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De 93.

Samstag, 20. November 1880.

Deutsches Reich.

Der Kaiser hat in gewohnter Rüstigkeit mehrere Jagden abgehalten. In seiner Begleitung befand sich außer anderen fürstlichen Personen auch der Großfürst Wladimir von Rußland.

In der großen Politik sind Aenderungen nicht ein­getreten. Das Bündnis mit Osterreich und die Unter­stützung desselben in seinen orientalischen Aufgaben be­stimmt die Haltung unserer Politik. Die wohl als sicher anzunehmende Berufung des Grafen Haßfeld, des deutschen Botschafters in Konstantinopel in das auswärtige Amt deutet darauf hin. Auch die Ver­handlungen der russischen Regierung mit dem Papste, welche zu einem vorläufigen Abschlusse gekommen sein sollen, stehen damit in Verbindung. Es ist bei dem bekannten Gegensatz zwischen Italien und dem Papst­tum daraus zu schließen, daß die Annährung Italiens an das deutsch=österreichische Bündnis an Bestand gewonnen hat.

Das Abgeordnetenhaus beriet über die Provinzial­ordnungen für Hannover und Schleswig=Holstein. Es kamen zunächst allerlei Bedenken zur Aussprache, es ist schließlich jedoch nicht daran zu zweifeln, daß die Vorlagen durchgehen werden. Die Stimmung würde jedenfalls eine viel günstigere sein, wenn aus den Provinzen, in welchen die neuen Verwaltungsgesetze zur Durchführung gekommen sind, die Berichte ermuti­gender lauteten. Man liest aber selten oder fast gar nicht, daß man sich der neuen Gesetze freue, hört im Gegenteil viele Klagen über allerlei Umständlichkeiten, welche damit in Verbindung gebracht werden. Die Fortschrittspartei suchte den Vorschlag der Regierung für 14 Millionen Mark Steuererlasse eintreten zu lassen, dadurch zu übertrumpfen, daß sie diesen Erlaß gesetzlich für alle Zukunft sicher stellen will. Es scheint, daß die Regierung die Fortschrittspartei noch weiter über­trumpfen und zu ihrem Antrage Ja sagen will. Zum Haushaltsgesetze hat Herr Richter vormals von Hagen, jetzt von Berlin eine lange Rede gehalten, in welcher er der Regierung wieder allerlei entgegenwarf. Ins­besondere meinte er, die bereits bewilligten neuen Steuern müßten im Laufe der Zeit so bedeutende Ueberschüsse ergeben, daß die Regierung an einer Ueberfülle von Mitteln leiden würde. An einer Be­

willigung des Steuererlasses ist darum nicht zu zweiseln, weil jedermann Bedenken tragen wird, dieselbe zu hindern und falls Richters Prophezeiungen sich erfüllen sollten, können wir ja noch auf weitere Ermäßi­gungen hoffen und überhaupt dem Herrn Reichskanzler dafür danken, daß er dem Herrn Richter zuwider die Steuerreform durchgesetzt hat.

Am Sonntag hat Se. Majestät das Präsidium des Abgeordnetenhauses empfangen und sich nament­lich darüber sehr erfreut ausgesprochen, daß nunmehr die von der Regierung verheißene Steuererleichterung endlich zur Thatsache werden solle.

Fürst Bismarck erhält täglich ausführliche Draht­berichte über den Stand der parlamentarischen Arbeiten wie über die Kammerverhandlungen.

Die Judenfrage spielte in Berlin wieder eine Rolle und beschäftigte die Aufmerksamkeit mehr als selbst die Kammerverhandlungen. Der sehr freisinnige Professor Dühring hielt öffentliche Vorträge, welche der jüdischen Ueberhebung keineswegs günstig waren, unter anderem über die Frage nach der Fähigkeit der Juden zu Wissenschaft und Litteratur. Dazu kam die Aufregung über die Petition, welche die Judenfrage vor den Reichskanzler bringen soll und in Berlin zahlreiche Unterschriften gefunden hat, jedoch sofort mit einer Gegenerklärung beantwortet wurde.

In Breslau fordern die Juden die Absetzung des Prof. Dr. Fechner, weil er die Petition an den Reichs­kanzlei unterzeichnet hat.

