49. Jahrgang

Bezugs=Preis:

Erschein: täglich mittags

Treis monetlich.00 Mark frei in das Haus. Post: 30 Pig. Zustellgebühr. 215 Boten und Agenten in 499 Druen.

2 erantwortlich für Politik und Feuilleton Emil Schwippert. für Provinz und Reich, Umgegend und Bonner Nachrichten Andreas Müller, für den übtigen redaktionellen Teil Toni Meinand, für den Reklame= und Anzeigentetl Sohannes Tinner, sämtlich in Bonn.

*

Bonner Dolks-Zeitung

bechtliechelle: Soon Sücht an Wänher!

Postscheck=Konto Köln unter Nr. 1958 Verleger: Deutsche Reichs=Zeitung S. m. d., Vonn

Bonner Dolkswacht

Mittwock, 22. September

Drahiadresse: Reichszeitung Vonn Druck: V. Hauptmann'sche Buchdruckerei, Vonn

Fernsprecher: Geschäftsstelle 50 u. 60 uummmmmmmmm Schriftletung Nr. 4835

Nr. 262 1920

Anzeigen=Preis:

Smm breit, das mm 30 Pfg., ausw. 50 Pfa. Reklamen Num breit das mm lotal) 4.28 (ausm.) 41.20. Kleine priv. Anzeigen 50 27 das einfache Wort bei 4mal. Aufnahme einschl. Steuer= u. Teuerungszuschlag. Zahl­bar sofort. Bei gerichtlichem Versahren u. broimonatigem Zahlungsrückhtand sühlt bewilligter Rabett fort. Jür Blazvorschrift wirg nicht garantient

Air uneriens enseengen Damfirien

Donner Staht=Angeiger

Wo rohe Kräfte sinulos walten....

## Wir stehen vor einer uffenen Kriegverklärunz gegen alles, was christlich denkt. Die Sozialisten aller Richtungen und aller Länder sind gewillt, mit den Mitteln der schkimmsten Diktatur ihr Ziel: die Entchristlichung der Welt herbeizuführen. Trennung von Staat und Kirche war die erste, die religionslose Schule ist die zweite Etappe die sie zu erreichen versuchen. Eine Diktatur in wirt­schaftlichen Dingen kann furchtbar sein, eine Dit­tatur des Gewissens ist überhaupt nicht zu ertragen. Weil es ein so schmähliches Verbrehen am christ­lichen Volke ist, müssen wir auf die letzten Vor­gänge in Berlin, wo die Sozialdemokratie den unabhängigen Israelit Loewenstein zum Ober­schukrat und denunabhängigen Gemeindevor­steher Eggert zum Schulrat erheben will, noch einmal zu sprechen kommen. Denn was heute in Berlin geschieht, kann morgen an anderen Orten und übermorgen in derselben oder in ähnlicher Weise auch bei uns versucht werden. Da müssen wir gewappnet sein!

Es ist jammerschade, daß der wackere Loewenstein unter dem Protest der christlich empfindenden Ver­liner Lehrerschaft nicht dazu kam, in der Lehrer­versammlung seine Erziehungsgrundsätze und sein Schulprogramm im einzelnen darzulegen. So sind wir darauf angewiesen, aus seinen Schriften zu erfahren, was dieser Herr sich unter Heranbil­dung der Jugend denkt. Klar und unzweidentig sagt das schon einFlugblatt an die Eltern, das der, Herrn Dr. Loewenstein politisch nahestehende Berliner Turnverein Fichte verbreitet. Es heißt da:

Nehmt die Schule selbst in die Hand und sagt Euch los von jeder Autorität!... Ich verbiete dem Priester, sich an unseren Kindern zu vergreifen, sonst erschlage ich ihn!

