49. Jahrgang

Nr. 250 1920

Bezugs=Preis:

Erscheint täglich mittags

Preis monatlich.00 Mark frei in das Haus. Post: 30 Pfg. Zustellgebühr. 215 Boten und Agenten in 406 Orten.

Perantwortlich für Polttik und Feuilleton Emil Schwippert, für Provinz und Reich, Umgegend und Bonner Nachrichten Sndtruo Müller, für den norigen redaktionellen Teil Toni Weinand, für den Reklame= und Anzeigenteil Johannes Tinner, sämtlich in Vonn.

Bonner Dolks-Zeitung

Geschäftsstelle: Vonn, Sürst 1 am Mänker

Postscheck=Konto Köln unter Nr. 1953 Verleger: Deutsche Reichs=Zeitung G...., Vonn

Bonner Dolkswacht

Jeeilag, ie. Sepiemder

Drahtadresse: Reichezeitung Bonn

Druck: P. Hauptmann'sche Buchdruckerei. Vonn

Fernsprecher: Geschäftsstelle 50 u. 60 ree Schriftleitung Nr. 4835

Anzeigen=Preis:

Bmn breit, das mm 30 Pfg., ausw. 50 Vig. Reklamen Zum breit das mm lloial) n# (ausw.) 41.50. Kleine priv. Anzeigen 50 das einfache Wort bei 1mal. Aufnasug einschl. Stener= u. Teuerungszuschlag, Zat##e bar sofort. Bei gerichtlichem Versahr###

u. breimenatigem Bahlunger###haus####

bewilligter Rabatt fort. Für Blatzvorschrift wird nicht gerantich

Für unverlangt eingegangene Mannstriphe übernehmen wir keine Gewähr.

Douner Stadt=Anzeige

Die Berliner Parteiwirtschaft.