Unter der Leitung des Ober=Rabbiners Dr. S. Hascher hat sich in Berlin eineneue freie jüdische Gemeinde, gebildet. Ihr Standpnnkt ist das Ju­dentum der Aufklärung.

Der Reichskanzler setzt seine Werbungen um den Zollanschluß von Bremen und Hamburg fort und, wie bekannt, thut er es nicht blos auf gütlichem Wege. Ein Hineinziehen der Unterelbe in das Zollgebiet dürfte der nächste Schritt sein, der Hamburg lehren soll, daß die Handelsstädte für Deutschland da sind. Die polizeilichen Maßregeln gegen die Sozialdemokraten in Hamburg und Umgegend dürften auch dazu dienen die starke Hand des Reichskanzlers fühlbar zu machen. Daß auch der Herr Reichskanzler sich nicht ganz unge­fährdet fühlt, bezeugt eine vor Kurzem vorgenommene

Zum

Ruhet wohl, ihr Totenbeine,

In der stillen Einsamkeit! Ruhet, bis das End erscheine,

Da der Herr euch zu der Freud Rufen wird aus euren Grüften Zu den freien Himmelslüften.

Nur getrost, ihr werdet leben,

Weil das Leben, euer Hort,

Die Verheißung hat gegeben Durch sein teures, wertes Wort:

Die in seinem Namen sterben Sollen nicht im Tod verderben.

Nein, die kann der Tod nicht halten,

Die des Herrn Glieder sind!

Muß der Leib im Grab erkalten,

Da man nichts als Asche find't.

Wenn des Herrn Hauch drin bläset Grünet neu, was hier verweset.

Ruht denn wohl, ihr Totenbeine,

In der stillen Einsamkeit.

Ruhet bis der Herr erscheine An dem Ende dieser Zeit. Da sollt ihr mit neuem Leben Herrlich ihm entgegenschweben.

sorgfältige polizeiliche Untersuchung des zu seinem persönlichen Gebrauche bestimmten Eisenbahnsalonwagens.

In der Kaserne zu Mannheim sind viele listische Flugblätter verbreitet worden. Eine Unter­suchung ist im Gange; das Resultat derselben ist noch unbekannt.

Kommerzienrat Baare hat mit einigen industriellen Freunden einen Gesetzentwurf mit Motiven ausge­arbeitet, betr. eine allgemeine Arbeiterunfallversiche­rungskasse, den er demnächst dem Reichskanzler un­terbreiten, aber auch durch die Zeitung veröffentlichen wird

Aus der Umgebung des Kaisers wird bekannt, daß der Tod des tapferen Generals von Goeben den greisen Monarchen besonders tief erschüttert hat. In den Kriegen von 1864, 66 und 70/71 hat der Verstorbene sich durch sein Führertalent einen unvergänglichen Erden­ruhm erworben. Die genialsten, wenn gleich nicht die grö­ßeste Leistung des Verstorbenen war wohl die Führung un­serer Westfalen im Mainfeldzuge. Der Verstorbene hatte schon wegen zunehmender Schwäche um seinen Abschied gebeten. Es war jedoch nicht diese, sondern die Gesichts­rose, welche ihm das Ende bereitete.

Ueber die Verhältnisse Oberschlesiens hat in letzterer Zeit eine Kommission beraten, um der Regierung Vor­schläge für eine dauernde Besserung der dortigen Zustände zu machen. Bekanntlich ist Oberschlesien zwischen zwei Zollgebiete, das russische und österreichische, eingeschoben, wodurch das Aufkommen sehr erschwert wird. Das größte Uebel liegt jedoch auf sittlich=religiösem Gebiete, daß nämlich das Volk derartig dem Trunk, der Gleich­gültigkeit und Faulheit verfallen ist, daß auch Eisen­bahnen und staatliche Kulturen demselben nicht aufhelfen können. Was ihm fehlt ist der Zwang zum Guten; ob Regierung und Landtag dieses Heilmittel ihm bieten wollen und können, ist zu bezweifeln.