Der ganze abgrundtiefe Haß der Sozialisten gegen Christentum, Kirche und jede Autorität kann nicht brutaler ausgedrückt werden. Herr Loewen­stein selbst hat sich schon über rein schultechnische Reformen in sehr bedenklicher Weise geäußert. Es lohnt sich darauf kurz einzugehen. Herr Loewen­stein verlangt beispielsweise, daß überall das Ab­fragen und Zensieren verschwinden müsse. Damit würde es in das Belieben des Schülers gestellt werden, wie viel oder wie wenig er lernen will. Das halten wir für falsch. Denn wir sehen eine Hauptaufgabe der Schule in der Willensbildung der Schüler. Wille vor allem ist es, was Leben vom Menschen fordert. Auch können die Schüler sittliche Persönlichkeiten nur dadurch werden, daß sie ihren Trieben zuwider handeln lernen. Auch Bildung und Kenntnisse würden leiden, wenn das Abfragen und Zensieren wegfiele. Mit dem Zen­sieren müßten aber folgerichtig auch die Zensuren und Versetzungen sortfallen, da ja dem Lehrer da­mit die zuverlässigen Unterlagen für sein Urteil verlorengehen. Nun stellt Dr. Loewenstein es allerdings als eine weitere Forderung auf, daß das starre Klassensystem und die genaue Fixierung der Lehrpensen nach Jahrgängen als unnatürlich zu überwinden sei. Wir können das keineswege als unnatürlich empfinden. Und wüßten nicht, wie Ordnung in den ganzen Schulbetrieb kommen sollte, wenn es mehr oder weniger der Willkür der einzelnen Lehrer überlassen wäre, welchen Unterrichtestoff ste mit ihren Schülern erledigen wollen. Auch durch Vereinbarung an den einzel­nen Anstalten, etwa unter Mitwirkung des Nek­tors oder Direktors, würde diese Ordnung wenig­stens in den Großstädten mit ihrem wechselnden Schülerbestande nicht zu erzielen sein. Um so we­niger, als Dr. Loewenstein auch die behördliche Schulinspektion, die vielleicht noch auf eine gewisse Einheitlichkeit hinwirken könnte, gänzlich beseiti. gen will. Dafür soll der Unterricht der Aussicht der Oeffentlichkeit unterstellt werden. Die Eltern und die Vertrauenspersonen der Gemeinschaft, die Bildungsräte, müßten jederzeit Einblick in die Arbeitsgemeinschaft der Schule gewinnen können. Es würde damit also eine Schulbeanssichtigung durch Laien geschaffen werden, eine Einrichtung, gegen die sich die Lehrerschaft nicht ohne Srund immer entschieden gewehrt hat. Diese Oeffentlich­keit des Unterrichts wäre aber auch sonst nicht ohne Bedenken. Sie würde Lehrern wie Schülern die überaus wertvolle Unbefangenheit, namentlich auch in ihren gegenseitigen Beziehungen nehmen, von der Sache ablenken, hier und da zu Stärungen, öfter wohl auch zu Trübungen des Verhältnisses zwischen Eltern und Lehrern Anlaß geben.

Tiefer als diese schultechnischen Bedenken gegen die Kandidatur Dr. Löwensteins gehen natürlich diejenigen, die sich aus seiner Stellung zu den sitt­lich=religiösen Fragen ergeben. Es ist ein unleid­licher Gedanke, daß ein Jude, der jetzt als Dissi­dent firmiert, an der Spitze des Schulwesens einer so großen Gemeinschaft stehen sollte. Wir dürfen hier an Seethes Worte in denWanderjahren er­innern:An dieser Religion(dem Christentum) halten wir fest. In diesem Sinne dulden wir kei­nen Juden unter uns; denn wie sollten wir ihm den Anteil an der höchsten Kultur vergönnen, deren Ursprung und Herkommen er verleugnet. Als Un­abhängiger ist Dr. Löwenstein selbstverständlich Gegner jeder religiösen Erziehung und damit tritt er, wie die Wahlen zu den Elternbeiräten bewiesen haben, in schärfsten Gegensatz zu den Wünschen, die Hunderttausende von Eltern hinsichtlich der Schul­erziehung ihrer Kinder hegen. Zweifellos wird er alles tun, um die religiöse Beeinflussung der Kin­der, die ihm und seinen Parteigenossen ja nur eine Verdummung ist, aus der Schule zu beseitigen. Daß er darüber hinaus auch in sittlicher Hinsicht sehr bedenklichen Erziehungsgrundsätzen huldigt,

Sensen: Sicheln Wetzsteine

alle landw. Oeräte, Maschinen und Werkzeuge

Jür Tglernbh

Eisen-Grosshandlung 15

Hauptgeschäft: Benesisstr. 61 Ecke Pfeil- und Ehrenstraße

zeigen Aeußerungen in seinem Neutällner Vortrag. Dort erklärte er das Verbot der Lüge für über­flüssig, lögen wir doch selbst an einem Tage hun­dertmal und noch öfters. Auch hier stoßen wir auf den Gegensatz germanischer und jüdischer Auffassung. Der deutsche Dichter mahnt:

Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr! Laß nie die Lüge deinen Mund entweihn!

