Nittwochs und, Samstags und kostet monatlich 35 zurch die Post bezogen viertel
jährlich 1,25 Mk.
Einzelne Nummer 10 Pig.
Redaktion, Druck und Verlag oon Rob. Noack, Biersen.
oder berechn an den
Gr
tis=Be
und General-Anzeiger.
lagen:„Sterne und Blumen“ und„Landw. Ausgabe“.
Nr. 76.
Mittwoch, 22. September 1897.
Zum Quartalswechsel!
In die Abonnenten und Freunde unseres Blattes!
* Es naht die Zeit, wo in Feld und Flur die Arbeiten ruhen und die Thätigkeit des Landmanns die häuslichen Arbeiten beschränkt wird. Die Abende werden länger und müssen ausgefüllt werden. ffahrungsgemäß geschieht dies während der langen Winterzeit in der Regel durch Lesen; dann ist auch das sebedürfniß ein bedeutend größeres. Um nun diesem vermehrten Lesebedürfniß entgegen zu kommen, haben fir uns entschlossen, vom 1. Oktober cr. ab unser Blatt zu vergrößern. Dasselbe wird fortan in der Größe der„Niederrh. Volksztg.“ erscheinen. Trotz dieser Erweiterung wird der Abonnementspreis nicht erhöht werden, sondern nach wie vor monatlich nur 35 Pfg. betragen.
Den vielfach aus dem Leserkreise an uns ergangenen Wünschen entsprechend, haben wir auch den
#itel unseres Blattes gewechselt und in Anbetracht der Beliebtheit, welcher sich der„General=Anzeiger“ in weitesten Volksschichten erfreut, denselben
und Feneral-Alnseiger
henannt. Wie bisher der„General=Anzeiger“, so wird auch in Zukunft die„Viersener Volkszeitung“ auf dem Boden des Centrums stehend, vornehmlich die katholischen Interessen vertreten, und betrachtet #demgemäß als ihre wesentlichste Aufgabe die Vertheidigung der Rechte und Freiheit der katholischen Kirche auf religtösem sowohl wie auf politschem Gebiete. Das hindert sie aber nicht, für die Rechte und Freiheit aller Staatsbürger ohne Ausnahme einzutreten; ebenso wenig, als die matériellen Interessen der Leser ihr gleichgültig sind; auch diese suchen wir, soviel an uns liegt, zu wahren und zu fördern. Daß wir damit auf dem richtigen Wege sind, glauben wir schließen zu dürfen aus der Anerkennung, die unser Streben fort
gesetzt in allen Klassen der Bevölkerung findet, wie auch aus der beständigen Zunahme unserer Leserzahl. Hierdurch ist gleichzeitig auch der Beweis erbracht, daß unsere bisherigen Freunde und Leser unserem Blatte
egenüber ihre Pficht treu erfüllt haben. Unsern Dank hierfür glauben wir abstatten zu können durch, die peiterung unseres Blattes, wie auch durch das Versprechen, daß wir auch in Zukünft auf dem bisherigen
Wege fortschreiten und die Interessen unserer Leser entschieden und nachdrücklich vertreten werden.
Es aber, neue Freunde zu erwerben, Kreise zu gewinnen, die, obschon gleicher Gesinnung, bis
etzt noch ferne stehen. Diese uns zuzuführen, dazu möchten wir an die Mithülfe unserer alten, treuen reunde und Leser appelliren. Hier also bietet sich diesen Gelegenheit, ihrem Blatte und der gemeinsamen Sache einen wesentlichen Dienst zu erweisen. Mögen deshalb Jeder darnach trachten, unserem Blatte wenigstens einen neuen Abonnenten zuzuführen. Die Früchte davon kommen an letzter Stelle den Lesern selbst wieder
zu Gute, denn je kräftiger und nachhaltiger ein Blatt unterstützt wird, desto mehr kann es leisten.
Ueber alle wichtigen Tagesfragen werden wir auch in Zukunft besondere Leitartikel bringen, ter eipen ausgedehnten politischen Theil, eine Wochenrundschan, einen gediegenen
heil und vermischte Nachrichten, die intetessante. Vorkommnisse aus aller Welt enthalten. Dem kalen Theil werden wir wie bisher unsere besondere Aufmerksamkeit widmen, zumal uns nach dieser Seite hin tüchtige Mitarbeiter zur Seite stehen. Auf ein spannendes, sittenreines Feuilleton werden wir auch in Zukunft hohen Werth legen. In nächster Nr. beginnen wir mit dem Abdruck des aus dem Volksleben hervorgegangenen Kriminalromans„Hinter verschlossenen Thüren“, von A. K. Green.