Aus Braunschweig wird berichtet: Ein eigentüm­licher Prozeß, der sich gegen den Herzog von Braun­schweig richtet, soll im Gange oder doch in Vorbe­reitung sein. Es handelt sich um nichts Geringeres, als um die Beanspruchung der Grafschaft Blanken­burg durch den Grafen Stolberg= Wernigerode. Worauf sich dieser Anspruch gründet, ist noch unbe­kannt. Graf Stolberg soll in Oberschlesien eine

13.

Besitzung von 140,000 Morgen angekauft haben Als Kaufpreis wird die Summe von 7 Millionen Mark genannt.

Aus Glückstadt wird vom 16. gemeldet, daß ein schwerer Sturm aus Südost, von heftigen Regen­güssen begleitet, ununterbrochen wüte und in Folge dessen die Marschen meilenweit unter Wasser stehen.

1483 ist Martin Luther gedoren. Die Stadt Eisenach hat den Gedanken gefaßt, den 400jährigen Jahrestag 1883 zu einem Jubiläum für das prote­stantische Deutschland und alle Protestanten der Welt zu gestalten.Die Wartburg mit der Stadt Eisenach bildet den Mittelpunkt einer solchen Weltfeier; hier war es, wo Luther als Schüler gelebt, wo er als Mann auf der Wartbung für die Vollendung seines Reformationsweekes die Bibel ins Dentsche übersetzt hat. Die Begründung eines Luther=Museums auf der Wartburg würde ein bleibendes Andenken sein und sich in würdiger Weise an das einzig auf der Wartburg dastehende Lutherzimmer anschließen. Oesterreich.

In Wien fand ein zahlreich besuchter deutsch=öster­reichischer Parteitag statt. Es ist auch Zeit, daß den Anmaßungen der vielen Natiönchen Oesterreichs entgegen­getreten werde. Die Herren Ungarn haben sich übri­gens eines Besseren besonnen und wollen die deutschen Schauspieler wieder spielen lassen. Sie hatten näm­lich gehört, der deutsche Kaiser wolle zum Besten der um ihr Brot gebrachten Bühnenkünstler in Berlin Theatervorstellungen genehmigen.

Die Vermählung des Kronprinzen Rudolf soll am 10.16. Februar stattfinden. Der Prinz Wilhelm von Preußen wird eingeladen werden.

Bestürzung und Schrecken herrschen von Neuem in Agram. Die Erdstöße hatten seit einigen Tagen aufgehört, die Bevölkerung hatte bereits sich beruhigt und frischen Mut gefaßt. Da erfolgten in der Nacht vom 15. zum 16. neue Erschütterungen, am heftigsten kurz nach 12 Uhr und um 4 Uhr 22 Minuten. Während des folgenden Tages hat kein neuer Erd­stoß stattgefunden.

Frankreich.

Sonntag fand die Prozeßverhandlung gegen die Klosterfreunde statt, welche am 5. November bei den

Jenseits des Oceans.

Von Otto Werner.

(17. Fortsetzung.)

21. Kapitel. Ueberrascht.

Die Wohnräume der Familie Emden waren heute mit besonderer Sorgfalt hergerichtet worden.

Die Spitzen der Gesellschaft sollte der Theetisch diesen Abend um sich vereinigen.

Familie v. Sonnenau mit ihrer Tochter, eine der reichsten und angesehensten Adelsfamilien, Frau Geheime Kommerzienrat Ibichenstein, berühmt wegen ihrer lokalpolitischen Kenntnisse, sonst gutmütig und eine angenehme Gesellschafterin, nur mit der einzigen Schwäche, eine besondere Vorliebe für ihren Titel zu hegen, die es sie übel vermerken ließ, wenn jemand sich verging, dasGeheimer einmal eigen­mächtig zu streichen. Dann die Berühmtheit des Tages, Herr Waltenberg, und ein neuer Ankömmling Namens Amberg, der erst seit kurzer Zeit in die Gesellschaft eingeführt worden war.

Ruth Emden hatte mit bangem Erwarten des Augenblicks geharrt, in dem Herr Waltenberg er­scheinen mußte.

Die Geladenen waren bezeits vollzählig erschie­nen, als endlich mit besonderem Nachdrucke Herr Waltenbeig gemeldet wurde.

Ein#twas erwartungsvolles Schweigen griff um sich.