Dr. Löwenstein aber will vom Verbot der Lüge nichts wissen. Ist es denn richtig, daß wir uns fortwährend der Lüge schuldig machen,an einem Tage hundertmal und noch öfters?" Nicht jedes Wort, das der Wirklichkeit widerspricht, ist Lüge. Die Höflichkeit beispielsweise hat eine große Menge von Wortunrichtigkeiten geprägt, die keine Lüge sind, weil jedermann weiß, welche Wahrheit da­hinter steckt Scheidemünzen, die niemand für voll­wertig nimmt. Wir haben ferner die Wortunrich­tigkeiten märchenhafter Art, in denen wir mit un­seren Kindern verkehren, wenn wir ihnen vom Weihnachtsmann oder Osterhasen erzählen. Wir glauben, daß der Jude auch dafür nicht viel Ver­ständnis hat. Aber Lüge ist es nicht. Die Lüge aber, durch die wir unsere Mitmenschen täuschen, die ist nach germanischer Auffassung allerdings ver­dammenswert. Wir werden es uns durch Dr. Löwenstein jedenfalls nicht nehmen lassen, unsere Kinder zur Wahrhaftigkeit zu erziehen. Auch das Verbet des Diebstahls erklärt Dr. Löwenstein so lange für überflüssig, als es noch ausbeutende Kapitalisten gebe. Diebstahl aus Not sei sittliche Pflicht, so wenn man sehe, daß seine Familie Not leidet. Eine sehr gefährliche Lehre, zumal in den heutigen Zeitläuften, wo der Sinn für das Mein und Dein ohnehin bedenklich erschüttert ist, und wo die Not an Notwendigem einen bedauerlichen Um­fang erreicht hat. Wollten wir da jedem, der für sich oder seine Familie in irgend einer Hinsicht Not leidet, das Recht geben, in den Eigentums­bereich des Nachbarn hinüberzugreifen, so würde das überhaupt die Auflösung der Eigentumsbegriffe bedeuten und uns kulturell in Zeiten zurückwerfen, die wir seit Jahrunderten überwunden glaubten.

Wo rohe Kräfte sinnlos walten,

Da kann sich kein Gebild' gestalten.

Wenn die leitende Stelle in der Unterrichtsver­waltung solche Grundsätze in die Tat umzusetzen versucht, dann ist es mit der christlichen, aber gleichzeitig auch mit der deutschen Kultur vorbei, dann sinkt unser Volk in die heidnische Begriffs­verwirung zurück. Der Berliner Fall zeigt mit er­schreckender Deutlichkeit, was dem deutschen Volk bevorsteht, wenn jemals eine sozialistische Mehrheit in der deutschen Volksvertretung zur Herrschaft ger### langen sollte. In der Schulfrage sind beide Flügel der Sozialdemokratie sich völlig einig. Die Mehr­heitesozialdemokratie in Berlin kannte das System des Heren Löwenstein; dennoch ist sie bei der Wahl den Besehlen der Unabhängigen gefolgt, hat Unter­schrift und Siegel auf das Programm gesetzt, das die Religion aus der Schule verbannt und Lüge und Diebstahl für erlaubt erklärt.

Was wir jetzt im roten Hause hören, das sind die Herzenstöne sozialistischer Ueberzeugung. Da gibt es kein Paktieren! Wir Katholiken stehen in naher, sehr naher Zukunft dem Ansturm einer riesengroßen Welle antichristlicher und besonders antikatholischer Tendenz gegenüber. Wir werden eine lückenlose Mauer bilden, an der diese blutrote Woge zer­schellen muß. Höher als das Gesetz eines sozialisti­schen Staates steht uns das große Gesetz Gottes, daß die Eltern dereinst verantwortlich sind, wenn die Kinder verderben, weil die Eltern sie verraten haben. Deshalb müssen in unserem Kampfe um die christliche Schule, der der Kampf um die Seelen unserer Kinder ist, alle Rücksichten fallen. Wer uns Hindernisse macht, wer nicht klipp und klar an jeder Stelle, wo er sich befindet, ein offenes Be­kenntnis für die christliche Schule ablegt, den kön­nen wir nicht als den Unseren ansehen. Hier rei­chen Zweckmäßigkeitsgründe nicht aus, hier handelt es sich um Srundsätze. Wir sind im höchsten Kriege­zustande, und da muß jeder, wo er steht, eintreten für die fundamentalen Grundsätze unseres Ge­wissens, die auch die fundamentalen Grundsätze unserer Politik sind.