* Die Mehrheitssozialdemokraten spüren seit der furchtbaren Blamage, die die U. S. P. sich in Moskau geholt hat, neuen Wind in den Segeln. Sie gingen schon seit einiger Zeit dazu über, ihren Platz an der Futterkrippe systematisch auch in den Gemeinden zu beanspruchen. Dabei springt nämlich für sie ein nicht zu unterschätzender Vorteil taktischer und finanzieller Art heraus. Während nämlich ein Ministersessel unter den jetzigen Ver­hältnissen eine sehr wackelige Sache ist, die heute auf vier Beinen steht und morgen am Boden liegen kann, ohne dem Inhaber einen Pfennig Pension einzubringen, dauert ein Oberbürgermeister=, Bür­germeister= und Stadtratsamt sechs oder gar zwölf Jahre. Gelingt es also einer jetzt herrschenden Partei, ihre Vertreter in diese Stellen hineinzu­bringen, so bleiben diese Herrschaften auch dann auf ihren Stühlen sitzen, wenn die augenblicklich waltenden Mächte durch andere längst ersetzt wor­den sind. Ein mehr oder weniger starker Einfluß der heutigen Richtung kann in solchen Fällen sechs bezw. 12 Jahre lung gesichert werden und der Trä­ger des Amtes erhält beim Abschied noch eine sehr hübsche Pension. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß die Futterbrippe der Kommunen eine ent­schieden vorteilhaftere Sache ist. In Berlin demBrückenkopf des Bolschewismus haben Mehrheitssozialisten und U. S. P. jetzt in zuge­gebenermaßen formellen Abkommen die Besetzung der neu zu vergebenden Magistrats­stellen so gründlich in ihrem Sinne besorgt, daß dort demnächst 30, ausschließlich den beiden soztalistischen Parteien entnommene besoldete Stadträte regieren werden. Da der ehemalige kai­serliche Staatssekretär Wermuth als Oberbür­germeister der Reichshauptstadt die Geschicke Ver­lins ganz zur Zufriedenheit der Radikalinskis Leitete, sahen M. S. P. und U. S. P. keinen Grund, ihn als ihr städtisches Oberhaupt nicht wiederzu­wählen. Die bürgerkichen Parteien waren anderer Ansicht und erklärten sich geschlossen ge­gen Exzellenz Wermuth. Ein demokratisches Blatt attstierte ihm, daß Oberbürgermeister Wermuth in kommunalen Dingen kaum den Einfluß besitze wie der Vorsitzende der unabhängigen Parteior­ganisation im 748. Wahlbezirk Groß=Berlins. Die bürgerlichen Parteien befinden sich gegenüber den beiden sozialistischen Fraktionen des Berltner Stadtparlamentes in der Minderheit und so können alle Proteste nichts ändern an der Tat­sache, daß in Berlin eine Radikalisierung der Kom­munalverwaltung einreißt, die ehne Beispiel ist, die sicherlich auch im Reiche ihre Folgen zeigen und zu unabsehbaren Datostrophen führen wird. Die Demokraten kündigen dem Frak­tionsvorsitzenden der Berliner M. S. P. in einem Schreiben den Kampf an.Se ist selbstverständ­lich so erklären siedaß wir uns eine der­artige Ausschaltung unserer Partei aus der Ver­waltung Berlins nicht gefallen lassen dürfen. Wir werden vielmehr genötigt sein, gegen diese Be­schlüsse allerschärfsten Widerspruch zu erheben. Um diesen Widerstand einigermaßen erfolgreich zu ge­stalten, werden wir uns gezwungen sehen, mit allen übrigen nichtsoziolistischen Parteien und Fraktio­nen der Stadtverordnetenversammlung Berlins aufs engste zusammenzuarbeiten. Eine der­artige Konstellation wird dann zu Zusammen­stößen führen, die insbesondere wegen der völli­gen Abweichung von den Regierungsverhältnissen im Reiche und Preußen auch für die allgemeine Politik des Landes unter Umständen erheb­liche Folgen haben werden. Was die Sozialisten sich aus diesem Brief machen werden. Sie haben schon einen Stadtarzt angestellt, dessen Befähigungsnachweis lediglich im Besitz eines Mitgliedsduches der M. S. P. besteht, und da auch noch ein anderer Parteimann unterge­bracht werden muß, präsentieren sie jetzt als Stadlschulrat einen Richtfachmann, der aber dafür den Vorzug hervorragender sozialisti­scher Gesinnungstüchtigkeit besitzt. Und nach diesem Rezept wird es in Zukunft weitergehen. Die Günstlingswirtschaft regiert und dem schönen Wort von der freien Bahn dem Tüchtigen wird so uner­hört und ohne jedes Verantwortungsgefühl der Hals herumgedreht. Was aus diesen Zuständen wird, muß die Zukunft lehren. Wie die Wies­badener Rh. Volkszeitung schreibt, hat die Stadt Höchst a. M. sich schon würdig an die Seite Ver­lius gestellt. Andere Städte werden folgen. Man könnte dieses Treiben in Gedutd mit ansehen, um den Leuten von der Soziakdemokratie Zeit und Gelegenheit zu geben, zu beweisen was sie kön­nen. Es ist ja nach sozialdemokratischer Meinung nichts leichter, als irgendwo in Kommune, Pro­vinz oder Reich an leitender Stelle zu stehen und das Volk zu regieren. Das beste Mittel zur Hei­lung von diesem Wahn wäre jedenfalls, die Schretbtische der leitenden Instanzen diesen Herrn und Damen frei zu machen. Man könnte diese Tragödie des Größenwahns wie gesagt in Geduld sich entwickeln und in den unvermeidlichen Zusammenbruch ausklingen lassen, wenn es nicht eine so tiefernste, in ihrer Wirtung ungeheuer folgenschwere Tragödie wäre. Denn ein großer Volk wird dabei zugrunde gerichtet!

Mehr Arbeiter aufs Land.

