Nr. 188.
6. Jahrgug
Bonn, Freitag den 13. Juli 1877.
Adonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn inel. Traglohn RMark; bei den deutscheg, Postämtern und für Luxemburg
: Schule und Erwerbsleben.
Ihre Schulen sind besser als die unserigen, sagte mir vor Kurzem ein Belgier, der seit längerer Zeit in Preußen wohnt und seine Kinder in unsere Schulen schickt: die Lehrer sind tüchtiger und die Jungen lernen mehr. Des strenge gehandhabten Schulzwangs und der lange dauernden Schulzeit er
Als vor einigen Wochen in bestimmter Weise verlautete, daß nunmehr die Erbauung der neuen Befestigungswerke auf der rechten Rheinseite in Angriff genommen werden solle, sprach Jemand im Kreise erfahrener Personen den Wunsch aus, es möchten bei diesen Arbeiten nur inländische Arbeiter beschäftigt werden. Schon gut, wurde ihm geantwortet. Wenn nur unsere Leute so tüchtige und geschickte Arbeiter wären, wie die Italiener, Belgier und andere! Ein patriotischer Herzog aus Schlesien sing vor einigen Jahren an, in Berlin ein neues Palais zu bauen: sein Patriotismus hinderte ihn nicht, französische
Werkleute heranzuziehen. Warum? Weil sie ausdauernder und besser arbeiten, als die unfrigen, und trotzdem höhere Anforderungen nicht stellen. Daß wir auf dem Gebiete der höheren Gewerbsthätigkeit von den anderen Nationen weit übertroffen werden, hat die Weltausstellung in Philadelphia gezeigt: billig und schlecht, so characterisirte der Berliner Professor Reuleaux unsere Leistungen. Bei uns existirt kein einziger Fabrikationszweig, sagt ein Berliner Blatt, mit Ausnahme der Kanonenmacherei, der im Auslande Epoche macht.
Unsere Kinder sitzen vom vollendeten fünften Lebensjahre bis zum vierzehnten auf den Schulbänken. Keinen Tag und keine Stunde dürfen sie versäumen, oder es steht die Polizeibehörde da und setzt die Strafe gegen die Eltern fest, und war es früher schon streng in dieser Beziehung, so ist es jetzt, seitdem Falk am Kuder ist, noch viel strenger. Falk hat aber auch neue und höhere Anforderungen an die Volksschule gestellt. Um diesen nachzukommen, geben die Lehrer auch noch Aufgaben fürs Haus, und die Kinder sitzen auch daheim noch, um für die Schule zu ubeiten. Daß eine solche Stubenhockerei in den bezeichneten Jahren der körperlichen Entwicklung der Kinder nicht dienlich ist und die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt, ist kaum zu verkennen, und selbst von Aerzten ist wiederholt die warnende Stimme erhoben worden.
Unsere Schuleinrichtungen haben uns den Ruhm gebracht, daß unsere Schulen besser sind, als die der meisten anderen Völker; diesem Ruhm steht der Nachtheil gegenüber, daß wir auf dem Gebiete der Arbeit und der Gewerbthätigkeit zurückgeblieben sind. Und dennoch ist auch der französische, belgische, englische, amerikanische Arbeiterstand in den Dingen der Schule nicht so zurück, daß er der Kenntnisse entbehrte, die zum Fortkommen im Lben erforderlich sind, unser Arbeiterstand aber trotz des langen und regelmäßigen Schulbesuchs nicht auf eine solche Stufe der Intelligenz erhoben worden, daß man sagen dürfte, er rage durch Intelligenz vor dem einfachen Arbeiterstande anderer Völker in besonderer Weise hervor.