Was gedenkt die Regierung zu tun?

Der sozialdemokratische Terror.

Der Reichstagsabgeordnete Adams hat folgende zwei Anfragen an die Regierung gerichtet:

Am 2. September d. J. mußte das Mitglied des

Deutschen Arbeiterbundes, Verwaltungs­stelle Dortmund, der Fördereraufseher Wilhelm Wagener, beschäftigt bei der Zeche Dorstfeld bei Dortmund, einen dringenden Urlaub antreten, weil er an das Sterbebett seines schwerkranken Schwie­gervaters gerufen wurde. Der zuständige Revier­steiger wies ihn an den Betriebsrat, um sich eine Urlaubsbescheinigung ausstellen zu lassen. Das Betriebsratsmitglied Karl Gieselmann, Mitglied des sozialdemokratischen Berg­arbeiterverbandes, wollte die Bescheinigung nur unter der Bedingung ausstellen, daß Wagener dem sozialdemokratischen Bergarbeiter­verbande beitreten würde. Wagener weigerte sich, da aber Gieselmann bei seiner Forderung be­harrte, mußte Wagener, um den dringend benötig­ten Urlaub zu erhalten, das Eintrittsgeld und einen Monatsbeitrag für den so­zialdemokratischen Bergarbeiter­verband zahlen. Hier liegt eine grobe Pflichtverletzung und ein Ueberschreiten der Besug­nisse sowie Nötigung des Betriebsratsmitgliedes Gieselmann vor. Aehnliche Fälle haben sich bei andern Zechen bereits mehrfach abgespielt. Hat ein Betriebsratsmitglied das Recht der Urlaubsverweigerung oder Gewährung? Ist die Reichsregierung bereit, die Arbeiterschaft gegen die Willkürherrschaft solcher Betriebsratsmitglieder zu schützen? Ich bitte um Untersuchung des vorstehen­den Falles und zu veranlassen, daß ähnliche Fälle sich nicht wiederholen.

In letzter Zeit mehren sich die Fälle, wo durch eine kleine Minderheit unverantwortlicher Ele­mente Streiks bei einzelnen Werken(Stahl­werk Krieger, Düsseldorf, Gußstahlwerk Munscheid, Gelsenkirchen) willkürlich provoziert werden, ohne die Bestimmungen des Betriebsrätegesetzes zu be­achten. Die Folge davon ist, daß die Werkleitungen zu Entlassungen der gesamten Belegschaft schreiten. Derjenige Teil der Arbeiterschaft, welcher mit den Drahtziehern nichts gemein haben will, wird durch solche Vorkommnisse unverschuldet wirtschaftlich schwer geschädigt und gerät in große Rot, ohne sich

dagegen schützen zu können. Auch wird die Zahl der

Arbeitolosen durch solche Vorkommnisse vergrößert. Sind der Reichsregierung diese Tatsachen bekannt? Was gedenkt die Reichsregierung zu tun, um die ruhige und besonnene Arbeiterschaft gegen die Will­kürherrschaft einer radikalen Minderheit zu schützen?

Der Unfug der Nebenregierung.

Der Reichoverkehrsminister hat einen Erlaß an die Eisenbahndirektionen gerichtet, in dem er sich entschieden gegen die willkürlichen Eingriffe der radikalen Eisenbahner in die Beförderung der Herbstkartoffeln wendet. Er sagt u..:Ein der­artiges eigenmächtiges Vorgehen von Beamten und Arbeitern der Eisenbahn kann unter keinen Um­ständen geduldet werden. Es muß den normalen und ruhigen Verlauf innerhalb unserer Volkswirt­schaft stören und katastrophalg Wirkungen, nament­lich für die Bewohner großer Städte und derjenigen Gebiete nach sich ziehen, die selbst keine Kartoffeln anbauen können.

Neues Grundsteuergesetz für Preußen.