Berlin 9. Sept. In der Beratung des volkswirt­schaftlichen Ausschusses des Reichstageo über die Arbeitolosigkeit waren alle Parteien einig, daß mehr Arbeiter aufs Land sollten. Ein aus allen Parteien gebildeter Ausschuß wurde eingesetzt, der in Gemeinschaft mit dem Reichsarbeitsministerium die weiteren Maßnahmen zur Behebung der Ar­deitslosigkeit prüsen soll. Ein Antrag Ledebour auf Abänderung der Erwerbslosenfürsorge wurde abgelehnt und statt dessen ein Vermittlungsantrag der bürgerlichen parteien angenommen, demzu­folge die geltenden Verordnungen auf dem Ge­diete der Erwerbslosenfursorge baldmöglichst in ge­setztiche Gestaltung überzuführen sind. Dabei ist insbesondere der Weg der Arbeitslosenversicherung zu beschreiten mit dem obersten Zweck, die Arbeits­kraft der Erwerbolosen als Produkt zu verwenden.

Verkehrseinschräukungen im Wluter.

Die Kohlenversorgung der Eisenbahn.

938. Beelin 9. Sept. Die Abendblätter ver­Isentlichen ein Schreiben des Reichskohlenkommis­an das Reichsverkehrsministerium, werin es

heißt: Wohl bestand dei mir die Absicht, die Eisen­bahnen in den Sommermonaten so zu bevorraten, daß sie vor Erschütterungen bewahrt blieben, wie sie ihnen der letzte Winter brachte. Das gelang mir indessen in Süddeutschland nur zum Teil und in Norddeutschland nicht. Nur mit Mühe kann ich der Eisenbahn im Augenblick noch die Menge zu­führen, die sie tatsächlich verbraucht. Ob dies in Zukunft möglich sein wird, ist eine ernste Frage. Ich bitte, daß Maßnahmen getrossen werden, den jetzt­gen Kohlenverbrauch erheblich einzuschränken.

Die monarchische Bewegung in Wien.

Wien, 9. Sept. Der Wiener Vertreter der Nh.= Westf. Ztg. telegraphiert seinem Blatt: Die Kar­listen enfalten in der letzten Zeit wieder eine erhöhte Tätigkeit. Ein neues monarchistisches Pro­pagandabüro unter dem nichtesagenden Ramen Wiener Klub wurde errichtet. Diese Organisa­tion hat ihr Hauptquartier in dem Palais des frü­heren Ministers des Aeußern, Berchthold. Die Hauptfigur des Klubs ist Schager=Eckersau, der Verwalter des habsburgischen Vermögens. Man hat allen Grund, zu glauben, daß diese Bestrebun­gen von dem französischen Gesandten in der Schweiz. Allize, unterstützt werden. Es wird weiter be­kannt, daß neuerdings Verhandlungen zwischen dem kommandierenden Offizier der französischen Okkupa­tionsarmee am Rhein und Dr. Heim gepflogen werden. Es handelt sich darum, ob die Möglichkeit besteht, einen süddeutschen Separatstaat welcher auch dem zukünftigen Habsburger Reich einverleibt werden soll, zu errichten. Im Zusam­menhang hiermit steht die Anwesenheit des Für­sten Windisch=Grätz, des politischen Agenten des Exkaisers, der vorige Woche in Wien ankam und zugleich Konferenzen mit führenden Wiener Monarchisten hatte, darunter mit dem Obersten Wolf. Fürst Windisch=Grätz wurde von der Staats­polizei ausgewiesen. Von großer Bedeutung ist die Errichtung eines neuen antirepublikanischen Nachrichtenbüros.Agence generale telegraphie. welches seine Tätigkeit am 1. Oktober beginnen soll. Das Büro, welches seine finanzielle Unter­stützung von den offiziellen Kreisen in Paris er­hält, soll von einem Schriftsteller namens Otto, dessen intime Beziehungen zum alten Regime all­gemein bekannt sind, geleitet werden. Die erste Aufgabe des Büros ist, eine monarchistische Propa­ganda innerhalb der gesamten österreichischen Pro­vinzpresse zu betreiben. Binnen kurzem wird auch in Wien ein monarchistisches Montagsblatt er­sheinen.

