Vonn, Sonntag den 3. October 18
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Deutschland.
Berlin, 30. Sept. Schon an den alten Steuern haben „ übergenug, und wiederum werden wir auf die Einführung Uner neuen Steuer vorbereitet. Sie wird auch nicht ausbleiben: ##mmt sie heute nicht, so kommt sie morgen. Ermäßigung der cteuern wurde uns vor den großen Kriegen in Aussicht gestellt, ##nn sich die deutschen Staaten zur Einheit des Reiches geeinigt #itten; statt der Ermäßigung haben wir Erhöhung der bestehenden #nd die Einführung neuer Steuern. Und das alles bei den schlechten Zeiten! Daß das die Steuerzahler unzufrieden macht, #n selbstverständlich: Klage über Klage, wohin man kommt, wegen der hohen Staats= bei den immer wachsenden Communal= neuern. Dafür haben wir denn auch freilich das neue deutsche neich mit seiner Macht und Gerechtigkeit, haben den Ruhm, ##e waffen= und kriegstüchtigste Nation des Erdkreises zu sein, #und die Ehre, anstatt Frankreichs an der Spitze der Civilisation um schreiten, indem wir allein den Culturkampf führen. Aber mit dem Culturkampfe haben wir auch das große Maß von nauufriedenheit über die Zustände des neuen Reiches durch die zutholischen Landestheile hindurch, bei einer Bevölkerung, die nehr als ein Drittel des Ganzen ausmacht. Wir dürfen uns pohl die Frage erlauben,“ sagt der Verfasser der„Parteilosen Vzeitbetrachtungen", die ich kürzlich erwähnt, ob nicht ohne die eiege des französischen Krieges die preußische Regierung noch Nhute in friedlichem Einvernehmen mit der klerikalen Partei Uhinkommen würde trotz Syllabus und Infallibilität. Der n hat ohne Zweifel Recht; aber mit demselben Rechte #ursen wir fragen, ob wir ohne die Kriege, wenn also noch der Jie viel geschmähte alte Bundestag bestände, der vielen und hohen Steuern bedürften, und ich glaube, die verneinende Antwort wird anmn uns nicht bestreiten können. Und trotz alledem ist die neußere Sicherheit viel geringer, die Gefahr schweren Angriffes ##el größer, als zur Zeit des seligen Bundestages. Aber wir müssen, so verkündet die„Bonn. Ztg., unsere Heereseinrichtungen duernd in den Stand setzen, jedem möglichen Gegner nicht nur gerenbürtig, sondern überlegen zu bleiben. Also, es soll immer stärker gerüstet, die Kraft des Volkes immer schärfer angespannt #eden. Das ist die Aussicht, die uns eröffnet wird. Der Reichétag muß, so belehrt ihn die„Bonn. Ztg., den unumgäng
lich nothwendig gewordenen Mehrbetrag kurzer Hand bewilligen,
mnn er dem Vertrauen, das die Nation in ihn setzt, entsprechen rill. Der Reichstag wird es nicht so kurzer Hand machen, und #er wird dadurch das Vertrauen der Nation nicht verlieren: ##nn so weit sind wir noch nicht, daß die Liberalen die Nation snd. Ich hoffe, der Reichstag wird die Reichsregierung daran mahnen, daß nichts mehr noth thut, als dem ewigen Rüsten, der ewigen Kampfbereitschaft ein Ende zu machen, damit die Segnungen des Friedens hervortreten können. Die„Bonn. Ztg.