Ju unserer Mitteilung in der Dienstagnum­mer über den Entwurf eines neuen Grundsteuer­gesetzes erfahren wir weiter noch: Dte preußi­schen Finanzen sind in größter Unordnung. Schon jetzt ist ein Fehlbetrag von 2 Milliarden Mark vorhanden, für den keine Dechung da ist. Es ist damit zu rechnen, daß die bisherige Steuer um das Dier= bis Fünffache erhöht werden wird und außerdem noch den Gemeinden die gesetzliche Er­mächtigung weiterer Juschläge erteilt wird. Ob dabei zwischen städtischem und ländlichem Grund­besitz unterschieden wird, steht noch nicht fest. Nach Ansicht des Ministers wäre eine stärhere Heranziehung des ländlichen Grundbesitzes des­halb nicht unberechtigt, weil er bisher bei der Heranziehung der Steuer bevorzugt gewesen sei, weil das Defizit des Staatshaushalts in erster Linie auf die Erhöhung der Gehälter und Löhne zurückzuführen sei, die ihrerseits ihren Grund aber in der Steigerung der auf dem Lande er­zeugten Lebensmittel haben. Da die Städte, wie z. B. auch Bonn, vielfach zu einer ebenfalls sehr bedeutenden Erhöhung der Grund- und Gebäudesteuer zur Deckung ihrer gleichfalls ins Unermeßliche steigenden Schul­denlast greifen wollen, kann die Belastung von Haus- und Erundbesitz leicht zu katastrophalen Folgen führen, wenn nicht die Möglichkeit zum Ausgleich geschaffen wird.

Lerond abberufen?

(U. Senf, 20. Sept. Wie die Pariser Blätter melden, ist die Abberufung des Generals Lerond aus Oberschlesten als endgültig zu betrachten. Lloyd George hat die Absicht, die strittige Ange­legenheit der Botschafterkonferenz zur Entschei­dung vorzulegen. Außerdem werde wahrschein­lich eine genaue Untersuchung über die Dor­gänge, die zu den französtsch-englischen Iwistig­keiten Veranlassung gaben, eingeleitet werden. Das Deuvre betrachtet diesen Ausgang der An­gelegenheit als einen Erfolg der deutschen Re­gierung in der oberschlesischen Frage.

*

Entspannung in Oberschlesien.

Die Reise des Generals Lerond nach Paris hat zu einer gewissen Entspannung der Lage in Ober­schlesien geführt. Die Geschäfte des Generals Le­rond hat der italienische General de Marino über­nommen, der sich dazu bereit erklärt hat, die Ver­treter der oberschlesischen Presse in den nächsten Ta­gen zu einer Aussprache zu empfangen.

Dreußische Landesversammlung. Berlin 22. Sept. In der Preußischen Landes­versammlung gab es gestern zunächst eine nament­liche Abstimmung über den Gesetzentwurf betr. den Austeitt aus den Religionsgesellschaften. Der Abg. Hoffmann(USP.) hatte diese namentliche Abstim­mung gewünscht. Das Gesetz in seiner vorliegenden Fassung geht den Unabhängigen bekanntlich nicht weit genug, und sie haben es deshalb darauf abge­sehen, Obstruktion zu treiben. Das Ziel der Ob­struktion erreichten sie heute. Bei der namentlichen Abstimmung ergad sich nämlich ein beschlußunfähi­ges Haus. Infolgedessen mußte die Sitzung um 2 Minuten vor 3 Uhr geschlossen werden. Eine neue Sitzung beraumte der Präsident auf 3 Uhr an.

Bei der Beratung des Rothaushaltsetats kam er zu stürmischen Auftritten. Bei der ersten Lesung gab es nämlich eine allgemeine politische Debatte, bei der u. a. die Frage der Neuwahlen eine Rolle spielte. Schließlich wurde der Not=Etat in allen drei Lesungen gegen die Unabhängigen ange­nommen.

Darauf wandte sich das Haus der Beratung von Anträgen zu, die aus dem Hause gestellt wurden. Es befindet sich darunter einer des Zentrumsabge­ordneten Kley, der eine Beschleunigung des Ersatzes der Schäden wünscht, die durch das jüngste Hoch­wasser in Köln, Neuwied und in anderen rheini­schen Städten angerichtet worden sind. Ein Regie­rungsvertreter erwiderte, es bestehe wohl der Wunsch, schnell zu helfen, aber die gerechte Vertei­lung erfordert eine abschließende Feststellung der Schäden. Diese werde demnächst vorgenommen. Der Antrag Kley wurde einstimmig angenommen.

Nach Erledigung einer Reihe weniger wichtiger Anträge vertagte sich das Haus auf Mittwoch, 1 Uhr. Morgen soll die Frage Groß=Berlin zur Sprache kommen.

*

Im Aeltestenausschuß der Preußischen Landesversammlung

setzten sich die beiden Rechtsparteien und die Unab­hängigen für möglichst baldige Neuwahlen ein, schlugen den 26. November als Wahltermin vor, während von anderer Seite der 12. Dezember als möglich genannt wurde. Doch vertraten die Mehr­heitsparteien den Standpunkt, daß, wenn erst der Wahltermin in Aussicht genommen wäre, ein be­schlußjähiges Haus nie mehr zusammen käme.