Mit dem vollendeten dreizehnten Lebensjahre wird der Schüler, wenn er sich„die einem vernünftigen Menschen seines Standes,“ wie die Cabinetsordre vom 14. Mai 1825 sagt,„nothwendigen Kenntnisse" erworben hat, aus der Volksschule entlassen. Aber in Preußen haben wir die allgemeine Militärpflicht. Dieselbe dauert drei Jahre, beschränkt sich indessen auf ein Jahr für den, welcher ein gewisses Maß von Schulkenntnissen nachzuweisen im Stande ist. Nun macht es aber sehr viel aus, ob der junge Mensch nur ein Jahr zu dienen hat, oder ob er drei Jahre im Dienste gehalten wird. Deshalb schicken alle Eltern, die die Mittel besitzen, ihre Söhne auf eine Schule höherer Stufe, bis sie das Zeugniß der Qualification zum einjährigen Militärdienste erlangt haben. So sitzt mit dem jungen Menschen, der in Wirklichkeit für die höheren Studien bestimmt ist, der für das practische Erwerbsleben bestimmte Jüngling bis in sein 17., 18., 19. Lebensjahr seine 4 bis 6 Stunden täglich auf der Schulbank und lernt Latein und manche andere Sachen, die für das practische Erwerbsleben gar keinen oder nur sehr untergeordneten Werth haben, blos damit er im majorennen Alter nicht drei Jahre bei der Compagnie zu stehen braucht. Um zu diesem Zwecke eine gewisse gelehrte Bildung zu bekommen, die
doch nur eine halbe ist, und ihm niemals etwas nützen wird,
bleibt er bis zu seinem 17., 18., 19. Jahre den Vorbedingungen des gewerblichen Schaffens fern.
Im Interesse unseres Erwerbstandes und der gesammten Industrie stellt deshalb die Berliner„Volksztg. das Verlangen, man solle den für das gewerbliche Leben bestimmten Theil unserer Jugend von den Fesseln der Schulbankgelehrsamkeit be
freien und ihm die Möglichkeit einer frühzeitigen Heranbildung für das praktische Erwerbsleben geben. Wollen wir nicht an
&a Californien.
Von F. G.
(Fortsetzung.)
„Es ist zu niederträchtig!“ rief Briars, den Boden mit dem Fuße stampfend,„und wir müssen uns das gefallen lassen?“
„Wer sagt das?“ lachte Siftly—„habt Ihr Lust, so gehen wir einmal zu den Chinesen hinüber, und gefällt uns der Platz, wer zum Henker will uns dann verhindern ihn auszubeuten?— die glatzkopfigen, langzöpfigen Burschen wahrhaftig nicht!“
„Wie viele sind's ihrer?“ rief Briars, rasch auf den neuen Plan eingehend.
„Bah, und wenn's ihrer ein Dutzend wären,“ lautete die mürrische Antwort;„die Burschen sind feig, und zwei Leute wie wir der sechssachen Anzahl jeder Zeit gewachsen. Es kommt nur darauf an, ob Ihr ihnen das Gold lieber gönnt als Euch.“
„Und der neue Alcalde?"„„
„Ist noch nicht vom County Court bestätigt. Wenn aver auch, die Verantwortung Allen gegenüber, was Ihr etwa Gesetze nennen könnt, nehm' ich auf mich.“
„Dann bin ich Euer Mann!“ rief Briars, in die dargebotene Hand schlagend;„und was die Prügelei betrifft, so nehme ich Sechs auf nich, wenn Ihr mit der andern Hälfte fertig werden wollt.“
„Und habt Ihr hier in Eurem Claim gar nichts gefunden?“
„Nicht die Spur von Gold!— nicht so viel, als mich ein Glas osten würde, wenn ich es gleich bezahlen sollte, und drei Tage habe 9 gearbeitet wie ein Pferd, nur um hinunter zu kommen.“ die Mah Ihr jetzt da drüben ernten,“ lachte Siftly,„denn wärt, haben uns die Burschen wenigstens erspart. Und nun vorGatis, daß uns nicht jemand Anderes zuvorkommt.“
Stiars ließ sich nicht lange bitten, und Siftly lachte vergnügt vor sich hin, als er mit seinem neugeworbenen Freund die kurze Strecke dem Arbeitsplatz der Chinesen zuschritt. Seine Wahl in dem neuen Gefährten war auch ganz vorzüglich und seinem Zweck entsprechend getroffen worden, denn er wußte recht gut, daß die Amerikaner im Lanzen den Spielern nicht besonders freundlich gesinnt waren. Mit m Burschen aber, einem der tollköpfigsten von allen, zum Genos
sen, hatte er eben diese ganze wilde Partei auf seiner Seite, und daß
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; den Rand des Abgrundes kommen, sagt sie, wo die Industrie stürzt, um sich nicht wieder zu erheben, so muß das Erwerbsleben bei uns frische Kräfte in Thätigkeit setzen. Unsere Jugend muß frühzeitig ins Erwerbsleben eintreten: jede Störung derselben in dieser Beziehung ist ein nationales Uebel. Die Störung durch die lange Schulbank aber steigert sich von Jahr zu Jahr, weil sich der ganze wohlhabendere Theil des Volkes auf
die Rettung der Söhne von der Last des dreijährigen Dienstes wirft und die Zahl der sich hierzu Meldenden so groß wird, daß man die Anforderungen immer mehr steigern muß. Die wachsende Schulbank, sagt das Blatt, erstickt unser Erwerbsleben und drängt uns eine Schulmeisterei auf, die unsern ohnehin nicht sehr practischen Sinn ganz und gar vernichtet.