#mint, wir könnten noch mehr Steuern tragen; denn wir seien mniger überbürdet ale Frankreich. Ein schöner Trost! Frank#reich überbürdet und wir auch, nur nicht so sehr als FrankTnich; darum dürfe man uns noch etwas auflegen! Aber Franknnich ist ein Land mit den reichsten Hülfsmitteln, und wir sind 4ein armes Land! Das ist ein gewaltiger Unterschied! Der ##nzösische Finanzminister hat in einer öffentlichen Rede vor #urzem mitgetheilt, daß der Ertrag der indirecten Steuern in ###eiem Jahre den Voranschlag um 70 Millionen übersteigt. berden wir auch unseren Voranschlag übersteigen? und in ähnlichem Maße? Die Frankf. Ztg.“ schreibt:
Mit steigender Aufmerksamkeit und einer Spannung, die sich aus dem „Culturkampf“ erklären läßt, verfolgen die Berliner Blätter die Entwicke
lung der Dinge in München, die allem Anschein nach einer Katastrophe minden. Das Präludium der Bureauwahlen in der bayerischen Abge
monetenkammer hat gezeigt, daß die Ultramontanen entschlossen sind, in #inon zu treten, die Organe der Partei verfehlen auch nicht, daß diese #tton auf den Sturz des Ministeriums Pfreyzschner=Lutz gerichtet ist. Die ###eralen sind dabei in einer recht peinlichen Lage, denn sie müssen entwe
Aur ihre constitutionelle Doctrin verleugnen oder aber die Sache der Gegner mirect unterstützen. Sie thun meist das erstere und zwar in der plumpsten Vust.„Mit zwei Stimmen Majorität“, meinen sie,„zieht man nicht in 63 Rinisterium ein“; mit der Antwort:„aber mit zwei Stimmen Miwntät dleibt man auch nicht darin“, werden sie abgefertigt. Hier helfen ##e That alle Ausflüchte nichts; soll einmal constitutionell regiert wer
5. muß der Regierung auch die Majorität der Landesvertretung, die 5 cyern notorisch die Majorität des Volkes repräsentirt, zur Seite
Die Berliner Liberalen drohen mit Revanche im deutschen und preußischen Landtage. Als ob das, was die baye.3 cartei jetzt im bayerischen Landtage gethan hat, nicht einurst wider Wurst ist dafür, daß die preußischen Liberalen * eentrumsfraction, obwohl sie die zweitstärkste ist, gleichwohl ####estattet haben, den zweiten oder dritten Präsidenten zu
1. October. Der Bundesrath trat heute Nach
ntag 2 Uhr zu einer Plenarsitzung zusammen.
ein Correspondent der„Frankfurter Zeitung" will aus dem Cinisch;##ß während der als Oberpräsident viel jüngere ur per Provinz Posen, Günther, den Titel Excellenz erd Pars)t; derselbe dem Ober=Präsidenten der Rheinprovinz,
daß n..en noch nicht zu Theil geworden, den Schluß ziehen, hierun 7 lesztere weniger gut angeschrieben sei. Officiös wird dr versänsichen„Der Grund ist viel einfacher und hat mit thun. Dig aer Würdigung und der Kirchenpolitik nichts zu nach der I. orderung zur Excellenz erfolgt im Allgemeinen schon netät als Rath erster Classe, Günther hatte Sehands Pinisterial=Director im Finanz=Ministerium und als als Bardal 38 Präsident den Rang eines Rathes erster Klasse, #eben noch Regierungs=Präsident war.“
Reichst heinische Fabrikanten=Verein in Mainz hatte das Grsetzes ig=Amt um gesetzliche Interpretation des Markenschutz
Schutz gusgesch, Sinne gebeten, daß die„Etiquetten“ von dem hat eine ahp;%chlossen seien. Die Düsseldorfer Handelskammer des Handerg Petition eingereicht, welche von anderen Organen Ant in. sstandes unterstützt worden ist. Das Reichskanzlerder Fo##: Auffassung der letzteren beigetreten, und demgemäß Brestage Zerein ablehnend beschieden worden.
Filgendes mas, 1: Octbr. Die„Köln. Ztg.“ läßt sich von hier Aer Belch.
icht in der a: Presse“ zufolge ist es nunmehr positiv festgestellt, daß bis Lls unter.d# Breslau 23 Geistliche theils in der vom Sperrgesetze sag unter 332 zugnahme auf den geleisteten Homagialeid ihre Unterwer
3. mittheil. sgesetze ausdrücklich erklärt haben. Wie die„Schles.
g# ist der Geistlichkeit der Breslauer Diöcese ein Promemoria
De Untergge. Organisation von Fonds, um gegen das Sperrgesetz
Degngen der Geistlichen dauernd zu sichern und allgemein zu
zurückgeihhen. ist ohne Unterschrift, wird aber auf den Fürst
liberglen.er“t die„Schles. Volksztg., daß die genannten
bus v.„Klätter nicht in der Lage sind, bestätigen zu können.
