kavallerie, die sich auf einem Erkundungsritt besand, hatte gestern einen Insammenstoß mit einigen hundert Bedninen. Die Beduinen wurden mit Verlusten in die Flucht geschlagen, die Italiener hatten keine Verluste. Verringerte Flottenvermehrung.
ate Washington, 31. Jan. Gemäß dem Sparsamkeitsprogramm der demokratischen Partei hat sich eine Versammlung der demokratischen Mitglieder des Repräsentantenhauses vorgestern abend gegen jede Flottenvermehrung während der jetzigen Parlamentssession ausgesprochen. Dadurch wird das Programm von zwei Schlachtschissen im Jahre, das von den Republikanern seit der Präsident chaft Roosevelts stets eingehalten worden war, durchbrochen.
Revolution in China.
aft: Kuldscha, 30 Jan. Eine nach Dschiuhno entsandte Abteilung der Ausständischen hat die Regierungstruppen geschlagen. Letztere hatten viele Tote und Verwundete, während die Ausständischen nur einen Toten und sieben Verwundete verloren.
Die Erneuerung des Dreibundes.
Wenn es mit den eigentlich bindenden Abmachungen über ein neues Dreibundsverhältnis auch noch Zeit bat bis zum nächsten Jahre— erst im Jahre 1914 läust die letzte Verlängerung ab—, so bedeuten doch offenbar die Wochen einen wichtigen Schritt zur Erneuerung des Bündnisses, soweit Italien Teilhaber daran ist. Und eigentlich handelt es sich ja auch nur um Itallen, denn daß das deutsch=österreichisch=ungarische Bündnis menschlicher Voraussicht noch das Jahr 1914 überdauern wird, daran zweifelt niemand.
eben Italien! In Deutschland wie in Oesterreich=Ungarn besteht in weiten Kreisen der wohlbegründete Eindruck, daß Italien sich bisher zwar die Vorteile des Bündnisses in vollem Maße zunutze gemacht hat, daß es dagegen die aus dem Geist des Bündnisses entsoringenden Veroflichtungen sehr leicht genommen hat. Deutschland bat in den zehn Jahren, seitdem der jetzige Vertrag läuft, bei keiner irgendwie wichtigen Aktion Italiens Unterstutung erhalten. Durch seine Mittelmeerinteressen gebunden, hat dieses vielmehr steis an der Seite von Deutschlands erklärten Gegnern gestanden. Und gegen seinen anderen Bundesgenossen Oesterreich=Ungarn hat
Die stalsenische, Fern,einen latenten Grenztrieg gefübrt.
„.5altenische Bevölkerung erging sich zeitweise in den
bar. Die Re
stets Korrektbeit, aber
17: nichts, um den Irredentismus und sonstige Auswüchse wirksam zu beschneiden. So hat sie jetzt sogar zu
Des se ohne Zweisel in der Lage war zu ver
dem im Jahre 1882 wegen eines Mordanschlages auf Kaiser Franz Josepl
unflätigsten Beschimpfungen gegen den Nachba gierung in Rom markierte zwar steis Korre
sie tat
Linssling Hoarsaus Deserteur und Irredenisten
ein Heu#sr##nk, welch echt lateinischer Rame!
Denkmal errichtet wird.
wicheinagert nen sich weder in Deuschsend noch in Cester
Zialien arn sie einem Zweifel darüber hingegeben, daß
Fan# dem Bundesverhältnis stets den größeren Ruten haben werde. Doch nahm man Italien se wit,
ißhe ee kut dnurchte dir untelicher danel auch für die beiden anderen Partner erwachsen konnte. Aber auch dieser war höchst fraglich geworden, seitdem Italten, d. b. die italienische Bevölkerung immer offsener mit Frankreich sompatbisierte. Das ging zuletzt soweit, daß fraglich wurde, ob sich die Aufrechterhaltung des Bündnisses mit Italien noch mit dem politischen Ehrgefühl des deutschen Volkes vereinbaren lasse. Das Bünduis war innerlich hobl und zur Lüge geworden. In Frankreich lachte man darüber, und in England lächelte man. Unter diesen Umständen hätte die Mehrbeit des deutschen Volkes eine Erneuerung des Bündnisses, soweit es auf seine Meinungsäußerung ankommt, kalt von sich gewiesen.