Der große Vorstoß nach Westen

Militärische Mahnahmen in Ruhzland. Helsingsors 9. Sept. Wie hier eingetroffene bol­

schewistische Blätter mitteilen, sollen in ganz Rutz­land Freiwillige in das Heer eintreten. Sobald die neuen Heere an der polnischen Front organi­stert sind, soll ein großer Vorstoß nach Westen be­ziunen.

Russen und Polen.

Die Einigungsverhandlungen in Riga.

D3B. London 9. Sept.(Telegr.) Nach einer Mel­dung aus Warschau begibt sich die polnische Feie­deusdelegation morgen nach Riga. In der Um­gebung der Regierung in Warschau hofft man, daß die Verhandlungen nicht lange dauern werden, da die Parteien über die hauptsächlichsten Grundlagen schon einig seien. Diese Grundlagen seien: Keine Intervention eines der beiden Länder in die inne­ren Angelegenheiten des anderen, ferner Prokla­mierung der Unabhängigkeit der Ukraine.

Gehellt!

038. Berlin, 9. Sept.(Celegr.) Wie der Berliner Lohalanzeiger meldet, sind dieser Cage 70 vor etwa 2 Monaten nach Sowjetrußland aus­gewanderte deutsche handwerher und Arbeiter, die auch während ihres Aufenthaltes in Sowjet­rußland von den Führern der Unabhängigen be­sucht wurden, wieder nach Deutschland zurück­gekehrt und in Swinemünde eingetroffen. Sie erklären, daß sie gründlich von dem Wahne der bolschewistischen Uenschheitsbeglüchung kuriert seien.

Eln merkwürdiges Dokument.

Die Berliner Morgenzeitung veröffentlicht unter der UeberschriftDer unpartetische General Lerond einen Geheimerlaß, aus dem deutlich hervorgeht, wie die Franzosen ihre Neutralität in Oberschlesien auffassen. Es heißt in diesem Dokument u..: In Anbetracht der langsam wachsenden Erregung in der deutschen Teilbevölkerung in Oberschlesien hal­ten wir es für nötig, die Herren Kreiskontrolleure darauf aufmerksam zu machen, daß es sich empfehlen wird, die Ueberwachung und die Aktion zur Wie­derherstellung der Ruhe bezw. zur Entwaffnung der irregulären polnischen Trupps mit mehr Stärke auszuführen, um der Wiederholung solcher Fälle, wie sie in Kattowitz und Beuthen passiert sind, ent­gegenzuarbeiten. Nicht zu vergessen aber sind die ergangenen Anweisungen über die Stellungnahme gegenüber den polnischen Organen im Falle einer Zusammengeheus und über dessen Wirkung nach außen. Nach stattgehabter Rücksprache mit den leitenden volnischen Stellen erfolgen Direktiven bezw. Anweisungen für die weitere Behandlung der noch kommenden Ereignisse.

Die Kohlenablieferung aus Oberschlesien Berlin 9. Sept. Die in den letzten Augusttagen von der Interalliierten Kommission in Oberschle­sien verfügte Sperre der Kohlenausfuhe nach Deutschland ist, wie gemeldet, wieder aufgehoben worden. Trotzdem erfolgt die Ablieferung von Kohlen an Deutschland in durchaus unbefriedigen­der Weise. Die von den Alllierten in Spa gegebene Zusage, die Erfüllung des Kohlenabkommens durch eine neue Regelung der Verteilung der Oberschle­sischen Kohlen zu ermöglichen, ist bieher leider nicht verwieflicht wochen.

Bolschewiomus und Italien. D3B. Berlin 9. Sept.(Telegr.) Der italienische Minister Lapriola äußerte sich auf die Frage eines Mitarbeiters der Deutschen Allgemeinen Zeitung. ob er an ein Uebergreisen des Bolschewismus auf Italien glaube, die Siolittische Politik habe dem Lande eine Richtung und Einrichtung gegeben, die für eine eventuelle Transformation der kapitali­stischen Wirtschaft in eine sozialistische, sich für diese als unbrauchbar erweise. Mit Kanonen lasse sich eine Bewegung die die Massen ersaßt habe, nicht bekämpfen.

