Nr. 195.

Donnerstag den?. December.

1826.

Diese Zeitung erscheint wöchentlich hmal: Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend; die politischen Nach­richten liefert sie möglichst schnell und dabei läßt sich die Re­daction es besonders angelegen seyn, durch Hervorhebung der wichtigsten Gegenstände der Tagespolitik und zweckmäßige Zu­sammenstellung derselben, dem Leser ein möglichst treues leicht übersichtliches Gemälde der politischen Welt zu liefern.

Mit der Zeitung verbunden erscheinen wöchentlich zwei Un­terhaltungsblätter, das Eine unter dem Titel: Bonner Sonntagsblatt, enthält Erzählungen, Gedichte und son­stige Gegenstände der Belletristik. Beiträge dazu sind willkom­men. Die zweite Beilage erscheint unter dem Titel: Bon­ner Unterhaltungsblatt Donnerstags, und ist dem vorhergehenden an Inhalt ähnlich. Außerdem erscheint zu unbestimmten Fristen ein literarischer Anzeiger, welcher der Zei­tung unentgeltlich beigegeben wird.

Bestellungen nehmen alle königl. Postämter, und die Zei­tungs=Expedition, jeder Zeit, an. Der Preis für das Vier­relsahr isz, mit Einschlus des Stempeiz z. Wegz ae.

A u s 1 a n d.

Rußland.

Petersburg, 21. Nov. Die Berichte aus Grusien vom 25. Oktober enthalten keine besonders wichtigen Nachrichten. Der Schach hat sich aus Agar nach Tau­ris begeben und die bei ihm befindlichen Truppen den Verfügungen des Abbas Mirza überlassen.

Dieser Letztere hat bei allen Schwierigkeiten der Ver­proviantirung in Karabagh, sich gleichwohl nicht vom

Araxes entfernt, aus Furcht, daß der General=Adju­dank Paskewitsch seine Streitkräfte gegen die Perser gebrauchen möchte, welche noch in Schirwan unter dem Kommando des Schachali Mirza zurückgeblieben sind. Der General Yermolow hat sich mit dem von ihm gesammelten Detaschement, aus Cacheti nach Tschari begeben und beabsichtigte am 29. Oktober den Ueber­gang über den Fluß Alazan. Zu diesem Detasche­ment gehört auch das zusammengezogene Leibgarde­

Regiment.. Fusien vom 9: Stt

Zufolge Nachrichten aus Grüste vom 51. Orloder haben die Perser Schirwan geräumt und der in Kuba gestandene Generalmajor von Krabbe ist schon in Alt­Schamach eingerückt. Der gewesene Chan von Schir­wan, Mustapha, der aus Kuba von Alt=Schamach ge­kommen war, hat von dem Schach Befehl empfangen, den Schachsada Schachali=Mirza nach Persien abzu­fertigen, und selbst mit dem persischen Fußvolke(Sa­rabasow), in Schirwan zu bleiben. Ohne Rücksicht auf diese Ordre entfernte sich Mustapha Chan, sobald er über die Annäherung des Generalmajors von Krabbe gewiß, war, bei Dshawat über den Fluß Kur und be­mühte sich, die Einwohner von Schirwan, besonders die Nomaden, mit sich fortzuführen. Diese hatten sich jedoch, da ihnen seine Absicht schon früher bekannt ge­worden war, zerstreut. Ein großer Theil des mit fort­

geführten Volkes aber wurde unverzüglich durch Ga­schim=Chan, den Bruder des Mustapha=Chan, befreit, der zugleich mit den übrigen Beg's, die sich bei dem Generalmajor von Krabbe befanden, mit einem Theil der Reiterei von Schirwan, den Mustapha bis nach Dshawat selbst verfolgte. Der Feind wagte sich auf seiner Flucht nicht einmal an die Proviantmagazine in den Dörfern Lacki und Nawaga. Mehrere aus Persien eingegangene Aussagen bestätigen es, daß der Schach bei seinem Zusammentreffen mit Abbas=Mirza in Agar ihm Vorwürfe gemacht und sogar gedroht habe, ihn vom Throne auszuschließen und ihm die Au­gen ausstechen zu lassen; zuletzt aber durch seine Bit­ten und Versicherungen erweicht, noch Truppen herge­geben habe. Mit dieser Verstärkung hat sich Abbas­Mirza unweit eines Ortes, genannt Machrisla, einie ge Werst von der Chudaperimschen Brücke, gelagert, und das Gerücht verbreitet, daß er die Absicht hege, nochmals den Arares zu passiren. Geschieht dieses, so wird er ohne Weiteres von dem Heere des Gene­ral=Adjudanten Paskewitsch empfangen, das zwischen dem Araxes u. Akuglan am Flüßchen Tscheraken steht. Der Verweser des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Karl Waßiljewitsch Nesselrode, hat, nach seiner nunmehrigen Rückkehr nach St. Pe­tersburg, die Verwaltung aller Zweige des ihm an­vertrauten Ministeriums, wieder wie früher angetreten.

Türkei.

11. Nov. Die russische Post aus Kon­stantinopel, welche Briefe bis zum 7. Novbr. bringen soll, ist noch nicht eingetroffen; also entbehren wir alle neuere Nachrichten von dort. Die türkischen Kommis­sarien aus Aksermann, Hadi und Ibrahim Effendi, werden hier erwartet. Sie sind, nach Auswechslung­der Ratistiati inen der bekannten Zusatz=Konvention, auf der Rückreise nach Konstantinopel bereits in Jassy eingetroffen.

Frankreich.

Paris, 29. Nov. Die Gerüchte von Universitäten­Verlegungen greifen dergestalt um sich, daß sie selbst französischen Blättern zum Stoff ihrer bekannten Ue­bertreibungen werden. So lästt das Journal des De­bats gar die Universität Heidelberg nach Karlsruhe, Gießen nach Darmstadt, Marburg nach Kassel, Tü­bingen nach Stuttgart, und Erlangen nach Nürnberg verlegen! Dasselbe Blatt spricht auch von gemein­

schaftlichen Maßregeln, welche die deutschen Regierun­gen hinsichtlich der Universitäten ergreisen wollten, daß z. B. dieselben der allgemeinen Lokalpolizei unterwor­fen, die Gehalte der Professoren, um sie von ihren Zuhörern unabhängiger zu machen, erhöht werden sollten.

Das Verhältniß der unehelichen Kinder zu den ehelichen ist in Paris schrecklich; im Jahr 1823 kamen 31,/118 Kinder zur Welt, und darunter 10,194 unehe­