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Nr. 182.
Donnerstag, den 11. August 1898.
30. Jahrgang.
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Organ für Stadt&a Amt
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet vierteljährlich inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. vorauszahlbar.(Im Posthebiet 2 Mk.)
Watlenscheid& Amr Kemendorf.
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Schriftleitung, Druck und Verlag von Carl Busch in Wattenscheid.
Telephon Nr. 181.
Englisch=russische Reibereien.
Die internationale Lage wird augenblicklich nicht mehr durch die Friedens=Verhandlungen beherrscht, bei denen Spanien wohl oder übel den von den Vereinigten Staaten vorgezeichneten Dornenweg gehen muß, während für die neutralen Mächte wenig oder nichts zu thun bleibt. Der russisch=englische Gegensatz ist es, der wieder einmal in der hohen Politik den Grundton angiebt. Verschiedene Ereignisse der jüngsten Vergangenheit haben den Britten deutlich vor Augen gerückt, daß die russische Politik an 3 Punkten gegen die englische im Vorschreiten ist. Nicht blos an den chinesischen Küsten, auch im Rothen Meer und am persischen Golf hat die geräuschlos arbeitende, durch kein Parlament und durch die russische Presse nie gestörte Diplomatie des Zaren, die immer Zeit, Geduld und Geld hat, eine neue Schachpartie eröffnet oder wenigstens für ein künftiges Spiel Steine ins Brett gestellt. Die Wirkung auf England ist, wie stets in solchen Fällen, ein Theatergewitter, dessen Blitzen und Donnern sich in mehr oder minder drohenden Leitartikeln der Londoner Blätter entladet. Die Drohungen bei Seite gelassen, bedeuten solche Artikel immerhin soviel, daß man sich in England über den Ernst der Lage und über die harte Nothwendigkeit, neue Demüthigungen einstecken oder zu den Waffen greifen zu müssen, nicht täuscht.- Alle Anzeichen weisen aber auch darauf hin, daß beides eingesteckt werden wird, die Demüthigungen so gut, wie das schon halb aus der Scheide gezückte Schwert. Die Frage:„Können wir gegen Rußland Krieg führen?" ist für die Engländer ungefähr gleichbedeutend mit der Frage: „Können wir Indien missen?" Denn die über kurz oder lang eintretende Folge des„Kampfes zwischen dem Elefanten und dem Walfisch" wäre einerseits die Vertreibung der russischen Flagge aus dem chinesischen, dem Rothem und dem persischen Meer, wie auch wohl von den Gestaden Kretas, andererseits aber der auf die Dauer unaufhaltsame Einmarsch dreifach überlegener russischer Streitkräfte in die indischen Provinzen. Freilich könnte sich dieser Einmarsch zu einem schnellen siegreichen Vorgehen nur dann gestalten, wenn die Petersburger Regierung vor blutigen Opfern nicht zurückscheute. Die eigentliche Erorberung und Pazifizierung Indiens wäre jedenfalls kein leichteres Stück Arbeit, wie die von den Amerikanern unternommene„Befreiung“ Kubas und der Philippinen. Und ähnlich wie Amerika müßte auch Rußland in dem angenommenen Falle, um nicht sein Ansehen in ganz Asien zu gefährden, viele werthvolle Kräfte für einen zweifelhaften Erfolg einsetzen. Im Hinblick auf die großen Verluste, die eine gewaltsame Einnahme Indiens auch für den Sieger sicherlich im Gefolge haben würde, ist ein Theil der englischen Imperialisten zu der Auffassung gelangt, man müsse Indien schlimmsten Falles für sich selbst sorgen lasse und schon jetzt darnach trachten, einen dort etwa eintretenden Ausfall an Reichthum und Macht durch Erfolge in Afrika zu decken. Der Sundafeldzug hat nach dieser Richtung ermuthigend gewirkt. Das bisher Gewonnene reicht aber bei weitem nicht aus, um schon einen Verzicht auf Indien möglich zu machen. Das weiß niemand besser als Lord Salisbury, und deshalb werden die englischen Schiffsgeschütze gegen Rußland vorläufig noch nicht losgehen.
