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Volkswacht

Mittwoch, 20. April

Drahtadresse: Reichezeitung Vonn Druck: Rornanta=Verlag, Buch u. Sieindr Vonn.

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Verschärfung

der außenpolitischen Tage.

die Pariser Presse schlug gestern bei der Behand #ug der Frage der Ablieferung der deutschen Gold­einen Ton an, der auf eine Verschärfung ### Lage schließen läßt. Nachmittags wurde die sochricht einer Depeschenagentur verbreitet, die #r von keiner andern Seite bestätigt wird, auch de Regierung der Vereinigten Staaten habe es ab­glehat in der Entschädigungsfrage eine vermit­teinde Rolle zu spielen. Dienstag vormittag wurde aus Ron die Meldung verbreitet, der Vatikan habe etenfalls geweigert, in irgendeiner Weise ein ugreisen. Die Abendblätter glauben, daß nun die wuische Regierung morgen oder übermorgen Kennt­Aus von ihren neuen Vorschlägen geben werde. Es ##dle sich um verschiedene Lösungen, über die dem ##mps aus Köln berichtet wird:

Lutschland wolle zehn Johre hindurch jährlich Milliarden Goldmark bezahlen; ferner wolle er veränderliche Jahreszahlung gleich einem #nstel des Wertes der nach den Verbandoländern führten deutschen Woren entrichten. Um einen leit dieser Jahreszahlungen flüssig zu machen, werde and anregen, eine internationale Anleihe

19 Milliarden Soldmark aufzulegen, für die es zu 5 v. H. Zinsen zahlen wolle, und die durch die

Amahmen seiner Eisenbahnen und durch eine 20. entige Beteiligung an deutschen Industrieunter­eehnungen gesichert werden solle. Die deutsche Ne ung wolle schließlich über die Art und Weise ver­eln, in der der Gesamtbetrag ihrer Schuld fest­sei. Der Temps fügt hinzu, in Berlin sei uu von der Unannehmbarleit dieser Vorschläge in wrucherein überzeugt und mache sie nur in der hofnung, einen Teil der Iffentlichen Meinung in dei Verbandsländern so weit einzunehmen, daß rweise die Besetzung des Nuhrgebiete ver­et werde. Es bestätige sich, daß Deutschland ih an die Vereinigten Staaten gewandt habe, um Tenen Teil der französisch englischen Kriegsschulden übernehmen. Mit zehn Jahrerzahlungen von Milliarden, sogt der Temps, und mit einer Ab­

e, die sich nur auf die Käufe der verbündeten beziehe, könne man nur einen Lücherlich ge­Teil der durch den Versailler Vertrag tschland zur Last gelegten Summe bezahlen. erhaupt verkenne die deutsche Rozierung sosto­

sch den Vertrag. Was werde zum Beispiel aus

12 Mitliarden Goldmark, die noch bis zum 1. lei zu bezahlen seien? Das Kabinett Fehrenbach

ons halte sich mit Mühe am Ruder zwischen den söhnlichen, die den Verbündeten jede Zahlung eerweigerten, und den Opportunisten, die einen Ver­handlungsversuch machen möchten, um Zeit zu ge­

Pass, Ales das biete leine Sicherhett, peige keine otigkeit und verschaffe keine Zahlung. In Wiederherstellungsausschuß hat an die Krtegslaftenkommission eine Rote gerchtes, worin 40 uum 1. Mai die Uoberführung der Geidbestände in Reichsbank in das besetzte Gebiet zefordert i# Falls Deutschland diese Forderung des Wie­#iherstellungsausschusses ablehnen sokte, so würde dreier gezwungen sehen, von Deutschland die ge Anshandigung des gesamten Soldbestan. zu fordern. Gerade um die schwerwisgenden #en einer solchen Aushänkigung zu vermeiden, der Wiederherstellungsavoschuß sich entschlos­nur die Ueberführung dieses Goldbestandes in Reichsbankstellen in Röln oder Kobleuz zu rer­ien Der Wiederherst=Aungsausschug weide die ort der Kriegslastenkommission bis zum 22. ##ll abwarten.

Was würde die Goldabgabe bedeuten?

Alen französischen Forderungen hat das Verlau­das Gold der Reichsbank ins besetzte Gebiet schaffen, die Krone aufgesetzt. Zum ersten Male 4gt man es, privates Eigentum anzu­#in Selbst im Kriege ist von deutscher Setie das kiesteigentum bei den Banken in den eroberten Toier Frankreichs underührt geblieben. Die Durch­ührung der neuenSanktionen würde die letzte banke des Rechtes niederreißen. Die Reichsbank private Einrichtung und ihre Goldbestände Brivateigentum. Die Beschlagnahme des deut­Goldes würde aber auch abgesehen von dem bisbruch ein unsagbares Unheil über vischland bringen. Zur Deckung unseres riefigen nenumlauses ist uns nur eine einzige Milliarde ark in Gold geblieben, die auf der Reichsbank ###terlegt ist. Die Fortnahme der Golddecke würde Tod unserer Währung bedeuten. Unsere Va­

#a sänke so tief, daß eine Einfuhr von Lebensmit­ln und Rohstoffen unmöglich würde. Eine neue ##ichtdareBlockade begänne für uns. Das Aus

###d selbst würde durch diesen Zusammenbruch utschlands natürlich auch auf das Schwerste ge­##ien. Jeder Verkauf nach Deutschland wäre eine #eöglichkeit. Die ausländischen Kaufleute aber, bestände an Markscheinen haben, müßten abwar­

UFE

Erhst R. Mühler

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Köln a. Rh., Drususgasse 27

Ecke Köhrengasen, am Nuscum Telegr.-Adresse: Drususbank

Teleien A 3900

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Eriedigung aller bank­mässigen Geschäfte. Ausländische Noten. Depositen- u. Scheck­" Verkehr.#

ten, ob diese Geldscheine für sie noch etwas mehr be­deuten als ein weißes Papier.

Es ist wohl sicher und das sollte unsere Hoff­nung sein daß unter den Alltierten in der Frage der Soldbeschlagnahme keine Einigung erzielt wird. Englands und Amerikas Geschäftspolitik wird dem erhobenen Säbel Fochs zur rechten Zeit in die Par­rade fahren. Wenn je Frankreich im Porzellanla­den der Entente gewütet hat, dann jetzt. Die Hal­tung der Börse, an der ein wesentliches Sinken der Mark noch nicht zu beobachten ist, läßt auch vermu­ten, daß Frankreichs Plan noch nicht ernst genom men wird.

Mahgebende Londoner Bankleute verurteilen aufs schärfste das französische Begehren auf Aus­lieferung des jetzt noch der deutschen Reichsbank gebliebenen Soldschatzes von 1,1 Milliarde Mark, und zwar aus rechtlichen wie wirtschaftlichen Gründen. Auch die politischen Folgen wüeden un­übersehbar sein. Viele befürchten von einer solchen Maßnahme mit Recht den allgemeinen Zusa umen­bruch, nicht nur etwa den Deutschlands. An der Börse hielt man die Maßnahme für ausgeschlossen.

Aktwve Politik.

In diesen Tagen schwerster Entscheidungen innen. und außenpolitischer Art wird letzden Endes alles abhängen von dem staatsmännischen, dem diplo­matischen Geschick unserer Regierung. Die Ver­liner Germania führt in einemAktioe Politi! üderschriebenen Artitel diesen Gedanken eingehend aus und schließt mit folgenden Worten:

Wie wirkliche Politik aussieht und aus­sehen muß, haben uns in den letzten Tagen die Engländer wieder einmal vorgeführt. Eng­land, auf dem Gipfel seiner Weltmacht und milt­tärisch nach allen Seiten gesichert, muß innerpoli­tisch auch bedenkliche Symptome bei sih feststellen. Ader eines wird dabei vermieden: trotz des drohen­den Generalstreiks zeigt sich weder in der Gesell­schaft noch in der Führung der Politik eine Punik oder Ueberstürzung. Lloyd George deoht, aber er verhandelt; er läßt es nie auf das Letzte und Aeußerste ankommen. In der Tat, die Hol.tik muß sich immer und überall nicht auf das Letzte. sondern auf das Vorletzte einstellen. Zum Letzten, zum Zusammendruch darf es nicht kommen, weil sonst ein Bakuum, ein lustleerer Raum entsteht, in dem alles Leden erstickt und der deshald niemals bleiden kann. Ist ein solches Bakuum ent­standen, dann muß die Politik es als ihre erste Aufgabe betrachten, es wieder zu beseitigen, Lis man wiednr auf den vorherigen Stand zurückzelaigt ist. Diese Ausfüllung des Vakuums ist alse eine Koafwe:geudung, die am wenigsten ein ohnehin schraches Volk sich erlauben darf. Wir wollen und sollen esnicht auf des Beknum uukom­men lassen.

Das ist der Sinn unserer kritischen Ervögungen in diesen Tagen der Entscheidung, nicht aber Sal; auf die Wunden zu streuen. Soviele Jahre wir auch an der Quelle des politischen Lebeas in Ver­Un die Zeitläuse verfolgen, so manchen Reschskanz­ler und Minister wir kommen und gehen sah n. je viele Leute vor unseren Augen im Auswörtigen Amt ihre Kräfte verbrauchten, so oft wir kritische Worte unserer Feder ertfließen lassen mußten immer ist der Auegleich der Gegensätze und die Vermeldung des Letzten, des Zusammenbruchr, unser Ziel gewesen, nicht nur das unsere, sondern das aller Zentrumspolttik.

Um des Himmels willen keine Katastrophenpolitik.

Angesichts der Vorarbeiten für neue deutsche An­gebote an die Entente bringt dieDeutsche Allge­

meine Zeitung offensichtlich halbamtlich; dunkles

Ausführungen, die der Heilelkeit des Themas ent­sprechend, reichlich dunkelt gehalten sind, und bei denen mehr zwischen den Zeilen gelesen werden muß. Es heißt darin, anknüpfend an Angriffe, die im Vorwärts" erhoben worden waren, u..: Parlamentarisch regieren heißt nicht: Hineinre­den der Oeffentlichkeit in die noch nicht abgeschlos­senen Erwägungen der Regierung. Solange sie nach bester Ueberzeugung daran festhalten muß, ihre Entschlüsse nicht bekannizugeben, ersordert ge­rade das parlamentarische System Zurückhaltung im politischen Urteil. DerVorwärts führt Beschwerde darüber, daß in einem deutschen Blatt(gemeint dieGermania) Andeutungen gemacht worden sind, die mit dem Anschein einer Kenntnis der gierungsabsichten umgben waren. Aber er befin­det sich auf falscher Fährte, wenn er jene Aeußerun­gen mit dem Reichskanzler in Verbindung bringt. Der Reichskanzler braucht gegen den Vorwurf nicht verteidigt zu werden, daß er die Politik seines Ka binetts durch Zulassurg oder gar Förderung einer schädlichen Erötterung in der Presse beeinträchtigen könnte. Wir wissen daß der Reichekanzler durch

jene Mitteilungen ebenso peinlich überrascht worden ist wie die anderen Mitglieder des Kabinetts. Zu­zustimmen ist demVorwärts darin, daß das Ka­binett die schwierige Aufgabe deren Lösung es ver­suchen muß, nur dann mit Aussicht auf Erfolg durch führen kann, wenn die Frage des Vertrauene völ­lg geklärt ist. Die Wahl des Augenblicks, wo die Vertrauensfrage gestellt wird, liegt dem Kabinett ob, es sei denn, daß eine große Partei es für rich­tig hält, von sich aus die Vertrauensfrage mit der Absicht der Verneinung aufzuwersen. Welche Ver­antwortung jene Partei damit übernehmen würde, bedarf keiner Auseinandersetzung. Gewiß ist denk bar, daß die Volksvertretung den Weg. den die Ne­gierung gehen will. nicht gutheißt. Sache der dif­sentierenden Parteien würde es alsdann sein, Män­ner ihres Vertrauens neue Woge finden zu lassen. Der Tag für die Klarstellung dieser Frage ist nicht mehe fern. Daß das Kabinett ihm in Einmätigkeit entgegensieht, ist bekannt. Gern stellen wir fest, daß auch derVorwärte" billigt und fordert, daß der Weg des ehrlichen Verständigungs und Nepara­tionswillens beschritten wird. Insofern bestehen zwischen der vom Kabinett befolgten Politik und den Wünschen desVorwärts keine Differenzen. Wir glauben nicht, daß die Entscheidungen der näch­sten Tage auf die Formel eines Konfliktes zwischen zwei Persönlichkeiten zu bringen sind(derVor­wärts" hatte von einem Gegensatz Simons=Stianes gesprochen), sondern daß es sich darum handeln muß,

wie start der Wille der Parteien sein wird, die Re­gierung bei ihrer schweren Aufgabe und auf dem von ihr betretenen Weg zu unterstützen. Mit Recht warnt derVorwärts vor den Katastrophenpoli­tileen. Die gleiche Warnung gilt auch heute Tal­titern, die gesamtpolitische Entscheidungen wesent­lich unter dem Gesichtspunkt zu betrachten zeneigt sind, was der einen Partei frommt.

DieKöln. Ztg" bemerkt dazu:

Das heißt also, das Reichskabinett will seine neuen Vorschläge, die es dem Verband zu über reichen gedenki, in aller Ruhe und möglichst unbeein­flußt durch Kritik und Polemik in der öffentlichen Meinung ausarbeiten und zustandebringen. Da­raufhin wird das Reichskabinett seine Vorschläge den parlamentarischen Körperschaften unterbreiten. Und es wird sich darum handeln, ob dem Kabinett das Vertrauen des Parlaments sichergestellt wird: wenn nicht, wird das Kabinett zurücktreten. Die Einmütigkeit zwischen den Kabinettsmitgliedern selbst scheint durchaus festgestellt zu sein. Jedoch sind sich offenbar die einzelnen Minister dessen nicht sicher, ob sie auch durch die hinter ihnen stehenden Porteien dei den offenbar sehr weitgehenden neuen Vorschlägen in der Wiederherstellungsfrage gedeckt werden. Wie man sieht, wird der Segensatz Simons­Stinnes im Geunde nicht ausdrücklich bestritten.

So sind sie!

Die außenpokitische Lage Deutschlands war seit dem November 1918 nie kvitischer, als heute.

Die Franzosen arbeiten zielbewußt darauf hin, uns das Ruhrgebiet und den Kern von Ober­schlesien, obendreln noch den letzten Goldbestand der Reichsbank zu entreißen, also das deutsche Wiet­schaftsleben zu vernichten.

Und was tun wir inzwischen? Unsere Volks­vertreter hadern und feilschen wochenlang um die preußischen Ministerposten und halten im Landtag Lärmsitzungen wegen der vergangenen Krawalle.

. Als der Landtag fast einstimntig Herrn Steger­wadd zum Ministerpräsidenten wählte glaubte man, daß der Ernst der Lage und die Pflicht zur Sammlung allgemein anerkannt wurde. Aber der feierlich erkorene Vertrauenomann sand immer neue Schwierigkeiten, immer neue Hemmnisse, und all die Knuppel, die ihm zwischen die Räder flo­gen, kamen von einer und derselden Stelle, näm­lich von der Partei der Mehrheitesozialisten.

Alle anderen Fraktionen bezeigten Verständnis und Entgegenkommen für dieVorschläge zur Güte, die Stegerwald mit edenso viel. Geduld wie Er­findergabe machte, um nach Verrammelung der einen Auswegs einen neuen Ausweg zu eröffnen und alle densdaren Möglichkeiten zu erschöpfen. Auch bei den Deutschnationalen, die sonst so gern die unbedingte Opposition spielten, war diesmal der gute Wille erkenntlich. Nur die sozialdemokratische Fraktion hatte immer einen neuen Vorwand zum Wiverspruch oder eine Berufung auf einen frühe­ren Parteibeschtuß, um den einen Versuch nach dem anderen unmöglich zu machen. Auch der jüngste Erdanke, ein Fachministerium als Ueber­gangsregierung zu bilden, als Notbehelf in dieser Zeit der Drangsal, wird von der Sozialdemokratie ohne weiteres mit der Ankündigung der schärfsten Opposition zu vereiteln gesucht. Mit den jetzt üb­lichen Fremdwörtern kann man diese Taktik nur als Obstruktion oder Sabotage bezeichnen.

Warum und wozu diese zähe Verhinderung des inneren Ausgleichs?

Die sozialdemokratische Presse beruft sich auf ein Versprechen", das ihr angeblich vom Zentrum ge­geben sein soll, dos ist tatsächlich unrichtig, denn das Zentrum hat sich nicht gebunden. Wenn ein Zentrumsmann gesagt haben soll, man werde die sozta ldemokratische Partei nicht übergehen, so ent­sprach das durchaus dem lebhaften Wunsche der Zentrumspartei, die Festigkeit der Regierung durch die Mitarbeit der sozialdemokratischen Partei zu sichern und ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen; doch kann daraus kein vernünftiger Politiker herleiten, daß sich das Zentrum allen disherigen oder künf­tigen Forderungen der anderen Fraktion unbedingt fügen wollte. Vollends entscheidend ist die Tat­sache, daß Herr Stegerwald seinen dornigen Posten ohne alle Vorbedingung und Verpflichtung über­nommen hat. Er hat mehr hinter sich, als das Vertrauen seiner engeren Parteigenossen: er ist der Beauftragte der ganzen Landtages, und auch die sozialdemokratische Fraktion hat ihn gewählt in em Bewusttsein, daß er freie Hand haben wollte und sollte.

Durch die Teilnahme an dieser Wahl hat die so­

#ldemokratische Partei auch eine fermelle Ver­lichtung zur wohlwollenden Förderung seiner Ar­

beit übernommen. Sekbstverständlich nicht zur un­bedingten Felgsamkeit, aber doch zur gutwilligen seiner Vorschläge und zur Nachgiebigkeit elheiten, die mit den Lebensinteressen der ht anvereinbar und durch die Gesamtlage andes geboten ist. Wer jedoch das bis­halten der Fraktion und der Presse im icherschaut, der muß auf den Verdacht sozialdemokratische Fraktion habe nur deshalb für Stegerwald gestimmt, um Stegerwald scheitern zu lassen.

Dieses parteipolitische Rätsel suchte dieVossische Zeitung zu sösen, indem sie schreibt:

Ein polittsch=parlamentarisches Kabinett in Preußen kann deehalb nicht zustandekommen, well die Sozialdemokraten affenbar damit rech­nen, daß sie vor oder nach dem 1. Mei im Reiche wieder ans Ruder kommen werden. Sie kind der Meinung, daß die gevenwärtige Reichs­regierung der außenpolitischen Schwierigkeiten nicht Herr werden kann: sie glauben voraus­zusehen, daß die nächsten Tage oder Wochen eine Krisis in der Reichskoalition und in der Regierung dringen werden, und daß die dür: gerliche Minderheitsragierung durch die alte Koalition wieder abgelöst werden wich, die zwar im Reichstage auch nicht über eine Mehr­heit verfügt, aber auf die wohlwollende Unter­stützung der Unabhängigen rechnen könnte.

Wir verzeichnen diese Auslassung eines demo­kratischen Blattes und wollen unsererseits nur be­merken, daß eine Partei, die in der gegenwärtigen nationalen Bedräugniv eine solche Politik be­treiben wollte, zweisellos denselben Vorwurf ver­dienen würde, den seinerzeit ihr Führer Scheide­mann dem General Ludendorff machte: Hasard= spiel auf Gefahr des Vateklandes!

Sollte nicht doch in der zwölften Stunde die deutsche Zerfahrenheit überwunden werden ange­sichts der franzäsischen Entschlossenheit?

En An wig Stagg m 1dch.

Berlin, 19. April. Die durch den Beschluß der Demokraten, sich an der Kabinettsbildung wei­ter nicht zu beteiligen, am Montag erschwerte Lage, hat sich im Laufe des Dienotag wieder zugunsten der Vemühungen des Ministerpräsidenten Stegerwald verschoben. Wie wir von zuverlässiger Seite ersah­ren, ist es dank der unermüdlichen Bemühungen des Ministerpräsidenten Stegerwald gelungen, einen Ausweg aus der schwierigen Lage zu sinden, und es ist mit Bestimmtheit damit zu rechnen, daß die Bildung des preußischen Ministe­eiums in kürzester Zeit erfolgen wird.

Laut Deutscher Allgemeiner Zeitung ist die Bil­dung des Kabinetts im Großen und Ganzen bereits vollendet. Der Berliner Lokalanzeiger nennt be­reits einige Namen der Ministerliste. Das Mini­sterium des Innern sei dem Führer der demolza­tischen Fraktion Oberbürgermeister Dominieus an­geboten worden. Dao Handelsministerium soll Fischbeck behalten. Für das Finanzministerium sei entweder der Ministerialdirektor Nobis oder ein linksgerichteter ehemaliger Minister in Aussicht ge­nommen. Als Landwirtschaftominister wird Staats­sekretär Warmbold, als Kultnominister Staats­sekretär Professor Becker genannt.

ur 65

ganzen

komme

Die Beisetzung der Kaiserin.

Berlin 19. Aprtl. Unter äußeren Ehrungen und einem Gepränge, das sich kaum von dem Zeremoniell der Vorkriegszeit unterschied, und unter einer Be­teiligung von weit über 50000 Leidtragenden wurde am heutigen Dienstag vormittag die deutsche Kaiserin, gemäß ihrem Willen, in dem stillen Park in Wildpork zu Grabe getragen. Gegen 6 Uhr setzte die Absperrung ein. Gegen ½7 Uhr begann der Aufmarsch der Reichswehr. Um 7,30 Uhr setzte dann die Hauptausstellung der Deputationen ein. Tau­sende von Studenten, die Chargierten in vollem Wichs mit den Fahnen der Korporationen, durch­zogen die Straßen nach Wildpark; ihnen folgten die Vereine. Kurz nach 8 Uhr versammelten sich die Teilnehmer an dem Trauerzug auf dem weiten Platz vor dem Bahnhof Wildpark. Unter den ehe­maligen Würdenträgern sah man den früheren Staatsminister Lindequist, den früheren General adlutanten von Plessen, Generaladjutanten von Heeringen. Um.15 langte, auf dem ganzen Wege mit stürmischen Hochrufen degrüßt, Generalfeldmar­schall von Hindenburg in Begleitung seines Adjutanten im Wagen an. Der Feldmarschall trug einen Lorbeerkranz, auf dessen Schleife man die Wilmung soh:In Treue, Dankdarkeit und Ehr­furcht. von Hindenburg". Bald hernach kamen auch Admiral von Tirpitz, dann Fürst von Waldeck­Pormont, die Gräfin Brockdorff und Prinz Eitel Friedrich als erster der Prinzen. Kurz nach 9 Uhr kam von Berlin her der Hofzug an, dem die Gene rale Ludendorff und Mackensen entstiegen. Von Potsdam traf Prinz Sigismund ein. Die, ürkische Gesandtschaft hatte vier Herren zur Teilnahme entsandt.

Von deutschen Fürstlichkeiten bemerkte man den Prinzen Heinrich von Preußen, das Großherzogpaar von Mecklenburg, den Fürsten Neuß, den Großherzog von Mettlenburg Schwerin und den Prinzen Friedrich Karl von Hessen.

Die Ueberführung des Sarges. Füni Minuten vor.30 Uhr begaben sich die kai­serlichen Prinzen, an der Spitze Prinz Eitel Friedrich, der die Kronprinzessin führte, auf den Fürstenhahnhos. wo Hofprediger Dr. Dryander ein kurzes Gebet sprach. Dann wurde der Sarg von acht Offizieren des ehemaligen Kürassierregiments Königin und des Füsilier=Regiments Königin unter Beihilse früherer Hofbedientesten aus dem Waggon gehoben und zu dem auf dem Vorplatz stehenden Leichenwagen gebracht.

Um.30 Uhr setzte sich der Trauerzug in Be­wegung. Den Trauerzug eröffnete die Geistlich­keit. Dann folgten Adordnungen der beiden Regi­menter Königin unter Führung der letzten Kom­mandeure. Hierauf folgten die Insignien, unter denen freilich die Krone der Kaiserin fehlte. Dann kam der vierspännige Leichenwagen. Die vier Tralehnerrappen waren nach dem alten Hofzeremo­niell mit schlichten bis zur Erde reichenden schwar­zen Decken behangen. Auf dem Leichenwagen stand der Sarg bedeckt von einer großen lilafarbenen Samtdecke, die auf allen vier Seiten in Gold ge­stickt die Kaiserkrone zeigte.

Hinter dem Sarg schritt Prinz Eitel Friedrich in großer Untform, der die Kronprinzessin, die tiese Trauer trug. führte. Dann folgten die übrigen Prinzen, die Kinder des Kronprinzenpaares und die Fürstlichkeiten. Die Reihe der fürstlichen Trauer­gäste eröffnete der König von Sachsen in der Uni­form seines Ulanen=Regiments mit den Abzeichen eines Feldmarschalls und dem Marschallstab. Ihm zur Seite schritt der Großherzog von Baden. Es folgten Prinz Friedrich Karl von Hessen, der Fürst von Schaumburg und andere Fürstlichkeiten. Zur Seite des Leichenwagens schritten Ritter des Schwarzen Adlerordens, welche die Zipfel des Lei­chentuches trugen. An der Spitze der letzten Abtei­lung schritt Generalfeldmarschall von Hinden­burg. zu dessen Linken General von Ludendorff und zur Rechten Feldmarschall von Falkenhayn. Hinter Hindenburg und Ludendorff schritt Groß­admiral von Tirpitz, der von dem früheren Kriegs­minister, General der Kavallerie von Einem beglet­tei wurde. Den Schluß bildeten Deputationen früherer Garde Regimenter. Kurz nach 9,30 Uhr passierte der Leichenzug die Vikioriastraße und bog dann durch das große etserne Tor in den Park des Neuen Palais ein.

Am Antiken Tempel, an dessen Portal eine Wache von edemaligen Offizieren in Friedensuniform mit der historischen Grenadiermühe aufgestellt war, hielt der Leichenwagen unmittelbar vor dem Tempel, in dem dann auf dem schwarz ausgeschlagenen Podium die Aufbahrung der Leiche erfolgte.

Nachdem die Trauergäste den Antiken Tempel be­treten haiten, zogen die vier Prinzen ihre Degen, salutierten vor der toten Mutter, und hielten dann an den vier Ecken des Sarges die Ehrenwacht. Zu Füßen des Sarges lag ein einziger Kranz, die Spende des Kaisers, ein Kranz von Mar chall=Nielrosen mit soeißer Schleife. Auf dem Sarg= decket lag außerdem ein Erinnerungszeichen an die silberne Hochzeit des Kaiserpaares, ein Gebinde aus Silberband.

Nachdem das einleitend vom Domchor vorgetra­

gene Lied verklungen war, sang die Trauerge

meindeDu bist meine Zuversicht". Nach der Schriftverlesung hielt dann Oberhosprediger von Dyrander, der zu Häupten des Sarges mit dem Hosprediger Dr. Vogler amtierte, die Trauerpredigt, der er den Psalm zu Grunde legteWenn der Hers die Gefangenen Sions erlösen wird mit dem Schlußwort: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. In schlichten zu Herzen gehenden Worten schilderte er, wie das Leben der Kai#erin ein einziges Säen gewesen sei. Wie keine andere habe sie es mit ihren Pflichten ernst genommen. Be­sonders gedachte Redner des Zusammenbruchs und des Abschieds von Potsdam, das die hohe Frau ver­ließ, um ihrem vom Unglück beiroffenen Galten zue Seite zu stehen. Nach Gebei und Segen sang die Trauergemeinde die beiden Verse des Liedes: Wenn ich einmal soll scheiden. Mit dem Chorgesag: Es ist ein Ruhetag vorhanden, schloß die Trauerseier.

Die Fürstlichkeiten und Tra# ergäste verließen den Antiken Tempel und begaben sich nach der Villo Liegnitz, wo die Kronprinzessin und Prinz Eitel Friedrich einen Empfang abhielten.

Am Sarge hatten nach der Beendigung der Feier Offiziere der früheren Leibregimenter der Verstor­benen die Ehrenwache übernommen. Zwischen ihnen an den beiden Längsseiten des Sarges hielten sichs Hofdamen die Wache.

Während der Beisetzungsfeier kreuzten in geringer Höhe über dem neuen Palais zwei Flugzeuge, an

gebracht

Friedrich

Kaiserin ist die

deren Tragflächen lange Traverwimpel waren.

Der Dank des Kaiserhauses.

WTB. Potsdam 19. April. Prinz Eitel hat folgende Kundgedung erlassen: Beim Heimgang Ihrer Majestät der und Königin, meiner geliebten Mutter, Teilnahme vieler Kreise des Vaterlandes in ergrei­sender Weise durch Beileid##undgebungen jeglicher Art unserem ganzen Hause gegenüver zum Aus­druck gebracht worden. Seine Majestät der Kaiseo und König haben mich beauftragt, den tiefempfun­denen Dank hierfür allen denen zu über nitteln, die ihre Mittrauer um den unerjetzlichen Verlust bezeugt haben, der unser Haus getrossen hat. Wie schöpfen hieraus Trost und hoffen, daß das vor­bildliche Wirken dieser treuen deutschen Frau, die

: Landesmutter alle mit der gleichen nie ver­saenden Liebe wie ihre eigenen Kinder umfaßt hat und niemals in ihrem selsenjesten Gottoer­trauen wie in ihrer heißen Liebe zur Hei nat irre geworden ist, nicht nur in den Herzen ihrer näch­sten Angehörigen, sondern auch in denen vieler anderen Deutschen fortieben wird.

Potsdam, am 19. April 1921.

gez.: Eitel Friedrich, Prinz von Preuß m.

Die Streiklage in Englaud.

London, 19. April. Da die Delegierten der Berg­arbeiterschaft erst am Freitag zusammentreten, dürfte der Kohlenstreik geraume Zeit fortdauern. Dabei ist beachtenswert, daß nunmehr die dione­mischen Wirkungen in die Wagschale zu fallen de­ginnen. Die Stimmung in den Distrikten hat sich vielfach verschärft. Vieljach wird der Rücktritt Hodges und die Einstellung der Notarbeiten gefor­dert. Inzwischen treten die Organisationen der Aebeiterpartei zusammen zur Beratung der künfti­gen moralischen Unterstützung der Bergieute, denen sich angesichts der Haltung des industriellen Drei­bunds vielsuch die Sympathie zuwendet. Es bleibt abzuwarten, ob die Führer diese Chance auszunutzen verstehen.

Die Eiawohnerwehr eine peivate Einrictung.

XU. München, 20. April. Das oberste Landes­gericht in Bayern hat entschieden, daß die baverische Einwohnerwehr eine private Einrichtung zum Schugze von Sicherheit und Ordnung im Innern des Landes ist.

120 000 Deutsche haden Elsat=Lothringen verlasfen.

DA. Straßburg, 19. April. Das Organ des Hilfs­bundes für die Etsaß=Lothringer im Reich.Die El­saß=Nachrichten, veröffentlichen eine Statistil der bis jetzt aus Elsaß=Lothringen ausgewandetten Deutschen aus der hervorgeht, daß seit Kriegsende 120000 Deutsche Elsaß Lothringen verlassen haben.

Grubenbrand.

R3V. Magdeburg, 19. April(Drahtber.) Auf der Grube Cäsar bei Kochstedt brach nachts ein Gruben­brand aus, wodurch mehrere Stollen vergast wurden. Ein Teil der Belegschaft wurde an der Arbeitsstadte betäubt. Ein sofort eingeleitetes Rettungswerk wird durch däs Versagen der Luftzufuhr erschwert. Bisher wurden vier Tote geborgen. Wie viele ven der Mannschaft noch eingeschlossen sind, stehr noch nicht fest.

Französische Kulturprobleme in Wiesbaden.

TU. Wiesbaden, 20. April.(B..) Die seit Be­ginn der französischen Besetzung im besetzten Gebiet von der Besatzungsbehörde eingerichteten französt­schen Sprachkurse finden wenig Anklang. Neuer­dings glauben die französischen Kreisdelegierten der Teilnehmerflucht dadurch zu begegnen, daß die Sprachlehrer nunmehr die Kursusgebühren ihrer Tetlnehmer zur Verfügung gestellt bekommen, um sie in Schokolade und Bonbons anzulegen. Diese dg­ben werden an die Teilnehmer verteilt. 1)

Die Zollgrenze

ist heute noch nicht zum mindesten noch nicht voll: ständig in Kraft getreten. Im hiesigen liebi­wickelte sich alles wie bisher ab. Der Verkehr über den Rhein zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet, so z. B. zwischen Godesberg und Niederdob­lendorf unterlag keiner Kontrolle. Auch auf der Bahnstreche Bonn=Königswinter war von irgend welchen Zollmaßnahmen nichts zu bemerken. Wie die Postverwaltung uns mitteilt, treten die Zollverordnungen für den Postverkehr vorlänfig noch nicht in Kraft.

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Jac. Ziegler

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Köln.