sie
cätige
c: in verTag. iur, Pr..,. fa.,kennrn, len zu können vorgeben. Einige Geistliche von
der Couleur des Herrn Canonicus Dr. Künzer haben, ohne die bekannte Gehorsamserklärung, das heißt ohne die Anerkennung gewisser Gesetze abzugeben, weil sie das Brodkorbgesetz zu umsegeln das Bedürfniß fühlten, blos ganz allgemein und mit Beziehung auf früher geleistete Eide erklärt, daß sie noch immer „gute Kerle“ wären. Auch ist die Zahl nicht mehr als 20, sondern weniger als 10. Die Notiz wird gerade jetzt blos deswegen colportirt, weil man die Niederlage, welche„der Staats
katholicismus" bei Gelegenheit der Cosel=Groß=Strehlitzer Wahl davon getragen hat, etwas vertuschen und den deprimirenden Eindruck, welchen die Wahl des Herrn Pfarrers Gratza zum Reichstagsabgeordneten an Stelle des Herzogs v. Ujest in Berlin und überall gemacht hat, etwas abschwächen will.
O München, 30. September. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurden die Vorstandswahlen in den 7 Abtheilungen vorgenommen. In 4 von diesen Abtheilungen haben die Ultramontanen die Majorität und fiel darnach auch die Wahl der Vorsitzenden aus. Vor Eintritt in die Gegenstände der Tagesordnung legte der Finanzminister v. Berr das Budget auf den Tisch des Hauses nieder und entwickelte in einer fast einstündigen Rede die Bestandtheile desselben. Die Ausgaben für das Militär sind im Budget nicht aufgeführt, da der Reichsmilitäretat für 1876 noch nicht abgeschlossen ist. Die Ziffern über die Ausgaben und Einnahmen Bayerns, wie der Finanzminister sie zum Besten gab, sind nicht eben trostreich. Die Einnahmen sind veranschlagt auf 127,392,395 fl. Davon fallen auf die Erhebungskosten allein schon 55 Millionen, so daß als reine Einnahme nur 67,996,547 fl. bleiben. Dieser Summe steht ein Bedarf von 72,060,547 fl. gegenüber, so daß sich ein Deficit von über 4 Millionen für das Jahr, also mehr als 8 Millionen für die zweijährige Finanzperiode ergibt. Um das Deficit zu decken, soll der letzte Rest der französischen Kriegsentschädigung, bestehend in 9 Millionen, welche bei der Bank in Nürnberg angelegt sind, verwendet werden. Besonders ungünstig stellt sich die Bilanz der Einnahmen und Ausgaben der Eisenbahnen, welche ein Deficit von nahezu 2 Millionen aufweist; dieser Ausfall ist hauptsächlich durch die Erwerbung der Ostbahnen veranlaßt. Im Ganzen betragen die Mehreinnahmen 23 Millionen gegen das Budget der letzten Finanzperiode. Diese Mehreinnahmen sind eigentlich nur auf 8 Millionen anzuschlagen, da 15 Millionen auf die Einnahmen der Ostbahnensfallen, welche hinwiederum für den Betrieb und die Verzinsung einer Ausgabe von nahezu 17 Millionen erfordern. Die übrigen Mehreinnahmen im ungefähren Betrage zu 8 Millionen ergaben sich aus höheren Ergebnissen der direrren Steuern des Malzaufschlages(im Betrage zu 1,800,000 fl.), aus höheren Post=, Forstgefällen u. s. w. Diesen Mehreinnahmen stehen aber noch größere Mehrausgaben gegenüber und zwar 12 Millionen Plus Erhebungskosten und Verwaltungsausgaben und 11 Millionen für Staatsausgaben.— Nach der Darlegung des Budgets brachte der Finanzminister zwei Gesetzentwürfe ein, nämlich eine Hundesteuer und einen Entwurf über Abänderung des Tax= und Stempelgesetzes. Bei der Begründung des Hundesteuergesetzes beleuchtete der Finanzminister die außerordentliche Zunahme der Zahl der Hunde und in Folge dessen die Vermehrung der Unglücksfälle, welche durch tolle Hunde veranlaßt wurden. Der Minister begründete also die Steuer durch Rücksichter auf die Gesundheit. Die Einnahmen einer Hundesteuer sind auf 800,000 fl. veranschlagt, die Kosten der Erhebung auf 116,000 fl. beziffert. Für jeden über 3 Monate alten Hund soll in Städten mit 20,000 Seelen 12 Mark, in den übrigen Gemeinden 9 M. bezahlt werden müssen. Davon sollen 10 Procent der Gemeinde zufallen.