50. Jahrgang
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Bonner Dolks-Zeitung
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Bonner Stadt=Anzeiger
Wahl und Weltanschauung.
Von J. Ludwic.
Das Wort von der neuen Zeit ist eins von den Nodeworten. Man spricht sie aus, aber man ist innerlich weit von ihnen. Man redet von den Dingen der Gegenwart und lebt doch in den Formen der Vergangenheit. Die schlimmste Gefahr der deutschen Volkes ist seine innere Unwahrhaftigkeit. Wir hangen nach zwei Seiten. Wir sind Grundaßlose, Opferscheue. Wir betreten Neuland, haben oder sofort Heimweh nach dem Alten. Es war immer so. Es ist so die Tragik deutschen Geistes.
Die Wahl zum preußischen Landtag hat genau denselben Atem, wie die Wahlen vor dem Krieg Die Parteien sind die Alten. Die Schlagworte um einige vermehrt. Der Bürger läßt sich, wie ehedem in Parteiversammlungen bearbeiten. Und das Schmachvollste ist, daß auch diese Wahl nicht eine Wahl wollender, ernster Menschen wird, sondern eine Wahl nackter Interessen. Der Arbeiter läuft dorthin, wo ihm der größte Tagelohn geboten wird. Der Handwerker, der Kleingewerbler zu jener Par
#ei, die ihm goldene Berge verspricht. Und jeder hat heimlich nur eine Wahlparole: Recht oder Unrecht— mein Vorteil!
Daß wir von der Niedrigkeit einer solchen Gesinnung nicht frei geworden sind, das ist die Schmach der Gegenwart. Und daß die meisten unserer Parteien kein höheres Ziel haben, als die Spekulation auf die Rafigier des Volkes, das ist ihr Verdammungsurtell. Fort mit ihnen! Der Interessenpolitiker ist grimmiger als die Entente. Die Zeit, da man vom Staat Vortette wollte, ist endgültig vorbei. Nur das Gewissen hat heute noch ein Recht auf Oeffentlichkeit. Das deutsche Land erträgt keine Leichenschänder. Dafür ist er zu wund geschlagen. Es erträgt helfende, opfernde Söhne, die mit ihm beiden, die gelernt haben, ihren eigenen Geist einzuednen in die große Rotgemeinschoft unseres armen Bolks. Unser Land erträgt keinen Klassenterror weder von rechts noch von links. Es erträgt keinen Deutschnationalen, der mit rückwärtsgewandrem Gesicht das Neue zerstören will, weil es ihm die lermacht nahm. Es erträgt wohl jenen Deutschnationalen, der in selbstloser Liebe zum Land, endI, lich einmal seine Scheuklappen abwirft und das ganz UUngeheure der Jetzizeit verstehen lernt. Unser Land erträgt keinen Sozialisten. Der Sozialismus ist in ; seinem Wesen undeutsch, weil er unchristlich ist. Anles Gerede von einem christlichen Sozialismus k Gerede, innere Unmöglichkeit. Aber noch wenier erträgt es serner die Schmach der wilhelminiichen Aera, den Liberalismus, jene Partei, die gar ein System und gar keinen Glauben hatte, als eben dae System des Egoiemus und den Glauben an das Napital. Die Konservativen der alten Zeit und die sozialisten hatten wenigstens Ueberzeugungen, die Liberalen aber jebten von der Angst vor der Kirche und von der Angst vor der Seele.
Als der Krieg Deutschland Stück um Stück zerschlug, als die Revalution den morschen Turm zervirbelte, da hätte auch das alte Partelieben jäh aschlafen müssen. Für Interessengruppen war ein Raum mehr. Uns heisen nur neue Zuversichten des Geistes und Herzens. Uns helsen nur noch Grundsätze, uns hitft nur noch die Weitanschauung. Der Krieg= will begriffen sein, unser ganzes Europa will begrtffen sein. Heute ist Bismarcks Wort wie ne wahr: Sett schreitet durch die Ereignisse. Heute darf die Potitik nichts anderes sein als die Außenseite der Vorsehung. Politik ist heute nicht mehr
Schauheit, Politik ist heute Weisheit. Politik ist heute nicht mehr Interesse, Politik ist heute Gewissensnot um alle.