Ruth erwartete mit bangem Gefühle und klopfen­den Herzens den Eintretenden die Sekunden schienen ihr bleischwer eine nach der andern zu verrollen sie warf noch einen letzten Blick in den Spiegel dann dann trat er ein.

Man erhob, verbeugte sich, höfliche Begrüßungs­formeln wurden gewechselt und bald hatte der An­kömmling mit meisterhafter Geschicklichkeit das Ge­sprächstema an sich gerissen und damit das Eis einer gewissen Verlegenheit von vornherein gebrochen.

Ruth hatte beim Knarren der Thüre nicht auf­zuschauen gewagt sie mußte sich zitternd mit der Hand auf die Stuhllehne stützen fast schien ihr Herz zu schlagen aufgehört zu haben sie war froh, daß sie sich aus dem Gespräche einen Augen­blick zurückziehen und sammeln durfte.

Jetzt wagte sie, fast schüchtern, ihren Blick auf den Eingetretenen zu richten, sie schlug ihre Augen auf und begegnete den spöttisch sie betrachtenden Waltenbergs erstaunt prallte Ruth mit ihrem Körper unwillkürlich zurück das waren ja tief schwarze, statt der erwarteten blauen Augen? wie erklärte sich das?

Waltenberg hatte sich an der Seite Brigittens niedergelassen.

In Ruth war indessen eine furchtbare Ahnung aufgestiegen, die sie vor diesem Menschen fast erbeben ließ. Sie betrachtete jetzt die Züge Waltenbergs genauer. Dieselben waren bunt durchfurcht, der ganze Gesichtstypus war ein anderer geworden; statt der blühenden Gesichtsfarbe, die sie vor Jahren an Ferdinand beobachtet, spannte sich hier eine graue, farblose Haut über das Gesichtsfleisch aus nein, das konnte der wahre Ferdinand Waltenberg nimmer sein, jetzt stand es mit unumstößlicher Sicherheit in ihrer Seele geschrieben. So wie dieser Mann aus sah, konnte Ferdinand nimmer aussehen, und wenn die acht Jahre des wildbewegtesten Lebens ihn noch so sehr verändert haben mochten

Sie fühlte ihre Brust durch diese Entdeckung von freudiger Hoffnung geschwellt warum? darüber war Ruth sich selber noch nicht des Wahren bewußt.

Sie brachte es jetzt sogar über sich, von Herrn Ambergs zart angebrachten Huldigungen sehr an­

genehm berührt zu erscheinen. Herr Amberg war ja auch eig freundlicher lieber Herr, an dem Ruth nichts auszusetzen hatte.

Sie begegnete bisweilen den Blicken der Frau Geheimer Kommerzienrat Ibichenstein, dieselben senkten sich mit einem Ausdrucke, als ob sie sagen wo ten: Ich werde nichts verraten, hin und wieder sah sie auch die schallhaft blitzenden Augen der

kleinen Inez auf sich gerichtet, auch diese thaten, als ob nichts geschehen, nur um die hübsch geschnit tenen Mundwinkel spielte ein Lächeln, das zu sagen schien: Ich habs ja längst gewußt!

Trotz alledem gewann Ruth noch die Zeit, den falschen Träger des Namens Waltenberg durch eine Wendung des Gesprächs, die sie geschickt einzuleiten wußte, herzlich in Verlegenheit zu setzen.

Man kam auch auf die vielen Erlebnisse und Abenteuer zu sprechen, deren Held der junge Wal­tenberg war.

Wie geht es Ihren Eltern, Herr Waltenberg? frug Ruth den eifrig Erzählenden, in ebenso auf­fallenden als unvermitteltem Ton.

Meine meine Eltern? Waltenberg war sichtlich in Verlegenhet gesetzt.

Es half aber alles nichts. Aller Augen hingen erwartungsvoll an seinen Lippen, die Frage hatte bis jetzt noch niemand aufgeworfen und ein jeder schien darum an dieselbe ein doppelt hohes Interesse zu haben, er durfte sich keine Blöße geben.

Eine plausible Antwort mußte er geben, alleine schon darum, um keinen Verdacht zu erwecken, den er vor Allem fürchtete.

Nach einer Pause, während der Waltenberg oder richtiger Malero, stumm dagesessen, legte der Aben­teurer seine Mienen in betrübte Falten.

Es sind traurige Erinnerungen, die die Malero machte wieder eine Pause und ein noch traurigeres Gesicht. Er mußte nachsinnen, was er über Waltenbergs Eltern wußte, innerlich fluchend, über diesen einen kritischen Punkt sich nicht besser

orientiert zu haben. Dann erwartete er eine Unter­brechung, die ihn vielleicht auf den ersten Weg hel­fen könne, allein die Gesellschaft verharrte in tiefem Schweigen, gleichsam als wollte sie seinen Schmerz ehren, und denselben nicht durch eine neugierige Frage wachrufen, trotzdem aber sehr begierig auf das, was sie erfahren sollte.

Inez bereitete sich schon auf die Schilderung eines blutigen Indianerüberfalles vor ähnlich die übrigen Anwesenden.

Jetzt erinnerte sich Molero, in Ferdinands Ta­gebuch gelesen zu haben, daß dessen Eltern auf einer Plantage im äußersten Westen ansässig gewesen seien.

Bereits hatte der Gefragte ein ganzes Lügen­gewebe entworfen.

Mit der Hand über die kummervolle Stirn streichend, gleichsam als ob er die hinter derselben ruhenden quälenden Gedavken verscheuchen wolle, hub er an:

Es mag gerade heute der zwgite Jahrestag ver

P

flossen sein, an dem sich dieses schreckliche mir ewig unvergeßliche Ereignis zutrug.

Die Stimme des Sprechenden verschleierte sich, die Brust atmete gepreßt. Man hätte eine Steck­nadel können fallen hören. Frau Emden drehte den Docht der Australllampe höher. Erwartungsvoll rückte die Gesellschaft näher zusammen. Spannung spiegelte sich in den Mienen wieder.

Ein schwerer Seufzer rang sich, schwach unter­drückt, aus der Brust des Erzählers. Meine Eltern, fuhr derselbe fort, hatten, als sie aus ihrer Heimat zogen, nur geringe Mittel zur Verfügung, ihre ganze Hoffnung beruhte auf der Gründung einer Plantage. Das gelang ihnen denn auch. Mit unermüdlichem Fleiße waren sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend thätig, den Boden mit einigen zu Hülfe genommenen deutschen Einwanderern zu bearbeiten. Ihre Mühen wurden belohnt. Bald hob sich die Plantage. De Felder trugen immere reichere Ernten ein, die ersparten Mittel wuchsen zu immer ansehn­licheren Beträgen heran, der Viehbestand mehrte sich von Tag zu Tag.

Nun haben in diesem Lande stets zwei verschiedene politische Parteien erbittert einander im Kampf gegen­übergestanden. Es war die demokratische und repu­blikanische. Mein Vater gehörte der ersteren mit Leib und Seele an, während im ganzen Distrikte rings­umher die Gegenpartei eine ausgesprochene Herrschaft ausübte. Mein Vater errang sich durch seinen eiser­nen Fleiß eine immer größere Bedeutung im politischen Leben, seine Unternehmungen glückten ihm, wo er sie auch nur anfassen mochte, so daß seine Person, die in geistiger Beziehung alle benachbarten Farmer überragte, durch den Hintergrund reichlich vorhande­ner materieller Mittel einen um so wichtigeren Ein­fluß besaß.

Das hatte sich bei einer stattfindenden Wahl recht augenscheinlich gezeigt, in der sein Einfluß und seine Beliebtheit, die er bei den kleineren Ansiedlern, sog. Squattern besaß, den Sieg auf seine Seite neigte.

Der Sprecher hielt etwas erschöpft inne, dann fuhr er jedoch bald wieder fort:

Unsere Nachbaren sannen auf Verderben. Wie mein Vater durch zuverlässige Freunde erfuhr, berieten diese in geheimen Zusammenkünften, auf welche Art sie sich des nachteiligen Einflusses meines Vaters er­wehren könnten. Die Unmenschen hatten beschlossen, Gewalt zu gebrauchen.

Schrecklich! sagte Herr v. Sonnenau, mächtige Dampfwolken aus der von Waltenberg ihm offerierten echten Havanna=Cigarre aufsaugend und von sich stoßend.

Es existierten damals geheime Verschwörungen,