Es stehtt schlecht um inm.

Ein neutrales Urteil über den Völkerbund. D3B. haag 9. Sept.(Telegr.) Der Neue Rot­derdamsche Courant stellt fest, daß die Sache des Völkerbundes nicht nur in Europa, sondern auch außerhalb Europas schlecht stehe und weist auf Frankreich und Belgien hin, die eben dabei seien, ein militärisches Oefensivbündnis abzuschließen. Es sei sehr fraglich ob eine solche Politik gehei­mer militärischer Abmachungen mit der Spitze gegen Deutschland vernünftig seien. Wenn der Dölkerbund mehr sein solle, als ein Verein der Sieger und einiger Ueutraler, so müsse Deutsch­land so schnell als möglich als Mitglied zuge­lassen werden.

Die englischen Bergarbeiter.

WTB London, 9. Sept. Der Gewerkschaftskongreß in Portsmouth nahm einstimmig eine Entschließung an, worin erklärt wird, daß die Forderungen der Bergarbeiter anzemessen und gerecht seien, und daß ihnen sofort stattgegeden werden müsse. Nach einer Meldung des Matin aus London hat sich Lloyd Seorge bereit erklärt, die Vertreter der Vergarbei­ter zu empfangen, falls sie Wert darauf legen.

Der sinnische Sesandte in Berlin seines Amtes entheten.

Berlin, 9 Sept. Wie die Dene meldet, ist der finnische Gesandte in Berlin Juho Jänes vom Präsidenten Einnlando seines Amtes enthoben worden. Die Verabschiedung soll im Zusammen­hang mit Enthüllungen der Freiheit über Waffen­trausportev on Deutschland nach Finnland stehen Zur Uebernahme des Gesandtenpostens in Berlin ist der finnische Legationssekretär in Kopenhigen, Harri Holwa, ausersehen.

Das gefährliche Spiel.

Die Uebenregierung.

038. Berlin 9. Sept.(Cetegr.) Die heutige Ceneralversammlung der Betriebsräte des Wirt­schaftsverbandes Groh-Berlirs erklürte sich in einer Entschließung solldarisch mit den gemaß­regelten Eisenbahnern in Erfurt und verpflich­tete sich mit allen zweckdienlichen Mitteln sie zu unterstützen. Sie hält es für geboten, auch die Polonia-Jüge auf Wassen und Munition zu un­tersuchen und weitere Cransporte zu verhindern. Die Berliner Betriebsräte verpflichten sich, alles zu tun, was zur Durchführung der Blockade Po­lens und zur Unterstützung Rußlands notwendig ist.

Der Schulstrelk in Sreiburg. Freiburg i. StI., 6. Sept. Der Schulstreik an der katholischen Volksschule in Freiburg i. Schl. ist seit dem 20. August d. J. beendet. Im Auftrage de: Re­gierung hat der Kreisschulrat den freirellgiösen Lehrer Faulhaber beurkaubt und ihn mit den Vor­arbeiten zur Errichtung einer weltlichen Schule be­auftragt. Die Forderung der kathokischen Eltern Entfernung des freireligiösen Lehrers von unserer kathobischen, konfessionellen Schule ist somit er­füllt.

Die gefährlichen deutschen Strümpse.

London, 9. Sept. Die Times stößt einen Alarm­ruf aus über eine neue deutsche Gefahr, die darin bestehen soll, daß deutsche Strumpf­waren in England in einem Umsang eingeführt würden, daß in Plätzen wie Leicester, Nottingham und Derby Arbeitslosigkeit und Elend herrschten. Der Präsiden: der Handelskammer von Leicester habe bereits den Präsidenten des englischen Han­delsamtes auf den Ernst der Lage aufmerksam ge­macht. Er habe gefordert, daß die deutschen Wa­ren entweder wie früher eine Herkunftsbe­zeichnung erhielten oder aber, daß die Einfuhr überhaupt in solchen Grenzen gehalten werde, daß die englischen Fabrikanten ihre Arbeiter weiterhin beschäftigen könnten. Die Times bemerkt dazu, daß die Herstellung seiner Strumpfwaren erst im Kriege in England ausgenommen worden sei, und daß die Fabrikanten jetzt nicht in der Lage seien, den deutschen Wettbewerb auszuhalten, wenn sie keine Unterstützung durch die englische Regierung erhielten. Natürlich tritt auch die alte und heute sicherlich falsche Behauptung auf, daß die deutschen Arbeiter zwölf Stunden arbeiteten, die englischen aber nur acht, und daß sich auch ihre Löhne mit den englischen nicht vergleichen ließen. Infolge­dessen würden die Strumpfe zu einem Preise auf den englischen Markt geworsen, den die englischen Fabrikanten nicht unterbieten könnten.