Deutschland.
Berlin, 10. Aug. Die dem Gedächtniß Kaiser Friedrichs gewidmete Gedenktafel, welche von dem Verbande deutscher Kriegsveteranen für die Villa Zirio in San Remo gestiftet worden ist, wird am 18. Oktober d. J., dem 67. Geburtstage des Entschlafenen, in San Remo enthüllt werden.
— Es verlautet, der Besuch des Kriegsministers v. Goßler in den Krupp'schen Werken bei Essen sei auf Wunsch des Kaisers geschehen. Aus Anlaß des spanischen Krieges seien gerade bezüglich des Gebrauchs der Kanonen Erfahrungen gemacht worden, die bei Beschaffung des zukünftigen Kanonenmaterials benutzt werden sollen.
— Der Kreuzer„Deutschland“ mit dem Prinzen Heinrich am Bord ist am 10. Aug. in Korsakowskoi(Insel Sacchalin) eingetroffen und geht am 15. Aug. nach Alexandrowskoi.
— Gleich dem Fürstbischof von Breslau, Cardinal Kopp, hat auch der Bischof von Ermland, Dr. Thiel, der Familie des heimgegangenen Altreichskanzlers sein Beileid ausgesprochen.
— Die Vorbereitungen, welche nach der AusführungsAnweisung zum Ergänzungssteuergesetz für die Veranlagung spätestens in diesem Monat von dem Vorsitzenden der Veranlagungs=Kommission in die Wege zu leiten sind, werden zum erstenmale einer Veranlagung dieser Steuer für 3 Jahre zu Grunde liegen. Der 1. April 1899 ist der Zeitpunkt, an welchem die gesetzliche Besteuerung über 3jährige Veranlagungsfrist in Kraft tritt.
— Anfangs Oktober wird im Reichsjustizamt eine Sachverständigenkonferenz zusammentreten, um zu dem den einzelnen Herren vertraulich mitgeteilten Entwurf einer Revision des Urheberrechts Stellung zu nehmen.
— Die Errichtung eines Denkmals für Kaiser Friedrich in Charlottenburg, der Stadt, in welcher der kaiserliche Duldec den größten Teil seiner kurzen Regierungszeit residiert hat, soll jetzt zur Ausführung gelangen, nachdem die bisherigen Versuche nach dieser Richtung zu einem Ergebnis nicht geführt haben.
— Feldmarschall Graf von Blumenthal ist von hier abgereist, um zuerst seine westpreußischen Güter und dann Italien zu besuchen. Sein Gesundheitszustand ist wieder ein recht zufriedenstellender.
— Mit einer Reform der Eisenbahntarife wird sich, wie die„Voss. Ztg.“ als sicher annimmt, der neue preußische Landtag zu beschäftigen haben. Die Vorarbeiten seien im Verkehrsministerium schon in vollem Gange.
— Ueber die Innungsbewegung in den letzten 20 Jahren läßt sich eine Uebersicht auf Grund der nachstehenden Zahlen gewinnen, die vom Ministerium für Handel und Gewerbe geliefert sind. Am 1. Dezember 1878 gab es 6018 Innungen mit rund 150000 Mitgliedern, Ende 1888 zähire man 7424 Innungen mit 219 758 Mitgliedern. Am 1. Dezember 1890 bestanden 7823 Innungen mit 226049 Mitgliedern, deren Zahl 1894 auf 219 075 gefallen war. Am 1. Dezember 1896 wurden dann 7940 Innungen mit 224 956 Mitgliedern gezählt.
— Die„Verhandlungen über das kaufmännische Unterrichtswesen in Preußen“, welche am 31. Jan. und 1. Febr. d. J. auf Einladung des Gewerbe=Ministers von diesem mit be
rufenen Vertretern der größeren Städte einer Anzahl von Vertretern des Handels= und Gewerbestandes, den Leitern verschiedener hervorragender kaufmännischer Unterrichtsanstalten, den Vertretern der Hochschulen Aachen und Göttingen und den Commissaren des Finanz=, Cultus= und Handelministeriums gepflogen wurden, sind nunmehr in dem Verlag der Königl. Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin im Druck erschienen und somit in dankenswerther Weise auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht worden.
10. Aug. Fürst Herbert Bismarck hat
für die nächsten 14 Tage keine Adresse aufgegeben, damit er ganz der Ruhe und Erholung leben kann. Die Erregung, in der sich die Familienmitglieder vom Sonnabend nach der ersten erschreckenden Meldung von der beim Fürsten eingetretenen Pulsstockung, also von 2 Uhr Nachmittags an befanden, war unbeschreiblich, und welche Anforderung die auf den Tod folgenden Tage an die Widerstandsfähigkeit der fürstlichen Familie gestellt haben, wird auch der ferner Stehende ermessen können. Schweninger hatte in Uebereinstimmung mit ihm früher zugegangenen Weisungen den Tod des Fürsten um Mitternacht an den Kaiser telegraphiert. Die gemeinsame Anzeige des Hinscheidens seitens der 2 Söhne des Fürsten ist dem Kaiser am andern Morgen in Bergen zugegangen. Die Mitteilung, daß Se. Majestät nach Friedrichsruh zu kommen und dort 20 Minuten Aufenthalt zu nehmen beabsichtige, sowie der Wunsch, dem selbstverständlich entsprochen wurde, daß die Einsegnung der Leiche bis nachmittags nach Ankunft des kaiserlichen Besuches verschoben werden möge, traf in der Nacht zum 2. Aug. 1 Uhr ein. Mit der Rücksichtnahme, welche den allerhöchsten Herrn auszeichnet, hat der Kaiser es unterlassen, die Familienmitglieder zu der Trauerfeier in Berlin einzuladen, da er in den ersten schweren Tagen der Trauer eine solche Einladung an die Familie nicht ergehen lassen zu sollen glaubte. Es ist bei der Anwesenheit des Kaisers und des Gefolges in Friedrichsruh nicht davon gesprochen worden, aber der Kaiser hat bei der Verabschiedung zum Grafen Rantzau in gnädiger Weise geäußert:„Nun werden wir aber doch unsere Trauerfeier in Berlin haben.“ Der Architekt, welcher den Bau der Gruftkapelle, in der die Leiche des Fürsten Bismarck beigesetzt werden soll, übernommen hat, ist am Sonntag in Friedrichsruh gewesen und hat versprochen, den Bau möglichst zu beeilen. Selbstverständlich hat er aber einen endgültigen Termin für die Vollendung desselben vorläufig noch nicht in Aussicht stellen können. Die Zahl der Trauerkränze, die in Friedrichsruh eingetroffen sind, hat heute 1200 überschritten und noch immer treffen neue ein. — Nachdem Graf Wilhelm Bismarck nach Königsberg abgereist ist, verläßt heute Fürst Herbert Bismarck Friedrichsum eine längere Erholungsreise anzutreten. Die Bestimmungen über den Mausoleumsbau sind jetzt getroffen, und der Bau wird unverzüglich in Angriff genommen. Unter den fürstlichen Dienerschaft herrscht gedrücktefte, theilweise verzweifelte Stimmung, ds dem gesammten Haus= und Stallpersonal zum 1. October der Dianst gekündigt worden.
10. Aug. Der Kronprinz und Prinz Eitel Fritz sind Nachts 12,10 Uhr von Wichelmshöhe nach Plön abgereist.
Münster, 10. Aug. Gestern mittag fand im Lortzingtheater eine großartige Trauerkundgebung#### Fürst Bismarck
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Speaiat=Adtbelug für Nerren=Cutection.
Wir hatten Gelegenheit, einen großen Posten modefarbener Framem
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einzukaufen und offeriren dieselben zu dem außergewöhnlich billigen Preise„
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Wattenscheid.
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