Die Reichsregierung dagegen steuerte einen anderen Kurs. Sie schien Italien auf alle Falle im Bundesgebege festhalten zu wollen. Sein Ausscheiden wäre ihr wobl, wenn auch nicht als ein Gewinnentgang, aber doch als ein Verlust erschienen, und zwar als ein PrestigeVerlust. Ob diese Rechnung richtig war oder nicht, hätte sich später zeigen müssen. Mittlerwelle aber ist sehr plöplich ein vollständiger Szenenwechsel eingetreten.
Zwischen Rom und Paris sind einige Drähte zerrissen. Die Italiener fanden es nachgerade doch wenig freundlich von Frankreich, daß dieses den Türken erlaubte, Tunis zu einer Art Operationsbasis gegen die italienische Armee in Trivolis zu machen. Ihre bekannten Gegenmaßregeln führten zu bestigen Presseerörterungen und beträchtlicher Erregung hüben und drüben. Man ist eben dabei, sich wieder zu berubigen, und es wäre irrtumlich anzunehmen, daß die„lateinische“ Freundschaft nun auf ewig gestört wäre. Aber der Fall dat doch bewirkt, daß den Italienern wieder einmal der große Wert einer Anlehnung an die Kaisermächte zum Bewußtsein gekommen ist. So findet sich setzt urplöszlich eine auffallende Uebereinstimmig der namhafteren Politiker Italiens dahin, daß der Dreibund erhalten werden müsse, und daß eine Aenderung in der Gruppierung der Mächte einen bewaffneten Konflikt hervorrufen müsse.
Die Einsicht ist ja recht schön, aber sie vermag in Deutschland so ohne weiteres keinen Eindruck zu machen. Man hat in Frankreich offenbar Grund zu der Annahme gehabt, daß Italien sich nun auch offen rom Dreibunde lossagen werde, denn sonst würde sich jetzt die Enttauschung nicht so offerherzig äußern. Den Grund kann nur Italien selbst gegeben haben. So wenig aber solche französisch=italienischen Zwischensälle sich von Zeit zu Zeit zur Förderung der Dreibundsstimmung in Italien veranstalten lassen, so gering ist die Garantie, daß Italien, wenn erst das Bündnis verlängert ist, nicht wieder in seine Dreibundverdrossenheit zurückfällt. Wenn also auch die Regierungen in Berlin und Wien vielleicht geneigt sind, das Eisen zu schmieden, da es gerade beiß ist und damit nicht ein anderer es schmiede, so kann eine Erneuerung des Bändnißes beim deutschen Volk auf eine gute! Aufnahme nur dann rechnen, wenn Italien irgendwie Garantten dagegen gibt, daß dieser Dreibund durch seine Schuld noch einmal zum Gesoött Eurovas wird Seine der Verwirklichung nahen Tripolis=Hoffnungen werden ihm das bis zu einem gewissen Grad erleichtern.
Stimmungsbild aus dem Landtag.
Herr Hirsch
erhielt dadurch nur die erwünschte Anknüpfung für den Vortrag seines Materials, das die Dopveltaktik der Zentrumspartei entbüllte. Was er über deren Wahlabmachungen mit der Sozialdemokratie und besonders auch über die angebliche Privatmannseigenschaft des Herrn Müller=Fulda aus den soztaldemokratischen Akten zum besten gab, versetzte, obgleich man das ja alles vorher schon wußte, das Haus in eine bewegte Stimmung. Im übrigen sprach Herr Hirsch zwar außerordentlich lange, aber er ist der Gemäßigten einer, so daß man schon auf Herrn Liebknecht wird warten müssen, bis man den richtigen Genossenton zu genießen bekommt.
Morgen wird an erster Stelle Dr. Friedberg den Standpunkt der Nationalliberalen zum Ausdruck bringen, und es ist zu vermuten, daß die Auseinandersetzung eine schärfere Form als beute annehmen wird. Das schwach besetzte Haus wurde von Herrn=von Erffa in ruhiger Art geleitet und es ist schon jetzt zu ersehen, daß Lonslikte, wie sie sein Vorgänger mit den Sozialdemokraten hatte, möglichst vermieden werden. Schon die Anregung des Präsidenten, den abgeschafften Sentorenkonvent, natürlich unter Teilnahme der sozialdemokratischen Fraktion, wieder ins Leben zu rusen, läßt in dieser Beziehung das beste erwarten.
Des Kaisers Dank.
nachstehenden an Erlaß des
Rescen
* Berlin, 30. Jan.
Die heuug Verhandlung im Abgeordnetenhause gab einen kleinen Vorgeschmack von den Auseinandersetzungen, die die Eratsberatung im Reichstag in zwei Wochen dem Lande bereiten wird. Zum erstenmal wurden bei der ersten Lesung des preußischen Erats keine Etatsreden gehalten, sondern es drebte sich die Aussprache lediglich um die allgemeine, durch die Reichstagswahlen geschaffene innervolitische Lage. Das traf auch selbst auf die Rede des Wortführers der konservativen Partei zu. der die Etatberatung einleitete und in seinem ersten Satze ausdrücklich versicherte, daß er sich lediglich an den Erat halten und mit irgend welchen anderen Dingen nicht beschäftigen wolle. Mit einigen wenigen, knappen Sätzen ging
Herr von Pappenheim — er ist seit der Uebernahme des Präsidentenamts durch Freiherrn von Erffa der führende Etatsorecher der Konservativen— die Uebersicht des Staatshaushaltsetats in ihren einzelnen Teilen durch, aber nur, um zu einigen grundlegenden Punkten der Finanz= und Verwaltungspolitik— Ausgleichsfonds, Kohlensyndikat, Beamtenunterstützungsfonds u. a.— die Zustimmung seiner politischen Freunde zu erklären, und dann war er plötzlich am Schlusse dieser Etatskritik, die nur die Einleitung hatte geben sollen zu dem eigentlichen Inhalt seiner Rede, der Lobpreisung der Reichsfinanzreform wegen ihrer Wirkungen auf die preußische Finanzwirtschaft und der Aufforderung an die Regierung, die durch die neuesten Vorgänge bedrohte Autorität des monarchischen Staates zu schützen. Diese Schlußfätze brachte Herr von Papvenheim in verstärktem Ton heraus, Satz für Satz vom Beifall der rechten Seite des Hauses begleitet, und gie von ihm mit keinem Worte ausdrücklich erwähnten Sozialdemokraten guittierten bei seinem Abgange von der Rednertribüne nur mit ironischen Gesten. Auch die kleinste Andeutung über das Verhalten der bürgerlichen Parteien im Wahlkampfe vermied der Führer der Konservativen.
Aber das Bild änderte sich sofort.
Unten am Podium stand der sozialdemokratische Abgeordnete Hirsch mit einem dicken Notizenbündel und man hatte schon vor Beginn der Sitzung davon gehört. daß er dem Hause eine Vorlesung über die Wahltaktik des Zentrums bescheren würde. Natürlich konnte da von irgend einem Eingeben auf den Etat nicht die Rede sein. Vor ihm aber stand der Zentrumsmann auf der Rednerliste,
Herr Herold.
Auch von diesem nur wenige Sätze über Landwirtschaftsund andere Fragen aus dem Gesamtbilde des Etats: dann das A und 0 der Zentrumsbestrebungen und der Zentrumsvolltik, die Religion in der Schule, schlus daran ein leiser, schmerzlicher Vorwurf Handelsminister, der den Religionsunterricht Fortbildungsschule ablehnte; die Religion als
Mittel gegen den Umsturz.
Und dies war das Stichwori zu einer merkwürdigen Rede übe: den Wablkampf. Nicht eine Anklage= und Angriffsrede gegen die Sozialdemokraten, sondern fas ausschließlich eine scharfe, gereizte und bestige Polemik gegen die Parteien des bürgerlichen Liberalismus und vor allem die Nationalliberalen, die Schuld selen an der roten Flut und die die Abmachungen mit dem Zentrum nicht gehalten, die Frimborn in Köln dätten fallen lassen. In der Bekämpfung der Sozialdemokratie sei allein das Zentrum konsequent gewesen, und nun, die nachfolgende Rede des Sozialdemokraten vorausahnend, machte Herr Herold under andauernder beiterer Bewegung der Liberalen den
Versuch, die Taktik des Zentrums in der Wahlbewegung zu rechtsertigen. Das war natärlich eine unlösbare Ausgabe und—.——— war natatlich eine enlösbarg
im Anan den in der einziges
Der„Reichsanzeiger“ veröffentlicht den Reichskangler gerichteten Kaisers:
Bei meinem Eintritt in ein neues Lebensjahr und zu dem voraufgegangenen 200jährigen Gedenktage der Geburt König Friedrichs des Großen sind mir aus den deutschen Landen und vom Ausland her zahlreiche Glückwunsche und Huldigungsgrüße zugegangen. Diese mannigsachen Kundgebungen treuer Anbänglichkeit haben mich mit aufrichtiger Freude und Dankbarkeit erfüllt. Nationale Gedenktage sind in unserer schnellebigen, von wirtschaftlichen und politischen Interessen und Gegensätzen beherrschten Zeit besonders wohltuend, denn sie nötigen dazu, in dem Hasten des werktägigen Lebens einen Augenblick innezuhalten und einen Blick auf die Bergangenheit zu wersen. Welche ungeahnte Entwicklung ist unserem Vaterlande beschieden gewesen, und wieviel Dank schulden wir den großen Männern, die sich in ernster Zeit als wahre Führer des Volkes erwiesen und es zur Erfüllung der ihm von der Vorsebung gestellten großen Aufgaben tüchtig gemacht haben! Was mein großer Ahn dem preußischen Staate durch sein Lebenswerk geleistet und welchen Einfluß sein unerreichtes Vorbild in Selbstzucht, Arbeitsamkeit, Pflichttreue und Hingabe an das Vaterland auf die Charakterentwicklung und Erziebung unseres Volkes ausgeübt hat, das ist uns in diesen Tagen mit leuchtenden Farben in Wort, Schrift und Bild wieder lebhaft vor Augen getreten.
Die herzliche Teilnahme und dankbare„Gesinnung, welche das Gedächtnis des großen Toten bei jung und alt im Lande ausgelöst hat, bürgt trotz mancher unliebsamen Erscheinungen der Gegenwart dafür, daß Friedrichs Geist immerdar im preußischen Volke fortleben wird und daß, wenn es jemals nötig werden sollte, das von ihm überkommene Erbe an ideellen und materiellen Gütern vor Gefahr zu schützen, die deutschen Stämme sich einmütig um ihre Fürsten scharen und über allen Parteibader hinweg sich nur von dem einen fridericianischen Gedanken leiten lassen werden: Alles für das Vaterlandl. Von dem Wunsche erfült, allen, welche meiner in diesen Tagen mit treuem Gelöbnis und herzlicher Fürbitte gedacht haben, meinen wärmsten Dank auszusprechen, ersuche ich Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.
Berlin im Schloß, den 29. Januar 1912.
Gouverneurwechsel in Kamerun.
Der Gouverneur von Kamerun, Dr. Gleim, hat sich, wie aus Berlin gemeldet wird, aus Gesundheitsrücksichten gezwungen gesehen, seinen Abschied zu nehmen. An seiner Stelle ist der Geheime Oberregierungsrat und vortragende Rat im Reichskolonialamt Karl Ebermaier zum Gouverneur von Kamerun ernannt worden.
Der neue Gouverneur von Kamerun, Geh. Ob.=Reg.= Rat Karl Ebermater, stebt im 48. Lebensjahre. Er ist geboren in Elberfeld als Sohn eines höheren Justizverwaltungsbeamten, studierte in Marburg, Tübingen, Berlin und Bonn die Rechte und Staatswissenschaften, erhielt seine Ausbildung als Referendar im Bezirke“ des Oberlandesgerichts Köln und war als Richter vornehmlich bei den Landgerichten Bonn. Elberfeld und kisen beschäftigt. 1897 trat Ebermaier zur Kolonial= verwaltung über, um zunächst etwa 8 Jahre lang als Oberrichter und Rechtsrat des Gouvernements von Deutsch=Ostafrika Verwendung zu finden. Ende 1902 ging er als Erster Referent und stellvertretender Gouverneur nach Kamerun. Von dort Ende 1904 zurückgekehrt, übernahm er zunächst für den ihn in Kamerun ablösenden späteren Gouverneur Dr. Gleim die Geschäfte des Dezernats für Kamerun und trat dann zur Finanzverwaltung der Kolonialabzeilung über. Dort sielen ihm das Referat für allgemeine Verkehrspolitik, für das er weltreichende wirtschaftspolitische Kenntnisse und Ersahrungen mitbrachte, sowie für grundsätzliche Ftats= und Finanzangelegenheiten zu. 1906 zum Wirklichen Legationsrat. 1909 zum Geheimen Oberregierungs= rat ernannt, hat Ebermaier seit dem Tode des Unterstaatsfekretärs Dr. Böhmer der Finanzabteilung des Reichskoloniglamtes, die er schon seit mehr als Jahresfrist vertretungsweise geleitet hatte, als Dirigent vorgestanden.
Als Dezernent für Verkehrspolitik war Ebermaier auch Reichskemmissar für die Deutsche Kolonial=Eisenbabn=Bau= und Betriebs=Gesellschaft und wurde 1908 von Staatssekretär Dernburg u. a. in den Verwaltungsrat der ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft delegiert In der gleichen Eigenschaft begleitete er 1908 bis 1909 den damaligen Unterstaatssekretär Dr. v. Lindequist auf seiner oktafrikanischen Reise, bei der die dortigen Hochländer auf ihre Besiedelungsfäbigkeit geprüft und die wirtschaftlichen Unterlagen für die Fortführung der Usambarabahn ins Innere gesammelt wurden. Als erste Frucht dieser Reise dark die KiltmandscharoEisenbahn in diesen Tagen ihrer offiziellen Eröffnung entgegenseben.
Stadtverordnetensitzung zu Mülheim
Rubr.)
* Mülheim(Ruhr), 30. Jan.
Der heute nachmittag 4½ Uhr anberaumten Stadtverordnetensitzung wohnten unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeister Dr. Lembke die Beigeordneten von Wedelstädt, Linnemann, Dietrich, Schacht, Dr. Walli, Helmich und Roßkothen, sowie die Stadtverordneten Herren Allekotte, Auberg. Barte, Dr. Ball, Herm. Becker
gen. Ulan. Jos. Bernhard, Karl Berns, W. Bischoff, Emil Böllert, Herm. Briem Ernst Coupsenne, Bilb Funke, Hermann Hausmann. Wilbelm Heelweg, Dr. W. Heinz, Heinr. Hoffmann. Franz Hagen. Karl Herm. Jötten, Geb. Kom.=Rat Kannengießer, H. Kapvenberg, Gustav Kaufmann, Aug. Kirchberg, Professor Dr. Kirchrath, W. Kolkmann, W. Korte, V. Langerbein, Herm. Leimann, Friedr. Lindermann, Gerbereibesitzer Heinr. Lindermann, H. Lohbeck, Kaufm. Herm. Mellinghoff. C. Nedelmann. H. Nicolal, C. Niederhoff, Fr. Pfeiffer H. Pieper Karl Roesch, Herm. Sander, Wilh. Schaaphaus, Friedr Schmitz, Dr. L. Schmitz, Herm. Thielen, J. Verpoort, Dr. Wagener, Wahn, Wienecke, Wilke, Georgi, Fritz Thyssen, Kornfeld.
Es fehlten mit Entschuldigung die Herren: Heckmann, Kom.=Rat Küchen. Dr. jur. Schmitz, K. Schmitz=Scholl, Kom.=Rat Gust Stinnes, Hugo Stinnes und Stens. Ohne Entschuldigung feblten die Herren: Buschhoff, Kliever und Joh. Wilb. Mellinahoff.
Beschlußfassung über die Gülti keit der im November und Dezember vor Jahres getstigten Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung. Der Herr Vorsitzende bemerkte, daß 16 Herren wieder= und 14 Herren neugewählt seien. einschließlich der Sturumer Stadtverordneten, deren Wabl ja im vorigen Jahre ungültig erklärt worden war Einspruch gegen die Wahl sei nicht erboben worden, so daß er vorschlage, die Wahlen für gältig zu erklären, womit das Kollegium sich einverstanden erklärte
Einführung der wieder= und nengewählten Stadtverordneten. Die neu= und wiedergewählten Herren wurden vom Vorsitzenden, nachdem ihnen je ein Eremplar der Geschäftsordnung übermittelt wor, durch Handschlag an Eidesstatt für ihr Amt verpflichtet.
Wabl eines unbesoldeten Beigeordneten. Der Herr Oberbürgermeister teilte mit daß die Amtedaner des erstmalig am 22 Mai 1894 zum unbesoldeten Beigeordneten gewählten und am 13. Februar 1900 sowie am 10. April 1906 wiedergewählten Herrn Bergwerksdirektor Helmich am 31 Juli d. J. ablaufe. Er beantragte, schon jetzt die Nerzwahl, die auf 6 Jahre zu erfolgen habe, vorzunehmen, damit die allerhöchste Bestätigung rechtzeitig nachgesucht werden könne.
Herr Helmich wurde einstimmig wiedergewählt und wird er in derselben Reibenfolge wie bisber den Herrn Oberbürgermeister vertreten. d. 5. gleich nach den besoldeten Beigeordneten
Vornahme von Wahlen. Es wurden gewählt an Stelle des Herrn Fabrikanten Ernst Coupienne, weil dieser zum Stadtverordneten gewählt ist. Herr C. H. Denkhaus in den Stadtausschuß. In die Rechnungsrevisionskommission wurden die Herren H Barte, C. Berns und Gustav Kaufmann wiebergewählt. Die aus der Barkang gission ausscheidenden Herren Job Auberg, Herm. Sechker=Styrum. Herm Knüfermann u. W. Schaaphaus wurden wiedergewählt. In die Kommission für die sädtischen Gas=, Wasser= und Elektrizitätswerke wurden wiedergewählt die Herren: Fabrikdirektor Giller Geb. Kom=Rat Kannengießer, Fabrikbes. E Roesch Dr. jur. Schmits, Huae Stinnes, in die Schlachthofkommission an Stelle des Herrn Och. der sein Amt wegen Krankbeit niedergelegt hat. Metzgermeister Möhlenbeck. In das Kuratorium der gewerblichen Fortbildungsschule Hermann Sander und Oberingenleur Bruhn. In den Ausschus zur Veranlagung der Gemeinde=Einkommensteuer wurde Rentner Georgi=Dümpten und als dessen Stellvertreter Steiger a. D Bruckmann=Heißen gewählt. Herr Kaufmann Heinr. Feldmann wurde an Stelle seines verstorbenen Vaters als Sachverständiger für die Abschätzung von Kriegsleikungen gewählt. Als Sochverstöndiger zur Abschätzung der auf polizelliche Anordnung verrichteten oder bei einer volizeilich angeo: dneten Desinfektion beschädigten Gegenstände wurden gewählt H Bever, E. Bierwirth, Heinr. Feldmann. Franz Hagen, Herm Nicolat, Heinr. Steinhaus und J. Stommel, in den Verwaltungsrat der Gustav=Hanau=Stiftung die Herren Heinr. Hanau, Herm. Helmich Herm. Wilhelmi Here Fr. Müschenborn wurde als Schiedsmann für den 3. Bezirk Alt=Mülheim wiedergewählt, Herr Heistr. Heckmann als Kellv. Schiedsmann für den 1. Bezirk in .=Styrum und Gustav Heckmann als Schiedsmann für Speldorf und Herm. Müller und Herm. Schäferdick als stellv. Schiedsmänner, in die Armenkommission wurde Herr Bernhard wiedergewählt. Als Armenbezirksvorsteher, stellv. Armenbezirksvorsteher oder Armenpfleger wurden gewöhlt bezw. wiedergewählt die Herren: Armenbezirk 1 Alt=Mülheim: Herm. Schnelder, stellv. Armenbezirksvorsteher Karl Kirschsink und H. Schneider als Armenpfleger: Armenbezirk 2 in Alt. Malheim: A. Portmann als stellv. Armenbezirksvorsteher,
3 Fallenschmidt, H Oebler, A. Portmann als Armenpfleger: Bezirk 8 Alt=Mülheim: F. Schöller als Bezirksvorsteher, Gust Klingenberger als dessen Stellvertreter, G. Hennig, G. Klingenberger ale Armenofleger: Bezirk4 Alt=Mülheim: W. Portmann als stellv. Bezirksvorsteher, H. Bernstein. W. Hilterbaus, I. Users als Armenoflegerz Bezirk: Wilh. Schauenburg als Bezirksvorsteber J. Behmerburg als stello Bezirksorsteher, W. Hollenberg, H. Hesselmann und Former Herm. Helmich als Armenpfleger: 6. Bezirk: K. Junker als Bezirksvorsteber, E. Bergseld als dessen Stellvertreter, C. Pevomüller, E. Berafeld, C. Schröder als Armenpfleger:.Styrume A Andrae als Armenvfleger im 1. Bezirk, B. Kruff. W. Bischoff u. H. Brinkmann als Armenpfleger im 2. Bezirk; in Dümpten Hugo Feldmann als stellv. Vorsteber: in Heißen H. Stränger als kellv. Vorsteher und in Fulerum G. Lessau als Armenpfleger
Zu dieser Vorlage bemerkte der Vorsitzende noch, daß der Schiedsmann des Schiedsmannsbezirks,.=Broich beantragt habe, den Bezirk zu teilen da er für einen Schiedsmann zu groß sei. Diesem Antrage dürste stattzugeben und der Stadtbezirk.=Broich in zwei Schiedsmannsbezirke einzuteilen sein, und zwar so. daß der ösaich der Luisen= und Grenzstraße gelegene den 1. und der westlich gelegene Teil=Broichs den 2. Bezirk bildet. 9 Für den neuzubildenden, also den 1. Bezirk, werde vorgeschlagen Lehrer Köhne als Schiedsmann und als dessen Stellvertreter Lokomotioführer a. D. Meyer. Beide haben sich zur Annahme bereit erklärt und da sie auch für das Amt geeignet sind, beantragte der Vorsitzende, unter Zustimmung zu der vorgesebenen Teilung des Bezirks die Wahl vorzunehmen, welchem Antrage sattgegeben wurde.
Bei der Wabl eines Mitgliedes in den Stadtausschut stellte Herr Bischoff den Antrag, den Ausschus durch einen Herrn aus Styrum zu ergänzen, da Styrum doch ein großer Stadtteil sei, und dieses dem Volkswillen besser entsoräche.
Der Herr Vorsitzenbe bemerkte, daß die Wahlen doch nicht für einzelne Stadttelle vorgenommen würden.
Der von Herrn Bischoff gestellte Antrag auf Vertegung dieser Angelegenbeit wurde mit großer Mehrheit abgelehnt und dann die Wahl nach Vorschlag der Verwaltung getätigt.
Bei der Wahl der Bankommission schlug Herr Hoffmann vor, jetzt endlich mai Bansachverständige in die
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