Deutschlaus.
Berlin, 11. Juli. Das am 17. d. M. beginnende Musikfest zu Salzburg zu Ehren des vor 121 Jahren daselbst geborenen Mozart soll, wie die Officiösen jetzt zugeben, eine Begegnung der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph herbeiführen. Bei der Lage der Dinge im Orient ist es selbstverständlich, daß ernste Besprechungen zwischen den beiden Monarchen stattfinden werden. Nach einer Mittheilung, die die hiesige„Volksztg. aus Wien erhält, soll es sich um nichts Geringeres handeln, als die letzten Fäden zu weben zu einem Bündnisse zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien. Deutschlands gefährlichster Feind, so heißt es, sei Frankreich, der gefährlichste Feind Oesterreichs Rußland, Frankreich gegenüber und mit Rücksicht auf den Culturkampf habe Italien gleiche Interessen mit Deutschland. Durch ein solches das ganze mittlere Europa von der Nordund Ostsee bis zu den Gestaden Siciliens umfassendes Bündniß würde, so sagt man, Rußland isolirt, Frankreich zur Ohnmacht verurtheilt, die ganze Weltlage sofort total geändert sein: der Bund würde den beiden kriegführenden Parteien ohne Schwertstreich Ruhe gebieten können und den Frieden der Welt in Händen halten. Der Plan dieses Bundes soll, so wird hinzugefügt, schon vor zwei Monaten vom Auslande her, jedoch nicht auf officiellem Wege, dem Wiener Hofe vorgelegt, damals aber zurückgewiesen sein, theils weil man dort noch immer Argwohn gegen Italien hege, theils weil Deutschland in so hartem Conflikte sich mit dem Papste befinde: es seien aber jetzt ruhigere Erwägungen eingetreten und es bedürfe nur noch eines Schrittes, und die Verwirklichung des Planes werde da sein. Uebrigens soll auch Italien dem Plane anfangs nicht besonders wohlwollend gewesen sein; denn ein Eintritt in ein solches Bündniß würde Italien zwingen, sein geheimes Streben nach dem Erwerb des Trentino und einzelner Küstenstädte Dalmatiens aufzugeben, und von Frankreich hat Italien ebenso wenig zu fürchten wie Deutschland; es seien jedoch, sagt man, auch dort die Bedenklichkeiten jetzt überwunden, und in Salzburg werde nunmehr der Kaiser Franz Joseph vor die Entscheidung gestellt sein, entweder ein definitives Ju oder Nein zu sagen. Der Berichterstatter der„Volksztg. fügt hinzu, es sei bis jetzt in Betreff des Planes noch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen,
seine Darstellung sei die erste publicistische Beleuchtung der Sache: daß das Bündniß aber den Hauptgegenstand der diplomatischen Erörterungen in Salzburg bilden werde, darüber will er von bester Seite her unterrichtet sein. Was mich nun be
trifft, so kann ich allerdings verschiedene Zweifel, die ich an der ganzen Sache habe, nicht unterdrücken. Es steht indeß der Beginn des Salzburger Festes nahe bevor, und so werden uns die nächsten Tage schon Bestimmteres bringen.