Hoffnung besteht, daß eine Verständigung erzielt

wird und Minister Wiritz sein Rücktrittogesuch zurückziehen wied.

Die deutschen Vertreter für Brüssel. Berlin 22. Sept. Die deutsche Delegation zu der Finanzkonserenz verläßt heute abend Berlin, um sich nach Brüssel zu begeben. An der Spitze steht der Unterstaatssekretär Bergmann. Weitere Mitglieder sind der Geschäftsinhaber der Diskonto­Gesellschaft Urbig, der Vizepräsident der Reichs­bank v. Glasenapp und der Staatosekretär Schröder vom Reichofinanzministerium. Mis Sachverständige sind der Delegation Geh. Hofrat Dr. Lotz=München, Geh. Oberfinanzeat Kauff­mann von der Reichsbank und der Geheimrat Dr. Trendelenburg von dem Reichowirtschafts­ministerium beigegeben worden.

Um Millerands Rachfolger.

U3D. Paris, 21. Sept. Der allgemeine Ein­druck geht dahin, daß die Ministerkrise sich eben­so rasch und leicht lösen lassen wird wie die Drä­sidentschaftskrise. Die Frage ist die, ob der Nachfolger Millerands als Ministerpräsident das Ministerium neu bilde oder einen Ceil der ge­genwärtigen Minister beibehalten wird. Der Gaulois hält zwei Wege für möglich, nämlich daß Millerand sich mit einem neuen Minister­präsidenten und Uinister des Heußern begnügt. Sein Nachfolger würde Jonnart, der alle Ui­nister und derzeitigen Unterstaatssekretäre bei­behalten werde. Im anderen Falle würde Briand den Auftrag erhalten, ein neues Kabt­nett zu bilden. Als weitere Kandidaten für die Ministerpräsidentschaft nennt das Blatt weiter Poincare, Diviani, Leyques und Steeg.

Frankreich gegen Deutschlands Aufnahme in den Dölkerbund Berlin, 21. Sept. Wie schon gemeldet, hat Ita­lien offiziell den Antrag gestellt, Deutschland in den Völkerbund aufzunehmen. Weiter wird be­kannt, daß Schweden angekündigt hat, es würde aus dem Völkerbund ausscheiden, wenn Deutsch­land nicht in den Völkerbund ausgenommen wird. Schweizer Blätter melden aus Paris, daß man dort gegenüber dieser Drohung eine verlegene Haltung einnimmt. Würde bei den Verhandlungen ent­gegen dem Vorschlage Frankreichs, daß Deutschland erst nach greisbaren Garantien seiner guten Ab­

sicht zum Völkerbund zugelassen werden soll, die aufnahme Deutschlands dennoch beschiossen wer­den, so wird Frankreich aus dem Völlerbund aus­treten, denn Frankreich ist entschlossen, unter keinen Umständen neben Deutschland im Völkerbund zu sitzen, selbst wenn die erforderliche Zweidritteimehr­heit für die Aufnahme zustande käme.

Die Wahl des Reichopräsidenten verschoben.

Berlin 21. Sept. Die Wahl des Reichspräsiden­ten ist nach Berliner Blättermeldungen der Gegen­stand von Verhandlungen im Reichskabinett. Nach den bisherigen Ergebnissen ist es fraglich, ob die Wahl noch in diesem Jahre vorgenommen werden wird. Nach Ansicht der Regierung und auch der Parteien ist es zweckmäßig, diese Wahl erst nach der Abstimmung in Oberschlesien anzusetzen.

Große Generalstreikpläne der Kommunisten

waren für den gestrigen Cag in Berlin durch Flugblätter angekündigt. Der Zweck der Kund­gebung soll sein, die Entwaffnungsaktion zu verhindern und als Dorwand dient der Drozeß gegen die Rote Armee, der am gestrigen Diens­tag auf Grund einer Verordnung des Reichsprä­sidenten in Berlin vor einem außerordentlichen Gericht verhandelt werden sollte. Bis heute vor­mittag lagen keine Berliner Meldungen über den Beginn des Generalstreiks vor.

Derheilige Krieg gegen den Orapertellomne

20. London 21. Sept. Ein Funkspruch Tschit­scherins an Litwinow lautet: Lloyd George, der die britischen Verhandlungen mit Rußland abge­brochen hat, darf sich nicht beklagen, wenn er bald eine bolschewistische Bewegung gegen Sroßbri­tannien in Asien bemerkt. Auf dem Kongreß der Ostvölker in Baku hat Sinowiew den heiligen Krieg gegen den Imperialiomus erklärt.