— Die Kammer nahm darauf die Wahl der Ausschüsse vor und zwar durch Acclamation, da die beiden Parteien schon vorher über die Persönlichkeiten sich verständigt hatten. Auf die Tagesordnung der nächsten am Samstag(2. October) stattfindenden Sitzung wurde der Antrag auf Erlaß einer Adresse an Se. Majestät den König gesetzt. Der Modus der Wahl einer Adreßcommission, ob durch das Plenum oder durch die Abtheilungen, veranlaßte eine lange, unerquickliche Debatte über die Geschäftsordnung. Es wurde beschlossen, daß der Ausschuß für Geschäftsordnung einen mündlichen Bericht über die strittige Frage am nächsten Samstage zu erstatten habe, worauf dann erst die Wahl der Adreßcommission erfolgt. Ein Antrag des Advocaten Dr. Horn bezweckte ferner, daß die Prüfung der Wahlreclamationen in der Reihenfolge vorgenommen werde solle, in welcher die Ausschreibung der Wahlen geschehen war, so daß also mit München I begonnen werden müßte.— Im Reichsrathe wurde das alte Directorium wieder gewählt.
* München, 29. September. Wie der„Bayerische Kurier“ schreibt, ist die von ihm gebrachte Nachricht über eine Vorstellung der bayerischen Bischöfe an den König, wenn sie auch der Staatsregierung noch nicht zugegangen sein sollte, richtig. Als Verfasser dieser Vorstellung, die sich außer den bereits mitgetheilten Gegenständen auch mit Schul= Angelegenheiten beschäftigt, bezeichnet das genannte Blatt den hochw. Herrn Bischof Haneberg von Speyer.
Frankreich.
* Paris, 1. October. Der heutige Ministerrath, an welchem Buffet Theil nehmen wird, wird sich mit der Aufnahme der Rede von Leon Say in das officielle Organ, die Buffet verweigerte, beschäftigen. Buffet hat an dem Satz Anstoß genommen, worin Say sagt, die Majorität vom 24. Mai sei„zum Glück" aufgelöst worden.
* Paris, 1. October. Das„Journal Officiel" publicirt die Ernennung von 7 neuen Divisions= und 17 neuen Brigade=Generälen an Stelle von eben so viel Generälen, die gestorben waren oder ihren Abschied genommen hatten.
Spanien.
* Madrid, 29. September. Die zweite Cabinetsveränderung
steht nahe bevor. Nachdem Canovas del Castillo von der Regierung hauptsächlich deßhalb zurückgetreten war, weil er die dem Vatican gemachte Zusage, gegen Entsendung eines päpstlichen Nuntius nach Madrid die religiöse Einheit in Spanien aufrecht zu erhalten, nicht erfüllen konnte, hatte das ihm folgende Ministerium Jovellar die Aufgabe, die Forderungen des Vaticans in diesem Punkte abzulehnen. Auch sollte es die neue Truppenaushebung beschleunigen. Da nun die Aushebung beendigt ist, und der Vatican sich dazu bequemt[sic!] hat, die religiöse Duldung in Spanien anzuerkennen, so wird Canovas wieder Minister=Präsident werden, um den Sieg in den Corteswahlen den Liberal=Conservativen zu verschaffen, wodurch, wie man glaubt, der Thron Don Alfonso's allein sichergestellt werden kann.
* Madrid, 30. September. Die republikanische Bande, welche sich in Andalusien, in der Gegend von Despenaperros, erhoben hatte, ist wieder auseinandergelaufen, da sie nirgendwo;
Rückhalt oder Hülfe fand.— In Folge einer Bewegung der Regierungstruppen haben die Carlisten ihre Artillerie, welche sie auf den Bergen von Santiagomendi und San Marcos aufgepflanzt hatten, nach Tolosa zurückgezogen.