Einst und seht.

Ems, 9. Sept. Millerand und Foch besuchten auf ihrer Rheinlandreise von Koblenz aus Bad Ems, wo sie u. a. den Gedenkstein, der an das Jusammentreffen Wilhelms I. mit dem franzö­sischen Botschafter Benedettt erinnert, in Augen­schein nahmen.

Rheinischer Komnnnalbeamtentag.

Köln Sept Die Bezirkegipppe Rheinland des Verbandes der Kommunalbeamten und Angestell­ten Preußes veranstaltete zestern in der Kolier Bürgecgersellschaft eine Einspeuchsversammlung gegen die Ausführurgsbestimmungen des preußi­schen Ministeriums des Innern vom 2. August 1920 zu dem neuen Gemeindebeamten=Besoldungs­gesetz vom 8. Juli 1920. Zahlreiche Abgeo.dnete und Vertreter großer Organisationen hatten sich zu der Kundgebung eingefunden, die vom Vor­sitzenden, Stadtsekretär Schwalge(Köln), gelei­tet wurde. Nach entsprechenden Ausführungen des Stadtsekretäre Nießen(Eschweiler) und der Vor­sthenden wurde eine im Sinne beider Reserenten

Gegen Geuf:

Berlin, 9. Sept. In Frankreich machen sich Widerstände gegen die Genfer Konferenz bemerk­bar. Auch von Belgien wird die Ansicht unter­stützt, daß es im Rugenblick für die Franzosen nicht wünschenswert ist, nach Genf zu gehen. Es handelt sich zwar vorläufig nur um einen Caster. um die Stimmung für die eventuelle Absetzung der Genfer Konferenz bei den Alliierten festzu­stellen, aber in diesem Jusammenhang ist ein Leitartikel des Cemps beachtenswert, in wel­chem es heißt:Warum soll man nach Genf ge­hen? Welche vorteilhafte Russicht kann im ge­genwärtigen Rugenblick die Unzuträglichkeit einer Entscheidung ausgleichen, die, wie alle Konferenzbeschlüsse, notwendigerweise übereilt. gefaßt werden muß, unter dem Druck übertrie. bener Erwartungen, unter dem Einfluß von In­diskretionen, unter sicheren Enttäuschungen, die hinterher kommen werden? Auf diese Art wird keine wertvolle Arbeit geleistet, auf diese Art festigt man den Frieden nicht. Wir glauben, daß Belgien wie auch Frankreich der Wiedergut­machungskommission gern die Prüfung der deut­schen Dorschläge überlassen werden. Wir glau­ben auch, daß, wenn man ein nicht im Vertrage von Versailles vorgesehenes Verfahren einschla­gen will, die Vereinigten Staaten ernste Dorstel­lungen erheben werden. Ferner, wenn Deutsch­

land das sehr verständliche Bedürfnis fühlt, sich vor Abgabe seiner Angebote über die Bedürfniße Frankreichs zu unterrichten, warum unterrich­ten sich dann nicht einige Oertreter Deutschlands im tete à tete mit Franzosen? Das wäre weitaus besser, als nach Genf zu gehen, wo Eigenliede, Politik und alles übrige eine verhängnisvolle Rolle spielt. Diese Auffassung des Blattes, das den französ.schen Regierungskreisen nahesteh läßt darauf schließen, daß man mit offiziellen französischen Widerständen gegen die Genfer Kon­serenz zu rechnen hat.

Gleichzeitig meldet der Korrespondent de# Eimes aus Brüssel, der Mintsterpräsident u lacroix habe ihm erblärt, er stelle gleichfalls Genfer Konserenz die Frage gegenüber, ob es nicht besser sei, deutsche Dertreter durch die Wit? dergutmachungskommission zu einer Besprez chung über den Versailler Vertrag nach Parts einzuladen. Führende Staatsmänner der Der­

bündeten sollten sich dann am 15. Oktober treiz sen, um die Wiedergutmachungsfrage zu besprer chen und zu den Anregungen der Kommission Stellung zu nehmen, besonders aber zu entscheic den, ob Deutschland aufgefordert werden sol­Vertreter nach Genf zu entsenden. Frankreic set hiermit einverstanden. Es werde diesen Dor­schlag der englischen Regierung unterbreiten.

Spaltung in der Bayerischen Dolkspartei.

Die Bewegung desChrlstlichen Sozialiomus.

Berlin 9. Sept. In Unterfranken tritt eine Be­wegung hervor, die eine Spaltung der Bayerischen Volkspartei zugunsten der Eründung einer cheist­lich=sozialen Partei herbeiführen will, bezw. schon heibeigeführt hat. Es handelt sich dabei, wie das Berl. Tageblatt zu melden weiß, um eineKampf­organisation gegen den Kapitaliomus wie gegen den materialistischen Sozialismus". Dem Lander­partei=Ausschuß gehören Angehörige aller Stände, auch Geistliche, an. Das WürzburgerNeue Volk soll in die Hände der neuen Partei übergegangen sein.

In der Bayer. Vokkszeitung(Nürnberg) wird zu der Bewegung u. a. geschrieben:

Obwohl der christliche Sozialiomus als Joee und System von verschiedenen Seiten Bearbeitung und Förderung gefunden hat, so ist doch sein begeisterter Vertreter und Verfechter in Würzbung in der Per­son des Volksvereinssekretärs Vituo Heller er­standen. Heller ist, das wird von alben Seiten an­erkannt, ein durchaus ideal gesinnter, uneigennätzt­ger und von den besten Absichten durchdrungener Mann. Er will eine durchgreisende Reform unse­res gesamten Staats=, Gesellschafts= und Wirt­schaftslebens nach streng=christlichen Grundsätzen. In einemProgramm des christlichen Sozialis­mus hat er den Versuch gemacht, seinen Anschau­ungen und Ideen Ausdruck zu verleihen.

In einer nun im zweiten Jahrgang erscheinen­den Wochenschriftdas neue Volk sucht Heller als Schviftleiter seine Ideen auf die aktuellen Tages­fragen anzuwenden, und praktische Vorschläge zu

deren Lösung auszuarbeiten. Die Bewegung der christlichen Sozialiomus hat in Unterfranken un­zweifelhaft festen Boden gefaßt, darf aber keiner­wegs mit den in der letzten Zeit auftauchenden Parteigründungsversuchen ohne weiteres ident fiziert werden. Es sind sicherlich nicht die Schlech ten und Unfähigen, die der okten Partei(det dayer. Volkspartei) den Rücken kehren. Besondett in Würzburg ist das Verlangen nach Wiederhe### stellung der engsten Beziehungen zum Zentru# se intensiv und allgemein, daß hier eine neue chrit liche Partei, welche den Anschluß an das Zentrug als Programmsatz verkündigt, auf starken Zulau# rechnen kann. Außerhalb Würzburgs bestehen einigen bisher als sozialdemokratisch geltende# Dörfern in der näheren Umgebung der Stadt schei Ortogruppen, ebenso in Aschaffenburg, wo man in besonderer Rührigkeit an der Arbeit zu sein schei Dieser Tage findet nun in Treuchtlingen### konstituierende Versammlung der neuen Par## statt. Es ist von ihr eine Einigung und Ve­schmelzung der bisher selbständig operierende Kräfte in München und Würzburg zu erwarten Mit dem chvistlichen Sozialismus wird sich 2# demnächst in Bamberg stattfindende Landesver­sammlung der Bayer. Volkspartei beschäftigen um dazu Stellung nehmen. Wird sie aber auch ein wirklich befriedigende Lösung für die Frage der Anschlusses an das Zeutrum finden? Davon wi­es wesentlich abhängen, ob noch weitere wertvoldt Kräfte aus der alten Partei hinausgedrängt wer­den und die Reihen der Parteizersplitteree reit stärken oder ob der erste entscheidende Schritt zu Wiederaufrichtung der politischen Einigkeit in## legenen Reihen getan wird. Möge man das Men­tekel von München und Würzburg nicht übersehen!