Angebliche Aufstandsbewegung in Südtirol. (U. Rom, 21. Sept. Dopolo Romano veröf­fentlicht in Sperrdruck eine Klarmnachricht aus Bozen. Danach sei in Cirol eine gefährliche Be­wegung gegen die Italiener in Dorbereitung. Die Dresse hetze zur offenen Rebellion, 60000 Gewehre seien schon eingeschmuggelt.

Aus Provinz und Reich.

Verfeüht.

Berlin, 21. Sept.(Telegr.) Die Mitteilung der Berliner Morgenpost, daß der Reichofinanzminister Dr. Wieth seine Entlassung zurückgezogen habe, kam offenbar etwas verfrüht. Es wird aber aus Regierungskreisen bestätigt, daß nuch wie ver

Nachen: Die Stodtverordneten wählten in den Provinzial=Landtag drei Zentramsabgeordnete und einen Sozialdemokraten.

Burgheim: Bei der Wahl von zwei Abgeord­neten für den Rheinischen Provinziallandtag wur­den gewählt der Vorsitzende der Rheinischen Bau­ernvereins, Klemene v. Les, Bergerhausen, und der Vorarbeiter Hinten aus Oberaußem.

Essen: Erster Verbandstag deutscher Büro= und Behördenangestellter. Bei der ersten Verbands­tagung des Reichsverbandes deutscher Büro= und Behördenangestellter, Sitz Essen, der jüngsten christ­lich=nationalen Angestelltengewerkschaften im Kar­tell des Gesamtverbandes deutscher Angestelltenge­werkschaften,(Gedag), entrollte der Verbandsvor­sitzende Buchartz(Essen) ein recht erfreuliches Bild schneller Aufwärtsentwicklung. Im Februar d. J. verfügte der N. d. B. A. über 38, heute bereits über 352 Ortsgruppen. Auch die finanzielle Ent­wickelung des Verbandes ist gesund. Die Stellung des Verbandes zu den Verbänden der freigewerk­schaftlichen Richtung ergibt sich aus seiner idealen Grundlage. Danach kann er die freigewerkschaft­lichen, sozialistischen Organisationen nicht als die den Wiederaufban Deutschlands, seiner Wirtschaft

und die Veredelung seiner Kultur fördernde

Kräftezusammenfassung betrachten. Insolgedessen ist der R. d. B. A. gezwungen, seine Gegnerschaft nicht nur im kapttalistischen Arbeitgebertum, son# dern auch in den sozialistischen Gewertschaften zu erkennen. Ueber die rein gewerkschaftlihe Arbeit hinaus verfolgt der R. d. B. A. gemeinsam mit allen chriftlich=nationalen Arbeitnehmerverbänden das Ziel, durch die Einsetzung seiner Grundsätze nicht nur die gesamte deutsche Arbeitnehmerschaft, sondern auch alle übrigen Volkskreise zu begeistern für eine Wiederbelebung christlichen Staats= und Wirtschaftolebens. Der zweite Tag der Verhand­lungen diente vorwiegend den Kommissionsbera­tungen der einzelnen Berufe= und Fachgruppen, die ihre Entschlüsse der Verbandsleitung zur Einlei­tung entsprechender Maßnahmen übermittelten.

Bochum: Die katholische Probsteikirche, das älteste Gotteshaus Bochums, ist Dienstag nachmit­tag abgebrannt. Der Turm ist in sich zusammen­gestürzt. Die Feuerwehr bemühte sich vergeblich, den Brand zu löschen. Wie der Brand entstanden ist, ist noch nicht festgestellt.

Koblenz:: Verbotene Zeitungen. Die Rhein­landkommission hat die Frankfurter Zeitung und das Frankfurter Mittagsblatt bis zum 18. Oktober für die besetzten rheinischen Gediete verboten.

Castellann(Hunsrück): Jugenddenkmal. Inse­ressenten und Jugendfreunde planen den Ausbau der herrlich gelegenen Burgruine Waldeck ber Castellaun zu einer deutschen Jugendbu#, Sie soll ein Ehrendenkmal für die gesallenen Heiden werden und die deutsche Jugend anziehen zu Spiel und Sport und geistiger Anregung, damit die Ju­gend fähig wird, zum Wiederaufbau Deutschlands. Jugendherbergen sollen daselbst errichtet werden, überhaupt soll die Burg der Mittelpunkt der deut­schen Jugend werden.

