Jchrgang. Vonn, Somtag den 31. Otober 1875. Kr.

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Leewark(1 Thlr. 10 Sgr.); bei den deuischen Postähmter und für Ergan für das Kurhorisuhe bentsust 8Vert.(für Hi. Peitzgelle ober deren Raum 15 Rpf.( Szr.).

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[8] Zum Allerseelentage 1875.

Der liberale Krieg gegen die Todten.

I.

Die Liebe der Christen stirbt nicht. Selbst den ungemessenen ##grund zwischen dem Diesseits und Jenseits überbrückt sie; senn sie kennt keine absolute Scheidung, sondern nur eine kurze ###rennung von all den Lieben, die wir in Bälde mit seligem entzücken wiedersehen werden. Selbst die irdischen Reste unserer sheuren wissen wir in diesen Tagen in ganz besonderer Weise u ehren. Und während wir die Ruhestätten unserer lieben Abgeschiedenen mit den letzten Blumen des Spätherbstes zieren und unsere Kirchhöfe in lachende Gärten umwandeln, steigt aus

der Tiefe der dankbaren und liebenden Seelen das Gebet zum herrn der Gnade:Gib ihnen die ewige Ruhe; das ewige sicht leuchte ihnen; Herr, lasse sie ruhen im Frieden! Wie lange wird der Liberalismus uns Christen diese freudig­enste Todtenfeier noch lassen? Geht ja doch sein nächstes Streben dahin, alle Aeußerungen des christlichen Glaubens aus

dem öffentlichen Leben in's stille Kämmerlein zu verdrängen, Alles und Jedes mit dem Polizeistocke des Gott entleerten Staates zu reglementiren und schließlich das Programm Voltaire's, die Vernichtung des Christenthums bis zur letzten Idee, gewaltsam durchzuführen. So aber wird nicht nur uns Lebenden ein unausgesetzter Kampf vorbereitet, sondern auch unseren lieben Todten die wohlverdiente Ruhe nicht ge­lassen werden. Nahe verschwistert mit dem Materialismus un­ferer Tage, scheut der Liberale den Gedanken an die persönliche Unsterblichkeit, an ein strenges Gericht nach dem Tode, an Ver­gänglichkeit des Erdentandes, an den einzigen Werth eines christlich=tugendhaften Lebens. So konnte schon vor Jahren Moleschott in seinemKreislauf des Lebens mit der Frechheit des Materialismus schreiben: Man dürfe kühn prophezeien, daß das menschliche Bedürfniß, der oberste Grund aller Rechte und die heiligste Quelle aller Gewohnheiten, eines Tages von unseren Kirchhöfen dieselbe Anschauung haben werde, wie von einem furchtsamen Bauer, der seine Thaler in die Erde ver­grabe, statt sein mühevoll errungenes Capital zu utilisiren! Also nur noch dem kahlen und gemeinen Nutzen sollen die theuren Reste unserer Lieben dienen, etwa als Düngungsmittel, für Leder=Bearbeitung, Phosphor u. s. w. Jedoch der tiefste Plan bei dem liberalen Kriege gegen die Todten geht gegen das

Christenthum selbst und hat sich in der Aera des Cultur­kampfes vorzüglich in zwei Weisen geäußert: in dem Vorschlage der Leichen=Verbrennung und dem der Entweihung unserer kirchlichen Gottesäcker. Haben doch unsere liberalen Blätter seit Wochen darauf hingewiesen, daß man sich vorderhand mit den neuesten Kirchengesetzen zufrieden geben könne, höchstens müsse sich der nächste Reichs= oder Landtag mit dem neuen Gesetzes=Vorschlage beschäftigen, die Kirchhöfe als Eigenthum der politischen Gemeinde zu er­G Henpertrenpupe tauhte uach