Für sonstigen reichen Unterhaltungsstoff sorgt das beliebte achtseitige Sonntagsblatt
W GEruer uund
Den Interessen der Land= und Hauswirthschaft dient die Landwirthschaftliche Ausgabe, welche hrende Artikel über alle Zweige der Landwirthschaft enthält. Im Fragekasten wird den Lesern von kundiger Seite Rath in Rechts= und, anderen Fratzen ertheilt. Alle amtlichen und behördlichen Bekanntachungen von allgemeinem Interesse, Marktberichte usw. werden wir zum Abdruck bringen.
Bei der großen Abonnentenzahl und der weiten Verbreitung unseres Blattes finden
Inserate
demselben naturgemäß den wirksamsten Erfolg, weshalb wir dem inserirendey Publikum, unser Blattens empfohlen halten.
— Neu hinzutretenden Abonnenten wird die Zeitung bis zum 1.,Oktober er gratis zugestellt. Zu recht zahlreichem Abonnement ladet ergebenst ein
lakti
on und Verlag der„Viersener Volkszeitung und General-Anzeiger“.
Politische
Deutsches Reich. Berlin, 18. Sept. Die Nachricht, daß der Kaiser nach England gehen werde, wird, wie die früheren Nachrichten, wieder dementirt. Nach dem„Hamb. Korr.“ ist von einem beabsichtigten Besuche des Kaisers in England, aus dem die Meldung gekommen war, nichts bekannt.
Der Reichskanzler sollte laut„Hamb. Korr.“ im Laufe der nächsten Woche hier zuxückerwartet werden. Nach den Informationen der„N. A. Z.“ ist über die Rückkehr des Fürsten noch nichts bestimmt.
* Der Eisenbahnminister hat eine zweite Verfügung an sämmtliche preußische Eisenbahndirektionen erlassen. Die Untersuchung der letzten Eisenbahnunfälle hat ergeben, daß dieselben zum großen Theile aus Nichtbeachtung einfacher Vorschriften beruhen. Die Direktionen werden daher nochmals angewiesen, die genaue Beachtung der Vorschriften den Beamten zur ernsten Pflicht zu machen und jede grobe Pflichtverletzung in der Regel mit Dienstentlassung oder bei fest Angestellten mit Einleitung des Disziplinarverfahrens auf Dienstentlassung zu ahnden. Also immer wieder die„Vorschriften“ und die Unckerbeamten!
* Das Staatsministerium soll sich nach der Meldung eines Berichterstattes in seiner letzten Sitzung mit den Vorbereitungen für den Reichstag befaßt haben. Es wurde beschlossen, demselben die Entwürfe betr. Abänderung der Civilprozeßordnung in der Konkursordnung zugehen zu lassen. Aus den übrigen Ressorts soll nur das absolut Nothwendige an den Reichstag kommen. Dem Verlauten des„Hann. Kur.“ nach soll sich das Ministerium auch mit der Frage der Abschaffung der Beamtenkautionen beschäftigt haben. Dieselbe soll sowohl für Preußen wic das Reich unmittelbar bevorstehen. Wann Bundesrath und Reichstag zusammentreten, ist noch nicht bestimmt.
* Eine Konferenz von höheren Postbeamten wird hier voraussichtlich am 7. oder 8. Oktober zusammentreten. Als eine der Fragen, die sie zu hehandeln hat, wird die Trennung der höheren und der Subalternkarriere im Postfache bezeichnet. Nach der„Volksztg. sollen die Subalternstellen gänzlich, von Anwärtern der höhern Laufbahn frei gemacht werden. Die Eleven sollen künftighin, nachdem sie entgeltlich 3 Jahre im praktischen Dienste thätig gewesen, 3 Jahre die„Postakademie" bezithen, in welche nach Art der Forstakademie die hentige Post= und Telegraphenschule in Berlin umgewandelt werden soll. Nach Ablauf der drei Jahre werden sie etatsmäßig angstellt und zwar treten sie zunächst in eine ähnliche Stellung ein, wie jetzt die Postkassirer. Das weitere Aufsteigen erfolgt im ganzen wie heute. Die Postassistenten legen nach einer gewissen Zeit ein Postsekretär Eramen ab und es sollen ihnen die Stellen der Postsekretäre, Obersekretäre, Postmeister, Postkassirer, Buchhalter und sonstige im Range gleiche Stellen, u. a. noch ein Theil der Postdirektorenstellen, zugänglich sein. Der Eintritt erfolgt als Postgehilfe, wie bisher, doch wird, das Berechtigungszeugniß zum einjährigen Militärdienst gefordert werden. Wer nach 4 Jahren nur das Assistenten=, nicht aber das Postsekretär=Examen ablegt, bleibt Ober=Postassistent. Das Maximalgehalt der Postsekretäre soll 3800 Mk. betragen; bei den Assistenten soll die erste Gehaltsstufe von 1500—1700 Mk. auf 1500—1800 Mk. verändert werden. Wie weit diese Nachricht auf Wahrheit beruht, muß dahin gestellt bleiben.„Nicht unerwähnt
wollen wir lassen, daß die„A artige Meldungen über Refo weiteres Glauben zu schenken#,## die geplanten Reformen nochman es lediglich mit
* Unerfreuliche Schutzgebiet.„Der Reichsanz.“: Theile, daß am 5. Juli un üdwestafrikanischen Schutzgebie geflusses zwischen Theilen der St Hottentotten Zusammenstöße denen folgende Verluste zu# Juli todt: Gefreiter Serafin, August todt: Sekondelieuten— schwerverwundet: Sekondelien Reiter Amansinn, sowie ein
*„Religion ist Privatsa im Programme der Sozial tion für den Austritt aus Es besteht sogar eine besond welche die Agitation für den Landeskirche betreibt. Dieselb die seit längerer Zeit ruhen zunehmen. Die Zahl, der# Kommission, aus der zwischen auf etwa 1100.4 Frauen und Mädchen. größten Theil Berliner. sozialdemokratische„Austi ihre Thäugkeit entfalten, der Sozialdemokratie mit ist Privatsache“ das Schaft arbeitet die Sozialdemokratie
* Vom Rhein, 20. wirft ein militärischer Mitarh die Kaiser=Manöver. In dem allen Uebungen ergab sich wiel Maßstabe, daß das rauchlose hafte Erfindung war, denn wie sich überall die Truppen, und eigenes Feuer wohl dadurch jeden einzelnen Mann fallen aber auch für den Feind am Ende zu dem Mittel Stellung durch künstliche des Feindes zu verbergen.“
* Gießen, 20. Sept. hierselbst- stattgehabtes „Volksztg.“:„Heute rin all benachbarten Schiffenberger ausgefochten. Bedingung zur Kampfunfähigkeit. Der daß beide Gegner schwer ver wo das Ableben des Einen erwartet wird. Gegner freiten Schmitz aus. Honnef Angehörige der Corps Grund zu dem mörderische Lappalie, die kein vernünftige aufgefaßt haben würde. Dibei der 3. Kompagnie des 11 und sollten heute Vormittag. legen. Beide jungen Leute nachbarn bei einem und demsel Die gegenseitige Sympathie so zeit nicht groß gewesen sein, lagen beide Kameraden
Comtesse Aschenbrsdel.
§.: Novellette von. O. vom Brunneck.
„Wie ist's, Mary, bekommen wir heute Abend der die vortrefflichen Fleischklößchen, welche Du uns ulich zubereitest hast?“
Der junge Garde=Artillerieoffizier, welcher diese Borte sprach, trat mit heiterem Lachen in die kleine, kundliche und blitzfaubere Küche, in der ein junges, ndlockiges Mädchen am Herde stand.
„Graf Walterburg ist ganz entzückt von ihnen,“ hr er lachend fort,„und da er sich heute wieder Abendessen angemeldet hat—“
Comtesse Mary's Wangen überhauchte eine rosige uch; rasch beugte sie sich über den Kessel, um zu ob das Theewasser noch nicht koche.“
„Wir müssen Deinem Freund wohl etwas Besseres orsetzen, Arthur,“ meinte sie zögernd. „Ei behüte!“ rief der junge Offlzier.„Graf Bruno mit dem Einfachsten zufrieden, wenn es nur nett nd gut zubereitet ist. Na, Schwesterchen, das verstehst ja ganz ausgezeichnet— Du kleines Aschenbröhen
Er strich ihr zärtlich über die krausen, blonden are, die ihr niedliches erröthendes Antlitz in reichen
„Ach, laß doch den häßlichen Namen,“ schmollte sie, venn Dein Freund ihn hörte—“
„Kennt den Namen ja schon, Mary, und findet n reizend,“ entgegstete er lachend.
### begreife elgentlsch nicht recht,“ fuhr Maty #rt, Aübem sie das kochende Wasser auf den Thee daß Dein Freund nicht größere Ansprüche stellt. ist doch einer unserer reichsten Grundbesitzer.
von
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„Darüber zexbrich Dir nur nicht das holde Köpfchen, Schwesterchen,— Alles, was Du kochst, schmeckt ihm ausgezeichnet Also, wir bekommen die Fleischklößchen?“
„Na, dann auf Widersehen heute Abend— ich hole Graf Walterburg ab— in zwei Stunden sind wir da.“
Er nickte seiner Schwester vergnügt zu und entfernte sich, ein lustiges Liedchen pfeifend.
Comtesse Mary machte sich wieder am Herde zu schaffen. Ihr Gesichtchen nahm einen ernsthafen, aber durchaus nicht mißmuthigen Ausdruck an. Comtase Aschenbrödel nannte ihr Bruder sie scherzend— ja, sie war es in der That, denn wenn ihre Eltern auch ein Dienstmädchen hielten, so mußte Mary doch tüchtig im Haushalt mit zufassen und hatte sich unter Auleitung ihrer Mama zu einer vortrefflichen kleinen Köchin ausgebildet. Es ging nun einmal nicht anders. Der vornehme Ramen###n Grafen von Meinrode war freilich vorhanden; uber die Mittel eines Majors a. D. als Grafen Meincode waren beschränkt; zumal seit Mary's Beuder Arthur als Offizier bei der GardeArtillerie stand, munten ihre Eltern ihre Mittel fehr zusammen halten, um auszukommen. So hatte man denn die Köchin abgeschäfft und nur ein einfaches Dienstmädchen betbehalten, während die Gräfin Meinrode und Comtesse Mary die Küche und den Haushalt besorgten.
In der ersten Zeit war#es Mary wohl oft schwer gefallen, sich in Kiche und Haushalt zu beschäftigen. Aber bald gemann si Geschmack an dieser Beschäftigung und setzte ihren Triumph' darein, eine tüchtige, kleine Häusfrau zu werden, sie war stolz darauf, wenn die Gäste ihrer Eltern die von ihr zuvereiteren Kpeist
seinen um einige Jahre älteren Freund, Graf Bruno Walterburg zum Abendessen mitgebracht hatte.
Es war Sonntag und das Dienstmädchen hatte seinen freten Tag. Da mußte denn Mary allein für das Abendessen sorgen, mußte den Tisch decken, den Thee serviren und nachher, als man gemüthlich plaudernd zusammen saß, das Bier einschenken.
Gräf Brund war eine solch' vornehme Erscheinung! Man sagte, sein Vermögen beziffere sich nach Millionen! Und seine großen, etwas schwermüthigen braunen Augen ruhten mit solch' eigenthümlichem Glanz auf der schlanken, zierlichen Gestalt Mary's, während sie die kleinen Geschäfte des Haushaltes besorgte.
An jenem Abend hatte sie sich wirklich geschämt, besonperz als Arthur sie seinem Freunde scherzhaft als die kleine Comtesse Aschenbrödel vorstellte. Ueber des Grafen Bruno ernstes Gesicht huschte ein seltsames Lächeln, halb Mitleid, halb Spott, wie sie glaubte und eine glähendheiße Röthe überslämmte ihre Wangen.
Aber der Graf schien sich doch bei ihnen wohl zu fühlen. Er kam seit jenem Abend sehr aft, plauderte mit ihren Eltern, musicirte mit ihr und— lobte ihre Speisen.
Das war gewiß nux eine freundliche Rücksicht, die er ihr gegenüber zeigte, aber sie that doch wohl und selbst wenn er sie jetzt scherzend Comtesse Aschenbrödel nannte, war sie nicht böse darüber.
„Wie ist's, Mary— ist das Abendessen bereit?“ : Die Gräfin trat in die Küche und ließ ihren Blick prüfend über den Herd schweifen.
„Ja, Mama— es ist Alles bereit.“
„Das Mädchen muß gleich zurückkehren,“ fuhr die Gräfin fort.„Aber Du kannst ja vorher schon den Tisch decken.= Ich will so lange in der Küche bleiben.“ Nary eilte davon, uum in dem Eßzimmer den Tisch
Die tiefblauen Augen glänz von der Arbeit in der Küch ein blondes Löckchen aus hervor und ringelte sich Gesichtchen einen leichtschelmit Flink wie eine Eidechse huß eilte vom Buffet zum Tisch Händen die Teller und Gh glückliches Lächeln ihre Lip weißen Zähnchen hervorschimn ein reizendes Grübchen erschi Plötzlich schrack sie zusa Glas ihren Händen entfallen. „Guten Abend, gnädiges tiefe, ruhige Stimme von de Rasch wandte sie sich um. der Thür. Ein leichtes schönen, vornehmen Antlitz. „Herr Graf—sie. „Allerdings— hab' ich ich um Verzeihung.“
„Wollen Sie nicht in den „Weshalb? Hier ist's ja dem hat Ihr Bruder noch## mit Ihrem Herrn Papa zu überflüssig, deshalb strat ich h doch nicht, gnädiges Fräulein! „Wie sollte ich!— Aber in Ordnung.“
„So gestatten Sie, daßte „Nicht doch, Herr Graf „Ei, weshalb denn nicht? Er wollte einige Teller erg standen, um sie auf den Tise kam ihm zuvor.