Aus Oberhessen: Terror. Als Einspruch gegen die hohen Kartofselpreise ist auf Beschluß des Be­triebsrats der staatlichen Braunkohlengrube Lud­

wigshoffnung und des damit zusammenhängenden staatlichen Kraftwerks in beiden Werken die Ar­beit eingestellt worden, so daß weite Teile der Provinz Oberhessen ohne Kraft und Licht sind. Das Kraftwerk speist mehr als 150 Gemeinden und 40 größere Fabriken, Mühlen und Gutshöse, dar­unter das Eisenwerk Buderus in Hirzenhein und die Braunkohlengrube Abendstern, die in Gefahr steht, zu ersaufen. Außerdem ist eine Reihe von Bahnhöfen und Krankenhäusern, darunter diejeni­gen von Friedberg, ohne elektrischen Strom. Die sofort eingeleiteten Verhandlungen, an denen auch der Provinzialdirektor Dr. Usinger teilnahm, hat­ten noch kein Ergebnis.

Als Gegenmaßnahme gegen den Cerror der Arbeiter, beschlossen die Landwirte, nunmehr keine Milch in die Städte zu liefern. Nach Frankfurt wurde Dienstag früh keine Pilch mehr geschickt.

Aus der Amgegend.

Sodesberg: Das Soldene Doppeljubiläum des Dechanten Ulsgr. Dr. Winter. Am kommenden Sonntag wird in Godesberg ein Doppeljubiläum ganz seltener Art geseiert werden. Es ist wohl ein einzig dastehender Fall in der ganzen Rhein­provinz und vielleicht darüber hinaus, daß ein Geistlicher in demselben Ort, Kaplan, Rektor, Pfarrer und Dechant wurde.

Ulsgr. Dechant Dr. Winter ist 50 Jahre lang der Gemeinde Godesberg treu geblieben. Am 24. Aug. des Jahres 1870 empfing er in Köln die hl. Driesterweihe und schon bald darauf wurde er zum Kaplan in Godesberg ernannt. 50 lange Jahre hindurch hat er ununterbrochen in der Ge­meinde überaus segensreich gewirkt.

Hermann Josef Winter ist am 21. Jebr. 1847 als drittes von zwölf Kindern in Stechenborn, Kreis Uonschau, geboren. 1866 bezog er nach bestandenem Abiturientenexamen in Düren, die Universität Bonn. 1870 empfing er, wie schon erwähnt, die hl. Driesterweihe. Er widmete sich dann in Bonn nach seiner Anstellung in Godes­berg dem Studium der Philosophie, 1873 legte er sein Staatsexamen in alten Sprachen ab. 1883 promovierte er zum Doktor. 1889 wurdec zum Pfarrer, 1909 zum Dechanten und zum Ehren­Kammerherr mit dem Rang eines Prälaten er­nannt. Die Errichtung vieler Bauten, die Re­novierung von Kirchen und KapeLei. Godesbergs ist mit dem klamen Winter eng verknüpf:. Schon um Ostern 1871 konnte die eingegangene höhere Rektoratsschule, das jetzige kollegium Huberti­num, neu eingeweiht werden, nachdem der junge Kaplan mit Feuereifer sich dafür eingesetzt hatte. Für die Michaelskapelle, die zu verfallen drohte. leitete er eine Sammlung in die Wege. Die Kapelle erstand bald in alter Dracht. 1891 wurde ein Ceil des St. Markusstifr's eingeweiht. Umfangreiche Anbauten im Jahre 1909 und 1911. ließen das Bild des jetzigen großartigen Hespi­tals entstehen. Ein Relief Dr. Winters im Flur des Krankenhauses bringt nach außen hin den Lank für die Förderung zum Aidruch, die der hochw. herr dem Bau angedeihen ließ. 1894 wurde der Erweiterungsbau der Pfarrkirche alt­Sodesberg in Angriff genommen. Schon 1895 konnte die Einsegnung festlich begangen werden. Am 26. Oktober 1914 legte Dr. Winter selbst den Grundstein zu der neuen St. Sebastianus­

Die M6

9of. Comp, Röln a. Rh.

Neumarkt 16 Gegründer 1863

Besonders empfehlend

Rhein-, Mosel- u. Rotioeine

auseriesene Weine

Anerkannt vorzügliche Rüche:

Lute Biere