* Madrid, 1. October. Mittels kgl. Decrets ist die Organisirung von 14 neuen Infanteriebataillonen angeordnet worden. — Anläßlich des kürzlich in spanischen Gewässern beim Cap Gata auf ein italienisches und ein holländisches Schiff stattgehabten Ueberfalls hat die Regierung strenge Ueberwachungsmaßregeln getroffen.— Ein Dampfer, der Verstärkungen nach Cuba bringen sollte, hat Schiffbruch erlitten, die Regierung wird einen neuen ausrüsten.
England.
* London, 1. October. Dem„Reuter'schen Bureau" wird aus Shanghai vom gestrigen Tage gemeldet, daß der englische Gesandte Wade der chinesischen Regierung erklärt habe, daß, wenn die Regierung die seitens England gestellten Foderungen nicht heute erfülle, er Peking verlassen werde.
* London, 1. October. Bei der in Blackburn stattgehabten Wahl eines Abgeordneten zum Unterhause wurde Daniel Thwaites(conservativ) mit 15,792 Stimmen gewählt. Der Candidat der liberalen Partei, John Tomlinson Hibbert, erhielt 4832 Stimmen.
* London, 1. October. Die Einnahmen des Staatsschatzes in dem mit dem 30. September abgeschlossenen ersten Semester des laufenden Finanzjahres betragen 964,764 Pfd. St. mehr als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Amerika.
* Präsident Grant hielt zum ersten Male eine längere Rede über Volksschulen in Demdines(?). Nicht ein Dollar— sagte er— dürfe für confessionelle Schulen von der Nation oder einem Einzelstaat votirt werden. Jedes Kind müsse in der Volksschule in den Schulgegenständen Unterricht ohne irgend welche Beimischung confessioneller Lehren erhalten, Staat und Kirche müssen ewig getrennt gehalten werden.— Grant gehört bekanntlich der republikanischen(liberalen) Partei an, die in Amerika immer mehr der demokratischen(Volks=)Partei weicht.
Aufstand in
Wie widersprechend und verschieden auch die Nachrichten vom Kriegsschauplatze in der Herzegowina, über die Haltung Serbiens und Montenegro's, die Zwistigkeiten der Großmächte lauten, in einer Beziehung stimmen alle Berichte überein: das Elend, in welchem die Bevölkerung der aufständischen Bezirke sich befindet, ist grenzenlos. Ganze Districte sind verwüstet, und was von der Frucht nicht zerstört worden, fault am Boden, während die Eigenthümer der in diesem Jahre auffallend reichen Ernte als Flüchtlinge in den Bergen darben, vielleicht dem Hungertode und Krankheiten erliegen. Möge hier wenigstens europäische Freigebigkeit wieder gut zu machen suchen, was eine schändliche Regierung und Intriguen europäischer Diplomaten verbrochen haben. Obgleich die türkischen Truppen fast ebenso viel zu leiden scheinen als die Insurgenten, so sträubt man sich doch auf beiden Seiten gleich entschieden gegen eine Einstellung der Feindseligkeiten.
Wien, 30. Septbr. Dem„R. W. Tagbl.“ geht aus Ragusa jetzt der Wortlaut der Correspondenz der Insurgenten mit den Consuln zu. Es sind zwei Schriftstücke:„An Michael Ljubobratic, Luka Petkovic, Trifko Vukalovic, im Lager Sjemacdo bei Begoviste. Auf Befehl unserer hohen Regierungen ersuchen wir um eine Zusammenkunft behufs Besprechung über die Lage der Christen in der Herzegowina. Zu dieser Zusammenkunft kommen wir als Freunde, ohne jedweden Memuv(türkische Autorisation), ohne Eskers und Zapties(Soldaten und türkische Polizeileute). Wir entbieten Euch unsere Grüße 2c. Trebinje,./17. Sept. 1875. Wassic. Lichtenberg. Durando.“
Diese Aufforderung wurde(mit Hinweglassung der einleitenden Worte) in einem Protocolle in nachstehender Weise beantwortet:„1. Ohne die übrigen herzegowinaischen Anführer können sich Michael Ljubratic, Luka Petkovic, Trifko Vukalovic mit den Consuln der Mächte in keine Besprechung einlassen, da der gegenwärtige Aufstand ein Aufstand der ganzen Herzegowina ist.— 2. Damit sich alle Anführer versammeln können, braucht es Zeit, deswegen soll ein Waffenstillstand von einigen Tagen zu Stande kommen.— 3. Für den Fall eines Waffenstillstandes sollen die türkischen Truppen in denselben Positionen bleiben, welche sie am Tage des Abschlusses des Waffenstillstandes inne haben, und ist den Türken(in Trebinje) die tägliche Approvisionirung nur durch die Insurgentenwachen gestattet.—
4. Der Besprechungsort soll entweder an der montenegrinischen oder an der österreichischen Grenze gewählt werden.— Die Besprechungscommission soll aus europäischen Commissären, mit Ausschluß irgend eines türkischen Vertreters, bestehen.— 6. Die Vorladungen sollen durch europäische Commissäre ausgeführt werden.— Brecenik,./19. Septbr. 1875. Gefertigt Namens des Michael Ljubobratic, Luka Petkovic und Trifko Vukalovic von dem Generalbevollmächtigten Dr. Costa Gruic.“— Dieses Actenstück wurde von den Consuln Wassic Namens Oesterreichs, Lichtenberg Namens Deutschland, Durando Namens Italiens unterzeichnet, mit ihren Siegeln beglaubigt und den Cabinetten übersendet.
Wien, 30. Sept. Die drei Nordmächte sehen die von Insurgenten an die Consuln übersandten Vorschläge als geeignetes Substrat für weitere Verhandlungen an.
Wien, 1. Octbr. In der heutigen Ausschußsitzung der ReichsrathsDelegation wurde vom Grafen Andrassy betont, daß alle Mächte an der Erhaltung des Friedens arbeiteten und daß dieselben hofften, die Nachbarländer würden auch ferner die strengste Neutralität beobachten.
Zu der Einberufung der serbischen Skupschtina nach Belgrad macht die „Pr.“ folgende Bemerkung: Weit eher, als ein solcher Schritt, der jedenfalls der Kriegspartei wieder das Wasser auf die Mühle treiben und zu neuen Beunruhigungen Anlaß bieten wird, wurde die Vertagung der Skupschtina erwartet. Da diese Versammlung seit der Adreßdebatte absolut müßig geht, hätte das jedenfalls durch eine Vertagung keinen Schaden sste. G E W
Constantinoper, 50. Sept. Die Regierung hul Serder Puscha heute Instructionen übersendet, nach denen er die Berichte der Consuln einzeln entgegen nehmen aber keinerlei Unterhandlungen anknüpfen soll. Zwischen der Pforte und Oesterreich=Ungarn ist ein definitives Abkommen betreffs des Anschlusses der beiderseitigen Eisenbahnen abgeschlossen worden, worin der Zeitpunct festgesetzt ist, innerhalb dessen die Anschlußarbeiten zu beginnen und zu beendigen sind.
Aus Constantinopel, vom 28. Sept., wird officiös gemeldet, daß der Kriegsminister Hussein Aoni Pascha und der Marineminister Riza Pascha ununterbrochen in Angelegenheiten der Mobilmachung neuer größerer Truppenkörper und Disponirung der noch verfügbaren nach den aufständischen Provinzen miteinander arbeiten. Mehrere vor wenigen Tagen auf dem Dampfer Sachper aus Trapezunt in Sinope eingetroffene Bataillone Nizams sind eben erst nach Bosnien gesandt worden. An ihrer Stelle sind schon wieder einige mit den Dampfern Talia und Chania aus Kios abgeholte Redifbataillone in Constantinopel eingetroffen, bei Makrochorion ausgeschifft und vorläufig in der Caserne Daout Pascha einquartirt worden.
So wie die Dampfer Ismail und Fervai mit dem Rest der in Kios stationirten Redifs hier eintreffen, was noch heute erwartet wird, gehen auch diese Truppen ohne jeden Verzug nach Bosnien ab. Seit Ausbruch der Rebellion sind nach Bosnien, einschließlich der Armee von Nisch, der Herzegowina und Albanien beiläufig 35,000 Mann geschickt worden. Für die nächsten 14 Tage sind weitere Sendungen in der Stärke von 10—15,000 Mann in Aussicht genommen. Derwisch Pascha ist des Obercommandos in der Herzegowing endgültig enthoben und wird demnächst in Constantinopel eintreffen.