Wo sind die Parteien mit diesem Programm? Heraus damit, wenn ihr es habt! Wir fragen die deutsche Volkspartei nach ihrer Anschauung von der Jetztzeit. Nicht nach ihrer Anschauung von Kapital und Unternehmen. Wir fragen sie nach dem Geist ihres Willens. Wie steht sie zum Rätsel dieser Zeit? Wir fragen ferner die Deutschnationale Partei, nach dem Geist ihrer Politik. Mit dem Worte: Frieden zwischen den Konsessionen ist uns nicht gedient. Hinter patrictischen Gesten muß sich etwas mehr verbergen, wie Begeisterung. Mit welcher Weltanschauung kommt die deutschnationale Partei dem neuen Deutschland?
Die sozialistische Weltauschauung konnen wir. Sie ist geistig gerichtet. Sie wird sterben und mit ihr die sozialistische Partei. Aber wir stellen noch einmal fest, daß weder die deutsche Volkspartei, noch die deutschnationale Partei sich in diesem Wahlkampf freigemacht hat zum Bekenntnis einer Weltanschauung. Der ehemalige Liberalismus schaukelt, wie immer, allen Berufen zu, wirbt um Interessen. Sein höchstes Bekennen ist ein Spekulieren. Damit wollen diese Leute Deutschland retten. Wir stellen weiter fest: Die ehemaligen Konservativen sind über Blitz und Donner nicht hinaus. Genau wie ihr Redner Herghi in der grohen letzten Reichstagssitzung, in der doch die Unterströme eines der größden Augenblicke rauschten, nicht vom Entrüstungspathos der Theaterspielerei loskam, so weiß uns die deutschnationale Pariei nichts anderes zu zeigen, als die Miene des Protestes. Der Protest ist der letzte Rest vom Leben. Wir aber wollen wieder ansangen zu leben.
Das Zentrum ist eigentlich keine Partei der Vor
kriegszeit. Es hat sich damals nicht organisch entsalten können. Die ersten 20 Jahre seiner Geschichte erschöpfte es sich in der seelischen Noi des Kulturkampfes. Die letzte Vorkriegszeit aber lag verartig in den Fesseln einer allgemeinen mechanistischen Lebensführung, daß eine wirkungsvolle Zentrumspolitik an der Gewissenshärte der Zeit verdorren mußte. Wir erleben aber heute, da die Sünden der letzten dreißig Jahre von uns abfallen, das Schauspiel, daß die im Zentrum beschlossenen geistigen und sittlichen Kräfte aussprießen. Wie nie geht der Mut zur Verchristlichung unseres ganzen öffentlichen Lebens durch die Partei. Nie ist ergreifender und überzeugter von den christlichen Idcalen gesprochen worden, als im gegenwärtigen Wahlkampf. Ueberall, in den Schichten der Partei eine fast ungewollte Besinnung auf Grundsätze. Die Zentrumspolitik beginnt, aus der Enge erfolg reicher Taktik auf des ofjene Meer grundsätzlicher Weltanschauungspolitik zu fahren. Ein großer Augenblick ist im Wachsen der Partei gekommen. Aus Kafuisten der Politik werden wir Dogmatiker der Politik.
In diesem Sinn will die hier und da noch unklare Art Stegerwalde verstanden sein. Und ein ganz erfreuliches Zeichen ist, daß die Zeutrumspartei, die auch teilweise am Interessenkoller litt, endlich vor ihren Wählern das Wort wagt: Wer nur aus Interesse und Vorteilespekulation beim Zeutrum ist, der gehört nicht zu uns. Auf allen Linden marschiert der Gedanke und das Gewissen.
So dürfen wir denn von uns sagen: wir haben die alte Form gebrochen. Das. was Partei war, und
was als Parrei von den Besten gehaßt wird, haben
wie längst überwunden. Wie wählen um des Ge
wissens willen, wie kommen mit Bekenntnissen, wir haben Interessen, aber die Interesson des Seisteo, der Gemeinschaft, der Anfeichtigkeit!
Ueber das Mietswesen
führte Staatominister Stegerwald in einer Versammlung zu Bottrop u. a. aus: Die Kritik an der preußischen Höchstmietanordnung geht meist von salschen Voraussetzungen aus. Die Festsetzung einer Höchstmiete an sich ist keine spezifisch preußische Sache. Auch in England, Frankreich, in den standinavischen Ländern, in Amerika usw, wurden Höchstmieten festgesetzt. Die Höchstmietengesetze in diesen Ländern gehen meist fehr viel weiter zugunsten der Mieter als die preußische Anordnung. In den meisten Ländern ist die Höchstmietestarr für das ganze Staatsgebiet festgesetzt. In Preußen liegen die Verhältnisse außerordentlich verschieden. Daher wurden in Preußen die Mietzinssteigerungen beweglich vorgesehen und ihre Festhetzung grundsätzlich den Gemeindevertretungen und im Berufungsfalle der Kommunalaussichtsbehöree(Regierungspräsident) überlassen, die sie den örtlichen Verhältnissen anpassen können. Es ist mehrfach ausgesprochen worden, daß die preußische Höchstmietverordnung eine Mietzinesteigerung von über 20 Prozeut nicht zulasse und daß dieser Prozentsatz nicht genüge. Diese Annahme beruht auf völlig irrigen Voranssetzungen. Mein Ausführungserlaß zur Höchstmietverordnung sieht lediglich vor, daß die Gemeindevertretungen nicht selbständig über 20 Prozent beschließen dürfen und daß bei einem höheren Prozentsatz lediglich die Kommunal= aussichtsbehörde mitzuwirken habe. Das ist ein Sicherheitsventil in manchen Städten zugunsten der Mieter, in anderen, je nach der Zusammensetzung der Gemeindevertretung, zugunsten der Vermieter. Wenn die Mietzinsfestsetzung häufig nicht den örtlichen Notwendigkeiten entsprechend geschieht, so muß der Hebel in den einzelnen Bezirken angesetzt werden.
Während des Krieges wurden die Mieteinigungsämter geschaffen. Sie sind kommunale Einrichtungen und keine Gerichte im Sinne des Gerichtsverfassungsgesetzes. Auf ihre Spruchpraxis hinsichtlich der Festsetzung von Mietzinssteigerungen übt die Zusammensetzung der Stadtverordnetenversammlung einen starken Einfluß aus. Wenn die preußische Höchstmietanordnung nicht erlassen worden wäre, dann würde für das preußische Staatsgebiet die Tatsache eingetreten sein, daß vielfach in den kleineren Städten durch die Mieteinigungsämter höhere Höchstmietzinesteigerungen zugelassen worden wären, während in vielen Großstädten die Mietzinssteigerungen durch die Mieteinigungsämter bestimmt nicht in höherem, vielfach in geringerem Umfange zugelassen worden wären, wie die preußische Höchstmietverordnung die Regelung norsieht. Als Folge wäre lediglich eingetreten ein großes Durcheinander auf dem Gebiete der Mietzinsfestsetzung im Bereiche des preußischen Staatsgebietes.
Der Zweck der preußischen Höchstmietanordnung ist,
daß der Hausbesitz nicht in die Valutaspekulation einbezogen wird und daß bei der gegenwärtigen großen Wohnungsnot die breiten Massen auf dem Gebiete des Wohnungswesens nicht ähnlich bewuchert werden, wie das auf dem übrigen Warenmartte geschieht. Der solide Hausbesitz soll eine angemessene Verzinsung seines Anlagekapitals erhalten. Das ist durch die preußische Höchstmietanordnung bei richtiger Durchführung sehr wohl möglich. Was aber heute nicht mehr geht, ist, daß viele Hausbesitzer ähnlich wie im Frieden von ihren Rielzinseinnahmen leben können. Wier früher ein Fapital von Ml. 75= bis 100 000 Mark hatte und es im Hausbesitz anlegte, konnte ogren bescheiden leben. Das geht heute nicht mehr.
Zuzugeben ist, daß auf dem Geviete des Wohnungs= und Mietwesen vieles resermbedürftig ist. Die Zwanzswirtschaft kann nicht mehr so scharf wie ehedem aufrechterhalten werden. Sie ist lediglich imstande, die derzeitigen Wohnungsinhaber zu schützen. Bei Wohnungswechsel versagt jeder Schutz, well. um eine Mohnung zu bekommen, sich kein Mieter an die geltenden gesetzlichen Vorschriften kehrt. Auch für eine Reihe Hausbesitzer treten durch die gesetzlichen Mieterschutzbestimmungen und
ihre Ausführungen eine Anzahl Unzuträglichkeiten und Ungerechtigkeiten hervor. Es sind eine Reihe Reformen anzustreben. Zunächst werden für Neubauten weitere Erleichterungen vorgesehen werden müssen.
Schon im November ist anzeordnet worden, daß Neubauten der Wohnungsbeschlagnahme nicht mehr unterliegen. Neubauten unterliegen weiterhin der Höchstmietenverordnung nicht. Ich habe weiterhin bewirkt, daß in dem der preußischen Landesversammlung zugegangenen Grundsteuergesetz Neuhauten auch von der kommunalen Grundsteuer frei bleiben. Weiterhin wird eine Einschränkung der Kompetenzen der Mieteinigungsämter anzustreben sein. Sie entscheiden heute über gewaltige Vermögenswerte, ohne daß Berufung gegen ihre Entscheidung zulässig ist. Es wird notwendig werden, daß die zahlreichen Verordnungen, die seit Ausbruch des Krieges auf dem Gebiete des Mietwesens erlassen wurden, zu einem einheitlichen Reichomietengesetz zusammengesaßt und darin sowohl die Rechte der Mieter, wie der Vermieter neu geregelt werden. Dadurch kann die Tätigkeit der Mieteinigungsämter außerordentlich stark eingeengt werden. In diesem Reichsmietengesetz wird auch die Frage der lausenden Verträge zu regeln sein. Darin liegen heute große Ungerechtigkeiten gegen den Hauobesitz. Es gibt Geschäfte, die viel Geld verdienen und sehr viel wohlhabender sind als der Hauseigentümer und die trotzdem auf Grund laufender Verträge noch die Friedensmiete entrichten. Weiterhin kommt es vor, daß Gemeinden hohe Grundsteuern beschließen, der Hausbesitz diese infolge lausender Verträge sehr viel später aber erst auf die Mieter abwälzen kann. Auch die Frage der Reparaturen wird in dem Reichonietengesetz eine Regelung erfahren müssen. Eine Freigabe der Wohnungswesens von der Zwangswirtschaft ist in absehbarer Zeit nicht möglich. Es ist aber nicht angängig, daß große Reparaturen, die vielfach heute mehr kosten wie ehedem das ganze Haus, von dem Hausbesitz aus den Mietzinseinnahmen gedeckt werden können. Die Mieter der in hohem Maße reparaturbedürftigen Häuser können aber ebenfalls die hohen Reparaturkosten nicht allein bestreiten. Es wird daher aus allgemeinen Mietzinesteigerungen ein Fonds gebildet werden müssen, aus dem die großen Reparaturkosten zu bestreiten sind. Die kleineren Reparaturen dagegen sind zum Teil von dem Vermieter und den Mietern zu tragen. Das Reichsmietengesetz wird voraussichtlich noch im Verlaufe des Monats Februar dem Reichstage zugehen. Sobald das Reichsmietengesetz verabschiedet ist, ist die preußische Höchstmietanordnung gegenstandslos, dann wird sie aufgehoben.
Euige Zagen an wssene Sranen.
„Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte.“ Darum sind unsere Frauen auch heute noch die Hüterinnen der höchsten Volksgüter, der wahren, volkoveredelnden Kultur, der völkererhebenden und
volkserhalienden Sittlichkeit. Auch am Wahltage soll die deutsche Frau Schirmerin des heiligen Herdseuers sein, und jede Partei wirbt um die Frauen im Namen der Kultur. Auch die Sozialdemokratie wird nicht müde, mit diesen Gründen zu werben.
Nur einige Fragen seien heute unsern Frauen zu besinnlicher Ueberlegung vorgelegt.
Wie kann man eine tiefe und starke Sittlichkeit im Vol'e grundlegen, wenn man die positive Religion und ihre Lebenskräfte im Keime zerstört?
Wie kann man nachhaltig Jugendpflege treiben, wenn man die tiefgehende Wirkung der Familie immer mehr ausschaltet?
Wie pflegt man wahre Brudergesinnung, indem man den Klassenkampf predigt?
Wie fördert man die Volkseinheit, wenn man einen Teil des Volkes gegen den anderen aufhetzt?
Wie schafft man ein echtes Gemeinschaftsempfinden, wenn das ganze System den kraffesten Egoismus großzieht?
Wer sich ehrlich diese Fragen beantwortet, weiß, wie er am 29. Februar wählt, um Schillere Wort, dieses Sehnsüchtigen nach tiefer deutscher Kultur, eingedenk zu sein:
„Der Menschheit Würde i in eure Hand geben: bewahret seis
Aus dem Wahlkampf.
Die Sozialdemokraten gegen die Bischöse.
In der Donnerstag=Ausgabe der hiesigen sozieldemokratischen Organs kritisiert ein sogenannter sozialdemokratischer„Katholil“ den letzten Hirtendrief unseres Herrn Erzbischofs, der nach seiner Meinung, weil er kurz vor der Wahl erscheint,„ohne weiteres politischen Beigeschmack“ erhält. Anscheinend weiß der„gläubige“ Katholl nicht, daß unsere Bischöfe jährlich zu Beginn der Fastenzeit einen Hirtenbrief an die Gläubigen erlassen. Daß Fastenbeginn und Preußenwahl zeitlich nicht weiter auseinander liegen, ist doch nicht die Schuld des deutschen Epislopates.
Kennzeichnung des„gläubigen“ Katholiken, wollen wir nur den Abschnitt wörtlich wiedergeben, in dem er sich erdreistet, dem Herrn Erzbischof gute Lehren zu geben. Er schreibt:
„Satt den Sozialismus zu bekämpfen, sollte der Klerus sich umstellen und den Kapitalismus besenden; dann würde er der Lehre Christi eher näher kommen, dann würde auch der Pessimismus des Hirtenbrieser nicht am Platze sein, da aisdann eine Zeit der Blüte der Kirche einsetzen würde, die ohne dic Umstellung nicht kommen wird. All die Armen Notleiden= den, Hungrigen, die„Enterbten in meinem Lande“ würden ihr zustreben, für die Thristne eingetreten ist durch Wort und Tat.
Im übrigen sind wir der Aussasiung, daß der Hirtenbrief Zeit gehabt hätte, bis nach des Wahl, wenn er nur das Seelenheil im Auge hat. Jetzt kann man ihn auch als Wahlausruf ansprechen!“
Ein Sozialdemokrat, dem die Wahrhafti gkeit und Ehrlichkeit auch im Werdekampfe der Parteien als höchste Mannespflicht gilt, sollte sich schärten, sich der Leserschaft eines sozialistischen Blattes als gläubiger Katholik vorzustellen. Er muß wissen, daß der wissenschaftliche marristische Sozialisuns auf dem Materialismus beruht. Marr. der Begründer dieses Soziallomus, nannte deshalb folgerichtig die Religion„Machwerk des minschlichen Kopfes“(Das Kapital, 1. Bd., 4 Aufl. S. 585), „rekiglösen Spul“.(Neue Zeit 1890 01, S. 5751. Und der heutige Marxprophet und inerkannte Partetschriftsteller Karl Kautsky stellt in seinem Buche„Katholische Kirche= und Sezialocmokratie“ im Vorworte fest: Ein gläubiger Natholik könne wohl Parteibeiträge zahlen und den ioten Stimmzettel abgeben, ein wissender echter Sozialde#nokraß aber könne er nicht sein, weil„die Aurahme eines persönlichen Gottes und einer peisönlichen Unsterblichkeit“, gar erst„die Idee eines Gottmenschen" als Erlösers„unvereinbar sei mit der wissenschaftlichen Erkenntnis" und„mit dem wissenschaftlichen Sozialismus im bezo dern“.
Wo der Stifter und amtliche Hüter des echten Sozialismus so ossen die Unvereinbarleit ven Christentum und Sozialiomns(„wie Feuer und Wasser", Bebel) rühmt, sollten die berufenen Hüter des katholischen Christentums nicht als pflichtbewußte Männer die Katheliten vor dem Bekenntnis zur Soziaildemokratie toarnen?
Au anderer Stelle derselben Ausgabe beschäftigt sich das Blatt mit dem Mahnwort des Kardinalfürstbischofs Vertram von Breslau. Sie spricht darin von den Bischöfen nerächtlih als von den„großen Kanonen der Kirche", vom„Geschütz der Kirche“. Man sieht, in ihren Spalten sindet jeder Aufnahme, der sog.„gläubige Katholil“ und der Kirchenverächter, wenn er nur Geschre: darüber erhebt, daß die Bischöfe feststellen, wessen die geistigen Führer der Sozialdemokratie sich cühmen! Wer mag solche doppelzüngige Leute zu seinem Anwalt machen?
Deutschnationales Hoskouzert.
Nach Berichten rechtsstehender Blätter hat am Montog nachmittag in der Berliner Siugakademie Peinz Friedrich Wilhelm von Preuhen, von dem Direktor der Singakademie, Proj. Schumann, auf dem Flügel begleitet, ein Violinkonzert gegeben, dessen Erträgnis für den Wahlsonde der Deutschnationalen Volkspartei bestimmt ist.
Preu Lam aren Lelterein
stehen wir trotz aller Anfeindungen von rechts und links am nächsten Sonntag, dem Großwahl-Sonntag!
Schicksalswege.
F. Roman von Matthias Blauk.
11(Nachdruch verboten.)
„Lassen Sie ihn hereinkommen!“
Als die Frau sich entfernt hatte, erschien die breite bestalt des Inspektors Rebstein unter der Türe. Er lächelte, als er mit freundlichem Gruß ein paar Schritte ins Zimmer machte. Als er seinen Namen nannte, schien es, als glitte ein düsterer Schatten über Anton v. Regensrergs Gesicht. Mit einer auffordernden Handbewegung bot er dem Inspektor einen Stuhl. Der Beamte setzte sich so, daß sein eigenes Gesicht im Halbduntel blieb, indes Anton v. Regenspergs abgespannte Züge vom Tageslicht hell beschtenen waren.
„Was wünschen Sie?“
„Zunächst habe ich Ihnen ein: Mitteilung zu machen und dann Fragen zu stellen, um deren Beantwortung ich Sie bitten muß.“
„Wenn ich Ihre Fragen beantworten kann, will ich es gerne tun.“
Anton v. Regensperg fetzte sich nicht; er sehnte sich mit dem Rücken gegen den Schreibtisch; er
machte den Eindruck, als sei ihm der unerwartete Besuch des Inspektors höchst unwillkommen.
Um so ruhiger denahm sich der Beamte. Jedes Wort besonders betonend, degann er:„Was ich Ihnen zu sagen habe, wird Sie nicht überraschen: ja es dürfte Ihnen schon bekannt sein, was ich Ihnen zu erklären habe.“
„Ich verstehe nicht, was diese unklaren Anspiekangen bedeuten sollen.“
„In dieser Nacht ist etwas geschehen, was Ihnen nicht unbekannt sein kann.“
„Was ist geschehen? Ich kann doch nicht erraten, woran Sie denkon.“
„Ihr Vater ist in dieser Nacht gestorden.“
„Mein— Vater..
Der Inspektor beobachtete scharf. War diese Ueberraschung gespielt oder echt? Er sah, daß Anton v. Regensperg mit weit geöffneten Augen erschrocken vor ihm stand. Schweigend wartete er ab, was auf den ersten Ausbruch der Ueberraschung folgen würde.
Mit seiner rechten Hand strich sich Anton v. Nogensperg durch das braune, leichtgewellte Haar: offenbar verwirrt, sogte er halblaut:„Tot! Das — das ist nicht möglich.“
Gut gespielt, dachte Rebstein, in dessen rundem Gesicht sich ein eigenartiges Lächeln ung noch schär
ser ausprägte. Anton v. Regensperg achtete nicht darauf und blickte mit leerem Ausdruck vor sich hin.
Der Juspektor begann:„Ihr Vater ist tot. Und Sie wissen davon noch nichts?“
„Nein! Woher sollte ich es erfahren haben? Und warum fragen Sie so sonderbar? Ja, wie kommt es, daß Sie mir diese Nachricht geben?— Warum sehen Sie mich so an? Ich begreise nicht, warum Sie so sonderbar lächein?“
Die Erregung Anton v. Regenobergs steigerte sich zusehends.
Mit berechnetem Gleichmut erwiderte Rebstein: „Was regt Sie so auf? Ich verstehe Ihr Benehmen nicht.“
„Was ist geschehen? Weshalb kommen Sie zu mir? Ich empfinde, daß dies nicht alles ist, was
Sie mir zu sagen haben.“
Lauernd beobachtete ihn der Inspektor; war das wirklich nur Komödie? Konnte sich ein unschuldiger Mensch so benehmen? Oder machte es nicht ganz den Eindruck, als ob er die Wahrheit wisse und von Furcht vor Entdeckung gequält war? Täuschung darüber schien nicht möglich, und daher zögerte Inspektor Rebstein nicht länger und warf kurz die Worte hin:„Ihr Vater ist in dieser Nacht ermordet worden.“
Ein ansdrucksloser Laut drann über die Lipxen
des jungen Mannes. Er strich sich mit der Rechten über die Stirne und stützte sich mit der linken Hand auf die Kante des Schreibtisches.„Wie— wie hat — wie konnte das geschehen?
„Er ist erstochen worden, mit einem dreikantigen Dolch.“
Anton v. Regensperg starrte den Inspektor fasjungelos an. Kein Laut kam über seine Lippen.
„Mann sind Sie zuletzt bei Ihrem Vater gewesen?“, fragte Rebstein nach längerer Pause.
Mit einem Ruck richtete sich Anton u. Regensperg auf; er schien mit einem Male seine Besinnung wieder erlangt zu haben.„Das ist schon lange her.“
„Besuchten Sie Ihren Vater nicht öftero?“
„Nein!“
„Wo waren Sie in der vergangenen Nacht?“
„Im Klub.“
„Sind Sie die ganze Nacht dort gewesen?“
„Jal“
„Auch zwischen eins und drei Uhr?“
Diese Frage brachte Anton v. Regensperg zu erneutem Nachdenken; er blickte auf, wie aus tiefem Traum erwacht. In merkbarer Erregung sagte er laut:„Ihre Fragen sind sehr absonderlich. Was fragen Sie mich da? Das klingt, als müßte ich mich verantworten.“
Kur ertob sich Reotein un aninortete wit
scharfer Betonung:„Sie dürfen das annehmen. Ihre Vermutung ist richtig. Wo waren Sie in der vergangenen Nacht zwischen eins und drei?“
„Ich gestehe Ihnen nicht das Recht zu, zu fragen. Zin ich denn ein Angeklagter?“
„Noch nicht! Aber es dürfte dahin kommen, daß Sie sich zu verantworten haben.“
„Ich soll mich verantworten?“
„So will man mich des Mordes an meinem Vater beschaldigen. 122
„Es ist so, wie Sie sagen.“
„Dafür sind Beweise nötig! Beweise! Man mut eine solche Behauptung beweisen können.“ In der Erregung schrillte die Stimme.
„Sie lebten mit Ihrem Valer in ossenem Zeu, würfnis.“
„Jal“
„Sie forderten von ihm stets mehr Geld, als eo
Ihnen geben wollte.“
„Soll das allein schon genügen, um auf mich den Verdacht des schwersten Verbrechens zu wersen?“
„Sie wurden von Ihrem Vater nicht mehr empfangen. Und bei dem letzten Besuche, als Sie wieder nicht vorgelassen wurden, stießen Sie Drohungen aus und erklärten. Sie würden wiederkommen.“
„Hat das der alte Diener Bonisatius angegeben?“
„Jal Wir haben seis Zeugnis dasür.“
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