Die heidnische Leichenverbrennung tauchte noch jedes Mal in Zeiten tiefgehender Revolutionen auf. Kaum war in der großen französischen Umwälzung die rothe Republik der angeblichen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit errichtet, so trat im Jahre 5 der Republik, am 23. Brumaire, der radikale Legrand'Aufsy mit seinerDenkschrift über nationales Be­gräbniß" auf, worin er entschiedenst auf Leichen=Verbrennung statt der Beerdigung drang; und alsbald betraute der Rath der Fünfhundert eine besondere Commission mit Ausarbeitung eines dahin gehenden Gesetzes=Vorschlags. Das Institut setzte alsbald einen Preis von 1500 Francs aus für die beste Bearbeitung der revolutionären Leichen=Verbrennung. Vierzig Preis=Arbeiten gingen ein, und die Verbrennung wurde vom allmächtigen Staate kommandirt. Erst Bonaparte I. schaffte das unpopuläre Gesetz ab, erklärte aber alle Kirchhöfe als Staats=Eigenthum und reglementirte in jeder Beziehung die Art und Weise der Beisetzung der Todten; kurz, er laisirte die ganze Beerdigung und monopolisirte sie zu Gunsten der Staats=Allmacht. Kaum war die Revolution von 1848 ausgebrochen, so trat auch die Leichen=Verbrennung wieder aus der wohlverdienten Nacht an's Tageslicht, und Jakob Grimm hielt 1849 in der Berliner Alademie seinen VortragUeber das Verbrennen der Leichen. (Abhandlung der Berl. Akad. d. Wissensch.; histor. Kl., aus dem J. 1849. Berlin 1851.) Sobald aber der Sturm der Märzlage niedergeschlagen war, wurde auch das Geschrei nach Verbrennung der Todten beschwichtigt. Nur im Gewande der Wissenschaft wagte sich der Vorschlag noch heraus. So ver­werthete ein gewisser Bonneau im Journal La Presse 1856 die Moleschott'schen Gedanken und wurde von George Sand sekundirt. Eine dahin zielende Bittschrift an die Pariser Kammer wurde kurzweg von der Hand gewiesen. Der Professor Coletti zu Padua las das Jahr darauf in der dortigen Akademie eine ähnliche liberale Denkschrift vor: in England befürwortete zur nämlichen Zeit Dr. Cobbe die Verbrennung(Burnting the dead, er Urn-sepulture; religionsly, socially and generally considered); und damit Deutschland im Reigen nicht zurückbliebe, wollte Fulendie Leichenverbrennung als die geeignetste Art der Lbotenbestattung"(1855) beweisen und fünf Jahre später mit seinerDenkschrift zur Leichenverbrennung(1860) auftreten. Und damit der edlen deutschen Wissenschaft auch der liebe phantastische Zopf nicht abgehe, wagte der Mediciner Lieball das kühne Werk 1868 zu veröffentlichen:Der Welt Verderb durch Todtenbegrabung, das neue Paradies durch Todten­Echrennung. Doch das waren Herzens-Ergüsse der Herren Gelehrten und wenigstens in Deutschland, wenn man etwa den seeinellen Fürsten Pückler=Muskau ausnimmt, ohne praktische

der im tiefsten Grunde revolutionären Bewegung, die als internationaler Culturkampf gegen Papst und Kirche seit n Ende des Jahres 1870 über unseren Erdtheil hinzieht, er­Zichte auch eine ebenso internationale Bewegung für Leichen­Hiörgnus: Anfangs wußte man gar nicht, warum dieser pwerchristliche Humbug so gleichzeitig in aller Herren Län­Ern ausbrach, bis man in den letzten zwei Jahren in den frei­Paurerischerk Blättern die offene Parteinahme des Freimaurer­tzums für die Verbrennung las und so erfuhr, daß wieder ein bot'oräre der Logen ergangen war. Die diesmalige Bewe­geuuterschied sich von der 1848er dadurch, daß sie mit Un­hing au dem theoretischen Gebiete auf das praktische prang und an verschiedenen Plätzen mehr oder weniger Priechtigte Leichen=Verbrennungen aufführte. Die Bewegung

begann in den letzten Wochen von 1870 zu Paris, wo die Aerzte Lapeyrère, Dechambre, Latur, Staff, der Inspector Laveran und Andere mit aller Gewalt auf dieerémation drangen, weil die vielen Tausende von gefallenen Soldaten im Falle der Beerdi­gung eine Gefahr für die Gesundheit der Ueberlebenden wären. Zum Glücke trugen die maßgebenden Behörden in Versailles und Paris der öffentlichen Meinung Rechnung, und so verpuffte vorderhand das maurerische Kunstfeuer, obgleich das wissen­schaftliche Logen=OrganRevue des deux mondes, dieUnion médicale und dieAnnaleshygiène publique et de méde­eine legale(juill. 1874) große Kraftanstrengungen gemacht hatten. In England arbeiteten Thompson und Eassin(Cre­mation; the treatment of the body after dead) für den in Belgien die stillen LogenblätterEcho du Parlement,Ga­zette de Bruxelles,Journal Liége und ähnliche, unter denen dieIndépendance Belge ja nicht vergessen werden möge. Auch die mehr oder weniger materialistischen Zeitschriften JJour­nal de la Société Royale des sciences médicales et naturelles undPresse médicale belge interessirten sich für die Verbrenn­ung. In Deutschland heizten Trusen, Küchenmeister, Reklam nebst den liberalen Zeitungsschreibern in Berlin, Leipzig, Wien, Dresden, Augsburg, München und Frankfurt die culturgemäßen Leichenöfen. In der Schweiz erhitzte sich dafür besonders Weg­mann=Ercolani; in dem geeinigten Italien ein ganzes Rudel mit Berlin liebäugelnder Liberaler: Golfarelli, Borgiotti, Giacchi, Gorini, Polli, Valerani, Pini, Fornari u. s. w. Aber um des Himmels willen! Was werden Ihre Leser zu meiner Li­tanei von Nicht=Heiligen sagen! Ich muß abbrechen, sonst geht es mir übel.... Azng am 6.

Also ungestüm und concentrisch war der Angriff auf die Be­erdigung unserer lieben Abgeschiedenen. Aber eben der Unge­stüm der Agitation war auch hier der Fehler, welchen die unklug gewordene Loge seit 1871 wiederum, wie in allen übrigen Un­ternehmungen, beging. Bald zeigte sich eine heilsame Reac­tion vom rein=wissenschaftlichen, criminalistischen und religiösen Standpunkte, so daß den HerrenKremationisten" die Suppe gründlich versalzen wurde.

Schon der Arzt Rians(1779) und Dr. Themsdorff(1800) haben naturwissenschaftlich nachgewiesen, daß bei ge­höriger Beerdigung absolut keine Gefahr der Ansteckung mehr denkbar ist. Und jetzt weiß jeder Gymnasiast oder Realschüler, daß ein Grab von6 Fuß Tiefe ein hermetischer Verschluß ist, daß die aus den Leichen etwa entweichenden Gase, von der Erde aufgesogen, neue Verbindungen eingehen und unschädlich werden; daß dagegen bei der Verbrennung, besonders in Zeiten ansteckender Krankheiten, das Miasma recht eigentlich der At­mosphäre zugeführt und generalisirt wird.

Und vollends hat der Criminalist schwere Bedenken gegen die Verbrennung. Wie viele Meuchelmorde wurden schon durch Exhumirung der Leichen entdeckt: Ja der feigste aller Morde, der Giftmord, wäre bei der Verbrennung, wenn der Phosphor oder Arsenik sich in das Gas aufgelöst hat, geradezu unent­deckbar.