gehaltene Entschließung angenommen, in der ge­

fordert wird, daß die Ausführungsbestimmungen

in ihren grundlegenden Teilen unverzüglich aufge­hoben und durch Bestimmungen ersetzt werden, die den Willen des Gesetzgebers kla: zum Ausdruck bringen. Die Eigenart der Verhältnisse in der Kommunalverwaltung solle nicht nur bei den lei­tenden Stellen, sondern der gesamten Beamten­schaft gegenüber Nochnung getragen werden. De: Begriff der Dauerangestellten müsse im Sinne der Gewerkschaftsforderungen schärfer umrissen und frei von Engherzigkeit ausgelegt werden. Die Anhörung der Beamtenorganisation sei den Be­hörden zur Pflicht zu machen. Die Versammlung beauftragte die Gewerkschaften, diese Forderungen bei der Regierung geltend zu machen und erwar­tete von den Franktionen, daß letztere keineSabe­tage" des Gesetzes von irgendeiner Seite dulden würden. Die verschiedenen politischen Parteien er­klärten für die Wünsche der Kommunalbeamten= schaft eintreten zu wollen.

Schließlich wurden noch die Beschwerden der Dauerangestellten und Anwärter vom städt. An­gestellten Schmidt(Köln) zur Sprache gebracht, und eine Entschließung im Sinne des Reserenten angenommen, in der verlangt wird, daß die Dauerangestellten sofort in das Beamtenverhält­nis überführt werden. Es müsse verlangt werden, daß die zur Befriedigung eines dauernden Be­dürfnisser beschäftigtenständig Angestellten nach fünfjähriger einwandfreier Tätigkeit die An­stellung mit Beamteneigenschaft und nach zehn­

jähriger Tätigleit diejenige auf Lebenozeit er­halten.

Das furchtbare Erdbeben.

Rom, 9. Sept. Die großen Dörfer Bille Colle, mandina, Fivizzane u. a. sind gänzlich zerstör# die Zahl der Opfer an Toten und Verwundete ist verhältnismäßig gering, weil die Bevölkerung durch andere Städte gewarnt, zumeist im Freieg schlief. Sie bezissert sich aber auf mehrere Hunder# Die am schwersten betroffene Zone mit zerstörten Häusern und Kirchen, Toten und Verwundeten um faßt die Städte und umliegenden Dörfer von Cach rara, Massa, Sarzana, Pietrasanta, Biareggich Lucca, Pisa und reicht nördlich bis Spezia sowie jenseits der Apenninen bis in die obersten Dörser der Provinzen Modena, Parma, Piacenza, Genua, Reggio, Emilia. In den Marmorbrüchen von Can rara wurden eine Anzahl Arbeiter von herabstür zenden Marmormassen erschlagen. Die Kirche. vor San Paolino in Viareggio ist eingestürzt. Nach Meldungen aus Nom spricht man in der Provin­Spezia von mehreren hundert Toten. Die Bewoh­ner kampieren auf dem Lande im Freien, da 5# neue Erdstöße befürchten.

Sichstadt&am Schwerger?

agne

RoinIhr Schilaerg.10,

Sn eegenüber der Nrtogeme Jeiefrn. M 9546 aullgg##

in-Laus.

fändischer Stoffe für

Iterren u. Damenbebleidungen: