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Volksblatt

BESTANDsHALTENDE INSTITUTION

Lippische Landesbibliothek Detmold

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Dr. Joachim Eberhardt (2024), Lippische Landesbibliothek Detmold

Vorgeschichte

Die Anfänge der lippischen SPD gehen in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Das erste Parteiorgan war die seit 1890 in Bielefeld erscheinende „Volkswacht“, welche sich im Untertitel „Organ der Sozialdemokratie für das östliche Westfalen und die Lippischen Freistaaten“ nannte und die entsprechend auch in Lippe verteilt und gelesen wurde. Die Partei sei in Lippe noch „mehr Sekte als Bewegung“ gewesen. (Meier, 1.02.1930 a)
Mit dem Erstarken der Bewegung nach 1900 wurde in Lippe hin und wieder nach einer eigenen SPD-Zeitung verlangt, während andererseits lippische Autoren für die Volkswacht schrieben, darunter zum Beispiel Heinrich Drake (Schreck, 1.02.1930). Als nach dem Ersten Weltkrieg die lippische SPD bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit errungen hatte, erachtete die Parteiführung die Zeit für reif, eine lippische SPD-Zeitung zu gründen.

Volksblatt (1919-1933) - Geschichte und Entwicklung

Im Herbst 1919 beschloss die SPD eine lippische Parteizeitung herauszugeben - das „Volksblatt“. Dafür wurde ein privater Druckunternehmer gesucht, den man in Heinrich Meyer aus Vlotho fand (Meier, 1.02.1930 b). Da er keine geeignete Druckmaschine besaß, besorgte die Partei eine gebrauchte Doppelschnellpresse, die man in einem Gebäude am Wall in Detmold aufstellte. Im Gebäude gab es mit dem Dichter Friedrich Fischer-Friesenhausen einen weiteren Mieter, der jedoch bald die Wohnung wechselte. Im Herbst 1920 wurde der private Druckunternehmer geschasst und die Zeitung auf eigene wirtschaftliche Verantwortung gedruckt. An das Gebäude wurde zweimal angebaut (Meier, 1.02.1930 c).
Anfangs erschien die Zeitung „täglich morgens, mit Ausnahme an den Tagen nach einem Sonn- oder Feiertag“, passte sich später jedoch dem üblichen Erscheinen an und erschien täglich außer an Sonn- und Feiertagen. 1930 betrug der monatliche Abonnementspreis 2,20 Mk; die Auflage lag bei 8.800 Exemplaren (Schröder 1932, S. 104).
Dass sich Anfang der 1930er Jahre der parteiliche Kampf erhitzte, schlug sich auch inhaltlich im „Volksblatt“ nieder. Seit dem 28. Juni 1932 erschien unregelmäßig die Glosse „Nazi-Jüsken“ aus der Feder von Felix Fechenbach. Seit dem 4. Juli 1932 wurde der Kopf ergänzt um die drei Pfeile der Eisernen Front; der Aufmacher lautete: „Platz dem freien Deutschland! : Eiserne Front und Sozialdemokratie haben den Wahlkampf eröffnet!“

Verbot der Zeitung März 1933

Nach dem Brand des Reichstagsgebäudes am 27./28. Februar 1933 reagierten die Machthaber schnell. Bereits am 28. Februar wurde die Verordnung des Reichspräsidenten gegen Verrat am deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe erlassen, welche das „Volksblatt“ am 2. März 1933 auf Seite 3 abdruckte. Die Titelseite machte an diesem Tag auf: „Wir protestieren abermals! Sozialdemokratie und Gewerkschaften haben nichts mit verbrecherischen Brandstiftern zu tun“. Darüber wies eine Ergänzung des Kopfes darauf hin, die Zeitung erscheine „unter der Notverordnung der Regierung Hitler-Papen-Hugenberg“. Es war die letzte Nummer des „Volksblatts“, die erscheinen konnte. Am 4. März meldete die „Lippische Tageszeitung“:

„Die Landesregierung hat das in Detmold erscheinende ‚Volksblatt‘ mit sofortiger Wirkung bis zum 11. d. M. einschließlich verboten wegen wiederholter Beschimpfung und böswilliger Verächtlichmachung des Reichmsministers und Reichskommissars Goering und wegen der in deiner der Nummern 51 vom 1. d. M. enthaltenen Aufforderung zur Bildung der kommunistisch-sozialdemokratischen Einheitsfront.“ (Lippische Tageszeitung, Beilage Nr. 54, 4.03.1933)

Die „Tageszeitung“ kommentierte: das „Volksblatt“ habe sich nach dem Reichstagsbrand geäußert, niemand bei klarem Verstand könne annehmen, dass SPD-Vertreter verantwortlich seien für die Brandstiftung. Wenn Strafverfolger also annehmen, es habe SPD-Beteiligung gegeben, dann würden sie demnach vom „Volksblatt“ verunglimpft!

Am 11. März wurde Redakteur Felix Fechenbach verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen; er wurde später im August 1933 ermordet.

Im Oktober 1933 übernahm die neue „Lippische Staatszeitung“ die Räumlichkeiten in der Weinbergstraße und die Druckmaschinen des „Volksblatts“, um nun dort das offizielle NSDAP-Blatt zu drucken.

Inhaltliches Profil

In einem programmatischen Artikel führte Felix Fechenbach, Redakteur seit 1929, in der Jubiläumsnummer zum zehnjährigen Bestehen aus, dass die Parteizeitung sich dadurch von Tageszeitungen unterscheide, dass die Redakteure aus der Arbeiterbewegung kämen und daher Anwälte in eigener Sache seien. Da auch die Leserschaft zuallererst dort beheimatet sei, sei die Stärke der Zeitung die enge „Verbindung zwischen Redaktion und Leserschaft“. Natürlich nähmen Parteinachrichten und politische Nachrichten breiten Raum ein, aber man könne nur allgemeine Leserinnen und Leser gewinnen, wenn man denen auch etwas zu bieten habe. – Dabei hatte Fechenbach als Zielgruppe auch besonders die Frauen im Blick: „Sie verlangen von der Zeitung mehr Unterhaltung, Nachrichten, Familienneuigkeiten und – bedingt durch ihre Aufgaben im Haushalt – Inserate.“ Das generelle Profil beschrieb Fechenbach so: „Also viel Unterhaltungsstoff, Nachrichten über alle möglichen Neuigkeiten, über Lokalereignisse, die interessieren, Bilderdienst und dann und wann einen Schuß Humor.“ (Fechenbach, 1.02.1930)

LITERATUR und Quellen