Eine der widerlichsten Sumpfpflanzen, welche der Culturkampf zum Wachsthum gebracht hat, ist die üppig wuchernde Spionage. Das Spioniren und Denunciren können zahlreiche „liberale" Organe eben so wenig lassen, wie die Katze das Mausen, und speciell kommt die„Deutsche Vereins=Correspondenz“ trotz der unangenehmen Erfahrungen, die sie bei einem Bürgermeister in der Nähe von Bonn gemacht hat, immer wieder auf ihre Lieblings=Beschäftigung zurück. Die neueste Leistung lautet wie folgt:
„In dem Kampfe zwischen Staat und Ultramontanismus gestatten wir uns auf die Wirksamkeit der katholischen Geistlichen in den GefangenAnstalten aufmerksam zu machen. Diese Geistlichen find Beamte des Staates, in so fern sie ihre Besoldung von demselben beziehen. Ihre Bestimmung ist, die Gefangenen zu beruhigen, zu belehren, zu ermahnen und moralisch zu bessern. Diesem wichtigen Zweck entsprechend ist denselben auch eine sehr einflußreiche Stellung verliehen. Nicht nur halten sie den Gottesdienst ab, hören Beichte, sie können und sollen auch mit jedem einzelnen Gefangenen in Beziehung treten und eine individuelle Wirksamkeit auf Geist und Gemüth des Gefangenen ausüben. Nimmt man die durchschnittliche Zahl der Gefangenen in den Anstalten, bei welchen ein besonderer Geistlicher angestellt ist, zu 300 und die durchschnittliche Dauer der Haft zu drei Monaten an, so erhalten wir eine Zahl von 1200 Menschen pro Jahr, die in um so größerem Maße jener
sie den ersten direkten Angriff auf die Fremden wagten, wurde ihnen, das wußte er recht gut, von Vielen hoch angerechnet. Gab dies dann den Anlaß, die Mexikaner und übrigen Fremden, die sich an den Spieltischen überdies wenig betheiligten, ebenfalls aus den Minen herauszujagen, so blieben die Amerikaner hier allein die Herren, und was sie mit leichter Mühe dann in den eroberten Gruben erbeuteten, floß jedenfalls zum großen Theil wieder in die Säckel der Spieler. Briars seinerseits, mit keinen so weit ragenden Plänen, aber noch in dem ersten wilden Aerger über die mißglückte Arbeit, hielt sich dabei in seinem vollen Recht: den Amerikanern gehörte nach seiner Meinung hier der Boden allein; sie hatten ihn sich mit ihrem Blute von den Mexikanern erobert; alle Fremden waren deshalb nur Eindringlinge, und die zu verjagen oder wenigstens in ihrer Ausbreitung zu beschränken, konnte ihnen Niemand wehren, ja, es war die Pflicht eines Jeden, der es gut mit seinem Vaterlande, der Union, meinte.
Die Chinesen hatten indessen in ihrem mühsam niedergegrabenen Claim ruhig fortgearbeitet und sich nicht weiter um den Amerikaner, der sie da vorher gestört, bekümmert. Es geschah öfters, daß solcher Art Fremde zu ihnen traten, besonders seit sich das Gerücht verbreitet hatte, daß sie einen reichen Platz gefunden, und dadurch, daß sie sich gar nicht mit ihnen einließen, hielten sie sich bis jetzt am besten frei von ihnen. Der Anführer oder Aufseher des kleinen chinesischen Trupps, der auch nur selten selber die schwere Arbeit des Niedergrabens theilte, sondern gewöhnlich nur an der Waschmaschine schaukelte, war indessen, als Siftly den Platz wieder verlassen hatte, nach oben gestiegen und zu der etwa dreißig Schritt entfernten Grube gegangen, in der eine andere Abtheilung seiner Landsleute arbeitete. Vorsichtiger Weise hatte er auch dabei das Gold mitgenommen, das sie an diesem Morgen ausgegraben. Die Zurückgebliebenen gruben und wühlten indessen eifrig in dem ausgeworfenen Loch umher, denn Siftly hatte allerdings ganz recht gesehen, der Platz erwies sich außerordentlich reich, und deshalb wollte sie ihn auch so rasch möglich räumen. Gerade als sie damit beschäftigt waren, kehrten die beiden Amerikaner zurück, und Briars, der einen raschen Blick in die Grube warf, rief aus:
„Ei, die Langzöpfe sitzen hier mitten im Gold drin, während wir, denen der Boden gehört, um Lohn um sie herumhacken. Heraus von da, wenn ich Euch nicht Beine mache!“
Die fünf Söhne des himmlischen Reiches sahen erschreckt zu der
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Wirksamkeit unterworfen sind, als sie ihrer Freiheit beraubt, einer überaus strengen Disciplin unterliegen, zu widerstrebenden Arbeiten gezwungen werden und in Folge dessen in ihrem Gemüth verbittert, insbesondere aber den Gesetzen des Staates und den Organen ihrer Ausführung mit wenigen Ausnahmen feindlich gesinnt sind. Wie kann sich der Gefangene mit der gegen ihn geschehenen Anwendung des Gesetzes seitens desselben Staates versöhnen, dessen Gesetzgebung auf einem andern ungleich wichtigeren Gebiete ihm seitens seines Seersorgers direct oder indirect als verwerflich, deren Nichtbefolgung, ja deren offene oder heimliche Bekämpfung als nothwendig und verdienstlich bezeichnet wird? Welche Folge muß dies aber vollends in Bezug auf diejenigen Gefangenen haben, welche gerade wegen Verletzung jener Gesetze verurtheilt oder angeklagt, als politische Gefangene behandelt werden und meistens alle Begünstigungen genießen, welche, wie z. B. Selbstverpflegung, Selbstbeschäftigung, Lecture[vergl. Sack in Ziegenhain!], den sogenannten politischen Gefangenen gewährt werden? Der Einfluß des AnstaltsGeistlichen ist indessen in einer andern Hinsicht von einer noch größeren Bedeutung— wir meinen seine Wirksamkeit als quasi-Curator der Bibliothek der Anstalt. Die Verwaltung des Staates scheint aber hier ruhig zugesehen zu haben und zum Theil noch heute zuzusehen, wie seine eigenen Anstalten durch von ihm besoldete Personen benutzt werden, nicht um in seinem Interesse, sondern in dem des Klericalismus und da, wo dessen Zwecke mit denen des Staates collidiren, gegen die Interessen des letzteren zu wirken.“
An diese allgemeinen Betrachtungen schließt sich dann die Hauptsache, die Special=Denunciation. Da wird, ohne Namensnennung, aber so detaillirt, daß die Ortsansässigen zweifelsohne direct sehen können, wer gemeint ist, ein als Anstalts=Geistlicher beschäftigter katholischer Pfarrer geschildert,„energisch, leidenschaftlicher Anhänger des Ultramontanismus, ein ächter Soldat der ecclesia militans. Der Director ist ein ehemaliger Unteroffizier, der Arbeits-Inspector ein liebenswürdiger, gebildeter und humaner Mann, der Rendant ein Hauptmann a.., eine Vertheilung der Rollen, welche es dem bösen Pfarrer ermöglicht, dem Director„in zartester, kaum fühlbarer Weise eine geistige Hülfe zu gewähren", sich dadurch unentbehrlich zu machen, und so das Heft in die Hand zu bekommen.„Diesem Pfarrer liegt auch die Aussicht über die Bibliothek ob. Kann es daher Wunder nehmen, daß diese Bücher fast ausnahmslos ultramontane, antistaatliche Tendenzen verfolgen, daß sie der Mehrzahl nach in Regensburg, Paderborn, Mainz und bei Bachem in Köln verlegt sind, daß— wir glauben nicht zu übertreiben— kein einziges deutsch=, geschweige preußisch=patriotisches Buch, keines über den in seinem Ausgange so tief beklagten Krieg gegen Oesterreich und Frankreich sich in der ganzen Bibliothek vorfindet?" Die Nutzanwendung liegt auf der Hand: Ist die Regierung nicht blind, so setzt sie den Geistlichen ab, den Director desgleichen und den„liebenswürdigen ArbeitsInspector an seine Stelle. Die Bibliothek wird dann nach den Recepten des„Deutschen Vereins“ gereinigt und ergänzt, und— das Vaterland ist gerettet.