Endlich aber bäumte sich das christliche Bewußtsein gegen den neu=heidnischen Unfug. Seit den ersten Zeiten un­serer Aera war die Beerdigung allgemeine Sitte der Gläu­bigen; sie entsprach am meisten dem Dogma von der Aufersteh­ung der Fleisches, dem Zartgefühle und der Pietät für die Ver­storbenenen, unseren nationalen Ueberlieferungen und Gewohn­heiten. Welche Gefahr der Entweihung würde der Handvoll Asche drohen, die dem Kremationisten nach dem Feuer=Prozeß noch übrig bleibt! Gar haben die Verbrennungs=Spektakel zu Dresden und Breslau einen gründlichen Ekel beim besseren und weitaus größten Theile des Völkes hervorgerufen, und man war z. B. der braven k. sächsischen Regierung herzlich dankbar, als sie derartige materialistische Experimente in anima vili bis auf Weiteres verbot.

Aber damit ist der Krieg des Liberalismus gegen unsere lieben Abgestorbenen nicht beendigt gewesen. Man hat eine neue Bahn aufgesucht, um in den Todten das Christenthum zu bekämpfen, indem man die Gottesäcker ihres religiösen und kirch­lichen Charakters entkleiden und als Eigenthum der bürgerlichen Gemeinden erklären will.

Deutschland.

* Berlin, 30. Oct. Die National=Ztg. kann sich noch immer nicht über die Lage der Dinge beruhigen und sucht ihre nationalliberale Angst am besten damit zu beschwichtigen, daß sie meint, alle Differenzen ließen sich in der glattesten Weise beilegen, wenn man dem Gegehpart einfach den Willen thue. Es ist bekannt, so rechtfertigt das Blatt seine guten Rathschläge, daß die Centrumspartei bereit ist, sich in jede Lücke zu schie­ben, daß sie immer auf dem Markte steht. Und welche schöne Dinge wären da einzuhandeln! Gelder, Soldaten und Straf­paragraphen soviel man will, natürlich unter der Voraussetzung, daß schließlich dies Alles zum Vortheil des Unfehlbaren ver­wendet werde. Um diesen Handel zu verderben, braucht's ja nichts weiter, meint dieFrankf. Ztg., als daß der Liberalismus keine Lücke läßt und selbst Gelder, Soldaten und Strafpara­graphen mit vollen Händen den Regierungen darbringt. Hier­nach stellt sich das liberale Exempel wie folgt: Opponiren die Reichsfeinde gegen Gelder, Soldaten und Strafparagraphen, so darf man die Regierung um Grundsätze oder Ueberzeugungen willen nicht im Stich lassen: machen sie aber Miene, der Re­gierung Alles zu bewilligen, so muß man ihnen durch größeren Bewilligungseifer den Weg verlegen. Die Regierung hat nichts weiter zu thun, als diese Zwickmühle offen zu halten, wozu es keiner besonderen Action mehr bedarf. Ein paar Winke genü­gen, und das Spiel ist gewonnen.

Das Befinden des Kaisers hat sich, wie wir aus zuverlässigen Informationen mittheilen können, durchaus noch nicht gebessert. Am unangenehmsten und auch relativ am meisten Besorgniß erregend sind die asthmatischen Anfälle, welche seit gestern auf­getreten sind. Indessen steht zu erwarten, daß die vortreffliche Constitution des Kaisers auch diese Unebenheiten wieder aus­gleichen wird.

Der Justizausschuß des Bundesrathes glaubt bis Ende nächster Woche die Strafrechtsnovelle durchberathen zu können. Die Fractionen des Reichstages werden frühzeitig Stellung dazu nehmen. Die nationalliberaleMagdeb. Ztg. schreibt:Den neuesten Berichten aus Varzin zufolge ist der Reichskanzler allerdings wieder neuralgischen Anfällen ausgesetzt, aber sie stellen sich feltener und weniger heftig ein. Er ist nicht gehindert,

Jagdpartien zu unternehmen und vornehmlich dem Fischfang in seinen Forellenteichen obzuliegen. Er widmet der Züchtung dieser Fische eine nicht geringe Sorgfalt und ist nach seiner Aeußerung stets darauf bedacht, eine Sonderung der jüngeren Brut zu veranlassen." 8

Der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin ist heute früh aus Schwerin hier eingetroffen und im königlichen Schlosse ab­

gestiegen. Der Fürst v. Pleß, welcher gestern aus Fürsten­stein hier eingetroffen, wurde heute Vormittag vom Kaiser im königlichen Palais empfangen. Der Geschäftsträger und Ge­neral=Consul für die Vereinigten Staaten von Venezuela, Dr. Martin J. Sanavria, ist hier eingetroffen. Dem General­Feldmarschall Grafen Moltke ist aus Veranlassung seines Ge­burtstages und als Präses des Comite's für das Stein=Denkmal von dem Kaiser der Hohenzollern'sche Hausorden mit Stern und Schwertern verliehen worden. Gestern Vormittag begab sich Graf Moltke ins königliche Palais, um dem Kaiser seinen Dank euscusprechen,g Lihratt, Kenpaicher ir Maadakune is

Der Appellationsgerichtsrath Kanngießer in Magdeburg ist zum Obertribunalsrath ernannt worden. Durch diese Beförde­rung ist das Mandat desselben zum preußischen Abgeordneten­hause für die Stadt Magdeburg erloschen, welche, da auch das des Abg. v. Sybel erloschen ist, demnächst zwei Neuwahlen zum Abgeordnetenhause zu vollziehen haben wird. Die Nachricht, wonach Erzbischof Ledochowski nach Abbüßung seiner Haft im Februar k. I. in Deutschland internirt werden soll, entbehrt der Begründung. Officiös wird aus Wien berichtet, daß der Beitritt Italiens zum Dreikaiserbündniß in Folge der Reise des Kaisers als vollendete Thatsache zu betrachten sei und daß daher fortan von einer Quadrupel=Allianz gesprochen werden

müsse.

* Berlin, 29. October. Der Reichstag hat den Abg. Haenel mit 180 von 209 abgegebenen Stimmen zum zweiten Vieepräsidenten gewählt. 28 Stimmzettel waren unbeschrieben abgegeben. Der Reichstag wählte auf Antrag Denzins die vorgeschlagenen Schriftführer durch Acclamation, nahm den Bericht über die Thätigkeit der Reichs=Justizcommission entgegen und verlängerte deren Mandat auf den Antrag des Deputirten Grafen Bethusy­Hue einstimmig bis zur Beendigung der Session. Der Gesetzentwurf für Elsaß=Lothringen, betreffend die Ersetzung und resp. Ungültigkeits=Erklärun­gen öffentlicher, auf den Inhaber lautender Schuldverschreibungen, wurde an eine Commission von 7 Mitgliedern verwiesen und endlich die erste und zweite Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gebühren der elsaß=lothrin­gischen Advocaten und Anwälte, erledigt.

Italien.

* Wie die derOsservatore" berichtet ist P. Secchi auf einem längeren Besuche in Cosenza der Gegenstand allseitiger ausge­zeichnetster Verehrung. Schon in Conigliano wurde er von Baron Campagni und einer Deputation von Cosenza feierlich begrüßt und bei seiner Ankunft waren alle Behörden und vornehmen Bürger von Cosenza ihm vor die Stadt entgegengefahren: der Magistrat, der Stadtcommandant mit allen Officieren der Gar­nison, die Professoren des Collegiums 2c., um ihn unter en­thusiastischen Zurufen der Volksmassen in die Stadt zu geleiten. Wo er sich sehen läßt, wird erseinstimmig ehrfurchtsvoll begrüßt. In der ganzen Stadt spricht man nur von ihm, von seiner immensen Gelehrsamkeit, von seiner überfließenden Liebenswür­digkeit, von seiner Bescheidenheit sonder Gleichen. Nächsten Sonn­tag wird zu seinen Ehren ein Festmahl von 100 Gedecken ver­anstaltet werden. Der Erzbischof und der Provincialpräfect sind eigends herzugereist, um ihm ihre Visite zu machen. P. Secchi. arbeitet unermüdlich und beobachtet selbst unterwegs im Wagen mittelst kleiner, eigens dazu eingerichteter In­strumente. Er arbeitet jetzt besonders an der Vollendung seineswahren Meridian. Auch sind, wissenschaftliche Excursionen in die Umgegend von ihm beabsichtigt. So feiert man einen Jesuiten, weil er auf dem jetzt prädominiren­den Gebiete der Wissenschaft so Hervorragendes leistet; wollte man gerecht sein, müßte man nicht minder die großen Leistungen der Jesuiten in den andern gleich wichtigen, wenn auch jetzt vorübergehend gering geschätzten Wissenschaften anerkennen, sowie ihre noch größeren Leistungen zur sittlichen Veredelung der Menschen.