Die von dem Unterrichtsminister verfügte Entfernung des bisherigen Privatdocenten Dr. Dühring aus seinem Lehramte ist den Studirenden heute durch folgenden Anschlag am schwarzen Brett bekannt gemacht worden:„Den Herren Studirenden, welche Vorlesungen bei dem bisherigen Privatdocenten Herrn Dr. Dühring genommen haben, sollen nach Anordnung des Herrn Ministers der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten die bezüglichen Abmeldungsbescheinigungen in ihren Anmeldebüchern durch den unterzeichneten Decan der philosophischen Facultät ausgestellt werden" u. s. w. Diese vom 9. d. datirte Bekanntmachung ist von Professor Dr. Tobler unterzeichnet. Der Beschluß des Ministers wird mit den Gründen vollständig veröffentlicht worden. Dr. Dühring hatte in seinen literarischen Arbeiten einige Berliner Professoren vermöbelt. Die Studentenbewegung zu Gunsten Dührings ist weder durch die polizeilichen Maßnahmen, als da sind Haussuchungen, Confiscationen, universitätsrichterliche Bedrohungen mit Incarcerirung und Relegation, noch auch durch die am 7. d. M. bereits verhängte Remotion des rebellischen Privatdocenten in ihrer Kraft gelähmt worden. Von mehreren Universitäten laufen vielmehr Nachrichten ein, welche ein verstärktes Interesse an der Sache be
Zu der Auszeichnung des Dr. Herrmann bemerkt die„Post:
Diese Ernennung ist von um so größerer Bedeutung, als daraus hervorzugehen scheint, daß Se. Majestät der Kaiser mit der von dem Herrn Präsidenten Dr. Herrmann verfolgten Richtung durchaus einverstanden ist.“
Wie die„Nordd. Allgem. Ztg. hervorhebt, ist die durch Erlaß vom 3. Juli dem Präsidenten Herrmann ertheilte Rangerhöhung erfolgt, um demselben„für seine unausgesetzt mit voller Hingebung geleisteten ersprießlichen Dienste einen erneuten Beweis des Vertrauens und der Anerkennung zu geben".
Es wird jetzt beglaubigt versichert, daß der Lübecker Oberappellhof in dem Streite Preußens wider Sachsen den Schieds
rauhen Stimme auf, antworteten aber eben so wenig wie vorher, deckten, was sie an Gold indessen unten wieder gefunden hatten, zu und arbetichen wihla weiter:
„Auf die Art kommen wir nicht zum Ziel,“ sagte aber Siftth,„du# Spiel hab' ich schon vorhin mit ihnen versucht, und wir könnten eine Stunde auf sie einreden, ohne auch nur eine Silbe aus ihnen herauszubringen. Mit denen müssen wir anders sprechen," und einen der dort ausgeworfenen Brocken Erde aufnehmend, warf er ihn dem einen Chinesen gerade auf den Rücken und rief dazu:
„Heraus mit Euch von da— habt Ihr mich verstanden, oder soll ich noch deutlicher mit Euch unterhandeln?“
Der von der Erde Getroffene fuhr in die Höhe und stieß einen lauten Schrei aus, während die Uebrigen in ihrer Sprache wild und bunt durcheinander riefen. Verstehen konnten die Amerikaner aber natürlich nicht, was sie wollten, und ebensowenig machten sie Miene
die Burschen der Kuckuck,“ rief da Briars,„ich will einmal unten Feuer unter sie machen; nachher werden sie wohl verstehen, was wir wollen.“ Und ohne sich weiter an die Zahl der unten Befindlichen zu kehren, oder nur eine Antwort Siftly's abzuwarten, lehnte der junge kecke Bursche seine Hand auf den Rand der etwa zwölf Fuß tiefen und vielleicht eben so weiten Grube, und sprang mitten zwischen die nach allen Seiten auseinander stiebenden Chinesen hinein.
Hier gesticulirte er nun eben auf ziemlich beredte Weise mit beiden Fäusten, und packte zwei sogar, die er nach der Ecke schob, in der eine junge Ceder zum Aus= und Einsteigen lehnte, als oben am Rand plötzlich der Aufseher oder Obere der Chinesen erschien. Rasch übersah der auch wohl, was hier vorgehe, und sich in gebrochenem Englisch an Siftly wendend, rief er argerlich, was sie hier wollten?“
„Was wir hier wollen, mein Bursch?“ lachte der Spieler, der sich, wie er ihn nur hörte, schnell gegen ihn wandte,„das will ich Dir sagen. Der Platz hier gehört uns— Ihr habt kein Recht hier zu arbeiten, und jetzt macht, daß Ihr fortkommt, wenn Ihr Euch nicht noch Schlimmerem aussetzen wollt.“
„Der Platz mir—“ sagte der Chinese in seiner eigenthümlichen Gaumensprache—„ich bezahlt zwei Dollar— Alcalde— ich
Nummer—“
(vort etzung solat.)