* London, 29. October. Die Herzogin von Edinburg ist heute von einer Prinzessin entbunden worden.

Ueber die Erforschung von Afrika veröffentlicht dieTimes folgende interessante Privat=Depesche aus Suez von gestern:

Telegramme vom 14. und 20. August berichten, daß Lieutenant Gor­don mit dem Dampfer in Appudo war. Die Kabba Regga Leute intriguir­ten. Linant sah Stanley, welcher den See Victoria von Süden nach Nor­den durchschifft hatte, in Mtesas. Cameron war 8 Monate lang in Tanga nyika und versuchte Uyanda und Zanzibar die westliche Route, welche 2 Grad südlicher von dem Stamme der Karaque unterbrochen war, einzu­schlagen. Spätere Depeschen melden den Tod Linants in einem Kampfe mit den Kabba Regga Leuten. Der See Bictoria ist sehr groß und voll 968

Der Aufstand in Südost=Europa.

Konstantinopel, 28. October. Von amtlicher Seite wird hinsichtlich der vor kurzem stattgehabten Verletzung der serbischen Grenze gemeldet: Nachdem festgestellt war, daß die Grenzverletzung durch eine 80 Mann starke Bande von Bauern aus Novibazar und den umliegenden Districten, ohne jedwede Betheiligung von regulären oder irregulären türkischen Trup­pen, begangen worden, hat die Pforte sofort die strengste Untersuchung gegen die der Theilnahme an diesen Vorgängen verdächtigen Individnen angeordnet, von denen bereits mehrere verhaftet sind. Genauere Mitthei­lungen über den Erfolg dieser Untersuchung liegen zur Zeit noch nicht vor. Außerdem hat die Pforte in Novibazar ein Kriegsgericht eingesetzt, welches die weitere Untersuchung gegen die Angeklagten führen und die strengsten Strafen gegen die schuldig Befundenen in Anwendung bringen wird. Ferner sind den Einwohnern der Grenzdistricte von der Regierung strengste Verhaltungsmaßregeln vorgeschrieben und die Befehlshaber der Gensdar­merie angewiesen worden, über die Ausführung derselben zu wachen. Im Uebrigen hat die Pforte alle erforderlichen Maßregeln getroffen, um die Wiederholung derartiger Vorkommnisse zu verhindern.

Aus Constantinopel schreibt man derNeuen freien Presse: Der russische Botschafter, General Ignatiew, ist also trotz aller gegentheiligen Gerüchte doch nach Livadia gereist, was hier um so größeres Aufsehen

macht, als seine Abreise zufälliger Weise mit der Verletzung der serbischen Grenze zusammenfiel, welche sich Baschi=Bozuks zu Schulden kommen ließen. Die russische Botschaft hat denn auch in Folge dieses Vorfalles der Pforte die Nothwendigkeit der Zurückziehung der Truppen von der serbischen Grenze nahegelegt. Graf Zichy hat hierzu bereits vor einiger Zeit gerathen. Sein Rath fand jedoch kein Gehör. Der ehemalige Kriegsminister Hussein Aoni Pascha war dasjenige Mitglied des Cabinets, das steis von der Occupation Serbiens träumte. Seit seinem Sturze hat denn auch die Politik der Pforte einen friedlichen Charakter angenommen und hat speciell der Groß­vezir Mahmud Pasch die strengsten Weisungen ertheilt, jede Verletzung der serbischen Grenze zu vermeiden. Um so mehr mußte die letzte Grenzver: